Beiträge von Quintus Tiberius Vitamalacus

    Sentimental zu sein, war keine Eigenschaft, welche er sich selbst zuschreiben würde, auch, wenn er ehrlich zu sich selbst wäre, nicht leugnen konnte, gelegentlich eben solche Momente zu haben, in denen er den Erinnerungen an die Vergangenheit nachging. Und auch jetzt, da der Primus Pilus vor ihm stand und auch bald, so denn der Imperator seine Beförderung bestätigte, sein Praefectus werden würde, sah Tiberius Vitamalacus wieder diesen jungen Miles der CU vor sich, der ihm vor Jahren im Rekrutierungsbüro gegen übergestanden hatte. Es war heute leicht zu sagen, das er damals schon gesehen hatte, das in dem Mann ein wirklich guter Soldat steckte, aber so hatte er es in erinnerung.


    "Du bist ein guter Soldat, Artorius," meinte er knapp, "und ich brauche einen fähigen Mann auf diesem Posten."


    Damit war das Thema für ihn fürs erste erledigt und er wandte sich an Numerinanuns.


    "Tribun ! Deine Reiter haben die Bogenschützen aufgerieben ? Gab es erwähnenswerte Verluste ?"

    Ob es wirklich so schlimm ist, sich an einen Patron zu binden, bzw. so viel besser sich bei einem Geschäftsmann Geld zu leihen ?


    Im (für dich) Idealfall, gibt der Patron dir nicht nur das Geld das du brauchst, sondern sorgt auch dafür, das du einen guten Start hast. Und verlangt nicht vielmehr als hin und wieder einen kleinen Gefallen. =)


    Und bei einem Kredit ?


    Im (für dich) schlimmsten Fall, wird der Kreditgeber einen Zinsatz verlangen, der fast alle Gewinne auffrist, selbst wenn es blendend läuft. Und wenn es nicht so richtig läuft, dreht er dir ganz das Wasser ab. :D

    Den ganzen Tag hatte er probiert seinen Bruder zu sprechen, doch immer wenn er an die Tür des Hauses geklopft hatte, hatte man ihm nur beschieden, das Surenas nicht zu sprechen sei. Selbst am Abend, kurz vor Sonnenuntergang, wenn Surenas üblicherweise zu einem Rundgang durch seine Geschäfte in der Stadt aufbrach, hatte er sich nicht an der Tür blicken lassen.


    Anders als sein Bruder war er ein überzeugter Verteidiger seiner Stadt und sass nun in dem Hauptquartier seines Wachsabschittes an einem Tisch, ihm gegenüber Samad, ihr Anführer. Eigentlich war es keine Wachstube, vielmehr der Schankraum einer Taverne, doch schliesslich waren sie auch keine Soldaten, sondern einfache Bürger, bunt wie der Regenbogen bewaffnet, aber dennoch zu allem bereit.


    "Nieder mit dem Römerpack !"


    "Für das glorreichen Parthia !"


    "Parthia oder Tod !"


    Samad hatte zwar schon eine Weile aufgehört zu reden, aber immer noch gröllten die Männer die Sprüche, die er gebracht hatte.

    Surenas der Kaufmann hatte keinen Sinn für die Schönheit der Landschaft hier im Zusammentreffen der beiden Flüsse, die in der Dunkelheit ruhig dalagen und auf deren sanften Wellen sich das Licht des Mondes spiegelte. Er hatte es noch nie gehabt, Schönheit war für ihn der Anblick von Gold und jenen Dingen, die er damit erwerben konnte, wie sein Haus im besten Viertel der Stadt oder wie Gespielinnen, die er sich immer wieder mal gönnte.
    Und heute, in dieser Nacht war ihm ganz und garnicht danach, die Schönheit von irgendetwas zu geniessen. Ein paar Stunden hatte man ihn ausruhen lassen, dann war dieser grobschlächtige Hüne zu ihm gekommen, hatte ihm eine Gewand zu geworfen, das er nicht mal seinen Sklaven zu tragen gegeben hätte. Und dann war er wieder vor den Legatus zittert worden, der ihm ein paar Worte mit auf den Weg gegeben hatte.


    Und genau wegen diesen Worten war ihm jetzt besonders unwohl, als ihn der Tribun zu sich rief. Denn kannte er sich auch bei Tageslicht hier nur mässig aus, hatte er jetzt, mitten in der Nacht ziemliche schwierigkeiten, den versteckt liegenden Zugang zu lokalisieren. Und was würde passieren, wenn er ihn nicht schnell genug finden würde ? Diese Hüne war immer in seiner Nähe und der Legat hatte keinen Zweifel daran gelassen, was er dieser mit ihm tun würde, wenn er, Surenas, versuchte die Römer in die Falle zu locken.


    "Ja, werter Tribun," flüsterte er leise, froh darüber das es so dunkel war und sein Gegenüber die Schweisperlen auf seiner Stirn nicht sehen konnte. "Es ist gleich da vorne, nur noch ein kleines Stück,..."


    Er hoffte zumindest, das er nicht gänzlich falsch lag. Er wusste, der Zugang war an Gebüsch gelegen, kaum gross genug das ein Mann hindurch passte und versperrt durch ein Gitter. Ich werde es finden, sagte er zu sich, um sich selbst Mut zu machen. Und wenn er sich nicht ganz verirrt hatte, würde zumindest einer aus dem Trupp den Zugang finden.

    Der Legat nickte leicht und notierte sich etwas auf einer Wachstafel. In den nächsten Tagen würde es wohl zu einigen Umbesetzungen und Versetzungen kommen. Die wichtigste allerdings hatte er noch nicht angesprochen.


    "Ich werde das nötige veranlassen," meinte er, den Blick noch auf den Tisch gerichtet. Dann blickte er auf und sah den Primus Pilus an. "Ich brauche einen neuen Praefectus ! Ich werde deinen Namen dem Imperator vorschlagen !" meinte er unvermittelt.

    In dem Zelt, in das Titus den Parther gebracht hatte, war diese dabei eine Liste mit mit Namen zu erstellen. Die Schriftrolle vor ihm füllte sich langsam mit Namen, Namen, derer die dafür verantwortlich waren, das er, Surenas, in der Sorge um seine Stadt, dazu gezwungen war, diesen Schritt zu tun. Mittlerweile glaubte er selbst daran, selbst die Namen seiner ärgsten Konkurrenten setzte er ohne das Gefühl eines schlechten Gewissens darauf.


    Titus stand neben dem Tisch und als die ersten Namen auf der Liste Standen, gab er einem Sklaven ein Zeichen und Surenas bekam einen Becher Wein vorgesetzt.


    Mit dem Wein in der Hand schrieb Surenas noch etwas leichtfertiger und schneller und es dauerte nicht lange und er hatte geendet. "Fertig," meinte er zu Titus.


    Dieser grunzte etwas, griff die Liste und verschwand aus dem Zelt. Ein Sklave eilte heran und stellte einen Teller Puls und Eintopf vor den Parther. Etwas Abfälig blickte er es an, war er doch besseres gewohnt. Die Gastfreundschaft der Römer war in seinen Augen wirklich nicht die beste.


    Als Titus das Zelt des Legatus erneut betratt, sprach dieser gerade mit Tribun Terentius.


    "...Andronicus war einige Zeit in Athen, das sollte reichen. Er wird euch begleiten."


    Ohne seinen Halbbruder anzusehen, hatte Tiberius Vitamalacus ihn freiwilllig zu diesem Kommando gemeldet. Stumm nahm er die Liste entgegen, überflog sie und reichte sie dann einem Scriba.


    "Fünf Kopien !" befahl er knapp, bevor er sich wieder den Offizieren zu wandte. "Die Männer auf dieser Liste und ihre Familien werden gefangen genommen und ihre Häuser geplündert aber nicht in Brand gesteckt ! Über ihr weiteres Schicksal entscheidet dann der Imperator."


    Knapp deutete er auf Titus.


    "Titus wird euch ebenfalls begleiten, sollte dieser Surenas, der Kaufmann, ein ebenso falsches Spiel wie sein Namensvetter, der General, spielen, wird er ihm ein schmezhaftes Ende bereiten."


    Er blickte noch einmal über die Gesichter der Offiziere.


    "Noch Fragen ? Ansonsten : zur Tat. Ich werde unterdessen den Imperator darüber informieren, das, wenn die Götter mit uns sind, wir morgen die Stadt in unserer Hand haben."

    Lange Zeit öffnete er seine Augen nicht, so das seine andern Sinne um so intensiver zur Geltung kamen. Er hörte ihre gewisperten Worte, jede einzelne Silbe drang zu ihm, begleitet von ihrer beider wieder langsamer werdenden Atmung und dem Pochen ihres Herzens. Hörte er es wirklich oder spürte er es tatsächlich an jener Stelle, da ihre Brust die seine berührte ? Die Grenzen seiner Sinne waren nicht mehr klar, immer mehr verschwommen sie. Es war ein Gefühl, das ihm so gänzlich fremd war, doch auch ein Gefühl, das ihn nicht erschreckte und das war widerrum etwas, das ihn überraschte und ihm deutlich machte, das alles, was er zuvor gesagt hatte auch stimmte.


    Doch er wiederholte es nicht, denn so sehr es auch stimmte, würde jede Wiederholung nichts an seinen Gefühlen ändern, doch die Worte würden immer mehr ihre Bedeutung verlieren. Sie beiden wussten, wie sie empfanden und bestätigung für einander würden sie weniger durch Worte denn durch Taten und Gesten bekommen.


    Sachte streichelte er über ihren Rücken, spürte die leichte Schicht von Schweiss auf ihrer Haut, spürte wie ein leichter Luftzug ganz leicht ihre Haut in eine Gänsehaut verwandelte und griff nach einer der dünnen Decken auf ihrem Bett, eine von jenen, auf denen sie nicht zumindest teilweise lagen. Vorsichtig zog er sie über sie und über sich, zog sie dabei noch etwas dichter an sich heran, so das seine Lippen wieder die ihren berührten und sie ein zärtliches, sanftes Spiel beginnen konnten.


    Immer noch öffnete er nicht die Augen und immer noch sagte er nichts. Er wollte diesen Moment des Glückes so lange wie möglich für sich bewahren, fürchtete die Augen zu öffnen und den Morgen grauen zu sehen, fürchtete sich davor, irgendetwas zu sagen, das sie zurück in die Banalität des Alltags holte. Auch wenn er wusste, das dieser Moment nicht ewig dauern könnte, er ahnte, das er bald zu ende sein würde, jeden Augenblick bis dahin wollte er ihre Nähe geniessen

    Tiberius Vitamalacus hatte seine hinter dem Rücken verschränkt, nach dem er geendet und hatte den Ausführungen der anderen Legaten und den Schlussfolgerungen des Imperators gefolgt. Er kannte die Mauern von Circesium bisher nur aus den Berichten der Kundschafter und einigen alten Reisebeschreibungen, teilweise noch aus den Zeiten den Marcus Antonius. Garnison hin oder her, hohe Mauern zu stürmen kostete ging nie verlustfrei zu von statten.


    "Circesium liegt auf der Route nach Dura Europos, von daher deutet es eigentlich nur eine Verzögerung von einigen Tagen, die wir dazu nützen können, in der Umgebung der Stadt unsere Vorräte aufzufrischen. Seit längerem wurde mir nicht mehr von verbrannten Feldern berichtet. Sollte sich der Feind in Dura Europos verschanzen und es kommt zu einer Belagerung, dann ist es eine gute Versorgungslage nicht unerheblich. Sonst werden unsere Vorräte knapp, bevor die Stadt zu hungern beginnt."


    Er ging davon aus, das er damit niemand etwas neues erzählte.


    "Und wenn die Parther sich uns im offenen Feld entgegen stellen, dann wird uns jeder Mann, den wir in einen übereilten Sturm auf die Mauern verlieren schmerzlich fehlen. Sollte Circesium die Tore schliessen, dann nur weil sie hoffen, das wir einfach vorbei ziehen. Und nach wenigen Tagen, werden sie zur Vernunft kommen."

    Tiberius Vitamalacus gab Titus ein Zeichen und dieser löste sich aus dem Hintergrund, löste die Fesseln des Mannes und setzte ihn auf den Stuhl direkt vor dem Tisch. Der Legat schob ihm ein Pergament zu, auf dem die Umgebung der Stadt skizziert war.


    "Wo ist der Zugang ? Und wo endet er ?" fragte er den Parther knapp, gleichzeitig seinen Offizieren ein Zeichen gebend, näher zukommen. Surenas deutete zunächst auf eine Stelle dicht am Lauf des Euphrat und dann auf einen Punkt ziemlich im Zentrum der Stadt, weit entfernt von dem Stadt. "Hier,... und hier,...," sagte er leise. Seine Stimmung hatte sich etwas gebessert, war ihm doch gerade klar geworden, das er durch die Namen die er den Römern geben würde, leicht einige unliebe Konkurrenten los werden konnte.


    "Ein gutes Stück, das wir in der Stadt zurück legen müssen," kommentierte Tiberius Vitamalacus die Ausführen von Surenas, "doch für einen kleine Gruppe durchausmachbar. Es ist eine Gelegenheit, welche wir nützen müssen. und zwar schnell, bevor dieser Suremas vermisst wird. Wir starten noch heute Nacht !"


    Es machte keinen Sinn, lange das für und wider abzuwägen. Das Risiko war klein, zumindest aus der Sicht der Legion, der Lohn war gross. Für jene Männer, die er auf diese Mission schickte, war es etwas anderes. Würden sie in der Stadt entdeckt oder Surenas würde sie verraten, dann wäre wohl der Tot noch das angenehmste, was sie zu erwarten hätten.


    "Tribun Terentius, du wirst wirst mit einigen Freiwilligen in die Stadt eindringen und das Stadttor öffnen. Primus Pillus, du führst deine Centurie an das Tor, so dicht, das ihr im Schutze der Dunkelheit gerade nicht mehr zu sehen seit. Öffnet sich das Tor, dann marschierst du vor und sicherst das Tor, bis der Rest der Legion das Tor erreicht hat."


    Das war der Plan im Groben, mehr musste, nein mehr durfte Surenas nicht hören. "Titus, bring diesen Kaufmann nach neben an und lass ihn die Namen aufschreiben. Danach soll er was essen und sich ausruhen."


    Als Titus und Surenas das Zelt verlassen hatten, wandte sich Tiberius Vitamalacus an die anwesenden Offiziere. "Terentius und Artorius, ihr werdet unter euch ein Zeichen ausmachen, das signalisiert, das das Tor offen ist. Ich will nicht, das die Parther die I. Centurie in die Falle locken. Numerianuns, du wirst heute nacht an diesem Nebentor,..."


    Er deutete auf den Punkt auf der Karte, an dem das Tor verzeichnet war, welches zum Chaboras führte, recht weit von dem Tor entfernt, auf das ihr Angriff abzielte.


    "...mit der Reiterei und der zwei Centurien der X. Kohorte etwas krach machen. Sie sollen glauben, das wir morgen dort zu schlagen möchten. Für alle nicht direkt beteiligten Soldaten geht der Tagesablauf wie gewohnt weiter."

    Er trank noch einen Schluck, dann stellte er den Becher auf den Tisch. Auch wenn er den Primus Pilus nicht ansah, machte seine Haltung klar, das er diesem Aufmerksam zuhörte und seinen Ausführungen aufmerksam folgte. Und auch als der Artorier geendet hatte, sagte er zunächst nichts, statt dessen überflog er die Wachstafeln, welche auf seinem Tisch lagen. Fast konnte man meinen, das er etwas suchte.


    "Ich nehme an, wenn dein Optio seine eigene Centurie bekommt, möchtest du deinen Signifer als Optio haben ? Das wäre eine gute Position, um ihn auf das Kommando einer Centurie vorzubereiten....."


    Er sprach ohne aufzublicken und man konnte den Eindruck bekommen, er sprach fast mehr zu sich, denn zu dem Primus Pilus, sein Blick wanderte weiter über die Wachstafeln. Und dann schien er das gefunden haben, was er gesucht hatte.


    "IV. Centurie, IX. Kohorte," stellte er lapidar fest, nahm seinen Becher, blickte auf und trank einen Schluck. Erst dann erläuterte er kurz : "Ein Pfeil hat ihren Centurio getroffen, er fällt auf unbestimmte Zeit aus. Dein Optio soll sie bekommen,.. "


    Das der Imperator zunächst noch zu stimmen musste, erwähnte er nicht, das sollte allen klar sein.

    Es lag in der Natur der Sache, das die Worte der Offiziere von Surenas und Tiberius Vitamalacus gänzlich anders aufgenommen wurden. Dem Kaufmann aus Circesium gefiel weder die Reaktion des Terentiers, noch konnte er sich damit anfreunden, das auch nur Teile der Stadt gebrandtschatzt wurden, denn dann würde er sich wirklich wie ein Verräter vorkommen.


    "Werte Herren," ergriff er das Wort, "ich bitte euch, wenn die Tor..."


    Weiter kam er nicht, der Legat unterbrach ihn mit einem Hanzeichen. Ihm sagten die Ausführungen von Artorius Avitus zu, es war ein sehr brauchbarer Vorschlag und deckte sich ziemlich mit seinen eigenen Überlegungen. Wenn Surenas Worte stimmten, könnte eine kleine Gruppe von Milites das Stadttor öffnen und die Stadt wäre schnell und ohne Verluste in ihrer Hand. Und wenn Surenas ein falsches Spiel mit ihnen spielte, dann wäre der Verlust nicht all zu gross.


    "Ein guter Vorschlag," meinte er zu dem Artorier, wandte sich wieder dem Parther zu. "Dann lass uns hören, wie du uns in die Stadt bringen willst und was du dafür verlangst," forderte er ihn mit schneidender Stimme auf.


    Surenas schluckte, auf was hatte er sich hier eingelassen. Seine Kleidung war dreckig, er hatte seit langem nicht geschlafen, war hungrig und durstig. Niemand hatte ihn bisher irgendetwas zu trinken oder zu essen angeboten, etwas, das seinem Verständniss von Gastgeberschaft so gänzlich wiedersprach. Warum war er nicht in seinem Haus in der Stadt geblieben ?


    "Es gibt Kanäle unter der Stadt,... sie enden im Fluss. Ich kenne ihre Lage und den Weg, den ihr gehen müsst, um in die Stadt zu kommen," begann er etwas unsicher, doch während er sprach, beantwortete er sich die Frage, warum er nicht in der Stadt hatte bleiben können. Und auf einmal fand er den Vorschalg des Artorias nicht schlecht. "Ich verlange nicht viel, nicht wenn ihr bedenkt, das ich euch die Möglichkeit biete, die Stadt ohne Verluste zu nehmen. Ich bitte euch nur, die Bürger zu verschonen, welche sich euch nicht wiedersetzt haben,... die anderen will ich euch gerne nennen."

    Als die beiden Tribune kurz hintereinander eintraten, hatte der Legat schon begonnen, Surenas weiter zu befragen. Dieser stand vor dem Tisch, die Hände immer noch auf dem Rücken gefesselt, während Tiberius Vitamalacus hinter dem Tisch stand, die Hände hinter dem Rücken verschränkt. Er nickte den beiden Tribunen nur knapp zu, denn Surenas war gerade dabei zu erzählen.


    "...hatten die Hoffnung, das euer grossartiges Heer an unserer Stadt vorbei zieht, gingen doch die Meisten von uns aus, das ihr nach,..."


    Hier stockte Surenas, war ihm doch nicht ganz klar, wie er denn den Ausgang der letzten Schlacht bezeichnen sollte. In der Stadt war es ganz klar, da nannte man es einen glorreichen Sieg der Parther, jene, die um jeden Preis ihre Stadt den Römern verwehren wollten hatten da noch viel blumigere Wort gefunden. Doch wollte er die Römer doch auch nicht brüskieren, fühlte er sich doch sichtlich unwohl in seiner Situation und er sagte sich immer wieder, das seine Entscheidung die Richtige gewesen war.


    ",... nach der letzten Schlacht schnell weiter marschieren werdet und das es reicht, wenn wir die Tore schliessen. Wir haben doch keine Truppen in der Stadt, es sind alles brave, einfache Bürger, welche die Wälle bemannen. Und wenn es zum Sturm kommt, werden sie kaum eine Aussicht haben euch abzuwehren. Ich sorge mich um meine Mitbürger und aus Sorge um sie allein, bin ich zu euch,...."


    Hier unterbrach ihn der Legat mit einem Handzeichen, er hatte nicht vor, sich die Rechtfertigungen weiter anzuhören. Surenas hatte sich ihm mittlerweile als Surenas, der Kaufmann vorgestellt und nach der, zwar doch ziemlich verdreckten Kleidung zu schliessen, war er kein armer Mann.


    "Meine Herren, dies ist Surenas, der Kaufmann," meinte er zu seinen Stabsoffizieren, "er möchte uns in die Stadt hereinführen."

    Die Vorbereitungen gingen gut vorran, zahlreiche Sturmleitern lagen schon bereit und unzählige würden noch folgen. Und sie waren dabei mächtige Rammböcke zu bauen, deren Schläge die Erde zum beben und die Mauern der Stadt zum Wanken bringen würde. Tiberius Vitamalacus hatte gerade eine der Leitern in die Hand genommen, als ihm gemeldet wurde, das ein Eques wohl mit einem Gefangenen unterwegs zu ihm war.


    Knapp erwiederte er den Gruss des Eques, den er als seinen kleinen Bruder erkannte, ein lapidares "Gut gemacht" war das einzige Zeichen von etwas, das einen Lob nahe kam. Den Parther hingegen musterte er aus kalten Augen, während seine Hand auf dem Griff des Gladius lag. "Du hast mir also etwas zu sagen ? Dann sprich !"


    Surenas war sich in diesem Moment nicht sicher, ob er sich nicht aus der Mausefalle in der er gesessen hatte, direkt in die Hölle eines Löwen oder Bären begeben hatte.


    "Oh werter Legat," begann er, so unterwürfig wie nur irgend möglich, wäre seine Hände nicht gefesselt, hätte er sich vielleicht noch in den Staub geworfen, "ich flehe dich an, verschone unsere Stadt, denn ihre Bürger wissen nicht was sie tun,..."


    ...und gefährden so mein Vermögen, ergänzte er in Gedanken, den Blick auf den Boden gerichtet, eine Haltung, die Tiberius Vitamalacus in dieser Situation überhaupt nicht leiden konnte, genauso wenig wie das in seinen Augen weibische Flehen. Seine Hand schnellte vor, drückte das Kinn von Surenas nach oben.


    "Und warum sollte ich das tun ? Die Stadt weigert sich ihre Tore zu öffnen. Wenn der Rammbock die Mauer berührt, wird es zu spät sein."


    Römische Soldaten würden unnötiger Weise sterben, dann hatte die Stadt es nicht anders verdient. Und andere Städte würden es sich vielleicht anders überlegen.


    "Oh werter Legat," erwiederte Surenas, dessen Kinn schmerzte. "Ich kann dich in die Stadt führen, direkt bis zum Tor und du kannst es von innen öffnen,... Ich habe die Stadt ungesehen verlassen und kann sie auch wieder ungesehen betreten."


    Noch war Tiberius Vitamalacus misstrauisch, zu sehr schien es, als ob dieser Mann von den Göttern als Antwort auf seine drängensten Frage gesandt wurde. "Bringt ihn ins Praetorium !" befahl er seinem Gefolge, schloss dabei mit seinem Blick seinen Bruder mit ein. "Und die Stabsoffiziere haben sich umgehend bei mir einzufinden."

    Einen fähigen Mann, denn als nichts anderes musste er ihn nach den Schilderungen bezeichnen, gehen zu lassen, das tat der Legat nicht gerne, doch die Ausführungen des Primus Pilus waren schlüssig und nachvollziehbar. und die Bataver hatten sich als ihre verlässlichste Auxilia bewiesen.


    "Ich werde mit dem Praefectus der Bataver sprechen. Stimmen er und der Imperator zu, werden beide befördert."


    Als er den Becher Wein aus der Hand seiner Verlobten entgegen nahm, sagte er zwar nichts, doch er sah kurz zu ihr und in seinen Augen blitzte ein Lächeln auf. Dann hob er den Becher und und trank einen Schluck.


    "Weitere Vorschläge, Primus Pilus ?"

    Mochte das Heer der Römer geschwächt sein, es bot immer noch einen beeindruckenden Anblick, wie es da vor Circesium lagerte. Tiberius Vitamalacus hatte den Morgen genutzt, auf demn Rücken von Ajax ein Aussrit zu machen, gefolgt von einigen Männer seiner Garde. Von einem Hügel hinter den Reihen des Heeres bot sich ein guter Überblick über das Gelande.


    Viel Zeit hatten sie nicht, die Stadt zu nehmen, das war ihm bewusst, schon bald würde es zu Sturm kommen müssen. Die Mauern waren hoch und robust, auch wenn sie nicht besonders stark bemannt waren, der Sturm würde seinen Tribut zollen. Einen Tribut, von dem er sich nicht sicher war, das sie sich ihn leisten konnten, nicht wenn sie die Parther noch einmal besiegen wollten.


    "Schauen wir mal, was die Vorbereitungen machen," meinte er knapp, mehr an sich, als an seine Begleiter. Im Gallop ritt er den Hügel herunter, zurück in das Lager der Prima, vor dem die Milites dabei waren, Rammböcke und Sturmleitern zu bauen. Gerne hätte er noch zwei Türme gehabt, doch dazu war die Zeit zu knapp.


    Wenn es doch nur einen anderen Weg in die Stadt gäbe.

    Ein Tag früher


    Surenas hiess einer der Maänner, der auf der Mauer der Stadt stand, er war nicht zu verwechseln mit dem Feldherren, der den Römern so zu schaffen machte. Er war kein Feldherr, er war nur ein einfacher Kaufmann, einfach war vielleicht untertrieben, war er doch einer der reichsten Männer der Stadt. Er war reich und er war bequem geworden.


    Das, was er vor der Stadt sah machte ihn grosse Sorgen, denn dort lagerten seit zwei Tagen tausende römische Soldaten, weit genug entfernt das sie nicht von der Stadt beschossen werden konnten, dicht genug um die Stadt einzuschliessen. Und so waren sie eingeschlossen,...


    Er war einiger der Wenigen gewesen, die von Anfang dagegen gewesen war, das sie die Tore schlossen und die Mauern mit Freiwilligen besetzten. Doch sein langjähriger Widersacher hatte sich durchgesetzt, hatte es in flammenden Worten durchgesetzt und erreicht, das unzählige freiwillige Männer bereit gewesen wären, die Römer vor Stadt anzugreifen und so in den sicheren Tod zu laufen.


    "Sei unbesorgt, Surenas," meinte sein Nebenmann, "die Römer werden weiterziehen. Dein Namensvetter erlaubt es ihnen nicht, uns hier lange zu belagern."


    Surenas nickte nur, wandte sich um und ging davon in Richtung seines grossen Hauses. Die Römer mochten keine Zeit haben, doch wenn zwei Legionen mit ihren Rammböcken auf die Mauern stürmten, hätten ihre Verteidiger kaum eine Chance. Und wenn der Rammbock die Mauer berührte, gab es für die Stadt und ihre Bewohner keine Gnade, das wusste er. Es würde ihn viel Geld kosten, sein Leben und das seiner Familie zu retten und selbst wenn er seinen verhassten Bruder opferte, wäre er hinterher ein mittelloser Besitzer einer Ruine.


    Als er sein Haus erreicht hatte, hatte er eine Entscheidung getroffen....


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    Der Morgen dämmerte schon, als Surenas wieder die Oberfläche erreichte, seine Kleidung war Nass und verdreckt und er von dem Gestank in den Kanälen war ihm spei übel geworden. Tief atmete er die frische Morgenluft ein, blickte noch einmal zu den Mauern der Stadt hinter sich und eilte dann, im Schutze einiger Büsche davon.


    Einen Bogen würde er schlagen und sich zu den Lagern der Römer durchschlagen....

    Zitat

    Original von Tiberius Duccius Lando
    Als Arzt würde man auch keine Klofrau heiraten.. ;)


    Hmm,... warum denn nicht ?


    Es kommt auf den Arzt und auf die Klofrau an. ;)


    Sicher bin ich mir, das die Klofrau nach der Heirat keine Klofrau mehr ist,... und ich dem Arzt zu einem guten Ehevertrag raten würde. :D