Dass der Senator zumindest über die Preise Bescheid wusste, die andere Factiones gezahlt hatten, schien Andriskos ein wenig zu beruhigen. Eine Weile schaute er schweigend auf die Bahn. Dann grinste er. "1450."
Beiträge von Narrator Italiae
-
-
"Amphipolis, Thessalonica, Syracusae", zählte Andriskos ungerührt auf. "Und ich habe mir eine Verhandlung auch nicht so vorgestellt, dass ich meinem Gegenüber erst einmal erzählen muss, worüber wir überhaupt reden", setzte er hinzu. "Wir können das hier gerne beenden. Es gibt sicher andere Factiones, die junge Fahrer besser schätzen als ihr. Was habt ihr denn für euren letzten Neuzugang bezahlt? Habt ihr den auch mit 800 Sesterzen abgespeist?" Andriskos wusste die Antwort. Dafür kannte er sich in der Szene gut genug aus. "Gib es ruhig zu. Es waren weit über 1000 Sesterzen. Und die sollte euch Sotion auch wert sein."
-
Andriskos schwieg eine Weile. "Du scheinst mir nicht zu vertrauen, Römer. Du glaubst nur, was du mit eigenen Augen gesehen hast, nicht wahr? Dann musst du reisen. Große Rennfahrer werden nicht in Rom geboren." Man konnte glauben, sein Akzent war in diesem Moment stärker als sonst, um seine Herkunft zu betonen. "Ich habe Sotion Rennen fahren sehen. Ich spreche nie über Fahrer, bevor ich sie in einem Rennen gesehen habe."
Er schwieg erneut. "Ein fairer Preis entspricht seinem Wert. Den habe ich dir genannt. Was du hören möchtest, ist ein günstiger Preis."
-
"Das sind gerade einmal 50 Sesterze mehr", stellte Andriskos geradezu vorwurfsvoll fest und blickte nun wieder den Senator an. Das eben noch regungslose Gesicht zeigte nun plötzlich Leben. "Ihr habt euch schon lange nicht mehr um Nachwuchs gekümmert und keine Ahnung, was im Moment in der Szene vor sich geht, stimmt's? Dass eure Wahl auf Sotion gefallen ist, ist dann wohl er Zufall, nehme ich an. Ihr scheint zumindest keinen Ahnung zu haben, was er wert ist. Ich kenne Fahrer, die sind fünf Jahre älter als er und bringen weniger zustande als er. Aus ihm kann ein ganz Großer werden. Und ich will, dass er zu einer Factio kommt, die das weiß und schätzt und fördert. Wenn ich Fahrer für ein paar Sesterzen verramschen würde, würde ich meine eigene Vergangenheit verraten. Außerdem wäre ich dann nutzlos. Unter Wert verkaufen können sich die Jungs auch selber. Es gibt da einen Kerl namens Bagoas, der fährt nicht übel, aber er macht zu wenig aus seinem Talent. Für den würde ich auch nicht mehr als 750 ausgeben. Aber nicht für Sotion."
-
Das Angebot rang Andriskos nicht einmal ein Lächeln ab. "Mag sein, dass das mehr ist, als ihr bisher für junge Fahrer gezahlt habt. Aber deswegen habt ihr dann ja wohl im Moment auch keine. Er ist jedenfalls das doppelte wert." Das imaginäre Rennen auf der leeren Rennbahn schien plötzlich wieder spannend geworden zu sein.
-
Das Rennen im Kopf des Fahrervermittlers schien nicht allzu spannend zu sein, denn er löste seinen Blick wieder von der Rennbahn und wandte sich dem Senator zu. "Interessante Argumente. Und was wollt ihr es euch kosten lassen, diesen Fehler nicht zu wiederholen?"
-
Langsam bewegte Andriskos seinen Kopf, als würde er einem imaginären Rennen im Circus folgen. Vielleicht fuhr er tatsächlich im Kopf ein Rennen, dass er vor Jahren schon einmal gefahren war. Nur diesmal eben aus der Perspektive eines Zuschauers. "Ihr habt schon lange kein großes Rennen mehr gewonnen. Zweite Plätze, dritte Plätze, ja. Aber keine Siege. Und Patroklos fährt nicht mehr." Er sprach es locker, ohne Boshaftigkeit in seiner Stimme. Einfach nur als Feststellung. "Von wem wird Sotion bei euch das Siegen lernen können?"
-
"Wenn du beim Rennen vor dir nichts anderes siehst als Staub und die Ärsche deiner vier Pferde, dann freust du dich nach dem Rennen auch über eine Menschentraube um dich herum", spielte Andriskos auf seine Zeit als erfolgreicher Fahrer an und ließ bewusst offen, ob er jetzt auch noch nach einem Circusbesuch umringt ist oder nicht und was er davon hält. Stattdessen ging auch er zum Geschäftlichen über. "Das tun viele. Was bietet ihr ihm?"
-
Andriskos setzte sich ohne Aufforderung neben den Senator und lehnte sich bequem zurück, als wolle er die Sonne genießen. "Meinst du? Man könnte die Geschäfte an den Ausgang des Rennens koppeln. Das würde viel Gerede ersparen und die Spannung trotzdem erhalten." Dass Andriskos als Rennsportkenner davon ausging, mit seinen Prognosen auf den Rennausgang oft genug richtig zu liegen, um auch dabei seine Geschäfte zu machen, verstand sich von selbst.
-
Dem erwarteten Gesprächspartner war dieser Ort durchaus Recht gewesen, kannte er den Circus Maximus doch in- und auswendig. Als Lenker hatte er hier zahlreiche Runden gedreht, dann einzelne Fahrer betreut und nun kümmerte er sich darum, dass junge Fahrer den Weg zu den großen Factiones fanden. Zweifellos tat er das nicht aus Nächstenliebe, sondern um daran zu verdienen. Und er verdiente nicht schlecht. Er hatte Kontakte zu jedem, der einen Namen hatte und scheute auch nicht das Risiko einer längeren Reise, wenn sie ein gutes Geschäft versprach. Meist eilte ihm dabei sein Ruf als ehemaliger Klasserennfahrer voraus und öffnete so manche Tür und manchmal auch den Geldbeutel.
Diesmal war der Weg nicht ganz so weit gewesen. "Ziemlich langweilig, so ein Circus ohne Pferde, was?" begrüßte er den Senator jovial und ließ dabei seinen deutlich hörbaren macedonischen Akzent erklingen. "Andriskos mein Name. Wir waren verabredet", stellte er sich dann vor. Bei den wenigen Leute, die im Circus anwesend waren, war diese Annahme mehr als berechtigt.
-
SportnachrichtenDer Wagenlenker Themistocles (Tylus) beendet im Alter von 29 Jahren nach 4 Rennen seine aktive Karriere.
-
[Blockierte Grafik: http://img44.imageshack.us/img44/4729/sadalesava.jpg]
Burrus, eben noch am ausschweifenden fabulieren, war seit den Folgerungen des Prätors auf einmal recht kleinlaut. Ja, er schien förmlich seine Zunge verschluckt zu haben. Sein Blick wanderte unstet hin und her, seine gefesselten Hände machten kleine, sich windende Bewegungen, und auf seiner Stirn war, beim genaueren Hinsehen, ein feuchter Glanz zu entdecken.
Ob er Zeugen benennen wollte? Ein abgehacktes Kopfschütteln war die Antwort, und in die Stimme des Angeklagten trat ein weinerlicher Unterton.
"Aber hochwürdiger Praetor, es war doch sonst niemand dort... Ich kann doch nichts dafür, dass Strepitus durchgedreht ist... Ich bin unschuldig! Bei Iuppiters Stein!! Ich bin unschuldig!!"
Leicht geduckt stand der Angeklagte, trotzig starrend bei dieser Beteuerung, dann leckte er sich nervös über die Lippen. -
6 Tage vor den Kalenden des März, beziehungsweise am 24. Februar, wie man es später sagen würde, wird in Rom Jahr für Jahr ein wichtiges religiöses Fest zelebriert, welches zumeist unter einem Akronym bekannt ist – Q.R.C.F.
Dieses Fest erinnert an ein einschneidendes Ereignis in der römischen Geschichte, und zwar an die Vertreibung des letzten Königs, Tarquinius Superbus, nach der Schändung der Lucretia durch Iunius Brutus und Tarquinius Collatinus. Tatsächlich brannte sich diese heroische Tat so sehr ins Gedächtnis der Römer ein, dass das Fest, welches jenem Ereignis gedenkt, nun jedes einzelne Jahr begangen wird – dreimal. Einmal im Februar, einmal im März, einmal im April. Das Fest wurde am Comitium, am Platz der Volksversammlung, gefeiert – die einzigen Male im Jahr, dass der Opferkönig sie, wenn auch nur so kurz wie nur irgendwie möglich, betreten durfte.
Diese Buchstaben stehen für „Quando Rex Comitavit Fas“, was lose übersetzt bedeutet, dass rechtliche Geschäfte an diesem Tag erst wieder getätigt werden können, nachdem der König am Comitium die Zeremonie ausgeführt hatte. Denn tatsächlich kann an diesem Tag nicht gehandelt werden, bevor nicht der Opferkönig vom Comitium geflüchtet ist. Manche sagen freilich auch, die Abkürzung stehe für „Quando Rex comitio fugit“, als der König vor der Versammlung flüchtete. Andere, die sich nicht mit solchen Interpretationen herumschlagen wollen, sagen auch einfach nur Regifugium – die Flucht des Königs.
So viele Namen das Fest hat, so streng ist es in der Art und Weise, in der es zu verlaufen hat. Der Opferkönig, der Rex Sacrorum, würde die Weihehandlung, das Opfer an den Genien des römischen Staates, am Comitium durchführen. Anschließend würde er symbolisch die Flucht vom Comitium ergreifen. Streng genommen dürfte der Opferkönig das Comitium überhaupt nicht betreten, und nur am Q.R.C.F. durfte er sich darauf fürs Opfer aufhalten – allerdings nur ganz kurz. Deshalb würde er bis zum letzten Augenblick abseits, vor der Curia Iulia, warten, und sobald das Opfer vollzogen war, wieder vom Comitium eilen.
Das Fest wurde untermalt von den kultischen Tänzen der Salier, was den militärischen Ursprung dieses Festes herausstrich.
Der Tag, an dem dieses Spektakel stattfinden würde, war von strahlendem Sonnenschein beherrscht. Seit langem war es endlich wieder ein bisschen warm, gerade so, dass man sich durchaus erwarten konnte, dass es einige Schaulustige gab, die sich das Opfer ansehen würden.
-
IN NOMINE IMPERII ROMANI
ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTIERNENNE ICH
PAULLUS GERMANICUS ACULEOMIT WIRKUNG VOM
ANTE DIEM XV KAL MAR DCCCLX A.U.C.
(15.2.2010/107 n.Chr.).ZUM
SCRIBA DER STADT OSTIA -
“Gut, dann sind wir uns einig!“, meinte der Duumvir und freute sich, für knappes Geld einen neuen Schreiber gefunden zu haben.
“Am besten ist es wohl, wenn du dich zuerst einmal mit den örtlichen Gegebenheiten vertraut machst. Außerdem wirst du deine Schreibstube in Augenschein nehmen wollen und dich dort schon einmal einrichten.
Deine wichtigste Aufgabe wird bis auf Weiteres sein, dich um Besucher der Curia zu kümmern. Sie sollen zuerst zu dir gehen und ihre Anliegen vorbringen. Außerdem wirst du Magistratus Quintus Octavius Catulus zuarbeiten, wenn er Arbeit für dich hat. Gehe zu ihm, damit er dich kennen lernt." -
“30?!“
Der Duumvir war von dieser Vorstellung nicht gerade begeistert und schüttelte energisch den Kopf.
“In Rom zahlt man den Schreibern nur 20 und dort sind die Mieten höher und das Leben überhaupt ist teurer.
Nein, nein, 30, dass ist zuviel!
20, sage ich, 20 Sesterzen für eine Woche Arbeit, und damit komme ich dir bereits entgegen.“ -
Der Duumvir schien darüber nachdenken zu müssen, aber vielleicht war das auch nur gespielt.
Dann meinte er: “Also gut, ich biete dir eine Anstellung an. Als Stadtschreiber, wenn du willst.“ -
“Salve!“, grüßte der Duumvir und zeigte ein strahlend weißes Lächeln.
Er war einer von diesen aalglatten Kommunalpolitikern, die einem bei der ersten Begegnung mit der Freundlichkeit eines Gebraucht-Fuhrwerk-Verkäufers begegneten, später aber, wenn man ihre Hilfe brauchte, zuerst einmal die Hand aufhielten.“Du suchst also Arbeit? Dann bist du hier in Ostia genau richtig. Wir haben Arbeit und wir suchen immer nach jungen Männern, die sich nicht dafür zu schade sind. Dafür ist Ostia aber auch eine wundervolle Stadt, eine Blüte Italias und genau der richtige Ort um Vorwärts zu kommen.“
Das war also zuerst einmal die Werbung in eigener Sache.Dann kam der Duumvir aber auch zum Thema:
“Du willst also für die Stadt arbeiten? Schön! Was kannst du denn und bist du schon einmal für eine andere Stadt tätig gewesen?“ -
“Ja?“, kam die Antwort gut gelaunt aus dem Inneren.
-
Nahe dem Stadthafen in Rom in der Nähe des Emporium und den Horrea Galbae befindet sich eines der Lagerhäuser des Volusus Rabuleianus Toranianus. Das Gebäude ist eher schmucklos gestaltet, doch es macht auch einen gepflegten, ordentlichen Eindruck. Der Vordereingang besteht aus einer festen Holztür, während sich auf der Rückseite ein großes Tor befindet, welches Nachts für die vielen Wägen immer offen steht.
DAS LAGERHAUS DES VOLUSUS RABULEIANUS TORANIANUS
[Blockierte Grafik: http://img340.imageshack.us/img340/1521/20906671.png]
Nachts geht es in dem Lagerhaus geschäftig zu und viele Wägen fahren durch das hintere Tor ein und aus, um Säche mit Korn und Amphoren mit Wein und Olivenöl auszuliefern, doch am Tag ist es ruhig. Dann suchen höchstens einige kleinere Händler das Lagerhaus auf.