Beiträge von Narrator Italiae

    Praefectus Castrorum
    L Artorius Avitus
    Legio I, Mantua


    Salve,


    von meiner Seite besteht keine Einwände für die Aufnahme des Miles Caecilius Macro. Er möge sich nach Erfüllung seiner derzeitigen Verpflichtungen in Rom bei den Cohortes Urbanae melden.


    Vale bene,


    M Vinicius Hungaricus

    An diesem Orte, dem altehrwürdigen Theater des Marcellus, war bereits alles vorbereitet, so dass in Kürze die Ludi Scaenici zu Ehren der Magna Mater hier aufgeführt werden konnten. Die Ränge waren für die Zuschauer geöffnet, die Bühne hinter einem Vorhang verschwunden, davor standen drei Lyra-Spieler, welche die Wartezeit mit seichtem Geklimper ein wenig sollten versüßen. Vor den Eingängen hatten sich Händler mit ihren Bauchläden aufgereiht, boten Süßes und Saures, und Wein in billigen Tonbechern, denn obgleich es bei professionellen Theatergängern verpönt war, während des Spiels nicht einzig die Darbietung, sondern gleichsam Speis und Trank zu goutieren, so war es durchaus akzeptabel, bis zur Vorstellung noch ein wenig zu naschen - zudem kamen immerhin nicht nur professionelle Theatergänger diesen Tages, denn es war dies eine freie Vorstellung, finanziert durch den Aedilis Curulis Manius Flavius Gracchus, für das Volk Roms. Vor dem Theater waren zudem auch bemalte, hölzerne Platten aufgestellt, auf welchen der geneigte Zuschauer bereits den Titel des Stückes konnte ablesen - so er des Lesens mächtig war.



    AEDILIS CURULIS
    MANIUS FLAVIUS GRACCHUS
    PRÄSENTIERT



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    ~ Ein Bühnenstück in drei Akten ~



    Vor dem Tempel der Magna Mater auf dem westlichen Palatin hatten sich bereits zahlreiche Bürger eingefunden, um an der Prozession zu Ehren der Göttin teilzunehmen, gleichsam auch viele Schaulustige unter ihnen, welche den Zug wollten bestaunen, die exzessiven Tänze, die durch ihr eigenes Blut gezierten Priester, und die Bildnisse der großen Mutter. Kinder mit Körben voller Blüten von Frühlingsblumen standen aufgereiht, manche drehten sich und tanzten bereits auf der Stelle zur Musik der Spielleute, welche mit ihren Zimbeln und Tamburinen den Rhythmus vorgaben, welcher dem wilden Kult der Kybele entsprach. Knapp 300 Jahre zuvor, 204 v. Chr., war der Kult der Kybele auf Anraten der sibyllinischen Bücher und des Orakels in Delphi aus Asia Minor nach Rom gebracht worden, denn die Prophezeiungen sagten voraus, dass die karthagischen Invasoren durch Magna Mater würden zurückgeschlagen werden. So war es geschehen, und darum war später auf dem Palatin durch den Prätor Marcus Iunius Brutus der Tempel zu ihren Ehren eingeweiht und das Fest der Megalesia als offizielle Feiertage in den Kalender aufgenommen worden.


    Die breite Flügeltüre des Tempels wurde aus dem Inneren heraus aufgestoßen und daraus hervor traten die galli, die Priesterschaft der Magna Mater, die Männer nur mit Lendenschurz bekleidet, die Frauen dazu ein Tuch um ihre Brust, ihre Körper von blutigen Wunden geziert, welche sie zuvor sich in einem ekstatischen Ritual im Inneren des Tempels hatten zugefügt. Auch jetzt noch war die visionäre Trance ihren Augen anzusehen und sie schritten nicht gemächlich, nicht feierlich ernst wie viele andere Priesterschaft in Rom, sondern drehten, bewegten und tanzten ihre Leiber im Takt der Musik die Tempelstufen hinab in die Prozession, sangen fortwährend den Namen der Göttin.
    " ... Magna Mater, Mater Magna, Magna Mater, Mater Magna, Magna Mater, Mater Magna, Magna Mater, Mater Magna, Magna Mater, Mater Magna, ..
    Zwischen ihnen trugen Bedienstete des Tempels die Bildnisse der Kybele, welche an diesem Tage offen durch Rom getragen werden durften, die Erdenmutter auf ihrem Thron, begleitet von Löwen.


    Der kultische Zug setzte sich langsam in Bewegung, die Kinder mit den Körben voller Blütenblätter, welche nun sie auf den Weg streuten, voraus, hernach die Priester, gesäumt von den Spielleuten, dazwischen die Bildnisse und inmitten dessen die Kuh. An diesen offiziellen Teil schlossen sich Bürgerinnen und Bürger Roms an, welche an diesem Tage der Magna Mater wollten gedenken. Hinab vom Palatin umrundeten sie das Forum, um schlussendlich auf dem Hügel zurückzukehren, vor den Tempel, um das Opfer dort durchzuführen.

    Tiberius Duccius Lando
    Mogontiacum, Provincia Germania


    Salve Duccius,


    mit Befremden habe ich deinen Wunsch vernommen, deine eigene Schwester zu adoptieren. Dieses Prozedere ist gelinde gesagt sehr ungewöhnlich und dient vermutlich dazu, deiner Schwester das römische Bürgerrecht zu ermöglichen, nicht wahr? Ich rate dir eher, dich beim hiesigen Legatus Augusti pro Praetore einzusetzen, der deiner Schwester das Bürgerrecht verleihen kann. Sie wird in diesem Falle selbstverständlich den von dir genannten Namen annehmen können. Den Boten habe ich auf meine Kosten zu dir zurückgeschickt.


    Vale bene


    NON APR DCCCLVIII A.U.C. (5.4.2008/105 n.Chr.)

    Das Leben eines Praetor peregrinus war wenig aufregend, so fand es nämlich der jetzige Praetor. Manchmal schüttelte er den Kopf, andere Male musste er herzlich lachen, doch zu oft sehnt er den Tag der Amtsübergabe herbei. In manchen Fällen hatte er alle drei Gefühle zugleich, so auch bei diesem Brief aus Germania, welcher dann gleich von ihm beantwortet wurde.

    Der Procurator nahm die beiden Schreiben entgegen und las sie bedächtig. Mit strengem Gesichtsausdruck wog er den Kopf hin und her, bevor er aufstand , um sich wortlos ein paar Schriftrollen aus dem Regal hinter sich zu holen. Balbus rollte sie ab und blickte hinein.
    Langsam rieb er sich am Kinn. Einiges war zu bedenken. Der Caesar und designierte Augustus könnte kaum etwas dagegen haben, denn dadurch würde eine Position in Rom frei, mit der er Gefolgsleute aus dem Ritterstand belohnen könnte.
    Kraft seines Amtes und seiner Kompetenz als Ab Epistulis nickte Nonius Balbus also langsam.


    Ich bestätige deine Versetzung nach Aegyptus, Octavius Cato. Der Legatus Legionis wird davon noch in Kenntnis gesetzt. Du kannst deine Abreise vorbereiten.


    Balbus selbst machte sich einige Notizen dazu, um den Vorgang später in den Archiven festhalten zu können.



    Balbus musterte den Mann. Der Praefectus Castrorum der Vigilen also.


    Nun, Octavius, ich kann dir sagen, dass du bei mir duchaus richtig bist. Um was für einen Versetzungsantrag handelt es sich?


    Vermutlich um einen des Mannes selbst, wettete Nonius Balbus für sich selber.






    Als es klopfte, bat Nonius Balbus den Mann herein. Und Octavius Cato konnte sich glücklich schätzen, dass der Procurator Ab Epistulis nicht wusste, dass man den Aelier ihm vorzuziehen gedacht hatte. Sonst hätte Nonius aufgrund seiner Eitelkeit wohl kein Wort mehr mit Cato gesprochen. So aber grüßte er ihn.


    Salve! Was kann ich für dich tun?








    Sportnachrichten


    Der Wagenlenker Dareios (Factio Veneta) beendet im Alter von 37 Jahren nach 19 Rennen seine aktive Karriere.


    Sim-Off:

    Diese veröffentlichung findet nach den laufenden Equirria inklusive der noch ausstehenden Staffelrennen statt. Dareios wird an dieser Veranstaltung bis zum Ende teilnehmen können und daher später auch mehr als die oben angegebenen 19 Rennen verbucht bekommen.


    An zehn Altären begutachteten zehn Haruspices aus dem staatlichen Kollegium die Innereien, wanden die glitschigen Fleischstücke in ihren Händen, begutachteten sie überaus akkurat, nicht nur visuell, sondern betasteten sie auch rundherum auf Knoten im und Verdickungen des Gewebes, rochen daran und bei zwei oder dreien schien es fast für einen Augenblick, als würden jene das Fleisch kurz mit der Zunge berühren, den Geschmack zu testen. Von Rechts nach Links schlussendlich bekundeten die Haruspices das Ergebnis der Eingeweideschau.
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."
    "Litatio."


    Fabius Antistes, Rex Sacrorum des Imperium Romanum, durchaus ein Mann stahlharter Nerven, fiel ein Stein vom Herzen in der Größe des kapitolinischen Hügels, denn im Falle des Scheiterns und der Notwendigkeit einer weiteren lustratio hatte er bereits sein Amt in Gefahr gesehen, denn obgleich der Rex Sacrorum vom Collegium Pontificium und dem Pontifex Maximus selbst wurde eingesetzt, so wäre ein geschlossener Beschluss des Senates sicherlich ausreichend, ihn abzusetzen.


    "Litatio!"
    fasste Fabius Antistes das rundum geglückte Opfer zusammen und bedeutete mit einem Wink den Priestern, die Opfergaben an die Götter dem Feuer zu übergeben.
    "Götter des Imperium Romanum! Unsterbliche Ewige, endlos umfassende di immortales, unsere Gaben für Euer Wohl, unsere Gaben für Eure Gunst. Di consentes, Schirmherren unseres Volkes, Wahrer unseres Lebens, Euch gebührt unser Dank, wie den allgegenwärtigen Göttern, Überirdischen und Unterirdischen und all jenen in allen Welten dazwischen!"
    Der Geruch verbrannten Fleisches durchmischte sich mit dem vorherrschenden Odeur der Räucherung, während die Flammen zischend die vitalia verschlangen und sie somit ins immaterielle Reich der Götter überführten.


    Nach einer Reinigung der Senatoren durch das obligatorische Besprengen mit klarem Wasser, war das Opfer und gleichsam die Entsühnung beendet. Die Leiber der geopferten Rinder wurden zerteilt und fortgeschafft, um sie in den Küchen des Cultus Deorum zu kochen und hernach am Forum Romanum der Bevölkerung auszugeben, so dass auch diese an der lustratio ihren Anteil würde haben.


    Auch manch Senator wurde hernach regelrecht hinfort geschafft, da er kaum noch in der Lage war, sich auf den Beinen zu halten. Bei den meisten dieser überaus wichtigen Männer des Staates hatte diese Entsühnung sicherlich einen bleibenden Eindruck hinterlassen - zumindest, was die kommenden Tage betraf.




    Als Menschen wie Purgitius Macer hinaus auf die Straßen kamen, herrschte dort bereits buntes Treiben. An manchen Stellen waren Tische und Bänke auf die Straßen gestellt worden, sodass ein Durchkommen noch schwieriger als sonst möglich war.


    Während die einen auf ihren tragbaren Öfen noch lukanische Würste brieten, standen bei anderen alte Frauen, deren Häupter mit Efeu bekränzt waren, und priesen lautstark ihre Ware an.


    "Libae*, zuckersüße Libae! Für das Wachstum eurer Kinder! Süße Libae!"


    Tatsächlich blieb manche Mutter stehen und gab den alten Frauen ein paar Asse für die Kuchen. Sogleich übernahmen diese dann das Ritual, das notwendig war.


    "O Liber, Freund des Weines, Herr des Wachstums! Nimm diese süßen Zeichen unserer Ergebenheit an, damit der Sohn dieser keuschen Matrona wachse und zum Mann reife!"


    Unterdessen ging es an den Grill-Öfen nicht ganz so rituell zu. Während der Vater an demselben stand, drängte sich die übrige Familie um einen Holztisch, den man mitten in den Weg gestellt hatte. Dies wiederum sorgte für Ärger mit Passanten, die sich nun an den Tischen vorbeidrängen mussten und nicht selten irgendetwas umwarfen. Das Chaos auf Roms Straßen war perfekt!


    Sim-Off:

    * = Honigkuchen, die in den Öfen geopfert werden

    Die Liberalia dieses Jahres waren beiweitem nicht so freudeverheißend wie im letzten Jahr: In der Nacht hatte es geregnet und als die Römer am Morgen aus ihren Fenstern blickten, entdeckten sie Wolken am sonst so strahlenden Himmel Roms.


    Dennoch bereiteten die trotzigsten und härtesten der Feier-Römer ein Straßenfest vor, das dem Anlass des Tages gerecht wurde. In der Subura, wie auf dem Esquilin wurden auf den Straßen Kohlenöfen aufgestellt, um die Honigkuchen zu opfern. Ebenso erhoben sich an diesem Morgen in allen Teilen der Stadt Jünglinge zum letzten Male als Knaben. Zahlreiche Mütter mäkelten heute an den Tuniken ihrer Söhne, da sie für diesen besonderen Tag besonders anständig gekleidet sein sollten, während sie ererbte Togen von der Wäscheleine holten, wo sie gestern noch einmal ausgelüftet worden waren.


    Zugleich bereiteten sich aber auch andere auf das heutige Fest vor: Junge Männer, die vor wenigen Jahren exakt an diesem Tag ihre Bulla abgelegt hatten, holten ihre Weinvorräte hervor, um diesen Jahrestag gebührend zu feiern.


    Und schließlich holten überall in Rom Bäckereien frische Honigkuchen aus den Öfen. Manch einer unter den Bäckers-Knaben stibitzte sich noch ein warmes Gebäck, ehe der Rest von alten Frauen abgeholt und zu Ehren des Liber und der Libera auf den tragbaren Öfen in den Straßen verbrannt werden würden.

    Keiner der beiden zog aus familiären Gründen, wie sie der Nonier sonst so oft hörte, seine Bewerbung für das Tribunat zurück. Im Gegenteil, beide schienen zufrieden. Natürlich war es Balbus gänzlich egal, ob die Anwärter zufrieden waren, aber bei angehenden Senatoren wurde natürlich eher auf die Wünsche der berühmten Familien geachtet.
    Der Procurator siegelte die Urkunden und übergab sie den Männern.


    Eure Vorgesetzten wissen Bescheid, wenn ihr eintreffen werdet. Macht euch bald bereits zum Aufbruch!


    Nonius Balbus machte sich ebenfalls bereit, nämlich bereit beide zu verabschieden.


    Mögen die Götter euch bei euren Aufgaben beistehen.



    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    KAESO ANNAEUS MODESTUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XVI KAL APR DCCCLVIII A.U.C. (17.3.2008/105 n.Chr.).


    ZUM
    TRIBUNUS LATICLAVIUS - LEGIO I TRAIANA





    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI


    ERNENNE ICH
    TITUS AURELIUS URSUS


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM XVI KAL APR DCCCLVIII A.U.C. (17.3.2008/105 n.Chr.).


    ZUM
    TRIBUNUS LATICLAVIUS - LEGIO II GERMANICA






    Es dauerte ein wenig, bis alle Rinder zur Schlachtung bereit waren, so dass auch den Senatoren etwas Zeit gegeben war, sich ein wenig zu erfrischen, bevor der Herold wie bereits zu Beginn des Tages - vielen schien dies bereits eine halbe, wenn nicht gar ganze Ewigkeit her - seine Stimme erhob und die Anwesenden aufforderte zu schweigen - ein wenig überflüssig war dies, denn ohnehin war kaum einem der Senatoren nach Gespräch zumute.
    "Favete linguis!"
    dröhnte darob seine Stimme über den weiten Platz, womöglich über den tarpeischen Felsen hinaus noch über das Forum hin.


    Fabius Antistes, der Rex Sacrorum, hatte sich auf die Stufen des kapitolinischen Tempels begeben und überblickte die zehn aufgereihten Rinder. Als er seine rechte Hand hob, streuten an den aufgestellten Altären junge ministri Hände voller Räucherung über die Kohlebecken und eine dichte Nebelwand erhob sich kurz zwischen den Senatoren und dem Tempel, wurde jedoch vom stetig über den Hügel ziehenden Wind alsbald wieder mit hinfort genommen. Aus den Nebelfetzen heraus erhob sich die Stimme des Rex Sacrorum.
    "Götter des Imperium Romanum! Unsterbliche Ewige, endlos umfassende di immortales, gewährt uns die Gunst Eurer Aufmerksamkeit! Di consentes, Schirmherren unseres Volkes, Wahrer unseres Lebens, Euch gebührt unsere Sühne, wie den allgegenwärtigen Göttern, Überirdischen und Unterirdischen und all jenen in allen Welten dazwischen. Seht herab auf unsere Demut, seht herab auf die Anstrengung, die zu Eurem Wohle unternommen wurde! Jene Männer, welche den Staat Rom und sein Volk vertreten, bitten für den Staat Rom und sein Volk um Eure Vergebeng! Gewährt diesem Staate und seinem Volk, gewährt uns, unsterbliche Ewige, Eure Gunst und Euer Wohlwollen, verzeiht den begangenen Frevel und nehmt unsere Sühne, nehmt unsere Gaben im Gegenzug an. Diese zehn Rinder in all euren Farben, unter Aufwendung aller Kraft getragen auf den Schultern derjenigen Männer, welche Rom repräsentieren, um den heiligen Bezirk, Euer divines Heim herum, für Euch, Göttliche, jeden einzelnen, gemeinsam."
    Während er sprach, wurden die Rinder durch hochrangige Priester mit mola salsa den Göttern, jedem einzelnen und allen gemeinsam, geweiht, die auf ihren Rücken liegenden Wolldecken wurden mit der begleitenden Geste des Opfermessers, welches von Kopf bis zum Schwanzansatz über den Rücken wurde gezogen, entfernt und neben jedes Rind trat ein Victimarius mit einem Opferbeil in der Hand, zur anderen Seite ein Popa mit einem malleus, dem Opferhammer - gerade rechtzeitig, denn einer der weißen Ochsen begann langsam zu schwanken und den Anschein zu erwecken als würde all dies er nicht mehr sonderlich lange mitmachen.


    "Age!"
    donnerte die Aufforderung Fabius Antistes' über das Kapitol hinweg, und zehn Hämmer rauschten auf zehn Rinderschädel hinab, berührten zehn Rinderschädel und ließen in zehn Rinderschädeln mehr oder minder in gleichem Moment die Lichter ausgehen, während zehn Äxte von anderer Seite her nur Herzschläge später in zehn Rinderkehlen einschlugen, noch ehe die dazugehörigen zehn Rinder gänzlich zu Boden gesunken waren. Neun Rinder kippten zum Tempel hin, eines zu den Senatoren - es war dies einer der weißen Ochsen. Dickflüssig und rotfarben rann das Blut aus den großen Leibern über das Pflaster, während schon die Schlachter an den Rindern sich zu schaffen machten, um ihre Bäuche aufzuschlitzen und die vitalia daraus hervor zu holen. Obgleich bei ein oder zwei kleineren Makeln durchaus ein oder auch zwei Augen würden zugedrückt werden können, so hoffte Fabius Antistes, dass sich kein auffälliger Makel würde finden, denn eine schwarze Leber oder schlimmer noch ein schwarzes Herz - wobei Fabius bezweifelte, dass allzu viele Senatoren zu diesem Zeitpunkt auf die Entfernung noch den Unterschied zwischen einem frischen Herz und einer frischen Leber würden ausmachen können - würde kaum unbemerkt bleiben.




    Obgleich wohl die meisten Senatoren glaubten, das Schlimmste des Weges - da es der überwiegende Teil davon gewesen war - bereits hinter sich zu haben, so lag das schwerste Stück noch vor ihnen, der Weg hinauf auf die Kuppe des Kapitols. Über ihnen thronte bereits der Tempel der kapitolinischen Trias, doch kaum einem war noch danach, den Kopf zu heben und zur göttlichen Erhabenheit empor zu blicken, selbst von würdevollem Schreiten war kaum mehr noch etwas übrig, um jedes der Rinder herum war Stöhnen und Ächzen zu vernehmen, verkniffene, gequälte, Schmerz erfüllte Gesichter zu sehen, Schweiß rann über die Stirne, die Nacken der patres conscripti, während sie sich Schritt um Schritt mit der schweren Last auf den Schultern den Hügel hinauf plagten. Hektisch eilten Helfer des Cultus Deorum zwischen den Rindern umher, nun weniger, um nach den Opfertieren zu sehen, sondern mehr, um im Notfall für einen zusammenbrechenden Senator einzuspringen, denn würde nun ein Rind kippen, konnte dies den gesamten Zug zu Fall bringen. Obgleich jedoch so mancher der Herren im aufrechten Gang den Eindruck vermittelte, als würde eher er auf allen Vieren bereits kriechen oder gar schon auf dem Zahnfleisch rutschen, so schafften schlussendlich mit der Aussicht des nahen Ziels vor Augen alle Senatores es bis vor den Tempel der kapitolinischen Trias und mit ihnen zehn Rinder, welche an diesem Tage um das pomerium der Stadt herum gekommen waren ohne einen einzigen Schritt zu tun.


    Vorsichtig, um nicht im letzten Augenblicke die Sühne zu ruinieren, wurden die Tiere zu Boden gelassen, und als wären sie es, welche den schwersten Teil dieser Aufgabe hatten übernommen - doch diesen Tages wollte niemand wohl den Tod zugunsten des Staates mit dem Gang vergleichen, ebenso wie kaum Rinder mit Senatoren -, trugen sogleich Bedienstete des Cultus Deorum dafür Sorge, dass die Tiere ein wenig erfrischt wurden und aus ihrer glückseligen Dämmerung erwachten. Zwar sollten auch bei der eigentlichen Opferung sie nicht gänzlich klar im Kopfe sein, doch zumindest am Altar auf eigenen Beinen stehen, dies mussten sie noch schaffen.

    Nonius Balbus, nachdem sich die beiden Männer gesetzt hatten, fuhr fort.


    Nun, Annaeus Modestus, du batest um das Tribunat, verliehen durch unseren ehrwürdigen Kaiser. Sein Sohn Valerianus entsendet dich, wenn man es denn in deinem Falle so nennen kann, nach Mantua. Du wirst dein Tribunat bei der Legio I Traiana antreten. Die ersten Meldereiter der Legion trafen bereits in Rom ein und kündeten von der baldigen Ankunft der Legion aus dem Osten. Sei vorsichtig, die Männer sind derzeit vielleicht etwas unausgeglichen.


    Dann wandte er sich an den anderen Mann, der ungeduldiger schien.


    Aurelius Ursus, auch du batest um das Tribunat. Der Sohn des ehrwürdigen Lucius Ulpius Iulianus entsendet dich nach Mogontiacum zur Legio II Germanica, wo du dein Tibunat antreten wirst unter Vinicius Lucianus. Sei auch du vorsichtig, die Männer dort sind gewiss stets unausgeglichen.


    Wie sollte es bei so tristem Wetter auch anders sei? Nun denn, Nonius Balbus, seines Zeichens Procurator Ab Epistulis wartete auf Reaktionen, bevor er den beiden Männern die Urkunden siegelte.



    Balbus waren die beiden Männer durch einen Scriba gemeldet worden, und so ließ der Nonier sie hineinbeten, um sie im Officium zu begrüßen.


    Aurelius Ursus, Annaeus Modestus, ich freue mich, dass ihr so schnell auf meine Einladung hin euren Weg hierherfinden konntet. Bitte, bitte, setzt euch doch!


    lud Nonius Balbus die Männer zum Setzen ein.


    Ihr habt Schreiben und Bitten an Lucius Ulpius Iulianus gerichtet, der jedoch leider, wie wir erfahren mussten, verstarb duch den heimtückischen Pfeil der Parther. Sein Sohn Valerianus nahm sich jedoch einiger dieser Dinge an, so dass ich euch nun seine Antwort mitteilen möchte, un ich euch deshlab persönlich einlud.


    Der kühle Procurator Ab Epistulis lehnte sich an die Lehne seines Stuhles und machte iene künstlerische Pause.



    Der Ausrichter der Spiele hatte das Nicken des Priesters in seine Richtung scheinends richtig verstanden, als jener sich aufgerichtet und die litatio verkündet hatte. Zahlreiche Ausrufer griffen die Worte auf und trugen die freudige Verkündung entlang der Tribünen in viele Römerohren weiter, denn natürlich hatte man nicht überall verstanden, was der Priester gesprochen hatte.


    Während die ersten Heißhungrigen sich bereits auf die vielfältigen Buden stürzten, wurde der Opferplatz rudimentär abgebaut. Träger schleppten den Stier von dannen - er würde später eine gute Mahlzeit abgeben - dann war es an dem Germanicer, seine Spiele zu Ehren des Kriegsgottes zu beginnen.

    Eine Zeit lang dauerte es, dann war der Schriftverkehr zum Caesar halbwegs ordentlich aufgebaut. Nonius Balbus ging daran, ausstehende Dinge im Sinne des designierten Kaisers zu bearbeiten und setzte einige Schreiben auf. Die ersten Ernennungen im Namen des Valerianus waren auszuführen.

    Weit früher noch als den meisten der Senatoren dies agreabel war, forderte der Rex Sacrorum jene auf, die Opfertiere erneut auf ihre Schultern zu laden, so dass die Entsühnung ihren Fortgang konnte nehmen. Mochten die Schultern, auf welchen die Tiere lasteten auch nicht gar so schmerzen - da die Männer die Seiten wechselten und nun je auf der bisher unbelasteten Schulter die Rinder trugen - so setzte doch kaum ein Senator noch leichten Gemütes seine Schritte, nur einig wenige, welche sich ohnehin von Beginn an nur zu halber Runde hatten bereit erklärt und nun jenen Platz einnahmen, welchen ein anderer für sie hatte mit Erleichterung frei gemacht. Zwei dagegen setzten keinen Schritt mehr vor den anderen, alte Männer, welche die Pflicht ernst genommen, ihren Beitrag zur Entsühnung zu leisten, deren Leiber jedoch die Strapaze nicht hatten ausgehalten. Senator Carteius ließ so sich von Sklaven in einer eilends herbeigeschafften offenen Sänfte dem Zuge hernach tragen, Senator Rubellius dagegen war zu Beginn der Unterbrechung in tiefe, geistige Dämmerung gefallen und bis zu ihrem Ende nicht ansprechbar, so dass sein schlaffer Körper zu seinem Haus wurde gebracht, welches glücklicherweise oben auf dem Esquilin lag, so dass jener Weg kein weiter war.


    Während am Wegesrand die Zuschauer weiterhin aufgelegt waren zu jubeln, die Götter beim Vorüberziehen der Rinder um Verzeihung zu bitten und den Senatoren aufmunternde Worte zuwarfen, während die Spielleute des Cultus Deorum den Zug mit ihren Klängen begleiteten, während die Blumenkinder weiter in frohem Reigen Blüten auf die Straße streuten und jene mit den Weihrauchschwenkern den graufarbenen, rauchigen Dunst um die Rinder herum verteilten, zogen die ersten Männer des Staates zumeist in angestrengtem Schnaufen, leisem Stöhnen oder kontemplativem Schweigen weiter den Weg um das pomerium entlang, dem Kapitolshügel entgegen, an dessen Fuße noch einmal ein letzter Kraftakt würde liegen - die Steigung den Hügel hinauf.