Beiträge von Manius Vesuvius Flavian

    Obwohl die Entscheidung des Offiziers angemessen war und ich während des Marsches ohne das Gewicht der Kampfausrüstung große Erleichterung spürte, empfand ich gleichzeitig wenig Freude, sondern eher Scham. Mein erster Marsch und ich hing durch. Dabei hatte ich anfangs so große Ziele.


    Ich würde mich also in Mantua vom Legionsarzt durchchecken lassen, auskurieren und sicher wieder mit gestärkten Kräften erneut einsteigen. Mein Ziel war klar umrissen und ich würde es angehen, allen Widerständen und Widersachern zum Trotz.


    Verbissen kämpfte ich gegen die Schwäche an…

    Lieber hätte ich mir die Zunge abgebissen, als zugegeben, dass ich am Ende war. Frei nach dem Motto: Was einen nicht umbringt, macht einen stark, richtete ich mich auf, drehte mich um und salutierte.


    „Centurio, ich fühle mich dazu in der Lage und erbitte keinerlei Sonderbehandlung.“ Es wäre einfach zu peinlich. Irgendwie musste ich da jetzt durch.

    Das Lösen der Seile an den Pila muralia war noch eine leichte Übung. Die Schanzpfähle aus dem Erdwall zu ziehen, schon bedeutend schwieriger. Mehrere Soldaten hatten mich schon angesprochen, weil ich kaum genügend Kraft dafür aufwenden konnte, aber ich winkte immer ab. Wollte nicht als Weichei dastehen, aber langsam ging es mit meinen Kräften wirklich bergab.


    Als der letzte Pfahl gezogen war und ein Soldat meiner Zeltgemeinschaft diesen wegbrachte, stützte ich die Arme erschöpft auf die Oberschenkel und beugte mich vor. Ich fühlte mich wie nach einem Zehntausendmeterlauf. Der Kopf dröhnte, der Atem rasselte, das Gesichtsfeld zog sich zusammen.

    Als das Signal zum Räumen des Platzes kam, löschte ich das Feuer, nahm Topf und Kasserolle, um sie in den Mantelsack zu packen. Mein Gesicht glühte inzwischen obwohl ich fror.
    Meinen Kameraden war ich beim Packen unseres Maultieres keine große Hilfe. So gut es ging, kam ich den mir zugedachten Aufgaben nach. Glücklicherweise musste ich nicht beim Begradigen der Wallanlage helfen.


    Ein Stoßgebet an Salus sollte mich den Rückmarsch überstehen lassen, zumindest hoffte ich das.

    Nachdem wir auf dem Markt die Waren geordert hatten, kehrten wir ins Lager zurück. Der Tag war bisher alles andere als anstrengend gewesen und doch fühlte ich mich von Stunde zu Stunde schlapper. Bei den anschließenden Formationsübungen hielt ich mich noch recht gut, zurück im Marschlager merkte ich jedoch, dass irgendetwas nicht stimmte.


    Sobald wir wieder in Mantua waren, würde ich den Lagerarzt aufsuchen.


    So gut es ging half ich beim Sichern der Zelte.

    Heute hatte ich es eilig, in die Villa zu kommen. Ohne erst zu klopfen, trat ich ein, suchte meinen Bruder und fand ihn schließlich im Speisezimmer.


    „Verschieb dein Essen auf später. Ich muss dringend mit dir reden und zwar ungestört und allein.“



    Sim-Off:

    Licinia, für dich geht es mit Cadior in der Küche weiter. Das Gespräch zwischen mir und ihm findet an einem anderen Tag statt. ;)

    Mit den bepackten Maultieren machten wir uns auf den Rückweg zum Lager. Alle wichtigen Waren konnten geordert werden und vieles zu einem günstigem Preis.
    Die Sonne stand inzwischen hoch am Himmel und ich war dankbar, dass die Tiere das komplette Gepäck tragen mussten. Die volle Ausrüstung reichte mir als Last, jedes weitere Gepäckstück wäre eines zu viel gewesen.

    Bei einem Getreidehändler trennte ich mich von den anderen und begann den Handel um einen günstigen Preis. Getreide würde die Truppe in großer Menge benötigen und der Händler sollte bei diesem zu erwartenden Umsatz mit seinen Forderungen zurückhaltend sein. Nach einer längeren Debatte konnte ich ihm um 0,20 Sesterzen pro Einheit herunterhandeln.
    Ein zweiter Stand brachte weniger Erfolge. Hier ließ der Händler kaum mit sich reden. Sein Entgegenkommen belief sich auf nur 0,05 Sz.


    Ich ging zum Optio zurück und machte eine Meldung.


    „Optio, einer der Getreidehändler bietet einen günstigen Preis. 0,50 Sz. weniger als üblich.“

    Da es offenbar keine Trossknechte gab, griff ich mir eines dieser Maultiere und marschierte los. Es sollte also nach Verona gehen und wir sollten Verpflegung besorgen. Neben mir begleiteten noch ein paar Soldaten den Optio.

    „Nein, es wird höchste Zeit, ich muss ins Lager. Ich habe die militärische Laufbahn eingeschlagen und befinde mich in Ausbildung. Wir werden uns lange Zeit nicht sehen, aber das ist normal für einen Legionär, selbst wenn er im selben Ort stationiert ist. Ich werde sicher einmal einen Brief schicken, vielleicht auch kurz vorbeischauen, aber mehr ist nicht drin.“


    Ich umarmte meine neu gefundene Schwester, schlug meinem Bruder auf die Schulter und verabschiedete mich.

    Ich war gerade mit dem Verzehr meines Fladenbrotes beschäftigt, als die Stimme eines Unteroffiziers durch das Lager drang. Er rief einige Legionäre und Rekruten auf, darunter war auch mein Name. Mit voller Bewaffnung am Haupttor, hörte ich noch, während ich bereits den Rest meines Essens im Laufen herunter schlang.


    Ich setzte meinen Helm auf, legte die Rüstung über der Tunika an, schnappte mir Pilum und Schild und begab mich schnellstmöglich zum Haupttor.


    "Optio, Manius Corvius Flavian meldet sich wie befohlen."

    Nachdem die Arbeitsaufteilung klar war, begann ich mit dem Ausstechen der Rasensoden. Diese wurden vorerst zur Seite gelegt und die mit Dolabra und Spaten gelockerte Erde in Weidekörbe gefüllt. Die Erde schüttete ich hinter dem geplanten Graben auf und mit der Zeit entstand ein Wall, auf den ich anschließend außen die ausgestochenen Rasensoden legte. Einem möglichen Angreifer sollten sie keinerlei Halt gewähren.


    Als provisorische Palisade dienten die Pila muralia, die auf der Spitze des Walles angeordnet und verbunden wurden. Mein Kreuz schmerzte als ich mich nach getaner Arbeit aufrichtete. Alles in allem zufrieden betrachtete ich mein Teilstück des Walles und des Grabens. Anfangs mussten mir erfahrene Legionäre den einen oder anderen Tipp geben, aber den Rest machte ich allein.


    Total erschöpft ging ich nach erfolgter Abnahme zu dem Zelt meiner Gemeinschaft und ließ mich einfach nur fallen. Zur Ruhe gekommen, merkte ich nun jeden einzelnen meiner Muskeln und nicht nur das. Offenbar hatten sich ein paar Blasen zu meinen Füßen gesellt.


    Nach etwa einer halben Stunde Pause raffte ich mich auf und bereitete mir ein Essen. Ohne die gewohnte Gründlichkeit mahlte ich das gemischte Getreide. Lieber etwas länger kauen als noch länger mahlen. Beim Essen schlief ich dann auch schon fast ein. Ich war erschlagen und wollte nur noch schlafen.

    Mein erster Marsch und ich führte in voller Rüstung das komplette Marschgepäck mit. Ziemlich ungewohnt und im Laufe der Zeit wurde Ausrüstung und Verpflegung immer schwerer. Automatisch stapfte ich meinem Vordermann hinterher. Das Tempo war zügig und nach einiger Zeit kam ich, vor allem wegen dem Gesang, etwas außer Puste. Andererseits lenkte das Singen ab und so versuchte ich nach und nach, die einzelnen Strophen zu lernen. Beim x-ten Durchgang konnte ich es dann.



    "Mit Bogen und Schwertern
    hält der Gegner uns auf.
    Wir lachen darüber
    und Marschieren weiter drauf.
    Und dröhn' vor uns Geschosse,
    wir suchen uns Wege,
    die keiner sonst fand."

    Als einer der Letzten traf ich beim Appell ein. Ich musste noch meine Portion Getreide fassen und gab sie in die Sarca bevor ich losrannte.


    Nach dem Antreten ging es an das Beladen der Maulesel. Schnell war klar, zu welcher Zeltgemeinschaft ich gehörte. Gemeinsam wuchteten wir den Mühlstein auf das Tier. Ob der nun gebraucht wurde oder ob der Marsch nur einen Echtmarsch simulieren würde, würde sich zeigen.

    Oft gehört und nie verstanden. Immer wenn ich einen Speer in die Hand nahm, flog der annähernd gut. Ich hätte viel lieber weiter mit dem Schwert geübt oder eben das Training mit dem Pilum mit und nicht ohne Schild. Mit dem Gewicht des Schildes am linken Arm sah der Abwurf nämlich ein klein wenig anders aus. Also hieß es jetzt eben, die Treffsicherheit zu vervollkommnen.
    Während ich fast schon mechanisch den Speer absetzte und wieder holte, ging ich nochmals die Kommandos beim Exerzieren durch. Für mich neu waren die Befehle Schild absetzen, Speer ablegen usw.


    Grinsend beobachtete ich andere Probati bei ihren Versuchen, das Gleichgewicht zu halten.

    Ich wollte Schwert und Schild gleichermaßen richtig benutzen und so übte ich verbissen weiter, denn in meiner Vorstellung musste ein Legionär das einfach perfekt beherrschen. Nach meiner Einschätzung kam die Pause zu früh. Und dann sollte es schon mit dem Pilum weitergehen? Darin war ich recht gut, das wusste ich. Nur mit dem Schwert hatte ich noch wenig Übung.


    Ich konnte jetzt nur hoffen, dass es weitere Trainingstage mit den Holzschwertern geben würde. Mein echtes Kurzschwert wollte ich keinesfalls für Übungszwecke verwenden.

    Aufstehen fiel schwer nach dem gestrigen Training auf dem Exerzierplatz. Müde erhob ich meine Glieder und trat zum Waffentrainung an. Wir sollten auf Holzpfähle einstechen und ich tat wie geheißen. Ich war mir allerdings nicht sicher, ob alles richtig war. Der Stand war klar, die Schildhaltung auch, aber beim Stechen merkte ich immer wieder selbst, wie es mir schwerfiel, das Schwert nur auf Hüfthöhe zu lassen. Konzentriert achtete ich nur darauf und dabei sank das Schild nach unten. Es war nicht leicht, alles zu koordinieren.