PHASE I
Sextus Cluentius Glabrio
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Bei den Göttern, wie hatte er gefeiert! Die Saturnalia waren wie ein einziger Rausch gewesen. Ein einziger Rausch, den er vor allem deshalb genossen hatte, weil er kurz zuvor zum Duumvir dieser Stadt gewählt worden war. Teuer war es gewesen, sicher. Aber er würde sich das investierte Geld peu a peu wieder zurückholen.. nachdem er erst einmal den nötigen Eindruck hinterlassen hatte. Bis dahin hieß es sich bedeckt zu halten und dafür zu sorgen, dass der alte Duumvir Tupidius jeden Ärger von ihm fern hielt.
Wenn dieser allerdings endlich mal auftauchte. Mit dröhnendem Kopf, den Glabrio auf den großzügigen Weinkonsum des gestrigen Tages (und der geschätzten hundert davor), hockte er hinter seinem Schreibtisch und versuchte nicht allzu fertig auszusehen. Der zweite Schreibtisch blieb leer... was sehr, sehr ungewöhnlich für den alten Mann war. SEHR sehr ungewöhnlich. Quintus Tupidius Largo hatte bisher sein gesamtes Leben lang durch übermäßige Pünktlich- und Korrektheit geglänzt. Und heute kam er nicht... wer allerdings kam, war ein ebenso fertig dreinblickender Scriba, dem Glabrio mit einer knappen Handbewegung gebot, sich nicht weiter aufzuhalten und mit der Sprache rauszurücken.
"Ehm.. der... also... Tupidius Largo.", begann der Mann sichtlich betreten, "Er ist... das Fieber... er ist tot."
Das war ein Schock. Glabrio blickte den Kerl entsetzt an, so sehr traf ihn die Nachricht. Das war eine Katastrophe, nicht weniger. Er hatte sich auf eine lockere Amtszeit eingestellt, immerhin hatte er sich noch nie wirklich für die Politik oder die Verwaltung interessiert. Und jetzt das! Er konnte doch nicht... er durfte doch nicht... das war doch nicht...
"Tot?", brabbelte er wenig geistreich, eine Frage stellend deren Antwort er schon wusste, "Wie kann das sein? Er hat doch gesagt, dass..."
"Das ist nicht alles, Duumvir..", unterbrach ihn der Schreiber mit klagvollem Blick, "..die Magistraten Suspicius und Palamantius sind auch nicht erschienen. Von Suspicius wissen wir, dass er krank darnieder liegt. Von Palamantius haben wir noch nichts gehört, seine Familie öffnet die Türe der Casa nicht. Ehm... also..."
Was folgte war eine in beängstigem Maße lange Liste über all jene, die nicht zur Arbeit erschienen waren. Zuerst hätte er ja gelacht, immerhin waren wenige Tage zuvor die Leute noch in exzessivster Feierlaune gewesen. Und jetzt das... quaso von einem auf den anderen Tag.
"Was ist mit der Stadtwache, geht die noch patroullieren?", fragte er besorgt, bekam aber nur ein hilfloses Lächeln als Antwort.
"Was sollen wir jetzt tun, Duumvir?", war eine Frage, auf die er selbst keine Antwort hatte.
"Wir werden einfach so weitermachen... das... das ist sicher nur eine kleine Schwäche, die die Leute nach den Feiern niederhält. Wir werden einfach abwarten, die kommen sicherlich alle wieder... jaja, ganz sicher. Du darfst gehen... ehm... die Curia wird für heute geschlossen. Ganz einfach. JA, genau so machen wir das. Frei für alle... auf dann, bis morgen.", winkte er den Schreiber fort. Aufgeschoben war nicht aufgehoben, aber so bekam er wenigstens ein, zwei, vielleicht sogar drei Tage Zeit sich zu überlegen wie er dieses Dilemma beseitigen konnte.