Potitus stieg auf dem Forum von seiner Quadriga, die schnell beiseitegeschoben wurde. Die Löwen waren nun wirklich sehr nervös und es war Zeit, dass sie wieder in der Ludus Matutinus verschwanden! Für den neuen Kaiser kam aber jetzt der Zeitpunkt, an dem er sich an das Volk wenden würde. Valerianus war von den Consuln empfangen worden und seine Berater hatten ihm das ebenfalls empfohlen. Aber Salinator verachtete den Senat und die Consuln, die sich so leicht hatten einschüchtern lassen! Also hatte er beschlossen allein zu reden. Und das nicht auf der Rostra vor dem Senat, sondern vom Clivus Victoriae aus!
Also stieg er nun die ersten Meter hinauf und drehte sich um. Zwischen dem Tempel der Castores und dem der Vesta stand das Volk dicht zusammengedrängt, Senat und Ritterschaft in der ersten Reihe (natürlich hinter einer doppelten Linie Praetorianer). Der Kaiser grinste triumphierend in die Menge, dann begann er zu reden.
"Volk von Rom!
Ich weiß noch ganz gut, wie ich zum ersten Mal in Rom ein Amt angetreten habe. Damals war ich ein Niemand, der Sohn eines Eques, wie sie hier vorn stehen. Ich kam gerade von meinem Militärdienst im Osten und wurde Quaestor, nur um Rom gleich wieder zu verlassen und in Africa mein Glück zu machen. Dann wieder hierher, um den Willen des Volkes vor dem Senat zu vertreten! Eine scheinbar langweilige Karriere.
Aber dann kam meine Stunde! Es ging steil Bergauf: Praetor, Legat von Illyricum, Praefectus Urbi und jetzt bin ich ganz oben angekommen! Man glaubt es kaum!" Der Vescularier wischte sich mit einem purpurnen Schweißtuch über das glänzende Gesicht. Wenn er es so betrachtete und an all die frustrierenden Jahre zwischen seinen Ämtern dachte, war es wirklich ein Wunder! Er war wohl ein Liebling der Götter!
"Aber trotzdem kann ich mich nicht nur freuen, denn einen Großteil meiner Karriere verdanke ich einem Mann, der jetzt tot ist! Ich durfte Valerianus in Illyricum kennen lernen. Er kam, um mir zu helfen und, bei Hercules, das tat er! Ich weiß noch genau, wie wir nächtelang auf unseren Klinen lagen und diskutierten! Und wir haben zusammen gekämpft, Seite an Seite! Und jetzt..." Er machte eine Pause und seufzte. "...ist er tot! Hinterrücks ermordet von ein paar machtgierigen Senatoren! Nicht nur ihn, sondern auch seine liebreizende Frau und seinen ganzen Stolz Maioranus!"
Er machte wieder eine Pause, damit jeder angemessen traurig an den guten Ulpier zurückdenken konnte. Für Salinator war es sogar echte Trauer! Er hatte seinem alten Freund keinen so unrühmlichen Tod gewünscht! "Sie alle drei liegen jetzt bleich und tot am Kap von Misenum, wo er immer so gern war! Keiner ist zu ihm gekommen, um ihn zu betrauern! Ganz allein liegen sie dort!
Und deshalb wird es meine erste Amtshandlung als sein Nachfolger sein, ihn hierher zurückzuholen, wo er hingehört! Ich werde gleich morgen aufbrechen, damit er schnell seine Ruhe bei seinen Ahnen findet!
Aber habt keine Angst: Die kaiserlosen Tage sind vorüber und auch, wenn ich Rom jetzt nach so langer Zeit, in der ich stets über euch wachte, verlasse, lasse ich euch doch nicht allein! Ich habe viele Weggefährten, gute Männer, die in meiner Abwesenheit auf euch Acht geben werden! Deshalb ernenne ich noch heute meine Kandidaten für das kommende Amtsjahr, das schon morgen beginnt:
Lucius Vipstanus Maecilianus Sermo soll Consul sein! Er ist der Sohn meines alten Weggefährten aus Illyricum und wird die Stadt gut regieren!
Tiberius Erucius Vorenus und Caius Servilius Erauscus sollen als Praetor Urbanus und Peregrinus über die Gerichte wachen!
Caius Tiburtius Rebilus Minor soll als Aedilis Plebis ein Auge auf eure Märkte haben und Marcus Hosidius Pannonicus als Tribunus Plebis eure Interessen vor dem Senat vertreten!
Sie sind alles gute Männer und werden meinen Willen in der Stadt durchsetzen! Hört auf ihre Anweisungen, als wären es meine eigenen und erweist ihnen die Ehre, die ihr mir erweisen würdet!" Die genannten Männer, alle sichtlich zufrieden, traten vor, sodass der Senat und die Bevölkerung sie sehen konnten. Das würde den fetten Senatoren gar nicht schmecken, dass ihre gewählten Kandidaten jetzt weitgehend zurückstecken mussten! Aber sie sollten sich ruhig schon einmal daran gewöhnen! Jetzt würden andere Saiten aufgezogen werden!
"Macht euch also keine Sorgen um das Wohl unserer Stadt! Freut euch stattdessen, dass ihr einen neuen Imperator Caesar Augustus habt, seid heute meine Gäste und denkt dabei auch an den guten Valerianus! Ich selbst werde leider nicht mit euch feiern können, denn ich muss mich sofort in die Arbeit stürzen, dass ich morgen aufbrechen kann! Valete, Volk von Rom! Wir sehen uns bald wieder!" Noch ein letztes Mal breitete Salinator die Arme aus, dann drehte er sich um und ging, gefolgt von seinen Kandidaten, den Clivus hinauf in Richtung Palatin. Natürlich würden sie nicht nur reden! Er hatte eine gewaltige Feier für seine engsten Vertrauten im großen Triclinium vorbereitet! Aber ihm gefiel es doch schon jetzt, sich einen noch exklusiveren Anstrich zu geben!