Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    "Tu' es nicht für mich, sondern für Rom!", gab Macer theatralisch zur Antwort, grinste dabei und erhob sich von seinem Platz. "Dann sind wir uns ja einig. Ich lasse von mir hören, wenn ich etwas erreicht habe."


    Dann leitete er ohne große Pause zum angenehmen Teil einer möglichen Nachmittagsbeschäftigung über. "Kommst du mit in die Thermen?"


    Oh Rom fraß ihm bereits die letzten Haare vom Kopf und das obwohl auf der Brust mehr zu holen war, doch würde das Macer sicher mehr belustigen, denn schocken. Wo war die gute alte Zeit geblieben? So sehnsüchtig wie Avarus danach forschte, so undurchdringlich schien der Nebel, der sie umhüllte. Rom nahm seine Versallen zunehmend unverblühmt aus und nicht selten war es eher Resignation die jene übermannte, denn Frust und Hass.


    "Wohl dem der noch so patriotisch denken kann. Rom hat mich wie eine Mutter gesäugt, aber manchmal denke ich, das ich nicht soviel Blut ihm überlassen kann wie es fordert."


    Er verdrehte die Augen. Zuviel der letzten Monate strömte in die Betrachtung des Avarus ein, das er noch patriotisch sein konnte. Zum Vorschlag des Macer sagte er nur:


    "Warum nicht, sehr gern."


    Und das obwohl er einer der wenigen Romaner war, die ihr eigenes Bad zu Hause besaßen...


    "Vielleicht hilft mein Zugeständnis aber auch weiter für die Curia Aquarium arbeiten zu dürfen..."


    ...und in dem Sinne meinen praktischen Horziont zu erweitern, aber das sprach er natürlich nicht aus. Bücher waren nämlich das Eine, etwas tun zu dürfen, das Andere und irgendwie hatte sein Ruf ihn dazu befähigt nicht ganz unten anfangen zu müssen, was das Thema Wasserbau betraf.

    Keine beschauliche Zeit eilte in Ostia dahin. Der Lärm vom Hafen und den Werkstätten darum wurde durch die Baustelle des Tempels bis weit ins Landesinnere getragen. Früh Morgens noch bevor der Tag graute begann es und tief am Abend, wenn die Sonne schon lange hinter den Wellen verschwunden war, hörte es auf. Die Leute ringsum zeigten Verständnis. Warum auch immer. Sie teilten den Tagesablauf und genossen die kurze Nacht und doch wurde ihre Stimmung durch den Bau belastet. Sie sahen das es vorwärts ging, aber ihre Augen sagten, das es schneller gehen könnte.


    Monate nach dem ersten Spatenstich war es dann soweit. Die Außenhülle ragte imposant über die angrenzenden Dächer. Das eigene Dach schloss sich fast stündlich mit tönernen Schreiben. An jeder Ecke hing ein Kran, der neue Dachsteine herauf beförderte und dutzende Männer liefen behände über die Balken des noch jungen Daches, um die Ziegel den Deckern zu bringen. Jene formten ein gleichmäßiges Muster auf dem Stuhl und trieben die Träger nicht selten an ihnen mehr der rotbraunen Tonziegel zu bringen. Es schien so als könnten sie den Dachstuhl an einem Tag schließen, aber er war auch rießig und so kam es, das sie vier Werktage brauchten, um den Tempel wetterfest zu machen.


    Unten ging es derweil in gewohnten Maße weiter. Die Fassade wurde verblendet, Säulen und Reliefe bekamen Muster, Farben und damit eine eigene Seele. Im Tempel begann der Innenausbau und nicht wenige Fragen standen immernoch im Raum. So war es schierig einen guten Bauablauf zusammenzuzimmern, aber die Handwerker nahmen es gelassen und vertieften sich in ihr tägliches Brot. Neben einer Fußbodenheizung kam auch der edle Belag aus Marmorplatten ins Gebäude und mit einem Mal schien diese rießige Halle einen wahrnehmbaren Zweck zu erfüllen. Die Münder wurden leiser bei ihrer Handwerksarbeit und sie ließen ihre vulgären Sprüche jenseits der Eingangstür zurück. Fast besonnen konnte man meinen. Ein Umstand, der es auch dem Architekten freute die Baustelle während der größten Tätigkeit aufzusuchen.


    Nicht oft war er dieser Tage hier, aber wenn es Germanicus Avarus nach Ostia trieb, dann war das Arbeitspensium imens und viele Dinge wollten in kurzer Zeit geklärt werden. Er verließ sich auf seine Baumeister und er hatte allen Grund dazu ihnen zu vertrauen. Sah man sich in der Tatsache ihrer Fähigkeit bestätigt, ließ man das Auge über die Feinheiten gleiten, die diesen Tempel zu einem Individium werden ließen.


    Manchmal erwischte sich der Senator selbst dabei, wenn er in der Mittagspause der Handwerker kam, um den Kopf in den Nacken zu legen und den wachsenden Gemälden, Stuckarbeiten und feinen Schnitzereien an der Kassettendecke seine Aufmerksamkeit zu widmen. Manchmal stand er so lange still und regungslos da, das seine Handwerker kopfschüttelnd vom Krauttopf zurückkehrten und ihn erst mit ihrer teils lauten Beschäftigkeit aus dem Traum weckten. Oft lächelte er dann entschuldigend und schritt gemächlichten Fußes hinaus...

    Avarus war zufrieden mit den Äußerungen des Decimus Magnus. Wie durch ein Besessenen geführt, kitzelte der Flavius am Rachen des Erzählers, um ja einen Skandal aufzudecken, der nichtmal existierte. Trotzdem war es besser sein Name fiel hier nicht über Gebühr oft. Denn irgendwie hatte er sich auch über eine Senatsmission hinweg gesetzt.


    Er beobachtete das Treiben abschätzend und blieb mit dem Gedanken im Einklang, das all das was geschehen war nichtig sei. War doch Roms Sohn zurückgekehrt.

    Es war wirklich gut, das der Senat sich wieder füllte. Auch wenn es Sommer war und die nächsten Sitzungen noch weit waren, so konnte sich schon jetzt eine bessere Stimmung verbreiten.
    Auf Meridus angesprochen, verzog Avarus leicht säuerlich das Gesicht. Sie waren nie Freunde gewesen und auch durch die Heirat mit dessen Schwester hatte sich daran nichts geändert. Vielmehr ließen sie voneinander ab, gingen sich aus dem Weg und versuchten auch im Senat einander zu ignorieren. Manchmal fiel das schwer, denn der Decimer hatte so ein Gemüt, was ihm schnell die Rage des Germanicus einbrachte. Das es umgekehrt genauso war, wollte Avarus natürlich nicht wahrhaben. So ignorierte er die Frage nach Meridus beflissentlich und hob nur sacht die Schultern. Was soviel aussagen konnte: Mir doch egal hinter welchen sieben Bergen der sich rumtreibt, solange er Rom den Rücken kehrt, ist doch alles in Butter.
    Auf Lucilla hin erschien ein Lächeln in seinem Gesicht. Ihr Kontakt war rege und auf die alltäglichen Dinge begrenzt. Es ließ Germanicus Avarus von seinem Sohn träumen und seiner Frau in den nächsten Briefen sein wolliges Herz öffnen. Trotzdem vermisste er sie schrecklich und beweinte die Tatsache seinen Sproß nicht aufwachsen sehen zu können. Oder aber ihm weitere Geschwister zu schenken. 8)


    "In Hispanien weilt Lucilla, sie hatte so etwas rastloses an sich und fühlte sich unwohl in Rom. Für meinen Sohn wird es aber auch das Beste sein auf dem Land aufzuwachsen. Wir schreiben uns häufig, aber es ist eben nicht so, wie wenn man die Buben aufwachsen sieht."


    Und Avarus wußte das nur zu gut. Seine erste Ehe hatte ihn einige Kobolde beschert, die so manches Mal ihm jeden Nerv gekostet hatten. Wehmütig dachte er kurz an Germanien zurück, doch das war sehr, sehr lange her. Stattdessen sagte er nun doch noch etwas zu Meridus, denn irgendwie hatte Livianus keine Ahnung wie nah der Rückzugsort lag.


    "Der Bruder meiner Frau hat sich in die Colli Albani zurückgezogen. Er ist hier, nicht in Hispanien."


    Wie albern das klang: 'zurückgezogen' , lagen die albaner Berge doch nichtmal zwanzig Kilometer südöstlich von Rom und doch beneidete Avarus Meridus um solch ein wunderbares Anwesen in Italien und noch dazu so nah an der Hauptstadt.

    Für gewöhnlich nahm sich Germanicus Avarus nicht soviel Zeit mit der Beantwortung seiner Post, aber in diesem Fall gab es einige Dinge vorher zu klären und es sollte nichts überstürzt angegangen werden.


    Irgendwann an einem sonnigen Morgen stand einer seiner Sklaven vor der Tür der Iunier und ließ ein Antwortschreiben in den Epistolae gleiten...



    Ad
    Lucius Iunius Merula


    Salve,


    Dein Schreiben habe ich erhalten und es hat mir einen kleinen Einblick gegeben, was du bisher geleistet hast. Als Magistrat sind dir die Abläufe römischer Verwaltung bekannt und es ist eine gute Voraussetzung jene des Cursus Publicus gewissenhaft auszuführen. Trotzdem wünsche ich mir eine persönliche Vorstellung deinerseits in meinem Haus in Rom.


    Vorab kann ich Dir schon mitteilen, das wir derzeit vorallem in den Provinzen Bedarf an Stationarii haben. Es sollte für Dich also möglich sein zum Beispiel in Alexandria et Aegyptus Dienst zu tun.


    Ich verbleibe mit Hoffnung auf eine baldige Vorstellung,


    [Blockierte Grafik: http://www.ostheim21.de/Imperium/Sig_Avarus.gif]


    ANTE DIEM IV ID IUL DCCCLIX A.U.C. (12.7.2009/106 n.Chr.)





    SKLAVE - GENS GERMANICA

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer
    Da Macer wenig Sinn darin sah, ohne konkrete vorliegende Zahlen über Preise zu verhandeln und auch keine Lust auf eine allgemeine Debatte über gute und schlechte Arbeitsqualität führen wollte, nickte er einfach nur und machte sich eine Notiz. "Nun gut, dann schaue ich, was ich bei der Classis bezüglich der Steine erreichen kann und du befasst dich mit den Lieferanten für Holz und Ton und Werkzeug und was da sonst noch alles auf der Liste stand. Und am Ende wird es 1000 Sesterze günstiger."


    Dem Senator Macer schien viel daran zu liegen, das der Preis schrumpfte. Germanicus Avarus hatte so ein Gefühl und es sagte ihm, das sich der Senator ihm gegenüber mehr vorgestellt hatte. Er ließ sich sein hardern nicht anmerken, aber im Innersten war er schon sowas wie aufgewühlt. Er wußte natürlich um ihre respektvolle Freundschaft, die schon viele Jahre auf neutraler Ebene bestand und jene halbwegs einvernehmliche Konstellation wollte er durch so eine Kleinigkeit nicht ins Wanken bringen. Zumal Avarus zum Feilschen nicht geboren war. Er seufzte kurz und fügte seinen Worten hinzu:


    "Nun wenn es dir viel bedeutet, dann reduziere ich meinen Preis auf elftausend Sesterzen. Irgendwie werden wir den Preis schon einhalten können."


    Und wenn nicht, mußte er sich eben etwas einfallen lassen. Die Nachforderung den Umständen entsprechend zu begründen. 8)

    Es war noch zu früh, um Luftsprünge zu machen. Avarus beobachtete das Treiben unten im Oval mit gemischtem Gefühl. Es war für einen Kenner nicht zu übersehen, das Tolimedes bereits in diesem frühen Stadium 'Brechstange' fuhr. Er würde es in den nächsten Kurven nicht einfacher haben. Trotzdem hoffte Germanicus Avarus, das der noch junge Venetianer vorn blieb. Die beiden Anderen hatten hindes noch viel zu lernen, wie es schien.


    Genüsslich ob des Wetteiferns unten auf der Bahn und seiner recht bequeme Liegeposition oben in der Loge ließ er sich weitere Feigen und Datteln schmecken. Vom Wein ließ er jedoch erstmal ab und begnügte sich mit einem Minzwasser. Die ersten Schlucke Falerner machten ihn rammdösig und ohne Frage Germanicus Avarus wollte den Hauptlauf halbwegs nüchtern erleben.







    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
    RECTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    Er verzog mürrisch das Gesicht. Was der Senat tat? Natürlich nichts. Die großen Redner waren entweder Provinzfürsten oder hofften weiterhin auf eine rasche Gesundung des Kaisers. Sie zuckten keinen Finger und schlossen sich der Phlegmatie an.


    "Das Gescheiteste wäre wahrscheinlich, der Kaiser würde eine Art Rat benennen, der ihn in den wichtigsten Aufgaben eines Kaisers eigenständig so vertritt, wie es der Kaiser selbst gerade nicht kann. Es würde sich die Macht auf einen kleinen Kreis verteilen, der mit Gesundung von Ihm aufgelöst werden kann... nicht auf nur eine Schulter, deren Ziele undurchsichtig erscheint."


    Endlich wurde den hunrigen Mäulern eine Tafel aufgelegt. Die Sklaven trugen allerlei urrömische Vorspeisen auf, aber auch die eine oder andere heimatliche Kost aus Germanien war dabei. Wahrscheinlich wollte der Senator Germanicus Senior den Gast nicht zu schnell den Magen wieder auf rein italienische Kost umkrempeln.

    Wieder zuckte dieses kleine rebellische Lichtlein in seinem Neffen auf, das Avarus gewillt war aus der geplanten Bahn zu driften, die seine Worte eingeschlagen hatten und die nebenbei bemerkt rein hypothetisch klingen sollten. Er verfolgte das kurze Fragen-Antwort-Spielchen und ging selbst dann zum Anfang zurück:


    "Hatte er denn Grund zur Annahme die Unbekannte fürchten zu müssen?"


    Avarus wunderte sich hindes immer mehr über Sedulus, aber er würde nicht wieder damit anfangen, wie unterschiedlich sie doch dachten.


    "Für dich Sedulus wäre das auch keine große Hürde, aber ein Kaiser dankt nicht einfach ab. Er hat sein Leben dem Imperium gegeben egal ob er es wollte oder dazu im Stande ist. Er hat keine andere Wahl. Aber er sollte wenigstens den Verstand haben seine Situation einzuschätzen egal wie krank er ist und soweit ich es weiß, ist der Kaiser nicht schwachsinnig, sondern hat irgendeine Lungenerkrankung verschleppt. Er umgibt sich einfach mit den falschen Leuten. Er legt zwar das politische in die Hände seines Bruders, aber die wahre Macht Roms hat er seinem Praefectus Urbi vermacht, der selbst nicht dazu im Stande ist Roms Denker und Führer klein zu halten. Die Macht gleitet Valerianus aus der Hand ohne das er es merkt."


    Ganz bewußt bezog der Hausherr keine Stellung was er von den rebellischen Absichten hielt. Fast so als hätte er sie nicht gehört oder ganz so als stimme er mit ihnen überein, aber auf jeden Fall so, das man ihm seine Meinung dazu nicht aus den Worten lesen konnte.

    Gut eine schattige Loge gemietet zu haben, dachte Senator Avarus. Zudem stand die Sonne ihnen im Rücken, das Geschehen würde also einwandfrei zu erkennen sein. So auch die Verlosung der Startplätze. Ohne große Mühe erkannte Germanicus Avarus die Gesichter der antretenden Fahrer. Es war eine Überraschung soviele Neue zu sehen und es würde wahres Glücksspiel werden den richtigen Wetttip auszusuchen. Noch im Beobachten der Szene begriffen winkte der Senator sich einen mitgebrachten Diener heran, flüsterte in sein Ohr und bekam kurz darauf Wein, den guten Importtropfen natürlich, sowie kleinere Happen ala Feigen, Pomeranzen und Datteln serviert.


    Geberhaft gab Avarus schließlich den gedeckten Tisch frei. Für seine Gäste in der Loge des Germanicus eben nur das Allerbeste.


    Mit einer satten Feige zwischen den Zähnen und einem Schluck Falerner im Rachen hoffte er auf einen günstigen Startplatz ihres ersten Fahrers...





    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
    RECTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    "Gut, gut... dann wünsche ich dir eine gute Reise und viel Erfolg beim Cultus."


    Avarus hielt sich kurz, denn im Augenwinkel hatte er bereits eine Gruppe Männer gesehen, die mit Papyrus bewaffnet auf sein Zelt oben am Rand der Baustelle zusteuerte. Er würde eilen müssen, um die Handwerker einzuholen. Doch er würde nicht hetzen, denn diese Steinmetze, Maurermeister, Stuckateure, Mosaikleger, Künstler usw. konnten ruhig etwas auf ihn warten. Zumal sich der Zimmermeister wohl verspäten würde, sah es so aus, das Avarus ihn unter den laufenden Gesellen nicht erkannte.

    So gut wie unsichtbar für den Gast und so sichtbar für die Dienerschaft nickte Avarus dem am Nächsten stehenden Sklaven zu. Dieser eilte davon und würde in der Küche Bescheid geben, das die ersten Gänge in ihrer Vorbereitung abzuschließen sind.


    "Die lange Zeit in Germanien hat dir doch sicherlich nicht geschadet, Lucianus."


    Auch wenn vorallem die Winter dort oben klirrend kalt und schneereich waren, so hatte das kühlere Sommerwetter auch seine Vorzüge. Doch Avarus wollte nicht den Wetterfrosch geben und den ganzen Abend damit vergeuden.


    "Zu gefestigt, das kann ich nicht glauben, denn es ist fraglich, ob der Kaiser sich ein unruhiges Germanien leisten kann, jetzt da er sich gänzlich aus dem Blickfeld Roms zurückgezogen hat und den Staat faktisch seinem eigenen Lauf überläßt. Es ist eine angespannte Ruhe, die das Reich in einer Art Starre hält. Hier in Rom versucht der Senat das Beste aus dieser Situation für sich selbst herauszuholen, doch in den Provinzen läuft alles so vor sich hin. Wenn du mich fragst, dann sage ich dir, das ich mir schon länger Gedanken darüber mache, wie es weiter gehen soll.
    Selbst dieser mitgebrachte Provinzfreund Vescularius Salinator ist eher blass in seinen Bemühungen. Er bricht oft vulgär aus, bringt heiße Luft hervor, aber seine Stellung als Praefectus Urbi ist eher zaghaft und unbedeutend administriert.
    Wo soll das noch enden?"


    Machte Avarus seinen Gedanken Luft, denn er grübelte schon länger darüber.

    "Oh ich weiß ja nicht um deine Beziehungen. Meine schreiben mir mindestens Achzig vor, dazu kommt noch Transport, Lagerung bis zum Einbau und natürlich die Formgebung im speziellen Fall. Manchmal denke ich, das die Miles der Classis den Stein ausschlagen, um Frust im Alltag abzubauen. Dementsprechend bearbeitungsdürftig ist das Endprodukt."


    Doch es war immernoch das Preiswerteste. Manche Steinbrüche hatten einen Hang zum korrupten Tun. Das konnte Avarus natürlich nicht fördern und ging daher lieber zu Staatsbetrieben.

    Es war natürlich immer einfach die Schuld an Engpässen beim Auftragnehmer zu suchen, doch war Avarus auch daran gelegen seinen Ruf als Krisenvigiles nachzukommen. Nicht selten war es nämlich so, das schlicht keine anderen Kräfte auftragsnehmerstellend waren und das ganze Gezehter inzeniert wurde, um eine Daseinsberechtigung zu haben.


    "Wenn wir den Preis von Stein auf fünfundsechzig drücken können, dann haben wir zum Rabatt von eintausendzweihundertfünfzig Sesterzen nurnoch einen kleinen Schritt, den ich bereit bin zu gehen."


    Natürlich klang das gequält und sicher war auch, das Macer das als zu wenig an sah, aber auch Avarus hatte seine Schmerzgrenze. Immerhin nahm der AG an, er würde hier als AN pokern. Das die Wirklichkeit auf dem Markt jedoch seinen Reden entsprach, das konnte sich der AG natürlich nicht vorstellen. Und das der Senator Germanicus Avarus vorbereitend schonmal Angebote einholen wollte und diese komplett das Zeichen 'Ignore' erhielten auch nicht.


    Letztlich blieb aber auch dem Senator die Gewissheit, das er auch in Phasen geringer Beschäftigung den Fuß in der Tür der Curia Aquarum noch gebrauchen würde. Ein Teufelskreis eben, eine Spirale ohne Ende, ein Fass ohne Boden...

    Ohne Frage Rennen zu Wagen waren immer ein heiß geliebtes Freizeit Angebot für einen Germanicus gewesen. Schon die Ankündigung vor etlichen Wochen hatte dazu geführt, das kaum noch ein anderes aktuelles Gesprächsthema so wichtig war, wie die Gerüchte, Geschichten und Fakten zu den Wagenrennen. Reichlich ungewohnt kam Avarus in den Circus, nämlich überpünktlich. Auch wenn es sich für einen Senator sicherlich kindisch anmutete so erschien er ganz traditionell in den Farben seines geliebten Rennstalls. Zeichen setzen und gesehen werden war das Motto neben Rennen fahren und siegen. Doch die guten, fetten Jahre waren auch für die Venetianer vorbei. Misswirtschaft eines alten Erzfeindes hatten dazu geführt, das der Block der Blauen würde bangen müssen. Da war es gerade in solchen Zeiten wichtig die geballte Macht der Fankurve auszuspielen und mit dem höchsten Lärmpegel die Gegner zu verunsichern und aus der Spur zu treiben.



    "Viva la Veneta"



    [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/gensvaleria/venetaSig.gif]
    RECTOR - SCHOLA ATHENIENSIS
    MAGISTER ARCHITECTURAE - SCHOLA ATHENIENSIS
    SODALIS FACTIO VENETA - FACTIO VENETA

    "Hm nein bisweil läuft es wie geplant. Wirst du lange in Rom bleiben? Wir werden in etwa einer Woche oben am Kapitel ankommen und damit beginnen können die Kräne für die Dachkonstruktion aufzubauen. Wenn dieser Zeitpunkt erreicht ist, würde ich die nächsten dreißig Prozent von Ostia einfordern wollen. Also erneute dreitausend Sesterzen."


    Dann nämlich stand die gesamte Außenhaut und es ging innen wie an der Fassade darum das Bauwerk im Glanz erscheinen zu lassen. War dann das Dach mit seinen Tonsteinen gedeckt, würden viele Männer einziehen, um Böden zu verlegen, Fresken zu zeichen und die Wünsche des Cultus umzusetzen. Dann ging es in den dritten Bauabschnitt, dem Innenausbau.

    Es begann also in die besagte Richtung zu gehen. Zwar hatte Germanicus Avarus sicherlich einige wenige Posten, die er um den einen oder anderen Sesterz günstiger bekam, doch blieben dann noch Gebühren für Transport, vielleicht auch Lagerung, welche ebenso bezahlt werden wollten und zu guter letzt war es ebenso in Mode gekommen die Preise für die eigentlichen Arbeitsleistungen gering anzusetzen und dafür am Material das eine oder andere As mit zu verdienen. Jene Einnahmequelle war Macer dabei abzugraben. Kein Wunder also, das gute Betriebe, die mit emsiger Tatkraft am römischen Markt agierten auf der Strecke blieben und Billigheimer das Geschäft ruinierten. Was war denn am Ende wichtiger: Profit der Auftraggeber oder eine qualitativ hochwertige Arbeit, die einige Jahrzehnte überdauerte und dabei ebenso dazu beitrug, das die Sicherheit der Passanten jeder Zeit gewährleistet war.


    So entschied sich Avarus dagegen so einfach nachzugeben und sich in die Reihe derer einzuordnen, die eben vorallem eins waren: willig im billig.


    "Gutes Bauholz wird verhindern, das die Arbeiter in Gefahr geraten, sollte es einen murenartigen Regenguss geben, während sie in der Grube hantieren. Billige Balken brechen viel schneller weg, sie sind oft zu kurz gelagert und sie können auch morsch verhöckert werden. Richtig perfektes Bauholz ist teuer, mir war das Leben meiner Handwerker bisweil immer mehr wert als die Kosten für das trocken gelagerte Holz. Zudem ist in diesem Bereich der Markt mehr als leer gefegt. Ich habe schon für Ostia nur zu zweikommafünfzig kaufen können und es zeichnete sich ab, das es eher noch weiter rauf, denn runter geht. Ähnlich ist es beim Ton. Das Schlimme dabei ist ja, das wir zur Zeit zwei drei Anbietern in Rom ausgeliefert sind. Alle Anderen haben ihre Kontigente bereits an die Ziegeleien im Voraus verteilt. Doch gerade darin habe ich noch einen kleinen Vorteil, den ich bereit bin an das Projekt weiter zu geben, daher eben die fünfhundert Sesterzen. Hm..."


    Der Architekt überlegte. Er hatte lange nicht so akribisch rechnen müssen.


    "Bei den Kleineisenteilen und Werkzeugen kann vielleicht noch etwas gespart werden. Auf dem Markt wurde einer meiner Männer zwar vor kurzen fast ausgelacht, als er handeln wollte, doch gibt es da einen klientelen Kontakt, der nutzbar ist. Doch eintausendzweihundertfünfzig Sesterzen sind eine Menge Geld. Sie einzusparen du als Untergrenze siehst. Hm wie sieht dein Kontakt zur Classis Misenum aus? Sie schlagen Stein, den sie ebenso wie die Anderen teuer nach Rom schaffen und hier bestens verkaufen können. Vielleicht läßt sich dort noch etwas sparen, aber die Margen der Verkäufer sind klein und die Wenigsten derzeit überhaupt noch bereit zu verhandeln, das heißt in vielen Bereichen hat sich der Baustoffmarkt in Rom bereits als leergefegt geoutet sowie ganze Berufsgruppen den Entschluss gefasst Preise nach oben anzupassen."