Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    Selbst das kälteste Thermenwasser wurde irgendwann angenehm. Der Körper des Avarus hatte bereits einen großen Schritt dahin gemacht, als sein Senatskollege die Oberfläche des Beckens mit Wellen aufschwappen ließ. Er legte den Kopf in den Nacken, um die herannahende 'Sturmflut' eher am Hals zu spüren, denn über die Lippen plätschern zu lassen. Dies dauerte eine Weile, doch so schnell wie sie aufgestiegen waren, sanken die Wellen auch wieder dahin und legten sich zu einer glatten Oberfläche zurück.


    Avarus kam mit dem Kopf zurück, lächelte und nickte. Er war zwar schon lange nicht mehr von einem Officium ins Andere gezogen, aber er kannte natürlich viele seiner Senatskollegen, die darin eine Förderung ihrer Karriere sahen, wechselten sie ihre Posten wie andere ein paar Schuhe.


    "Bedauernd ruhig ist es dort. Viel zu verwalten gibt es nicht. Außerdem haben wir genügend Schreiberlinge und Curatoren und auch die Struktur beherzt einfach gehalten. Jedoch hatte ich gehofft, das die großen Worte einiger neuer Praeceptoren auch irgendwann mal Früchte tragen und unser Angebot bereichern. Da hilft es auch nichts, das wir uns entschieden haben ein Quartett an Kursen immer bereitzustellen. Sind sie doch beim erscheinden Durchlauf bereits gut besucht gewesen."

    Der betröpfelte Blick war nicht gespielt. In solchen Momenten machte sich die Logenbesetzung bezahlt. Hatte man nämlich nur Venetianer eingeladen das exklusive Plätzchen zu bevölkern, blieben spitze und hämige Bemerkungen aus. Es sank die Stimmung in diesem Teil des Circus eben nur auf ein gedämpftes Maß. Stille würde wohl erst einkehren, wenn auch der letzte Russata-Fahrer noch die Jünglinge der Blauen überholten.


    Jetzt zeigte sich eben wie tief der alte Princeps den Rennstall runtergewirtschaftet hatte und wie schwer die Blauen es in den nächsten Jahren haben würden diesen herben Rückschlag auszumerzen.


    Es gab nicht viel, was man dazu sagen konnte. Gut nur, sollten sie wahrlich noch am Ende landen wenigstens die Rosa-Fraktion hinter ihnen blieb, waren jene Fahrer nichtmal angetreten. Für alles Andere gab es in Zukunft noch viel zu tun und die Notiz mit aus den Ludi Apollinares zu nehmen auch in Zukunft eine reine Veneta-Fan-Loge zu buchen...





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    RECTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    Wieder war es ein Bote aus dem Hause Germanica, der eines schönen Tages im Julius hereingeschlurft kam. Das konnte schon richtig nerven, hörte man dieses kratzende Geräusch längerfristig, wenn die Sandaletten auf dem Fußboden scharrten, hob der Träger seine Füße nicht richtig.


    "Salve eine Notiz meines Herren für den Curator Aquarum."


    Und schwupps reichte der Sklave ein Schreiben über den Tisch.




    Rom, ANTE DIEM XIV KAL AUG DCCCLIX A.U.C. (19.7.2009/106 n.Chr.)


    Salve Macer,


    es freut mich Dir mitteilen zu können, das sich in meinem Bauhof an der Via Cornelia die meisten nötigen Materialien befinden, um das Kanalprojekt in Angriff zu nehmen. Bis auf die Steinquader natürlich, wo ich hoffe, das Dein Einfluss bereits Früchte getragen hat. Auch fehlt es noch an Schalholz, aber diesbezüglich wurde mir bereits eine Zusage erteilt, das ich demnächst mit einigen Karren rechnen könnte.


    Über eine terminliche Absprache würde ich mich sehr freuen. Bis dato verbleibe ich mit freundlichen Grüßen,




    Verneigte sich leicht und wartete ob er eine Antwort oder dergleichen mitnehmen sollte.




    SKLAVE - GENS GERMANICA

    Auch zu diesem Thema fiel Avarus kein geeignetes Plätzchen ein. Da war es einfach besser sich an die jeweiligen Stellen zu wenden. Doch warum Sedulus sich über die ritterlichen Ämter verunsichert fühlte, konnte Avarus trotzdem nicht nachvollziehen. Es hieß zu aller erst Mindestvoraussetzung Eques und erst dann kam die Frage auf, was dieser Posten eigentlich hintergründlich darstellte. Ein Praefectus Annonae war das beste Beispiel dafür, das die Arbeiten eines ritterlichen Postens nichtmal so unterschiedlich zu einem senatorischen Verwaltungsamt waren. Klar gab es immer Sparten, die man lieber meiden sollte, aber das würde Vinicius Lucianus schon selbst am Besten wissen.


    Ohne was zu antworten, widmete Avarus sich weiter dem Essen. Auch wenn er langsam bemerkte, das ihm der Magen ein Völlegefühl unterbreitete.

    Und Wasser hatte nunmal einen sehr spitzen Kopf. Es war also unmöglich, das jeder Tropfen, der am Anfang hinein gegeben wurde, am Ende auch heraus kam. Versiegte ein Äquadukt in der Tat mal ganz rollte auch gleich ein Kopf. Es war schierig darauf zu hoffen, es sei nicht sein eigener. Nein da lebte und arbeitete es sich im Cursus Publicus schon viel entspannter.


    "Was habe ich dann Anderes als Heute? Nein ich meine zu behaupten, das das wirklich nichts für mich ist. Die architektonische Seite kommt zu kurz, die praktikable Seite unterscheidet mich nicht von meiner jetzigen Arbeit beim Cursus Publicus."


    Wozu dann wechseln?


    Avarus ließ das 'Benetzen' der Haut weg und stieg ohne Vorwarnung der Glieder in das kühle Nass. Noch war die Stadt nicht derart stickig, das sie im Kaltwasserbecken in eine lauwarme Brühe hätten steigen müssen. Er ließ sich für enen Moment im Becken treiben.

    Keine Antwort, Frage oder Sonstiges war auch eine Antwort. Hm Avarus überlegte und fuhr dann ohne das Offensichtliche gesehen zu haben fort:


    "Wenn du wirklich wieder ein Kommando begleiten willst, dann schlage ich dir die Vigiles vor. Sie sind in ihrer Einflussnahme deutlich gestiegen, wenn auch immernoch verpöhnt, aber zumindest in Rom deutlich höher angesehen als noch vor ein paar Jahren. In die Praetorianer zu kommen, denke ich ist Fiktion, da müßte schon der Kaiser von sich aus fordern. Nein, aber bei den Vigiles sind die führenden Posten alle vakant. Eine durchaus beunruhigende Starre für Rom. Ich denke das wäre genau das Richtige, um wieder in die Kommandostruktur zu kommen."


    Und das ziemlich weit oben. Avarus versprach sich davon natürlich noch viel mehr, denn er dachte immer schon in großen Schritten, aber was genau, das behielt er vorerst für sich. Er wollte seinen Klienten immerhin nicht völlig überrumpeln, verunsichern und letztlich zu einer energischen Ablehnung treiben. Daher immer schon alles mit der Ruhe und Gelassenheit eines Faultiers.

    Egal wie man es wendete schließlich kam selbst Lucianus wieder auf den Praefectus Urbi. Denn jener fungierte als Vertretung vom Kaiser solange dieser abwesend blieb.


    "Keine Ahnung welche Stelle explizit frei ist, aber es gibt ja hunderte Beamte, die gelenkt und kontrolliert werden wollen. Ich selbst arbeite nicht in der kaiserlichen Kanzlei... hm Sedi, weißt du da näheres drüber?"


    Forschend blickte er seinen Neffen an und selbst wenn dieser nichts wußte, so war es doch gänzlich ausgeschlossen, das kein lukratives Plätzchen mehr frei war.


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    Klient Medicus Germanicus Avarus |



    Mit einer guten Stunde Mittagsruhe hatte Iullus Fuficius Gutta gerechnet. Daraus wurde wohl nichts. Er hörte eine ihm bekannte Stimme, die er jedoch nur aus der Ferne bisweil wahrgenommen hatte, denn bis zu diesem Tag hatte der Duumvir von Ostia wirklich immer großes Glück gehabt seinen Patron auf der Baustelle anzutreffen. Doch der Senator Germanicus Avarus war ebenfalls nach Rom gereist. Dies zu Pferd und mit der Weisung Fuficius Gutta möge seine Sache solange vertreten, bis er in vierzehn Tagen erneut in Ostia erschien.
    Besagter Mann reckte sich aus seinem Sessel und gab einem Schreiber den Tip den Duumviren herein zu winken.


    Erst als dieser im Zelt stand, stellte er sich vor und die Sachlage klar: "Salve, man nennt mich Iullus Fuficius Gutta. Es tut mir leid, aber der Architectus ist nach Rom zurückgekehrt. In seiner Kontrollfunktion überwache ich diese Baustelle. Wenn du dringend mit Senator Avarus sprechen mußt, kann ich ein Brief heute Abend mit auf den Weg nach Rom geben. Einige Pergamente werden sowieso dahin verbracht. Ansonsten hatte der Senator vor in cirka zehn Tagen wieder in Ostia zu sein." Gutta verschränkte die Arme vor dem Bauch und knetete dabei völlig unbewußt seine Hände durch.

    Dann frage ich mich, warum ihre Beamten einen Spaß daran finden jene wenigen Auftragnehmer noch zu knechten. Es war ja eben auch so gekommen, weil Avarus Macer diesen Dienst nicht abschlagen wollte. Hätte ein ihm völlig Fremder das Gespräch im Namen der Cura Aquarum geführt, sähe das Ergebnis völlig anders aus. Aber das war reine Fiktion und zudem nicht weiter von Belang.


    Er durchschritt ebenso die Tür und wechselte gleich im Anschluss die Latschen. Die für die Straße nahm der Sklave und als Germanicus Avarus wieder aufrecht stand, durchforschte er das Gesicht seines Gegenübers. Erst jetzt hatte er den letzten Satz des ersten Wortschwalls verarbeitet.


    "Hm ich sehe das ein wenig anders, ich glaube nicht, das man im Baugewerke von Verschwendung sprechen kann, denn selbst wenn es manchmal Unsummen sind, die dort verschlungen werden, hab ich noch keinen Baumeister gesehen, der unsäglich reich geworden wäre damit. Denn Roms Lage ist nun wirklich nicht die Beste. All die wunderbaren Dinge müssen hunderte Kilometer heran geschafft werden und die Chance eine bestellte Fuhre zu verlieren ist größer, als sie zu bekommen."


    Piraten, Diebe, Halsabschneider, Korruption, schon die bloße Überfahrt über ein launisches Mare Internum. Bei Rom gab es faktisch nichts. Die wenigen Ziegeleien in Ostia liefen an ihrer Grenze und sonst? Marmor, Sand und Bimsstein, Granit oder selbst Bauholz kam von weit her. Der Wald in Italien schon lange abgerodet, erholte sich nur mühsam und war weitestgehend vom Brett zu schwach, um nützlich zu werden.


    Sie erreichten die Umkleide und Avarus ließ sich aus dem Tuch 'wickeln'. Sein Oberkörper strahlte in Blässe, aber das Wasser würde diese untypische Färbung hier im Süden schnell verdecken. Doch war er nicht mehr der Jüngste und konnte darauf verzichten die kleinen sich einstellenden Fältchen in aller Welt zu zeigen. Auch brannte die Sonne meist zu stark, als das er ihr Ergebnis den Feuerhummer ertragen wollte.

    "Ich liebe es frei zu sein in meiner Entscheidung was ich entwerfe oder an Bauleistungen begleite. Ich glaube nicht, das mich ein Amtsstuhl in einer Art der Architektur reizen könnte. Es wäre doch immer wieder das Selbe oder?"


    Außerdem liebte er seine Arbeit beim CP. Ohne Frage ließ sie auch einen höheren Lebensstil zu, aber das war nicht wirklich der Grund, warum er schon so viele Jahre bei der kaiserlichen Botenstaffel diente. Vielmehr hatte er sich daran gewöhnt Freizeitaktivität und Lohnarbeit strikt zu trennen. Heute konnte er nach einem Projekt einfach einen Schlussstrich ziehen und Jahre nichts mit dem Baugewerbe zu schaffen haben. In einem Amtssessel gefangen, drängten sich die immer wieder kehrenden Abläufe auf. Er wußte nicht, ob der Teil seiner Seele, die künstlerische Seite das verkraften würde.

    Zuallererst wäre er ein Narr, würde er auf die Dienste des Architekten verzichten. Doch Avarus ließ das unausgesprochen. Es hätte überheblich und eitel geklungen und doch erinnerte er sich an die Worte des Curators vom Amt für Wasserbau. Denn solange Rom hauptsächlich im Pöbel wuchs, blieben vakante und wichtige Posten unbesetzt. Das es gerade nicht viele Architekten in der Stadt gab, die ein gewisses Augenmaß für große Projekte hatten oder einfach nicht die Möglichkeiten zur Durchführung, war zumindest ihm klar. Er würde sich auch nicht danach reißen eine Häuserzeile in der Subura zu sanieren oder neues Mosaik auf den Mercatus zu legen...


    Die zweite Aussage überraschte ihn schon mehr. Natürlich wußte Avarus nicht, ob sein Neffe einfach nur naiv war oder ob er in der langen Zusammenarbeit auf Stadtebene seine Beobachtungen gemacht hatte und daraus nun diese Schlüsse zog.


    "Ich versüße mir die Freizeit mit der Architektur. Ich kann wählen, was ich konstruiere."


    Er ließ ein verschmitztes Lächeln seine Lippen umrunden und fuhr fort:


    "Doch was versetzt dich in die Lage zu beurteilen, das der Praefectus bereit ist sich ausnutzen zu lassen? Ich hatte bisweil immer das Gefühl, das er genauso erhaben über seine Vulgärität, wie sein Wissen um die Macht als Praefectus Urbi ist."


    Dann hieß es auch für Avarus zu warten und den Blick zu Vinicius Lucianus wandern zu lassen. Denn diese Frage seines Neffen intressierte ihn ebenso. Er fand es immer unglaublich verrückt, wie einige Senatoren von einhundert Prozent Leistung auf Null fallen konnten, kehrten sie nach Rom zurück. Was ihm wieder zu seinem Gedankenspiel am Anfang führte: Die Stadt braucht nicht nur den Pöbel für ihre Einnahmen, sondern auch Staatsmänner für ihre Strukturen. Gespannt wartete er auf des Vinicius Worte.

    "Ahja..." die gefällten Worte verrieten, das der Mann wohl keinen Termnin mit dem Hausherren vereinbart hatte, denn erstens wüßte das der Türsklave und zweitens erwähnte es der Gast nicht. Er schien auf das Glück zu bauen und das ziemlich emsig, denn erstens mußte der Senator überhaupt zu Hause sein und zweitens war er nunmal nicht ein Mann, der in Freizeit schwimmen konnte. Aber wie seltens es der Fall war kam dem Iunier Fortuna zu Hilfe. "Nun wenn du mir bitte in das Gemach des Senators folgen möchtest..."


    Der Sklave nickte einen Kameraden zu, der sich in seiner Abwesendheit um die Pforte kümmerte und schritt ins Innere des Hauses voran. Jener zweite Diener schloss die Tür hinter dem Gast und hockte sich auf den kleinen unbequemen Schemel neben der Haustür.









    SKLAVE - GENS GERMANICA

    Das Zimmer in dem sich Avarus aufhielt war ein Raum mittlerer Größe. Er saß auf einer bequemen Liege und hatte die Beine ausgestreckt. Es wunderte ihn, das ein Diener ihm einen Besucher meldete, aber er verspürte keine Lust hinüber ins Arbeitszimmer zu gehen. Stattdessen ließ er den Gast hierher führen und bestellte bei einem der Tischsklaven verdünnten Wein, etwas Brot sowie Oliven und Trauben. Dann wartete er auf den Mann, an dessen Zeilen er sich nur schwach erinnerte...

    Ihm war es recht, das das Thema Meridus so schnell et Acta gelegt war wie es aufkeimte. Er hörte sich die Wünsche und Vornahmen seines Gegenübers an und erhob sich nicht eilig.


    "Es wird sie bestimmt freuen von dir zu lesen und es wird sie umso fröhlicher stimmen, das ihre Gebete erhört wurden und du nach Rom zurückgekehrt bist."


    Eine fast beiläufige Regung strich die Toga zurecht, welche in diesen sommerlichen Temperaturen eher zur Last wurde anstatt zu Kleiden. Die unsägliche Hitze verlangte einfach ein täglich frisches Gewand.


    "Einen Anlass für eine gesellige Gelegenheit gibt es immer. Du bist wieder in Rom und keine andere Stadt ist in dieser Sache umtriebiger."


    Ein verschmitztes Lächeln huschte ihm über das Gesicht, dann sah er die Zeit gekommen seinen abentlichen Besuch zu beenden.


    "Bis es soweit ist, wünsche ich dir eine geruhsame Nacht. Ich will die Straße nehmen, bevor es völlig dunkel ist."


    Nicht das Avarus sich da draußen fürchtete, aber auf dem Weg zwischen diesen beiden Häusern war es ihm schon mehrfach fast passiert von irgendwelchem Unrat erschlagen zu werden, der im Mantel der Dunkelheit einen gar zu leichtsinnigen Weg aus dem Fenster hinunter zur Straße fand.

    Avarus strafte seinen Neffen mit einem finsteren Blick, wandte sich aber zugleich lieber wieder den köstlichen Wachteleiern zu.


    "Ich hatte nicht vor ihn in mein Haus zu laden. Wozu auch?"


    Es war nicht diese Übergangenheit, die sich in solch einem Moment schnell als Grund bereit legte, sondern es umriss etwas Anders. Doch was der genaue Punkt dessen war, was Avarus an dieser Inthronisierung falsch fand, das wußte er selbst nichtmal in Worte zu fassen.


    Zu einem weiteren Ei nahm er sich etwas Bärlauchcreme und führte ein Stückchen zart-frisches Weißbrot mit in den Mund. Er kaute ziemlich lange und ließ die Ruhe wirken. Dann fuhr er anderweilig fort.


    "Mit Vertrauen und Ergebenheit läßt sich ein Schiff durch die wilde See führen. Ich frage mich nur wie lange der Sturm ausbleibt oder wie viele Feinde Roms die prikäre Lage unseres Reiches bereits übermittelt bekommen haben. Wie lange werden noch die Götter zu uns halten, wenn ihr oberster Hirte keine Zeremonien mehr leitet... wann wird uns das Glück verlassen, das wir so lange haben herausgefordert? Nun ich weiß es nicht. Aber ich fürchte vor dem was kommen mag, sollte Roms Starre weiterhin so erdrückend echt anmuten."


    Avarus trank. Einen kräftigen Schluck und noch einen. Dabei überlegte er was ihn diese Gedanken jedes Mal aufs Neue angingen. Und doch begannen sie sich in seinem Geiste festzusetzen. Mitunter fürchtete er sich wohl mehr vor den schlaflosen Nächten als davor, das eine fremdartige Macht Rom überrennen konnte.

    Er hatte wirklich keine Lust lange vor dem Bad zu warten bis endlich sein Sklave mit den Utensilien erschien, aber ohne die leichteren Badelatschen war es ihm nicht möglich hinein zu kómmen und so blieb garnichts anderes übrig, als vor dem Ziegelbau in mäßigem Schatten zu verharren. Er überlegte einen Moment, ehe er die gestellte Frage sich selbst beantwortet hatte.


    "Weil auch Rom immer kräftiger sparen muß. All die Bürger, die die Stadt mehr und mehr haben aufgebauscht, wollen vergnügt, gereinigt und verwöhnt werden. Diese Stadt verkommt zu einem sündigen Laster, das sich an den Zitzen der Wölfin drängelt."


    Er mußte kurz lächeln ob seiner Worte. Wurde aber alsgleich wieder ernst.


    "Ich hingegen bin es nicht gewohnt sparen zu müssen. Das ich darüber nachdenken muß -will ich meiner kunstvollen Liebe weiter fröhnen- hat mir dein wehemendes Quengeln hinsichtlich eines günstigeren Arbeitspreises gezeigt."


    Avarus lachte kurz auf und sah endlich einen Sklaven um die Ecke biegen. Jenen strafte er mit einem ernsten Blick. Der Junge sollte sehen, das es durchaus im Möglichen gewesen wäre etwas schneller an den Thermen zu sein und wissen die Götter den Herren nicht zu lange warten zu lassen.


    "Ah da ist der Knabe ja endlich."


    Die zweite Frage war kurz zu beantworten. Der Atem reichte, um damit fertig zu sein bevor der Diener bei ihnen war.


    "Oh keine Sorge Curator, ich bin als freier Architekt durchaus zufrieden."

    Der Onkel konnte es sich nur schwer verkneifen seine Miene in ein dickes Lächeln zu verwandeln. Nur lange Jahre der Politik und die felsenfeste Überzeugung, das Ernsthaftigkeit das Einzigste war, das seine Worte ernst erschienen ließen, hielt ihn davon ab.


    "Hm dieser Salinator hat bis vor wenigen Monaten noch mit seinen Schweinen am Trog gesessen und geschmaust. Zu was lieber Sedulus möchtest du ihn einladen?"


    Gut möglich, das die Germanicier diesem Ritual schon hundert Jahre abgeschworen hatten. Möglich aber auch, das Avarus es frustierend fand, das ein Kaiser solch einen Hinterwäldler ihm vorzog.


    "Wenn du gewappnet bist, so bietet sich vielleicht der Ringkampf an, aber ich denke eher er wird es an Hinterhältigkeit nicht mangeln lassen."


    Zu unwirsch, zu ungestühm, zu befremdend war dieser Mann aus irgendeiner Provinz im Osten und Avarus konnte nicht glauben, das ein Kaiser, der viel mehr sah, als nur einen engen kleinen Kreis sich von solch einem Halunken einwickeln ließ. Zumal er geglaubt hatte in Salinator irgendwas wie einen Verbündeten gefunden zu haben. Aber dieser war nur unheimlich kühl und vulgär. Jedem gegenüber...