Beiträge von Medicus Germanicus Avarus

    Zu allem Unglück blieb Sedulus stur wie ein Ziegenbock, aber das war Avarus in dieser Familie irgendwie gewohnt und er wußte, das er selbst diese Gene geerbt hatte. Es würde eine schwierige Unterhaltung werden.


    "Er ist der Vetter von Lucilla. Er ist unsere Familie." Richtig Angeheiratete aufzunehmen, war schon immer schwierig. Glück war für diese ganze Missere, das Lucilla mit dem kleinen Cossus nach Hispanien gezogen war. Avarus wollte sich die emotionale Hölle nicht ausmalen, die sonst auf ihn herabgestürzt wäre. Doch er mußte die Wogen glätten, bevor es bis in die Provinz durchdrang, das Decima und Germanica sich vor aller Öffentlichkeit fetzten. Avarus versuchte es anders.


    "Was hättest du denn getan, wenn dein Sohn von ein paar Grobianen der CU in ein dunkles, feucht-kühles, mit dreckigen Stroh ausgelegte und von Ratten nur so wimmelndes Verließ gesteckt worden wäre? Sag mir nicht, du hättest deinen Einfluss nicht genutzt, um ihn zu befreien. Und mal ehrlich, sag nicht, das du ohne Waffe Morgens aus dem Haus gehst. Rom ist ein Dreckloch und es ist neben koruppt auch immer gefährlicher. Wenn nicht du, dann sind es deine Begleiter, die das Gesetz brechen, aber sie tun es für Dich und Mich. Verdammt, diese ganze Geschichte ist so eine Lappalie. Doch du hast sie groß aufgezogen."


    Oder aus einer Mücke einen Elefanten gemacht. Avarus atmete tief durch. Die weiteren Sätze waren ebenso durchtränkt von Hass und Abwertung, wieder mußte er an sich halten, noch gelang es.


    "Oh die guten alten Werte, verdammt Sedulus! Warum stirbt wohl diese Patrizierbrut aus? Ich werd es dir sagen, weil sie auf der einen Seite Inzucht begehen und auf der Anderen, weil sich sich in jeder noch so kleinen Situation feige aus der brenzligen Situation verabschieden und den Freitod durch das Schwert wählen. Wir hätten keine Kommandanten mehr, wenn ein jeder so freizügig mit dem Gang ins eigene Schwert wäre, wie diese ach so großen Römer, die das als ihre Pflicht und Ehre vor Rom, Gott und dem Kaiser ansehen. Wer stürzt sich denn ins Schwert, hm? Jemand der eine Legion verloren hat oder zwei. Du bist der Meinung dreißig Leibwachen reichen dafür aus... nur was waren das für Deppen, wenn sie nicht in der Lage waren das Leben des Kommandanten zu schützen? Hast du dich das schonmal gefragt?"

    Der Gast hatte gänzlich die Zeit verloren. Erst draußen vor der Tür würde er sie am Stand der Sonne abschätzen können. Es war daher auch nicht notwendig darüber nachzudenken, wohin es als nächstes ging. Doch sicherlich blieb Avarus von weiterer Arbeit noch nicht verschont. Er erhob sich.


    "Natürlich kannst du das. Du wirst ihr sicherlich das Schmuckstück nicht vorenthalten können."


    Verschwörerisch grinste Avarus, denn es passte in keine Schublade, geriet schnell ins Stimmengewirr auf dem Forum und ließ es zu sich ein wenig 'In' zu fühlen.

    Noch war er nicht weg, aber der Octavius schien andere Arbeiten zu haben. Am Abend ging es für den Senator zurück nach Rom. Zeitig genug, um noch in die Stadt zu kommen, bevor die Tore zur Nachtruhe geschlossen wurden.


    "Ich schicke dir einen Boten, wenn es soweit ist. Bis ich wieder komme, lasse ich aber einige Getreue täglich darauf achten, das die Arbeiten im geplanten Umfang vorwärts gehen und vorallem auch sachgerecht ausgeführt werden."


    Natürlich wußte Avarus noch nicht, wann er das nächste Mal nach Ostia kam. Wahrscheinlich erst, wenn die Decke aufgesetzt wurde und die Vermesser kamen, um den Sakralbau einzuloten. Doch auch bei Störungen im Ablauf war es möglich, das der Senator mal für einen oder zwei Tage in die Hafenstadt geritten kam, um das Projekt nicht ins Stocken geraten zu lassen.

    "Dann ist es wahrscheinlich auch die beste Vorraussetzung, denn sowas wie einen Tempel, eine Therme, ein Theater oder gar das Colloseum baut Rom nicht alle Jahre. Die Renovierungen selbst finden im zehn bis zwanzig Jährigen Rythmus statt. Da wird die Hauptaufgabe eines Architekten sein dafür zu sorgen, das der ständige Zustrom von Menschen in die Städte was zum Wohnen bekommt."


    Avarus ließ den Becher kreisen und überlegte das dieser staatliche Dienst eher nichts für ihn gewesen wäre. Eingeschränkte Kreativität, Alltag und eben kaum Prestigebauten.

    "Oh diese Sichtweise ist mir sehr angenehm. Zuviele Stellen sind der falschen Annahme verfallen etwas am Bau sparen zu müssen und selbst als Steller von Material in Erscheinung treten zu wollen. Das hätte vorallem den Zeitplan belastet. Aber so werden die Arbeiten in zwei bis vier Monaten abzuschließen sein."


    Dem Senator Avarus fiel erstmal nichts weiter ein. Er hatte mit Senator Macer sehr lange geredet. Deutlich länger als eingeplant. Germanicus Avarus blickte den Gastgeber direkt an.


    "Hm wenn es dann von deiner Seite nichts mehr gibt, würde ich dir draußen vor der Tür gern noch das Hochzeitsgeschenk übereignen. Nur eine Klienigkeit, aber zu deinem Ehrenfest war einfach zuviel los, als das ich mich in den Reigen der Geschenkgeber am Ende einreihen wollte."


    Zudem entsprach es der Sitte das einige Tage nach dem rauschenden Fest zu tun. Er blieb trotzdem noch sitzen. Wer wußte schon, ob es nicht Macer war, der das Gespräch noch verlängerte, weil ihm etwas auf dem Herzen lag. 8)

    Die Augen des Onkels verengten sich mit jedem Satz weiter, fast konnte man meinen er schielte. Doch er besann sich darauf ruhig zu bleiben, auch wenn dieses Ansinnen äußerst schwer war.
    "Ich habe überhaupt nichts dagegen, das du dem Candidatus unbequeme Fragen stellst. Genauso mag damals bei dieser ominösen Befreiung etwas am Grad des Gesetzes von statten gegangen sein, aber und das ist der springende Punkt: Es ist die Art und Weise wie du einen Senator vor dem Senat beschmutzt hast. Decimus Livianus bleibt im Kontext seiner Ehre garnichts anderes übrig als dich vor den Kadi zu zerren..." Er seufzte und dachte an die Familie. "... dieses Offentlichkeitsereignis wird beide Familien schwer belasten und schädigen... und jetzt sag nicht, das dir das egal ist, dein Vater würde sich im Grabe umdrehen, hörte er dies aus deinem Munde." Wenigstens das eigene Haus mußte Sedi etwas bedeuten. Doch er hatte die Hitzigkeit der Genswurzeln geerbt ganz gleich wie diese Sache ausging es würde ihm immer Freude machen auf Reibereien einzugehen. Erst mit dem gesetzten Alter kam da etwas Abkühlung... was noch sehr weit war, bei diesem Spross der Gens Germanica.

    Wie sollte der Senator Avarus dies wissen. Der Octavius konnte organisieren, aber das war eine Tugnd die jeder Beamte beherrschen sollte. Er hatte - so erinnerte sich Avarus- einen Kurs über Architektur an der SA abgelegt, damit war er vielen Vorgängern schon einen weiten Schritt voraus.


    "Bestimmt bist du das. Im Staatsdienst wirst du viel eher mit Organisation und Kontrolle beschäftigt sein, als selbst großartige Bauwerke zu planen. Dabei hilft dir ein eingessener Stab."


    Also alles nicht so wild. Mit den Jahren kam auch die Erfahrung und etwas Praxis wie hier am Tempel zu Ostia war da schon ein weiterer Schritt in die richtige Richtung. Einige Römer bewarben sich ohne Vorkenntnisse für derlei Posten, also warum sollte jemand mit etwas Wissen nicht auch in den Genuss einer Ernennung kommen.


    "Welches Planungsgebiet liegt dir denn am Meisten?"


    Sicherlich war es günstig sich den Octavius warm zu halten. Sollte er wirklich zum Architekten im Staatsdienst mutieren, war er eine neue intressante Adresse zur Erfüllung von Großbauwerken für Ruhm, Ehre und ein wenig Salz in der Suppe. 8)

    Er hatte den ganzen Tag in seinem Büro verbracht - im Sitzen-, so dankte er erstmal nur mit einem Nicken und blieb stehen.


    "Tu nicht so scheinheilig, die Sache vor drei Nächten im Senat... du kannst dich noch erinnern?" Sein Blick wurde fixierter. "Hat dich da eine Tarantel gestochen?" Avarus mußte sich schon jetzt beherrschen. Das konnte wirklich an den Rand des Blutdrucks [SIZE=7](den die Römer nichtmal kannten)[/SIZE] gehen.

    Avarus hatte sich von einem Sklaven informieren lassen, wann der Neffe in seinen Räumlichkeiten anzutreffen war und das er auch allein dort vorzufinden sei. Er trat ohne Klopfen ein. Seit der Schlacht im Senat waren fast vier Tage vergangen und der Onkel hatte das Gefühl, das Sedulus ihm seitdem aus dem Weg ging. Egal ob zum abentlichen Essen oder zu den Geschäftsgebahren. Immerzu regelten sie ihre Dinge getrennt oder kamen sich nicht unter die Augen. Heute aber waren genug Bauern gefallen, die Dame mit Läufern abgesperrt und der König in die Enge getrieben.


    "Salve Sedulus, du gehst mir aus dem Weg?" Konfrontation war das Schlüsselwort doch vielleicht hatte der Sohn seines Bruders auch begriffen, was seinen Onkel so auf die Pinie brachte.

    Was wurde das hier? Eine Diskussion zur Klärung der Umstände die dazu führten, das der Senator Decimus Livianus an den Feind 'verloren' ging, eine Untersuchung, um festzustellen ob es Spione, Verräter im eigenen Lager gab oder noch schlimmer eine Zwangsneurose, um den Verlust des Legaten eben jenen selbst in die Tasche zu schieben und am Ende fein heraus zu sein, weil Senat und Diplomaten so kläglich versagt hatten den Sohn Roms zurückzuholen? Avarus blieb auf seinem Kissen sitzen. Er beobachtete die Situation weiter und schwieg. Vorerst.

    Ein Diener erledigte das Einschänken. Avarus schätzte derweil die Anforderung 'Schnell' ab. Noch gab es keinerlei Begehren zu mehr Eile. Er sah also kein Grund die Arbeiten mit mehr Männern als bislang geplant fortzuführen. Zuviele Männer auf den Bau forderten auch häufig Unfälle mit Verletzten, im schlimmsten Fall mit Toten. Dazu wollte er es auf keinem Fall kommen lassen.


    Er saß zurückgelehnt im Sessel. Die Frage des Octavius traf ihn trotzdem leicht unvorbereitet, aber sie war auch nicht schwer zu beantworten.


    "Leidenschaft, Interresse und Wissbegierde haben mich dazu angetrieben. Tja aber auch ein wenig Glück, denn ohne dies wären sicherlich die großen Aufträge ausgeblieben."


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    Klient Medicus Germanicus Avarus |



    "Salve..." grüßte ein ordentlich gekleideter Mann. Seine Stellung in der Gesellschaft war wohl der eines frei Geborenen. Er wartete nicht lang, sondern kam gleich zur Sache. "Ich bringe ein Angebot der Architectura Germanicus Avarus... zu einer Ausschreibung der Cura Aquarum..." fügte er hastig hinzu und reichte eine Schriftrolle hinüber.



    Angebot Auftrag I vom ANTE DIEM VI ID MAI DCCCLIX A.U.C. ausgeschrieben durch die Cura Aquarum:


    Geforderte Ausführung:


    Neuerrichtung eines Regenwasserablaufs von III cententaria Größe auf Straßenniveau im Gebiet der Südecke des Forum Pacis und Anschluss des Ablaufs an die Cloaca Maxima.


    Leistungsangebot:


    Ein Ablaufrohr mit einem Durchmesser von 3 cententaria entspricht 35,46 digiti x 3 gleich 106,38 digiti (oder 196,80 cm) und einer Länge von 50 passus (oder 75m) gemauert auf Straßenniveau.


    Erdarbeiten:


    Aufbrechen Straßenpflaster, Ausschachten des Grabens mit einem entsprechenden Volumen von 340 m³, einbringen einer Trockenschicht


    Mauerarbeiten:


    in opus testacleum Verbundmauerwerk ausgeführte Röhre mit 33,84 digiti Innendurchmesser.
    Aufsetzen von drei Kontrollschächten bis Straßenniveau Oberkante sowie aufbringen von Abdeckplatten auf die Schachtkopföffnungen.


    Verfüllarbeiten, Deckschicht:


    Auffüllen und Verfestigen von Hohlräumen
    Einbetten des Deckpflasters in Feinkies, Einsanden der Fugen


    Material:


    Stützelemente , sowie Verschaalungen und Absperrungen aus Bauholz-Pinie 500 pertica (entspricht 1500 laufende Meter Holz)
    Verbundmörtel aus Ton 100 amphora (entspricht 5000 FE Ton)
    Bruchstein 80 Ochsenkarrenladungen (entspricht 20 Stein)
    gebrannte Ziegel 3000 Stück (entspricht 3000 Ton)
    Werkzeuge 50 (entspricht 50)
    Eisenkleinteile 100 (entspricht 100 Eisen)


    Angebotspreis durch die Architectura Germanicus Avarus:


    Material:


    Ton: 8000 FE - 2000 Sz.
    Holz: 1500 FE - 3750 Sz.
    Stein: 20 FE - 1800 Sz.
    Werkz: 50 FE - 900 Sz.
    Kl.Teile:100 FE - 1000 Sz.


    Arbeitslohn im Zeitrahmen:


    Ausführung und Überwachung 3000 Sz.
    Bauabnahme und Dokumentation 1000 Sz.
    gewährter Sicherheitseinbehalt 500 Sz.
    Lohn abzüglich Gewähr: 3500 Sz.


    Die Arbeiten sind für den Zeitrahmen von zwei Monaten eingeplant.


    Gesamtangebotspreis:


    12950 Sesterzen


    Wir würden uns über eine Beauftragung durch die Cura Aquarum freuen und verbleiben mit Grüßen,


    [Blockierte Grafik: http://www.ostheim21.de/udo/Imperium/Medicus_Sig_n.gif]


    Rom
    ANTE DIEM IV ID IUN DCCCLIX A.U.C. (10.6.2009/106 n.Chr.)


    Sim-Off:

    Angegebene Mengen sind aus Wisim zu erwerben und nach Bauabschluss zu vernichten




    Danach blieb nurnoch eins zu sagen: "Ähm der Senator hat mir noch aufgetragen zu erwähnen, das er sich vorerst nur in der Lage sieht ein Angebot abzugeben, aber er würde sich freuen falls die Cura Aquarum ihm den Auftrag bewilligt auch das zweite Vorhaben anzubieten." Der Klient des Architekten wartete beflissen, ob er mit einer Antwort zurückkehren würde.

    Es dauerte nicht so lang und der Duumvir von Ostia erschien.


    "Salve Octavius Macer, nun wie du siehst kommen die Männer langsam voran."


    Das war nicht übertrieben und sollte keineswegs ärgerlich klingen. Für manche Bauherren zählte nur die Zeit, aber ein Tempel war auch etwas, das einige Jahrzehnte in Glanz und Gloria überdauern wollte.


    "Wenn die Maurer sich ins Zeug legen und ich bin mir sicher das sie das werden, dann haben wir in zwei Wochen den Unterbau fertig."


    Jener würde eine Art Keller darstellen. Jedoch nur eine Art, denn ein Tempel römischer Huldbauten begann zur Straße zu mit einer langen Treppe, welche bis auf ein Podest hoch oben führte. Dort würde später der Opferaltar stehen und Platz für eine Menge Leute gebraucht. Daher nahm diese Plattform etwa ein Viertel der gesamten Tempellänge ein und erstreckte sich über die gesamte Breite des Bauwerkes. Der Raum, der so auf ebenerdigen Grund entstand wollte trotzdem genutzt werden und wurde somit ausgemauert. Später fanden sich dort Lagermöglichkeiten genauso wie rituelle Opferstuben, die für allerlei Anlass zu gebrauchen waren. Nicht immer fanden die Huldigungen an Merkur öffentlich statt und nicht selten wurde es besonders religiös im Verborgenen.


    "Natürlich nur, wenn die Ziegel regelmäßig eintreffen. Ein Dutzend Mauer hab ich noch hinzu geholt. Sie kommen von einem meiner Bauhöfe aus Rom, daher vertraue ich auch darauf, das diese Tätigkeiten in zwei Wochen mit höchstem Maß an Präzision zu schaffen sind."


    Avarus blickte auf den Weinkrug.


    "Oh entschuldige Octavius. Darf ich dir einen Wein anbieten... oder vielleicht ein Happen zum Frühstück?"

    Das die Arbeiten auf der Baustelle in Ostia voran gingen, das erfuhr der Architekt fast aller zwei Tage in Rom. Er hatte für diesen Botendienst zwei besonders verlässliche Klienten abgestellt, die sich so am Ort des Geschehens abwechselten und ihm die Nachrichten über den Bauablauf, den kleineren und größeren Schwierigkeiten zukommen ließen und er sein Urteil darüber fällen konnte. So blieb der Strom an Informationen fließend. Doch ohne einen Blick auf die Baustelle zu werfen, wollte Germanicus Avarus auch nicht den Tempel wachsen 'lesen' daher brach er an einem recht freundlichen Morgen aus Rom auf und ließ sich von einer Handvoll Reiter begleiten. Sie kamen so noch vor dem Frühstück an. Den ganzen Tag zu haben, war wichtig, sollte das Baufortschrittsurteil gerecht ausfallen.


    Zuerst lief Avarus am Rand des ehemaligen Lochs entlang. Die tiefen Ausgrabungen waren auf Grund eines im Vorfeld nicht abschätzbaren Bodens noch etwas tiefer ausgefallen. Dort wurden mächtige Fundamente eingebracht, die die Last mehrerer tausend talentum zu tragen bereit waren. Dies dauerte länger als erhofft, aber die Männer wurden nicht müde ihre Arbeit gewissenhaft und qualitativ hochwertig auszuführen. Die Kontrollen waren enorm aufwendig gestaltet und jede Unregelmäßigkeit zog schwere Strafen mit sich. Eine Art und Weise, die sich bereits bei anderen großartigen Bauwerken bewehrt hatte. Jede Lässigkeit führte nur dazu, das die Arbeiter dazu neigten die Autorität der Baumeister in Frage zu stellen und damit an der Gesamtqualität des Bauwerkes zu rütteln. Ohne lange darüber nachzudenken, war es im Besonderen an tragenden Teilen, dem Fundament und der Außenhülle tötlich schlacksige Arbeiten zu tolerieren.


    Die Deckschicht des Fundaments sah gut aus, sie trocknete gleichmäßig und wurde immer wieder befeuchtet, um Rissbildungen durch die Einstrahlung der Sonne zu bermeiden. Hier und da schützten auch Sonnensegel den Vorgang. Gerade waren die Männer dabei das Gewölbe zu beginnen, das später einmal die Räume umschließen sollte, die unter der Erde lagen. Guter Zement wurde mit hart gebrannten Ziegeln zu einer stabilen Wand geformt. In wenigen Tagen konnte man sie wachsen sehen und schon bald würde man sie zu runden Bögen verschmelzen, um ein inneres Dach zu formen, das später dann die Bodenplatten der Tempelhalle zu tragen im Stande war. Jene Kellergewölbe wurden vorher eingeschaalt, sie bekamen stabile Holzkonstruktionen untergesetzt, welche man nach Fertigstellung ohne Mühe entfernen konnte.


    Nach diesem Rundgang betrat Avarus das 'Planer'-zelt und wartete, das der Duumvir vor Ort erschien. Er hatte jenem nur eine kleine Nachricht zukommen lassen, das er an diesem Tag in Ostia weilte und diese Tatsache besten Nährboden schaffte, sollte es Fragen, Anregungen ja einfach Diskussionsbedarf zum Projekt Merkurtempel geben.


    Ihm und den zwei ebenfalls anwesenden vertraulichen Klienten wurde stark verdünnter Wein gereicht, dazu gab es ein kleines Frühstück mit Käse, etwas gedünsteten Fleisch, Eiern, dem obligatorischen Obst und allerlei Brotsorten, um die Deftigkeit für den Magen so genehm wie möglich zu 'verdünnen'.


    Neben dem Essen schaute Avarus den Arbeitern unten in der Grube zu. Sie schufteten unter Beobachtung bestimmt besonders emsig...

    Das hörte sich echt so an, das der Mangel an geeigneten Arbeitskräften immernoch nicht abgeebt war. Schon das Prestigobjekt des Senats und Kaisers befand sich noch immer im Bau, aber so langsam sollte die Stadt doch jene Mangelerscheinungen durch frische Kräfte kompensiert haben. Doch Avarus ging auf diesen 'Wink mit dem Zaunspfahl' nicht weiter ein. Er würde einen seiner Baumeister dazu anweisen jene Arbeiten berechnen zu lassen.


    "Gut, gut..." doch was war gut daran? Solche Freiheiten kosteten nicht wenig an Qualität. Jede Möglichkeit billige Materialien wie gestreckten Beton, nicht lang genug abgelagertes Holz oder Steine mit Rissen bot den 'Freimaurern' Substanz Geld einzusparen und letztlich den Staat im Nachhinein viel zu kosten, kamen die Baufehler später nach Jahren zu Tage. Oft war es dann unmöglich die Bauarbeiter erneut zur Rechenschaft zu ziehen und vielmals blieb das Reich auf den hohen erneuten Renovierungskosten sitzen. Doch es war ein Thema, das kaum ein Beamtenstaat verstand. Immer ging es nur ums Geld, so wenig wie möglich und am Besten noch gestern fertig.


    Avarus belastete sich nicht damit. Er hatte einen Anspruch, den er über Jahre gehalten hatte und entweder man bezahlte ihm den Preis oder man nahm eben die Billigheimer. Doch war ihm sein Ruf eben wichtiger als der schnöde Mamon.


    "Ich lasse einen der Vorarbeiter dafür die Berechnung machen. Noch eine letzte Frage: Die Baustoffe werden durch den Arbeitnehmer beigestellt oder wünscht der Arbeitgeber sie selbst zu liefern?"


    Das Angebot war dann in zwei Tagen in der Cura Aquarum. Zur Zeit waren seine Leute nicht ganz so straff ausgelastet, auch wenn er in Ostia gerade wieder ein größeres Projekt übernommen hatte und einige Freunde neue Landvillen in Misenum errichten ließen. Auch so ein Phänomen... kaum zog der Kaiser dort aufs Land richteten sich einige Senatoren und Günstlinge ihre Nester in der näheren Umgebung ein.

    Der Sklave nickte bloß. Der kurze Abstand des Senatoren Avarus auf die Tür ließ es nicht zu jene Worte zu überhören. Zudem legte der Germanicus Wert darauf, das seine Diener den Hang zur Realität im Gewirr des Anstandes nicht verloren. Der Diener trat beiseite und wartete auf die Wünsche seines Herren. Jene waren knapp formuliert und wiesen an einfach auf seine Rückkehr vor der Tür zu warten. Danach brachte man die Sänfte aus dem unmittelbaren Zugang und begann die Wartezeit mit einem Würfelspiel zu überbrücken.


    Avarus bekam von all dem nichts mehr mit, denn er hatte den Türbogen bereits durchschritten und war dem Diener des Hauses Decima ins Atrium gefolgt...

    Wie auf Anfrage bestätigt, erschien Senator Germanicus Avarus am Abend vor dem Haus der Decimer. Leider würde er heute nicht seine Frau hier antreffen, wie auch wäre Lucilla in Rom wohnt sie in ihrem 'neuem' Heim, seinem Haus. Trotzdem rang ihm dieser Gedanke ein Seufzen ab, das aber in Hoffnung auf ein extravagantes Mahl schnell verflog. Er hüpfte fast aus der Sänfte -war wohl besser in der Nacht dann sich tragender weis zurück bringen zu lassen- und ließ einen der Begleitsklaven anklopfen.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Nun kam Avarus recht plötzlich doch noch auf das Thema, welches Macer schon zwischenzeitlich erwartet hatte. Trotzdem konnte er die konkrete Frage nicht ganz präzise beantworten. "Ich kann es dir nicht ganz genau sagen", erklärte er daher. "Es geht jeweils um einen neuen Schacht in die Cloaca Maxima. Mehr als 50 passus dürften in beiden Fällen nicht zu graben sein. Im südlichen Auftrag an der Porticus Neronis wahrscheinlich sogar weniger als 40 passus, weil dort südlich schon ein Seitenkanal verläuft, in den der neue Ablauf münden kann."


    Das hörte sich überschaubar an. Zwar waren einige Arbeiten in Rom Gang und Gebe, aber ein aufgerissenes Pflaster, eine gesperrte Brücke oder ein geschlossenes Tor sorgte immer für besondere Missgunst unter der Bevölkerung, die ihre Arbeitswege zu gehen hatte und jeden Straßenverlust in Rom beklagte. Die Stadt war einfach nicht für diese Massen an Menschen geplant worden und oftmals völlig überfordert.


    "Hm wo du schon einen Seitenkanal erwähnst, wie steht es um die Planung? Wurde da bereits etwas vorgearbeitet, was hat die Cura Aquarum für zeitliche Vorstellungen und vorallem wie steht es mit dem Angebot?"


    Am Liebsten waren Avarus ja solche Arbeiten nach Aufmaß und Stundenlohn. Doch wie fast überall mußte in und um Rom artig gespart werden und nicht selten baute man auf die Spenden wohlhabender Bürger. Für einige Bauarbeiten am Abwassernetz fehlte es aber an passender Prestige, daher kam Fall eins eher in Betracht.

    Zitat

    Original von Spurius Purgitius Macer


    Wenn er ehrlich war, hielt Macer seinen Einfluss in militärischen Dingen in der Öffentlichkeit für überschätzt. Bestenfalls indirekt konnte er eingreifen, indem er Offizieren gute Noten an der Academia Militaris gab oder sie durch eine Prüfung fallen ließe, aber ansonsten wurde seine Meinung im Alltag nicht angefordert. Andererseits lag ihm auch nicht allzu viel daran, die Einschätzung der Öffentlichkeit bei jeder Gelegenheit zu korrieren. Man konnte ja nie wissen, wann sie noch einmal nützlich werden sollte. "Als Wiedergutmachung kann man seine Operation nun zweifellos ansehen", steuerte er dann doch eine persönliche Meinung bei. "Zu den zivilen Posten kann ich allerdings noch weniger sagen. Allerdings sind diese ja prinzipiell auch zahlreicher, so dass sich dort vielleicht sogar eher eine Möglichkeit ergibt. Aber da werden dir andere Senatoren besser weiterhelfen können. Vor allem natürlich Aelius Quarto, dessen Gewicht in solchen Angelegenheiten enorm sein dürfte."


    Was sein Klient wollte, das hatte er ihm bereits vor der Mission gesagt, ob das noch das Selbe war Heute, wußte Avarus auch nicht. In jedem Fall würde er sich zurückhalten und jene Männer zuerst fürsprechen lassen, die dem Hadrianus mehr zu verdanken hatten. Vornehmlich war das nach seiner Rückkehr ein Senator. Es war angebracht und so fand Avarus auch der bessere Weg zurück in ein geregeltes römisches Leben. Für den Gast Avarus war diese Sache damit erledigt und er kam zur Nächsten. :D


    "Über etwas Anderes möchte ich noch mit dir reden, Macer." Er dachte nach. Nicht worüber sondern wie gleich das Amt hieß, das der Purgitius leitete. "Die Cura Aquarum hatte letzten Monat zwei Aufträge ausgeschrieben. Einer meiner Verwalter im Bauhof sprach mich dahingehend an ob er auf diesen Anhang reagieren soll. Mich würde intressieren wie umfänglich die Arbeiten sind. Wieviel passus die 'Ausgrabungen' entsprechen." Einzigst die Rohrdurchmesser waren wohl angegeben worden, um kleine Krutscher abzuschrecken. 8)