Beiträge von Narrator Italiae

    Dem Boten war die Stimmung des Ianitors herzlich egal. Er hatte einen Auftrag auszuführen.


    "Salve. Ich habe hier eine Nachricht vom Praefectus Urbi an Vinicia Petronilla. Ist sie in der Villa?"

    Sim-Off:

    Macht nix. Die Hauserfinder überlassen uns eh das Feld.


    Nach einer angemessenen Wartezeit wurde die Türe geöffnet und ein Mann, der offensichtlich zu den bediensteten des Hauses gehörte, erkundigte sich nach den Wünschen der Herren. "Wir sind im Auftrag der Cura Aquarum unterwegs und kommen wegen des Wasseranschlusses", erklärte der nette Mann vom Kundendienst und stellte sich dann auch noch namentlich vor. "Mein Name ist Ennius Cerealis und dies ist mein Kollege Prudentius Spurinna."


    Der Bedienstete schien zu wissen, worum es genau bei dem Anschluss gehen sollte. Mit einer leicht übertriebenen Geste bat er die Männer herein. "Salve. Gut, dass ihr kommt. Dann haben wir die Sache ja wohl bald hinter uns. Das war ja aber auch ein Ärger mit dem Anschluss. Ich verstehe ja nicht, wieso das so ein Aufwand war. Bitte hier entlang. Wochen hat uns das jetzt schon beschäftigt. Ach, Monate kann man schon sagen. Müsst ihr den Anschluss überhaupt nochmal sehen? Und dann war noch dieses und dann noch jenes und wieder dieses und jenes. So, da wären wir, da ist das gute Stück."


    Über eine Treppe hatten sie den Raum erreicht, in dem der Wasseranschluss die Mauer des Hauses durchquerte.

    "Ich war die meiste Zeit für Großverbraucher zuständig. Woanders war ich nur mal zur Vertretung." Wahrscheinlich war das auch der Grund, warum er sich jetzt um den Neuling kümmern durfte. Er kannte sich in seinem Bereich einfach gut aus, weil er schon lange dort tätig war.


    Für die Einarbeitung des neuen Kollegen hatte er daher auch schon Ideen. "Du machst dich erstmal schlau, welche Thermen an welchem Aquädukt hängen. Die Akten liegen da vorne im Schrank." Er deutete auf einen entsprechenden Schrank mit allerlei Liste, Tabellen und Verzeichnissen.


    Sim-Off:

    Such' dir einfach ein paar bespielte oder theoretisch bespielbare Thermen aus dem Forum, dem Tabularium (Rom-Karte), dem Wiki oder sonstigen Quellen zusammen und liste sie hier im Thread auf.

    Ennius Cerealis konnte sich bei der Frage ein Lachen nicht verkneifen. "Eine lustige Vorstellung. Aber dann muss schon jemand beim Einmauern des Anschlusses ganz grob falsch gemacht haben, wenn dieser durch den Wasserdruck aus der Mauer gepresst wird", antwortete er dann aber wieder ganz ernst. "Das darf einfach nicht passieren."


    Wenig später blieb er vor einem Haus stehen. "So, da wären wir. Casa Hirtuleia. Dann setz' mal dein bestes Kundendienstlächeln auf. Es geht los."

    Zu einem Zeitpunkt, der in keinerlei Zusammenhang zu einem Treffen der Damen der besseren Gesellschaft stand und mit Gedanken, die noch weniger mit einem solchen Treffen zu tun hatten, klopfte es eines Tages an der Tür der Casa Hirtuleia. Zwei Männer standen davor, sahen freundlich aus und begehrten Einlass.

    Zu den späteren Aufgabenbereichen konnte Afer keine Versprechen machen und da der Curator Aquarum sich inzwischen mit einem Nicken von den Männern verabschiedet hatte, musste diese Frage vorerst offen bleiben. "Das entscheidet der Chef. Wir arbeiten dich erstmal ein und wenn später woanders größerer Bedarf ist, wird er entscheiden müssen. Hier ist schon mancher von einem Aufgabengebiet zum anderen gewechselt."


    Die Besichtigung eines Aquädukts stellte dagegen keine besondere Aufgabe dar. "Klar, an den Dingern wirst du ab sofort kaum noch vorbei kommen. Aber glaube mir, mit der Zeit gewöhnst du dich auch daran und die Neugier verfliegt. Spätestens wenn du dich dabei erwischst, in der Freizeit an einem Aquädukt vorbei zu kommen und sofort zu wissen, wer ohne Wasser dasteht, wenn du es jetzt blockieren würdest, dann weißt du, dass du völlig in deiner Aufgabe aufgegangen bist und Roms Wasserleitungen besser kennst als Roms Straßen."

    "Natürlich. Was denkst du denn? Großabnehmer wie Thermen werden komplett anders berechnet als einfache Hausanschlüsse. Mit einem vicenum quinum kommst du nicht weit, wenn du ein paar Badebecken zu füllen hast." Afer lachte jovial und schien stolz darauf zu sein, mit dicken Leitungen zu tun zu haben und nicht mit kleinen Rohren. "Für so manche Anlage hat der erbauende Kaiser ja auch gleich noch ein zugehöriges Aquädukt bauen lassen", ergänzte er dann noch, um die Dimensionen zu unterstreichen. Dass das nun wirklich nur auf die größten Thermen zutraf und es auch noch viel mehr kleinere, private Anlagen gab, dazu Färber und andere wasserintensive Betriebe in den Außenbezirken der Stadt, die kein eigenes Aquädukt spendiert bekamen, aber trotzdem viel Wasser brauchten, ließ er gekonnt unter den Tisch fallen. "Also, nur nicht so schüchtern, wir bringen dir das alles bei."

    Dass sich drei Aquarii erst noch absprechen mussten, war nicht weiter verwunderlich, denn der Curator Aquarum hatte nur eben dieser Teilabteilung angekündigt, dass sie einen neuen Kollegen bekommen würden. Wer sich vornehmlich um den Neuen kümmerte, ließ er die Männer selber unter sich ausmachen. Schließlich stand einer von den dreien auf und der Curator Aquarum stellte ihn vor.


    "Dies ist Galeo Egilius Mummianus Afer, er wird dein Ansprechpartner sein. Er ist zusammen mit seinen Kollegen vor allem für Thermen und ähnliche Wasserkunden zuständig."

    Jetzt blickte der Curator Aquarum doch etwas irritiert.


    "Das Pumpsystem? Sowas ist selten. Das meiste regelt sich über den Wasserdruck aus den hoch gelegenen Aquädukten beziehungsweise den Wasserhochbehältern in der Stadt."


    Er kratzte sich nachdenklich am Kopf, blickte dann in den Raum rein und stellte eine Frage eher zur Allgemeinheit der anwesenden Aquarii denn zu einem bestimmtem von ihnen.


    "Wo haben wir in der nähe ein sehenswertes Pumpsystem, das sich unser neuer Kollege mal anschauen kann?"


    Wie erwartet kamen einige Antworten auf kleinere Anlagen, die mehr oder weniger einem sehenswerte Pumpsystem nahe kamen.


    "Ja, da haben wqir ja was. Kannst du in den nächsten Tagen ja mal mit den Kollegen anschauen gehen."

    "Wasser wird immer an der engsten Stelle gebremst", erklärte Ennius Cerealis und schien dabei durchaus glücklich zu sein, mal wieder ein paar technische Zusammenhänge erläutern zu dürfen. Ohnehin schien er immer ganz in seiner Aufgabe aufzugehen und nichts anderes als Aquarius sein zu können. "Wenn du an ein enges Rohr einen breiten Flansch setzt, zahlt du viel und bekommst trotzdem wenig Wasser. Wenn du aber an ein breites Rohr einen kleinen Flansch machst, zahlst du nur wenig, kannst aber später auch mit wenig Aufwand einen größeren dran machen und bekommst dann mehr Wasser. Letztlich ist das natürlich wie gesagt nicht unser Problem. Wenn die Leute mehr Wasser haben wollen und ihre Leitung zu klein ist, müssen sie eben eine größere legen lassen." Je nachdem, wo die dann her ging und welchen Wasserverteiler sie anzapfte, kam dann eben wieder die Bauaufsicht der Aquarii ins Spiel.

    Diese Frage hatte sich der Curator Aquarum so direkt schon lange nicht mehr gestellt, da sie sich bei der umfangreichen Wasserversorgung in Rom nicht eben aufdrängte, aber natürlich hatte er trotzdem eine Antwort.


    "Natürlich würde sie das. Durch einen kleineren Rohrdurchmesser kommt weniger Wasser. Damit kann man dann eben nur einen Springbrunnen im Garten betreiben und nicht fünf. Oder die Latrinenspülung läuft nicht, während das Bad gefüllt wird. Was natürlich noch immer ein Vorteil wäre gegenüber den Häusern, die ihre Latrinenspülung mit gesammeltem Regenwasser betreiben oder gar keine Latrine im Haus haben, aber darum geht es ja nicht. Mit mehr frischem Wasser im Haus kannst du mehr machen, so einfach ist das. Ein Wasseranschluß ist ein Luxusgut, da kommt es nicht immer auf rationale Argumente an."

    Nach kurzer Überlegung bog der nette Mann vom Kundendienst mit seinem Begleiter an der Kreuzung rechts ab und sprach dann weiter. "Natürlich. Die Gebühren ändern sich, wenn man den Anschluss ändert. Das ist wie gesagt einer der Gründe, warum wir manche Häuser außerhalb des regulären Turnus besuchen müssen. Die eigentlichen Arbeiten muss der Hausbesitzer natürlich auf eigene Kosten machen lassen. Wir kontrollieren das nur. Auch die Kollegen vom Wasaserbau machen in solchen Fällen bestenfalls Planung, Auflagen und Bauaufsicht."

    Wieder einmal merkte der Curator, dass vieles, was für ihn und seine langjährigen Mitarbeiter einfach, selbstverständlich oder offensichtlich war, für einen Normalbürger eben doch nicht so einfach war.


    "Der Durchmesser bestimmt sich vor allem danach, was der Hausbesitzer wünscht und sich leisten kann. Es gibt vorgegebene Durchmesser und für jeden Durchmesser eine festgelegte Gebühr. Draußen an der Wand ist ein Aushang, da kann es jeder nachlesen."


    Im Büro gab es natürlich auch gleich mehrere Abschriften dieser Liste, aber früher oder später würde auch der neue Aquarius die Größen und Tarife auswendig können.


    "Und im Zweifelsfall musst du dir tatsächlich vor Ort den Anschluss anschauen und überprüfen, ob es noch derselbe ist wie bei der letzten Abrechnung. Aber die meisten Hausbesitzer sind da schon ehrlich und machen keine Probleme."

    "Du glaubst gar nicht, wie kreativ Menschen werden, wenn es um kriminelle Taten geht. Man kann fremde Leitungen anzapfen, seine eigene Leitung anzapfen, größere Rohre einbauen als festgelegt und einiges mehr. Manches ist einfach festzustellen, anderes müssen wir gründlich suchen. Die Bestrafung fällt dann in die Gerichtsbarkeit des Aedils."


    Der Curator Aquarum schien durchaus glücklich damit zu sein, über solche Straftäter nicht auch noch selber zu Gericht sitzen zu müssen. Er schien für derartige Manipulationen wenig Verständnis zu haben.


    "Wir haben einige Normgrößen für Anschlüsse, die sich auf den Durchmesser des bronzenen Rohrendes beziehen, das den Hausanschluss abschließt. Aber hier und da gibt es eben Ausnahmen, wo andere Rohre liegen oder an einer anderen Stelle als der üblichen gemessen wird."

    Der Curator schmunzelte ein wenig, denn die Frage kam nicht ganz unerwartet.


    "Sonderaufgaben hört sich spannend an, nicht wahr? Eine spannende Jagd auf Wasserdiebe ist aber eher die Ausnahme. Häufig geht es um abrechnungstechnische Dinge, wenn jemand einen Anschluss hat, der irgendwie nicht ganz normal ist oder zum Beispiel aufgrund von Eigentümerwechseln nicht ganz klar ist, wer nun für welchen Anschluss für welche Zeit zu zahlen hat."


    Die Frage nach Lehrmaterial war dagegen etwas unerwarteter.


    "Nichts offizielles oder speziell für die Arbeit als Aquarius in der Abrechnung. Die Wasserbauer haben Lehrbücher, aber die helfen dir wohl eher nicht. Und Lehrbücher für Kaufleute gibt es natürlich auch, aber nicht speziell für uns."

    "Ja, das werden sie. Längst nicht jedes Haus hat einen Wasseranschluss, aber die, die einen haben, werden einmal im Jahr systematisch besucht, um die Anschlüsse zu kontrollieren und die jährliche Gebühr abzurechnen", erklärte der nette Mann vom Kundendienst in aller Asuführlichkeit, während sie die Straße entlang gingen. "Wenn es Meldungen über bauliche Veränderungen gibt, einen neuen Anschluss irgendwo oder den Abbau eines vorhandenen Anschlusses, oder bei der regulären Abrechnung irgendwelche Fragen offen geblieben sind, dann müssen wir eben zu einzelnen Häusern nochmal extra hin. Manchmal können oder wollen die Hausbewohner auch nicht für ein ganzes Jahr zahlen, dann zahlen sie eben weniger und wir kommen schneller wieder."


    Langsam erreichten sie das Zielgebiet des heutigen Arbeitstages und Ennius Cerealis schaute sich an einer Kreuzung kurz um, um zu überlegen, welchen Weg sie als erstes einschlagen sollten.

    "Wir arbeiten natürlich entsprechend der Gliederung der Stadt in ihre Bezirke. Am Anfang bekommst du natürlich noch keinen eigenen Bezirk, sondern wirst erst einmal von einem Kollegen mitgenommen, um dich einzuarbeiten. Später könnt ihr euch die Arbeit in einem Bezirk dann teilen und irgendwann bekommst du dann auch einen eigenen Bezirk oder wirst leitender Aquarius in einem solchen und führst dann selber neue Kollegen ein."


    Der Curator deutete auf eine große Tafel auf der Wand, auf der die Bezirke der Stadt und die zuständigen Aquarii verzeichnet waren.


    "Es gibt aber auch einige wenige Aquarii, die quasi für Sonderaufgaben im Außendienst zuständig sind und keinen festen Bezirk haben."