Beiträge von POTITUS VESCULARIUS SALINATOR

    Imperator Caesar Augustus Pontifex Maximus Tito Decimo Vareno s. d.


    Ich habe beschlossen, deine Tochter Decima Messalina für die Sacerdotes Vestales zu rauben und in meine Patria Potestas zu überführen.


    Sie möge sich dazu ANTE DIEM XVII KAL MAI DCCCLXII A.U.C. (15.4.2012/109 n.Chr.) am Atrium Vestae einfinden, jedoch Abschied von dir und den ihren nehmen, denn danach wird sie eine Amata Minor des Cultus Vestalis sein.


    Möge das Heil der Vesta mit euch sein!


    Kurz nach dem Einzug des Kaisers betrat eine große Schar von Skythen in der traditionellen Tracht ihres Volkes die Kommandatur der Palastwache. Ihr Anführer trug eine goldene Halskette mit einem Medaillon, auf dem das lorbeerbekränzte Profil des Kaisers abgebildet war.


    Dieser trat ohne groß anzuklopfen direkt in das Officium des wachhabenden Offiziers. "Du hast hier das Sagen?" fragte er den Centurio, der dort nichtsahnend saß und seine Praetorianer dirigierte.

    Potitus nahm seine Arbeit im neuen Heim schnell auf. Auch das kaiserliche Officium war etwas umgestaltet worden, sodass Salinator auf einer goldenen Kline mit purpurnen Kissen lag, flankiert von einem Schreibpult aus Ebenholz für seinen Scriba und mehreren goldenen Schemeln für Gäste. Hier konnte er nun seine Regierungsgespräche mit den Palast-Procuratoren führen.


    "Schickt mir Pompeius Imperiosus!" befahl der Vescularier und legte sich auf seine Kline. Es gab viel zu tun!

    Potitus ließ die purpurne Toga bereits gleich nach Betreten der Domus achtlos zu Boden fallen, woraufhin die kaiserlichen Lakaien sofort hervortraten und das kostbare Kleidungsstück geräuschlos verschwinden ließen. Salinator ging unterdessen weiter und wischte sich mit einem seidenen Schweißtuch über die nass glänzende Glatze. Das war doch alles ein bisschen anstrengend für ihn!


    Dann ging er er weiter bis zu den kaiserlichen Privatgemächern, die er tatsächlich noch nie betreten hatte. Valerianus hatte ja nicht lange hier gewohnt und nach seiner Amtseinsetzung war er betrunken im großen Triclinium eingeschlafen, wo es niemand gewagt hatte, ihn zu wecken. Nun aber konnte er sich sein neues Heim endlich in Besitz nehmen! Langsam ging er durch die Räume, stellte zufrieden fest, dass man die Statue von Centho im Vorraum des Cubiculum aufgestellt hatte und trat schließlich in sein Schlafgemach. Als er auf das Bett zutrat, stellte er fest, dass es nicht leer war. Zwei wunderschöne Frauen lagen darin, eine blasse, blonde mit einem Diadem aus Sternen, die andere bronzefarben, dunkelhaarig und stark geschminkt.


    "Wer seid ihr denn?" fragte der Kaiser und grinste. "Ich bin Urania!" sagte die Blonde kichernd und kicherte. "Und ich bin Pandemos, mein Herr!" fügte die Dunkle hinzu. Der Vescularier machte einen Schritt auf sein Bett hin und grinste. Eine wunderbare Begrüßungsüberraschung!

    Nach der Überführung von Valerianus machte der neue Kaiser sich nun endlich daran, den Palatin für sich in Besitz zu nehmen. Seine Sklaven und Bediensteten hatten bereits einen Großteil seines gesamten Hausrats in die Domus Augustana geschafft, ebenso war eine Menge Bürokram aus der Castra Praetoria in die kaiserliche Verwaltung überführt worden. Von nun an konnte der Vescularier endlich von dem Ort aus regieren, der ihm angesichts seines Aufgabengebiets schon seit langem zustand!

    IN NOMINE IMPERII ROMANI


    Anlässlich der Überführung des ermordeten Imperator Caesar Augustus Gaius Ulpius Aelianus Valerianus, sowie seiner Frau, der Augusta Livilla Ulpia Lucilla und des Thronfolgers Ulpius Maioranus in die Grabstätten ihrer Ahnen findet ANTE DIEM IV ID APR DCCCLXII A.U.C. (10.4.2012/109 n.Chr.) eine Pompa Funebris statt. Die Honoratioren Roms mögen sich an der Porta Capena versammeln, von wo aus der Leichenzug zum Forum Romanum ziehen wird.


    Potitus hatte die Idee selbst gehabt. Gekleidet in eine purpurne Tunica, den vergoldeten Lorbeerkranz auf dem Kopf, repräsentierte er sich gleichzeitig als Kaiser und als Darsteller des toten Valerianus. Seine Gefühle sprangen dabei zwischen echter Trauer um den kranken Mann, mit dem er so viel erlebt hatte, und einer Befriedigung, gleich zweimal als Kaiser in Rom einzuziehen und sich dabei direkt in die Tradition der Imperatoren zu stellen, die vor ihm hermarschierten.


    Ihm folgten dann wieder die Honoratioren Roms, angeführt von den Magistraten. So lief Maecilianus Sermo als frisch gekürter Consul ganz vorn, dann seine beiden ernannten Praetoren und die übrigen. Ähnlich hatte man auch unter den Senatoren vor allem seinen Günstlingen die vorderen Plätze in der Prozession zugeteilt. Damit würde jeder in Rom verstehen, auf welche Weise man es unter dem neuen Kaiser zu etwas brachte!

    Potitus legte den Kopf schief. Scheinbar wurde sie langsam etwas redewilliger, auch wenn der Norden nicht unbedingt eine präzise Beschreibung eines Aufenthaltsortes war. Dass sie nicht mehr wusste, war allerdings doch verdächtig. Diese Patrizier setzten doch sehr stark auf Familie und es sah ihnen gar nicht ähnlich, dass sie ihre Ehefrauen einfach irgendwo zurückließen. "Und du hast keine Ahnung, wo er hinwollte? Das kannst du mir nicht erzählen!" antwortete er dann wieder etwas härter. Sie schien ihn verarschen zu wollen!


    Dann ging er aber wieder auf die Frage der Scheidung ein und wurde etwas freundlicher. Da hatte sie keine Chance! "Ich glaube nicht, dass dein Vater sich über die Empfehlung des Kaisers hinwegsetzt. Und Geld sollte auch keine Rolle spielen..." Er hatte nun Zugriff auf quasi alles Geld des Imperiums, da konnte er seine Getreuen auch anderweitig versorgen. Die Flavia musste seinen Aufsteigerfreunden nur ein bisschen altehrwürdigen Glanz verleihen.

    Potitus genoss es nun wieder sichtlich, dass er die Flavia nun offenbar gänzlich gebrochen hatte. Wenn sie nicht eine grandiose Schauspielerin war, dann konnte er jetzt von ihr wohl fordern, was er wollte. Und wenn sie eine grandiose Schauspielerin war, dann spielte sie gerade ganz exklusiv für ihn, so dass Salinator in jedem Fall auf seine Kosten kam. So oder so konnte er also zufrieden sein. "Ich will wissen, wo den Mann ist." Das war die wichtigste Forderung und Salinator tischte sie nun plötzlich wieder ganz sachlich auf. Er war nicht zum Verhandeln hier. Er stellte die Maximalforderungen und von der Flavia erwartete er nichts anderes, als dass sie sie vollständig erfüllte. "Und du wirst dich scheiden lassen. Eine schöne Frau hat einen ehrbaren Mann verdient. Ich kenne mehrere ehrbare Männer, an deren Seite du eine Zierde wärst." Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen - einen Getreuen glücklich machen und eine Patrizierin kaltstellen. So mochte Salinator das.

    Nach den neuesten Ereignissen erfuhr die Bekanntmachung bald eine Fortsetzung:


    PROSCRIPTIO!


    Hiermit erkläre ich folgende Personen zu Staatsfeinden. Jeder Mann hat das Recht, diese Personen straflos zu töten! Ihr gesamter Besitz wird zu Staatseigentum erklärt! Für die Ergreifung der Personen tot oder lebendig wird eine Belohnung von jeweils 2000 Sesterzen ausgesetzt! Hinweise, die zur Ergreifung der Staatsfeinde führen, werden mit einer Belohnung von 1000 Sesterzen vergütet!


    Decimus Annaeus Varus
    Servius Artorius Reatinus
    Titus Duccius Vala


    Potitus' Wut über die Ausrufung von Cornelius Palma zum Gegenkaiser war gerade erst marginal heruntergekühlt, da musste ihn sein Scriba mit weiteren schlechten Nachrichten konfrontieren. Ungläubig starrte Salinator auf das Papyrus aus Aegyptus, das ihm der Scriba gereicht hatte. "Das ist ein Scherz, oder? Das muss ein Scherz sein! Verdammt nochmal, sag' mir, dass das ein Scherz ist!" Er sprang auf, brüllte mit rotem Kopf, aber sein Scriba konnte ihm nicht den Gefallen tun und das Schreiben für einen Scherz erklären. "Was erlauben sich diese Ratten eigentlich noch alles? Was glaube sie, wer ich bin? Wer gibt ihnen das Recht dazu?" Salinator schleuderte den Brief zu Boden und starrte eine Weile mit leerem Blick in den Raum. "Die Flotte in Alarmbereitschaft! Die in Misenum - die aus Ravenna brauche ich für diesen Aasgeier von Palma. Und die Namen kommen auf die Proskriptionsliste!"

    Potitus schaute die Flavia fast mitleidig an, als sie ihm die Gesichte von ihrem Vater auftischte. Ob er sie glaubte oder nicht war kaum zu erkennen, aber beeindruckt war er von ihr offenbar nicht. Zumal sie seine Frage nicht beantwortete. Bei der Gegenfrage der Flavia schnaubte Salinator verächtlich. "Beweise? Vinicius Hungaricus hat gestanden und ist im Exil. Vinicius Lucianus hat gestanden und ist im Exil. Flavius Furianus hat gestanden und ist im Exil." Auf Details der Geständnisse verzichtete er, da er sie nicht im Kopf hatte. Er wusste nicht einmal, ob in den Geständnissen Aurelius Lupus überhaupt erwähnt worden war. Hauptsache, diese Senatoren waren weit weg von Rom und die Verurteilungen schüchterten alle anderen ein. "Und der alte Tiberius hat sich gleich selbst umgebracht." In Salinators Augen die mit Abstand beste Tat, die dieser Patrizier jemals vollbracht hatte.

    Potitus beugte sich leicht nach vorne und das Lächeln in seinem Gesicht wurde eine Spur schwächer und kälter. "Er selbst war es. Mir wurde sein Name erst genannt, als er die Stadt schon wie eine dreckige Ratte verlassen hatte. Er war es, der mit noch heuchlerisch eine Prozession zu Ehren der Concordia empfahl, wo er doch selber die Eintracht zerstört hatte." Salinator schien die Sache also durchaus auch persönlich zu nehmen. "Wärst du wie eine streunende Katze von einem Fänger hier abgegeben worden, wenn du auf dem Weg zu einem ehrbaren Senator gewesen wärst? Wo hat man dich aufgegriffen? Wohin wolltest du? Warum hast du Rom verlassen? Wo ist dein Mann?"

    Potitus grinste weiter wölfisch, während er sich die Flavia nackt im Bad vorstellte. Er bezweifelte nicht, dass dies ein lohnenswerter Anblick sei. Er wollte schon eine entsprechende Bemerkung machen, als er sich dann doch entschied, sie noch weiter zappeln zu lassen. Vielleicht steigerte ihr sichtliches Unwohlsein in dieser Situation ja auch ihre Lust. "Eine Lüge? Seid ihr denn schon nicht mehr verheiratet? Konntest du die Schande nicht länger ertragen? Oder wurde dein Mann schon von kaisertreuen und pflichtbewussten Bürgern erschlagen?"

    Potitus saß bequem in seinem Stuhl und blickte gespannt zur Tür, als gäbe es einen größeren Aufzug zu erwarten. Seine Lippen umspielten ein etwas zu deutliches Lächeln, das eindeutig Züge von Selbstzufriedenheit und Triumph beinhaltete. "Salve, Flavia Nigrina. Deine Anwesenheit ist mir eine große Freude. Auch wenn ich zugeben muss, dass ich dich von unserem letzten Zusammentreffen ansehnlicher in Erinnerung hatte." Auch wenn es äußert unwahrscheinlich war, dass sie sich auf diese Bemerkung hin nackt vor ihn stellen würde, um die schmutzige Kleidung los zu werden, war allein der Gedanke schon ungemein reizvoll. Die Frage nach Thalia überging Salinator dagegen geflissentlich. Solange sie ihm keinen Vorteil brachte, war es nicht wert, über sie zu sprechen. "Den Männern, die dieses heutige Zusammentreffen möglich gemacht haben, gebührt mein Dank. Ist es eigentlich ein schlimmes Gefühl, mit einem Verräter und Kaisermörder verheiratet zu sein?"

    Potitus stieg auf dem Forum von seiner Quadriga, die schnell beiseitegeschoben wurde. Die Löwen waren nun wirklich sehr nervös und es war Zeit, dass sie wieder in der Ludus Matutinus verschwanden! Für den neuen Kaiser kam aber jetzt der Zeitpunkt, an dem er sich an das Volk wenden würde. Valerianus war von den Consuln empfangen worden und seine Berater hatten ihm das ebenfalls empfohlen. Aber Salinator verachtete den Senat und die Consuln, die sich so leicht hatten einschüchtern lassen! Also hatte er beschlossen allein zu reden. Und das nicht auf der Rostra vor dem Senat, sondern vom Clivus Victoriae aus!


    Also stieg er nun die ersten Meter hinauf und drehte sich um. Zwischen dem Tempel der Castores und dem der Vesta stand das Volk dicht zusammengedrängt, Senat und Ritterschaft in der ersten Reihe (natürlich hinter einer doppelten Linie Praetorianer). Der Kaiser grinste triumphierend in die Menge, dann begann er zu reden.


    "Volk von Rom!


    Ich weiß noch ganz gut, wie ich zum ersten Mal in Rom ein Amt angetreten habe. Damals war ich ein Niemand, der Sohn eines Eques, wie sie hier vorn stehen. Ich kam gerade von meinem Militärdienst im Osten und wurde Quaestor, nur um Rom gleich wieder zu verlassen und in Africa mein Glück zu machen. Dann wieder hierher, um den Willen des Volkes vor dem Senat zu vertreten! Eine scheinbar langweilige Karriere.
    Aber dann kam meine Stunde! Es ging steil Bergauf: Praetor, Legat von Illyricum, Praefectus Urbi und jetzt bin ich ganz oben angekommen! Man glaubt es kaum!"
    Der Vescularier wischte sich mit einem purpurnen Schweißtuch über das glänzende Gesicht. Wenn er es so betrachtete und an all die frustrierenden Jahre zwischen seinen Ämtern dachte, war es wirklich ein Wunder! Er war wohl ein Liebling der Götter!


    "Aber trotzdem kann ich mich nicht nur freuen, denn einen Großteil meiner Karriere verdanke ich einem Mann, der jetzt tot ist! Ich durfte Valerianus in Illyricum kennen lernen. Er kam, um mir zu helfen und, bei Hercules, das tat er! Ich weiß noch genau, wie wir nächtelang auf unseren Klinen lagen und diskutierten! Und wir haben zusammen gekämpft, Seite an Seite! Und jetzt..." Er machte eine Pause und seufzte. "...ist er tot! Hinterrücks ermordet von ein paar machtgierigen Senatoren! Nicht nur ihn, sondern auch seine liebreizende Frau und seinen ganzen Stolz Maioranus!"


    Er machte wieder eine Pause, damit jeder angemessen traurig an den guten Ulpier zurückdenken konnte. Für Salinator war es sogar echte Trauer! Er hatte seinem alten Freund keinen so unrühmlichen Tod gewünscht! "Sie alle drei liegen jetzt bleich und tot am Kap von Misenum, wo er immer so gern war! Keiner ist zu ihm gekommen, um ihn zu betrauern! Ganz allein liegen sie dort!
    Und deshalb wird es meine erste Amtshandlung als sein Nachfolger sein, ihn hierher zurückzuholen, wo er hingehört! Ich werde gleich morgen aufbrechen, damit er schnell seine Ruhe bei seinen Ahnen findet!


    Aber habt keine Angst: Die kaiserlosen Tage sind vorüber und auch, wenn ich Rom jetzt nach so langer Zeit, in der ich stets über euch wachte, verlasse, lasse ich euch doch nicht allein! Ich habe viele Weggefährten, gute Männer, die in meiner Abwesenheit auf euch Acht geben werden! Deshalb ernenne ich noch heute meine Kandidaten für das kommende Amtsjahr, das schon morgen beginnt:


    Lucius Vipstanus Maecilianus Sermo soll Consul sein! Er ist der Sohn meines alten Weggefährten aus Illyricum und wird die Stadt gut regieren!
    Tiberius Erucius Vorenus und Caius Servilius Erauscus sollen als Praetor Urbanus und Peregrinus über die Gerichte wachen!
    Caius Tiburtius Rebilus Minor soll als Aedilis Plebis ein Auge auf eure Märkte haben und Marcus Hosidius Pannonicus als Tribunus Plebis eure Interessen vor dem Senat vertreten!


    Sie sind alles gute Männer und werden meinen Willen in der Stadt durchsetzen! Hört auf ihre Anweisungen, als wären es meine eigenen und erweist ihnen die Ehre, die ihr mir erweisen würdet!" Die genannten Männer, alle sichtlich zufrieden, traten vor, sodass der Senat und die Bevölkerung sie sehen konnten. Das würde den fetten Senatoren gar nicht schmecken, dass ihre gewählten Kandidaten jetzt weitgehend zurückstecken mussten! Aber sie sollten sich ruhig schon einmal daran gewöhnen! Jetzt würden andere Saiten aufgezogen werden!


    "Macht euch also keine Sorgen um das Wohl unserer Stadt! Freut euch stattdessen, dass ihr einen neuen Imperator Caesar Augustus habt, seid heute meine Gäste und denkt dabei auch an den guten Valerianus! Ich selbst werde leider nicht mit euch feiern können, denn ich muss mich sofort in die Arbeit stürzen, dass ich morgen aufbrechen kann! Valete, Volk von Rom! Wir sehen uns bald wieder!" Noch ein letztes Mal breitete Salinator die Arme aus, dann drehte er sich um und ging, gefolgt von seinen Kandidaten, den Clivus hinauf in Richtung Palatin. Natürlich würden sie nicht nur reden! Er hatte eine gewaltige Feier für seine engsten Vertrauten im großen Triclinium vorbereitet! Aber ihm gefiel es doch schon jetzt, sich einen noch exklusiveren Anstrich zu geben!

    Der Scriba verstand nicht, warum sich die Dame ihm gegenüber so schnippisch benahm und die Aussage verweigerte. Er konnte sich nicht vorstellen, welchen Vorteil sie sich davon erhoffte, wenn ihre Identität nicht geklärt wurde. Entsprechend schaute er fast dankbar auf den Ring, den der Bandenchef vorlegte und für dessen Prüfung er nur wenige Augenblicke brauchte. Dann nickte er. "Ja, das reicht mir. Flavia Nigrina, der Praefectus Urbi möchte dich sprechen. Folge mir bitte", richtete er dann wieder das Wort an die Dame und ging voran in Richtung des Büros seines Vorgesetzen. Mit kleinen Gesten mit der Hand wies er die Leibwachen des Praefectus an, dass sie zum Teil ihn begleiten und zum Teil im Vorzimmer bleiben sollten.


    Dann öffnete er die Tür und stellte die Dame noch einmal förmlich vor. "Praefectus, dies ist Flavia Nigrina, die Ehefrau des Aurelius Lupus." Schweigend zog er sich zurück, um der Flavia Platz zu machen und auf die Reaktion des Praefectus zu warten.

    Potitus schimpfte, fluchte und tobte und schleuderte den nächstbesten Gegenstand zu Boden, was den Boten im Raum angstvoll zucken ließ. "Dieser Bastard! Dieser hohlwangige Geist von einem Greis! Was fällt ihm ein? Wie kommt er dazu? Was sind das für verlauste Verräter um ihn herum?" Erst jetzt schien er die Anwesenheit des Boten, der ihm Augenblicke zuvor eine Nachricht übergeben hatte, wieder zu bemerken. "Heraus mit dir! Sofort! Und lass' den Terentier kommen! Sofort!" Man konnte meinen, dass das donnernde Echo seiner Stimme über ganz Rom zu hören war. Und vermutlich war es genau das Donnern, dass sich ein gewisser Senator namens Cornelius Palma erhofft hatte, als er sich in Syria zum Kaiser ausrufen ließ.

    Der Scriba war nicht untätig gewesen in der Wartezeit, wie man unschwer an den Männern der Leibwache des Praefectus Urbi sehen konnte, die nun im Vorzimmer standen. Offenbar wollte man jedes Risiko, egal welcher Art, vollkommen ausschließen. Der Scriba wirkte daher auch etwas nervöser, zog aber erst einmal das Protokoll durch. "Salve. Wer seid ihr und wer ist die Dame?" Beinahe hätte er noch gefragt, warum sie so dreckig war, aber das verkniff er sich gerade noch.