Ad
Marcus Artorius Didianus Nero
Casa Didia
Tarraco, Hispania Tarraconensis
Caius Redivivus Evander, Architectus Italiae, grüßt Marcus Artorius Didianus Nero.
Ganz recht, Nero, Architectus Italiae, deine Augen spielen dir keinen Streich. Doch bevor ich ausführlich erzähle, wie es dazu kam, lass mich ein paar Fragen an dich richten und zunächst die Hoffnung zum Ausdruck bringen, dass es dir, mein guter Freund, gut im fernen und schonen Hispania geht. Gewiss hast du es mittlerweile zu etwas gebracht, ganz gleich ob privat als Händler oder als Diener der Stadt Tarraco. Mich jedenfalls würde es nicht wundern, wenn die Antwort von einem Duumvir Artorius Nero oder zumindest einem Magistratus gleichen Namens käme.
Ich selbst habe die Reise nach Italia gut überstanden. In Rom angekommen, habe ich mich natürlich zunächst um eine Unterkunft gekümmert. Wahrlich, ich kann dir sagen, mit meinem Haus in Hispania ist sie nicht zu vergleichen. Eine schäbige Insula. Laut ist es hier und es stinkt in der Stadt. Aber ich habe ja die Hoffnung, dass mich meine Pflichten als Architectus Italiae öfters mal zu Inspektionen mal ausserhalb der Stadt führen werden, so dass ich dem Trubel und dem Gestank der Stadt hin und wieder wenigstens für eine Weile werde entfliehen können.
Doch wie kam ich zu diesem Amte, ich, der nichts hatte, ausser die Erfahrung auf dem Gebiete der Verwaltung in einer Provinz und die Hoffnung. Ich habe mich, gleich nach dem ich in Rom alles geregelt hatte und mir eine Qualifikation als Anwalt erworben hatte, nach Misenum begeben. Eine wunderschöne kleine Stadt, sage ich dir, durchaus sehenwert. Überhaupt kann Italia von seiner Landschaft her, zumindest dem, was ich gesehen habe, durchaus mit dem schönen Hispania mithalten. Sogar etwas grüner ist es hier, so scheint es. Doch weiter im Text. Ich habe mich also direkt zum ranghöchsten Amtsträger hier in Italia begeben, dem Praefekten der Flotte von Misenum. Alles recht unbürokratisch, das gefällt mir so an dem Militär. Wenn es keine Probleme gibt, versuchen die wenigstens nicht, welche durch sinnfreie Bürokratie welche zu schaffen.
Mein Gespräch mit dem Praefekten verlief recht erfreulich. Ein guter Mann. Zwar stellte er mir Fragen über Fragen, nach dem warum und dem wieso und zwischendurch dachte ich, dass meine Reise vergebens wäre. Doch am Ende war alles gut, ich wurde ernannt und nenne mich nun seit einigen Tagen Architectus Italiae. Ein schönes Amt, doch muss ich natürlich, wie bei jedem neuen Amt, noch reinwachsen. Aber Rom wurde ja schließlich auch nicht an einem Tag erbaut. Übrigens. Ich hatte vorhin erwähnt, dass ich nun als Anwalt vor Gericht auftreten kann. Wenn du also in Rom klagen solltest oder verklagt werden solltest und vor die Praetoren nach Rom zitiert wirst, so denk an mich.
Du kannst dir sicher vorstellen, dass mich die Neugier - und zuweilen auch das Heimweh - plagt. Zu gerne würde ich wissen, was in meiner Abwesenheit in Tarraco geschehen ist. Aus dem Hause des Flavius Furianus gejagt, blieb mir nichts anderes übrig, als meine Sachen zu packen und das weite zu suchen. Es scheint, als liege ein Fluch auf Tarraco. Denn ich bin nicht der erste Duumvir gewesen, der - zumindest in den Augen der anderen - einen etwas überstürzten Abgang gemacht hat. So tat mein Vorgänger bereits auch und aus den Unterlagen kann ich mich erinnern herausgelesen zu haben, dass es den einen oder anderen - insgesamt aber zu viele - Beamte gegeben hat, die plötzlich und übereilt die Stadt verließen. Drum schreibe mir bitte, wie es um mein Ansehen in der Stadt bestellt ist. Und beschönige nichts, darum bitte ich dich als Freund. Du würdest mir keinen Gefallen tun, würdest du etwas beschönigen wollen und mir nicht die Wahrheit diesbezüglich sagen. Ich hoffe auf das Beste, erwarte aber das Schlimmste.
So denn, ich denke, es ist für erste alles gesagt und erwähnt worden. Deine Antwort schicke bitte an die folgende [Adresse]. Bis dahin mögen dir die Götter wohlgesonnen sein.
Vale
C. Redivivus Evander