Beiträge von Narrator Italiae

    Der unscheinbare Brief, wortlos und anonym abgegeben, begann eine abenteuerliche Reise durch die Hände zahlreicher Schreiber, Boten, Sekretäre und Beamten, die aus Gründen der Einfachheit auch einmal alle anonym bleiben.


    Der erste Bearbeiter stellte fest, dass der Brief an die Sedes administrationis Italiae adressiert war, was viel zu allgemein war, um einen Bearbeiter zu bestimmen. Kurzerhand erklärte er sich selber für nicht zuständig und reichte den Brief an einen zweiten Bearbeiter weiter. Dieser machte sich die Mühe, das Anliegen genauer zu betrachten. Dabei stellte er fest, dass es um gesetzliche Bestimmungen zum Führen von Betrieben gehen sollte. Fachkundig stellte er fest, dass die administrationis Italiae für dererlei Angelegenheiten nicht zuständig sei und vertraute den Brief einem Boten an, der ihn an die zuständige Stelle weiterleiten sollte. Jener Beamte dort war kompetent in der Lage, die relevante Gesetzeslage ohne nachzuschlagen zu erfassen und eine Antwort vorzuformulieren, die als Begleitnotiz dem Brief beigelegt wurde, damit die Schreibstube das Antwortschreiben verfassen konnte. Der dazu bestimmte Schreiber stieß jedoch schon in der ersten Zeile auf das Problem der Adressierung, da eine kurze Umfrage unter den Kollegen im selben Büro ergab, dass diese alleine 33 Annaer kannten, so dass es völlig unmöglich war, eine Zustellung des Antwortbriefes zu erreichen. In einem verzweifelten Geistesblitz legte ein weiterer Schreiber sowohl den Brief als auch die Begleitnotiz in die Hände eines Boten, der jene zurück zu den Sedes administrationis Italiae bringen sollte, da man dort vielleicht noch den Urheber der Anfrage feststellen konnte.


    Konnte man aber nicht.


    Hier verliert sich die Spur der abenteuerlichen Reise...

    ...und jedes mal las der Helfer den darauf verzeichneten Namen laut vor, woraufhin der angesprochene auriga seinen Startplatz wählte.


    Nach Tolimedes folgte der Tylusier Kyrios Agoon, der sich kaum verwunderlich für die Startbox mit der Nummer V entschied.
    Dann war Alexandros aus Serdica dran. Der wollte aber nicht von Platz IV starten, wie man hätte denken können, sondern ganz außen, von der I. Von dort würde er den weitesten Weg bis zur Innenbahn haben. Aber vielleicht hoffte er, dass die anderen sich gegenseitig behinderten und er, ganz außen, dadurch freie Bahn hätte.
    Als nächstes wurde Mehafs Kugel gezogen und er entschied sich jetzt für Platz IV.
    Zum Schluss kamen die Kugeln von Burolix und Casetorix zum Vorschein. Burolix wählte Startplatz III und für Casetorix blieb nur noch Startplatz II übrig.


    Obwohl die factio Veneta bei diesem Rennen drei Gespanne an den Start brachte hatte sie es also nicht vermocht, ihre Männer geschlossen nebeneinander zu platzieren, was vielleicht ein Vorteil gewesen wäre.



    Nachdem der letzte Platz vergeben war, wurde die Urne wieder fort getragen und die aurigae begaben sich zu ihren Gespannen, um die letzten Vorbereitungen zu treffen und ihre Wagen dann in die Boxen zu führen, die sie soeben ausgelost hatten.

    Nun wurden die Wagenlenker des ersten Laufs auf die Bahn gerufen. Einer der Helfer bedeutete ihnen, sich im Halbkreis aufzustellen, während ein anderer eine flache Schale brachte. Darin lagen sechs Kugeln aus dunklem und poliertem Holz. In jede Kugel war der Name eines der Wagenlenker eingeschnitzt. Vor ihren und den Augen aller wurden die Kugeln in die Urne gelegt, die anschließend kräftig gedreht wurde – siebenmal in die eine, und siebenmal in die andere Richtung.

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    Numerius Matius, NPC


    Das war's, spürte Matinus ganz deutlich, noch bevor er endgültig im Staub der Arena landete. Er kam einfach nicht mehr schnell genug herum, um sich sauber abzurollen und landete so auf der Schulter, dass ihm gar nichts anderes übrig blieb, als auf den Rücken zu kippen und liegen zu bleiben. Er atmete schwer durch und starrte nach oben. Den Kampf hatte er ziemlich eindeutig verloren. Er ließ seinem Gegner noch die Freude, sich auf ihn zu stürten und am Aufstehen zu hindern. Dann streckte Numerius als Zeichen der Niederlage den Arm nach oben.

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    Numerius Matius, NPC


    Obwohl er sein ganzes Gewicht auf das umklammerte Bein legte spürte Matinus deutlich, wie sein Bein zur Seite weg gezogen wurde und er immer mehr das Gleichgewicht verlor. Er musste sich dringend etwas einfallen lassen, wenn er nicht umgeworfen werden wollte. Mit einer Hand versucht er den Optio zu packen und seinerseits hoch zu heben. Doch der Plan misslang und mit einem plötzlichen Ruck war dann auch das Bein des Flottensoldaten in der Luft. Mit einer Mischung aus unterdrücktem Fluch und leichtem Stöhnen kipte er zur Seite und versuchte sich abzurollen.


    WAGENRENNEN
    anlässlich der
    LUDI APOLLINARES
    im
    CIRCUS MAXIMUS


    Seit dem Jahr DXLV [208 v. Chr.], dem Jahr des Consulats von Marcus Claudius Marcellus und Titus Quinctius Crispinus, fanden alljährlich die Ludi Apollinares statt, und zwar in der ersten Hälfte des Iulius, der damals allerdings noch Quinctilis genannt wurde. Dem unvergessenen Gaius Iulius Caesar hatte man diese Umbenennung zu verdanken, ebenso wie das Marcellus-Theater, welches unter seiner Ägide begonnen wurde, aber erst unter seinem Erben Augustus vollendet worden war. Dort traten während dieser Spiele nun die Schauspieler auf, die parasiti Apollinis genannt wurden.
    Denn die Ludi Apollinares waren seit ihren Anfängen zuerst ein Fest für Apollo als den Patron der Schauspieler, Sänger und Musiker.


    In der Vergangenheit hatte man dieses Fest aber auch zum Anlass genommen, um Wagenrennen im Circus Maximus zu veranstalten. Nicht so in den vergangenen beiden Jahren. Doch davor, im Jahr DCCCLVI hatte es sie gegeben und Lupus von den Grünen war der Sieger gewesen. Im Jahr davor hatte Dominator spectatorum von der Purpurea gesiegt und im Jahr davor Marsyas, wie Lupus ein auriga der grünen Praesina.
    Nach der folgenden zweijährigen Pause sollte es in diesem Jahr wieder Rennen zu den Ludi Apollinares geben, diesmal ausgerichtet von der factio Veneta mit ihrem Princeps factionis Lucius Aelius Quarto an der Spitze.


    Zwei Rennen waren angekündigt.


    Im ersten Rennen, dem Qualifikationslauf, mussten die weniger namenhaften aurigae antreten, die bisher noch nicht so viele gute Platzierungen oder gar Siege vorweisen konnten. Die ersten drei dieses Laufs würden sich für das Finale qualifizieren.


    Es waren:
    Alexandros aus Serdica von der factio Praesina,
    Mehaf von der factio Veneta,
    Kyrios Agoon aus dem Königreich Tylus,
    Burolix von der factio Aurata,
    Tolimedes von der factio Veneta,
    und Casetorix, auch er ein auriga der Veneta.


    Für das Finale waren bereits fünf Teilnehmer gesetzt. Es waren die zurzeit besten und erfolgreichsten. Jedoch hatten in letzter Zeit einige der alten Champions ihre Laufbahnen beendet und so waren dies nun:
    Patroklos von der factio Aurata,
    Felix von der factio Albata,
    Fortunatus ebenfalls von der factio Albata,
    Halil Torkebal
    und Maximus Didius Metellus, beide von der factio Russata.


    Dazu würden die drei Bestplatzierten aus dem Vorlauf stoßen. Das Publikum sollte im Finale also acht Gespanne sehen, während es im ersten Rennen des Tages nur sechs waren.



    Doch noch war es nicht soweit. Denn zuerst strömten die Zuschauer auf die weiten Ränge des Circus Maximus, der das Tal zwischen Palatin und Aventin fast komplett ausfüllte. Das nahm wie immer einige Zeit in Anspruch. Denn Rom genoss dieser Tage einen friedvollen Sommer. Das römische Volk wurde von wenigen Sorgen geplagt und man konnte ausgelassener Stimmung sein. Nicht jeder strebte direkt seinem Platze zu. Man traf hier noch einen Bekannten, dort einen Freund oder Verwandte. Man verweilte, um einander zu begrüßen, ein Schwätzchen zu halten oder Wetten abzuschließen. Anders als bei den Spielen der Gladiatoren im Flavischen Amphitheater waren Männer und Frauen im Circus Maximus nicht voneinander getrennt. Das war ein Umstand, der vor allem von vielen jungen Leuten sehr geschätzt wurde.

    Der Curator Rei Publicae registrierte, dass sein neuer Curator Kalendarii nun offenbar alles Fragen gestellt hatte und gab ihm noch einen Augenblick Zeit für den Fall, dass ihm doch noch welche einfielen. Nachdem dies offenbar nicht passierte, ergriff er wieder das Wort. "Wenn du keine weiteren Fragen mehr hast, bleibt wohl nur noch, dass wir uns eine gute Zusammenarbeit wünschen. Solltest du Fragen oder Probleme haben, dann zögere nicht, an meine Türe zu klopfen."

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    Numerius Matius, NPC


    Der Angriff kam für den Flottensoldaten überraschend und brachte ihn ins Wanken. Mit allem hatte er gerechnet, aber nicht damit, plötzlich den Gegner am Bein hängen zu haben. Einen Augenblick kämpfte Numerius um das Gleichgewicht, dann hatte er sich wieder gefangen und besann sich auf seine Stärke. Wenn der Gegner schon freiwillig da unten hockte, wollte er ihn gerne noch weiter herunter drücken, entschied der Flottensoldat und beugte sich weiter nach vorne, um sein ganzes Gewicht auf das Bein zu bringen und sich mit dem Oberkörper auf seinen Gegner zu stürzen.

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    Numerius Matius, NPC


    Matinus hatte keine Lust auf Spielchen. Dieser Kampf sollte nicht besser oder schlechter sein als die anderen, nur weil es das Finale war. Auch diesen Gegner wollte er einfach niederwerfen, so wie er es vorher mit dem Centurio gemacht hatte, nahm sich der Flottensoldat vor. Selbstsicher und mit großen Schritten kam er auf den Optio zu, bis er in Griffweite war, um seinen ersten Angriff zu setzen. Numerius war ein beträchtliches Stück größer und hatte vor, diesen Vorteil unbedingt zu nutzen.

    "Aus der kaiserlichen Kasse, aus Beiträgen der Städte, aus Spenden wohlhabender Bürger", zählte der Curator die verschiedenen Finanzierungsmöglichkeiten auf. "Von den einen erhalten wir es auf Anfrage, andere stellen es uns freiwillig oder auf eine bestimmte Veranlassung hin zur Verfügung."

    Die Frage nach dem Ausbleiben der klagenden Seite erübrigte sich mit deren Eintreffen, so dass der Praetor seine Akten beiseite legen und die Anhörung beginnen konnte. "Ich hatte bisher keinen Anlass, die Anhörung für nicht-öffentlich zu erklären", beantwortete er noch kurz die Frage des Beschuldigten und begann dann mit den üblichen Formalia. Nach der Feststellung der Anwesenheit, der Erläuterung des Prozederes, der Erläuterung des Sinns der ersten Anhörung und der Verlesung der Anzeige wandte er sich an Decimus Livianus.


    "Nach der Prozessordnung kommt zunächst der Verletzte zu Wort. Ich erteile dir beziehungsweise deinem Advocatus hiermit das Wort."

    "Weder das eine, noch das andere", lautete die eindeutige Antwort, nach der der Curator Rei Publicae einige kurze AUgenblicke verstreichen ließ, bevor er weiter sprach. "Beides wäre auch nicht klug. Vielmehr erhalten die Städte finanzielle Zuwendungen, soweit diese zur Verfügung stehen und soweit sie diese anfordern."


    Sim-Off:

    Kontozugriff erteilt

    Auch wenn der Hofstab des Kaisers in seiner Landvilla sehr reduziert war und die Verwaltung weitgehend in Rom erledigt wurde, war natürlich den zuständigen Stellen nicht entgangen, dass in Misenum eine Flotte stationiert war und dass deren Praefectus gerade wechselte. So kam er Besuch von Annaeus Florus nicht ganz so unvermutet, wie dieser selber annahm. Gleichwohl bedeutete das nicht, dass er sofort zum Kaiser vorgelassen werden konnte.


    "Ich darf dich hinein bitte und auffordern, Platz zu nehmen", erwiderte der zuständige Bedienstete, nachdem man den ehemaligen Praefectus schon durch diverse Türen geleitet hatte. "Ich werde den Imperator informieren lassen."


    Immerhin musste der Kaiser vor einem möglichen Empfang erst einmal mit den nötigen Informationen versorgt werden, um mit seinem Gast überhaupt etwas anfangen zu können.

    Der Curator Rei Publicae zeigte sich etwas optimistischer und umgänglicher. "Bei den meisten Duumviri wirst du schon auf offene Ohren stoßen. Meine Erfahrung ist, dass sie Hilfe gerne annehmen. Es kommt auf das Auftreten an. Trittst du ihnen mit Misstrauen entgegen, werden sie dich ablehnen. Trittst du ihnen mit Vertrauen entgegen, werden sie sich dir öffnen. Was nicht heißt, dass du nicht trotzdem misstrauisch sein sollst - du brauchst es nur nicht offen zu zeigen."


    Bei der Frage nach den disziplinarischen Maßnahmen glaubte der Senator die militärische Vergangenheit seines neuen Curators deutlich erkennen zu können. "Die Klage vor Gericht ist eine mächtige Waffe, auch wenn sie manchem nicht so scheinen will. Im übrigen vertreten wir die Anliegen der Städte gegenüber Rom und dem Kaiser - oder eben nicht, wenn sich die Städte nicht kooperativ zeigen. Schon aus eigenem Interesse sollten wir dies in letzterem Fall nicht tun, denn was die Städte tun, fällt auch auf uns zurück."

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    Numerius Matius, NPC


    Der letzte Kampf hatte Matinus wieder Schwung gegeben. Die kleine Panne mit dem Schwächling aus der ersten Runde war vergessen und sein letzter Gegner hatte einfach keine Chance gehabt. Genauso wollte er jetzt auch den nächsten Gegner aus der Arena fegen. Es konnte gerne wieder genauso schnell gehen wie beim letzten Kampf, wünschte sich Numerius.


    "Ich war schon immer bereit", entgegnete Numerius auf die Frage des Optio und stellte sich breitbeinig auf.

    Für den PRIDIE KAL IUL DCCCLIX A.U.C. (30.6.2009/106 n.Chr.) hatte der Praetor Urbanus gleich mehrere Anhörungen angesetzt. Darunter auch einen prominenten Fall, nämlich die Anzeige von Decimus Livianus gegen Germanicus Sedulus, immerhin beides Senatoren.


    Geduldig wartete der Praetor auf das Eintreffen der beiden bzw. ihrer Anwälte und vertrieb sich bis dahin die Zeit mit dem Lesen anderer Prozessunterlagen.