Servius Duilius Quirinalis
Der Procurator a cognitionibus Servius Duilius Quirinalis lehnte sich in seinem Stuhl zurück und lauschte den nun folgenden Ausführungen der Procuratrix. Gelegentlich machte er sich hierbei eine knappe Notiz auf einer Wachstafel, um den Überblick nicht zu verlieren, denn diese Frau redete und redete und redete und wollte beinah gar nicht mehr aufhören. Duilius überlegte insgeheim, ob er dem Kaiser nicht einen anderen Kandidaten für ihren Procuratorenposten vorschlagen sollte, denn so ein Weibsbild war auf dem Palatin doch irgendwie fehl am Platze, wenn man es sich einmal recht überlegte.
Dennoch, sie saß nun einmal hier bei ihm und brachte ihre Argumente vor, mit denen Duilius sich beschäftigen musste. So oder so war ihre Frage von Belang.
"Wiederum kann ich zunächst sagen, dass ich dein Vorbringen nachvollziehen kann, werte Sergia."
Es folgte ein Blick auf die Wachstafel, bevor er ihre Argumente im Einzelnen abarbeitete.
"Zur Preisgestaltung: Man könnte auch anders argumentieren. Nämlich, dass bei einem erhöhten Kaufpreis für Produkte städtischer Betriebe andere Verkäufer bevorteilt sind, die ihre Ware günstiger anbieten. Denn natürlich wird jeder kluge Käufer die günstigen Angebote nutzen. Die Städte werden dementsprechend reagieren oder eben nicht. So oder so ist es dann aber die Entscheidung des Käufers."
Als nächstes ging es um die Beeinflussung der Märkte.
"Ich sehe das nicht so dramatisch wie du, um ehrlich zu sein. Wenn andere Produzenten auf den Markt drängen, dann werden sich die Städte eben überlegen müssen, ob sie weiterhin im jeweiligen Segment tätig bleiben wollen. Eine besondere Verzerrung der Märkte kann ich zum jetzigen Zeitpunkt nicht erkennen."
Und zuletzt zu einem Punkt, den die Sergia offensichtlich noch gar nicht in Betracht gezogen hatte:
"Letztlich bin ich aber der Meinung, dass es auf all dies auch gar nicht ankommt. Denn meiner bescheidenen Meinung nach sind die Gemeinden des Reiches nicht unter die staatlichen Institutionen im Sinne der Lex Mercatus zu zählen. Wenn eine Civitas Betriebe erbt und sodann fortlaufend betreibt, um ihre Kassen zu füllen, dann kommt dies den Bewohnern dort doch zugute. Denn das so gewonnene Geld wird wiederum investiert in öffentliche Bauten oder für laufende Kosten von Bädern und Theatern aufgewendet. Letztlich kommt es damit den Menschen zugute und wird ja auch wieder in die Wirtschaft eingebracht, indem etwa Brennholz oder Baumaterial gekauft oder Angestellte bezahlt werden.
Aber unabhängig von der Frage, ob und wie das städtisch verdiente Geld der Bevölkerung hilft, halte ich die Gemeinden - wie gesagt - nicht für staatliche Institutionen und bin deshalb der Ansicht, dass sie auch nicht an die Grenzen gebunden sind, die dem Staate aus der Lex Mercatus auferlegt sind."
Nach dieser Aussage war Duilius gespannt, wie die Procuratrix reagieren würde.