Beiträge von Narrator Italiae


    Statilianus Taurus zeigte auf das, was sie vor sich sahen.


    “Das hier wird der Portikus. Du kannst es sehen, Quaestor; wir haben gerade damit angefangen die Säulen aufzustellen. Sie werden einmal sein Dach tragen. Am Ende werden es sechzehn sein. Da, neben der ersten Säule siehst du die fünfzehn anderen Basen. Acht nebeneinander, und bei jeder Zweiten zwei in einer Reihe dahinter. Die einzelnen Teile der Säulen werden bereits in der richtigen Höhe geschlagen und so hierher gebracht. Aber dann sind sie noch roh behauen. Wir setzen sie aufeinander und die Steinmetze schlagen noch etwa eine Handbreit von ihrem Durchmesser weg und arbeiten die Kanneluren ein. Es werden Säulen von korinthischer Art sein. Die Kapitäle werden aber am Boden komplett behauen. Sie haben schon ihre endgültige Gestalt, wenn wir sie oben drauf setzen. Dann folgt der Architrav, der Fries und schließlich das Kransgesims, bevor wir mit dem Dach beginnen. Oder... beginnen würden...
    So machen wir es hier bei der Eingangshalle, aber auch bei den beiden Seitenhallen und der Haupthalle. Da stehen schon alle Säulen und auch die Grundmauern. Die runde Haupthalle in der Mitte – dort, du siehst sie genau vor uns – auch sie steht im Rohbau. Auf ihr soll die Kuppel entstehen. Dreißig gradii [ca. 22 m und damit etwas mehr als halb so groß wie die Kuppel des Pantheons] wird einmal ihr Durchmesser sein. So etwas wurde noch nicht gebaut, glaube ich. Aber es fehlt mir an Männern. Ich habe nicht genug Geld. Ich würde mehr anstellen, aber es reicht einfach nicht, Quaestor. Ich will mich nicht beklagen, aber mit denen, die ich habe, wage ich nicht mit der Kuppel zu beginnen. Es muss schnell gehen. Denn nur wenn sie bis zu ihrem Opaion geschlossen ist, trägt sie sich wirklich sicher selbst. Darum stockt alles. Denn die anderen Dächer... nun ja... zuerst sollte die Kuppel fertig sein.“


    “Die Kuppel... beeindruckend... ja... sicherlich, dass wird sie sein.“


    Statilianus Taurus' Stirn legte sich ein wenig in Falten.


    “Also, dann gehen wir. Hier entlang Quaestor, bitte.“



    Er führte Aurelius Ursus und seine Begleiter zu einem Durchgang im Bretterzaun, der die Baustelle von der Straße trennte, und dort hindurch.
    Unvermittelt standen sie vor den hoch aufragenden Mauern des noch unfertigen Ulpianums. Es hatte noch kein Dach und die Mauern schienen im Nichts enden zu wollen. Vor ihnen war eine Breite Öffnung in der Mauer und davor waren Arbeiter damit beschäftigt, mit einem einfachen Kran die einzelnen Elemente einer beachtlichen Säule aufeinander zu setzen. Das war ein schweißtreibendes Geschäft.

    Die Menge, die unaufhörlich daran arbeitete dem Brand Einhalt zu gebieten stand kurz davor zu scheitern. Mittlerweile hatten sich die Flammen in eine brüllende Feuersbrunst verwandelt, und es gab keinen unbehelligten Flecken Holz mehr in dem Gebäude.


    Mit schierer Verzweiflung mussten die Helfer mit ansehen wie sich das Feuer über den Dachstuhl hermachte, welcher mehr und mehr an Halt verlor. Letztendlich mussten die Vigiles einsehen dass es hier nichtmehr zu retten gab, und sorgten in heller Aufregung dafür dass Helfer und Schaulustige sich von dem Gebäude entfernten. Keine fünf Sekunden nachdem der Platz um das Gebäude geräumt worden war brach es in infernalischem Getöse zusammen, brennende Trümmer flogen durch die schiere Wucht des einstürzenden Gebäudes durch die Gegend und setzten in unmittelbarer Nähe weitere Gebäude in Brand.


    Das Feuer breitete sich aus, und man entschied sich dafür die Kollateralschäden nach Möglichkeit zu begrenzen um eine weitere Ausbreitung des Feuers auf den ganzen Stadtteil zu verhindern. Mittlerweile stand eine halbe Armee an Helfern zur Verfügung, die Angst um das eigene Hab und Gut trieb die Menschen dazu sich an der Bekämpfung des Brandes zu beteiligen, Unmengen an Wasser wurden in die brennenden Gebäude geworfen, und mit grausamer Langsamkeit zeichnete sich ein Erfolg ab.
    Selbst als klar wurde dass man das Feuer mit viel Blut und Schweiss bekämpfen konnte, war doch für viele klar dass auch einige der Nebengebäude nichtmehr zu retten waren.


    Das Hafenviertel stand am Rande einer brennenden Katastrophe.


    “Ganz wie du wünschst, Quaestor. Aber ich muss dich warnen: Auf einer Baustelle ist es gefährlich! Es fällt einem leicht etwas auf den Kopf oder man tritt in etwas hinein, in dass man besser nicht hinein tritt.“


    Augenscheinlich war Statilianus Taurus besorgt, man würde ihn dafür verantwortlich machen, sollte dem Magistrat etwas passieren.
    Denn Unfälle – wer wusste das nicht – gab es auf einer so großen Baustelle wie dieser häufig. Sie gehörten zum harten Leben der Bauleute und was konnte man dagegen tun, außer die Götter anzuflehen, sie mögen einen verschonen? Etwa einen Helm tragen?


    Titus Statilianus Taurus war ein Freigelassener, der es mit Fleiß, Klugheit und Geschick, aber auch viel Glück, vom unfreien Handlanger im Marmorbruch seines Herrn, bis zum ersten Vorarbeiter – lat. monitor – auf einer der größten Baustellen Roms gebracht hatte.
    Dabei war er ein unauffälliger Mann, gar nicht besonders groß oder stark und auch nicht ausgesprochen laut oder herrisch. Aber die Männer arbeiteten gerne unter ihm, denn er verstand viel vom Bauhandwerk, sprach ihre einfache Sprache, und sie respektierten ihn, ohne dass er seine Autorität besonders häufig mit der Prügelstrafe unter Beweis stellen musste. Vor allem war er nicht gierig. Er veruntreute weniger Geld als Andere und zahlte seinen Leuten fast immer den annähernd ausgehandelten Lohn. Darüber hinaus traf er gewöhnlich auch den richtigen Ton, wenn er mit den Bauherrn sprach, die oft sehr wohlhabend waren und von vornehmer Geburt... oder zumindest eines von beidem für sich reklamieren konnten.
    Kurz gesagt: Titus Statilianus Taurus war eine überraschende Ausnahme von der Regel.


    So ein Gespräch stand ihm auch jetzt wieder bevor. Er hörte es schon an dem Tonfall, mit dem einer seiner Arbeiter nach ihm rief.
    Er beeilte sich und sah sofort, dass sie bedeutenden Besuch auf der Baustelle hatten. Wie alle bedeutenden Leute war der Besucher nicht alleine gekommen, sondern hatte Männer um sich, die ihn bei seinen Geschäften begleiteten.


    Statilianus Taurus begrüßte ihn respektvoll und sagte:
    “Mein Name ist Titus Statilianus Taurus. Ich beaufsichtige die Baustelle.“

    Nach langen Debatten innerhalb des Collegiums war es Servius Mescinius Calpetanus tatsächlich gelungen, den von ihm favorisierten Kandidaten Kaeso Annaeus Modestus in einer Kampfabstimmung zum Vorschlag des gesamten Collegiums zu machen. Er hatte dabei allerdings mehr Glück als Verstand bewiesen, denn sein Triumpf hatte wohl eher mit der großen Zahl der Kandidaten, die mit verschiedenen Quindecemviri auf Kriegsfuß standen, zusammengehangen.

    C Cantilius Tarquinianus Bellienus Magister Septemvirorum Sacris Faciundis C Ulpio Aeliano Valeriano Imperatori Caesari Augusti Pontifici Maximo s.p.d.


    Aufgrund des Todes unseres ehrenwerten Collega Memmius Cocceius Otho hat das Collegium Quindecemvirorum Sacris Faciundis darüber beraten, wen sie für eine Cooptatio vorschlagen solle.


    Nach langer Debatte haben wir uns auf Kaeso Annaeus Modestus, einen erfahrenen und gläubigen Mann gewählt, der von dir den Ordo Senatorius verliehen bekam und dem Staat schon als Vigintivir und Quaestor gedient hat.


    Ich bitte Dich, den Vorschlag dem Senat zur Abstimmung vorzulegen oder ihn kraft Deines Amtes direkt zum Quindecemvir zu ernennen, soweit Dir unsere Wahl gefällt.



    Mögen die Unsterblichen Dich behüten


    C Cantilius Tarquinianus Bellienus

    "In Ordnung."


    erwiderte er, obwohl er ungern solch feste Zusagen machte. Aber er hatte heute ohnehin noch viel zu tun und wollte sich nicht mit diesen ganzen Kleinigkeiten aufhalten. Daher schlug er ein.


    "Ich kann nichts garantieren, aber wenn du gewählt wirst, wirst du informiert werden. Dann sehen wir uns hoffentlich im Collegium. Vale!"


    Damit war die Sache für ihn abgehakt. Er wandte sich seinem Sekretär zu.


    "Wir gehen noch einmal die Bücher von letztem Jahr durch!"


    Die beiden verließen das Atrium und ein anderer Sklave geleitete Annaeus Modestus zur Tür.




    Da irrte sich der gute Modestus: Servius Mescinius Calpetanus war zwar durchaus ein Mann, der gerne handelte, doch bei Bestechungsgeldern hörte für ihn die Freundschaft auf. Da gab es keinen Wettbewerb: Er wusste, dass er der einzige Mann war, der für so etwas empfänglich war (im Collegium zumindest). Daher verengten sich seine Augen zu Schlitzen und er hob den Finger.


    "Für meine Frau wünsche ich nur das Beste!"


    Er hoffte, damit deutlich gemacht zu haben, dass er keine Verhandlungen wünschte.




    "Nunja, es ist ein runder Geburtstag, daher würde sie sicherlich auch von einem größeren Geschenk nicht beschämt sein..."


    begann er, wobei er einen Augenblick überlegte.


    "Ich weiß nicht, aber ich glaube, sie wünscht sich diese Halskette...nunja, sie ist nicht sonderlich teuer: eintausend Sesterzen waren es, glaube ich..."


    Das war nicht wenig Geld, aber als Quindecemvir verdiente man so etwas ja innerhalb kürzester Zeit wieder!




    "Nunja, ein Zeichen für deinen Ehrgeiz und deinen Willen wäre natürlich deine Bereitschaft, Opfer für dieses Amt zu bringen. Ein Beispiel wäre seine Opferbereitschaft, um überhaupt Kandidat zu werden."


    Er hoffte, dass er nicht noch deutlicher werden musste - er wollte nicht, dass ein neugieriger Sklave herumerzählte, er würde offen Bestechungsgelder fordern.




    Also war es so. Zwar fand er das ganze schon fast etwas direkt, aber er und sein Gast wussten, dass das Geschenk Bestechung war. Und die Tarnung als Geschenk an seine Frau war ein sehr guter Einfall - damit würde er nicht sofort unter Verdacht stehen, bestechlich zu sein. Allerdings wollte er selbstverständlich dafür sorgen, dass er dann auch das meiste herausholte.


    "Tatsächlich besitze ich keinen Favoriten. Allerdings ist es so, dass ich nur einen Kandidaten unterstützen würde, von dem ich weiß, wie wichtig ihm dieser Posten ist. Er ist zwar ehrenvoll, aber auch voller Arbeit und es bedarf einer gewissen Würdigkeit, um für ihn in Frage zu kommen."


    Es gefiel ihm, dass er doch recht offen sein und die üblichen Umschweife beiseite lassen konnte.




    Darum ging es also! Der Herr hatte offensichtlich Interesse am Collegium der Quindecemviri - eine Sache, die nicht verboten war, dennoch war es häufig so, dass Freunde von bisherigen Quindecemviri häufig aufrückten.


    "Nein, haben wir nicht. Die Cooptatio wird erst nach einer angemessenen Frist der Trauer vollzogen werden. Warum, hättest du etwa Interesse?"


    Calpetanus witterte bereits wieder eine Möglichkeit, seinen Besitz wieder ein wenig zu vergrößern, daher fügte er hinzu


    "Es gibt natürlich hohe Ansprüche an die Bewerber und nur, wenn der Kaiser selbst oder zumindest einer der Quindecemviri ihn vorschlägt, hat er überhaupt eine Chance."


    Vielleicht konnte er durch derartige Dinge das Bestechungsgeld nach oben treiben!




    Calpetanus seufzte. Er hatte vom Tod des Cocceius gehört (in der letzten Sitzung), seine Trauer hatte sich jedoch in Grenzen gehalten - er hatte Otho nie gemocht und seine Frau noch weniger. Eigentlich war er sogar froh, den alten Mann los zu sein.


    "Ich bin noch immer untröstlich über seinen Verlust, aber das Leben muss weitergehen. In Kürze wird meine Frau ihren Dies Natalis feiern, daher schmücke ich mein Haus trotz meiner Trauer."


    log er. In Wahrheit liebte er Feste und hatte bereits die besten Köche organisiert, denn das, was er am meisten an Festen liebte, war das Essen.


    "Aber du bist sicherlich nicht gekommen, um mich über den Tod des Cocceius zu informieren. Was ist also dein Anliegen?"


    Immerhin musste sich Calpetanus noch um seine Abrechnungen kümmern!




    Servius Mescinius Calpetanus war ein sehr beleibter, etwas behäbiger Mann. Er hatte das Vermögen seines Vaters durch Steuerpachten noch vergrößern können und war für seine Liebe zu Geld bekannt. Man erzählte sich allerdings auch, dass er an der ein oder anderen krummen Sache beteiligt gewesen war, um so wohlhabend zu werden, dass der Kaiser ihn in das Collegium Quindecemvirorum aufgenommen hatte (angeblich gegen eine großzügige Spende).


    Als ihm nun ein Annaeus Modestus gemeldet wurde, kam er, begleitet von seinem Sekretär, ins Atrium und humpelte dem Mann entgegen. Er musste dabei ein wenig japsen, denn mit seinem Gewicht war jede Bewegung anstrengend.


    "Salve, Annaeus Modestus."


    begrüßte er den Gast mit einem fragenden Gesicht. Er hatte keine Ahnung, was der Mann von ihm wollte.




    Collegio Quindecemvirorum Sacris Faciundis et Pontifice Maximo P Ulpio Aeliano Valeriano


    Vitellia Protogena Collegio et Pontifici Maximo P Ulpio Aeliano Valeriano s. p. d.


    Voller Trauer muss ich Euch mitteilen, dass mein Gatte, der Quindecemvir Memmius Cocceius Otho am gestrigen Tage seiner schweren Krankheit erlegen ist. Besonders seine monatelange Unfähigkeit, seinem Dienst für die Götter gerecht zu werden, hat ihn stets bedrückt und bis zuletzt hielt ihn der Wille, ihnen weiter zu dienen, am Leben.


    Nun jedoch waren seine Kräfte aufgezehrt und auch die Medici konnten nichts mehr für ihn tun. Ich fürchte daher, dass ein neuer Quindecemvir zu bestimmen ist, um die Aufsicht über die fremden Kulte und die Sibyllinischen Bücher nicht zu vernachlässigen.


    Ich lade das gesamte Collegium, wie auch Dich, o Pontifex Maximus et Imperator Caesar Augustus, zu seiner öffentlichen Bestattung zehn Tage vor den Kalenden des November.


    Mögen die Götter mit Euch sein!


    Vitellia Protogena
    VIDVA MEMMII COCCEII OTHONIS

    "Was man nicht alles hört. Naja, deine Entscheidung." Der Beamte zuckte mit den Schultern. Immerhin war es nicht mal seine Aufgabe, lange Berufsberatungsgespräche zu führen. "Dritte Tür links."


    Sim-Off:

    Der Verweis auf das andere Büro ist nur Sim-On zu sehen. Wie gesagt kann in Italia der Rang eines Scriba nicht belegt werden. In Rom gibt es den Rang eines Stadtschreibers, vielleicht hilft dir das weiter.
    http://www.imperiumromanum.net/tabularium.php?a=g1&p=290

    Der Beamte verzog immer noch keine Miene. "Soll ich dir 'nen guten Tipp geben? Such' dir einen einflussreichen Beamten und werd' dessen Privatsekretär. Unsere Schreiber hier sind bessere Laufburschen, da kannst du mehr."


    Sim-Off:

    Das war schon die Regioverwaltung, die ich verlinkt hatte. ;) Italia als Provinz ist verwaltungstechnisch praktisch nicht existent und hat gar keine Ränge, weil es ja keinen Statthalter in Italia gibt.

    "Soso, Runenschreibweise. Gutshof in Germania", brummte der Beamte weiter und klapperte mit ein paar Wachstafeln. "Dann kannst du auch rechnen, nehme ich an?" Die Frau wurde langsam interessant, der Beamte aber keineswegs freundlicher.


    Sim-Off:

    Dass es in der Provinzverwaltung keinen "Scriba" als Posten gibt, hast du gesehen?
    http://www.imperiumromanum.net/tabularium.php?a=g&p=64
    Vielleicht nimmt dich der Architektus ja als Scriba personalis. Das müsstest du aber mit ihm persönlich klären.

    MANDATA IMPERATORIS


    Der Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus ernennt in seiner Funktion als Oberkammandierender der Streitkräfte die folgenden Offiziere:


    Caius Furius Helios zum Tribunus Angusticlavius der Legio XXII Deiotariana
    Quintus Octavius Augustinus Minor zum Tribunus Angusticlavius der Legio I Traiana Pia Fidelis


    Appius Terentius Cyprianus zum Praefectus Legionis der Legio XXII Deiotariana
    Der Praefectus Aegypti Decimus Germanicus Corvus übernimmt das Kommando über die Legio XXIII Cyrenaica.


    Der Marschbefehl wird allen genannten Offizieren zugestellt und ist umgehend umzusetzen.


    Sim-Off:

    Signaturwechsel erfolgen, sobald die Betroffenen am jeweils neuen Standort eingetroffen sind