Beiträge von Narrator Italiae

    Offensichtlich hatte diese Frau die Vorstellung, dass die Justiz dazu da war, ein Ventil für Geltungsbedürfnis oder private Konkurrenzen zu sein. Beweise waren für sie offensichtlich sekundär. Vor so viel Fehleinschätzung blieb dem Aedil nur ein Stirnrunzeln. Wenn er sich über jedes Delikt, das seinem Stab, den er an seinen Fingern und Zehen abzählen konnte, entging, so ärgern würde wie diese Sergierin, hätte er wohl bald gar keine Zeit mehr zur Strafverfolgung.
    "Ich bin ebenfalls unzufrieden über diese Angelegenheit und werde den zuständigen Scriba zur Rechenschaft ziehen." Er verzichtete darauf genauer zu erklären, ob er dabei an eine Entlassung oder ein "Du-du-du" dachte - der Scriba zu seiner Rechten zuckte allerdings kurz zusammen. "Mehr kann ich nicht für dich tun. Ich danke dir aber für deinen Eifer beim Schutz unserer Gesetze - Rom ist angewiesen auf so aufmerksame Bürger wie dich!" Ob das ein Sprüchlein war, das jeder Denunziant zu hören bekam, ließ sich ebenfalls nicht so recht erkennen...

    Sim-Off:

    Den wärmsten Dank der gesamten SL samt Supermoderatoren - der ist wertvoller als jeder Finderlohn ;)

    Der Aedil hob eine Augenbraue - was hatte diese Frau nur für ein Problem? Warum war es ihr so unglaublich wichtig, das Avarus ein paar Sesterzen an die Staatskasse zahlte? So sehr, dass sie ihn sogar ganz offen zu erpressen versuchte?
    "Deine beeindruckende Liste von Freunden und Verwandten - und noch viele andere mehr - werden mich aber ebenfalls kaum unterstützen, wenn ich einen angesehenen Senator für ein Delikt belange, das ich nicht beweisen kann! Du behauptest, er hat dieses Angebot zu lange aufrecht erhalten - Germanicus wird das Gegenteil behaupten!" Er verschränkte die Arme vor dem beachtlichen Bauch. "Kannst du mir beweisen, dass deine Anzeige der Wahrheit entspricht?" So sehr, wie die Sergierin auf eine Strafe brannte, war sie wohl kaum als neutrale Zeugin einzuschätzen...

    "Fehler passieren!" gab der Aedil zurück und zuckte mit den Schultern. Offensichtlich fehlte ihm der Perfektionismus - oder war es übertriebener Stolz? - um wegen so einer Lappalie hektisch zu werden. "Und ohne Beweise fehlt mir wohl jede Handhabe, im Nachhinein Strafen zu verhängen..." ...abgesehen davon, dass dieser Fehler wohl niemandem bekannt werden würde, während eine unbeweisbare Strafverhängung bei Widerspruch sehr unangenehm werden würde...

    Der Aedil beugte sich vor und nahm die Wachstafeln entgegen. Dann las er, runzelte die Stirn und las wieder. "Da hast du Recht - da muss meinem Scriba ein Fehler unterlaufen sein!" stellte er schließlich ratlos fest.


    Nach kurzem Schweigen meinte er schließlich: "Das Problem ist, dass dieses Angebot vermutlich nicht mehr existiert, sodass es auch nicht amtlich registriert werden kann. Somit dürfte es kaum justiziabel sein..." Im Grunde hatte der Aedil natürlich auch nichts gegen diesen tragischen Umstand - denn im Gegensatz zu einer Nichte eines Senators und Gattin eines Jungsenators und Klientin eines Consulars waren die Germanici direkt und zahlreich im Senat vertreten, womit sie auch ziemlich unmittelbar seiner Karriere schaden konnten...

    "Vier Tage nach den Iden, soso..." wiederholte der dickliche Aedil und sah erwartungsvoll zu seinem Scriba, der nun suchen durfte. In der Zwischenzeit genehmigte der Magistrat sich ein Stückchen Brot, das ein Sklave ihm reichte.


    Es dauerte aber nicht sehr lange, bis der Scriba Faustas Anzeige zutage beförderte und dem Aedil reichte. Dieser sah sie kurz durch, dann nickte er.
    "Soweit ich sehe, wurde das geprüft. Was sagtest du noch?" Er kniff die Augen zusammen und sah sich die Tabula noch einmal genauer an. "Hier steht, dass das Angebot geprüft wurde und der Preis in Ordnung ist." Natürlich hatte der Aedil nicht sämtliche Mindestpreise im Kopf!

    Geliebte Nichte? Der Aedil schaute ein bisschen verwirrt drein, hörte sich dann aber den übrigen Sermon an. Die gute Frau war ja wirklich ziemlich selbstsicher! Stellte sich nur das Problem, dass die Dinge wohl nicht ganz so liefen, wie sie das vermutete: Denn gerade gegen Senatoren gingen regelmäßig Anzeigen ein, die überprüft werden mussten. Dazu hatte der Aedil ja meist die Entscheidungen seines Scriba abzuzeichnen, sodass ihm auch die Häufung nicht recht aufgefallen war und er zuerst einmal zusammenreimen musste, worüber die Sergierin eigentlich sprach. Dass sie ihn dann auch noch gleich mit einer Klage bedrohte, machte ihn nicht viel wohlgesonnener, sodass er am Ende fast ein bisschen beleidigt war, als Amtsträger so arrogant angemacht zu werden: "Wann soll denn dieser Verstoß gegen Senator Germanicus - äh - Avarus stattgefunden haben? Und gibt es dafür überhaupt Zeugen?"

    Von all diesen Überlegungen ahnte der Scriba, der die Bittsteller des heutigen Tages notieren musste, natürlich nichts. Allerdings ließ er sich von der langen Liste der Referenzen Faustas durchaus beeindrucken - wann hatte man schon einmal eine weibliche Eques vor sich, die dazu Klienten des Praefectus Urbi und Ehefrau des Quaestor Urbanus war?
    Entsprechend strich der Scriba einen Bittsteller ziemlich weit oben auf der Liste rasch durch und kritzelte den Namen 'Sergia Fausta' daneben: "Der Aedil hat sicherlich in Kürze Zeit für dich. Du müsstest dich nur noch einen Augenblick gedulden."


    In der Basilica gab es lange Bänke, auf denen manche Fälle sprichwörtlich hin- und hergeschoben wurden, allerdings standen auch viele Händler, Anwälte und Herumlungerer in kleinen Grüppchen herum, bis sie vom Herold des jeweiligen Aedils aufgerufen wurden. Tatsächlich dauerte es nicht lange, bis der Name "Sergia Fausta!" erklang.


    Und dann stand die Eques auch schon vor einem dicklichen jungen Mann, der einen etwas gestressten Eindruck machte (immerhin hatte er ursprünglich gehofft, nach Ablauf des Jahres den Haufen an aufgeschobenen Fällen seinem Amtsnachfolger zu überlassen - was sich jetzt aber nur weiter aufschob). Entsprechend fragte er etwas genervt: "Sergia Fausta, was kann ich für dich tun?"

    T Duccius Vala ~ Casa Accia ~ Roma


    EPISTULA AEDILIS CURULIS
    ANTE DIEM XV KAL DEC DCCCLXIV A.U.C.
    (17.11.2014/111 n.Chr.)


    Aedilis Plebis T Duccio Valae s.d.


    Wegen Verstoßes gegen die § 5 (3) der Lex Mercatus durch kostenlose öffentliche Abgabe von Brot, Fisch, Gemüse und Olivenöl für eine Dauer von mehr als sieben Tagen erhebe ich gemäß § 8 (1) der Lex Mercatus eine Geldstrafe von 3926.53 Sesterzen von dir.
    Die Strafe ist binnen einer Frist von zwei Wochen (1.12.) ab Verkündung ANTE DIEM XV KAL DEC DCCCLXIV A.U.C. (17.11.2014/111 n.Chr.) publizierten Edikts zu zahlen.


    Beschwerde oder Einspruch ist an den amtierenden Consul zu richten.


    EDICTUM AEDILIS CURULIS
    ANTE DIEM XV KAL DEC DCCCLXIV A.U.C.
    (17.11.2014/111 n.Chr.)


    Wegen Verstoßes gegen die § 5 (3) der Lex Mercatus durch kostenlose öffentliche Abgabe von Brot, Fisch, Gemüse und Olivenöl für eine Dauer von mehr als sieben Tagen erhebe ich gemäß § 8 (1) der Lex Mercatus eine Geldstrafe von 3926.53 Sesterzen von dem Senator Titus Duccius Vala.
    Die Strafe ist binnen einer Frist von zwei Wochen (1.12.) ab Verkündung des Edikts zu zahlen.


    Beschwerde oder Einspruch ist an den amtierenden Consul zu richten.


    Der Aedil saß wie jeden Markttag in der Basilica, um jeden zu empfangen, der über irgendetwas auf dem Markt zu klagen hatte. Entsprechend wurde auch Sergia Fausta vorgelassen, sodass sie ihre mit Verve vorgetragene Anzeige vorbringen konnte. Der kurulische Aedil reagierte darauf weniger wortreich:
    "Ich danke dir für deine Anzeige. Wir werden das prüfen." Damit hatte der Aedil wohl alles gesagt und der Schreiber machte eine Notiz diesbezüglich.

    Q Germanicus Sedulus ~ Casa Germanica ~ Roma


    EPISTULA AEDILIS PLEBIS
    ANTE DIEM III ID NOV DCCCLXIV A.U.C.
    (11.11.2014/111 n.Chr.)


    Aedilis Plebis Q Germanico Sedulo s.d.


    Wegen Verstoßes gegen die § 4 (1) der Lex Mercatus durch den unkonzessionierten Verkauf von Edelhölzern, Farben und Ton erhebe ich gemäß § 8 (1) der Lex Mercatus eine Geldstrafe von 3727.74 Sesterzen von dir.
    Die Strafe ist binnen einer Frist von zwei Wochen (25.11.)* ab Verkündung des ANTE DIEM III ID NOV DCCCLXIV A.U.C. (11.11.2014/111 n.Chr.) publizierten Edikts zu zahlen.


    Beschwerde oder Einspruch ist an den amtierenden Consul zu richten.


    EDICTUM AEDILIS PLEBIS
    ANTE DIEM III ID NOV DCCCLXIV A.U.C.
    (11.11.2014/111 n.Chr.)


    Wegen Verstoßes gegen die § 4 (1) der Lex Mercatus durch den unkonzessionierten Verkauf von Edelhölzern, Farben und Ton erhebe ich gemäß § 8 (1) der Lex Mercatus eine Geldstrafe von 3727.74 Sesterzen von dem Senator Quintus Germanicus Sedulus.
    Die Strafe ist binnen einer Frist von zwei Wochen (25.11.) ab Verkündung des Edikts zu zahlen.


    Beschwerde oder Einspruch ist an den amtierenden Consul zu richten.


    "Naja, der Aedil kann ja schlecht eine Strafe auf Verdacht erheben. Und wenn er nicht weiß, wann der Verstoß begangen wurde, kann er auch kaum Zeugen oder Beweise dafür finden..." Der Scriba überlegte einen Augenblick. "Aber wenn es einen Prozess gab, dann dürften dort ja Zeugen dabei gewesen sein. Vielleicht müssen wir einfach dort nachsehen."

    Der Scriba hatte gar nicht gewusst, dass der Cursus Publicus auch Briefe vom Forum Traianum zum Forum Romanum transportierte - aber das war auch nicht seine Sache, sodass er auf der Anzeige ein "anonym" verbuchte. Den Göttern war Dank, dass dieser Nonier aber zufällig in der Verhandlung gesessen hatte, um die es hier ging.


    "Naja, das ist es auch." stellte der Scriba zwischendurch wegen der Zuständigkeit fest, ehe er wieder fleißig notierte. "Wurde bei der Verhandlung kein konkretes Datum des Verstoßes genannt?" fragte er, nachdem er nun schon einen Zeugen der Zeugen vor sich hatte... Immerhin hatte er wenig Lust, die Händler der letzten zwei Wochen über ihre Konkurrenz zu befragen...

    Einen Augenblick wog Musonius Tiro die Optionen ab, dann nickte er. "Einverstanden. Aber das Vorkaufsrecht gilt nur bis drei Tage nach dem Rennen. Wenn ihr bis dahin nicht das endgültige Angebot vorgelegt oder euer Geld zurückgefordert habt, verfällt das Angebot. Das gezahlte Geld würde ich natürlich auch bei einem späteteren Gebot anrechnen", gab sich Musonius Tiro einerseits hart und andererseits kulant, bevor er einen Schluck aus seinem Becher nahm. "Er fährt wie gesagt bei den anstehenden Spielen zu Ehren des verstorbenen Consulars Tiberius."


    Sim-Off:

    Geld bitte an die Staatskasse II

    Tanco und sein Patron Leontiscus strahlten um die Wette, als es nun plötzlich doch sehr schnell zu einer Einigung kam. "Hervorragend! So machen wir es. Tanco, ich glaube, du hast heute einen sehr wichtigen Schritt gemacht!" Mit dem Ergebnis konnten wirklich alle Seiten zufrieden sein, davon war Leontiscus überzeugt. Und auch Tanco wirkte so, als wenn er mit seinem neuen Geldgeber glücklich war.


    Sim-Off:

    Geld bitte an die Staatskasse II

    Da hatte der Anzeigen wohl noch einmal Glück gehabt!


    "Komm nochmal her! Diese Anzeige ist ein bisschen... naja, es fehlen ein paar Angaben." begann der Scriba direkt, als der Nonier wieder vor ihm stand. "Erstens: Wer reicht diese Anzeige überhaupt ein? Also wie ist dein Name? Zweitens: Wann soll Senator Germanicus diese Waren angeboten haben? Es klingt so, als passiere das nicht momentan...?" Fragend sah der Schreiberling den Anzeiger an...