Potitus vom Atrium Vestae kommend betrat voller Ungeduld seine Amtsräume. Hinter ihm betrat ein Tross aus Senatoren und Beamten den Raum, alle sorgfältig ausgewählte Vertraute. Da er tatsächlich keine Ahnung hatte, was er finden würde, hatte Salinator sicherheitshalber keine Feinde mitgebracht, wenn er einen ersten Blick auf Valerianus' letzten Willen warf! "Meine Herren, ich nehme letzte Wetten an!" warf er in die Runde und grinste. Vielleicht hatte der Kaiser es ihm ja leicht gemacht und ihn direkt eingesetzt! Das wäre natürlich eine wunderbare Überraschung!
Mit einem Knacksen brach er das Siegel und entrollte den Papyrus. Was zuerst auffiel, war, dass das Testament für einen Kaiser auffällig kurz war! Typisch Valerianus, der alte Soldat! Dann begann der Praefectus aber doch zu lesen:
Testamentum
des
Gaius Ulpius Aelianus Valerianus
Imperator Caesar Augustus
Divi Iuliani Filius Pontifex Maximus
Tribuniciae Potestatis Imperii Proconsulare Censor
[FONT=Herculaneum,Comic sans ms]Pars Prima
Meine Betriebe, Grundstücke und Immobilien, mein Privatvermögen, Lagerbestände und aller beweglicher Besitz sollen meinem Sohn und Thronerben Publius Ulpius Maioranus zufallen.
Pars Secunda
Sollte das Erbe aus Gründen der Unvolljährigkeit oder des Todes meines Erben nicht auszahlbar sein, so wird mein nächster agnatischer Verwandter aus der Gens Ulpia als Verwalter bis zur Vollstreckung des Erbes bzw. selber als Gesamterbe eingesetzt.
Pars Tertia
Sollte die Gens Ulpia zum Zeitpunkt meines Todes erloschen sein, setze ich den Consular Appius Cornelius Palma ein, der meinem Vater und Großvater in Krieg und Frieden tapfer und treu gedient hat, als meinen Gesamterben und Thronfolger ein.
Dies verfüge ich im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, niedergeschrieben und gesiegelt mit eigener Hand.
ANTE DIEM VI ID MAI DCCCLVIII A.U.C. (10.5.2008/105 n.Chr.)
[/FONT]
Alles war erwartungsgemäß bis zur Pars Tertia, wo ihm binnen eines einzigen Satzes alle Züge entglitten. Appius Cornelius Palma? Was hatte denn dieser alte Haudegen im Testament von Valerianus verloren? Er las den Satz noch einmal, dann noch einmal. Treu gedient! Dieser alte Mann, der mehr Ehrungen eingeheimst hatte als Divus Augustus! Was war denn mit ihm, der er Valerianus bis in den Tod gedient hatte? Was interessierte es, wer den toten Kaisern gedient hatte! Mit angespanntem Gesichtsausdruck sah er auf die erwartungsvolle Schar der Anwesenden und presste hervor "Das gibt's nicht!"