Wie bedeutend oder unbedeutend ein Tempel auch sein mochte, ein Tag im Jahr war er Zentrum einer aufwändigen Feierlichkeit mit großem Opfer für die darin wohnende Gottheit. Es war dies der natalis templi, der Einweihungstag des Tempels. Der Tempel der Concordia, am Forum Romanum gelegen, ganz in der Nähe des Tabularium, war nicht unbedeutend, war er doch der größte der personifizierten Eintracht in Rom zugedachte Tempel, und Concordia zudem selbst eine der bedeutendsten göttlichen Personifikationen des Imperium Romanum. Alle Arten von Zwistigkeiten im Staatsgeflecht bedingten Opfer an ihrem Tempel, und so war es auch dieser Tage, da aus Hispania noch immer beunruhigende Nachrichten über den Bürgeraufstand und eine Abspaltung einer Region vom römischen Reich drangen, nicht verwunderlich, dass der Festtag der Concordia in Verbindung mit dem natalis templi des Tempels am Forum mit einem äußerst großzügigen Opfer gefeiert werden sollte.
Die Nachricht, dass der Pontifex Maximus selbst die Zeremonie zelebrieren wollte, hatte sich wie ein Lauffeuer in Rom verbreitet. Viele Menschen kamen so nicht nur, um Concordia zu ehren, sondern gleichsam das Oberhaupt des Staates zu bewundern, sich an seinem Anblick zu laben, denn jene, welche von sich behaupten konnten, den Imperator leibhaftig gesehen zu haben, waren im Reich nicht allzu zahlreich, vor allem außerhalb der Grenzen Roms. Auch für die Mitglieder des Cultus Deorum war es eine Besonderheit, dass der Oberste, nicht nur des Staates, sondern auch des Cultus, das Opfer leitete. Alles war äußerst sorgsam vorbereitet worden, das Opferbeil geschärft, die bronzenen Gefäße auf Hochglanz poliert, die Gewänder der Helfer doppelt gebleicht, der Weihrauch veredelt, der Opferstein vor dem Tempel noch einmal geschrubbt und die reinste, größste und weißeste Kuh der ganzen Stadt als Opfertier ausgewählt.