Beiträge von Narrator Italiae

    Der Decemvir nickte wieder. "Dann hat der Sohn deines Gatten Anspruch auf den übrigen Besitz." Er sah zu Rufus. "Ich werde das Erbe des Kaeso Annaeus Modestus für dich freigeben. Du kannst es umgehend antreten." Die Besitztümer lagerten natürlich noch immer in der Domus Annaea. Insofern musste kein Vermögen freigegeben werden - es war nun lediglich nicht mehr rechtlich anfechtbar, wenn er etwas veräußerte.

    "Oh, herzlichen Glückwunsch zu deinem Geburtstag nachträglich!" antwortete der Aedil und lächelte das Mädchen warm an. "Ich denke, dann kann ich dir ein erfreuliches Geburtstagsgeschenk machen, denn Mädchen ab sieben Jahren dürfen mit Zustimmung ihres Tutors Besitz erwerben. Du würdest also die Erlaubnis deines Onkels benötigen, aber dann könntest du dir deinen Traum erfüllen."

    Sim-Off:

    Wie wir das technisch umsetzen, ist noch etwas in der Diskussion. Wahrscheinlich werden wir Kindern auch WiSim-Konten erlauben.

    Wieder begann der Kampf. Nur kurz belauerten sich die beiden Gladiatoren, dann wagte Scorpio seinen ersten Angriff, doch der Krummdolch glitt an dem hohen Schild des Murmillo ab. Kraftvoll drückte Audax die Waffe beiseite und stieß mit dem Gladius zu. Scorpio wich routiniert aus und platzierte einen kraftvollen, tiefen Hieb mit seinem Sica. Die Waffe traf klirrend auf die reichverzierte Beinschiene.
    Das schien geradezu der Startschuss für einen heftigen Schlagabtausch, die kurzen Schwerter hagelten geradezu auf die Schilde, bis schließlich Audax einen Treffer landete - am Oberschenkel, wo das Langschwert tatsächlich eine feine Blutlinie hinterließ. Die vordersten Reihen konnten ein gedämpftes Stöhnen von Scorpio hören und er machte einen Ausfallschritt zurück. Er positionierte seinen Rundschild neu und ging in Ausgangsposition. Die beiden Gladiatoren umkreisten sich, fintierten und wichen zurück. Dann endlich wagte Audax einen echten Angriff in Richtung der Beine. Diesmal stieß Scorpio jedoch seinen Schild entgegen, sodass die Waffe abglitt. Dies schien Audax allerdings erwartet zu haben, denn inmitten der Parade riss er seinen wuchtigen Schild nach vorn und rammte ihn gegen Scorpios weitaus kleinere Verteidigungswaffe. Scorpio war ein wenig perplex, sodass es Audax gelang, sein Spatha am Schild des Gegners vorbei gegen den Torso zu stoßen. Unbarmherzig sägte sich die glatte Klinge in die bloße Brust des Thrakers, der aufheulte.


    Sie hinterließ eine leuchtend rote Schnittwunde - doch der Kampf ging weiter: Anstatt ihn zu hindern, schien sie dem Thraker sogar zu neuen Anstrengungen zu motivieren, denn nun griff er mit größter Heftigkeit an und deckte Audax mit mehreren Hieben ein. Der Murmillo parierte tapfer, doch als er wieder einen Schlag mit seinem großen Schild parierte, duckte sich Scorpio darunter hinweg und traf mit seinem Schwert den Oberschenkel seines Gegners, der gerade nicht von der Beinschiene geschützt war. Diesmal schrie Audax auf und knickte ein wenig ein, ehe er routiniert zurück wich.


    Die beiden Kontrahenten umkreisten sich nun langsam, wobei das Humpeln des Murmillos allzu deutlich wurde. Doch auch auch Scorpio artmete heftig, was durch die sich hebende und senkende, bei jedem Atemzug erneut aufgerissene Wunde auf seiner Brust umso deutlicher wurde. Die beiden belauerten sich wie Raubtiere, dann wagte Audax einen Angriff. Parade - Gegenangriff - wieder Parade - dann standen sich die beiden wieder erwartungsvoll gegenüber.
    Das Publikum begann schon zu pfeifen, als Scorpio endlich einen neuen Angriff wagte. Mit seinem kleinen Schild versuchte er, das lange Schwert seines Gegners beiseite zu schlagen und führte den Sica von oben über Audax' Turmschild. Doch er war zu entkräftet und damit zu langsam - Audax' Klinge glitt an dem zu kleinen Hindernis ab, wurde abgelenkt und rammte sich mit voller Wucht in das Bein Scorpios. Blut spritzte - diesmal war es kein Kratzer, sondern eine tiefere Verletzung. Der Thraker knickte einfach zur Seite und stürzte in den Sand der Arena.
    Sofort warf er seine Waffen beiseite und hob bittend den Finger zur Ehrenloge hinauf. Audax blieb stehen, das Langschwert bereit.

    Der Ankläger war erstaunt über diese Frage. Er konte nicht ganz verstehen, was nun von ihm verlangt wurde. Immerhin hatte der Angeklagte eindeutig gestanden und eigentlich war dieses Verfahren jetzt nur noch Formsache. Eine Formsache, die ihn nicht mehr emotional bewegte aber durch diese Frage musste er tatsächlich einige Emotionen verbergen. "Nicht nur. Dennoch ist eine Erörterung dieser Sachfrage nicht mehr nötig, denn der Angeklagte Germanicus hat sich soeben geständig gezeigt und sogar, aus selbst motivierten Gründen, diese Straftaten in Tateinheit begangen. Die Anweisungen des Flavius zu brechen war ein Subpunkt in der Reihe an Delikten, die hier gestanden wurden. Insubordination hat er soeben erneut bewiesen. Verrat hat er bewiesen durch falsche Behauptungen und selbstgerechte Beweisführun und die Meuterei ist offenkundig. Die Tateinheit wurde festgestellt und ich bitte darum, dass das Gericht die Aussagen des Germanicus als offenes Geständnis wertet," erklärte der erfahrene Jurist und nickte dann zum Flavius und dann zum Richter. "Danke," sagte er dann noch und holte tief Luft durch beide Nasenflügel.




    "Gut." bestätigte der Vigintivir. Auch wenn seine Stiefmutter für ihn geantwortet hatte, war die Frage an Rufus vorerst beantwortet.
    Jetzt war sowieso wieder Sorana an der Reihe: "Dann wäre die nächste Frage, wie hoch die Dos war, die du in die Ehe eingebracht hast, Duccia." Auch beim Intestaterbrecht musste schließlich alles seine Richtigkeit haben. "Oder hast du sie bereits zurückerhalten?"

    Beim unaufgeforderten Zwischenruf des Angeklagten zeigte Stertinius Quartus erstmals so etwas wie eine deutlichere emotionale Regung. "Der Angeklagte wird erst sprechen, wenn er dazu aufgefordert wird!" stellte er mit bösem Blick in seine Richtung fest, bevor er wieder der Vernehmung des ehemaligen Vigintivir durch den Ankläger folgte. Diese und die gesamte Beweisaufnahme der Anklage kam jedoch zu einem überraschend schnellen Ende. Trotzdem hatte Stertinius Quartus wie angekündigt noch Fragen zu den Vorwürfen. "Verstehe ich die Anklage richtig, dass sich die drei Anklagepunkte der Meuterei, der Insubordination und des Verrates allesamt darauf beziehen, dass der Angeklagte gegen die Anweisungen des ehemaligen Vigintivir Flavius Gracchus Minor gehandelt hat?"

    Wieder nickte der Vigintivir, nahm den Brief entgegen und überflog ihn. Enttäuscht musste er feststellen, dass die Nachricht nicht gesiegelt war - und nicht einmal den Namen des Adressaten oder seiner Mutter enthielt.
    "Kannst du bezeugen, dass dies die Handschrift deines Gatten ist?" fragte er deshalb. Weitere Zeugen würden sich sicherlich finden lassen. Er sah zu Rufus. "Und gibt es Beweise oder Zeugen, dass dieser Brief tatsächlich an dich gerichtet ist? Beispielsweise den Boten oder einen Sekretär, der an bestätigen kann, dass mit diesem Sextus du gemeint bist?"

    Der Flavier hatte alles bestätigt – gut er konnte nicht einschätzen ob von dem Sklaven eien Gefahr ausging, aber wenn die Aufseher ihn gestellt hatten, war die Gefahr der Flucht gebannt gewesen, alles weitere oblag dem Besitzer des Sklaven und nicht irgendeinem Miles, der sich wie ein Gockel aufplusterte und meinte der Ankläger, Richter und Henker in einer Person zu sein. Wo kämen wir denn da hin, wenn jeder das Recht in seine eigene Hand nehmen würde. Und dieser Angeklagte hier war Soldat, ein einfacher Soldat, dessen einzige verdammte Pflicht es ist Befehle auszuführen. Nichts weiter als Befehle auszuführen.
    Der Ankläger schaute den Angeklagten nun direkt an. Dieser demonstrierte gerade eindrucksvoll, dass er nichts von Hierarchien und Gepflogenheiten hielt. Ohne, dass ihm der Richter das Wort erteilt hätte, ohne darauf zu achte, dass er hier im Raum der Rangniedrigste war und es ihm damit gar nicht zustand irgendwem das Wort streitig zu machen redete er sich gerade selbst um Hals und Kragen. Deswegen und nur deswegen lies ihn der Ankläger gewähren. Als der Angeklagte dann endlich mit seiner Tirade fertig war, wand sich der Ankläger an den Richter. "Ehrenwerter Richter, ich glaube es ist nicht mehr von Nöten, dass der Ehemaligen Tresvir Flavius antwortet. Der Angeklagte höchst selbst hat gerade alle Anklagepunkte voll umfassend gestanden. Er hat gestanden, dass er seinen Vorgesetzten den Ehemaligen Tresvir Flavius übergangen hat. Dies tat er aus einer Überheblichkeit heraus, die er auch heute hier an den Tag legt. Für ihn gelten die übliche Hierarchie und die Disziplin eines römischen Soldaten scheinbar nichts. Ja er hat sogar gerade gestanden, dass er seiner Meinung nach die römischen Beamten hätte unschädlichen machen können. Dies ehrenwerter Richter zeigt wohl sehr eindrucksvoll, was dieser Mann dort…" Der Ankläger zeigte mit einer deutlichen Geste in Richtung des Angeklagten. "…von unserem Rechtssystem hält. Er nimmt das Recht lieber selbst in die Hand, so wie es ihm gerade beliebt. Scheinbar sind alle außer er selbst unfähig. Es mangelt ihm an Respekt, was sich darin zeigt, dass er weder Respekt vor dem Gericht, oder dem ranghöheren Flavius – den er wiederholt als Minor oder Jüngling betitelt, den er wiederholt ungerechtfertigt und fernab jeglicher Beweise als unfähig und berauscht darstellt – die Beamten des Kaisers die er in herabwürdigender Weise behandelt und tituliert hat oder gar meiner Person – unterstellte er mir doch am Anfang dieses Prozesses Bestechlichkeit und das obwohl der Kaiser höchst selbst mich bat diese Anklage zu führen.“ Der Ankläger ließ seine Worte kurz wirken bevor er nun zum finalen Stoß ansetzte. „Ehrenwerter Richter, ich verzichte darauf die Beamten des Kaisers als Zeugen zu hören, da der Angeklagte alle Punkte der Anklage selbst bestätigt hat. Sie könnten nur noch seine Aussagen bestätigen. Von daher ist es nicht nötig sie zu befragen.“ Nun sah er nochmals auf seine Tabula, bevor er seine Toga zurechtrückte und sich dann vor seinem Tisch aufbaute. „Die Punkte der Anklage wurden bestätigt. Auf jeden einzelnen Verstoß steht für einen Soldaten der Tod. Ich fordere also den Angeklagten Nero Germanicus Peticus zum Tode zu verurteilen*, sollte das Gericht dieser Strafe nicht folgen, so fordere ich, dass der Angeklagte für seine Vergehen öffentlich ausgepeitscht, unehrenhaft aus der Armee des Kaisers entlassen wird, dass ihm seine Bürgerrechte aberkannt werden und ...“ der Ankläger holte tief Luft. „...ich fordere das man ihm zum Feind Roms erklärt.“



    Sim-Off:

    *da ID's ja nicht gegen ihren Willen getötet werden dürfen, es aber bei diesen Verstößen nun mal die logische Folge wäre, dass der Soldat hingerichtet wird fordere ich die Todesstrafe



    Der Vigintivir nickte nachdenklich. "Gibt es einen Brief oder ein Dokument, das diese Annahme bestätigt?" Offensichtlich war die Annahme des Sohnes ja brieflich erfolgt, nicht persönlich im Geburtszimmer, wie das üblich war. "Ich möchte dein Wort natürlich nicht infrage stellen, aber auf die bloße Aussage einer Witwe hin könnte die Angelegenheit juristisch recht angreifbar werden." Er wollte ja nicht verklagt werden, weil er vorschnell ein Erbe verteilte.

    "Ein Betrieb, soso..." wiederholte der Aedil und strich sich durch den modischen Philosophenbart, den er sich wie viele Römer vom Kaiser abgeschaut hatte. Natürlich war es völliger Unsinn, dass ein Kind einen Betrieb besaß. Genaugenommen hatte es ja nicht mal echtes eigenes Eigentum!
    "Das ist leider nicht so einfach, junge Dame." sagte er schließlich betont mitleidig und mit passender Miene. "Ein Kind darf nämlich keinen Betrieb besitzen, weil es eigentlich gar kein Eigentum hat. Unter wessen Patria potestas stehst du denn?" Die Aussage "haben mir Geld hinterlassen" klang ja danach, als ob sie Waise wäre.

    Nachdem die beiden Kämpfer die Arena verlassen hatten, kehrte der Schiedsrichter bedächtig an den Mittelpunkt des Bauwerks zurück. Von dort hatte ein Redner die beste Akustik, sodass möglichst viele der Zuschauer ihn hören konnten:
    "Im nächsten Kampf präsentiert euch der Imperator Caesar Augustus verdiente Kämpen: Auf der einen Seite ein Mann, der aus dem Land stammt, das Divus Traianus unserem Imperium hinzugefügt hat. Spendet Applaus für den Thraker Scorpio!"
    Er hob beide Arme und eine Falltür öffnete sich. Aus dem Loch schnellte auf einer Hebebühne der Gladiator hervor und hob Schwert und Schild.
    "Auf der anderen Seite wird Audax von der Ludus Gallicus kämpfen. In alter Tradition kämpft er als Murmillo und wird uns zeigen, ob die gallische Kampfesweise das letzte Jahrhundert römischer Zivilisation überdauert hat, oder ob sie sich gegen den dakischen Stolz behaupten kann!"
    Diesmal war es der Caesar selbst, der von der Loge in die Arena hinabstieg, um die Waffen überprüfen.

    Der Ankläger verfolgte aufmerksam die Aussage des Flaviers und machte sich eifrig Notizen. Als er nun geendete hatte, erhob er sich um noch einige Fragen, die zwar eigentlich schon beantwortet waren, zu stellen. „Ehemaligen Tresvir Flavius, es ist also richtig, dass du den Angeklagten mehrfach auf sein Fehlverhalten aufmerksam gemacht hast? Es trifft also zu, dass die Aufseher den fliehenden Sklaven bereits gestellt hatten und eine Töten durch den Angeklagten vollkommen unnötig war? Es entspricht also den Tatsachen, dass der Angeklagte die beiden Beamten des Kaisers als unfähig titulierte, sie herabwürdigte, weil sie in seinen Augen aus keiner angesehenen Familien kommen und er hat ihnen Tritte verpasst?“ Eigentlich würde das schon reichen, doch der Ankläger setzte nach. „Es ist also richtig, dass er zwei Bürger Roms, die im Auftrag des Kaisers die Mine verwalten ohne Grund gefangen genommen hat? Und das obwohl er um ihren Rang und das geltende Recht wusste, auf welches du ihn ja mehrfach hingewiesen hast? Es ist also richtig, dass er sich deinen Befehlen verweigert hat und das obwohl er dir zugeteilt war?“ Noch einmal schaute der Ankläger auf seine Tabula. „Er hat also mit vollem Wissen, die Gesetzte des römischen Imperiums mit Füßen getreten, sich über sie hinweggesetzt und sich zum Ankläger und Richter in einer Person aufgespielt?“ Der Ankläger des Kaiser blickte den Flavier nun an und erwartete eigentlich, dass er all seine Fragen mit einem deutlichen 'Ja.' beantwortete und damit die Anklagepunkte noch einmal untermauerte.







    Der Aedilis Curulis war ein traditionsbewusster Mann. Deshalb wusste er natürlich auch, dass man eine Patrizierin nicht warten ließ. Als Sisenna allerdings vortrat (er empfing der neu-alten Tradition nach die Bittsteller nicht mehr in einem Officium, sondern in einer Exedra der Basilica), staunte er nicht schlecht. Man hatte wohl vergessen zu erwähnen, dass es ein Kind war, das hier nach ihm verlangt hatte.


    "Ich bin jemand, der entscheiden darf." antwortete er deshalb etwas verwirrt. "Was kann ich denn tun für die junge Dame?" fügte er dann mit jovialem Unterton an. Er mochte ja Kinder. Grundsätzlich.

    "Kein Testament also." stellte der Decemvir fest. Allerdings ergab sich noch eine weitere Frage aus der Aussage des Annaeers: "Inwiefern wurde dir das erst nach seinem Tod bekannt? Hat er dich etwa nicht als seinen legitimen Sohn angenommen?" Nach dem Erbrecht waren ja nur legitime Kinder, d.h. eheliche und vom Vater akzeptierte Nachkommen, erbberechtigt. Blutsverwandtschaft interessierte die Juristen ja nur sehr peripher.

    Nun wandte sich der Ankläger den Flavier zu.
    „Ehemaligen Tresvir Flavius., in deiner Funktion als Magistrat Roms hast du die kaiserliche Mine kontrolliert. Bitte schildere uns was sich aus deiner Sicht zugetragen hat. Explizit, inwiefern der Angeklagte gegen deine Amtsgewalt vorgegangen ist.“ Ja der Ankläger wollte, bevor er Fragen stellte den Flavier zu Wort kommen lassen, ohne ihm Fragen zu stellen. Diese würde folgen, dann auch würde sich der Flavier zu den durch den Angeklagten gemachten Vorwürfen gegen ihn äußern können.






    Stertinius Quartus wiederum wäre kaum Praefectus Urbi geworden, wenn er nicht sehr viele Leute in Rom zumindest ein wenig kennen würde. Und noch weniger wäre er Praefectus Urbi gewesen, wenn er Leute, die er einmal getroffen hat, schnell wieder vergessen würde. Also war ihm auch Flavius Gracchus Minor nicht unbekannt, denn dieser hatte wegen seines Vigintivirates im Senat vorgesprochen. "Flavius Gracchus Minor?", vergewisserte er sich daher eher pro forma, um irgendeine Antwort auf den fragenen Blick zu haben, bevor er mit einer leichten Geste auf den Ankläger deutete. "Als Zeuge der Anklage wird dich der Procurator a cognitionibus befragen."

    Der Ankläger glaubt sich verhört zu haben. Unterstellte ihm dieser Verbrecher gerade, dass er der Ankläger des Kaisers bestechlich sein? Er wollte schon aufspringen und gegen diese haltlose Anschuldigung Einspruch erheben. Doch der Richter ließ sich davon nicht beeindrucken, also warum sollte er. Die Weitere Rede des Germanicus, mit der er wohl dachte sich reinzuwaschen, verfolgte der Ankläger genau. Immer weider machte er sich Notizen. Im Verlaufe der Rede des Germanicers umspielte ein Lächeln die Lippen des Anklägers, was zum Schluss hin zu einen breiten Grinsen wurde. Als nun der Rochter ihn aufforderte seine Beweise und Zeugen vorzubringen erhib er sich also und setzte zu einer neuerlichen Rede an.
    “Nun Ehrenwerter Richter, wie ihr gerade selbst hören konntet, hat der Angeklagte all meine Ausführungen bestätigt. Er hat zugegeben, dass er sich über seinen Vorgesetzten Manius Flavius Gracchus Minor erhoben hat.” Er blickte zu dem Germanicus. “Ja Manius Flavius Gracchus Minor, war in Ausübung seinen Amtes Leiter dieser Mission. Der Germanicus hat soeben zugegeben, das er aus einer persönlichen Befindlichkeit heraus sich über Manius Flavius Gracchus Minor erhoben hat. Er erklärt ihn ohne auch nur einen Beweis zu haben für überfordert, nicht Herr der Lage. Schwingt sich auf und erhebt sich, die Befehlskette missachtend zum Vorgesetzten. Persönliche Vermutungen, ohne Beweis, rechtfertigen keinerlei Meuterei.Wie er weiter ausführte war der Minor und auch die Aufseher durchaus Herr der Lage. Sie hatten den flüchtenden Sklaven gestellt. Doch in seinem Wahn, in seiner permanenten Selbstüberschätzung, in seiner Sicht – aus welcher heraus per se alle anderen unfähig sind – drängte er sich also an den Aufsehern vorbei und tötete ohne Not den Sklaven. Dies geschah vermutlich aus purer Mordlust heraus. Die späteren Zeugen werden diese Art des Germanicus noch bestätigen.Meine Zeugen werden belegen, dass der Minor jeder Zeit Herr der Lage war. Sie werden bestätigen, dass er immer wieder versucht hat sich dem fehlverhalten des Germanicus entgegenzustellen. Das Manius Flavius Gracchus Minor um sein Leben fürchten musste, da der Angeklagte vollkommen außerhalb jeglicher Kontrolle war.”
    Der Ankläger war inzwischen dazu übergegangen wieder in dem kleinen Gerichtssaal umherzulaufen immer wieder hielt er am Tisch der Anklage an um einen kurzen Blick auf seine Noitzen zu werfen.
    “Der Germanicus führt weiter aus, dass die beiden Beamten des Kaisers gegenüber dem Manius Flavius Gracchus Minor aufsässig geworden sein. Dies entspricht nicht den Tatsachen. Was der Germanicus als Aufsässig beschreibt war nichts weiter als das einfordern ihres Rechtes, immerhin hatte der Angeklagte gerade ihren Sklaven getötet und damit ihren Besitz zerrstört. Ohne eine Anweisung oder einen Befehl zu erhalten lies nun der Germanicus die Minen und Häuser durchsuchen. Was auch immer er dort fandm, ist nicht Gegenstand dieser Verhandlung. Hier geht es nicht um die Schuld der beiden Zeugen. Sondern nur um das Verhalten und die schändlichen Taten des Germanicus. Er hat sich über römisches Recht erhoben. Er hat sich nicht nur zum Vorgesetzten aufgespielt, nein er hat sich auch zum Ankläger und Richter in einer Person gemacht. All diese Vorwürfe hat der Angeklagte gerade selbst eingeräumt, diese hat er auch bei seiner Vernehmung vorgetragen. Und wie sein Denkweise ist, hat er mit der Eröffnung seiner Rede gerade bezeugt, dass er selbst aus falscher Wahrnehmung heraus, purem Unwillen und Stolz, die Hierachie gebrochen hat. Er beschuldigt ohne jegliche Beweise.”
    Der Ankläger sah nochmal kurz auf seine Tabula. “Ich rufe Manius Flavius Gracchus Minor als Zeugen auf! Er wird darlegen wie es sich alles zugetragen hat.” Ja, nun konnte der Flavius zu Wort kommen und auch darlegen, dass er in keinster Weise unzurechnungsfähig war.




    Auch der Vortrag des beschuldigten Soldaten schien nicht gänzlich den Nerv des Praefectus Urbi zu treffen, denn dieser rieb sich zwischenzeitlich mehrfach angestrengt den Nasenflügel. "Ich stelle eine erhebliche Diskrepanz zwischen den Worten des Klägers und der Darstellung des Beschuldigten fest", kommentierte er den Vortrag und ließ ein leichtes Seufzen folgen. Er hatte wohl auf ein schnelleres Verfahren gehöfft. "Der Kläger möge daher nun mit dem Vortrag der Beweise für seine Anschuldigungen und der Befragung seiner Zeugen beginnen."

    Nach der Eröffnungs-Pompa folgten wie üblich Kämpfe junger Männer mit Holzschwertern. Der Nervenkitzel dieser Fecht-Vorführungen war natürlich eher begrenzt - viele Römer nutzten die Zeit, um sich noch etwas zu Trinken zu holen. Andere passten jedoch durchaus genau auf, wer von ihnen das Zeug zu einem Star von morgen hatte - ein wenig Insiderwissen konnte sich im zukünftigen Wettgeschäft immerhin als lukrativ erweisen!


    Trotzdem fiel auch von ihrer Seite der Jubel üppiger aus, als endlich der eigentliche Kampf begann. Der Summa rudis, der Schiedsrichter, begab sich als erster in den Sand der Arena und durchschritt sie bis zu ihrem Mittelpunkt. Dann öffnete sich erneut das Tor und Seite an Seite schritten die beiden Kontrahenten in die Arena:
    "Bürger von Rom! Begrüßt aus dem fernen Kusch den grimmigen Draba! Er stammt aus der Gladiatorenschule des Lentulus Batiatus in Capua und hat noch keinen Kampf hier in Rom gefochten. Doch wer ihm in die Augen sieht, wird wissen, dass sich dieser Kampf lohnen wird!"
    Der afrikanische Retiarius drehte sich und zeigte allen sein grimmiges Gesicht.
    "Er wird kämpfen gegen Circius Dokles, ebenfalls aus der Schule des Lentulus Batiatus! Er stammt aus dem fernen Libyen, doch auf dem weiten Weg hierher hat er einiges an Kampfkunst erworben, die er heute präsentieren wird."
    Der braungebrannte Gladiator präsentierte sich weniger theatralisch, sondern sah direkt zur Kaiserloge. Von dort kam auch einer der Consuln, dem die Spielgeber die Ehre verliehen hatten, die Waffen des ersten Kampfes zu überprüfen. Doch musste das Publikum sich nicht lange mit dem Klang der Wasserorgel ablenken, denn kaum waren die Formalitäten geklärt, hob der Summa rudis seinen Stab: Der Kampf begann.

    Sim-Off:

    Mal etwas Neues: Statt den Kampf zu lesen, könnt ihr ihn euch HIER ansehen (das dramatische Ende mit dem Tod des Retiarius muss man sich natürlich wegdenken. Stattdessen hat das SimOn-Publikum das Wort ;) )