Beiträge von Narrator Italiae

    Der Sklave am Empfang kannte den Primus Pilus sehr gut. Wie auch einige andere Soldaten der Prima. Er selbst hatte Glück gehabt, er war nicht krank geworden. Aber dadurch hatte er auch viel arbeiten müssen. „Salve, Centurio Iulius. Salve, Iulius.“ Er nickte dem Adoptivsohn des Offiziers zu und wandte sich dann aber wieder an den Vater. „Helfende Hände können wir im Moment schier überall gebrauchen. Gibt es denn einen Bereich, für den sich Dein Sohn besonders interessiert?“

    "Gut so, Tiro!" quittierte der Centurio die Meldung, während auch die anderen Tirones wieder in einer Linie antraten. "Aufräumen und dann ab auf die Stuben zum Essen fassen! Tiro Memnon, du gehst heute Abend mit auf Patrouille bei der dritten Wache." Damit verschwand er vom Innenhof und ließ die Tirones beim Aufräumen alleine.

    Der Centurio verfolgte den Löschvorgang schweigend. Offenbar wollte er diesmal sehen, wie sich die Tirones, die schon länger dabei waren, anstellten und ob sie dem Neuen einen passenden Platz zuwiesen. Zumindest das schien zu klappen, denn er reihte sich in der Eimerkette ein. Schließlich war das Feuer aus und es herrschte Stille. Zu viel Stille, für die Meinung des Centurios. "Und jetzt? Meldung?" fragte er ungeduldig.

    Der Centurio beobachtete aufmerksam, wie sich der Neue beim Entfachen des Feuers anstellte, sagte aber nichts. Anschließend wartete er, bis sich das Feuer ein wenig entwickelt hatte und der Holzstapel gut brannte. "Antreten!" rief er die auszubildenden Männer dann wieder in eine Linie zurück. "Ausrüsten und vorrücken zur Brandbekämpfung mit Wasser!" An den Siphones war noch keiner der Männer ausgebildet, sie würden also auf die altbewährte Eimerkette zurückgreifen müssen.

    Sim-Off:

    Wenige Zeit später? Vor oder nach dem Mord am Kaiser?


    Dem Wirt fielen als erstes die drei Denare auf, mit denen der Mann bezahlen wollte. Offenbar hatte er großes vor heute, denn das Geld reichte problemlos für mehrere Runden. Die Aufmerksamkeit des Wirtes hatte er damit sicher, der unverzüglich das gewünschte servierte. "Dann nutze es, dass du heute raus gekommen bist!" zwinkerte er ihm verschwörerisch zu. "Und hey, wir sind Misenum, da gibt es immer etwas Neues!"

    Der Centurio war durchaus zufrieden, dass der Neue den körperlichen Anforderungen gewachsen schien, ließ sich das aber keineswegs anmerken. Zu frühes zu starkes Lob war schlecht für die Moral. Stattdessen wartete er einfach, bis alle ihre Runden beendeten hatten.


    "Äxte und Eimer wegräumen! Leitern wegräumen! Feuerholz auf der Mitte des Platzes aufschichten!" lauteten die nächsten Anweisungen. Offenbar sollte nun eine andere Übung folgen. "Memnon, kannst du Feuer entfachen?" wandte er sich dann erneut an den Neuen.

    Auch diesmal waren die Antworten nicht völlig falsch, aber der Centurio war etwas unzufriedener. "Wenn ihr es hinbekommt, mit der Axt eine Tür einzuschlagen, bin ich schon glücklich. An Wände braucht ihr erst einmal gar nicht zu denken! Und dass eine Decke auf einem Dach die Ausbreitung eines Brandes verhindert ist Unsinn! Vergiss das einfach sofort wieder!"


    In diesem Augenblick kamen die beiden anderen Tirones zurück und reihten sich wieder ein. Den Centurio ging näher hin. "Verband vorzeigen." Der Tiro streckte seinen Arm vor und den Centurio inspizierte ihn. "In Ordnung." stellte er fest und ging wieder ein paar Schritte zurück.


    "Wo waren wir? Ach ja - Äxte. Selbe Übung wie eben, nur diesmal jeder zusätzlich zum Eimer eine Axt! Wieder jeder drei Runden! Ausführen!" Benutzen brauchten sie die auf dem Dach allerdings nicht - den Centurio wollte ja nicht seine eigenen Kaserne zerhacken.

    "Nicht falsch", stellte der Centurio trocken fest. "Wofür benutzt man sie?", wollte er als nächstes wissen, während die beiden Vigiles am Rand des Platzes dabei waren, ein Stück Leinen als Verband um die Wunde zu wickeln.

    Auch dem Centurio war die Verletzung eines Tiros nicht entgangen. "Raustreten! Nebenmann auch! Wunderversorgung durchführen!" Er deutete auf den Rand des Platzes, wo neben den Arbeitsgeräten der Vigiles auch eine Capsa mit Verbandsmaterial stand. Ein Vigiles musste eben auch so etwas können.


    "Die Pause nutzen wir, um mal zu schauen, was unser Neuer schon alles weiß. Memnon, was für Geräte gibt es noch außer den Leitern und den Eimern?"

    Während die Männer die Übung ausführten, beobachtete der Centurio sie von der Mitte des Platze oder von einer Stelle direkt neben einer der Leitern aus. Immer wieder trieb er zur Eile an, gelegentlich erteilte er auch mal ein Lob. Als sich die Männer aufreihten, war auch er wieder auf der Mitte des Platzes. "Schön. Dasselbe jetzt nochmal, mit einem gefüllten Wassereimer. Eimer aufnehmen, füllen, rauf auf die erste Leiter, Wasser an der Dachecke abkippen, die zweite Leiter runter, Eimer wieder füllen, die dritte Leiter rauf, an der Dachecke abkippen, die vierte Leiter wieder runter, Eimer wieder füllen. Jeder drei Runden! Im Laufschritt! Ausführen!" Eimer standen dort bereit, wo auch die Leitern gelegen hatten. Wasser gab es in zwei Becken in zwei der Ecken des Platzes.

    "Wir haben einen Neuen. Er heißt Memnon", stellte der Centurio den anderen Auszubildenden den Neuen vor, der heute eingetroffen war. Weitere Worte macht er nicht. Die Männer wohnten zusammen, da würden sie sich ohnehin früher oder später gegenseitig kennenlernen.


    "Heute machen wir Leiterklettern. Stellt vier Leitern auf, jede an einer Seite des Platzes auf das Gebäude. Und dann geht's die erste Leiter rauf, über das Dach zur zweiten, dort runter, über die dritte wieder rauf zur vierten und dort wieder runter. Im Laufschritt! Jeder drei Runden! Ausführen!" Leitern lagen in einer Ecke des Platzes bereit, zusammen mit weiterem typischen Gerät der Vigiles.

    Mit Zahlen hatte der Vigilis namens Eudamidas es nicht so, so dass er einen Moment brauchte, bis er die Frage beantworten konnte. Er nahm die Finger zu Hilfe, um zu einem Ergebnis zu kommen. "Sechs Jahre, oder so."


    Er suchte gerade nach einem anderen Gesprächsthema, als sein Vorgesetzter um die Ecke kam. "Centurio! Hier ist ein Neuer namens Memnon, der sich gerade hier gemeldet hat."


    Der Centurio kam näher. "Salve. Zugeteilt der dritten Centuria der dritten Cohorte?", vergewisserte er sich.

    Der Wirt schien ihn jedoch schon nicht mehr weiter zu beachten, nachdem er aufgestanden war. Nur einmal macht er eine Geste mit dem Kinn in Richtung des Gastraumes, als ihn ein fragender Blick traf. Ansonsten kümmerte er sich um die anderen Gäste und schenkte Getränke ein, auf die eine Bedienung wartete. Den zweiten Tisch rechts würde der komische Gast wohl auch so finden, dachte er sich. Hinten war zwar ordentlich was los und jeder Tisch besetzt, aber es war längst nicht so voll, dass es unübersichtlich war.

    Der Vigilis wirkte nun nicht mehr so ganz desinteressiert. "Ah. Sag' das doch gleich. Dann komm' erst mal mit und pack dein Zeug in eine Stube. Ob du die behälst sehen wir später, aber dann brauchst du nicht doof auf der Straße herum zu stehen." Er führte den Mann ein paar Türen weiter und öffnete dort eine Tür zu einer Stube.

    "Nun denn. Dann stelle ich hiermit fest, dass jener Mann namens Quintus Flavianus Luka frei ist, wie es der Adsertor behauptet hat." Mit diesem Spruch war auch die Aufgabe des Praetors in diesem Verfahren erledigt und der Mann, der die Halle als Sklave an der Seite seines Herrn betreten hatte, konnte sie als Freigelassener an der Seite seines Patrons wieder verlassen.