Beiträge von Manius Vesuvius Flavian

    Zusammen mit Optatus wuchtete ich die unhandlichen Balken auf den Karren. Bereits nach wenigen dieser Pfeiler war ein Gewicht auf dem Wagen erreicht, was diesen zum Ächzen brachte. Als die zweite Karre voll beladen war, kam mir eine Idee.


    "Ich bin dafür, dass wir Ochsen oder Maultiere vor den Karren spannen. So sparen wir Kräfte. Im Normalfall befinden sich solche Tiere auch immer im Tross und können genutzt werden.“

    Selten ergab sich die Möglichkeit, einmal die Familie zu besuchen. Heute war ein Feiertag und auch wenn es der Abend schon fortgeschritten war, wollte ich ihn für einen kurzen Besuch nutzen.


    Ich betrat die Casa und sah mich um. Hm, ob überhaupt jemand da war?

    Mein Wachdienst hatte am späten Nachmittag, fast war der Abend bereits angebrochen, ein Ende. Andere kamen und lösten mich ab.
    Wie nutzt man einen dienstfreien Nachmittag, der ganz im Zeichen von Feierlichkeiten stand? Ich beschloss auf der Stube zu bleiben und legte mich angezogen auf das Bett. Meine Gedanken weilten bei den germanischen Kameraden, der heutigen Zeremonie, meinen Zukunftsplänen und der Familie.
    Bei diesem Gedanken angelangt stand ich wieder auf. Lange war ich nicht zu Hause gewesen. Nicht einmal die neue Casa kannte ich bisher. Nur mit Tunika und Cingulum bekleidet, verließ ich das Lager, um meiner Familie einen Besuch abzustatten.

    Erstmalig Teil einer solchen Parade, fühlte ich mich geehrt und spürte die Erhabenheit des Augenblicks. Eines Tages, das nahm ich mit heute um so mehr vor, würde ich derjenige sein, der das Feldzeichen meiner, der vierten Centurie trägt und die Kameraden anführt. Als Ausführender und Zeichengeber, der die Anweisungen des Centurio an die Truppe weitergab. Von diesen Gedanken beseelt, folgte ich den Reitervorführungen und der anschließenden Opferung.


    Gemeinsam legten wir erneut den Eid auf den Kaiser und Rom ab.

    "IURANT AUTEM MILITES OMNIA SE STRENUE FACTUROS QUAE PRAECEPERIT IMPERATOR CAESAR AUGUSTUS, NUMQUAM DESERTUROS MILITIAM NEC MORTEM RECUSATUROS PRO ROMANA REPUBLICA."

    Ich hörte die Schritte des Optios schon von weitem und blinzelte, natürlich wenig munter, ihm entgegen, als er in die Stube gebrettert kam. Aber müde sein bedeutet ja nicht, dass man sich zum Aufstehen quälen muss. Ich schwang mich also relativ flott aus dem Bett, legte am heutigen Tag die Paraderüstung an und eilte zum Appell. In der gewohnten Reihenfolge - Optatus neben mir - stand ich stramm und erwartete die weiteren Befehle.

    Ein abwechslungsreicher Tag war zu Ende und er hatte Kräfte gekostet. Ich setzte mich zum Ausruhen erst einmal hin, bevor ich meine Ausrüstung kontrollierte und putzte. Das Abendessen wollte auch noch eingenommen sein und dann war der Tag komplett rum.
    In zwei Tagen würde dieses Opferfest stattfinden. Darauf war ich besonders gespannt. Das erlebt man nicht aller Tage. Die Vorbereitungen verbreiteten eine gewisse Unruhe im Lager. Alle wirkten beschäftigt und angespannt.
    Nachdem alles erledigt war, legte ich mich zufrieden schlafen.

    Nachdem die Seitenbefestigung fertig gestellt war, schnappte ich mir einen der Körbe und holte abwechselnd Erde und Schutt heran. Bei der Ziegelherstellung fielen immer einige Bruchstücke ab. Diese eigneten sich als Unterbau für die Rampe ganz hervorragend.
    Sie mussten nur entsprechend zerkleinert und anschließend verdichtet werden, was mittels Zerstampfen auch gelang. Trotz eifrigen Arbeitens kam die Fertigstellung der Rampe nur langsam voran. Vermutlich würden im Normalfall mehr als nur zwei Contubernia daran arbeiten.

    Außer dem Besuch des Magistratus von Mantua und einer einrückenden Centurie gab es keine besonderen Vorkommnisse an diesem Wachtag. Den Magistratus übergab die Wache in die Obhut des Optio Claudius. Er würde wohl kurzzeitig warten müssen, denn der Centurio hatte für einen Erkundungsritt Stunden zuvor das Lager verlassen.
    Diese Begebenheiten standen am Abend in dem Wachbericht, den die Soldaten an den Offizier ihres Truppenteils weiterleiteten.

    Während ein Teil der Probaten sich um die erforderlichen Werkzeuge und Utensilien kümmerte, besorgten andere bereits das notwenige Holz zur Stabilisierung der Rampe. Vorerst wurde dieses abseits gelegt, zunächst mussten die Schneisen eingerichtet werden. Das bedeutete schanzen und war nichts Neues für uns Legionäre.
    Nachdem die erforderlichen Schläge geschaffen waren, erzeugten wir Feuer und legten den ersten Brand. Vorsorglich griff ich zu Spaten und Erdkorb und beobachtete die Ausbreitung der Flammen.

    Mit auffallender Begeisterung griffen meine Kameraden und ich uns den Trunkenbold und wollten gerade losziehen, als sich dieser übergab. Eine rote Brühe aus Wein, Essensresten und Magensäure klatschte nach unten und spritzte teilweise an den Beinen der Soldaten wieder hoch.


    „So eine Sauerei!“, fluchte ich laut. „Stinkt wie Otter, behält die Scheiße nicht mal für sich und ist noch dazu schwer wie ein Sack.“


    Fluchend zogen die Wachsoldaten mit dem fast im Delirium Befindlichen Richtung Cella ab.

    Ich holte mit einigen Kameraden zunächst Körbe und Spaten aus dem Lager und anschließend beschäftigten wir uns mit der Vegetation. Es stand einiges an Gestrüpp auf der Länge der zukünftigen Rampe, die nach Aussage des Optios etwa 24 Doppelschritt lang werden sollte. Es war Sommer, das Buschwerk trocken und somit das Abbrennen wohl die einfachste und schnellste Methode.


    „Ich nehme mal an, beim Abfackeln nicht zu sehr in die Nähe der Lagerumwehrung kommen?“

    Auf dem Rückmarsch ins Lager machte ich mir Gedanken, was an Neuem wohl auf uns zukommen würde. Jedenfalls klang es interessant. Mit der Ausrüstung und im Gleichschritt marschierend, wurden die ausgekühlten Körper jedenfalls recht schnell wieder warm.

    Ich kam der Aufforderung nach und legte die Rüstung und die Waffen ab. Der Mincio war hier von einem flachen Ufer gesäumt und verlief relativ ruhig, was sich stromab änderte. Die ersten Schwimmzüge brachten noch viel in Richtung Flussüberquerung, dann jedoch stand einem Schritt Durchquerung, ein Schritt Abtrieb entgegen und so würde der Rückmarsch am anderen Ufer doch erheblich.
    An der gegenüber liegenden Stelle angelangt, meldeten wir kurz und begannen die erneute Durchquerung. Das ungewohnte Schwimmen forderte die Armmuskeln. Wieder wurden viele der Soldaten weit abgetrieben und stiegen unzählige Doppelschritte weiter flußab an Land.
    Nach dem Rückmarsch bildeten wir eine Reihe und standen stramm.

    Ich sah mich um, ob sich jemand der Probaten melden würde. Ich jedenfalls konnte seit meiner Kindheit schwimmen. Nicht gerade rekordverdächtig, aber ich konnte. Für den Mincio reichte es allemal auch wenn die Strömung nicht ganz unerheblich war.

    Vermutlich war heute ein Härtetest, denn nach dem Lauftraining sollte sofort das Schwimmen folgen. Nach wochenlangem Drill konnte ein Soldat solche Anforderungen durchstehen, aber völlig leicht wegzustecken, war es dennoch nicht. Immerhin schleppte man diverse Kilos in Form von Metall mit sich herum. Kein Wunder, dass manche der Probaten damit überfordert waren.


    Auf dem Weg zum Fluss regulierte sich mein Atem. Trotzdem lief noch immer der Schweiß von der Stirn.

    In voller Ausrüstung eilte ich aus der Stube, reihte mich ein und stand stramm. Zusammen mit den Probaten stand heute Lauftraining auf dem Programm und zunächst die Wiederholung einiger Exerzierbefehle. Wir marschierten auf der Stelle tretend los. Meine Vierergruppe hatte keine Probleme. Bei dem Kommando ‚Consistite!’ hielten wir an. Als unsere Gruppe an der Reihe war, benannte ich unserer Reihenfolge.


    Barrius, Artorius, Decimus, Covius mit Blick Richtung Osten.“

    In dem der Fabrica angelagerten Bauhof herrschte Hochbetrieb. Derzeit häuften sich die Aufträge für die Legion und das stellte den Leiter der Einrichtung vor einige organisatorische Probleme. Dem Straßenbau in Ostia würde in Kürze der Bau des Amphitheaters in Mantua folgen. Glücklicherweise wurden die Materialien für Ostia vor Ort und nicht aus dem Steinbruch in der Nähe von Mantua bezogen. Hier waren die Legionäre ausreichend mit dem Abbau für das ortseigene Bauvorhaben beschäftigt.
    Dennoch blieb die Bereitstellung von derartig großen Mengen an Materialien ein dauerhaftes Problem, welches den Verantwortlichen Tag und Nacht beschäftigte. Schließlich musste zusätzlich auch noch der laufende Betrieb für die ständig anfallenden Nachfragen nach Ziegeln aufrechterhalten werden. Erhöhter Bedarf und gestiegener Arbeitseinsatz zogen einen erhöhten Verschleiß an Arbeitsgeräten nach sich und so tauchte, kaum dass ein Problem gelöst war, bereits ein neues auf.