Er hatte keinen Zweifel daran, das er auch nach der Wortmeldung des nächsten Decurio der Stadt Mogontiacum weiterhin der Erklärbär blieb. Doch auch diesen Sätze brachten Avarus innerlich dazu daran zu zweifeln ob und wie man dazu kommen konnte sein Angebot für Mogontiacum anzunehmen, denn auch in jenem Fall ging es vorallem um die Rhenusvölker jenseits der Mauer, die weithin ein Lattenzaun war und den Namen Limes trug. Irgendwann so schien ihm, mußte er mit der Vorgehensweise brechen um den Brei herum zu reden. Sowas klappte in Rom wunderbar, aber hier in der Provinz klang es exotisch.
"Das was ich der Stadt und ihrem Umland gegeben habe, das hat sie mir auch zurückgegeben. Das zeigt, das eine Unterstützung niemals einseitig sein kann, will man nicht, das sie mit der Zeit versiegt. Mogontiacum lebt natürlich mehr vom Handel als von Erzeugern. Der Vorteil liegt durch die Nähe zu fremden Völkern eben auf der Hand. In Hispanien wird man zum Beispiel auf den Anbau und die Produktion vermehrt setzen, weil es ringsum Römer gibt. Hier haben wir die Völker jenseits des Rhenus. Gruppen, die uns und unserem System intressante Waren anbieten. Sicher baut Rom darauf, das dieser Handel fruchtbar bleibt, aber findest du nicht, das Rom bestimmt was es braucht und damit kauft? Ich kann mich an Maßnahmen zu meiner Zeit in der Provinzverwaltung erinnern, da wurde der Limes einfach dicht gemacht, gab es heimtückische Überfälle von jenseits des Limes auf friedvolle Gehöfte diesseits. Nur mit Handel allein kann man keinen Frieden schaffen oder erhalten. Viel intressanter ist doch die Frage, was die Stämme antreibt den Limes jenseits der Kontrollpunkte zu überschreiten. Ist es der Hunger im Winter, das daraus resultierende fehlende Getreide? Wäre dies ein Ansatzpunkt wo Rom etwas verändern kann? Ich kenne keine Völker, die ohne Not barbarisch werden. Schon weil die germanischen Stämme wissen wie es um ihre Chance gegen Rom auf römischen Boden steht. Im Grundsatz stimme ich dir also zu. Rom sollte den Handel festigen und ausbauen, aber es sollte auch die Kontakte vergrößern und diplomatisch agieren, um die größte Not in den kargen Monaten zu verringern. Wir müssen es ihnen ja nicht schenken."
Geschenke, vorallem wenn es Nahrung war, machten nur dick und faul. Es sprach sich herum und im nächsten Jahr hatten sich die Almosensammler schon verdoppelt. Sowas konnte rege ausufern. Aber die Stämme hatten genug feine Dinge, die Rom's wirtschaftlicher Kreislauf aufzunehmen vermochte. So war es für Rom ein erträglicher Deal. Denn die bäuerlichen Errungenschaften sorgten dafür, das Roms Landwirte effektiv Anbau betreiben konnten.
Mal davon abgesehen, war Germanien in Rom gerade kein Thema. Die Provinz war befriedet, sie erwirtschaftete ihre Abgaben fürs Reichsäckel, sie hatte keine Aufstände oder Katastrophen zu verarbeiten. Germanien war schlichtweg ein rentables Stückchen römischer Erde. Wie es um die Grenzsicherung bestellt war und wie diese gewährleistet blieb, das war nun wirklich nicht die Aufgabe der Stadt Rom sondern vielmehr die des LAPP von Germanien und dessen Lakaien.