Beiträge von Pollux der Gallier

    Pollux scheuchte 4 Angestellte weg, welche im Innenhof mit Gladius, Keulen, Dolchen und kleinen Rundschilden übten. Diese verschwanden schnell durch eine Türöffnung.


    "Keine Sorge. Alles Verwandschaft von mir. Die Sicherheit meiner Gäste liegt mir am Herzen. Roma ist eine schlimme Stadt. Ich treffe halt Vorsorge. Hier werden Frauen auf der Rostra niedergestochen, weil sie als Quaestorinnen arbeiten wollen anstatt einfach nur den Haushalt zu führen. Die Wahl der Mittel gewährt ja tiefe Einblicke auf die römische Einstellung zu diesem Thema." erklärte Pollux und machte eine einladende Geste zur Platzwahl.


    Der Innenhof besteht aus etlichen Klienen und kleinen Tischen, welche durch Pergolas mit Schlingpflanzen und einer Vielzahl von Topfpflanzen, wie auch geflochtenen Trennwänden, optisch und akkustisch voneinander getrennt waren. Die Trennwände harmonisieren mit den Pflanzen und den Sonnensegeln, welche die Klienen überspannen und so die Gäste vor Sonnen und Regen schützen. Räucherbecken sorgen für angenehme, aber dezente Wohlgerüche.
    Dabei sind die Klienen allesamt so positioniert, daß man zwar eine gewisse Intimität genießt, aber dennoch einen Blick auf einen kleinen Runden Platz in der Mitte des Innenhofes hat. Dieser Platz ist etwas vertieft, wie eine Mulde, und hat einen Durchmesser von gut 3 1/2 Schritt.


    "Eine Art Miniaturarena für Hunde- und Hahnenkämpfe, die wir zu veranstalten gedenken. Wenn ihr es wünscht, kann ich auf die Schnelle etwas organisieren." erklärte Pollux bereitwillig.


    Er wartete bis die Gäste sich einen Platz ausgesucht hatten.


    "Ein festes Tages- bzw. Wochenmenue habe ich heute nicht vorbereitet. Nach was gelüstet es Euch denn? Vielleicht bekomme ich ja was ohne Vorbereitung gezaubert, wobei besondere Extrawünsche wie "Strauss a la Imperator" oder "gegrillter Elefant auf Savannengras mit Preiselbeeren und Rüben" vorab angemeldet werden sollten."


    Pollux lachte schallend.

    "Mir geht es gut. Ich verspüre so etwas wie ein Prickeln, wenn ich mal wieder richtig an der Herdstelle stehen kann.
    Africanische Provinzen? Syrien, Damaskus, Ägypten, Mauretanien und so? Pah! Mach mal eine Dienstreise nach Lutetia und Gallien, wenn du was Gescheites sehen willst."


    Er musterte den Senator freundlich.


    "Angenehm Senator! Ich bin Pollux der Gallier, bester Koch des ganzen Imperiums, berühmter Acta-Koch und freier Gallier. Aber keine Sorge, ich koche auch für Senatoren und meine Dienste sind trotzdem noch bezahlbar."


    Er wandte sich wieder an Lucilla.

    "Also unsere Eröffnung ist erst nach der nächsten Ausgabe der Acta, aber hungrig geht mir niemand aus dieser Taberna. Ich werde schon ein Häppchen für Euch hinbekommen. Wollt Ihr ein lauschiges Hinterzimmer für 2 Personen für Euch? Oder lieber einen Tisch hier im Hauptraum? Als einzige Gäste habt ihr freie Wahl. Alternativ haben wir auch noch Tische im Innenhof. Die sind halt draussen, aber unter den Sonnensegeln ist es angenehm schattig und es geht ein leichter Wind. Der Nachteil ist, daß Euch keine Schilde schützen und der Himmel Euch auf den Kopf fallen kann."


    Pollux wies mit der Hand auf die großen gallischen Schilde, die überall an der Decke angebracht waren und Teil der Innenausstattung waren.

    Der geflügelte Bdienstete wandte sich in schwerem Dialektlatein an die beiden Gäste.


    "Salvete! Es tut mir leid, aber wir haben noch nicht geöffnet. Wir befinden uns in der letzten Phase der Renovierung für die Neueröffnung ..."



    Der Bedienstete wurde durch eine gewaltige Stimme unterbrochen, die aus der Küche durch den Raum schallte.


    "LUCILLA? BEIM TEUTATES! Die kleine Decima Lucilla? Mädchen, was bist du hübsch geworden. Da möchte ich glatt noch mal 20 Jahre jünger sein. Nein, sagen wir 10 Jahre. Oder 5 reichen auch. Was verschlägt dich denn aus Tarraco nach Roma? Aber komm doch erst mal richtig ein mit deinem Begleiter."


    Pollux watschelte schnell mit einem gewaltigem Kochlöffel und Schürze aus der Küche in den eigentlichen Tavernenraum.

    Pollux hängte grummelnd den Aushang auf. Nun musste er schon für Callidus durch die Gegend rennen, nur weil der unbedingt in diese Factio von Kostverächtern hinein musste! Nichtmal einen ordentlichen Koch können die sich leisten, aber große Spiele richten sie aus. Beim Teutates!



    Die
    Factio Veneta
    präsentiert


    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/Equirria_Plakat.jpg]


    am
    PRIDIE ID MAR DCCCLVI A.U.C.
    (14.3.2006/103 n.Chr.)

    auf dem
    Campus Martius, Roma

    "Na gut, ich gebe mich geschlagen. Beim Teutates! Wie die Jugend heute knallhart verhandelt. Obgleich ich gar nicht wissen will, wie sehr ich für diesen Handel geschimpft bekomme. Und so reich ist die Gladiatorenschule auch nicht. Die haben ja kein regelmäßiges Einkommen. Ich selbst habe schon seit Monaten keinen Lohn mehr bekommen. Ohne die Acta wäre ich schon längst Pleite." brummte Pollux, dem der Gedanke mit mehr Essen gut gefiel.



    Lucidus von Tarraco, der häßlichste Hund des Imperiums, hob den Kopf.
    WURST! Lucidus war sich sicher, daß er das Wort Wurst gehört hatte.

    "5% des Kaufpreises? Beim Teutates? Verdient man als römische Staatsbedienstete so schlecht, daß man einen armen alten Gallier über den Tisch ziehen muß. Man armer Hund wird verhungern müssen. ZUmal ich in der Gladiatorenschule ohnehin so schlecht bezahlt werde. Bestenfalls 2% und alle 2 1/2 Lieferungen eine Option."


    Pollux macht die kleine, mickrige Obstschale platt, die ja ohnehin eher nur Dekoration war. Sein Bauch gibt ein Grummeln von sich, bei dem der Hund den Kopf hebt und sich umschaut, bevor er sich wieder schlafen legt.

    "Eine Option pro Sendung? Das ist extrem viel. Sagen wir alle 3 Lieferungen, denn die Ware hat ja auch immer eine unterschiedliche Quälität. Und nicht jedes Gewürz passt zu jedem Gericht."

    "Ich denke eine Rennbahn zum Üben und ein paar Stallungen können problemlos bei der Gladiatorenschule in Tarraco gebaut werden, zumal wir im Frühjahr ohnehin umfangreiche bauliche Maßnahmen vornehmen werden.


    Und ich wette die Küche in diesem Haus ist erbärmlich."


    Pollux wendet sich ab und geht die Küche suchen.

    "Der Transport ist doch ganz einfach, quasi das Einfachste an der Sache überhaupt. Die öffentliche Post! Die Ware wird als Frachtgut für 50 Sesterzen aufgegeben und in Rom wird extra für diesen Fall dann so eine Wertmarke bei der Post eingekauft."

    Pollux verzog das Gesicht und hob die Hände zum Himmel.


    "Beum Teutates! Was für eine Esskultur. Wie grausam lässt du Roma zu Grunde gehen. Tse tse tse."


    Pollux wandte sich den Anwesenden zu.


    "Natürlich könnte ich hier und heute ein Essen kochen, sofern dieses Haus überhaupt über eine akzeptable Küche verfügt, es die richtigen Zutaten gibt, fähige Helfer, die notwendigen Kochuntensilien. Aber ist die der Weg mit dem die Factio Veneta Wagenrennen gewinnen möchte? Mein Herr hat Interesse an den bisherigen Planungen und Umsetzungen. Die Factio Aurata unter Decimus Meridius hat in Hispania bereits das Training aufgenommen. Gerüchte und Augenzeugen besagen, daß er bereits die optimale Zusammenstellung von Gespannen austestet. Und den Proconsul als Geldgeber für den eigentlichen Wagen gewonnen hat. Die Arena in Tarraco steht ihm für Trainingsfahrten zur Verfügung und er hat auch schon Fahrer angeheuert, die sich bereits körperlich in Form bringen und mit den Pferden beschäftigen. Und ich bezweifele, daß das Kochen eines Essens uns hier sonderlich weiter bringt."

    Mit einem unzufriedenen Brummen nahm Pollux zur Kenntnis, daß Decima Lucilla offensichtlich mit dem Geschäftlichen nich bis zum Nachtisch warten konnte. Beim Teutates! Frauen halt.


    "Na gut, zum Geschäft. Es geht um folgendes ..."


    Pollux beugte sich etwas vor und schielte noch einmal zu dem Sklaven, ob dieser lange Ohren machen würde. Er hatte immerhin in Hispania Gerüchte gehört, daß alle Sklaven im Hause Decima lange Ohren für ihren Herren Decimus Meridius machen würden. Und wenn er sich diesen Sklaven so ansah, dann fand er, daß dieser so einen typischen neutralen Spion-Gesichtsausdruck hatte. Das Gesicht des Sklaven zeigte keine Regung. Sehr verdächtig! Beim Teutates!


    "[SIZE=7]Wisper wisper wisper ... ohne ... wisper wisper wisper ... Würze ...wisper wisper wisper ... kein ... wisper wisper wisper ... Gericht ... wisper wisper wisper ... kaufen ... wisper wisper wisper ... Hispania ... wisper wisper wisper ... Vertrauen ... wisper wisper wisper ...Geld ... wisper wisper wisper [/SIZE]


    Ja, so sieht der Plan aus. Na, was denkt Ihr?"


    Pollux hielt dezent Ausschau nach dem Hauptgericht.

    Pollux der Gallier betrat den Versammlungssaal der Factio Veneta. Mit seiner Masse konnte man ihn kaum übersehen. Aufmerksam, aber dezent, musterte er die anwesenden Damen und Herren und versuchte heraus zu finden, wer hier wichtig war und wer etwas zu sagen hatte.


    "Salvete meine werten Dame und die Herren! Mein Name ist Pollux der Gallier, Küchenmeister der Gladiatorenschule Gloria et Honor in Hispania und bekanntester noch lebender Koch des ganzen Imperiums. Der ein oder andere hat vielleicht schon meine Rezepte in der Acta gelesen. Ich bin im Auftrag des Herren unterwegs. Also meines Chefs, dem Lanista Horatius Callidus. Dieser möchte anfragen, in wie weit er als Mitglied hier seine Hilfe und Ressourcen anbieten kann. Leider läßt die Schule keine Zeit persönlich in Rom vorbei zu kommen. Also hat er mich geschickt, zumal ich in diesem Bereich ohnehin mehr Ahnung habe."

    Pollux bediente sich. Der Koch hatte vermutlich den Gast mit übervollen Platten beeindrucken wollen, um den Wohlstand der Gens Decima zu demonstrieren, aber bei Pollux kam der Inhalt der Schüsseln und Platten bald an die Grenze. Wer 140kg bei 160 cm wog, der konnte schon etwas vertilgen. Pollux achtete darauf, daß für Lucilla genug übrig blieb (an der ja auch nichts dran war. Ohnehin schienen alle Römerinnen viel zu dürr zu sein) und verschnabulierte anschließend die Reste. Pollux lehnte sich zurück.


    "Mein Kompliment an den Koch, die Vorspeise war akzeptabel."

    Pollux gab Lucidus von Tarraco zu verstehen, daß er sich setzen sollte, was dieser artig tat.
    nachdem er etwas getrunken hatte, begann er zu sprechen.


    "Von Spartacus haben wir leider noch nichts gehört. Er weilt immer noch in Griechenland und die dortige Erbangelegenheit weitet sich immer mehr aus und scheint auch immer unschöner geführt zu werden. Mit Bestechung, Dolch und Worten UND Anwälten! Pah! Beim Teutates! Was für eine Unsitte. Es geht wohl um irgendeine Cousine mütterlicherseits von seinem Vater. Komplizierte Angelegenheit.


    Die Augusta weilt gerade in Tarraco und alle sind furchtbar aufgeregt gewesen. Also das kann ich gar nicht verstehen. Zugegeben, sie sieht sehr gut aus, aber viel zu dünn für meinen Geschmack. Und was da erst an Praetorianern herum gelaufen ist und die Leute konfus gemacht haben. Natürlich alles aus Gründen der Sicherheit, als ob sich jemand an der Kaiserin vergreifen würde, wenn man doch andauernd den Kaiser als potentielles Attentatsopfer bei den Spielen zu sehen bekommt. Außerdem hatten alle furchtbare Angst vor Ihr und fürchteten in Ungnade zu fallen. Alle wichtigen Politiker und hohen Staatsdiener gaben sich die Ehre. Auch Decimus Meridius war da, dabei soll der doch angeblich in Germania eingeschneit sein. Das kann aber ein Irrtum meinerseits sein. Vermutlich ein Verwandter, der ihm nur ähnlich sieht. Die Gens Decima ist ja groß. Dazu viele Gäste. Selbst Callidus tauchte dort auf, nachdem der Proconsul ihn 2x gebeten hat. Callidus hat nicht viel an solchen Anlässen. Das Essen war aber ganz gut, das muß man dem Organisator lassen. Er hat eine gewisse Kreativität für einem Römer gezeigt. Aber trotzdem noch kein Vergleich zu gallischen Küche. Ach ja, es gab wohl einen skandalösen Zwischenfall mit einem Mitglied der Gens Pompeia, der sich ungebührlich gegenüber der Kaiserin oder eines ihrer Hofbeamten benahm. Aber das habe ich nicht richtig mitbekommen. Ich lag ja nicht auf den Klienen bei den hohen Herren und Damen.


    Agrippa plant zu heiraten, aber der Termin schiebt sich immer weiter raus. Es gibt einige neue Gesetze in Tarraco, bei denen die noblen Bürger zum Aufbau der Provinz zahlen. Callidus sucht eine Frau für Toxis, der meiner Meinung gar nichts davon wissen will und seinerseits eine Frau für Callidus sucht.


    Und Callidus hat ein geschäftliches Anliegen, das er mit Decima Lucilla abwickeln möchte und wozu ich ermächtigt bin die Verhandlungen zu führen. Vertrauliche Geschäfte."


    Pollux wirft Ambrosius einen Blick zu und brummt.
    "Mein Hund müßte mal Gassi gehen."

    Dem hat man den Honig auch in den Arsch geblasen, dachte sich Pollux. Vielleicht sollte man dem mal eins mit der Bratpfanne auf die Nase geben, die er hoch im Wind trug.
    Seine Sandalen waren sauber, denn er hatte eine Sänfte benutzt und seine Kleider ließen auch auf eine gehobene Stellung schließen. Bester Stoff, bester Schneider, nur halt eine Stoffmenge für ein Zelt.


    Pollux setzte seine 140kg in Bewegung und betrat das Gebäude und wartete darauf, daß man ihn führte.

    "Mir geht es sehr gut, werte Dame. Die Reise war akzeptabel. Nur die Sänftenträger haben von Ostia nach Roma andauernd geschwächelt. Und die neuen Träger hier in Roma haben auch keien Ausdauer. Als ich noch jung war, haben 2 Träger so eine Sänfte alleine getragen. Aber heute ...


    Ich bin sehr froh Euch direkt zu treffen, denn ich komme im Auftrag von Horatius Callidus, welcher ein wichtiges geschäftliches Anliegen an Euch hat. Ich bin ermächtigt alle notwendigen Verhandlungen zu führen. Aber ich würde vorschlagen, daß wir das bei einem kleinen Geschäftsessen besprechen. ich kenne ein paar gute Tavernas in Roma, wo die Portionen sehr groß sind, die Preise bezahlbar und in meiner Begleitung bekommt man auch kein Rattenfleisch als Kalbfleisch vorgesetzt. Nur, sofern Ihr Zeit habt."

    "Ich bin Pollux der Gallier, Küchenmeister der Gladiatorenschule Gloria et Honor in Hispania und bekanntester noch lebender Koch des ganzen Imperiums. Allerdings bin ich unter anderem im Auftrag meines Chefs, dem berühmten Lanista Horatius Callidus hier und wünsche den Leiter der Factio unverzüglich geschäftlich zu sprechen."

    Die Sänfte mit Pollux erreicht die Tür der Casa Decima Mercator. Pollux steigt aus und watschelt mit Lucidus von Tarrco zur Tür und klopft laut an.


    Seinen 2 Begleitern und den Kampfhunden gibt er ein Zeichen zurück zu bleiben.


    Während er wartet wirft er einen Blick auf die sichtlich erschöpften Sänftenträger. Schwächlinge, denkt er sich. In seiner Jugend, der guten alten Zeit, hätten die nicht so gestöhnt, wenn sie man eine kleine Sänfte durch Rom tragen mußten.


    Pollux zupfte seine Bekleidung noch einmal zurecht, an der nichts auszusetzen war und rückte den dicken Tragebeutel mit den Schriftstücken, Vollmachten und dem Geld zurecht.