Es schien so als würde sich die Geschichte wieder und wieder im Kreis drehen. Avarus war durch den Besuch überrascht worden. Nicht das es ihn an Mitgefühl mangelte oder an Freude die Freunde der Familie nach den dunklen Monaten des Bürgerkriegs unversehrt zu treffen. Es war eher die Furcht vor der Zukunft. Schon Salinator hatte zwecks seiner Erhebung ein Testament als Fundament seiner Herrschaft vorgebracht. Ähnliche Szenen spielten sich vor wenigen Tagen erneut im Senat ab. Es blieb also nicht zu erraten wieviel Wahrheit oder Echtheit in diesem neuen Schriftstück zu erwarten war. Ohne das zu wissen, blieb die Lage ernst und gefährlich. Ein möglicher Konkurrent war jedem machthunrigen Menschen ein Dorn im Auge. Man musste also heraus bekommen, wie Palma auf die Gens der Aelier zu sprechen war. Erst danach konnte man sich nach dem Herzen entscheiden.
Doch Avarus war mit seinen Gedanken deutlich zu langsam. Sedulus preschte nach vorn und nahm seinem Onkel die Entscheidung weg abzuwägen was für alle beteiligten Gesprächspartner das Gesündeste wäre. So saßen sie schonmal zusammen in einem Boot. Blieb ihm nichts weiter übrig als ein Lächeln aufzusetzen und zustimmend zu nicken.
Irgendwie hatten sie es immer geschafft schwierige Entscheidungen in noch bedrückenderen Zeiten zu fällen und dabei nicht unter die Wagenräder zu kommen. Die nachfolgenden Worte drehten sich zu seiner Verwunderung dann über solch -in diesem Moment- banalen Dinge wie Factio und Postengerangel.
Den Blick Sedulus diesbezüglich ließ er unbeantwortet. Er wußte wahrlich nicht mehr und hatte irgendwie auch die Ambitionen verloren seine lieb gewonnene Freiheit mit neuen Knebelverträgen wegzuwischen.
Zum Thema Palma's Schergen fielen ihm dann aber doch noch ein paar Worte ein:
"Lasst uns sehen, wenn Ihr eure Zimmer bezogen habt, erneut zusammen zu kommen. Wir sollten zusehen unsere Familienmitglieder aus den Fängen der Justiz zu holen. Ich kann mir nicht vorstellen, das die gegen sie vorgebrachten Anschuldigungen, die zu ihrer Inhaftierung führten, haltbar sind."
Er schaute nachdenklich drein.
"All jene anderen Fragen können später eine Antwort finden. Ihr habt Obdach und einen gedeckten Tisch zum Essen. So kann alles in Ruhe angegangen werden ohne Dinge überstürzen zu müssen. Vor jeder öffentlichen Debatte sollte, so meine Meinung, ein gut durchdachtes Konzept erarbeitet werden und was am Wichtigsten ist die Riege um den vermutlich neuen Kaiser muss gut studiert sein. Ihr wißt nichts über ihn. Wir wissen ebenso kein Deut mehr. Das macht es sehr schwierig die Lage abzuschätzen in der sich Rom, das Reich und wir uns alle befinden."
Avarus atmete schwer aus. Er fühlte sich ebenso -wie Quarto wahrscheinlich- langsam zu alt für diese Spielchen und Ränkekämpfe verbal oder anfest.