Beiträge von Narrator Italiae

    PHASE I
    Ein hart arbeitender Niemand deutete stumm durch die vielen Türen und Räume der 'Praxis' hindurch ins geräumige Atrium, wo ein älterer Herr auf einer Reihe von stark duftenden Säcken hockte, und mit deprimierter Miene auf eine Tabula glotzt.


    Memmius Calavianus Eutychides


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    "Scythus!", winkte er den Herankommenden zu sich, "Schau dir dies an... diese verdammten Halsabschneider.. das ist wahrscheinlich die letzte Fuhre Ulmaria, die wir bekommen können, und was haben sie gemacht? Gleich mal das doppelte des Preises aufgeschlagen. Und was soll ich tun? Das Geld von den Kranken wiederholen..? Die ganze.. oh.. du bist nicht Scythus.", bemerkte der alte Mann schließlich den Neuankömmling, klopfte sich die blütensaubere Tunika ab, die er mehrmals am Tag (besonders nach Behandlung von Kranken) wechselte, und grüßte den Mann mit mildem Lächeln: "Salve, Miles. Du siehst nicht krank aus, was Hoffnung macht. Ich gehe davon aus die Winde haben es noch nicht ins Lager geschafft? Dann solltest du dich gut waschen, bevor zu zurückkehrst, damit das auch so bleibt. Also, was treibt dich her?"

    PHASE I
    Memmius Calavianus Eutychides


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    "Vielen Kranken und Toten in der Stadt?", blinzelte der alte Mann den jungen an, nachdem dieser sich angestellt hatte, "Junger Mann. Das ist gerade erst der Anfang!"
    Mit einem lockeren Wink deutete er dem jungen Mann ihm zu folgen, woraufhin er denselben durch die Winkel seiner 'Praxis' führte, bis in einen Raum in dem bereits zwei Frauen saßen und mit Schalen und Mörsern trockenes Kraut pulverisierten.
    "Ich bin übrigens Calavianus Eutychides.", stellte er sich schließlich dem Jungen vor, bevor er ihn kritisch taxierte, "Jaaaa... du siehst kräftig genug aus. Da, nimm die Kiste da mit."
    Nachdem er sichergestellt hatte, dass der junge Kerl auch die richtige Kiste mitgenommen hatte, ging die Reise zurück bis zu einer Armatur, in deren Mitte zwei dicke Holzplatten standen, und an deren Oberteil eine größere Kurbel angebracht war.
    "So... den Inhalt der Kiste NACH UND NACH hier zwischen die beiden Platten legen. Dann die Kurbel so fest nachziehen, bis es nicht mehr geht. Dann wieder lösen, und das gleiche nochmal. Das machst du so lange, bis an dieser Stelle", er deutete auf eine ösenartige Öffnung, unter die er eine kleine Schale stellte, "Öl heraus kommt. Das ist Fenicularius, es wirkt lindernd bei Hitze und Auswurf und fördert die Heilung. Wenn du das geschafft hast: in dem Raum von vorhin sind noch vier weitere Kisten. Da dürfte einiges zusammen kommen."
    Bevor er sich verabschiedete, um weiter nach Kranken zu sehen die sich mittlerweile eingefunden hatten, klopfte er dem Jungen noch aufmunternd lächelnd auf die Schulter, und stockte dann beim Blick auf dessen Hände: "Moment! Bevor du an die Arbeit gehst: Hände waschen. Im Innenhof ist ein Brunnen mit einem Eimer voll Reinigungstalg. Erst Hände waschen, dann mit der Arbeit anfangen! So denn, frohes Gelingen. Ich komme später wieder, wenn ich noch etwas für dich zu tun habe!"

    Die Tempel der Stadt waren natürlich alles andere als sauber ordentlich aneinander gereiht. Allerdings auch alles andere als dezentral. Die Götter lagen den Menschen am Herzen, und so eben auch der Stadt. Hatte man vor einigen Tagen noch ein oppulentes Opfer dargebracht, um die Überflutung durch den nahen See und die Flüsse dieses Jahr nicht allzu stark ausfallen zu lassen, war in den Saturnalia großer Trubel ausgebrochen, hatte man in den verlängerten kaum Notiz von den Tempeln genommen. Noch weniger Notiz hatte man von den Ereignissen in Rom genommen. Skandal? Nemi? Nicht unser Problem.
    Jetzt, wo sich langsam ein Schatten über die Stadt zog waren die Tempel gar leerer als sonst. Noch.

    PHASE I
    Sextus Cluentius Glabrio
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    Bei den Göttern, wie hatte er gefeiert! Die Saturnalia waren wie ein einziger Rausch gewesen. Ein einziger Rausch, den er vor allem deshalb genossen hatte, weil er kurz zuvor zum Duumvir dieser Stadt gewählt worden war. Teuer war es gewesen, sicher. Aber er würde sich das investierte Geld peu a peu wieder zurückholen.. nachdem er erst einmal den nötigen Eindruck hinterlassen hatte. Bis dahin hieß es sich bedeckt zu halten und dafür zu sorgen, dass der alte Duumvir Tupidius jeden Ärger von ihm fern hielt.


    Wenn dieser allerdings endlich mal auftauchte. Mit dröhnendem Kopf, den Glabrio auf den großzügigen Weinkonsum des gestrigen Tages (und der geschätzten hundert davor), hockte er hinter seinem Schreibtisch und versuchte nicht allzu fertig auszusehen. Der zweite Schreibtisch blieb leer... was sehr, sehr ungewöhnlich für den alten Mann war. SEHR sehr ungewöhnlich. Quintus Tupidius Largo hatte bisher sein gesamtes Leben lang durch übermäßige Pünktlich- und Korrektheit geglänzt. Und heute kam er nicht... wer allerdings kam, war ein ebenso fertig dreinblickender Scriba, dem Glabrio mit einer knappen Handbewegung gebot, sich nicht weiter aufzuhalten und mit der Sprache rauszurücken.


    "Ehm.. der... also... Tupidius Largo.", begann der Mann sichtlich betreten, "Er ist... das Fieber... er ist tot."


    Das war ein Schock. Glabrio blickte den Kerl entsetzt an, so sehr traf ihn die Nachricht. Das war eine Katastrophe, nicht weniger. Er hatte sich auf eine lockere Amtszeit eingestellt, immerhin hatte er sich noch nie wirklich für die Politik oder die Verwaltung interessiert. Und jetzt das! Er konnte doch nicht... er durfte doch nicht... das war doch nicht...


    "Tot?", brabbelte er wenig geistreich, eine Frage stellend deren Antwort er schon wusste, "Wie kann das sein? Er hat doch gesagt, dass..."


    "Das ist nicht alles, Duumvir..", unterbrach ihn der Schreiber mit klagvollem Blick, "..die Magistraten Suspicius und Palamantius sind auch nicht erschienen. Von Suspicius wissen wir, dass er krank darnieder liegt. Von Palamantius haben wir noch nichts gehört, seine Familie öffnet die Türe der Casa nicht. Ehm... also..."
    Was folgte war eine in beängstigem Maße lange Liste über all jene, die nicht zur Arbeit erschienen waren. Zuerst hätte er ja gelacht, immerhin waren wenige Tage zuvor die Leute noch in exzessivster Feierlaune gewesen. Und jetzt das... quaso von einem auf den anderen Tag.


    "Was ist mit der Stadtwache, geht die noch patroullieren?", fragte er besorgt, bekam aber nur ein hilfloses Lächeln als Antwort.


    "Was sollen wir jetzt tun, Duumvir?", war eine Frage, auf die er selbst keine Antwort hatte.


    "Wir werden einfach so weitermachen... das... das ist sicher nur eine kleine Schwäche, die die Leute nach den Feiern niederhält. Wir werden einfach abwarten, die kommen sicherlich alle wieder... jaja, ganz sicher. Du darfst gehen... ehm... die Curia wird für heute geschlossen. Ganz einfach. JA, genau so machen wir das. Frei für alle... auf dann, bis morgen.", winkte er den Schreiber fort. Aufgeschoben war nicht aufgehoben, aber so bekam er wenigstens ein, zwei, vielleicht sogar drei Tage Zeit sich zu überlegen wie er dieses Dilemma beseitigen konnte.

    PHASE I
    Memmius Calavianus Eutychides


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    "Und wascht euch die Hände!", rief der alte Eutychides den Menschen hinterher, die seine Stube mit besorgtem Blick verlassen hatten. Fast hätte er angefügt "Wir sind noch nicht im Mittelalter..", wäre ihm das nicht im letzten Moment irgendwie unpassend vorgekommen.


    Normalerweise kehrte an dieser Stelle gespenstische Stille in das Erdgeschoss einer der besser gelegenen Insulae ein, wenn die letzten Kunden gegangen waren. Aber dieses Mal war es anders. Überall rotierte und schuftete man, hier wurden Mörser geschwungen, dort Blätter zum trocknen auf den Oberbau eines kleinen Ofens gelegt. Es gab keine Ecke, in der man nicht eifrig daran arbeitete Nachschub an Mittelchen zur Linderung der Beschwerden zu schaffen. Mit nachdenklichem Blick stapfte der alte Mann durch die Zimmer, um gerade die neu angestellten mit kritischen Blicken zu überprüfen.
    "Medicus curat, natura sanat. Merkt euch das...", wiederholte der vor Jahrzehnten freigelassene Grieche mit sonorer Stimme vor seinem Stab, "..das einzige was wir machen können, ist die Straße zu glätten, auf der die Heilung voranschreitet. Und es die Leute nicht vergessen zu lassen.."


    Während er über die letzten Tage nachdachte, nahm er einem jüngeren Burschen ein Messer aus der Hand, womit dieser die Blase eines seltenen Fischs aus dem toten und in Eis eingelegten Tier lösen wollte.
    "Wenn du es so machst, wirst du das Ding beschädigen. Wenn du das Ding beschädigst, ist es nutzlos... wenn es nutzlos ist, werden Menschen sterben."
    Die schreckgeweiteten Augen des jungen Mannes hätten ihn normalerweise schmunzeln lassen. Die Jugend. So schnell aus der Fassung zu bringen.. er wies dem Jungen eine ungefährlichere Arbeit bei der Zerstäubung von heilender Erde aus dem Osten des Reichs an, und setzte sich selbst an die Kiste mit totem Tier. Seine Hand war ruhig, als er sich mit äußerster Präzision durch die Inneren des Tieres arbeitete. Sein Geist hingegen rotierte...


    Es war vier Tage her, seit der erste Kranke zu ihm gekommen war. Mit den Symptomen einer normalen Influenz, wie sie zu dieser Zeit üblich war. Als der alte Lapidius starb, wunderte ihn das auch nicht zu sehr. Er hatte sich immer über den Durchhaltewillen des Mannes gewundert, die Parzen schienen ihm wohlgesonnen. Doch als man ihn mit panikgrellen Augen zu Tarquitius Rufo geschleppt hatte, weil dieser mitten in einem Dauerlauf einfach so zusammengebrochen war, da wusste er, dass dies keine normale Welle sein dürfte.


    Das erste, was er daraufhin gemacht hatte, war schnurstracks zur Curia zu marschieren um die Stadtoberen zu warnen. Doch erstens war schon die Hälfte der Scribae ausgefallen, und zweitens war das, was er im Officium des Stadtmagistraten Lupronius vorgefunden hatte auch mehr dem Tode als dem Leben nahe. Und dann all die Kinder! Man rief ihn eigentlich nicht zu solchen Fällen. Aber als der vier Jahre alte Enkel seines ehemaligen Herrn im Sterben lag, bekam er auch die vielen toten Kinder ins Gedächtnis gerufen.


    Er musste zählen! Alles ging über Zahlen!
    Einen Tag später hatte er seine beiden Scribae ausgesandt, um herauszufinden wieviele Beerdigungen in den letzten zwei Tagen stattgefunden hatten. Normalerweise dürften es nicht mehr als fünf sein.. zu dieser Zeit vielleicht auch fünfzehn. Es waren siebzig. Siebzig Tote. Diejenigen mit eingeschlossen, die von ihrer armen Verwandtschaft einfach an den gängigen Plätzen vor der Stadt verscharrt wurden, weil sie sich kein Begräbnis leisten konnte. Siebzig Tote, also Menschen, die vor drei Tagen gestorben waren. Er wollte garnicht wissen, wieviele es morgen sein würden... und übermorgen. Aber er MUSSTE es wissen. Hier war etwas großes im Busch.. und sie standen gerade erst am Anfang.

    PHASE I
    Niemand.


    Als die ersten zuhause blieben, mit dröhnendem Kopf, Übelkeit und Apetitlosigkeit machte man sich in den großen Häusern über die Daniederliegenden noch lustig. Natürlich hätten sie einen über den Durst getrunken.. oder gleich zehn. Zu selbstverständlich schien die Katerstimmung die sich unendlich langsam, aber mit tödlicher Sicherheit von Haus zu Haus, von Mensch zu Mensch ausbreitete... ein Sklave, der seinem Liebchen einen versteckten Kuss auf den Mund drückte. Das Liebchen, das nach dem Putzen des Balneums dem Herrn gefügig war. Ein Herr, der im vertrauten Gespräch bei der Salutatio nicht darauf achtete, wie nahe er seinen Klienten wirklich kam. Und Klienten, die nicht wussten, wie schnell sie mit hunderten anderen Bürgern und Nicht-Bürgern die unsichtbare Bedrohung über die ganze Stadt ausbreiteten.


    Als ein alter Mann, Vater und Großvater von einigen mehr oder weniger gestandenen Männern und sittsamen Töchtern, wenige Tage nach dem Ende der verlängerten Saturnalia im Fieber vollkommen ausgetrocknet seinen letzten Atemzug tat, dachte noch niemand groß über einen Zusammenhang nach. Einen Zusammenhang mit den fünf anderen Alten, die in diesem Teil der Stadt in ein und derselben Nacht ihr Leben aushauchten. Alte starben nunmal... und in einer Stadt mit zigtausenden Einwohnern, wie Mantua sie war, war der Tod täglich zu Gast. Jeden einzelnen Tag. Vor der Stadt kamen die Feuer selbst zu normalen Zeiten nicht zur Ruhe.


    Drei Tage später waren es dann nicht mehr nur die alten, die starben. Die Schwächsten wurden immer zuerst geholt.. und dazu gehörten neben den alten auch die Kinder. Viele Mütter weinten nicht einmal mehr, als am nächsten Tag das Quengeln ihrer Neu- oder Junggeborenen leiser wurde, um schließlich ganz zu verstummen. Es waren einige neue, junge Geister die in diesen Tagen ihr noch zu kurzes Leben ließen. Aber doch nicht so viele, dass man misstrauisch wurde. Wer krank wurde, blieb zuhause. Und so versteckte sich der Tod in den Häusern, während er sich auf den Straßen, Märkten und Plätzen, in den Hallen, Vorzimmern und Officii unter den Menschen ausbreitete wie ein unsichtbarer Mantel.


    Als die Feuer vor der Stadt immer zahlreicher wurden, nickten die Menschen nur traurig: so etwas geschah. Jedes Jahr gab es eine Phase, in der die Schwachen sich abgesprochen zu haben schienen. Ein Sammeltermin bei Pluto, wenn man es so sagen wollte. Auch deshalb wurde niemand misstrauisch. Noch nicht. Natürlich redete man darüber... aber dies war die Antike. Menschen starben, und sie starben oft. Je mehr Menschen auf einem Fleck hockten, desto öfter kam der Tod zu Besuch. So einfach war das.


    Misstrauisch wurde man erst, als ein örtlicher Leistungssportler mitten im Training zusammenbrach. Ein junger Mann in der Blüte seines Lebens, ein Abbild des Herakles, ein Vorbild für so viele. Man hoffte tatsächlich, dass er viele Wettkämpfe gewinnen würde.. vielleicht sogar in Griechenland.
    Noch am selben Abend war er tot.. seine Stirn glühte so kräftig, dass man das Blut des Mannes mit Eis aus den Kellern der reicheren Bürgern kühlen wollte. Es nützte nichts... Pluto holte ihn zu sich.
    Die Nachricht machte natürlich blitzartig die Runde. Ein Prominenter, den jeder kannte? Einfach so gestorben... am Fieber. Ausgetrocknet. Vor Schmerz brüllend und doch so schwach?
    Da wusste auf einmal jeder eine Referenz... und dann begannen die Leute, sich Gedanken zu machen.


    Zu spät. Viel zu spät.

    Der Praefectus Annonae verlor zwar nicht die Geduld, betrachtete den Fall aber dennoch schon wieder als erledigt.


    "Du wohnst gar nicht in Rom? Dann kann ich nichts für dich tun. Die Lex Flavia de frumentationibus gilt nur für die Stadt Rom."


    Der herbeigerufene Schreiber blieb derweil schweigend im Hintergrund stehen und wartete auf weitere Anweisungen.





    "Meldung ist jederzeit möglich. Ausgegeben wird einmal pro Woche, je nach Stadtbezirk an einem anderen Tag. Und für die Kontrolle habe ich meine Leute."


    Langsam fragte sich der Praefectus, warum er mit solchen Fragen belästigt wurde. Wofür sollte die Cura Annonae sonst da sein, wenn nicht für das Entgegennehmen und Kontrollieren der Meldungen?





    Der Bote war daran gewöhnt zu warten, denn sehr oft wurden Antworten verfasst auf jene Nachrichten, die er überbrachte. Daher stand er noch ein wenig herum und versuchte, nicht allzu neugierig rumzublicken und die Sklavinnen bei ihren Tätigkeiten anzuglotzen. Als die Dame zurückkam, nahm er den gesiegelten Brief entgegen.


    Niemand anderer wird ihn je zu Gesicht bekommen. antwortete der Bote, nahm die Sesterzen in Empfang und verliess wenige Momente später die Villa.

    PHASE I

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    [SIZE=7]Quelle: http://www.zeno.org - Zenodot Verlagsgesellschaft mbH [/SIZE]


    Die Saturnalia waren vorüber, viele schwere Köpfe plagten sich an diesen Tagen durch die Straßen. Und doch hatten viele das Gefühl, dass der Feierei noch nicht zur genüge gefröhnt war. Immer wieder traf man lachende und feiernde Gruppen am späten nachmittag und vor allem Abends auf den Straßen, ausgelassene Menschen die vor allem eines feierten: sich selbst.


    Dabei schien die Elite der großen Stadt sich in der eigenen Rolle als Vorreiter der Selbstvergessenheit zu gefallen, denn es waren vornehmlich Töchter und Söhne der gehobenen eintausend die sich in Gruppen durch die Straßen bewegten, Bacchus priesen und seinem Vorbild in jeder Hinsicht folgten. Hatte die Stadtwache größte Sorge die feiernden davon abzuhalten es nicht allzu sehr übertreiben, als hier eine freundliche Balgerei in eine weinschwangere Schlägerei ausarten wollte, dort eine Schabernack zwischen den Geschlechtern auf offener Straße in eine Vergewaltigung zu kippen drohte, hier eine Gruppe von feiernden einen Wagen in Brand setzte nur um halbnackend um die Flammen zu tanzen, so hatte vor allem eine Gruppe der Stadt ihren Spaß: die Schankwirte und Garbräter, die sich über die unverhoffte Fortführung der Feierlichkeiten natürlich umso mehr freuten je ausgelassener und Geldvergessener die Leute feierten.


    In dieser weinseligen, jeden ansteckenden Stimmung beschloss man alsbald das Theater zum Tempel der Feierlichkeiten zu erklären, in der sich bald jeden Abend ein großer Teil der Nobilitas der Stadt einfand um spontanen Darbietungen, Orgien und noch größerem Trubel anheim zu fallen..

    "Also gut. Unter der Voraussetzung, daß Du morgen eine schriftliche Empfehlung Deines Onkels vorweisen kannst, wirst Du für zunächst 10 Sesterzen die Woche angestellt. Über eine Erhöhung Deines Gehaltes können wir reden, wenn Du Dich bewährt hast. Sei morgen pünktlich zu Beginn der dritten Stunde* hier." Der Bürovorsteher ließ sich nicht anmerken, ob er die Gehaltsforderung für angemessen hielt oder nicht.



    Sim-Off:

    *ca. 9 Uhr

    Vinicius Lucianus. Das war natürlich eine Hausnummer! Trotzdem sah der Mann nicht sehr beeindruckt aus. "Und Dein fabelhafter Onkel kann Dich empfehlen? Hör zu, wenn er sich wirklich für Dich verwendet, dann will ich es mit Dir versuchen. Was stellst Du Dir denn so als Verdienst vor?" Wieder so eine Frage, die viel über den Bewerber aussagte. Schlimm genug, daß er selbst keinen - oder noch schlimmer, keinen vorzeigbaren Patron zu haben schien.

    "Nein, vorherige Wohnsitze sind für uns nicht interessant." Der Mann ließ seinen Blick nicht von Celer. Wie er sich jetzt aufführte, hatte durchaus Einfluß auf die mögliche Anstellung. "Wer ist denn Dein Onkel? Ein Fürsprecher würde die Entscheidung durchaus erleichtern. Wenn es sich denn um jemanden mit Einfluß handelt. Ansonsten wird Dein Patron vielleicht ein paar positive Worte über Dich zu finden wissen?" Wer auch immer dieser Patron war.