Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    Genau das meinte er und auch dessen Aufgabenbereich zu kennen, war ihm bewußt, aber er ließ die Erklärungen nüchtern über sich ergehen.


    "Du kannst dir vorstellen, was die Aufgaben eines Stationarius sind und wie stehts um die Tatsache, das unsere Stationen auf das gesamte Reich verteilt sind? Nicht jeder Bewerber in Rom wird auch eine Arbeit in Italia finden können. Der Bedarf junger Männer ist im ganzen Reich zu decken."

    Der Bote erreichte die Basilica Ulpia und gab ein Pergament ab.



    An den Praetor Urbanus
    Basilica Ulpia
    Roma




    Geschätzter Praetor!


    Hiermit erstatte ich, Senator M. Germanicus Avarus, gemäß Cod Iur § 24 Anzeige gegen


    Senator Lucius Flavius Furianus


    Die Vorwürfe lauten auf


    § 83 Beleidigung
    (1) Die Beleidigung wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Monat oder mit Geldstrafe bis zu 200 Sz. und, wenn die Beleidigung mittels einer Tätlichkeit begangen wird, mit Freiheitsstrafe bis zu 2 Monaten oder mit Geldstrafe bis zu 400 Sz. bestraft.
    (2) Wenn eine Beleidigung auf der Stelle erwidert wird, so kann das Gericht beide Beleidiger oder einen derselben für straffrei erklären.


    § 84 Üble Nachrede
    (1) Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, mit Freiheitsstrafe von 1 bis 3 Monaten oder mit Geldstrafe von 200 bis 800 Sz. bestraft.
    (2) Wird gegen eine im politischen Leben des Volkes stehende Person öffentlich, in einer Versammlung oder durch Verbreiten von Schriften eine üble Nachrede aus Beweggründen begangen, die mit der Stellung des Beleidigten im öffentlichen Leben zusammenhängen, und ist die Tat geeignet, sein öffentliches Wirken erheblich zu erschweren, so ist die Strafe Freiheitsstrafe von 3 bis 5 Monaten oder Geldstrafe von 400 bis 1.600 Sesterzen.


    ...geschehen während einer Senatssitzung am ANTE DIEM XII KAL AUG DCCCLIX A.U.C.


    Ich bitte um Prüfung des Sachverhalts und Aufnahme eines Verfahrens.




    Der Überbringer legte ein Säckel mit klimpernden Münzen daneben. Es war offensichtlich, das es sich hierbei um die Prozessgebühr von fünfhundert Sesterzen handeln mußte.



    SKLAVE - GENS GERMANICA

    Nun war es genug, aber in einer anderen Frage. Diese Frechheiten mußte sich kein ehrenhafter Senator gefallen lassen. Avarus würde sich darum kümmern, das dieser Flavius für seine jähzornigen Ausbrüche einen Dämpfer bekam. Er hatte die ganze Zeit versucht sachlich Licht ins Dunkel zu bringen und war mit jeder Antwort des Flaviers wüster beschimpft worden. Avarus schluckte einen Kloß hinunter, denn nichts war fataler als sich auf das gleiche Subura-niveau des Flaviers zu begeben.


    "Wenn wir den Bericht deines Nachfolgers, nämlich den des ehrenwerten Consularen M. Vinicius Hungaricus zur Hand nehmen, dann erheben diese Zeilen den Verdacht, das zuviel Geld für Milizen ausgegeben wurde. Überlegt man diesen Unterschied zwischen den Verteidigern Hispaniens in stategischem Maße weiter, dann komme ich zu dem Schluss, das es durchaus gefährlich war den Sold der Milizen zu erhöhen, während die Anderen ihre Pflicht zu niedrigeren Konditionen erfüllten. Sowas erzeugt Neid und provoziert. Vorallem wenn es sich um eine derart üppige Erhöhung von über einhundertzehntausend Sesterzen handelt."


    Wahrlich, wahrlich schon solch eine unbedachte Aktion konnte den Frieden einer Provinz gehörig stören und das in dem Bericht des Consularen kein Wort über irgendwelche Gründe für eine so übermäßig üppige Bezahlung gefallen ist, zeigte ebenso das dieses Geld rausgeschmissen wurde.


    "Komme ich nun nochmal auf einen anderen Punkt zurück, wirst du sicherlich weitere Verwünschungen oder Boshaftigkeiten erfinden, um sie mir an den Kopf zu werfen, aber ich bin ein neugieriger Senator und ich würde gern erfahren wie das nun war in Hispanien, damals als der Proconsul durch das Geschlecht der Flavier gestellt wurde.


    Innerhalb eines halben Jahres zeichnete dich deine eigens eingesetze Curie dreimal aus. Sie stellten dir die höchsten Ansehensehrungen auf. Zwei Statuen in Marmor und eine große Inschrift. Im gleichen Zeitraum der Statuen wurden auch andere Auszeichnungen beraten. Sie fielen deutlich karger aus. So ehrte man den verstorbenen Augustus Lucius Ulpius Iulianus mit der Aufstellung einer Statue aus Bronze. Den ebenfalls verstorbenen Consular Gaius Prudentius Commodus mit einer Inscriptio. Den zweimaligen Proconsul Hungaricus ward beschieden ohne jegliche Auszeichnung seinen Dienst in der Provinz Hispanien zu leisten. Dem längsten Proconsul aller Zeiten Publius Matinius Agrippa ging es in seiner dreijährigen Verpflichtung genauso. Flavius Furianus wurde durch seine eigens eingesetzte Curie innerhalb eines halben Jahres gleich dreimal mit den höchsten Ehren belohnt... doch für welche Glanzleistung setzte die Curie ihn diese Krone auf, für welch übermenschliches Arangement ehrte sie ihn mit größeren Ansehen als es der Kaiser in Hispanien zu haben schien?


    Ist es nicht die Tugend, die uns lehrt Mäßigung und Bescheidenheit zu leben, unsere Arbeit ganz zum Wohl des Reiches zu verrichten? Ich kann nicht glauben, das diese Curie im besten und freien Gewissen handelte, als sie diese Überhäufung beschloss. Und der Vergleich zeigt, das es ungehörig ist, seine eigene Person über das Wohl einer Provinz, das Wohl des Imperium und das Wohl des Kaisers zu stellen. Süchtig nach Ansehen zu sein, entspricht nicht den Sitten unserer Vorfahren, es ist widerwärtig und abstoßend und es verstößt gegen die Normen unserer Vorfahren. Ich kenne kein Gesetz, das sich über die Tugenden und Sitten der Alten stellt und ich kannte bis heute keinen Römer, dem das niedergeschriebene Gesetz wichtiger ist als die mos maiorum."

    "Ich rede auch nicht von einer einzelnen Stimme, ich denke wir brauchen einen Mann, der unter den Ihren für Stimmen werben kann und jene auch bereit hält. Hm dieser Aurelius Ursus woher kennst du ihn und hat er eine Schwäche für etwas oder fehlt ihm ein grundlegendes Etwas, um ihn für unsere Sache gewinnen zu können?"

    Es sollte nicht übermäßig eilig klingen, aber so langsam fröstelte es Avarus. Manchmal wenn er zu Hause badete, dann überging er einfach das Kaltbecken. Er nickte dem Senator Macer zu. "So ist es, aber manch ein wissbegieriger Römer möchte ständig neue Kurse hören..."


    Auch er schwamm zum Rand, hob den Körper aus dem kalten Wasser und streifte sich die Sandalen über. Ein Handtuch über die Schultern geworfen, sorgte dafür, das der leichte Luftzug im Bad ihm keine Erkältung einbrachte. Abtrocknen würde er sich nicht erst, denn der Weg zum nächsten Badebecken war nicht weit.


    "Mir scheint das etwas weit hergeholt, aber wenn du Galle, Schleim und Blut mit dem säuselnd, winselnden Wind vergleichen willst nur zu."


    Avarus grinste breit und durchschritt die Tür. Denn jener Punkt war es auch nicht, der ihm Übelkeit verschaffte. Er konnte einfach kein Blut sehen. Nichtmal sein Eigenes. Es machte ihn erst flau im Magen und bei längerer Betrachtung warf es ihn einfach um. Aber das würde er natürlich nicht breittreten. Ganz sicher nicht.

    "Es würde sich eine intressante Konstellation abbilden, würde der Senat sein Machtpotenzial zeigen und zwei Consularen mit Gesicht wählen. Es ist nur schwierig abschätzen zu können, ob und wie sich eine Mehrheit der Stimmen für solch eine Wahl zusammenbringen läßt. Vorallem der stetig gewachsene Anteil von Patriziern im Senat bringt uns Plebejern wachsendes Misstrauen entgegen. Wollen wir, jetzt mal rein fiktiv betrachtet, zusammen kandidieren, dann sollten wir einen Kuhhandel finden, der uns nicht ruiniert, gleichzeitig rechtens ist und sicher stellt, das genügend Stimmen vereint werden können.


    Gibt es nicht irgendeinen Patrizier, der empfänglich für ein Bündnis ist, weil er etwas dringlich braucht, das er so einfach nicht bekommen kann?" 8)


    Dessen Einfluss unter den Seinen mußte so hoch sein, das er Stimmen versammelte und sie von der positiven Stimmabgabe für ein solches Consularenpaar überzeugte. Keine leichte Aufgabe aber war das Zünglein an der Waage ihm wichtig genug, eine Machbare.

    Das der Moralapostel No. 1 nun diese Ansprache hielt, verwunderte Avarus sehr stark. Er wußte selbst welche Hintertüren das Gesetz offen ließ, aber er wußte ebenso gut was Anstand und Moral war. Denn ein Mann, der sich nach einer Absetzung nicht zur Selbstverteidigung stellte und dies wie in jenem Fall auch nicht tat nachdem er genesen war, bezeugte schon von sich aus, das seine Enthebung durchaus gerechtfertigt war und an den Vorwürfen mehr Wahrheit denn Gerücht dran war.


    "Die starrhälsige Einstellung ist man von dir gar nicht gewohnt, Senator Durus. Ich kann mich an viele Senatstage erinnern in welchen du Moral, Tugend, Anstand und Sitte gepredigt hast. Jetzt da es einen der Euren trifft, gelten all diese Normen nicht mehr? Es verwundert mich und ich gebe zu es schockiert mich wie lasch du mit diesen Sitten umgehst. Es mag Gesetze geben, die die provinziale Verwaltung festschreiben, es gibt keine Gesetze die vorschreiben, das ein Proconsul Bericht erstatten muß, aber es gehört sich einfach, wenn ein Proconsul abberufen wird, das er Stellung zu den Vorwürfen bezieht, denn wie auch in diesem Fall legt diese Gangart des Flavius eher nahe, das es sich bei den Gerüchten um Wahrheiten handelt, denn das er es mit seinen eigenen Erklärungen wehement bestritten hätte."


    Mit Blick auf die vorangegangenen Worte des Flaviers fügte Avarus weiter an:


    "Es ist natürlich auch einfacher wilde Beschimpfungen zu verteilen, denn sachliche Erklärungen zu formulieren, will man von der eigentlichen Sache ablenken oder eben davon, das es gegen die Normen, die Sitte und letztlich auch gegen das ein oder andere Gesetz verstoßen hat.


    Ich trete nicht gern als Erbsenzähler auf, dieser Part liegt euch viel besser, aber wenn ihr von mir verlangt Beweise vorzubringen, die des Flavius Schuld per Gesetz eindeutig belegen, dann muß auch ich mich tief bücken. Meine Anfrage, sie ging letzlich der Tatsache einher, das es dem guten Anstand, der Sitte und Moral verwerflich ist sich seiner Vergangenheit nicht zu stellen und das obwohl man dem Senat eine Antwort schuldig ist."


    Manchmal war es gut einen Scriba bei der Hand zu haben. Jener war schon zu Beginn der Rede mit einer Aufgabe durch den Senator Avarus hinausgeeilt und kam jetzt leicht außer Atem zurück.


    "Hm,hm, hmm... die Lex Provincialis ist recht schwammig formuliert, jedoch besagt die Subpars Septima (3) Die Comites der Bezirke einer Provinz sind als Abgeordnete in der Curia vertreten und (4) Der Statthalter darf jederzeit weitere Abgeordnete und Beisitzer ernennen und entlassen. Da wir ja Erbsen zählen wollen, nun ich sehe das 'weitere' nicht als gänzlich an. Zwar darf ein Proconsul durch ein Decretus Provincialia dies abändern, doch davon ist dem Senat nichts bekannt und wenigstens dies hat man ihm mitzuteilen, will er sein Vetorecht gebrauchen."


    Doch das war wirkliche Erbsenzählerei, viel wirksamer fand Avarus den anderen Part mit den militärischen Einheiten.


    "Wenn wir uns jetzt noch die Unterscheidung der senatorischen Provinz zur kaiserlichen Provinz ansehen wollen, kommen wir als Senat schnell in des Hades Küche, denn was wird ein Kaiser über den Senat denken, der es dultet, das einer ihrer Proconsularen das Recht auf Verteidigung einer Provinz dem Kaiser entreißt, um mit einer militärischen Truppe unter der geduldeten Hand des Senats für Verwirrung zu sorgen. Laut Subpars Secunda - Statthalter § 5 Militär hat nämlich der Proconsul keinerlei militärische Weisungsbefugnis!"


    Und noch etwas gehörte sich:


    "Und letztlich ist es wohl verständlich, das ein Gremium wie der Senat benachrichtigt gehört bevor ein Proconsul eigenmächtig tief in die Münzkiste greift und Geld rausschmeißt, das nicht ihm gehört sondern dem Senat von Rom. Wenn der Flavius sich unsicher gefühlt hätte und seine polizeilichen Schützlinge als unzureichend empfand, dann wäre es zu allererst seine Pflicht gewesen sich an Rom zu wenden und den Senat entscheiden zu lassen wie der Gefahr, so sie überhaupt bestand Abhilfe zu schaffen sei. Immerhin steht in Hispanien auch eine militärische Hilfstruppe des Imperators für Sicherheit und Ordnung ein. Ich denke der Senat tut gut daran diesen Fauxpas lückenlos aufzuklären, will er seine Souveränität dem Imperator gegenüber wahren."

    ...brachte die Botschaft in die Curie.



    An
    Faustus Octavius Macer
    Magistrat - Ostia
    Curia Ostia - Regio Italia


    Salve Magistratus Octavius Macer,


    ich bin heute in Ostia eingetroffen und habe Deine Nachricht erhalten. Ich würde mir wünschen, das Du etwas Zeit so kurzfristig erübrigen kannst, um mir über die Ergebnisse Deiner Reise nach Rom zu berichten.


    Ich verbleibe mit Gruß



    Und Avarus bekam Bescheid. Er hatte einen weniger regnerischen Tag dieses doch wechselhaften Sommers ausgewählt und war wie gewohnt sehr zeitig aus dem Haus in Rom geritten. Erstens weil er dann das Pferd nicht bis zur Stadtmauer führen mußte, zweitens weil er wie immer am späten Abend in Rom zurück sein wollte. Es würde ein stressiger Tag werden und er wußte bei seinem Aufbruch noch nicht, das er am Abend nicht in Rom zurück war, sondern in einer Herberge in Ostia nächtigte...


    Mit den ersten Sonnenstrahlen erreichte er die Hafenstadt. Die Baustelle unter der empor steigenden Frühstückssonne und im bereits erwachten, geschäftigen Treiben am Hafen. Trotzdem gelang er unbehindert von Ochsenkarren sowie Händlern, Einkäufern usw. die Baustelle und wurde von seinem Klienten herzlich empfangen. Jener richtete ein kleines Mahl zurecht, das er eben gerade noch alleine genossen hatte. So teilte er die Happen eben. Es war sowieso immer genug von allem da.


    Bevor Avarus das Zelt betrat, klopfte er seinen Mantel ab und ließ dabei den Blick über die emsigen Arbeiter auf der Baustelle kreisen. Ihm viel auf, das das Dach immernoch nicht geschlossen war und nahm sich vor diesen Umstand im Zelt zuerst anzusprechen. Doch wie so oft kam er garnicht dazu, denn sein Klient fing selbst davon an. Ihr Gespräch war lang und füllte das gesammte Frühstück aus. Am Ende kam dann die Botschaft über den Besuch des Duumviren und Avarus wunderte sich über jene knappe Aussage. Er war neugierig und wollte schon etwas mehr darüber wissen, als er eben erfahren hatte.


    Die anderen Dinge waren genau das was auf einer Baustelle eben geschah, jene Abläufe, die sich kein Architekt wünschte und jene Dinge die Zeit kosteten und manchmal auch das Vertrauen der Bauherren. Doch wenigstens war das Wetter ihm iin die Breche gesprungen und hatte das Bedienen der großen Kranausleger einfach unmöglich gemacht. Mit schweren Winden blies es Wolken übers Land und ließ schon das kleinste Bewegen in ein unheilvolles Krächzen der Holzkonstruktion enden. Jene Töne machten die Arbeiter arg vorsichtig. Zu viele Männer waren schon auf Baustellen verletzt oder auch getötet worden. So drehten sich die Kräne nicht und so wartete eine Baustelle auf besseres Wetter. Ebenso ein Dach, das gedeckt werden wollte.


    Avarus wies einen Boten an dem Octavius eine Nachricht beizubringen und setzte nachher das Gespräch mit den nun hinzukommenden Baumeistern fort...

    "Ich finde es gut, das sich Altbewährtes hält. Es schafft auch etwas Genugtuung darin, das eine Schrift nach einem kurzen Gastspiel für eine Handvoll Teilnehmer nicht gänzlich in Vergessenheit gerät oder aber auch, das andere Schüler, die vielleicht damals keine Zeit hatten diese Kurse noch belegen können. Natürlich wird es dem Ansehen der Schule gerecht, wenn wir immermal wieder Neues hervorbringen und auch die ständigen Kurse bin ich gewillt zu tauschen. Das Archiv ist ansehnlich gefüllt."


    Er tauchte kurz unter und fand, das sie lange genug im kalten Wasser waren. Aber er würde natürlich nicht als Erster aus dem klaren Quell steigen.


    "Die Schriftrollen für Medizin habe ich mir mal durchgelesen. Ich weiß noch das es kurz vor dem Mittag war. Gut so, denn mit einem gesättigten Magen wäre wohl der Nachmittag auf der Latrine noch das geringste Übel für meinen Magen gewesen. Nein also wirklich ich bin glücklich ebenso niemals diesen Kurs selbst belegt zu haben. Einige Fragen und Antworten sind ekelhaft genauso wie erschütternd."


    Schon die nähere Beschreibung der Körpersäfte hatten ihn damals würgen lassen und auch jetzt gab Avarus sich Mühe von diesen Gedanken wieder weg zu kommen, bevor ihm mau im Magen wurde.

    Sim-Off:

    Ahja ich vergaß, Peter. :D


    Es war etwas schwierig auf der Seite liegend eine abwinkende Regung zu zeigen ohne aus dieser Lage heraus das Gleichgewicht zu verlieren. Aber der Onkel winkte trotzdem ab. Irgendwie schien Sedulus jedes Gespräch, das sie zur Zeit führten auf sich selbst zu reduzieren. Ganz gleich wie wild er sich im Senat benahm, das war wie schon vorher auch diesmal nicht seines Onkels Absicht gewesen Sedulus in irgendeiner Weise damit zu meinen oder gar zu tadeln. Nein Germanicus Avarus war ganz allgemein an die Sache heran gegangen, was sich auch dadurch bestätigen ließ, war er selbst ebenso kein unbeschriebenes Blatt. Und doch kam Sedulus schon wieder auf diesen PU zu sprechen...


    "Ich denk mal so schlimm ist der garnicht. Natürlich muß er sich abkanzeln, will er seine soveräne Stellung gegenüber den anderen Senatoren und in Bezug auf seine innige Freundschaft zum Kaiser erhalten, aber ich denk so manches Mal auch, das er sich derart bäuerlich gibt, um von eigenen Schwächen abzulenken, die ihm wie jeden anderen Mann eben ins Kindbett gelegt wurden. Es ist anzunehmen, das Salinator weiß, das er es sich nicht mit allen verscherzen darf und ebenso schlau ist, das ein freier Rücken entzückt."


    Nochmal wischte er dieses Thema weg. Er hatte nie großartig mit jenem Senator zu tun gehabt und wußte auch nicht was oder ob Salinator etwas gegen ihn hatte und wenn, dann machte ihn das jedenfalls gleichgültig.


    Germaicus Avarus nickte Lucianus nach seinen Worten zu. da hatte dieser schon ganz recht und am Schlimmsten fand er es dann noch, wenn gewählte Magistrate schon eher an die Sternchen nach ihrer Amtszeit dachten anstatt sich während ihrer Amtszeit im Nichtstun zu vertrödeln und das eigentliche ihn entgegengebrachte Vertrauen so schändlich ausnutzen.


    Der Blick entging Avarus nicht. Doch wußte er auch was es bedeutete ein drittes Mal etwas zu versuchen, das beim ersten Mal so ruinös für den eigenen Ruf gescheitert war. Er hatte es eben auf die harte Tour lernen müssen, das es nicht immer richtig war die Wahrheit zu sagen oder wenn man jene Meinung vertrat. Sie eben herunter zu schlucken egal wie wahr die Worte waren und egal wie schändlich das Schweigen scheinen mochte. Doch Avarus riss sich schnell wieder los von diesen Gedanken, er hatte keine Lust darauf sich den Appetit verderben zu lassen. Blieb bei einem neutralen, ganz und gar unentschlossenen Revers.


    "Es ist immer gut einen geeigneten Mitconsularen zu haben. Man muß sich mit ihm natürlich gut verstehen und die Aufgaben die zu erledigen sind, Angenehme ebenso wie die Unangenehmen sollten gerecht aufgeteilt werden. Aber selbst wenn sich dieses Consularenpaar einvernehmlich trifft, so bleibt immernoch die Frage kann es auch zusammen gewählt werden oder schafft es ein weniger populärer Mitbewerber eher auf den kurullischen Stuhl, weil er besser beeinflussbar ist oder den eigenen Interessen näher steht als einer der beiden sich zusammengerauften Consularen." ;)

    "Ihwo Sedulus übertreibt maßlos. Die Senatoren sind derweil nur auf ihren Landgütern. Es ist Sommer und im heißen Junius bis Augustus war das schon immer so. Warum sie sich allerdings auch in den anderen Jahreszeiten zurück halten, darüber dürft ihr spekulieren. Ich denke eher nicht das es Angst vor jemanden ist. Vielmehr würde ich diesen Peter dem Faktum Lustlosigkeit, Faulheit oder auch Resignation zuschieben. Wieviele Senatssitzungen sind denn in den alten offenen Fehden zerfleischt worden und wieviel Sachlichkeit und Nüchternheit kann der Senat noch mit neuen Vorschlägen verbringen, bevor all diese Wellen von vorn anschlagen? Nein ich denke dem Senat kann nur mit einem Mittel Frische eingehaucht werden und das ist ein Consularenpaar, das einen Arsch, entschuldigt... in der Hose hat und nicht wie die derweiligen Leuchten rein garnix zu Stande bringen. Aber so ist das nunmal in Rom..."

    Es war bezeichnend für die Person des Flavius trotzig zu reagieren und mochte es noch so der falsche Pfad sein auf dessen jener selbst wandelte. Germanicus Avarus ignorierte die schlaubübige Bemerkung über einen Weg, den ein Antrag auf Rede im Senat nehmen konnte und blieb auf seinen eigenen genommenen, der ebenso legitim war, um den Worten des Flaviers Antworten oder zumindest Grundlagen zu schenken.


    "Nach deinen Worten muß der gesamte Senat nach meiner Pfeife tanzen. Nun ich kann dir versichern, das jeder Senator hier befähigt ist sich eine eigene Meinung darüber zu bilden, was wahr und was falsch ist. Und sie können es auch nach den Berichten die Rom damals erreicht haben gut selbst entscheiden. Es ist also eher ein kläglicher Angriff auf eine einzelne Stimme im Senat, denn ein Votum, das uns erklärt warum ein ehemaliger Proconsul sich auf seine Datsche zurückzieht, denn dem Gremium in Rom seine Aufwartung zu machen und zu berichten, was wahr und was falsch ist."


    Das endlose Geningel über eine längst kurierte Krankheit ignorierte Avarus gänzlich. Es intressierte ihn einfach nicht. Denn der Flavius weilte bereits seit einigen Sitzungen wieder in Rom und war seiner Berichtspflicht nicht nachgekommen.


    "... So wie auch die von dir gerade geäußerte Tatsache ich hätte die Curie Hispaniens ausgesetzt..." er plapperte es nur nach und mußte unweigerlich grinsen. "Ja was denn nun Geschichte oder Tatsache?" Doch waren es auch die folgenden Worte, die die 'Tatsache' eher als den 'Blödsinn' bestätigten.
    "Du hast die Curie also selbst ernannt, hast dem Volk damit die Stimme genommen, weil eine niedrige Wahlbeteiligung dem zu Grunde lag oder war es nicht auch ein Willen deinerseits der dem Vorgang voraus ging? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, das die Bevölkerung auf ihr kleines Maß an Mitbestimmung freiwillig verzichtet. Aber gut, das wird sich nicht nachvollziehen lassen oder Flavius?"


    Natürlich nicht oder zumindest die Wahrheit nicht.


    "Du wählst also die Mitglieder der Curie selbst aus und ernennst sie in das politische Gremium. Da bin ich der Einzigste, der das unter totaler Einflussnahme auf eine Versammlung sieht?"


    Gekünselt überrascht blickte er sich um und fuhr in 'Ich' Person über den Flavius fort:


    "Ich habe also meine Vertrauten, meine Kleinten mit reichlich Gefallen ausgestattet ...und mit Ämtern natürlich. Ist es da nicht nur gerecht ebenso Gefallen einfordern zu können, wie eine Statue vielleicht oder eine Büste, etwas für die Ewigkeit? Oder sollte ich die Frage in den Raum stellen, die viele Senatoren sicherlich beschäftigt: Für welche Glanzleistung in der Provinz sah sich denn die Curie dazu bewogen jenen Proconsul, der von Rom durch Misstrauen eher abberufen, denn ehrenvoll ersetzt wurde höher und umfangreicher auszuzeichnen, denn jeden anderen Proconsul vor wie nach ihm?"


    Intressiert hatte Avarus sich die Arme verschränkt und hielt sich das Kinn mit der Hand, aber er war noch nicht ganz fertig mit seiner Antwort auf den eher belligen Beitrag des Flavius Furianus. Ganz so wie das Sprichwort schon sagt: 'Getroffene Hunde bellen...'


    "Durchaus ich stimme dir zu, die letzten deiner Worte sind völliger Blödsinn. Die Fragen sind nur wozu hebt ein Proconsul militärische Einheiten mit Geldern des Senats von Rom aus ...denn auch die Einnahmen Hispaniens gehören in erster Linie Rom und nicht einer einzelnen Person in der Provinz... und wann hat er für diese beträchtlichen Summen das Einverständnis des Senats eingeholt?"

    In den stillen Phasen zu Hause konnte Avarus das Quitscheentchen durch's Becken gleiten lassen, doch hier hatte er es nicht zur Hand. Er hörte den Worten des Macers zu und fand das sich die Arbeit in den Bildungseinrichtungen durchaus glich. Er fand selbst zur Zeit kaum Muse eine Abschrift zur Hand zu nehmen oder mal alte Pergamente zu lesen. Geschweige denn kam er dazu neue Vorlesungen zu erarbeiten. Die Fülle der Aufgaben forderte eigentlich einen Verzicht. Naja aber man springt eben nicht so leicht über seinen eigenen Schatten.


    "Oh die beliebtesten Kurse sind zur Zeit eher recht ritterlich. Man bevorzugt die Sammlung über das Handelswesen oder dringt in die Mythen der Belustigung für's Volk ein. Die zwei Anderen ständigen Kurse werden eher wenig gebucht. Das mag daran liegen, das bereits sehr viele sich in der Architektur bei ihren unzähligen Durchläufen belehren ließen oder daran, das Medizin nunmal nicht Jedermanns Sache ist."


    Er planschte etwas, um sich dann auf dem Rücken zum Beckenrand hin zu schieben. Die kühlen Fliesen bildeten später eine Grundlage für seine Arme. Aber jene Brandkörper waren immernoch wärmer als das Wasser, wo der gesamte Rest unter dem Halsansatz verharrte.

    "Roms Feudalisten besinnen sich im Sommer auf ihre Wurzeln. Sie hacken Rübchen auf dem Grund ihrer Ahnen und stemmen den Pflug in die ausgetrocknete Scholle, nachdem sie das goldene Korn eingeholt haben. Sie vergessen gänzlich, das die Zeit nicht stehen bleibt und neue Lebensweisen durchaus was positives haben. Sie lieben es in ihren Viehställen zu misten, zu füttern und zu schlachten, aber sie regen sich in der Hitze über den Pissegeruch in den Straßen Roms auf. Mag sie wer verstehen, die Feudalen, ich tue das nicht, aber ihre Lebensweisen bringen jedes Jahr die Senatsarbeit an langen Wochenenden, in ganzen Phasen und Monaten zum Erliegen. Wichtige Themen gibt es meiner Meinung nach in jeder Jahreshälfte zu diskutieren und Entscheidungen haben nicht immer Zeit auf den Winter zu warten. Doch solange der Senat diese Lebensweise favorisiert, konnen wir auf und nieder springen, ändern wird sich daran nichts."


    Und manches Jahr tat es Senator Germanicus Avarus den Feudalisten gleich und zog hinaus aufs Land. Doch in Diesem blieb er eben hier und hatte leicht Reden sich über DIE Anderen zu ergeifern. 8)


    "Das Volk hingegen ist eine schwarze Masse. Schon lange haben wir gelernt sie zu beherrschen und sie ist sehr einfach zu lenken. Einfacher als manch Einer es von uns glaubt. Brot, Belustigung, genügend frisches Quellwasser und ein gutes System an Abwasserkanälen, dazu reichlich Arbeit für ein anständigen Lohn. Der einfache Mann ist bescheiden in seiner Lebensart und wir täten manchmal wirklich gut daran uns ein Beispiel zu nehmen. Doch ich geb es zu ich mag mein Lebensstandard nicht mehr missen wollen und dir gehts doch sicherlich ähnlich oder Lucianus?"


    Avarus grinste kurz. Er fand es immer als ein gutes Mittel im Senat auch mal die wogenden Massen Roms aufmarschieren zu lassen, aber im Privaten waren sie eher die schwarze Traube Menschen, die es eben gab, die auch irgendwie leben mußte doch wie sie es taten, war egal. Völlig unbedacht eben...

    "Senatores es mag eine sehr lange Zeit vergangen sein und es mochte dem Einen oder Anderen recht gelegen gekommen sein, das Gras über eine ehemalige Senatsverhandlung gewachsen ist. Doch wiederum Andere, und ich zähle mich ganz klar dazu, wollen im Sinne des Imperiums Recht und Ordnung vertreten wissen.


    Nun es geht mir um die Amtszeit des Flavius Furianus als Proconsul in Hispanien. Geschichten, Mythen, vielleicht auch Halb- und Wahrheiten ranken sich darum. Der Senator bewog nach seiner Arbeit in der Provinz nicht nach Rom zurückzukehren. Wollte er auf seine Auszeichnungen verzichten oder fühlte er sich bestätigt genug, nachdem er sich selbst reichlich verehrt hatte?


    Wir wissen es nicht, aber wir würden es gern erfahren. Ebenso die Gerüchte, die sich um die Amtsschemel ranken. Darum, das nur Männer die unter die Klientschaft des Flavius gezogen sind auf Mitgliedschaften in den höchsten Gremien der Provinz hoffen durften, was sich im Abstimmungsverhalten ganz passabel macht. Die Anekdote zum Aussetzen der Curia Hispaniae während der Amtszeit und vorerst letztlich dem von uns bereits in Abwesendheit des Senators heiß diskutierten Thema um die finanzielle Verwaltung der Provinz und die damit verbundenen Verbindlichkeiten an Rom, die die Hauptstadt nie erreicht haben. In diesem Leitmotiv findet sich auch die Frage nach eventueller Verschwendung von Staatsgeldern wieder."


    Das Gesicht konnte nicht neutraler sein. Lange Übung machte eben doch den Meister in einer völlig gleichgültigen Maske zu verharren.