Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    Der Germanicus hatte eine Menge über die Duccier gehört. Er wollte das Spielchen weiter treiben und sehen ob sich am Ende eine Möglichkeit bot tiefer in die Sphäre der Duccier eingedrungen zu sein, als er vorher für möglich erachtet hatte.


    "Natürlich ist es auch für Frauen drin in diese hohen Ämter beim Cursus Publicus aufzusteigen. Einige wertvolle Mitarbeiterinnen kann man in unserer Chronik finden. Und ich übertreibe nicht, wenn ich sage, das sie mir ebenso recht sind, wie ihre männlichen Kollegen. Ich kann dir allerdings nicht versprechen, das dieser Posten eines Praefectus Vehiculorum für dich in dieser Provinz erreichbar sein wird. Dazu dauert es einfach ein wenig und nunja wir können diese dringende Aufgabe auch nicht ewig verwaist lassen. Würdest du denn auch in eine andere Provinz ziehen, sollte dort ein Praefectus gebraucht werden?"


    Das hieß aber auch, das es nicht unmöglich war trotzdem in Germanien Praefecta zu werden. Immerhin fand ein typisches Spielchen statt, wurde ein Stationarius erstmal Praefectus. Dann dauerte es manches Mal nicht lang und er griff nach noch größeren Sternen. Viele aber fassten auch daneben und erreichten nie wieder diese Ehre in solch einem verantwortungsvollen Amt Rom, Vaterland und Kaiser zu dienen.

    Er hatte keinen Zweifel daran, das er auch nach der Wortmeldung des nächsten Decurio der Stadt Mogontiacum weiterhin der Erklärbär blieb. Doch auch diesen Sätze brachten Avarus innerlich dazu daran zu zweifeln ob und wie man dazu kommen konnte sein Angebot für Mogontiacum anzunehmen, denn auch in jenem Fall ging es vorallem um die Rhenusvölker jenseits der Mauer, die weithin ein Lattenzaun war und den Namen Limes trug. Irgendwann so schien ihm, mußte er mit der Vorgehensweise brechen um den Brei herum zu reden. Sowas klappte in Rom wunderbar, aber hier in der Provinz klang es exotisch.


    "Das was ich der Stadt und ihrem Umland gegeben habe, das hat sie mir auch zurückgegeben. Das zeigt, das eine Unterstützung niemals einseitig sein kann, will man nicht, das sie mit der Zeit versiegt. Mogontiacum lebt natürlich mehr vom Handel als von Erzeugern. Der Vorteil liegt durch die Nähe zu fremden Völkern eben auf der Hand. In Hispanien wird man zum Beispiel auf den Anbau und die Produktion vermehrt setzen, weil es ringsum Römer gibt. Hier haben wir die Völker jenseits des Rhenus. Gruppen, die uns und unserem System intressante Waren anbieten. Sicher baut Rom darauf, das dieser Handel fruchtbar bleibt, aber findest du nicht, das Rom bestimmt was es braucht und damit kauft? Ich kann mich an Maßnahmen zu meiner Zeit in der Provinzverwaltung erinnern, da wurde der Limes einfach dicht gemacht, gab es heimtückische Überfälle von jenseits des Limes auf friedvolle Gehöfte diesseits. Nur mit Handel allein kann man keinen Frieden schaffen oder erhalten. Viel intressanter ist doch die Frage, was die Stämme antreibt den Limes jenseits der Kontrollpunkte zu überschreiten. Ist es der Hunger im Winter, das daraus resultierende fehlende Getreide? Wäre dies ein Ansatzpunkt wo Rom etwas verändern kann? Ich kenne keine Völker, die ohne Not barbarisch werden. Schon weil die germanischen Stämme wissen wie es um ihre Chance gegen Rom auf römischen Boden steht. Im Grundsatz stimme ich dir also zu. Rom sollte den Handel festigen und ausbauen, aber es sollte auch die Kontakte vergrößern und diplomatisch agieren, um die größte Not in den kargen Monaten zu verringern. Wir müssen es ihnen ja nicht schenken."


    Geschenke, vorallem wenn es Nahrung war, machten nur dick und faul. Es sprach sich herum und im nächsten Jahr hatten sich die Almosensammler schon verdoppelt. Sowas konnte rege ausufern. Aber die Stämme hatten genug feine Dinge, die Rom's wirtschaftlicher Kreislauf aufzunehmen vermochte. So war es für Rom ein erträglicher Deal. Denn die bäuerlichen Errungenschaften sorgten dafür, das Roms Landwirte effektiv Anbau betreiben konnten.


    Mal davon abgesehen, war Germanien in Rom gerade kein Thema. Die Provinz war befriedet, sie erwirtschaftete ihre Abgaben fürs Reichsäckel, sie hatte keine Aufstände oder Katastrophen zu verarbeiten. Germanien war schlichtweg ein rentables Stückchen römischer Erde. Wie es um die Grenzsicherung bestellt war und wie diese gewährleistet blieb, das war nun wirklich nicht die Aufgabe der Stadt Rom sondern vielmehr die des LAPP von Germanien und dessen Lakaien.

    Warum wußte Germanicus Avarus nicht, das die Witwe des Duccius Lando vor ihm saß? Nun war es zu spät und er würde die Situation besser überspielen, als einen Schritt zurück zu machen. Ansich war das Ableben schon eine ganze Weile her und nunja Avarus war sowieso kein Freund von Trauer und zu langem Schleier. Er hörte sich genau an, was Duccia Elva von sich gab. Ein bischen übermütig klang das ihm schon, aber er war auch kein Mensch, der sich einfach überrumpeln ließ. Die Duccier hatten in Mogi viel erreicht, das machte sie jedoch noch lange nicht zu den Bestimmern.


    Die Germanica kam zudem nicht aus Mogontiacum. Sie entstammte dem italienischen Festland, aber sie hatte sich in den Germanienkriegen das römische Bürgerrecht 'erarbeitet' und war für lange Zeit in Mogontiacum sesshaft geworden. Doch um die Chronik dieser, seiner Gens ging es hier nicht.


    "So einfach wie du dir das vorstellst, wird es nicht gehen. Auf keinen Fall kannst du Lando als Praefectus nachfolgen. Dieser anspruchsvolle und ehrbare Posten kann nur durch lange Erfahrung erreicht werden. Jedoch sucht der Cursus Publicus für Mogontiacum einen neuen Stationarius. Zur Stunde wird diese Mansiones kommisarisch verwaltet und ich sehe Probleme darin, hat ein Stationsvorsteher zu lange mehrere Stationen zu hüten."


    Es war neben der entfernungstechnischen Hürde auch jene der Belastbarkeit eines Menschens.


    "Bisher hat sich bei mir kein anderer Bewerber gemeldet, du hättest also gute Karten diese Stelle hier in Mogontiacum zu bekommen."


    Für den Cursus Publicus war es zweitrangig aus welcher Familie ein Nachfolger kam. Wichtig nur, das die Abläufe sicher stellten, das Post und Frachtgut immer zeitnah versandt wurde und dem kaiserlichen Postdienst damit eine gute Arbeit nachgesagt wurde.

    "Stimmt schon, uns geht es ähnlich, wenn die Nachbarn zu einem Streifzug über den Limes klettern nicht war."


    Sein Blick erhaschte den Sklaven. Etwas Hunger war im Bauch auch aufgekommen. Nicht das er arge Krämpfe hatte, aber man konnte den Zustand des Gastes mit 'appetitus haben' umschreiben.


    "Sehr gern."


    Es sah aber auch unhemlich lecker aus. Avarus versank einen Augenblick im Schweigen, denn er hatte zu Hause gelernt, das mehr als zwanzig Gramm Mundinhalt dazu führten unverständlich zu klingen, bewegte man beim Essen die Sprache dazu heraus zu klettern.


    "War sie am Anfang noch recht rege so ist meine Informationsquelle bezüglich des Senats fast eingeschlafen. Aber es gab einige plebeiische Anträge, die wie mir mein Neffe berichtete die Mühlen des Senats nicht überwanden. So zum Beispiel eine Anregung für den Kaiser darüber nachzudenken, ob es nicht sinnvoll ist alle Senatoren gleich zu behandeln, was den Verbleib ihres Vermögens anbelangt. Der engste Berater von Valerianus ist ebenfalls Plebejer, das hätte klappen können. Aber auch die andere Richtung hätte mein Zustimmung gefunden. Doch wie es wollte war ich eh nicht in Rom. Der letzten Gesetzesabstimmung welcher ich beiwohnte konnte ich nur eine Gegenstimme aufbringen. Lex Flavia de operositas... meiner Meinung nach ein typisch flavisch eingebrachtes Flickwerk ohne tiefgründige Ausarbeitung nur dazu geschaffen ein kleines begrenztes Ego zu streicheln. Aber nunja meine kleine Blutfehde ist ebenfalls bekannt. Wahrscheinlich hätte ich es auch abgelehnt, wenn es mal was Gescheites gewesen wäre. Was wiederum rein hypothetisch betrachtet unmöglich ist aus dieser Feder. Tja ansonsten gab man sich auf den Patrizierrängen Mühe den Bau des Ulpianums weiter zu verzögern. Ich weiß zwar nicht, was sie damit bezwecken, aber sie tun es leidenschaftlich. Ich hab im Palast ein Gerücht aufgeschnappt, wenn das wahr ist, dann muß mehr hinter dieser Baublockade stecken."


    Avarus griff erneut beherzt zu.

    Der Senator Germanicus Avarus merkte schon, das er es mit der Wahrheit heute nicht so genau nehmen durfte, wollte er nicht irgendeiner Gruppe in dieser Curie vor den Kopf stoßen und dies war nun garnicht seine Absicht. So überlegte er für den Augenblick wie man es am Behutsamsten in die Öffentlichkeit trug, denn ansich war er der uneingeschränkten Meinung, das beim Thema Handel sich die Geister teilten. Er verstand, das Handel eine Provinz stärkte. Doch er fand eben auch, das die Provinz Germania das wunderbar im Imperium Romanum schaffen konnte ohne die Nachbarn mehr als notwendig dabei mit einzubeziehen. Wer nämlich auf den Grundsatz bestand, das Handel Frieden schaffte, der kannte all die Geschichten und Tatsachen nicht, die dies widerlegten. Avarus ging daher etwas schwammig an diese Frage heran.


    "Für Mogontiacum war es schon immer ein wichtiges Einnahmefeld Waren mit den Nachbarn zu tauschen. Ich habe auf dem Forum gesehen, das es die Basilika noch gibt. Einst, wo sie durch meine Pläne und die tatkräftige Arbeit vieler Handwerker der Stadt errichtet wurde, stand ihre Bestimmung auch in dem Glauben daran, das der Handel durch sie noch üppiger floriere als ohne einen überdachten Markt."

    Das ist schlichtweg falsch. Die Verwaltungskraft im Cursus Publicus zum Beispiel darf gern weiblich sein. Auch andere gute Posten stehen diesem Geschlecht offen. Der Erträglichste ist allerdings der einer Matrone. Dazu braucht es nur einen einflussreichen, wie wohlhabenden Mann. :P 8)



    Ebenso ist falsch, das jene mit den meisten Grundstücken ihr Geld nur horten würden. Wahrscheinlich ist es so, das sie ihre Pappenheimer haben, wo sie Leben, Wohnen, Luxus und Schlemmen einkaufen. Ganz ohne Werbetrommel / Mundpropaganda gehts eben auch im antiken Rom nicht. ;)

    Er konnte ja schlecht die Wahrheit sagen. Avarus merkte die gewisse Spannung, die sich zwischen den politischen Lagern durch die Reihen kroch. Fast wie in Rom dachte er nur eine Spur kleiner. Ein gutes Pflaster, um das dicke Fell zu bekommen, das man auch später am Nabel der Welt brauchte, um hoch zu kommen und oben zu bleiben.

    "Ich danke euch für den herzlichen Empfang und ich hoffe, das ich während meines Besuches etwas mehr tun kann, als nur zu reden. Mogontiacum liegt mir sehr am Herzen. Ich bezeichne es als meine Heimat und ich wünsche mir, das Mogontiacum eine blühende Stadt bleibt. Dies zu gewährleisten ist nicht immer leicht. Vorallem durch die Nähe zum Limes und der dahinter beginnenden Wildnis."


    Die Pause nutze er, um vorallem einige Gesichter zu betrachten.


    "Rom ist sich dessen bewußt. Nicht ohne Grund läßt es diese Provinz von einem sehr erfahrenen und fähigen Legatus verwalten. Mit Absicht stehen an den Schlüsselpositionen im Heer geprüfte Offiziere und ohne Frage läßt sich Rom Germanien einiges kosten. Zivil betrachtet kann die Stadt und ihr Rat durchaus zufrieden in die Zukunft schauen. Es wurde sehr viel geleistet seit ich Mogontiacum zum letzten Mal gesehen habe. Doch gibt es in jeder Stadt Probleme. Nun ich bin auch desswegen nach Hause gekommen. Wenn ich etwas für euch tun kann, dann möchte ich dies gern versuchen."

    Die Arme auf der Holztischplatte aufgestützt, starrte Avarus zur Tür. Gleich würde die angekündigte Besucherin eintreten und er hoffte, das sich an diesem Tag noch was für's Auge bot. Der informierende Sklave war wieder hinaus gegangen, hielt jedoch die Stellung an der Officiumspforte. Nach dem Eintreten würde er sie leise schließen und dann davon rauschen, um einem Dienstsklaven Bescheid zu geben, das evtl. Getränke gebraucht wurden.

    Der Alltag in Mogi glich bei weitem nicht dem Arbeitstag eines Senators in Rom und so war es nicht verwunderlich, das ein Gast ohne Einladung oder Termin vorgelassen wurde. Einzigst ein anderer Sklave würde vor der Besucherin und dem Türsklaven hastig zum Büro des Hausherren eilen, um diesen auf den Moment vorzubereiten oder wenigstens die Chance zu geben sich den Schlaf aus den Augen zu reiben. Doch so schlimm war es am Ende garnicht. Avarus hatte zwar am Schreibtisch sitzend etwas vor sich hin geduselt, zum Schlafen war er allerdings nicht gekommen und so hörte er ganz erfreut, das sich für den Moment eine Ablenkung aus der Tristesse bot...


    "Dann folge mir bitte."


    Mehr mußte nicht gesagt werden im Moment. Er schloss nach ihr die Tür und ging dann voran...





    SKLAVE - GENS GERMANICA

    Das Haus lag in ruhigem Nachmittagsgedöns da. Es dauerte daher bis ein Sklave das Brett der Tür öffnete, denn auch der übliche Türsklave hatte sich zu einem Nickerchen hinreißen lassen, war durch das Klopfen aufgeschreckt, aber wenigstens in der Lage gewesen nicht ohne Bedacht einfach auf zu machen. Er reckte sich, drückte einen letzten Gähner heraus. und struppelte die Haare zurecht. Dann erst schob er den Riegel nach hinten und zog am Griff die Tür nach innen. Sein Blick fiel über das blaue Kleidchen nach oben. Ein Lächeln erschien ihm. Ein Traum? Nein, dazu drückte ihm das raue Holz der Türbeplankung zu echt in den Handballen.


    "Willkommen im Hause Germanica, junge Dame. Was kann ich für Dich tun?"









    SKLAVE - GENS GERMANICA

    Ist überschrieben.


    Das man die Frage simon lösen wird, geschieht erst dann, wenn es einen neuen Aedilen gibt, der die Listen überprüft. Es darf doch verständlich sein, das ich meinen Simoff-Kopf aus der Schlinge ziehen will mit dem Hinweis. ;)


    @Iunia


    Bäcker, Fleischer, Weber sind nunmal Handwerker, das kann man drehen wie man will. Die Wolle, das Rind, das Schaf, das Getreide kommt aus der landwirtschaftlichen Erzeugung. Die Diskussion gabs schon oft, die Suchfunktion des Forums kann helfen.


    Edit: Verkaufen darfst Du immer. Dem Vorgang war mein Einwurf auch nicht geschuldet.

    Zitat

    Original von Manius Tiberius Lupus
    Ich hab Iunia Axilla ihre Weberei abgekauft. Bitte an mich überschreiben ;)
    Wurde hier ausgespielt.


    Sicher? Ich weise darauf hin, das ein Studium der Gesetze unseres Staates von Vorteil sein kann bevor es zu dieser Überschreibung kommt.

    "Das ist doch mal etwas positives. Sicherlich liegt das auch an deiner Führung. Ohne Frage liegt das am Stil des Legatus Augusti wie er mit den Rhenusvölkern umspringt oder sie unbehelligt läßt. Ich denke ja das sie es sehr nervös sehen, wenn ein Statthalter seinen Fuß auf germanischen Boden jenseits des Rhenus setzt, um einen Ausflug mit einigen Legionen zu machen. Aber das habt ihr wohl die letzten Monate nicht getan."


    Und das war sicherlich auch ein Grund dafür, das man sich gegenseitig hauptsächlich in Ruhe ließ. Die Germanen wußten, das sie diesseits des Rhenus keine Chance hatten und die Römer hatten erkannt, das sie jenseits des Flusses weder Nachschubwege noch Marschrouten römischer Bauart besaßen. Damit waren die Fronten eigentlich geklärt. Zumindest solang es keinen neuen Varus oder Vercingetorix gab.


    "Hmhm, Rom ist zur Zeit ein Käfig voller Tiere. Jeder verdächtigt jeden und keiner kann dem Anderen eine Schuld nachweisen. Es fehlt augenscheinlich ein Kaiser. Sein Vertreter ist unbeliebt und vulgär. Auch wenn ich selbst einige Dinge an ihm gut heiße, so wiegen doch die negativen Einflüsse seiner Persönlichkeit schwer. Wer diesem innerpolitischem Gemetzel entkommen will, findet in den Provinzen Zuflucht und ich bin mir recht schlüssig darüber, das ich auch den Herbst und Winter noch fernab der Hauptstadt verbringen will. Mir wird das einfach zuviel. Vorallem aus dem Grund heraus auch, das die politischen Lager immer ungleichgewichtiger werden. Es strömten einfach zuviele Patrizier in den letzten Monaten in die Curie und zuwenig Plebejer. Die Stände der Patrizer sind vorallem auf ihren Vorteil bedacht, daher blockieren sie jeden noch so guten Vorschlag für Rom und Vaterland. Nur weil sie selbst nicht drauf gekommen sind oder weil es von einem Plebejer eingebracht wurde. Dazu versucht manch einer noch populistisch eine Bresche in die Senatorenschaft zu schlagen. Nein zur Zeit ist der Senat wirklich fern ab jeglicher Konstruktivität. Da fällt es mir leicht mich meiner Frau zu widmen und nach Mogontiacum erneut nach Gallien zu reisen, um dort den Winter zu verbringen."


    Wer würde wohl Hungi folgen, berief man ihn vom Posten in Germanien ab. Avarus hatte da eine Idee, aber sein Schuh war nicht derb genug in der Tür von Vescularius Salinator und irgendwie legte er auch keinen Wert darauf. Solange er sowas wie autark blieb und Salinator sich nicht in den Cursus Publicus einmischte, gab es für Avarus auch keinen Grund dem PU in irgendeiner Weise näher kommen zu müssen.


    "Soweit ich hörte, wurde Decimus Livianus zum Kommandanten der Legio II berufen?! Vielleicht können wir uns an einem Abend mal treffen. Ich lade euch ein... und ein paar Andere. Zwar kann ich euch kein urrömisches Mahl bieten, da ich nur zwei Köche mit nach Mogontiacum gebracht habe, aber ich bin mir sicher, das ihr trotzdem satt werdet."

    Immer weitere Provinzpolitiker strömten herein und Germanicus Avarus dachte einen Moment an damals wie es war zu solcherlei Debatten zu kommen, die durchaus hitzig geführt wurden. Zu dieser damaligen Zeit wußte er noch nicht, das es ein kleiner Vorgeschmack auf Roms Senat gewesen war, der allerdings mit Abstand unbequemer zu debattieren war. In der Provinz kannte man sich. Die politischen Lager waren übersichtlich und die Ziele am Ende doch immer die Selben nur am Weg dahin wurde gefeilt und gefeilscht. In Rom hingegen ging es nicht zu allererst um das Wohl des Imperiums. Auch wenn jeder das von seiner Meinung behauptete, so stand doch das persönliche Charisma im wesentlichen Vordergrund und wie ich meinem politischen Block am meisten nützte. Erst ging es um Posten, dann um das As und irgendwann wenn all die Zutaten zur deftigen Suppe zusammengerafft waren, kam das Wohl von Vaterland und Volk.


    Manchmal sehnte er sich in die Provinz zurück. Jetzt war er schon einige Monate dort und fand es irgendwie ganz beschaulich. Er gelangte zu dem Glauben, das dieses Leben etwas für ihn war und Avarus folgte immer öfter der Überlegung wie es wohl wäre für immer aus Rom zu verschwinden. Sein Weib lebte in Gallien. Sie konnte sich aber auch eine Gemeinschaft auf seinen Ländereien in Mauretanien vorstellen und um so länger Avarus aus Rom fort war umso ernsthafter spielte er selbst mit dem Gedanken sich entgültig zur Ruhe zu setzen. Er konnte sich ohne Frage ausreichend über den Tag beschäftigen. Ihm würde nicht langweilig werden. Nein, Lucilla und die Kinder würden ihn schon auf Trab halten.


    Avarus wurde jäh aus diesen Gedanken gerissen, als das Trabbeln der Füße verstummte. Er blickte auf und über die Ränge. Sie waren gut gefüllt. Ein offensichtlicher Ehrenplatz war noch frei und so schritt er gemächlich nicht überhatzt auf den Stuhl zu...

    Angemessen, aber dennoch schlicht gekleidet erschien Germanicus Avarus im Sitzungssaal. Er trug eine eindeutige Toga und ebenso die anderen Merkmale, die ihn als Senator von Rom auswiesen. An den Fingern war jedoch heute nur Platz für drei Ringe. Den eines Senators, jenen der auch als Siegelring seiner Gens taugte und letztlich Einer, der ihn mit seiner Frau Decima Lucilla vereinte. Bei vielen Römern war vorallem dieser Ring nicht üblich. Auch Avarus trug ihn aus eher alltäglichen Gründen nicht immer.


    Es schlug ihm ein sonderbarer Geruch entgegen. Man hatte doch nicht etwa mehr Aufwand als sonst betrieben?! Egal für den Germanicus war es ein Abtauchen in die Vergangenheit mit dem bewunderten Beigeschmack der Zukunft. Heute war ein besonderer Tag und dies nicht aus seinem Grund, nein dieser wunderbare Morgen hatte lange aufgeschoben werden müssen, war vertagt worden, vergessen aber nie.


    Er blickte sich um. Aber die anwesenden Charaktere waren ihm weitestgehend unbekannt. Avarus war eben schon sehr lange nicht mehr in seiner Heimatstadt Mogontiacum gewesen und somit hatte sich auch die Verwaltung verändert. War jünger geworden und vielleicht auch besser. Aber so schlecht waren die 'Alten' auch nicht gewesen.


    In der Mitte blieb er stehen. Nickte drei zueinander stehenden Personen zu und brachte ein neutral anmutendes: "Salve zusammen." heraus. Neben dem LAPP Hungaricus wußte er derzeit von keinem anderen Senator in der Stadt und den Vinicier würde man mit Sicherheit kennen. So brauchte er sich selbst eh nicht groß vorstellen.