Privataudienz für den Senator M. Iulius Dives

  • Der Procurator a libellis hatte für den Termin des Kaisers mit dem Senator Iulius eines der Officia Imperatoris herrichten lassen, um dem geäußerten Wunsch des Senators um eine vertrauliche Atmosphäre nachzukommen. Trotzdem war der Raum natürlich keine kleine Kammer, sondern hatte zentral einen großen Tisch, auf dem dekorativ eine Schale mit Obst und Trauben stand. Um den Tisch herum standen sechs Sitzmöbel, von denen eins offensichtlich etwas hervor stach durch seine bessere Polsterung. (Der Platz war natürlich für den Kaiser gedacht.) Dazu lagen auf einem unauffälligen Tisch an der Seite einige Schreibmaterialien für den Fall der Fälle bereit. Und direkt daneben standen einige unbenutzte Glasbecher und mit Wein und Wasser befüllte -kannen. Ebenfalls für den Fall der Fälle.


    Fehlten am Ende nur noch der Kaiser und sein Gast....



    Sim-Off:

    Titel-Struktur geklaut von Lucius Iunius Silanus. 8) -SF

  • Etwas schneller als gedacht durch den Kontrollpunkt der Palastwachen gekommen erreichte Dives samt seinem Klienten letztlich ein noch leeres Officium. Der Princeps schien - nach dem schnellen Durchlass bei den palatinisch Praetorianern auch wenig verwunderlich - noch nicht da zu sein.


    "Da werden wir wohl noch einen Augenblick warten müssen.", kommentierte der Quaestorier jenen Umstand an Helvetius Severus gewandt. Kurz warf er anschließend noch einen Blick auf den Tisch und die Sitzmöbel, bevor er protokollgemäß entschied, sich nicht ohne Einladung des Hausherrn einfach so zu setzen. "Hast du eigentlich auch von dem Vorfall gehört, dass sich neulich an den Stadttoren irgendein Bauer vollständig vor den diensthabenden Urbaniciani entblößen musste?", versuchte der Senator indes mit etwas Smalltalk - der nicht aus erster Hand kam und folglich im Detail auch gut und gerne falsch sein konnte - etwas die Zeit zu überbrücken. "Da bin ich fast schon froh, dass wir heute nur an ein paar Praetorianern vorbei mussten.", witzelte er und konnte sich ein vergnügtes Grinsen nicht ganz verkneifen.

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  • Severus war ja bereits einmal auf dem Palatin gewesen. Dieser eine Termin hatte aber nicht hier in der Domus Flaviana stattgefunden, sondern im Verwaltungstrakt stattgefunden und er war vor allem damit verbunden, dass er unfreiwillig in die Geburt des zweiten und dritten Kindes seines Patrons verwickelt worden war. Seine Hoffnung, dass sich dies nicht wiederholen würde, war nun vor allem damit verbunden, dass sie gleich ausschließlich unter Männern sein würden und sich keiner von ihnen in irgendeiner Art und Weise zu einer Geburt würde quälen müssen. Natürlich konnte es theoretisch dazu kommen, dass hier irgendwelche en Gesundheitsaspekte auftauchten, wieder die Plinia gerufen werden musste, die sich ja sicherlich auch wieder im Palast befand, und sie dann dafür sorgte, dass Severus irgendwelche Assistenztätigkeit vollziehen musste, aber ja, Severus war sich der Wahrscheinlichkeit dessen bewusst und daher setzte er auch darauf, dass heute einfach nur das auf dem Plan stand, was der Iulier ihm auf dem Weg hierher dargelegt hatte.


    Was direkt auffiel, war, dass die Domus Faviana im Gegensatz zum Verwaltungstrakt deutlich repräsentativer gestaltet war und als sie schließlich im vorbereiten Raum ankamen, war dieser auch schon für das Gespräch hergerichtet, also so, wie es sich gehörte. Anscheinend mussten sie aber noch auf den Kaiser warten - verständlich, da sie ja doch recht schnell am Tor hatten passieren dürfen, sodass der Iulier ihn auf einen Vorfall am Stadttor ansprach. Ja, Patron, diese Geschichte macht ja im Moment Kreise in der Stadt und sie ist auch schon in den Schreibstuben der Basilica Iulia angekommen antwortete er mit einem dezenten Schmunzeln. Der Prätorianer war dagegen ja recht unkompliziert, wobei ich mich frage, ob der neue Praefectus Urbi dort tatsächlich die Regeln verschärft hat oder es nur ein übereifriger Urbaner war, der vielleicht gern nackte Haut sieht... Hinterher wurde der Standard an den Stadttoren tatsächlich erhöht, was Severus aber nicht glauben wollte, dass da aber ein voyeuristischer Urbaner das Stadttor bewachen konnte, war aber auch nicht viel beruhigender...

  • Endlich kam der Kaiser. Mit zügigem Schritt trat er ein und nahm direkt auf seinem Stuhl Platz und bedeutete den beiden Gästen, sich ebenfalls zu setzen. "Salve, Iulius." Er nickte Dives kurz zu. Dann sah er erwartungsvoll zu dem anderen jungen Mann. Seine Aufmachung deutete an, dass er kein Sklave war.

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  • "Wer weiß, wer weiß...", nickte Dives, ohne sich an den Spekulationen über die etwaigen Hintergründe an dieser Stelle zu beteiligen. Andernfalls auch gelangte er am Ende mitunter noch zu der Frage, ob es hier womöglich einen Zusammenhang gab zwischen der Familienzugehörigkeit der Kommandanten und dem Verhalten der jeweiligen Einheiten. Oder mochte es Zufall sein, dass die Kontrollen der Stadtwachen schärfer wurden, sobald der eine Decimus seinen alten Posten geräumt hatte, während die praetorianischen Kontrollen nun scheinbar lascher wurden, nachdem der andere Decimus sein neues Amt angetreten hatte? - Hier standen Tür und Tor wohl mitunter weit geöffnet für jede Spekulation.
    "Aber ich hoffe, du weißt", lenkte Dives den Fokus allerdings von den Mutmaßungen weg auf einen anderen Aspekt, "dass du dich in einem solchen Fall - die Götter mögen dich davor bewahren, je in eine derartige Lage zu geraten - unbedingt an deinen Patron wenden solltest. Denn ich versichere dir, der würde einen derartigen Vorfall gewiss nicht folgenlos auf einem seiner Klienten sitzenlassen.", erklärte er noch immer mit einem Lächeln im Gesicht, aber dennoch merkbar ernster im Ton. Nicht zuletzt wäre es schließlich auch für ihn selbst blamabel, wenn jemand einen seiner Klienten derartig der Lächerlichkeit preisgab.


    "Ave, Aquilius Augustus.", grüßte der iulische Quaestorier sodann, als nun der Princeps zu ihnen stieß. Die nachfolgende Einladung, sich zu setzen, nahm er mit dankendem Nicken an und setzte sich also. "Oh, dies ist Helvetius Severus.", stellte er anschließend, den erwartungsvollen Blick des Augustus registrierend, vor. "Er mag dir vielleicht noch ein wenig in Erinnerung sein durch seine überaus gelungene Teilnahme am wunderbaren Rhetoren-Wettstreit des Consuls Flavius." Dives nickte anerkennend in Richtung des Helvetiers. "Heute jedoch ist er nicht hier, eine große Rede zu halten, sondern seinen Patron zu begleiten.", klärte er den Princeps dann über seine Verbindung zum Helvetius auf. "Denn bevor ich dir von meinem brieflich angekündigten Anliegen berichte, möchte ich durchaus nicht unerwähnt lassen, dass mein Klient ohne die eine oder andere zusätzliche Aufgabe - sei es die Teilnahme an einem großen, öffentlichen Redewettbewerb oder sein heutiger Termin an meiner Seite - wohl hoffnungslos unterfordert ist in seiner aktuellen Position als stadtrömischer Stadtschreiber, nicht wahr?", nickte er bei dieser rhetorischen Frage kurz zu seinem Klienten, bevor er ganz allmählich nur seinen Blick neuerlich zum Princeps wandte. - Das erste seiner zwei mitgebrachten Gesprächsthemen lag damit erst einmal greifbar auf dem Tisch, ohne dass er dafür allzu viel hatte tun müssen. Bis hierher also ging die divitische Kalkulation schon einmal auf...

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  • Helvetius Severus. Der Rhetorenwettstreit. Richtig. "Der Verteidiger von Orestes, ich erinnere mich." bemerkte Severus und lächelte dem jungen Mann freundlich zu. Dieses Lächeln gefror allerdings, als Iulius Dives fortfuhr und erklärte, sein Klient (oder was auch immer) wäre mit seiner Arbeit unterfordert. Er mochte es nicht, wenn Steuergelder verschwendet wurden. Einen Scriba nicht angemessen zu beschäftigen, fiel aber ganz sicher in diese Kategorie. "Wem bist du zugeteilt, Helvetius?" fragte er deshalb ernst.

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  • Severus nickte zustimmend, als sein Patron ihm versicherte, dass er, sollte er mal in solch eine Situation kommen sollte, sich natürlich nicht nur auf seinen iulischen Patron berufen konnte, sondern dieser auch alle Heben in Bewegung setzen würde, um dafür zu sorgen, dass eine solche Demütigung für den betreffenden Urbaner sicherlich nicht ohne Konsequenzen bleiben würde. Als Severus so darüber nachdachte, erinnerte er sich, dass der Iulier ja auch mal selbst Tribun bei den Urbanern gewesen war, dort also sicherlich noch gut vernetzt war...


    Da an diesem Moment jedoch der Kaiser eintrat, wurde nicht nur der helvetische Gedankengang unterbrochen, sondern natürlich war jetzt auch die Fortführung der Plauderei nicht mehr möglich. Zusätzlich stieg in dem Helvetier nun endgültig die Nervosität hoch, denn der stattliche ältere Mann, der da grade hereingekommen war und ihm bedeutete hatte, sich zu setzen, war nicht irgendwer, es war der Kaiser, der Imperator Caesar Augustus, das Oberhaupt der römischen Republik und alles in allem der mächtigste Mann der Welt. Zudem ein Mann, der weder durch einen politischen Putsch oder schiere militärische Übermacht seine Stellung errungen hatte, sondern einer, den die Senatoren gemäß uralter Traditionen für würdig befunden hatten, diese Rolle zu übernehmen. Severus war seinerzeit ja kurz vor dem Tod des letzten Kaisers in die Stadt gekommen und hatte entsprechend alle Vorgänge hautnah miterleben können, doch jetzt vor jenem Mann zu stehen, der damals gewählt und ausgerufen worden war, war nochmal etwas ganz anderes. Unwillkürlich musste Severus schlucken, klammerte sich dann aber an der gesellschaftlichen Erziehung, die sein Großvater ihm vermittelt hatte. Und wer, wenn nicht ein ehemaliger Primicerius a libellis, wusste, wie man in der Anwesenheit hoher Amtsträger und sogar des Kaisers eine annehmbare Figur machte? Dennoch wurde Severus den Gedanken nicht los, dass es hier um seine Zukunft ging und er sich so gut wie möglich verkaufen musste.


    Nachdem sich der Kaiser gesetzt hatte, ließ der Helvetier nun einfach seinem Patron den Vortritt, sich einen ihm bequemen Platz zu suchen, bevor sich Severus zur Rechten des Iuliers niederließ und ansonsten ganz froh war, dass nur Dives die Initiative ergriff und ihn vorstellte. Schließlich würde Severus hier erstmal nur dann sprechen, wenn er explizit dazu aufgefordert wurde, zumindest solange, bis es in die inhaltliche Diskussion des iulischen Vorhabens ginge, denn dann war ihm von seinem Patron eine relativ freie Hand gelassen worden, sich in die Diskussion einzuschalten, wenn er es für sinnvoll erachtete. Lange musste Severus nun aber nicht warten, bis er angesprochen wurde und die Frage zielte ziemlich genau in seine derzeitige Misere. Ich arbeite derzeit im Scriptorium Primum in der Basilica Iulia, Augustus. Unterstellt bin ich dort dem leitenden Stadtschreiber Potitus Ogulnius Fidenas. beantwortete Severus die Frage kurz und bündig, wobei er natürlich nicht wusste, inwieweit der Kaiser mit den unteren Ebenen der städtischen Verwaltung vertraut war und dass der Helvetier damit keinem konkreten Officium eines der städtischen Beamten untergeordnet war, sondern lediglich bearbeitete was anfiel oder eben in den Officia liegenblieb und stattdessen in die städtischen Schreibstuben wegdelegiert wurde.

  • Nichts deutete an, ob der Aquilier den leitenden Stadtschreiber mit Namen kannte. Vermutlich schon. "Und gibt man dir nicht ausreichend Arbeit?" hakte er nach. Gerüchten zufolge dienten Scriba-Stellen manchem Jung-Eques, Erfahrung in der Verwaltung zu sammeln, um dann nach der Erhebung in den Ritterstand die Militia Equestris anzutreten. Was aber kein Grund war, den Scriba Urbis ein Lotterleben zu erlauben. "Ich werde Quartus auf jeden Fall dazu ins Gebet nehmen müssen." Als Praefectus Urbi trug des Kaisers Freund Stertinius Quartus immerhin die Verantwortung für solche Missstände.

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  • Dives überließ zunächst seinem Klienten das Wort, da nicht zuletzt der Augustus auch eben den Helvetier und nicht etwa den iulischen Senator angesprochen hatte. Als er indes jedoch den Praefectus Urbi ins Spiel brachte, fühlte sich Dives berufen, kurz einzugreifen und den Fokus weg von den Umständen in der städtischen Schreibstube hin auf einen anderen Aspekt zu lenken.


    "Nun, ich möchte gewiss weder dem Praefectus Stertinius noch seinem Vorgänger hier direkt oder indirekt einen Vorwurf machen. Denn gerade den Consular Decimus kenne ich doch mittlerweile ein wenig besser, nachdem ich im Jahr seines Consulats mein Vigintivirat absolvierte und unter seiner Ägide als Praefectus Urbi mein Tribunat bei den Cohortes Urbanae versah. Und weder zu der einen noch zur anderen Zeit hatte ich je Grund zu der Annahme, dass er seine Verwaltung nicht stets gut im Blick gehabt hätte.", äußerte er sich folglich zunächst, den Druck von den beiden Consularen zu nehmen. "Stattdessen glaube ich vielmehr, dass es das Amt selbst ist, welches meinen Klienten nicht angemessen ausfüllt, ihn nicht genügend fördert und fordert, ihm nicht genügend Möglichkeiten bietet, seine ihm zweifellos bereits durch seine tüchtigen Ahnen in die Wiege gelegten Fähigkeiten optimal zum Wohle Romas einzusetzen und einzubringen." Kurz sah der Patron zu seinem Klienten und überlegte. "Schon sein Großvater" An dessen Namen konnte sich der Iulier allerdings gerade nicht erinnern. "war über viele Jahre, am Ende vermutlich Jahrzehnte gar als - ausgezeichneter - Primicerius a libellis ein offenkundig überaus fähiges Mitglied des palatinischen Beamtenapparates und arbeitete damit in einer Position und Umgebung, in welcher er sich deutlich besser für Roma einzubringen imstande war, als er die Möglichkeit dazu in einer stadtrömischen Schreibstube gehabt hätte.", deutete Dives an, bevor er nach einer kurzen Kunstpause konkreter wurde.


    "Insofern also verwundert es mich wenig, dass mein Klient mit seiner Befähigung - du erzähltest mir auch von der einen oder anderen Empfehlung für deine exzellente Arbeit, nicht wahr - weder heute in seiner Schreibstube ausgelastet ist, noch wohl je richtig dort ausgelastet sein wird." Die eingeschobene Frage an den Helvetier war selbstredend nur rhetorischer Art. "Meine Überlegungen in der Folge gingen daher in die Richtung, ihn für eine Anstellung als Primicerius in der Administratio Imperatoris zu empfehlen. Gerade die Abteilung des Procurator ab epistulis scheint ja mitunter die eine oder andere helfende Hand vielleicht ganz gut gebrauchen zu können.", spielte er anschließend sogar auf einen ganz konkreten Fall an, wobei er offen ließ, ob hier seine Frau oder sein praetorianischer Cousin den Quell dieses Gerüchts bildete. "Und sag, war nicht genau dies auch die von dir präferierte Abteilung, würde man dir die Wahl lassen?", lenkte er anschließend den Fokus neuerlich auf seinen Klienten. Dabei war selbstredend klar, dass der eine echte Wahl bei der Abteilung kaum haben würde, indes nur hoffen konnte, dass es überhaupt in einer Abteilung einen Platz für ihn gäbe. Doch sollten sich der Bedarf einer Abteilung und seine Präferenzen zufällig doch überschneiden, wäre dies selbstredend ein Argument, welches der Iulier an dieser Stelle keineswegs unerwähnt lassen wollte.

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  • Irgendwie ging dem Helvetier das hier grade alles zu still, denn anstatt auf die Qualität der Position und die mit ihr verbundenen Aufgaben einzugehen, verstand der Kaiser die einleitenden Worte des Iuliers wohl eher in einem quantitativen Sinne, dass Severus nämlich einfach nicht genug Dokumente zum kopieren bekam. Das war aber freilich nicht der Fall, doch wie sollte er diesen Fehlschluss zur Sprache, ohne hier danach gefragt zu sein? Umso dankbarer war er dann auch dafür, dass Dives wieder das Wort ergriff, den Fehschluss gleich beseitigte, aber dadurch auch direkt in medias res, sprich auf Severus' eigentliches Anliegen einzugehen und seine Ambitionen auf das Amt des Primicerius ab epistulis einzugehen. Zudem gab der Iulier dem nervösen Helvetier auch einige Stichworte mit auf den Weg, die Severus nun gut aufgreifen konnte. In der Tat strebe ich das Amt des Primicerius ab epistulis an, Augustus, und bin auch davon überzeugt, dafür geeignet zu sein. Dies zeigt ein Empfehlungsschreiben des Curator Aquarum Racilius, das er mir nach einer für ihn erfüllten Aufgabe ausgestellt hat. Zudem könnte die Kanzlei auch Erkundigungen bei dem Praetorius, Senator Kaeso Annaeus Modestus, einholen, für den ich in dem Iudicium Publicum Papirius vs. Papirius das Prozessprotokoll geführt habe. Und zuletzt wird auch deine Procuratrix a memoria Sergia Fausta eine Empfehlung für mich aussprechen. führte der Helvetier aus, dieses Mal etwas länger, als noch bei seinem ersten Beitrag zu diesem Gespräch, aber immer noch nicht so lang und ausufernd, dass der Kaiser ihn als geschwätzig wahrnehmen würde (zumindest hoffte Severus das).

  • Als Dives seine Bemerkung richtig stellte, lehnte Severus sich zurück und legte die Fingerspitzen aufeinander. Da hatte er wohl etwas falsch verstanden. Oder der Iulier sich ungeschickt ausgedrückt. Aber nun war ja alles richtiggestellt.
    Der Vorschlag, ihn bei der Abteilung ab Epistulis einzusetzen, klang auch verlockend, denn tatsächlich war seine Kanzlei zuletzt ein bisschen schwach besetzt gewesen. Aber ob er so mir nichts, dir nichts einen Externen zum Abteilungsleiter machen konnte? Immerhin gab es eine gewisse Rangordnung in den Abteilungen und es gab auch genügend Notarii, die auf eine Beförderung hofften. "Bei derartigen Referenzen wäre es mir natürlich eine Freude, wenn du direkt für mich arbeiten würdest. Allerdings werde ich mich erst informieren müssen, ob eine solche Stelle derzeit zur Verfügung steht." Verschob er das Thema daher erst einmal. Er würde mit dem Ab Epistulis reden. Dann sah man weiter.

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  • "Gewiss. Es intendierte auch niemand hier, dich zu einer sofortigen, überstürzten Entscheidung zu drängen.", nickte Dives verständnisvoll. "Sobald du jedoch deine Informationen eingeholt und deinen Beschluss gefasst hast, wird sich mein Klient selbstredend freuen, von deiner Administratio zu hören.", hielt er allerdings bewusst fest. Denn so lag der Spielball nun in jedem Fall bei der palatinischen Kanzlei, zu gegebener Zeit von sich hören zu lassen.


    "Damit würde ich im Folgenden gerne auf mein auch brieflich angekündigtes Anliegen zu sprechen kommen.", lenkte Dives sodann über und hatte dabei natürlich auch gleich noch eine weitere Rechnung im Hinterkopf. Sollte sich nämlich sein Klient im folgenden Gespräch gut schlagen und auch inhaltlich gut einbringen, wäre dies zweifellos ein weiteres, deutliches Zeichen an den Augustus, eine Einstellung des Helvetiers als Primicerius hier ernsthaft in Betracht zu ziehen... "Dabei möchte ich zunächst sagen, dass ich deine vergangene Initiative überaus begrüße, nach dem Caesar und der Augusta nun auch den Part über 'die Rechte des Imperator Caesar Augustus' aus dem Codex Universalis streichen zu lassen und damit dieses AMT, welches - mit Verlaub - sehr den Eindruck eines königlichen Amtes mit anderem Titel erweckte, ersatzlos abzuschaffen.", lobte der Senator den Princeps. "Stattdessen hast du dir und niemandem als dir persönlich mit der Lex Aquilia de Imperio die außerordentlichen Rechte und Privilegien vom Senat geben und antragen lassen, welche dir als erstem Bürger des Staates zweifellos zustehen und auch weiterhin in diesem Umfang unbeschnitten zustehen sollen.", machte der Iulier anschließend klar, dass er hier keinen republikanischen Umsturz plante oder im Sinn hatte. "Anders ausgedrückt beziehst du deine Rechte und Privilegien nun nicht länger indirekt durch ein königlich anmutendes AMT. Indes wurden die Rechte und Privilegien deiner Vorgänger nun direkt und ganz unmittelbar mit deiner Person verbunden." So besaß der Aquilier die Tribunicia Potestas also nicht dadurch, dass er irgendein Amt ausfüllte. Er besaß die Tribunicia Potestas, weil er die eine, einzige Person im Imperium war, welche durch die Lex Aquilia de Imperio ganz persönlich und unmittelbar diese Potestas übertragen bekommen hatte.


    "Wo nun jedoch die Abschaffung der ÄMTER von Caesar und Augusta kaum bis keine Konsequenzen für die übrigen Partes des Codex Universalis und der anderen Codices hatte, sieht es in diesem Fall jedoch mitunter schon etwas anders aus. Denn noch immer sprechen - obgleich das AMT eines Imperator Caesar Augustus in der Form nicht länger existiert - viele Gesetze und Paragraphen vom Kaiser oder vom Imperator Caesar Augustus, als sei dies auch weiterhin ein Amt, welches heute nun von dir und morgen von deinem Sohn besetzt ist.", erklärte Dives. "Was mir in der Folge also vorschwebt, ist eine größere Reform einer Vielzahl von Gesetzen und Paragraphen in der Form, wie ich dies stillschweigend jüngst auch in einer Gesetzesänderung zum Senat und Ordo Senatorius durchzusetzen vermochte. So ist im Paragraphen 16 nun nicht länger von einem allgemeinen Imperator Caesar Augustus die Rede, den es in der Form ja nun aber nicht mehr gibt." Nun gab es indes nurmehr einen Imperator Caesar Tiberius Aquilius Severus Augustus, wie gleich zu Beginn der Lex Aquilia de Imperio eigentlich gut zu erkennen war. "Stattdessen spricht der Paragraph 16 fortan nun vom Censor, dem Amtsträger eines tatsächlich existenten Amtes also. Dabei ist selbstredend in der Lex Aquilia de Imperio festgeschrieben, dass du, Aquilius, als ständiger Censor ohne Amtskollege amtierst.", nickte der Quaestorier bekräftigend und hoffte, dass damit auch der Princeps erkannte, dass die Änderung der Begrifflichkeit an der Stelle vielleicht den ersten Eindruck erweckte, als würde dort die Macht des Augustus beschnitten werden; dass seine Macht tatsächlich beschnitten jedoch mitnichten wurde.


    "So du diesem Grundgedanken, der hier ganz im Sinne deiner Lex Aquilia de Imperio steht, also folgen kannst und auch weiter zu folgen bereit bist, würde ich im Folgenden gerne Punkt für Punkt durch die verschiedenen Gesetze und Paragraphen gehen, um gemeinsam einen Weg zu finden - weiter weg von einem jüngst abgeschafften Amt, und weiter hin zu den republikanischen Hüllen, welche dir nicht zuletzt die Lex Aquilia de Imperio zur Verfügung stellt.", sprach er in seinem letzten Satz hier vermutlich mit am offensten. - Dass all dies ohne jeden Zweifel keine Angelegenheit sein würde, welche sich in wenigen Augenblicken abhandeln und durchsprechen ließe war dabei natürlich klar. Dieses Gespräch - so der Princeps es denn annahm und eine derartige Diskussion hier erlaubte - würde dauern...

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  • Der Kaiser hörte interessiert zu. Man wollte ihn und sein Amt offensichtlich aus den Gesetzen streichen. Oder eben seine Funktion. Wie man es nennen wollte. Das klang auf den ersten Blick attraktiv, denn wie Dives schon richtig bemerkte, hatte Severus sich ja allgemein stärker um einen republikanischen Anstrich bemüht. Zu dick durfte die Farbe aber auch nicht werden! "Eine gute Idee, würde ich prinzipiell sagen." lobte er jedoch zuerst einmal. "Es sollte aber auch nicht zu kompliziert werden. Obwohl ich staatstheoretisch ganz deiner Meinung bin, dass meine Position die Verfassung der Republik nirgends schädigen sollte, müssen wir doch ebenso beachten, dass nicht jeder sich intensiv mit meinen Zuständigkeiten und Funktionen auskennt. Wenn meine Funktion oder Titel, wenn wir den Begriff Amt vermeiden wollen, nicht mehr in den einzelnen Gesetzen auftaucht, könnte dies hier und da zu der Fehlannahme führen, ich wäre nicht oder nicht allein zuständig." So versuchte er seine partiellen Bedenken deutlich zu machen. "In welchen Bereichen konkret würdest du denn eine Überarbeitung des Rechts anstreben?"

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  • Sim-Off:

    Mea culpa, mea culpa, mea maxima culpa. ^^


    Der iulische Quaestorier atmete einmal tief ein, bevor er nachdenklich innehielt. Ein wenig zögerlich dann kam schlussendlich seine Antwort.
    "Nun, um deine Bedenken vielleicht noch ein wenig mehr zu zerstreuen, möchte ich zunächst noch einmal betonen, dass es mir fernliegt, deine derzeitige Macht einzuschränken oder auch nur den Anschein dessen zu erwecken. Nichtsdestotrotz stehe ich als der zivile Diener Romas, der ich stets war und wohl auch immer sein werde, doch überaus kritisch beispielsweise zu den Paragraphen das Consultum Senatus oder die verschiedenen Ordines betreffend.", erklärte Dives ruhig und mit Bedacht. "Denn es stellt sich mir durchaus die Frage, in welcher Beziehung der Senat und die Ordines zum Titel des Imperators stehen. Weder kann schließlich der Senat den Imperatorentitel verleihen - einzig die Legionen vermögen ihren obersten Befehlshaber rechtmäßig zum Imperator zu akklamieren -, noch hatte der Imperatorentitel je in Zeiten inneren Friedens einen Einfluss auf die Arbeit des Senats und die Arbeit seiner Magistrate - so auch den Censor und seine Aufgaben die Ordines betreffend.", versuchte der Senator deutlich aufzuzeigen, weshalb gerade er sich speziell daran störte. "Du magst mir diese Einstellung vielleicht etwas nachsehen, wenn du bedenkst, dass ich einst als Duumvir iterum der Colonia Ostia am eigenen Leib das Kriegsrecht erfuhr, als man mich nach dem Bürgerkrieg zunächst gefangen nahm.", führte er seine kritische Haltung gegenüber militärischen Titeln und Funktionen in eindeutig zivilen Belangen auf seine eigenen Erfahrungen zurück.


    "Entsprechend also wäre es mein Wunsch, gerade in klar nicht-militärischen Dingen auch deutlich zu machen, dass etwaige Rechte und Pflichten deinerseits dir nicht aufgrund deines militärischen Oberkommandos über die Streitkräfte des Imperiums zufallen, sondern rechtmäßig auch über deine Censoria Potestas, deine Tribunicia Potestas oder im Zweifelsfall über deine dir durch den vom Senat verliehenen Ehrentitel des Augustus zufallende Auctoritas.", führte er aus. "Gerade innerhalb des Codex Universalis wären es folglich überaus viele Paragraphen - vom Ordo Equester über das Senatus Consultum bis hin zu den Wahlen des Cursus Honorum -, die ich mit deiner Zustimmung gerne verändert sehen würde.", verwies der Iulier anschließend noch einmal auf die mutmaßliche Umfänglichkeit, um in der Folge nun in medias res zu gehen:


    "Vielleicht wäre es daher am besten, wir begönnen nun einfach am Anfang und gingen von dort aus Schritt für Schritt in Richtung Ende.", schlug Dives vor und ging nach einer weiteren kurzen Pause sogleich den ersten Schritt. "So findet sich die erste Erwähnung eines 'Imperator Caesar Augustus' bereits im zweiten Paragraphen des Codex Universalis, wo es gleich dem sechsten unter anderem um das Decretum Imperatoris geht - und damit um einen Beschluss offenkundig, den du als Imperator auf deine militärische Macht gestützt fassen und erlassen kannst.", fasste er zusammen. "Entsprechend also wäre ich durchaus geneigt, den 'Imperator Caesar Augustus' in beiden Paragraphen jeweils durch den bloßen Imperatorentitel zu ersetzen", gab er seine Meinung wieder, "wie ich speziell hier jedoch auch nachvollziehen könnte, aus Gründen der Eineindeutigkeit vielleicht alles so zu belassen, wie es ist." Denn zwar war der Iulier überzeugt, dass auch ein einfacher Imperatorentitel an jener Stelle wohl ebenfalls ausreichte. Doch bevor sich ein Legatus Legionis von seiner Legion zum Imperator ausrufen ließ - um später in Roma seine Ambitionen auf einen Triumph anzumelden - und im Anschluss daran mit eigenmächtigen Decreta Imperatoris um sich warf, mochte eine etwas eindeutigere Formulierung eventuell durchaus sinnvoll sein. Denn gewiss ließ sich darüber diskutieren, inwiefern die Akklamation eines nicht in Roma regierenden Mannes zum Imperator nicht mehr und nicht weniger als einer Kriegserklärung an letzteren entsprach. Wohl nicht ganz grundlos waren Triumphzüge in der Zeit des Principats eher eine Sache des Augustus, der rein formal schließlich der Oberfehlshaber aller Legionen war und somit auch derjenige war, der (!) bei einem triumphalen Sieg von den Legionären zum Imperator ausgerufen werden sollte. Doch dass in der mehr oder minder jüngeren Geschichte mitunter auch 'einfachen' Legionslegaten ein Triumph zuerkannt wurde, war sicherlich bekannt. "Was meint ihr?", erkundigte er sich letztlich nach den beiden anderen Meinungen im Raum.

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  • Der Kaiser hörte aufmerksam zu und kniff ein wenig angestrengt die Augen zusammen. Für ihn war der Codex Universalis immer in erster Linie etwas für Juristen und Staatstheoretiker gewesen. Er winkte einen Sklaven herbei.
    "Hol mir den A Cognitionibus!" befahl er. Ohne seinen Anwalt sagte er besser nichts!


    Trotzdem gab er schon einmal einen ersten Kommentar zum ersten Punkt ab. "Ich weiß nicht, ob Divus Iulianus der Meinung war, dass das Recht zum Decretum Imperatoris aus dem militärischen Oberbefehl kommt. Ich würde annehmen, dass 'Imperatoris' hier eher als Abkürzung für den Titel Imperator Caesar Augustus steht." Dafür brauchte er wohl keine juristische Beratung.

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  • Servius Duilius Quirinalis


    Der Procurator a cognitionibus folgte dem Ruf des Imperators gewissenhaft. Er blieb in respektvoller Entfernung zu den drei Anwesenden stehen und neigte nur ganz leicht das Haupt.


    "Princeps", adressierte Duilius den Kaiser. "Womit kann ich dienen?"


    Er warf einen kurzen Blick auf die Gäste des Imperators. Da waren Senator Iulius und irgendein anderer junger Mann, den der Procurator noch nie gesehen hatte. Den Senator grüßte Duilius mit einem sparsamen Nicken, den anderen sah er nur kurz an.



  • Es dauerte nur sehr kurz, bis der A Cognitionibus hinzutrat, sodass Kaiser und Senator nicht lange herumspekulieren mussten. Sofort weihte Severus ihn ein: "Senator Iulius Dives schlägt eine Gesetzesänderungen im Codex Universalis vor. Es geht um Veränderungen im Bereich der kaiserlichen Rechte, beziehungsweise einer neuen Benennung ihrer Quellen. Ich benötige deinen Rat, damit ich nicht unbedacht die Rechtslage verändere, wo sie lediglich geklärt werden sollte."


    Er strich sich nachdenklich durch den Bart. "Eine erste Frage wäre, auf welchem meiner Rechte das Decretum Imperatoris fußt. Iulius Dives ist der Meinung, dass es sich aus meinem Imperium Maius speist, weshalb er vorschlägt, in den Paragraphen Zwei und Sechs die Bezeichnung 'Imperator Caesar Augustus' durch ein reines 'Imperator' und damit einen klaren Rekurs auf meine militärische Kompetenz zu ersetzen." Er sah prüfend zu Dives, ob dieser mit dieser Darstellung einverstanden war. "Ich bin nicht ganz sicher, ob das Decretum Imperatoris sich nicht allgemein aus der Summe meiner Vollmachten, also nicht nur der militärischen Kompetenz, sondern auch der Tribunicia potestas etc. speist. Abgesehen davon, dass der Titel des 'Imperator' wiederum rein formal ungeklärt ist und bis in jüngere Vergangenheit auch anderen Personen als dem Kaiser zugedacht wurden."
    Fragend sah er den Beamten an.

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  • Dives begrüßte es durchaus, dass sich auch der Augustus noch einen eigenen Helfer zur Seite rief, sodass er nicht nur nicht länger in quantitativer Unterzahl an diesem Tisch saß, sondern überdies auch noch eine weitere Person mit zudem großer Fachkenntnis in iuristischen Belangen an diesem Gespräch teilnahm und sich einbrachte. So reagierte der Iulier zunächst lediglich mit einem stummen Nicken, als der Princeps den Procurator a cognitionibus hinzu bestellte, während er den nachfolgenden Kommentar schlicht überhörte. Denn nicht nur erachtete der Senator etwaige Abkürzungen im Rahmen eines verfassenden Gesetzeswerkes für überaus unangemessen. Nein, darüber hinaus war bekanntlich auch nicht jeder Imperator ein 'Imperator Caesar Augustus', wie nicht jeder Pontifex ein Pontifex Maximus oder Pontifex pro magistro war, und wie auch nicht jedes Rechteck vier gleich lange Seiten hatte und sich darob rechtmäßig ein Quadrat nennen durfte.


    Nachdem der Eques zu den bereits im Raum befindlichen Männern gestoßen war, stellte der Augustus den divitischen Vorschlag noch einmal zusammenfassend dar. Obgleich er dabei auf die Einschränkung des Iuliers, aus Gründen der Eineindeutigkeit womöglich bei der aktuellen Fassung zu bleiben, verzichtete, nickte der Senator einmal zustimmend, als der Princeps ihm einen versichernden Blick schenkte.
    "So es mir erlaubt ist, möchte ich den erhabenen Worten des Augustus gerne noch hinzufügen, dass mir die Tribunicia Potestas vor allem als Bündel sogenannt 'negierender Rechte' bekannt ist", womit sich das Recht zum Erlass von Dekreten aus iulischer Sicht schwerlich nur hieraus ableiten ließ, "wie mir allgemein der... etwas ältere Weg augusteischer Gesetzgebung auch jener über den Senat zu sein scheint. So ergibt sich aus der Tribunicia Potestas bekanntlich das Recht auf die Einberufung des Senats, wie der Princeps dort zudem das Recht besitzt eigeninitiativ Anträge zu stellen, die wiederum aufgrund seiner augusteischen Auctoritas wohl stets angenommen werden.", stellte Dives dar und ließ anschließend eine kleine Kunstpause folgen. "Jedoch sagte ich auch bereits", sah er bewusst den Augustus an, "dass ich keinerlei Rechte deiner Person zu beschränken oder gar in Gänze abzuschaffen intendiere, sodass ich mich hiermit gewiss nicht gegen den wohl etwas jüngeren Weg eines imperatorischen Dekretes mit Gesetzeskraft stellen möchte.", strich er heraus. "Einzig scheint es mir auf dieser Grundlage - den alten Weg über den Senat auf der einen sowie die Bezeichnung als imperatorisches Decretum auf der anderen Seite betrachtend -, dass das Decretum Imperatoris wohl in der Tat eher militärischen Ursprungs ist.", beendete der Quaestorier schlussendlich seine Ausführungen und fixierte mit fragendem Blick den Eques in der Runde...

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  • Servius Duilius Quirinalis


    Der Procurator a cognitionibus Servius Duilius Quirinalis beeilte sich selbstredend, um den Kaiser nicht warten zu lassen. Dennoch, auf seine alten Tage kam er nicht mit Blitzgeschwindigkeit zur Besprechung hinzu. Als er dann eingetreten war, verfolgte er neugierig das Gesprächsthema.


    "Hmm", brummte Duilius zunächst unschlüssig. Bevor er die Sache durchdenken konnte, äußerte sich sodann auch Senator Iulius zur Sache. Der Procurator a cognitionibus sah nach dessen Vorbringen stirnrunzelnd drein.


    "Nun", ließ er sich schließlich behäbig zum Thema ein, "ich bin mir nicht sicher, ob ich folgen kann. Weshalb sollte der Passus in § 2 und 6 des Codex Universalis geändert werden? Denn der Imperator Caesar Augustus erlässt nun einmal Decreta. Da spielt es bei der Bezeichnung doch keine Rolle, aus welchen Rechten sich das ergibt." Als römischer Jurist war er radikaler Pragmatiker. Das Prinzip war: Argumentiere stets so, dass mit möglichst geringen Aufwand das für deinen Mandanten beste Ergebnis erzielt wird. Und zweitens war er als römischer Jurist natürlich erzkonservativ in Rechtsfragen. Weshalb also sollte eine althergebrachte Norm geändert werden, wenn sie bisher niemals in Frage gestellt worden war? Soweit der Gedankengang des Duilius. Den würde er freilich erst offenlegen, wenn Kaiser und Senator seinen Einwand nicht gleich nachvollziehen könnten.




  • Der iulische Quaestorier erkannte, dass er zum besseren Verständnis auch dem Procurator wohl noch einmal ausführen sollte, auf welchem Grundgedanken sein Vorstoß aufbaute.
    "Der Imperator Caesar Augustus erlässt nun einmal Decreta.", repetierte er dazu zunächst noch einmal die Worte des Eques. "Dies klingt beinahe danach, als gebe es ein Amt mit der Bezeichnung 'Imperator Caesar Augustus', zu dessen Amtsmacht unter anderem das Recht gehört, Decreta zu erlassen.", erklärte er in sachlichem Tonfall. "Das Problem jedoch ist, dass es - meiner Ansicht nach - seit Inkrafttreten der Lex Aquilia de Imperio und der zeitgleichen Streichung des Pars Secunda des Codex Universalis ein derartiges Amt nicht mehr gibt. Es gibt einzig einen erhabenen Mann, Aquilius, der von den Legionen zum Imperator ausgerufen wurde und vom Senat unter anderem die Titel Caesar und Augustus erhielt, und dessen persönliche - weil ausschließlich für ihn geltenden - Sonderbefugnisse in der Lex Aquilia de Imperio zusammengefasst sind." Bereits der Sohn des Aquiliers würde, so er seinem Vater einst auf den Thron folgte, seine eigene Lex de Imperio benötigen, da jene seines Vaters keine Gültigkeit für ihn hätte.


    "So man dieser zugegebenermaßen mitunter etwas radikalen Auslegung folgt, dass es heute kein Amt eines Imperator Caesar Augustus mehr gibt, sondern lediglich eine einzelne Person mit bestimmten Sondermachten - heute mag man sie allgemeinhin Imperator Caesar Augustus nennen, in einigen Jahren jedoch womöglich Triumphator Caesar Augustus oder anders -, dann wird mitunter ein wenig klarer, weshalb es mir nicht unwichtig erscheint, das bis zum Inkrafttreten der Lex Aquilia de Imperio mit dem Amt des Imperator Caesar Augustus verbundene Recht so umzuwandeln, dass es auch weiterhin dem nicht ein solches Königsamt ausfüllenden Aquilius von Gesetzeswegen her zusteht.", legte er in einem langen Satz, den man sich womöglich ein wenig auf der Zunge zergehen lassen musste, um ihn in Gänze aufzunehmen, dar. Entsprechend sah Dives den Procurator im Folgenden nur stumm an, während er hoffnungsvoll beobachtete, inwieweit der Eques diesem divitischen Gedankengang folgen konnte.




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