Beiträge von IUNO

    Innereien machen dick. Das dachte Iuno, als sie dem Opfer der Sterblichen zusah. Erst vor kurzem hatte ihr Mann, der große Iuppiter, eine kleine Bemerkung über ihre Hüften fallen gelassen. Dass dessen Waschbrettbauch immer mehr zu einem Waschbärbauch mutierte, das übersah der große Chef natürlich großzügig. Männer...


    Und genau aus diesem Grund nahm das Feuer die Innereien nur zaghaft an. Aber in unregelmäßigen Abständen züngelte eine Flamme hinüber zum restlichen Schwein. Iuno hatte eine unbändige Lust auf ein zartes Filet Mignon...

    "Ooch, ist der Kleine niedlich. Denkt an seine Mutter... wie süß von ihm." entfuhr es Iuno, als sie dem jungen Sterblichen zuhörte.


    Sehr interessiert kam sie näher, wartend, was nun folgen wollte.

    Bei ihrem täglichen Rundgang (Iuno wollte trotz oder gerade wegen ihrer Migräne wissen, ob die Sterblichen ihr endlich im richtigen Maße huldigten, so wie es sich für Sterbliche gehören sollte) kam sie, eigentlich eher zufällig und vollkommen unmotiviert, auch hier vorbei.


    Das was sie da hörte, liess sie erschaudern. Herzzerreissend. Wirklich herzzerreissend. Iuno hatte selten solch merkwürdige Menschen gesehen. Als sie jedoch auf ihre Liste - DIE Liste - blickte, änderte sie ihre Meinung sofort. Merkwürdig? Nein, das war noch viel zu minder. Sie schüttelte den Kopf und hätte ihnen noch einen Vogel gezeigt, wenn sie nicht unsichtbar gewesen wäre.

    Angeekelt rümpfte Iuno die Nase, wie immer wenn ihr Bruder auftauchte und sein ganz eigenes olfaktorisches Flair verströmte. Widerlich, allerdings fiel ihr bei der Gelegenheit das passende Saturnaliengeschenk für ihren Bruder ein. Ob das "Kühle Wasser" von Davidius das richtige wäre?


    "Oh nein, das lässt ihr schön bleiben! So einen Saustall wie damals werde ich nicht mehr aufräumen lassen. Und jetzt macht euch an die Arbeit. Und ich... ich lege mich erst einmal hin." Sprach die oberste aller Göttinnen und schwebte dahin zu ihrem wohlverdienten Nickerchen.

    Iuno konnte ein Seufzen nicht verkneifen. Als ob man sich doch um alles selber kümmern musste.


    "Aber natürlich sollst du! Aber was bei allen Fluten des Tibers meinst du mit Togamännchen... ach, es ist mir eigentlich auch egal. Ich will, dass der Fleck da wegkommt, der Platz gereinigt wird und viele, viele Bemühungen der Sterblichen. Wehe, das Opfer nach der Reinigung ist mir zu minder! Und rede gleich mit Pluto, dieses unwürdige Nichts von Sterblichem, der es gewagt hatte, diesen Platz zu verunstalten, der soll in den Tartarus kommen."

    Iuno und Minerva sahen sich beide an und rollten mit den Augen.


    "Mein liebster Mann, der Ochse wurde tatsächlich zu deinem Opfer erschaffen." berichtigte sie die Worte ihres Göttergatten, bevor auch sie sich dem Opfer zuwandte. Minerva und sie waren sich einig, keine Kuh war fehlerhaft.

    Gerade hatte sie sich ihre Hand im den eisigen Gefilden des Nordmeeres abgekühlt (Götter und Göttinnen sind ja nicht in gleichem Maße wie Sterbliche an Ort und Zeit gebunden) und wollte ihre Stirn und Schläfen befeuchten und deren Hitze nehmen, um ihre ach so großen Schmerzen zu lindern, da sagte ihr Sohn etwas ganz erstaunliches. Nicht, dass er sich tatsächlich darum kümmern wollte, denn davon ging Iuno aus, das hatte sie ihm ja auch deswegen angeschafft, dass er es tat, nein, die Worte danach erregten ihre Aufmerksamkeit.


    "Wie bitte? Was hast du gesagt? Togamännchen? Rom?" Entweder war ihr Junge von Sinnen oder ihre Anfälle hatten mittlerweile eine Dimension erreicht, die ein Besuch bei Äskulap dringlich machten.

    Vor dem Erfolg hatten die Götter den Schweiß gesetzt und Iuno war diesbezüglich keine Ausnahme. Selbstverständlich wusste sie vom Wunsche des Mannes nach einem Erben und sie erinnerte sich auch an die Sterbliche, die ihren Beistand erbeten hatte. Iuno war zudem beeindruckt von der Mühe, die sich die Frau gab, um ihren Herrn zu gefallen.


    Und doch erfüllte sich sein Wunsch nicht. Nicht an diesem Abend.

    Ob diese Sterblichen magische Kräfte hatten oder es sich nur so sehr wünschten, ein gemeinsames Kind zu bekommen? Das würde niemand erfahren, und es war auch einerlei. An diesem Abend wurde neues Leben gezeugt, ein Kind der Liebe, das diese Familie komplett machte.


    Ob es ein strammer Sohn oder eine hübsche Tochter wird... das hingegen wusste nur Iuno alleine.

    Zitat

    Original von Centurio Sextus Saufeius Simplex
    "Bei Iunos Titten, ihr schlaft ja bald ein ! Und was bei Iuppiters Arsch macht unser verfluchter Flankenschutz !!"


    Also jetzt hatte Iuno die Nase gestrichen voll. Lange genug hatte sie das durchgehen lassen und oft genug musste sie sich von ihrem Sohn sagen lassen, dass solch eine Sprache unter Soldaten nicht nur gewöhnlich, sondern meist auch so gewollt ist. Aber was zuviel ist, ist zuviel! Was maßte sich dieser gewöhnliche, dreckige, stinkende Sterbliche an, über ihren Busen zu sprechen? Und dann auch noch mit diesem ordinären Wort "Titten". Wie widerwärtig. Und diese unflätige Bezeichnung über das Hinterteil ihres Mannes. Nein, diesem Wicht musste eine Lektion erteilt werden!


    In ihrer Göttlichkeit und Weisheit entschied sie sich für ein wunderbar einfaches, aber dennoch grausames Mittel. In Zukunft würde dieser Sterbliche immer dann, wenn er von der Wollust gepackt würde, seine Gedanken nicht von seiner Mutter abwenden können, einer unglaublich hässlichen wie dominanten Frau. Dies würde es ihm mit der Zeit unmöglich machen, seiner Lust Ausdruck zu verleihen, geschweige denn es bis zum gewünschten Ende genießen zu können.

    "Oooh, es hämmert, es hämmert, es hämmert..." Mit den Fingerspitzen trommelte sie sich sanft an ihre Schläfen, exakt im Takt zu ihren Worten. Denn am liebsten hätte Iuno den Bengel gleich hingejagt, so als ob Mars selbst für den Selbstmord verantwortlich wäre. Nur war er das nicht - Iuno war schon ganz versucht "leider" zu sagen - also beschränkte sie sich auf eine hinweisende Geste.


    "Dort unten. Sieh dir diese Schweinerei an. Als ob ich nicht schon genug zu tun hätte. Was das wieder für ein Aufwand wird, das reinigen zu lassen. Schrecklich, schrecklich! Jetzt steh da nicht rum, tu etwas! Und wenn du schon dabei bist, dein Zimmer gehört auch mal wieder aufgeräumt."

    Das war aber wieder typisch für ihren Sohn. Oh, wie sie diese Fernkommunikation hasste, deswegen wurde ihre Stimme gleich eine Spur schärfer.


    "Was soll das heißen, du kannst jetzt nicht? Wie redest du denn mit deiner Mutter!? Hör auf mit deinen Soldaten zu spielen und komm auf der Stelle hierher, sonst zieh ich dir die Ohren lang!"

    Iuno, die Göttermutter, war schlecht gelaunt. Es gab keinen besonderen Grund, es kam einfach verschiedenes zusammen, und Iuppiter, ihr Göttergatte... ach, sie wollte gar nicht mehr daran denken. Und gerade als sie ihr wohlverdientes Nickerchen machen wollte, da wurde sie von einem unerträglichen Geschrei aufgeschreckt. Ohnehin schon genervt, schwebte sie zur Curia Iulia hin, von dort hatte sie ja die Aufregung gehört.


    Sie sah die Bescherung. Und ihre Laune besserte sich keineswegs. Eher im Gegenteil.


    "Das darf doch wohl nicht wahr sein! Weiss dieser kleine Wurm von Sterblichem nicht, wie schwer es ist Blutflecken aus Marmor zu bringen? Musste er gerade hier sterben? Konnte er sich nicht einfach zu Hause die Pulsadern aufschneiden, so wie jeder andere zivilisierte Mensch auch?


    MAAAAAARS! Junge, wo steckst du?"

    Und wieder kam ein Ruf an die Ohren der Göttin heran. Überrascht war sie nicht, die Bitten der Sterblichen waren ohnehin immer die gleichen. Nur in ganz seltenen Fällen wurde sie um Unfruchtbarkeit gebeten, doch das traf hier auch nicht zu. Die junge Sterbliche war schon gegangen, so sah diese nicht, wie die Flammen eine der Blumen erreichte und diese verbrannte...

    Es erstaunte Iuno immer wieder, wie schnell manche Sterbliche zum Akt der Liebe kommen konnten. Sieht man vom vermutlich ältesten Gewerbe der Welt ab, war diese Begegnung vermutlich eine jener mit der kürzesten Anlaufzeit. Sie zuckte mit den Schulter, gab es doch hier nichts zu tun. Sie hatte zwar überlegt, ob hier draus ein Kind entstehen sollte, doch entschied sie sich aus einer Laune heraus dagegen. Nicht hier und nicht heute.

    Iuno freute sich immer über süße Kuchen, vor allem dann, wenn ihr Göttergatte sie (wieder einmal) zur Weißglut gebracht hatte. In solchen Situationen tut ein Kuchen dann der Seele einfach gut. Von eben jener Süßigkeit naschend hörte sie sich das Anliegen der Sterblichen an, bis sie die Rosen sah.


    "Blumen! Oh, wie entzückend!" Mit entzücktem Gesichtsausdruck nahm sie eine der Rosen an sich und roch daran. Dann widmete sie sich wieder der Sterblichen. Sie will also schwanger werden und dafür göttlichen Segen haben, nun denn, so soll es sein. Mit wohlwollendem Auge blickte Iuno auf die Sterbliche, und ein Gefühl der Zuversicht erfüllte Salambo. Ohne Fleiß zwar kein Preis, aber Iuno wird den Schoß der Frau nicht verschließen.

    Laut schnatternd standen ihre Freundinnen Tellus und Ceres um Iuno herum, Ceres hielt ihre neueste Kreation unter ihre Nasen, so ein schreckliches Ding mit viel gequetschtem Getreide und getrockneten Trauben, zusammengehalten von Honig, sie nannte es Müsliriegel. Furchtbar.


    "Ist das wieder eine Liebeshochzeit?"
    "Ich glaube, das nächste Mal probiere ich es mit Früchten. Getrockneter Apfel macht sich sicher gut darin."
    "Jetzt hör doch mal auf mit diesem Riegel, Ceres. Der macht doch nur dick."
    "Macht er nicht!"grummelte Ceres.
    "Ich weiß es nicht, ob es eine Liebeshochzeit ist." beantwortete Iuno die Frage von Tellus.

    "Wahrscheinlich eh nicht. Die in der Hohen Gesellschaft haben doch nie Liebeshochzeiten."
    "Daff ftimmt." antwortete Ceres mit vollen Backen.
    "Dann stört es sicher nicht, wenn es keine gute Ehe sein wird."
    "Wie bitte?"
    "Du weisst ja ganz genau, dass Divorcius ohnehin schon schlecht drauf ist. Du solltest ihn nicht noch mehr verärgern."
    "Als ob es mich kümmern würde, wenn der Gott der Scheidung einen schlechten Tag hat."
    "Follteft du aber."Ceres hatte wieder einen Riegel reingeschoben.
    "Richtig. Und du bist mit deiner Quote weit hinten. Wenn du nicht dazusiehst, wirst du in diesem Jahr nicht die erforderliche Anzahl erfüllen. Und dann ..."
    "Ich weiss, ich weiss..."
    "Ähm dürfen wir auch etwas sagen?"
    "Nein."
    antworteten alle drei gleichzeitig zu Pilumnus, der zusammen mit Picumnus nur als Randfiguren der göttlichen Szenerie wirkte.


    Iuno seufzte, es musste anscheinend sein. Und obwohl es ihr widerstrebte, ließ sie einen schwarzen Knoten in die Eingeweide platzieren, an der Leber.

    Ob die Männer je erfahren werden, welche Schmerzen sie den Frauen antun? Vermutlich nicht. Genauso wenig wie der junge Mann da, der wohl darauf brannte, seine Umwelt mit Geschrei zu erfüllen. Doch vor der Erleichterung der Frau haben die Götter, auch Iuno, die Pein gesetzt, um die Sterblichen daran zu erinnern, dass jedes Kind ein Geschenk ist und keine Selbstverständlichkeit.


    Auch hier wird die Frau Schmerzen haben und das nicht zu knapp. Doch wird sie aufgrund ihrer Erfahrung wissen, dass es ein Ende haben und sie es gut überstehen wird. Auch das Kind wird gesund sein, doch ob er das Erwachsenenalter erreicht, das entscheidet nicht mehr Iuno, dafür müssen nun die Eltern Sorge tragen, die in diesem Moment um ein Kind reicher wurden.