"Nein verdammt, nicht um ihn zu berauben! Das ist ne Unterstellung!" protestierte Burrus lauthals. "Nur um... ihn anzuschnorren. Aber als er uns dann so beschimpft hat, da ist Strepitus halt sauer geworden und hat ihn kaltgemacht! Strepitus, NICHT ICH! Ich bin vielleicht nicht so fein wie ihr alle hier, aber ich bin kein Mörder, hochwürdiger Praetor, so glaub mir doch!"
Zunehmend unruhig sah sich Burrus um. Sein Blick war gehetzt. Und wieder ballte er die gefesselten Hände zu Fäusten, und funkelte böse die Urbaner an.
"Das will ich meinen. Erst haben sie mich geschlagen und als ich schon am Boden war, da haben sie auf mich eingetreten. 'Ich war es nicht!' habe ich gesagt, 'Ihr habt den falschen Mann erwischt!', und irgendwann habe ich auch gebettelt und gefleht. Aber es war als würden sie mich überhaupt nicht hören. 'Wir wissen dass du es warst!', das haben sie immer wieder gesagt, und dass sie mich umbringen würden wenn ich es nicht zugäbe, und dass so einen wie mich niemand vermissen würde."
Die Schultern des Angeklagten sackten herab, und seine Stimme wurde schwächer, ganz trostlos, während er dieses Martyrium schilderte.
"Immer wieder haben sie auf mich eingetreten. Und dann.... haben sie mich mit Eisenstangen geschlagen, immer wieder, auf die Beine und in die Nieren. Sie haben mich verhöhnt, und als ich das Bewusstsein verloren habe, vor Schmerzen, haben sie eiskaltes Wasser über mich geschüttet, und immer weitergemacht."
Beiträge von Narrator Italiae
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"Ja, ja, verstanden,"
schnappte Burrus und zog eine Grimasse. Sein Blick senkte sich wieder gen Boden als auch schon dieser Verwandte des Toten begann auf ihm herumzuhacken. Seine Augen blitzten etwas auf, als dieser Jungspund nun begann herumzubrüllen. Direkt sah er ihn an.
"Du hast die Beweise auf deiner Seite? Welche denn? Die Aussage dieses Streuners im Auftrag des Kaisers? Was er da aufgeschrieben hat, stimmt nicht mit meiner Aussage überein. Er hat sie sich ausgedacht. Wo sind deine Beweise, hm? Du hast nichts in der Hand! Gar nichts! Was sind also deine so geschätzten Beweise, Bürschchen?"
Fies grinste er den Ankläger an.
"Ich sags euch doch. Ich habe den Mord nicht begangen. Ich weiß nicht was ihr von mir wollt. Der Tote kam gelaufen und mein Freund brachte ihn einfach um. Wir brauchten das Geld, ja. Aber er hat ihn umgebracht. Er und nicht ich. So glaubt mir doch."Kurz sah er zu Serapio und dann wieder zum Praetor. -
Varius Burrus zeigte sich vom Hohn des Anklägers keineswegs beindruckt. Er geiferte zurück.
"Jaa, jetzt kommste dir groß vor, du aufgeblasener Lackaffe! Aber was sind denn deine sogenannten 'Beweise', hmm?! Blosse billige Ver-mu-tungen!!! Die kannste den Hasen geben. Ich war's nich! Das Urbanerschwein erzählt euch doch das Blaue vom Himmel! Aber keiner kann wirklich bezeugen ich wär's gewesen, denn ich war's nun mal nich!"
Der heruntergekommene Mann drehte sich, und warf wilde, feindselige Blicke auf den Praetor, die Richter, und in die Runde der versammelten Zuschauer und Zuschauerinnen.
"Ihr Scheißkerle!" brüllte er "Ihr blutgeilen Schlampen! Ihr wollt doch bloß nen Sündenbock weil es zur Abwechslung mal einen von euch erwischt hat!"
Nach diesem Ausbruch sank er wieder auf die Anklagebank, seine Schultern sackten herab und er verkündete düster:
"Ich sage nichts mehr. Ihr ganzen Drecks-Rechtsverdreher, ihr verdreht mir doch eh jedes Wort im Mund..."
Und er schwieg verstockt. -
Ein Bote, undefinierbarer Herkunft - genau genommen handelte es sich um einen käuflichen Dienstleister aus den sprichwörtlich untersten Schichten Roms - gab am Tor zur Castra der Corhortes Urbanae eine Nachricht für Centurio Decimus Serapio ab.
Centurio Faustus Decimus Serapio, Cohortes Urbanae
Von düsteren Wolken verdeckt wird die göttliche Sonne Aegyptens, tagtäglich versinkt sie des Abends im Meer der Tristesse, da ihr nicht vergönnt ist, über dem herrlichen Heroen Makedoniens zu scheinen.
War es nur Traum, den die Götter träumten, nur Taumel des Dionysos in Fortunens Hand? So lösche diese Zeilen, vergib des hitzig Glühenden seine Worte und lasse den Träumer erwachen.
Doch war dies mehr, so lasse nicht die Sonne nach dem Tage dürsten, verwehre nicht ihr den güldenen Glanz da ihre Strahlen deinen Leib liebkosen, so sende dein Wort - und ich werde den Horizont verrücken, über deinem Antlitz zu erstrahlen.
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Sadales alias Burrus kannte sich mit Prozessen nicht ein bisschen aus. So war er erst überrascht, als er auf einmal zum Sprechen aufgefordert wurde, aber dann fackelte er nicht lange. Er erhob sich, aufgrund der hinter dem Rücken gefesselten Hände etwas ungelenk, und dann auch seine Stimme, die tief, dabei etwas heiser war.
“Warum soll ich hier was sagen?! Ihr gelackten Possenreisser habt doch eh schon beschlossen mich kalt zu machen!
Schaut euch nur an, da hockt ihr, vollgefressen und selbstgefällig, behängt mit Klunkern, aufgetakelt in euren Togen – von dem Wert einer dieser Togen könnte eine Familie in der Subura ein Jahr lang auskommen! Ihr Purpurschwätzer glaubt ihr könnt mich verurteilen!
Aber ich war's nicht. Ich hab diesen Typen nicht umgebracht. Obwohl er so geizig war wie der Tiber stinkend, und obwohl er uns übel beschimpft hat, den Strepitus und mich. Wir wären doch Abschaum, hat er gesagt. Ne Arbeit sollen wir uns suchen, hat er gesagt. Scheiße, ich hab versucht eine zu finden! Aber die ganzen Sklaven nehmen uns doch die Arbeit weg! Für nen einfachen Römer gibt’s da nichts mehr zu finden, was einigermassen anständig bezahlt wäre!“Der Angeklagte ballte die gefesselten Hände zu Fäusten und sah zornig in die Runde der Ankläger und Zuschauer, funkelte vor allem die Urbaner anklagend an.
“Ja, ihr da, ihr habt gut reden! Ihr habt selbst Sklaven, und jede Menge Geld, genug Essen sowieso, euch Blutegel schert es einen Dreck wenn in der Subura die Menschen vor die Hunde gehen!!
Aber ich hab diesen Octavius nicht umgebracht. Strepitus war das. Ich hab noch gesagt lass es sein, aber er war stinkwütend, weil der Kerl uns so beschimpft hat. Ich hab kein Blut an meinen Händen, und das hab ich auch gleich gesagt, aber diese Schweine in Uniform da, die ham nicht locker gelassen, die haben mich solange geprügelt, bis ich dann halt genau das gesagt habe was sie hören wollten!“ -
"Geheimhaltungsstufe?", murmelte der Schreiber und schickte ein stummes Stossgebet an die Götter hinterher. Immerhin war er sich sicher, dass der Praefectus Praetorio nicht so gelassen sein würde, wenn etwas wirklich schlimmes passiert wäre. Aber mit einer mittelgroßen Verschwörung rechnete er jetzt schon.
Sein Vorgesetzter erlöste ihn, indem er erneut die Tür aufstieß. "Folgt mir", sagte er laut und steuerte in einen schwungvollen Bogen schon wieder auf die Tür zu, durch die er soeben gekommen war. Es ging durch weitere Türen und über Gänge in ein anderes Zimmer. "Der Kaiser kommt gleich. Erwarte ihn hier", erklärte er dem Praefectus Praetorio, wies dem Schreiber einen anderen Platz zu und verschwand durch die Tür.
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Auch wenn der Praefectus Praetorio ruhig gesprochen hatte, klingelten im Kopf des Schreibers sämtliche Alarmglocken. Hastig sprang er auf und verschwand im Nebenzimmer, aus dem er wenige Augenblicke später mit seinem Vorgesetzten zurückkehrte, der sich offenbar persönlich davon überzeugen wollte, dass der Praefectus Praetorio anwesend war. "Ich informiere den Kaiser", verkündete er theatralisch und verschwand augenblicklich wieder.
Je länger sich die Zeit bis zu seiner Rückkehr zog, desto nervöser wurde der Schreiber. "Um was geht es denn?", erkundigte er sich, um nicht schweigend da zu stehen.
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Bürger der Stadt Ostia!!
Da es nicht mehr Bewerber gibt, als zu Wählen sind finden gemäß der Lex Prov §25 (10) keine Wahlen statt.Als Magistrate ernennen wir daher: Quintus Octavius Catulus ...
Die Duumviri von Ostia
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Der Kanzleischreiber war sichtlich überrascht, als ihm ohne jede Vorwarnung der Praefectus Praetorio angekündigt wurde und wenig später tatsächlich leibhaftig vor ihm stand. "Salve, Praefectus Praetorio!", grüßte er und unterdrückte nur mühsam jede neugierige Frage nach der Ursache für das unerwartete Erscheinen.
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Wo Reisende von weit her kamen, um sich weissagen zu lassen, Schutz zu erbitten oder zu danken, dort war immer ein Geschäft zu machen. Herbergen sorgte für Übernachtungsplätze, Waschmöglichkeiten, Speisen und Getränke, um ausgeruht, frisch gewaschen und satt in Kontakt mit den Göttern zu treten. Tempelhändler verkauften alles, was der gläubige Pilger benötigt und noch einiges mehr. Votivgaben, Amulette, Weihrauch, weise Sprüche, bunte Tücher und noch einiges mehr. Und das Geschäft lief gut, denn die Konkurrenz war gerade so stark, dass sie die Preise nicht schädigte. Und ohne Weihrauch war dem Orakel nichts zu entlocken...
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Sadales Polxemidas oder auch Gnaeus Varius Burrus wurde zu seiner großen Unbill zur Verhandlung und in diesen Raum gebracht. Auf dem Weg hierher hatte er genug Zeit noch viele seiner Beleidigungen und Verwünschungen auszustoßen und laut auf sich aufmerksam zu machen. Er war zwar gefesselt gewesen, aber man hatte ihm nicht den Mund gestopft. Selbst noch auf den Stufen zum Gebäude war er nicht still zu bekommen. Irgendwann saß er dann auf der Bank und die beiden Urbaner, die ihn hier hergeschleift hatten, blieben neben ihm stehen. Sie hatten wohl Angst, dass er weglaufen könnte.
Sadales selbst gab keinen guten Anblick ab. Die Tage im Carcer hatten ihn schon ein wenig gezeichnet. Dunkle Augenringe zierten das narbige Gesicht, er wirkte etwas verdreckt und abgemagert. Ihm fehlte das gute Essen von einigen Tagen, das er sonst gewohnt war. Bei der CU gab es ja nicht so viel.
Nun saß er hier, sah sich um. Lauter Reiche waren hier zu sehen, sein Blick verfinsterte sich. Sie alle hatten ja gut reden. Sie mussten nicht hungern, konnten jederzeit nach Hause gehen und bekamen die besten Speisen, die man sich vorstellen konnte. Er hatte dafür zu kämpfen gehabt oder zu morden. Sein Opfer hatte es verdient. Doch noch schwieg er, wollte abwarten was passieren würde.
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Sadales, alias Burrus, saß in einer Ecke der Zelle, den Kopf in die Hände gestützt, und hörte die Worte, die draußen vor der Tür gesprochen wurden. Es war ihm gänzlich egal, wann und ob diese Verhandlung stattfinden würde. Er war sich sicher, dass das Todesurteil längst feststand. Das Wann war ein uninteressanter Fakt. Aber er hatte etwas zu sagen und das tat er deutlich:
"Ihr beschissenen Blutegel! Eure Drecks-Verhandlung könnt ihr euch dahin stecken wo die Sonne niemals scheint!!" -
Die Kürze und Direktheit der Nachricht überraschte den Curator. "Das ist eine klare Aussage. Und schade. Du scheinst deine Sache gut gemacht zu haben, denn aus deinem Bezirk gibt es keine Klagen. Aber wenn dies dein Weg sein soll, dann will ich dir keine Steine dorthin legen. Dein Abschied ist hiermit akzeptiert. Regle alles, was für eine Übergabe an die Kollegen nötig ist."
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Caius Vibius Papus
Nach und nach traten die Repräsentanten der einzelnen Gemeinden vor und brachten ihre Gaben dar. Natürlich durfte niemand ein so prestigeträchtiges Tier wie einen Stier darbringen, nur Lämmer, Käse oder Kuchen waren erlaubt. Die Reihenfolge der opfernden Gemeinden war seit Alters her festgelegt, sodass auch Vibius Papus, der Duumvir von Tibur, genau wusste, wann er an der Reihe war.
Mit betont ernster Miene trat er vor. Seine Stadt gehörte zu den mittelgroßen Städten des Latinerbundes (oder hatte es zumindest in jener Zeit gehört, als dieses Fest eingerichtet worden war). Aus diesem Grund durfte es lediglich Käse darbringen, während Städte wie Lavinium auch Lämmer darbringen durften.
Und so trug der Duumvir einen Käse vor sich her, als wäre er aus purem Gold und mit Edelsteinen besetzt, während er an den Opferaltar trat und mit lauter Stimme das uralte Gebet verkündete, das er nun schon einige Male gehört hatte, da lediglich die Opfergabe entsprechend eingesetzt werden musste. Um jedoch keinen Fehler zu machen, stand auch ein Priester bereit, der den Text einsagte:
"Iuppiter Latiaris, Schutzherr der Latiner,
der Du seit Jahrhunderten die Staaten der Latiner einst in einem heiligen Bunde,
der Du das Kriegsglück stets auf unsre Seite wendest und uns Ruhm und Wachstum schenkst unter Führung der Res Publica der Quiriten!In jedem Jahr opfern wir Dir im Namen des gesamten Bundes hier an Deiner Wohnstätte,
die wir ehren und bewahren seit vielen Generationen, einen Käse, das Dir gefällige Opfer unserer Stadt.
Mögest du das römische Volk der Quiriten daher schützen und bewahren, mögen seine Heere siegreich von den Schlachtfeldern ziehen und den heiligen Bund der Latiner wahren vor allen Feinden.
Mögest du dem römischen Volk der Quiriten Weisheit schenken bei der Führung unseres Bundes, aufdass es den Frieden wahrt, wie das Haupt die Glieder befriedet,
aufdass wir Dein Heiligtum auch fortan ehren und bewahren und Dir gute und gerechte Opfer darbringen zu Deinem Ruhme und unsrem Segen."Während Papus diese Worte so sprach und anschließend den Käse auf den vorbereiteten Opferaltar legte, dachte er sich, dass das Gebet schon ziemlich unterwürfig war. Dann jedoch ermahnte er sich rasch, dass Rom nunmal das Haupt der Welt war und Tibur froh sein konnte, sich in einer solchen privilegierten Partnerschaft zu befinden, sodass es sich im Ruhm der Legionen sonnen konnte (wobei ihm dabei einfiel, dass sicherlich auch der ein oder andere Legionär aus Tibur kam - strenggenommen waren ja sogar alle Tiburtaner Quiriten - also war es eigentlich gar nicht so schlimm!).
Mit diesen Gedanken wandte er sich nach rechts und ging weiter um dem nächsten Duumvir Platz zu machen.
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Auch abseits der Märkte und Plätze herrschte Wahlkampf. An jeder Stelle, wo sich Menschen versammelten, standen Parolen an der Wand. Häufig konnte man an ihnen ablesen, wer hier sein Revier hatte und wen er bevorzugte.
Die Bewohner des Stadtbezirks VIII empfehlen Iulius Centho. Er ist ein guter Mann.
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"Salve. Aha. Wir hatten noch nicht viel miteinander zu tun, oder? Nun ja, so ist das eben. Was liegt an?"
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Der December war genauso mild gewesen wie der Ianuarius begann. Zwar war es ungemütlich und regnete fast täglich, aber Nachfrost hatte es noch nicht gegeben.
Titus Statilianus Taurus war froh darüber. Aber seine Sorgen würden erst im kommenden Frühjahr verschwinden, gegen Ende Februarius oder vielleicht erst im Martius.Tagtäglich kam er auf die Baustelle, obwohl sie zu dieser Jahreszeit fast ausgestorben wirkte. Nur wenige Bauarbeiter erledigten ein paar Kleinigkeiten im Inneren des hoch aufragenden Rohbaus. Ein paar andere waren als Wachen eingeteilt. Den Rest hatte Statilianus Taurus weggeschickt. Sie mussten nun zusehen, wie sie in der kalten Jahreszeit über die Runden kamen. Das war nicht einfach, vor allem, wenn es zuhause viele hungrige Mäuler zu stopfen gab. Aber kein Bauleiter wäre auf die Idee gekommen den untätigen Bauleuten während des Winters Lohn zu zahlen, wenn sie doch nichts arbeiten konnten. Einige von ihnen waren in den Süden gezogen, hoffend, dass es dort etwas für sie zu tun gab. Viele aber harrten aus und lebten von ihren Ersparnissen – wie auch immer sie die hatten zusammenraffen können, bei den kargen Löhnen – oder versuchten, andere Arbeit zu finden.
Taurus war es egal. Es musste ihm egal sein, denn er konnte nichts für sie tun. Erst im Frühjahr, wenn es wärmer und vor allem trockener wurde, dann hatte er wieder Arbeit für die Bauarbeiter. Dann würde er die Tüchtigen erneut einstellen, die, mit denen er im letzten Jahr gute Erfahrungen gemacht hatte. Die anderen nicht. Für sie fand sich in Rom schnell Ersatz, denn in der großen Stadt lebten viele Zuwanderer vom Lande, die wenig hatten und häufig nicht einmal eine regelmäßige Arbeit.
Aber jetzt noch nicht. Jetzt kam Taurus nur auf die Baustelle um nach dem Rechten zu sehen.
Gab es Sprünge im Mauerwerk? Blätterte der frische Putz ab, weil er zu feucht geworden war? Und die Kuppel? Hielt sie Wind und Wetter stand?
Er fand nichts. Nichts beunruhigendes zumindest. Alles war in bester Ordnung. Er hätte beruhigt schlafen können. Aber er sorgte sich dennoch und schlief nach wie vor schlecht. -
Von drinnen erklang ein lautes, kräftiges "Herein".
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Ein Scriba der Stadt hängte folgende Bekanntmachung aus.
Bürger der Stadt Ostia!!
Hiermit geben wir, die Duumviri von Ostiae, bekannt, dass am
ANTE DIEM XVI KAL FEB DCCCLX A.U.C. (17.1.2010/107 n.Chr.)
und
ANTE DIEM XV KAL FEB DCCCLX A.U.C (18.1.2010/107 n.Chr.)die Wahlen zu den Magistraten und Duumvir unserer schönen Stadt stattfinden.
Jeder, der die gesetzlichen Voraussetzungen erfüllt und sich berufen fühlt, Ostiae zu verwalten und zu repräsentieren, möge seine Kandidatur bis zum ANTE DIEM XVIII KAL FEB DCCCLX A.U.C. (15.1.2010/107 n.Chr.)
bei den Stadtscribae/Duumviri bekanntgeben.Soldaten sind nach §23 (3) Lex Provincialis von der Wahl ausgeschlossen.
Die Duumviri von Ostiae
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Viele Verhöre waren es, die Sadales durch zustehen hatte. Doch irgendwann war auch sein Willen gebrochen, und er gab mehr und mehr Antworten auf die vielen Fragen des Centurios. So konnten die Urbaner nach und nach folgendes Bild des Verbrechers und seiner Tat gewinnen:
ER, der in der Subura unter dem Namen Sadales Polxemidas bekannt war, stammte aus dem Städchen Lanuvium in den Albaner Bergen. Er zählte 33 Jahre und kam aus dürftigen Verhältnissen. Seine Eltern waren arme Kleinbauern gewesen, deren bescheidener Hof sich gegen die Konkurrenz der großen Latifundien nicht hatte behaupten können. Sadales Polxemidas war nicht sein richtiger Name. Er hatte ihn angenommen, als er nach Rom ging, es war zu vermuten, dass er da bereits in kriminelle Aktivitäten verwickelt war, doch zu diesem Punkt hüllte er sich in Schweigen.
Tatsächlich war er römischer Bürger, seine Eltern hatten ihn Gnaeus Varius Burrus genannt. Sadales war der Name eines Gladiators, der es vor 20 Jahren in Lanuvium zu lokaler Berühmtheit gebracht hatte, Polxemidas hieß der Held einer Reihe von Schundgeschichten, die (noch immer) monatlich erschienen.In Rom hatte er als Tagelöhner gearbeitet, als Hafenarbeiter, Fuhrknecht und Rausschmeißer. Er trank zuviel und verwettete mehr als er sich leisten konnte. An einem heißen Sommertag vor eineinhalb Jahren – dem Wahltag ANTE DIEM VIII KAL SEP DCCCLVIII A.U.C. - hatte der Vermieter der Insula, in der er zu der Zeit gehaust hatte, ihn, sowie einen Bekannten namens Strepitus, wegen Mietschulden herausgeworfen. Gegen Mittag dieses Tages hatten die beiden Männer in der Subura auf einem Platz am Fuße des Viminal herumgelungert, einen Beutel Wein geleert und die Vorübergehenden um Almosen angebettelt.
Verwundert hatten sie einen offensichtlich reichen Mann erblickt, der ohne Leibwächter, in einer purpurgesäumten weißen Toga seines Weges kam: Caius Octavius Cato. Sie hatten ihn angebettelt, er hatte verächtlich abgelehnt. Sadales und Strepitus waren ihm gefolgt, um sein Geld an sich zu bringen.In einer stillen Gasse hatten sie ihn niedergestochen. Hier präsentierte Sadales zuerst eine Version, der zufolge er nur Schmiere gestanden hatte. Strepitus habe den Octavier ermordet. Strepitus sei übrigens im letzten Sommer an einem Sumpffieber verschieden.
Doch Sadales verwickelte sich in Widersprüche. Nach weiteren Befragungen gab er, zermürbt von der Haft, schließlich an, dass er und sein Kumpan den Octavier gemeinsam getöten hatten. Er, Sadales, habe das Opfer mit einem Messer in den Rücken gestochen, darauf habe der Octavier sich umgedreht und zur Wehr gesetzt. Strepitus habe ihn dann mit einem Stich ins Herz getötet. (Weitere Nachforschungen nach jenem Strepitus würden ergeben, dass er tatsächlich an einer Krankheit gestorben war.)Nach dem Mord hatten sie dem Opfer die Geldbörse abgenommen. Sadales hatte ausserdem seine Tasche, die ihm bei dem kurzen Kampf entglitten war, vom Boden aufgehoben. Dabei musste er den Wettschein verloren haben, anhand dessen die Urbaner ihm später auf die Spur kommen gekommen waren. Durch sich nähernde Schritte waren die Räuber vertrieben worden, bevor sie den Toten vollständig ausrauben konnten. Das Geld hatten sie aufgeteilt, Sadales hatte seinen Anteil beim nächsten Rattenbeißen auf Ultor gesetzt und so vervielfacht. Bei seiner Festnahme war diese Summe aber schon längst verbraucht.
Alles in allem zeigte der Gefangene sich während der Verhöre als ein abgestumpfter Gewalttäter mit verrohtem Wesen. Er machte die Römer der reichen Oberschicht für das Elend der Armen im Allgemeinen und seine persönliche Misere im Besonderen verantwortlich, und bereute seine Tat nur insofern, als sie ihn in den Carcer der CU geführt hatte.