Den zweiten Aureus bemerkte der Wirt ebenso wie den ersten und war mächtig beeindruckt. Nicht jeder wollte ein paar Informationen gleich mit diesen Beträgen bezahlen. Aber er ließ sich nichts anmerken und blieb bei seiner Einsilbigkeit. "Warte hier!" Sprachs und entfernte sich. Er schenkte zwei wartenden Gästen ein, wischte mit einem Tuch über die Theke, warf sich das Tuch über die Schulter und blickte sich nochmal um, ob der Kerl mit den zwei Aurei noch da war. Dann verschwand er im hinteren Teil des Gastraumes. Wenig später war er wieder da. "Grade durch. Zweiter Tisch rechts."
Beiträge von Narrator Italiae
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Der Praetor Urbanus hätte durchaus noch gerne das eine oder andere Wort mit dem Vigintivir gewechselt, bevor sie zum geschäftlichen kamen, aber jener wollte sein Anliegen offenbar zügig abgehandelt wissen. Vielleicht wollte er einfach nicht, dass die hinter ihm Wartenden sich durch ihn zu unnötigen Verzögerungen genötigt sahen. Tatsächlich sollte es ja auch nur um ein zügiges Freilassungsverfahren gehen, wie er dann aus dem Mund des vorgeschobenen Klienten erfuhr.
"Du schweigst zu dieser Behauptung, Flavius, und legst keinen Widerspruch ein? Dann wird jener Mensch für frei erklärt, doch dazu müsste ich wissen, wer er überhaupt ist", erwiderte der Praetor auf die Freiheitsbehauptung. Seine letzte implizite Frage richtete sich an den bisherigen Sklaven und seinen bisherigen Herrn gleichermaßen, den ihm war es egal, von dem er den Namen des Mannes erfahren würde, den er gleich für frei erklären konnte.
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Annahme von Klagen, Aufsetzen von Prozessformeln, Bestellen von Richtern, allerlei andere Rechtsgeschäfte - das Tagesgeschäft zog ganz bildlich vor dem Praetor Urbanus vorbei, indem ein Bürger nach dem anderen vor seinen Sitz trat und sein Anliegen vortrug. Manche kannte er, manche würde er nie wieder sehen, aber bei allen war er dem Gesetz verpflichtet, wie es sein Amt von ihm verlangte. Mal schaute er streng, mal hilfsbereit, mal ernst, wie es die Lage eben gebot.
"Oh, sei mir gegrüßt, Flavius", begrüßte er den Vigintivir, als dieser vor ihn trat. Er kannte ihn, eben aufgrund der Tatsache, dass er ein Vigintivir war, auch wenn er inhaltlich bisher nichts mit ihm zu tun gehabt hatte.
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Der Wirt steckte sich einen Finger ins Ohr und pulte darin herum. Den Aureus ließ er nicht aus den Augen. "Nestor? Der Barbier oben anne Ecke heiß' so, aber den meinse wohl nich." Er schaute, was der Finger aus dem Ohr geholt hatte. "Mord vor vielen Jahren? Und daran soll ich mich erinnern?" Er machte nicht den Eindruck, dass er das überhaupt wollte. Zumal in der Gegend recht häufig Morde passierten. "Isset eilig? Ich kann für dich fragen..."
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Der Vigilis zuckte mit den Schultern. "Keine Ahnung. Ist bei einer Besprechung oder so. Ist's dringend?"
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SportnachrichtenDer Wagenlenker Alexandros aus Serdica (Factio Praesina) beendet im Alter von 31 Jahren nach 5 Rennen seine aktive Karriere.
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| Erasistratos
Während Myson sich Platon widmete, erschien zwischen den Regalen plötzlich die Gestalt eines alten Griechen, der häufiger in der Bibliothek unterwegs war. Er gehörte zum Stab des Kaisers und war daher ein angesehener Mann. Mochte ihn mancher als Griechlein verspotten, so machte sein Wissen um die Heilkunst ihn doch mächtiger als manchen Senator Roms, denn er drang vor bis in den innersten Kreis der Macht: Ins Cubiculum des Valerianus Augustus!
"Myson! Chaire! Endlich sehen wir uns wieder!"
begrüßte er seinen alten Freund, mit dem er sich für heute verabredet hatte in der Sprache seines Heimatlandes. -
Nachwievor war sich der Duumvir nicht sicher, ob er bei dem jungen Quaestor noch von einem gesunden Selbstbewusstsein oder schon von einer ausgewachsenen Hybris ausgehen sollte. Aber das Gespräch versprach weiter spannend zu bleiben.
"Und du gehst davon aus, dass dein Geist nurmehr am Duumvirat wird wachsen können? Es müssen dann wohl sehr kleingeistige Männer sein, die in einem Alter höher als dem Deinigen niedrigere Ämter bekleiden und diese als Herausforderung ansehen. Ich selbst habe erst mit meinem achtunddreißigsten Lebensjahr zum ersten Mal das Duumvirat bekleidet."
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Erneut machte der Wirt nicht viele Worte, aber die kleine Goldmünze war seiner Aufmerksamkeit nicht entgangen. "Abgemacht." Sprachs und ging erstmal weg, um dem zahlungskräftigen Gast und dem Typ neben ihm Getränke zu holen. Lässig stützte er sich dann auf die Theke. "Wat willse wissen?"
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"Niemand hätte dich gehindert, wenn du ebenfalls zunächst als Aedil kandidiert hättest und erst dann als Quaestor."
Der Duumvir schien eine gewisse Freude daran zu empfinden, dem jungen Mann auf den Zahn zu fühlen und zu schauen, wie weit dessen Selbstbewusstsein ging.
"Du solltest vielleicht wissen, dass man es dir auch als Ungestümheit und mangelnden Respekt vor dem Alter auslegen kann, dass du dich in deinem Alter schon fähig für ein Duumvirat hältst. Zumal du nicht einmal ein Sohn der Stadt bist."
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Der Wirt brauchte nicht lange und sprach nicht viel. "Wat krisse? Trinken 'n As. 'N Mädchen sechs Asse." Im selben Atemzug nahm er einen leeren Becher des Kerls neben dem neuen Gast weg. "Noch einen?" Der Typ nickte.
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Dass der Quaestor nun eine Kandidatur ankündigte, kam für den Duumvir nicht überraschend. Zum einen war nun gerade ohnehin die Zeit, in der Kandidaturen angekündigt wurden, und zum anderen war ihm der Quaestor schon immer recht strebsam vorgekommen und es war klar, dass die Quaestur nicht das Ende seiner Karriere sein sollte. Trotzdem stand er dem geäußerten Wunsch nicht gerade euphorisch gegenüber.
"Du möchtest also als Duumvir kandidieren? Denkst du nicht, dass du dafür ein wenig zu jung sein könntest? Es mag in unseren Gesetzen vielleicht kein Mindestalter geben, aber in Rom gibt es für jede Magistratur eines und in manch anderer Stadt ebenso. Nicht umsonst haben dort weise Männer festgelegt, dass ein Duumvir beispielsweise mindestens 30 Jahre alt sein muss."
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Die weiteren Informationen hörten sich nicht besorgniserregend an, befand der Duumvir, so dass er keine weiteren Fragen hatte, sondern tatsächlich den regulären Bericht in der Curia abwarten würde.
"Ja, schon wieder ist eine Amtsperiode herum. Es ist unglaublich, wie die Zeit vergeht, nicht wahr? Kaum hat man angefangen zu arbeiten und Projekte auf den Weg gebracht, da stehen auch schon die nächsten Wahlen vor der Tür."
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"Ganz gut, danke der Nachfrage."
Den kurzen Zwischenbericht zur Einführung der Liegegebühr im Hafen nahm der Duumvir mit Interesse zur Kenntnis. Es wunderte ihn nicht, dass der Aufwand am Anfang besonders groß war. Schließlich mussten jetzt erst einmal in kurzer Zeit die fehlenden Daten zu allen Schiffen zusammengetragen werden. Später würde nur noch der Aufwand für neu eintreffende Schiffe oder ablegende Schiffe anfallen.
"Schön zu hören, dass die Sache läuft. Gibt es viele Schiffe mit unklaren Eigentumsverhältnissen? Ich denke, so ein Schiff bleibt doch nicht lange unbemerkt von den Erben, wenn der Eigentümer tatsächlich verstirbt, zumal die Mannschaft ja von irgendwem bezahlt werden muss, oder?"
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Da die Duumviri gerade keinen Besuch hatten, winkte der Scriba die beiden Männer gleich durch, ohne sie lange aufzuhalten. "Ihr könnt durchgehen", teilte er lediglich mit. Drinnen war auch nur einer der beiden Duumviri anwesend.
"Salvete. Ah, der Quaestor. Nimm Platz. Wie geht es dir?"
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Bürger der Stadt Ostia!!
Hiermit geben wir, die Duumviri von Ostia, bekannt, dass am
ANTE DIEM V KAL DEC DCCCLXI A.U.C. (27.11.2011/108 n.Chr.)
und
ANTE DIEM IV KAL DEC DCCCLXI A.U.C. (28.11.2011/108 n.Chr.)die Wahlen für die Ämter der Stadtverwaltung, namentlich der Magistrate und Duumvirn stattfinden.
Jeder, der die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt und sich berufen fühlt, Ostia zu verwalten und zu repräsentieren, möge seine Kandidatur bis zum PRIDIE ID NOV DCCCLXI A.U.C. (12.11.2011/108 n.Chr.) der Stadtverwaltung bekanntgeben.
Wahlberechtigt ist gemäß §1 des Pars Tertia der Lex Municipalis Ostiensis jeder römische Bürger, der Ostia seinen Wohnsitz nennt und der den Cursus de Rebus Vulgaribus bestanden hat.
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Hafenordnung der Stadt Ostia
§1 [Hafen und Verwaltung]
(1) Die Hafenverordnung ist Reglemant für sämtliche Aktivitäten an Ostias Kaien. Sie erfährt ihre Umsetzung durch die Hafenverwaltung und deren Kontrollorgane (Vexillatio Ostiensis).
(2) Die Hafenverwaltung untersteht einem oder mehreren Magistraten der Stadtverwaltung. In Angelegenheiten der Getreideversorgung der Stadt Rom untersteht sie außerdem dem Procurator Annonae.§2 [Kapazität und Anlegesperre]
Der Hafen bietet Anlegeplätze für maximal zweihundert Schiffe. Schiffe,1. die zu groß zum Einlaufen sind,
2. die zu sinken drohen,
3. die Feuer gefangen haben,
4. deren Mannschaft oder Passagiere mit einer schwer ansteckenden Krankheit infiziert sind, oder
5. die ein Hafenverbot gem. §6 von der Hafenverwaltung erhalten haben,dürfen nicht in den Hafen einlaufen.
§3 [Liegeplätze]
(1) Der Hafen besitzt 10 Liegeplätze.
(2) Auf Verlangen der Hafenverwaltung sind bestimmte Liegeplätze einzunehmen oder zu verlassen. Zugewiesene Liegeplätze dürfen nicht ohne Erlaubnis der Hafenverwaltung gewechselt werden.§4 [Betreten eines Schiffes]
Die Hafenverwaltung hat das Recht, Schiffe jederzeit ungehindert zu betreten, zu besichtigen und zu durchsuchen.§5 [Liegegebühr und Aufenthaltsbeschränkung]
(1) Die Liegegebühr betrifft alle Schiffe, die in einem Hafen von Ostia anlegen und nicht dem Princeps unterstehen oder im Besitz von Händlern der Socii Mercatorum Aurei sind.
(2) Kostenfreiheit wird für die ersten 10 Liegetage gewährt. Für jeden weiteren Tag wird eine Tagesgebühr in Höhe von 18 Sesterzen fällig.
(3) Zu entrichten ist die Summe aller Tagesgebühren an die Hafenverwaltung bei Auslaufen des Schiffes bzw. nach Aufforderung der Hafenverwaltung am Ende eines Monats.
(4) Die Hafenverwaltung kann eine zeitliche Beschränkung des Aufenthalts eines oder mehrerer Schiffe anordnen.§6 [Strafen und Sicherheit]
(1) Bei Zuwiderhandeln eines Kapitäns oder seiner Mannschaft gegen die Hafenverordnung kann die Hafenverwaltung1. Strafgebühren nach eigenem Ermessen,
2. Auslaufsperre des betroffenen Schiffes, oder
3. ein Hafenverbot gegen genannten Kapitänals Strafen verhängen.
(2) Ein Hafenverbot kann auch gegen Schiffe verhängt werden, die eine oder mehrere Nummern aus §2 Hafenverordnung erfüllen und damit die Sicherheit des Hafens gefährden.§7 [Sperrung des Hafens]
Die Hafenverwaltung behält sich das Recht vor, den Hafen jederzeit schließen zu lassen.§8 [Inkrafttreten]
Die Hafenverordnung tritt ab dem Tag ihrer Verkündung in Kraft.Im Namen der Curia Ostiensis:
MARCUS IULIUS DIVES
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Der Duumvir hätte durchaus auch über variable Tagessätze abstimmen lassen, wenn es denn dazu noch weitere konkrete Vorschläge gegeben hätte. Nach dem vergangenen Rededuell sah es jedoch nicht danach aus. Stattdessen meldeten sich mehrere Ratsmitglieder zu Wort, die die vom Quaestor vorgeschlagenen 25 Sesterze befürworteten, für zu gering oder für zu hoch hielten. Es wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn jetzt hier gleich alle einig gewesen wären.
Schließlich landete man am Ende einer weiteren Diskussion unter der vom Quaestor vorgeschlagenen Marke, nämlich bei 20 Sesterzen pro Tag. Verbunden mit dem Auftrag, dass der Quaestor zeitnah eine Aufstellung der Einnahmen erstellte und der Curia vorlegte, um gegebenenfalls über eine Anpassung zu entscheiden. Dazu würde man dann auch die Reaktionen der Händler auf die geänderte Rechtslage berücksichtigen.
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"Überhaupt keines. Acht Tage entsprechen einer Nundinae. Wenn wir die Schiffe des Handels wegen Willkommen heißen wollen, ist das das Minimum, was wir ihnen gewähren müssen."
Damit nahm der Mann wieder Platz und schien alles gesagt zu haben, was er sagen wollte. Der Duumvir nutzte die Gelegenheit, wieder das Wort zu ergreifen.
"Ich danke für die Wortmeldungen. Soweit ich erkennen kann, trifft es auf die generelle Zustimmung der Versammlung, die Hafenordnung überhaupt um die Erhebung einer Gebühr zu ergänzen."
Eine kurze Abstimmung dazu bestätigte diesen Eindruck.
"Nun gilt es die Zahl der kostenfreien Tage festzulegen."
Auch dazu wurde eine Abstimmung durchgeführt, die der Komplexität der Sache entsprechend etwas umfangreicher ausfiel. Doch auch hier konnte schließlich ein Ergebnis verkündet werden.
"Ich stelle fest, dass sich die Versammlung für zehn kostenfreie Liegetage ausspricht. Kommen wir nun also zur Frage der danach fälligen täglichen Liegegebühr. Ich bitte um Wortmeldungen, da dieses Thema bisher noch nicht abschließend diskutiert wurde."
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Der Redner gestikulierte stumm mit den Armen und schien ein Stoßgebet an Mercurius zu schicken, dass beim nächsten Mal wieder ein Quaestor mit mehr praktischem Verstand als Händler gewählt wurde, während der Quaestor seine Überlegungen darlegte. Als er schließlich zustimmte, einen alternativen Entwurf mit einer festen Tagesgebühr zu befürworten, hörte man einiges erleichterte Aufatmen in der Curia. Offenbar hatte er damit den Nerv mehrerer Ratsherren getroffen. Der aktuelle Wortführer ging daher auch nur noch auf den ersten Punkt ein.
"Ich stelle mir ja eben genau nicht vor, dass die Gebührenordnung das erfasst! Du hast damit angefangen, dass ein kleines Schiff genauso schnell entladen ist wie ein großes und darauf deine Zahlenwerke aufgebaut. Ich habe nicht mehr gemacht als aufzuzeigen, dass deine Konstruktion nicht trägt, weil sie von falschen Voraussetzungen ausgeht. Wir sollten hier schlicht nach gänzlich anderen Kriterien entscheiden. Jeder, der lange genug in der Stadt wohnt kennt unseren Hafen, hat schon zahlreiche Schiffe einlaufen und auslaufen sehen, hat vielleicht selber Schiffe auf die Reise geschickt oder Ladung erwartet. Wir können hier einfach entscheiden, wie viele kostenfreie Tage angemessen sind, völlig unabhängig von irgendwelchen Rechenspielen am Schreibtisch des Quaestors. Ich schlage vor, die Grenze nicht geringer als auf acht Tage anzusetzen."
Der Duumvir nahm diesen Vorschlag zum Anlass, nach weiteren Meinungen zu diesem Thema zu fragen und hatte am Ende ein ganzes Bündel von Vorschlägen, die zwischen fünf Tagen und einem ganzen Monat schwankten.