Original von Faustus Decimus Serapio
Vollkommen verblüfft sah ich vom einen zum anderen. Es war, als würden die altvertrauten Kulissen des Alltages mit einem mal beiseite geschoben, und dahinter sah ich... die weite Welt! Die lockende Ferne! Fremde exotische Länder! Ägypten war mein Traum, die griechischen Einflüsse, die Überreste der alten Hochkultur... Und ich war schon auch geschmeichelt, dass Tribun Octavius höchstpersönlich hier erschienen war, wegen mir. Und dass der Stadtpräfekt mir auf einmal ein Tribunat anbot! Ritterliche Rochaden, jetzt erinnerte ich mich, es hatte doch in der Acta gestanden, dass Octavius Dragnum zum Praefectus Legionis in Ägypten bestimmt war... und jetzt schien das ritterliche Rochieren mich auch erfasst zu haben.
Jedoch – ich fühlte mich wie ein Esel zwischen zwei Futterkrippen. Das Angebot des Stadtpräfekten war äusserst verlockend. Ich hatte die CU in der Hinsicht für eine Sackgasse gehalten, aber ich zweifelte nicht daran, dass es, wenn der Stellvertreter des Kaisers das wollte, hier auch Platz für einen ritterlichen Tribun gäbe. So könnte ich weiter ganz nahe an der Macht arbeiten... und wenn Vescularius Salinator mir gewogen bliebe, das wäre sicher vortrefflich für die Karriere! Es schien mir wie ein Angebot, dass man besser nicht ablehnen sollte... ein bisschen wie damals, als die Praetorianer Licinus und mich auserkoren hatten. Und da war auch noch meine Familie... meine liebe Seiana, die eben erst aus Ägypten zurückgekommen war... Andererseits würde eine Flucht nach Ägypten mich bestimmt in Sicherheit vor den furchteinflössenden Heiratsplänen bringen, die meine Tanten für mich schmiedeten. - Aber was war mit Aton! Mein wunderbarer neuer Liebhaber, den konnte ich doch nicht gleich wieder hinter mir lassen!
Ich holte tief Luft. Ich musste jetzt etwas sagen. Die beiden Herren wartete auf meine Entscheidung.
"Ich... möchte mich für dieses wirklich großzügige Angebot von Herzen bedanken, Praefectus. Es ehrt mich!" Dabei sah ich Vescularius Salinator an, ganz zerknirscht. Er war ein toller Kommandant, der mir viele Chancen gegeben hatte zu zeigen was in mir steckte. "Und mich auch dafür bedanken, dass du mir selbst die Entscheidung überlässt." War ja beileibe nicht selbstverständlich! "Aber ich möchte sehr gern die Chance nutzen, noch bei einer ganz anderen Einheit, in einer ganz anderen Provinz des Reiches, weitere Erfahrungen zu sammeln."