Beiträge von Narrator Italiae

    Nachdem Ruhe eingekehrt war, begann der erste Duumvir mit seiner geübten Stimme zu sprechen. Nach einer kurzen Einleitung, überließ er es dann seinem Kollegen, die Namen der neuen rangniederigeren Magistrate aufzuzählen und jene nach vorne zu bitten. Dann sprach jener Kollege einige einleitende Worte zur Bekanntgabe der Duumviri, und der erste Duumvir übernam die Nennung der Namen. "Zu Duumviri von Ostia wurden bestimmt: Iullus Cassius Hemina und Marcus Iulius Dives. Mit dem Beginn des morgigen Tages obliegt ihnen die Pflicht die Aufgaben des Duumvirats für eine Wahlperiode wahrzunehmen und sich um die Belange der Stadt zu bemühen. Kommt zu mir", lud er die beiden genannten dann ein, ebenfalls in die Mitte zu kommen, wo sie von ihren Amtsvorgängern und den anderen gewählten Magistraten zunächst einmal beglückwünscht wurden, bevor man einige Worte von ihnen erwartete.

    Das Feuer prasselte weiter. Meterhoch leckten die Flammen in die Luft und machten sich bald daran, auf die benachbarten Häuser überzugreifen, nur mühsam daran gehindert von den Bemühungen der Vigiles. Ein ganzer Trupp von ihnen war mittlerweile angerückt, und trotzdem, der Kornspeicher brannte lichterloh, und die Männer taten sich äußerst schwer die Flammen unter ihre Kontrolle zu bringen. Das verschüttete Öl gab den Flammen von innen immer neue Nahrung, wann immer das Feuer von außen irgendwo eingedämmt werden konnte, und überall dort, wo die Vigiles tatsächlich ein wenig vorrücken konnten, brüllten ihnen Stichflammen entgegen, wo das Wasser auf brennende Öllachen traf. Der zuständige Kommandant der Truppe wollte das Silo zunächst nicht aufgeben, musste sich jedoch letztendlich eingestehen dass das Korn der Bürger Roms nicht mehr zu retten sein würde, und wollte nun verhindern dass das Feuer auf die umliegenden Häuser übersprang.
    "Sorgt dafür dass das Feuer nicht überspringt, sonst brennt uns noch die halbe Stadt ab! Befeuchtet die umliegenden Häuser!", hektisch marschierte der Mann um den Speicher herum, dann fiel sein Blick auf Memnon, einer seiner Männer, "Du da! Klopf an die Türen, hol alle Leute aus den Häusern, sag ihnen dass wir jeden Eimer und jeden Mann gebrauchen können.", dann lief der Mann hektisch weiter. Unterdessen waren ein paar seiner Untergebenen dabei, vier Männer zu bergen... drei von ihnen waren bereits tot, und diese drei hatten sie einfach nur beiseite geschafft, um sie aus dem Weg zu haben. Einer allerdings lebte noch, schwer verletzt.* „He!“ brüllte einer der Vigiles zwei Frauen** an, die in der Nähe standen. Dass sie gerade im Begriff waren zu gehen, fiel ihm gar nicht auf – er sah nur, dass die zwei ohnehin weniger geeignet zum Eimer schleppen waren als die ganzen Männer, die sich mittlerweile eingefunden hatten. „Kümmert euch um den hier, dass der nicht wegstirbt!“ Ohne viel Federlesens schob er die zwei zu dem Verletzten, der blutend am Boden lag, und machte sich dann wieder daran, bei den Löscharbeiten mitzuhelfen.


    Währenddessen hatte die Nachricht auch schon die Obrigkeit erreicht, aufmerksame Bürger hatten bereits die Urbaner informiert, und die Gerüchte von Sabotage, und der hohen Brennbarkeit von einem guten Teil der städtischen Nahrungsversorgung, würde wohl auch bald die Prätorianer auf den Plan rufen.



    Sim-Off:

    * @Proximus: noch ist nicht bekannt, ob die vier Wachen sind/waren oder Brandstifter
    ** Tilla Romania und Esther

    Venox starrte den Prätorianer aus müden, blutunterlaufenen Augen an. Er war schmutzig, er war hungrig, er war ausgelaugt, und das obwohl sie ihn noch nicht einmal gefoltert hatten. Die Zeit in dem stinkenden, dreckigen Loch, in das sie ihn geworfen hatten, hatte bereits einiges an Tribut gefordert. Schlaf war schwer zu finden in dem Loch, und wann immer er ihn doch fand, fing in der Regel irgendjemand in den anderen Zellen an zu brüllen... oder er wachte gleich wieder auf, weil der Hunger nagte, weil er fror, oder weil seine Wachen sich einen Spaß daraus machten, ihn zu wecken. Er war der Kaisermörder, so nannten sie ihn, es spielte für sie kaum eine Rolle, dass er nicht die tatsächlich ausführende Hand gewesen war, und auch nicht die, die zuallererst den Auftrag gegeben hatte, sondern nur ein Mittelsmann, einer von mehreren, weder der wichtigste noch der klügste noch sonst einer, nur der, der den Zugang zum Kaiser geboten hatte... Er war der Kaisermörder, und die Gardisten waren die, die versagt hatten, die sein Vorhaben nicht hatten verhindern können, obwohl es ihre erste, ihre oberste Pflicht war, den Kaiser zu schützen. Sie hatten versagt, seinetwegen, und das nahmen sie ihm übel... und sie ließen es ihn spüren.
    Die Angst um seine Familie hatte das Ihrige dazu getan. Als der Prätorianer, der jetzt auch wieder vor ihm stand, bei seinem ersten Besuch angedroht hatte, sich mit seiner Frau, seinen Kindern zu befassen, hatte Venox noch stundenlang gebrüllt, aber niemand hatte reagiert. Sie hatten ihm nicht einmal gesagt, ob sie die Drohung wahr gemacht hatten oder nicht. Und Venox war wieder ruhig geworden. Hatte sich verzweifelt an den Gedanken geklammert, dass sie seiner Familie ganz sicher nichts getan hatten. Dass sie gekommen wären, um ihn erneut zu befragen, wenn es so gewesen wäre.


    Und jetzt waren sie wieder da. Venox wusste nicht, was er tun sollte. Er war verloren, das wusste er. Selbst wenn er reden würde, würden sie ihn nicht davon kommen lassen. Und er machte sich keine Hoffnungen, dass ihn irgendwer retten würde. Was auch immer ursprünglich geplant gewesen war, es war schief gegangen. Und er, er wartete im Grunde nur darauf sterben zu dürfen, hoffte, dass es bald so weit war, bevor sie ihn zu sehr foltern konnten, und vor allem bevor sie seine Familie auch noch hierher holten.
    Er starrte den Prätorianer an, während der Dinge faselte, von denen Venox nicht einmal die Hälfte wirklich aufzunehmen imstande war in seinem Zustand. Was er allerdings verstand, war als der Prätorianer ein weiteres Mal seine Familie ins Spiel brachte. „Lass sie in Ruhe“, krächzte er, räusperte sich dann, hustete, weil seine Stimme so rau war nach tagelangem Schweigen.

    Sitzung des Ordo Decurionum ANTE DIEM XVI KAL OCT DCCCLXII A.U.C. (16.9.2012/109 n.Chr.)


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    Die Wahlen vom Monatsanfang waren vorüber und die Ergebnisse eindeutig und unstreitig gewesen. Trotzdem hatte es wie üblich einige Tage gedauert, bis die offizielle Amtsübergabe angesetzt worden war, zu der sich jetzt alle Mitglieder des Ordo Decurionum feierlich in der Curia versammelt hatten. In ihre beste Toga gehüllt, zogen schließlich die beiden scheidenden Duumviri in die Mitte ein, um noch einmal das offizielle Wahlergebnis bekanntzugeben und die neuen Duumviri und Magistrate vorzustellen. Dann war es an diesen, das Wort an die Versammlung zu richten und den Segen der Götter für ihre kommende Amtszeit zu erbitten.

    Wie alle etruskischen Städte war auch Arretium – oder Aritim, wie die Stadt bei ihren Einwohnern eigentlich hieß – seit einiger Zeit sehr beschäftigt. Nachdem Tarquinia nach langem hin und her den Beschluss gefasst hatte, den Kaiser Vescularius Salinator nicht als rechtmäßig anzusehen und Rom die Steuern und geforderten Getreideabgaben zu verweigern, hatten auch die anderen Städte Etrurias erwartungsgemäß mitgezogen. Wenngleich der Zwölfstädtebund schon in der Zeit der Urururururgroßväter lag, so war die Verbundenheit untereinander, getragen von Kultur und Glaube, doch stark, und alter Bündnisse erinnerte man sich im Nachhinein immer gern und voller Stolz als Errungenschaft der Ahnen. Lediglich die Rom am nächsten liegenden Städte – Caere und Veji – hielten sich gänzlich bedeckt und tauschten keine Nachrichten mit ihren Schwesterstädten weiter im Norden.
    Noch hielt man sich bedeckt, aber die Stimmung in der Stadt war zum greifen nahe. Hier und dort standen Männer und riefen etwas auf etruskisch. Auch wenn das Lateinische seit etwa fünfzig Jahren langsam aber sicher zur Amts- und Verkehrssprache geworden war, sprachen die alten Familien natürlich noch immer die Sprache ihrer Großväter und gaben sie von Generation zu Generation auch weiter. Und im Moment machten sie sie sich zu Nutze, damit die Händler, die einfach nur die im ganzen Imperium berühmte korallenrote Keramik hier erstehen und nach Rom oder sonstwohin bringen wollten, nicht unbedingt alles mitbekamen. Viele Wachen liefen Streife, verlangten Platz, als sie sich durch die Menge schoben, teilten den Besucherstrom. Auch die verkleideten Cohortler wurden mit einem “Platz da!“ grob beiseite geschoben, ehe ein Dutzend Wachen an ihnen vorbeistapften in Richtung Stadtzentrum.

    Die beiden Duumviri schauten sich kurz an und waren sich dann einig, dass sie keine weiteren Fragen mehr hätten. "Nein, keine weiteren Fragen", antwortete einer der beiden, während sich beide erhoben. "Man sieht sich sicher noch auf dem Forum, bei dem einen oder anderen Essen und spätestens in der Wahlversammlung. Vale."

    http://farm3.staticflickr.com/…09552601_f6514184ca_n.jpg Es hatte das untergermanische Heer einiges an Schweiß und auch Blut gekostet die Alpen zu bewältigen. Für kleinere Reisegruppen mochten die Wege durch die Berge ja noch ohne größere Zwischenfälle zu bewältigen sein, doch ein ganzes Heer durch dieses Nadelöhr zu drücken war selbst für einen gestandenen Kommandeur wie Flaminius Cilo alles andere als eine leichte Angelegenheit. Kaum hatten sie den höchsten Punkt ihrer Reise überschritten, da hatte er sich geschworen sein Heer westlich der Alpen über Gallia zurück zu führen, soviel war sicher. Zwar würde der Rückweg deutlich länger dauern, dafür aber auch für Mensch und Tier nicht halb so anstrengend sein. Die Verluste waren mit etwas mehr als zwanzig Mann nicht so drastisch, wie einige seiner erfahreneren Centuriones sie in Horrogeschichten beschrieben hatten, aber doch hatte jeder Mann der in den Alpen verloren ging die Bilanz der riesenhaften Berge tiefer in die roten Zahlen gedrückt.. und natürlich auch die Stimmung seiner Leute. Um die war es ohnehin nicht unbedingt gut bestellt gewesen seit irgendwelche Witzbolde hunderte Zettel mit irreführenden Botschaften in den Lagern verteilt hatten. Gepackt hatten sie die Hunde nie, aber nur um sicher zu gehen hatte der Flaminier einfach ein paar Störenfriede als Verräter an ihrer Sache packen und auspeitschen lassen. Wobei die Nachrichten vor allem seine Offiziere und Unteroffiziere betroffen haben.. in den Rängen konnte ja kaum jemand lesen. Aber die Mundpropaganda einiger unvorsichtiger und später bestrafter Unteroffiziere reichte, um hier und da für Gerede zu sorgen.


    http://farm4.staticflickr.com/…92543389_659dbe5a38_n.jpg Fast drei Wochen hatten sie in den Bergen festgesteckt, und als diese endlich immer flacher wurden und die Gegend immer grüner konnte man seinen Leuten die Erleichterung förmlich anmerken. Der Widerstand, der ihnen noch in den Alpen entgegengeschlagen war, hatte Cilo nachdenklich gestimmt. Es waren sicher organisierte Leute gewesen, die sein Heer mit Hinterhalten und kleinen Fallen angegriffen hatten, und er hatte definitiv mehr bluten müssen als die Bastarde die sich hier und da verschanzt hatten. Doch hatten sie auch diese überwunden, auch wenn ihre Ankunft in Italia empfindlich verzögert worden war. Das beste allerdings war, dass die Angriffe der unbekannten Streiter die zuvor verteilten Propagandaschreiben konterkariert hatten.. und die Zweifel in den Köpfen seiner Leute einer gewissen Trotzigkeit weichen ließ. Das war nur in seinem Sinne.


    Als sie schließlich in der Hochebene vier Tage vor Verona angekommen waren hatte er seinen Männern keine Ruhe gegönnt, sie würden Verona brauchen. Also ließ er stur weitermarschieren, auch wenn er die Erschöpfung, die die Alpenüberquerung in seinen Leuten hinterlassen hatte, beinahe in jedem Gesicht sehen konnte. Erst als sie Verona erreichten, und eine Weide in etwa einer Stunde Wegentfernung zur Stadt als Lagerplatz ausgemacht hatten, ließ er seine Leute rasten.. da der Feind sich wohl immernoch in tageweiter Entfernung befand. Dummerweise traf das wohl auch noch auf die Truppen aus Obergermania zu, denn von denen hörte man gar nichts. Wieder einmal.
    Zumindest der Legat der Legio Prima ließ von sich hören, auch wenn das, was er hörte Cilo nicht unbedingt in den Kram passte: er hätte ein befestigtes Lager wie jenes in Mantua sofort gegen ein Feldlager eingetauscht. Allerdings hatte er auch keine Lust mit dem Aurelier zu diskutieren, da er nicht einschätzen konnte wie es um dessen Loyalität zu ihrer Sache schien. Musste Verona halt bluten, damit Mantua seine Ruhe bekam.


    Die folgenden Tage, in denen sie auf die Ankunft der Legio Prima und Nachrichten der Obergermanen warteten, verbrachten die Männer aus Untergermanien damit, ein Lager auszuheben, dass erstens Platz genug für mehr als zwanzigtausend Mann bot.. und auch derart verschanzt war, dass es nicht ohne weiteres einzunehmen war. Sie wussten ja, dass da was auf sie zukam. Nur nicht wann.


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    Titus Sempronius Blaesus

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/30.jpg Zwei Tage später hatte Sempronius Blaesus erfahren, dass sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen Ärger nicht vermeiden ließ, als eines morgens sechs seiner Männer fehlten.. und vier Säcke ihrer wertvollen Beute.
    Bevor er die Verfolgung aufnahm, hatte er klarstellen lassen wieviel sie eigentlich wirklich mitgenommen hatten.. wenn sie nur vier Säcke voller Steine dabei hatten, würden sie sich selbst in den Arsch beißen. Allerdings hatten die Hunde Glück gehabt, und nur einen mit Steinen und Sand gestreckten Sack erwischt, was die Verfolgung unabdingbar machte.


    Es hatte sie ganze drei Tage gekostet, in denen sie gen Süden geritten waren, da die sechs sich wohl gedacht haben, man würde ihnen nicht folgen, wenn sie gen Rom verschwanden. Kurz vor Luca hatten sie sie dann eingeholt.. Blaesus hatte Glück gehabt, dass die Diebe nicht zu den hellsten seiner Männer gezählt hatten und dementsprechend wenig auf ihre Spuren oder ihre Deckung geachtet. Knapp eine Stunde vor der Stadt hatten sie die Männer dann einfach am Wegesrand gefesselt zurückgelassen.. der Praefect wollte einfach keine weiteren Risiken eingehen, und Männer zur Bewachung abstellen hätte vielleicht weitere Versuche ergeben. Sollten die Leute in Luca doch entscheiden, was mit denen anzustellen sei. Vielleicht würden sie nach dem Krieg noch einmal vorbei kommen um die Männer abzuholen. Vielleicht.


    Das ganze hatte sie insgesamt wohl eine Woche an Tagesritten gekostet, schließlich waren sie gen Luca in die vollkommen andere Richtung geritten. Zumindest war so wahrscheinlicher, dass sie südlich der Alpen auf jeden Fall auf die achte Legion treffen würden. Als sie.. wieder... Genua erreichten wandten sie sich gen Nordosten um Placentia in einem Tagesritt zu erreichen, von dort aus nach Cremona über den Padus, und von Cremona wieder gen Nordwesten nach Mediolanum. Als sie die große Stadt, vor Jahrhunderten mal eine Hochburg der Gallier gewesen, vor sich sahen hatte sich in die Glieder des Semproniers schon eine grundlegende Nervosität eingeschlichen, weil sie noch nichts davon gehört hatten, dass ein Heer aus dem Norden über die Alpen gekommen war. Was eigentlich nicht möglich war, auch wenn der Horizont der meisten Menschen nach einem Tagesritt endete waren Heere doch groß genug um es in die Top 10 der lokalen Neuigkeit zu schaffen. Besonders zu Zeiten eines Bürgerkriegs...
    Blaesus entschied sich letztlich dafür, drei Tage bei Mediolanum zu warten und die Lage zu sondieren bevor er sich entschied Alternativen auszumachen.


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    Laute Rufe und der blecherne Krach welchen die Anwohner mithilfe ihrer Töpfe und sonstigen Utensilien machten, machten eine Streife der Vigiles auf die Gefahr aufmerksam. Ein Blick gen Himmel hätte wohl auch gereicht, denn das Feuer fraß sich so schnell durch das trockene Gebälk, dass sich schon bald ein rot-oranger Schimmer über den sonst dunklen Nachthimmel Roms legte.
    "Kommt schnell! Schnell! Der Kornspeicher steht in Flammen!", rief einer der Anwohner panisch und zerrte einen der verdutzten Männer auch schon durch die Gassen in Richtung des kaum zu übersehenden Silos. "Verfluchter Mist! Gib Alarm! Sag ihnen wir brauchen jeden Mann!", einer der Männer rannte los zum Stützpunkt der Vigiles während die anderen so schnell sie konnten zum Kornspeicher rannten.
    Dunkler Rauch schlug ihnen entgegen, und die Flammen zogen soviel Luft an, dass ein leichter Wind durch die Gassen wehte. Das Korn brannte lichterloh, ein großer Teil des sowieso schon knappen Korns brannte, und die handvoll Männer der Vigiles waren nicht in der Lage etwas daran zu ändern, und dennoch ließ ihr Anführer nichts unversucht, sah er doch dass viele der Anwohner wach waren, wie hätten sie auch weiterschlafen können?
    "Bürger Roms! Euer Korn brennt! Eilt zur Hilfe! Wir brauchen jeden der einen Eimer tragen kann!", bis die anderen Vigiles einrücken würden, würde es noch eine Weile dauern, und auch wenn es wohl vielen Beistehenden schon klar war, dass das Korn nur schwerlich zu retten sein würde, so konnte man wenigstens versuchen einen Großbrand zu verhindern.

    "Ach, schau' an!", kommentierte einer der beiden Duumviri den altehrwürdigen Namen der Gens Cassia und schaute dabei vielsagend und nichtssagend zugleich drein. Der andere Duumvir schien auch neue Informationen gewonnen zu haben. "Schade. Das nimmt dem Abendessen bei Cassius Morgenabend ein bisschen die Spannung", bemerkte er mit gespielter Enttäuschung.

    Titus Sempronius Blaesus

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/30.jpg

    http://farm5.staticflickr.com/…43770854_3de68c8d9f_m.jpg Knapp zehn Tage, nachdem sie Lugdunum hinter sich gelassen hatten, passierten die Männer der Ala Prima Scubulorum das große Denkmal, das zu Ehren des Augustus ob seines Sieges über die Alpenstämme errichtet worden war.. und betraten damit Italia. Sempronius Blaesus wusste nicht, ob sie die ersten Truppen waren, die Fuß auf italischen Boden gesetzt hatten.. war es doch mehr als zwei Wochen her, seit sie Vindonissa verlassen hatten. Natürlich hoffte er, die obergermanischen Truppen unter Annaeus Modestus bereits in Nord-Italia anzutreffen, große Hoffnungen machte er sich allerdings keine.. wenn es gut lief, würde man sich bei Mediolanum treffen.


    Das Monument war ehrfurchtgebietend, soviel konnte selbst Blaesus den Erbauern (dem römischen Senat) zugestehen.. er konnte ja nicht ahnen, dass mehr als tausend Jahre später nur Ruinen von dem großen Monument mit der triumphalen Augustus-Statue an der Spitze vollkommen verfallen sein würde. Die Dorfbewohner des späteren Dorfes 'La Turbie' würden die Steine des Monument benutzt haben, um ihr anschauliches Dorf zu errichten.


    Freilich konnten sie keinen Proviant für den langen Ritt mit sich schleppen, immerhin war dies ein Kommandoeinsatz. Andererseits wollte der Sempronier seine Männer nicht hungern lassen, damit sie nicht auf dumme Gedanken kamen. Was dazu führte, dass auf ihrem Weg etliche Bauern um einige kulinarische Annehmlichkeiten ärmer wurden.. und sich nicht immer gewaltfrei von diesen trennten (ja, es gab solche Dummköpfe die sich trauten nahezu fünfhundert bewaffneten Reitern verweigerten). Umbringen mussten sie dafür niemanden, aber der eine oder andere Knochen musste zur Unterstützung der Überzeugungsleisten gebrochen werden.
    Ergo: die Soldaten der Ala Prima Scubulorum waren gut genährt und guter Dinge.. auch wenn ihnen jeder Tropfen Alkohol verboten worden war, bis sie das Heer des Annaeers erreicht hatten.


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    Sie kamen in der Nacht. Verborgen im Dunkel huschten ein paar Gestalten durch die Gegend. Immer auf der Hut bewegten sie sich zunächst wie Fische im Wasser durch den Verkehr, der Roms Straßen des Nachts belebte, durch Karren und Ochsen und Händler und anderes, meist zwielichtigeres Volk. Rom schlief nie, und ein Stück weit ihres Wegs war das durchaus von Vorteil. Je mehr sie sich ihrem Ziel näherten, desto mehr allerdings nutzten sie den zusätzlichen Schutz, den die Schatten von Häuserwänden boten. Nächtliche Patrouillen waren eine Sache, aber ihr Ziel war bewacht, da hieß es vorsichtig sein... auch wenn sie inzwischen wussten, wie es bewacht wurde. Wie gut es bewacht wurde. Von wem. Wann die Patrouillen und Wachwechsel waren. Und weitere Informationen, die hilfreich waren, bis das Vorhaben schließlich bis in die Details gereift war, bis es sicherer nicht werden konnte... bis hin zur Zeit, die sorgfältigst gewählt war, in jenen tiefsten Stunden der Nacht, bevor der Morgen anbrach, in denen die noch wachen Menschen am anfälligsten waren für Morpheus' Verlockungen.
    Am Ziel angekommen, wurde erst eine, dann zwei Wachen ausgeschaltet, überrascht in Momenten der Unaufmerksamkeit, die erste völlig problemlos, der zweite nicht so sehr... aber immerhin noch bevor er Alarm schlagen konnte. Der Rest ging rasch, musste rasch gehen, bevor das Fehlen der Wachen auffiel. Rasch drangen sie ins Innere des Gebäudes ein, verteilten die mitgebrachte Fracht, gossen es aus Schläuchen über das kostbare Lagergut... und wären lautlos verschwunden, wenn ihnen nicht eine weitere Wache über den Weg gelaufen wäre. Diesmal ging es nicht so glimpflich wie zuvor – am Ende lag einer der ihren am Boden und erstickte an seinem eigenen Blut, während es der Wache schwer verletzt gelang, Alarm zu schlagen... aber nicht rechtzeitig genug um zu verhindern, dass die Besucher doch ins Dunkel der Nacht eintauchten, wie sie gekommen waren... oder dass sie ihr Werk noch vollendeten, bevor sie verschwanden. Erst waren es kleinere Flammen, die am Gebäude empor leckten, innen wie außen, sich entlang züngelten an Gebälk, das allzu trocken geworden war in der brüllenden Hitze der vergangenen Tage, die stetig und unaufhaltsam neue Nahrung fanden und schließlich explosionsartig in Höhe und Breite schossen, als sie auf die Öllachen im Inneren des Gebäudes stießen. Die Brandstifter indes waren nicht geblieben, um die Vollendung ihres Werks zu betrachten... sie waren schon längst fort, als einer von Roms Kornspeichern plötzlich lichterloh in Flammen stand.

    Das Lächeln auf dem Gesicht des Curators wurde während der Rede noch strahlender, als es ohnehin schon war. "Ohja, es ist ehrenvoll und erstrebenswert! Die Wasserversorgung, der Straßenbau, überhaupt die ganze Baukunst zum Wohle der Gemeinschaft, macht uns zu Boten der Kultur und gereicht uns zur Ehre. Ein jeder ist es unserem ersten Platz unter allen Völkern schuldig, sich daran zu beteiligen!" Relativ abrupt ging er nach dieser Lobeshymne dann aber wieder auf Details ein. "Du hast Verwaltungserfahrung? In welcher Rolle und mit welcher Verantwortung? Hast du technisches WIssen?"

    Der Curator schien von dieser Art der Bewerbung etwas überfahren zu sein, was sich vor allem in einem langgezogenen "Ähhhmmm" äußerte, das von einem leicht verwirrten Blick begleitet wurde. "Nimm' erst einmal Platz. Decimus war dein Name? Salve. Hmmmm." brachte er dann heraus, während seine Hände etwas hektisch auf dem Tisch hin und her zappelten, ohne dabei aber irgendetwas zu sortieren oder überhaupt anzufassen. Schließlich fanden sie Halt an einem Stylus. "Das Wasserwesen hat dich fasziniert? Wieso?" Langsam schien der Curator seine erste Überraschung überwunden zu haben und lächelte den Besucher nun geradezu strahlend an.

    Servius Caesius Tertullus

    http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/12.jpg


    Natürlich wusste er, dass solche Entscheidungen und Korrespondenzen relativ schnell zusammengefasst waren.. doch hatte Caesius Tertullus dennoch gehofft, dass man sich etwas mehr Zeit damit lassen würde die Antwort zu verfassen. Sie hatten ihre müden Glieder gestreckt, sich sogar einen Schnelldurchlauf in den Thermen und einen heißen Eintopf gegönnt, als man sie schon zurück in die Principa rief.


    Nachdem er artig salutiert und die Tabula entgegen genommen hatte, musste er doch noch ein Detail erfragen: "Wir wären schneller unterwegs, wenn wir frische Pferde mitnehmen könnten. Könnten wir uns dafür welche von euch Jungs ausleihen?"
    Oft war das nur eine Formalie, aber gerade in einer Zeit, in der Loyalitäten und Bündnisse noch recht frisch waren, war eine Spur mehr Höflichkeit doch mehr als angebracht.




    Wer verstößt gegen das Gesetz?
    Unwürdige Kandidaten, die sich Ämter erschleichen?
    Der Konsul, der das akzeptiert?
    Salinator, der das möglich macht?
    ALLE DREI!


    Wer braucht Gesetze, wenn Salinator in Rom für Ordnung sorgt?
    Geh sterben!
    Geh selber sterben!


    Die Tage Salinators und seiner Speichellecker werden bald vorüber sein!
    PALMA KOMMT!


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    Sehr lange hatte es die Stadt geschafft, keine Position zu beziehen, sehr lange war debattiert worden. Letztlichen Ausschlag gegeben hatten Berichte aus Rom, dass die Stadt anfing, im etrurischen Umland Getreide anzufordern. Die Etrusker hatten sicher viel dem römischen Volk zu geben, aber ganz gewiss nicht ihre Getreidevorräte. Das Land war nicht dafür ausgelegt, mehr Menschen zu ernähren als in den Städten rund herum wohnten. Ganz gewiss konnte es nicht eine Millionenstadt wie Rom noch miternähren, waren die alten Städte des Etruskerreiches doch ebenfalls nicht bevölkerungsarm.


    Und so war schließlich eine Entscheidung gefallen, die nicht mehr so einfach zu verschleiern wäre. Die Haruspices wurden ausgeschickt, auch an die anderen Städte des einstigen Reiches die mit Zustimmung der Götter getroffene Entscheidung auch dort zu verkünden. Die Stadtmauern wurden ausgebessert. Die noblen Familien der Stadt versicherten sich ihrer Bewaffnungen, gaben bei Schmieden weitere in Auftrag, rüsteten ihre Klienten und Sklaven aus. Die ärmeren Leute der Stadt ließen sich für die Stadtwache anwerben, von reicheren Familien anheuern, oder verkrochen sich einfach, um dem ganzen möglichst zu entgehen. Schon einmal war Tarquinia eingenommen worden, auch wenn es mehrere Jahrhunderte zurücklag. Und damals die ganze Macht der Römer sich gegen die Stadt konzentriert hatte. Dennoch war die Angst groß, es könnte erneut passieren.
    Aber zunächst einmal war Tarquinia befestigt, bewaffnet, und nicht mehr an Rom gebunden. Die anderen etruskischen Städte – Arretum, Pisae, Luca, Bononia, Placentia, Mantua – würden gewiss folgen. Tarquinia verkündete den Willen der Götter. So war es stets gewesen, so würde es immer sein.