Beiträge von Herminia Tarpa

    Pomponia Pia


    Ohne aufzublicken ergriff die Obervestalin den Weihrauch aus dem Kästchen und ließ ihn in einer dramatischen Geste auf die bereits entzündeten Kohlen fallen.


    Dann öffnete sie die Handflächen und begann in getragener Stimme ein Gebet zu formulieren:


    "O Lares Vestalium, Schützer und Segner unseres bescheidenen Hauses! Seit Jahrhunderten und Jahrtausenden schützt Ihr dieses Haus, das uns vestalischen Jungfrauen, wie auch unseren längst verblichenen Schwestern Schutz und Sicherheit bietet, uns vor den Verlockungen der Unkeuschheit bewahrt und uns so den Dienst für Res Publica ermöglicht.
    Seit der Begründung jenes Hauses durch die Väter opfern wir Euch als Zeichen unserer ergebenen Dankbarkeit, bringen Euch Wein, Brot, Puls und weiße Schweine dar.
    Steht uns auch in den nächsten Tagen, Jahren und Jahrhunderten bei, segnet dieses Haus, aufdass seine Einwohner niemals Not leiden müsssen, kein böser Geist von ihm Besitz ergreift oder irgendein Schaden über uns kommt.
    Dann können wir auch in den kommenden Tagen, Jahren und Jahrhunderten Euch demütig unsere Opfer darbringen, Eure Heimstatt bewahren und vor allem sterblichen Verfall schützen."


    Papiria Occia hatte ebenfalls ein Utensil zur Hand genommen: Eine Bronze-Kanne, die sie nun an ihre Vorgesetzte weiterreichte.


    "Nehmt diesen Wein für Euren Schutz."


    Pia goss einen Schluck Wein in die Patera, die als Trankopfergefäß diente, wobei sie wieder theatralisch den Arm senkte und hob, ohne dass ein Tropfen daneben ging. Anschließend ergriff sie eine Schale, die sie auf dem Lararium platzierte.


    "Nehmt diesen Puls für Euren Schutz."


    Wie üblich trat sie nun zurück und schwieg. Sicher würde Romana den Getreidebrei erkennen, der eine traditionelle römische Speise war, die noch heute die Massen ernährte und besonders beliebt als Opfer für die Laren war.


    "Wie der Weihrauch zum Himmel aufsteigt, so mögen unsere Gebete zu Euch aufsteigen. Wie auf einem Mahl möge Euch der Wein, jene kostbare Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit, und der Puls, jene kostbare Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit, erfreuen und uns Euch empfehlen für heute und in alle Ewigkeit."


    Pia wandte sich nach rechts um und blickte etwas fröhlicher als gewöhnlich in die Reihen der Vestalinnen.


    "Lasst uns den Tag beginnen."




    Pomponia Pia


    Die Obervestalin hatte das Zeichen erkannt und bewegte ihren Kopf knapp als Bestätigung. Es dauerte nicht lange und eine weitere Vestalin huschte herein, den Blick beschämt zum Boden gesenkt. Nun waren alle anwesend und die Jungfrauen bildeten einen Halbkreis um ihre Vestalis Maxima, die sich dem Lararium zuwandte.


    Dann sah sie zu Romana - sie wollte das Opfer beginnen!




    "Jaja, pass nur gut auf, dass du etwas lernst!"


    meinte Minucia Milicha schroff und stellte sich in eine Ecke. Occia schien dies etwas zu beschämen, doch als Milicha wegsah, hob sie etwas genervt die Augenbrauen, als wolle sie sagen: 'Die ist immer so!'.


    Ihr Mund verkündete jedoch etwas anderes, denn sie zuckte mit den Schultern und meinte


    "Mag sein. Wobei ich mir das nicht so ganz vorstellen kann. Aber das mit dem Weihrauch stimmt."


    Zwei weitere Schwestern traten ein, in ein kleines Gespräch über die Qualität von Papyrus vertieft, dann jedoch verstummten sie, als Pomponia Pia persönlich eintrat.


    "Guten Morgen! Ist alles bereit?"


    fragte sie ernst und streng wie eh und je in die Reihe. Occia sah fragend zu Romana.

    "Richtig. Sein Name ist Numa Pompilius. Er hat im Grunde den gesamten Staatskult so eingerichtet, wie wir ihn heute kennen."[/orangered]


    bestätigte Occia und freute sich, dass ihre Schülerin bereits ein gewisses Wissen hatte. Dann trat sie an den Schrank des Lararium und öffnete ihn, sodass die zahlreichen Opfergeräte sichtbar wurden.


    "Das Opfer findet vor allen Vestalinnen statt. Pomponia wird es leiten und du..."


    Sie griff in den Schrank und holte eine kleine, rechteckige, reich verzierte Metallbox hervor.


    "...wirst ihr den Weihrauch reichen! Weißt du, wann er verwendet wird?"


    In diesem Augenblick trat jemand durch die Tür. Es war eine uralte Vestalin, die Romana vielleicht noch von ihrem ersten Besuch am Atrium Vestae her kannte.


    "Salve, Minucia!"


    grüßte die Papirierin, woraufhin die Alte mit einer reibenden Stimme ein kurzes


    [COLOR=darkred]"Salve!"


    erwiderte.

    Papiria Occia


    Tatsächlich war Papiria Occia die erste, die den Kultraum betrat. Sie schien sich zu freuen, Romana zu erblicken und trat freundlich lächelnd auf sie zu.


    "Guten Morgen! Ich hoffe, du hast gut geschlafen! Hast du dich schon ein wenig umgesehen? Hier ist der Kultraum unserer Laren - und des Genius Augusti, den wir hier als den Genius unseres Familienoberhauptes verehren."


    erklärte sie.

    "Wir wenden uns einfach an das Collegium Pontificium. Dort wird man dann entscheiden. Aber wie gesagt: Das ist eher eine Formalität!"


    erklärte Papiria noch einmal und lächelte. Die Frage, wo sie sich treffen sollten, erklärte sich jedoch von selbst:


    "Morgen früh findet ein Opfer für die Laren statt. Du wirst auch gleich der Virgo Vestalis Maxima assistieren. Komme also ins Lararium - das ist der große Raum im Westen - du wirst ihn nicht verfehlen können, denn alle gehen nach dem Wecken dorthin!


    Dort werden wir uns treffen!"


    Einen Augenblick schien sie unschlüssig zu sein, was sie nun tun sollte, dann jedoch meinte sie


    "Hast du noch Fragen? Ansonsten überlasse ich dich nun Morpheus!"

    "Ja, das geht. Allerdings ist es nicht sehr einfach - es benötigt die Erlaubnis der Pontifices. Für die Einrichtungsarbeiten wird sie allerdings normalerweise schon gewährt - mach dir keine Sorgen!"


    Dann legte sie einen Finger an die Lippen, denn sie musste nachdenken, wer ihr Heim ausgestaltet hatte. Sie überlegte und überlegte, dann meinte sie


    "Ich weiß allerdings gerade leider nicht, wie meiner hieß. Aber ich werde es dir sicher noch sagen können - irgendwo muss ich es aufgeschrieben haben!"


    Einen Moment wirkte sie unzufrieden, dann lächelte sie wieder liebevoll. Natürlich entging ihr nicht, wie sehnsüchtig Romana das Bett beäugte.


    "Bist du sehr müde? Ich kann dir auch morgen erst das Übrige zeigen! Du wirst viel Zeit haben, hier alles kennen zu lernen und wir müssen nicht hetzen!"

    Papiria Occia


    Nach dem Balneum ging Occia ein paar Türen weiter und öffnete schließlich eine kleine Zimmerflucht. Alles war weiß gekalkt, doch sah es so aus, als hätte man eine Wandbemalung einfach übermalt.


    "Das hier ist dein Zimmer. Du kannst es so einrichten, wie es dir gefällt. Auch mit Wandbemalung, wenn du willst. Ich kenne einen guten Maler..."


    erklärte sie und lächelte.

    Papiria Occia


    Die Vestalin lächelte, als Romana - sichtbar mit der Situation überfordert - versuchte, einen netten Eindruck zu machen (was ihr durchaus gelang). Noch gut wusste Occia, wie sie sich an ihrem ersten Tag hier gefühlt hatte!


    "Richtig. Ich werde deine Ansprechpartnerin in allen Dingen sein. Manchmal wird auch eine andere Vestalin bestimmte Ausbildungsteile übernehmen, doch allgemein kannst du dich an mich wenden."


    Die übrigen Vestalinnen machten sich schon wieder daran, sich zu zerstreuen, sodass auch sie beschloss, nach drinnen zu gehen.


    "Komm, ich zeige dir das Atrium Vestae."

    Auf dem Weg durch den Hof erklärte Occia der Claudierin bereits ein paar Dinge zu diesem Haus.


    "Das Atrium Vestae ist für alle Männer das ganze Jahr über geschlossen. Eine Ausnahme bilden dabei nur die Pontifices, da diese für uns verantwortlich sind, also auch zu uns kommen können müssen. Nachts hat jedoch niemand Zutritt. Das hat Vorteile, aber auch Nachteile, denn wenn alle beschäftigt sind, ist es hier drin sehr einsam."


    Zuerst führte Occia die Neue in das Badezimmer. Soeben war eine der Vestalinnen herausgekommen, doch nun war der Raum leer. Dennoch beinhalteten die Becken das warme Wasser, in dem die Jungfrauen sich badeten.


    "Hier kannst du baden."


    meinte Papiria knapp und wies mit einer Geste durch den Raum.

    CUBICULUM
    CLAUDIA ROMANA


    Der private Bereich besteht aus einem größeren Schlafraum mit einem breiten Bett, sowie Fenstern zum Hof hin. Daneben verfügt der Schlafkomplex über ein Ankleidezimmer mit Kleidertruhe und Silberspiegel, sowie einem kleinen Vorraum, von dem die anderen beiden Räume abgehen.

    Sim-Off:

    Danke, bin leider nicht dazu gekommen :(


    Die Reise dauerte eine ganze Zeit, doch Neptun war den Seeleuten heute hold und so kam kein Sturm auf. Nur der Boden schwankte leicht, was wohl der Grund war, dass Pomponia Pia ihre Kajüte nicht verließ.


    Von Ostia sollte es dann im Reisewagen nach Rom weitergehen...

    Pomponia Pia


    Die Schiffsreise war ohne größere Zwischenfälle verlaufen. Die Virgo Vestalis Maxima war jedoch äußerst zurückhaltend gewesen und hatte sich wohl trotz des eigentlich guten Wetters nicht recht wohl gefühlt. Dienerinnen behaupteten sogar, sie habe sich übergeben. In jedem Fall war sie auch auf der Fahrt im Reisewagen (als Vestalin genoss man schließlich das Privileg, tagsüber mit dem Wagen zu fahren) von Ostia nach Rom nicht sehr gesprächig gewesen.


    Als sie schließlich endlich auf dem Forum ankamen, dauerte es nicht lange, bis sämtliche Vestalinnen vor dem Atrium angetreten waren um ihr Haupt zu begrüßen. Pomponia Pia begrüßte alle mit einem Kuss auf die Wange, der jedoch in keinster Weise herzlich, sondern eher förmlich wirkte.


    "Ich grüße Euch, Schwestern. Dies hier ist Claudia Romana. Der Pontifex Maximus hat sie unter die unseren genommen. Papiria, du wirst dich ihrer annehmen."


    Eine mittelalte Vestalin trat hervor. Ihre völle Schönheit war unter dem Schleier verborgen, doch man konnte sehen, dass sie lächelte. Langsam trat sie auf Romana zu und küsste sie ebenfalls auf die Wange.


    "Ich bin Papiria Occhia und werde dir zur Seite stehen bis deine Ausbildung beendet ist."


    erklärte sie lächelnd.




    Pomponia Pia


    "Salve Claudia. Ich bin auch sehr glücklich, es erhalten zu haben. Ich möchte mich einen Augenblick hinlegen - wenn du möchtest, kannst du das Auslaufen ja verfolgen!"


    Huldvoll erhob sich Pomponia Pia und schritt auf die kleine Kajüte zu, die sich am Heck des Schiffes befand. Dort sprach sie einen Augenblick mit dem Kapitän, dann verschwand sie darin.


    Unterdessen befahl der Kapitän, die Leinen loszumachen. Als er Romana sah, zwinkerte er ihr stolz zu, ehe er mit dem Steuermann zu sprechen begann.




    Pomponia Pia


    Mit einem knappen Nicken kommentierte sie die Anweisung des Pontifex Maximus. Dann lauschte sie dem Wort Romanas.


    "Es sei dir gestattet. Ich erwarte dich dann am Hafen."


    erwiderte sie und wartete, bis Romana den Raum verließ. Anschließend wechselte sie wenige Worte mit dem Kaiser und begab sich schließlich mitsamt ihrem Stab in Richtung Hafen, um bald wieder nach Rom zurückkehren zu können.




    Pomponia Pia


    Pomponia Pia war mit einem Schiff gekommen, das ihrem Rang angemessen war. Es handelte sich eher um eine Yacht, die wohl üblicherweise einem hohen römischen Beamten als Gefährt diente. Heute nun durfte sie jedoch zwei Vestalinnen transportieren - welche eine Ehre!


    Die Obervestalin thronte auf einem Korbsessel auf dem Deck, während die Matrosen um sie herumliefen. Eine Sklavin jedoch saß zu ihren Füßen und las ihr offenbar ein Gedicht vor - so vertrieb sie sich die Zeit bis ihre neue Schülerin hier war. Diese würde man natürlich sofort zu ihr bringen!




    Pomponia Pia


    Sim-Off:

    Damit war eigentlich eine symbolische Captio, ein "Raub" durch Ergreifen und an-sich-bringen gemeint, keine Umarmung :D


    Das Mädchen wirkte sehr beeindruckt. Doch auch Pomponia war an jenem Tage sehr beeindruckt gewesen und konnte es daher ein wenig verstehen - obwohl ihre Captio schon Jahre her war. So musste sie auch keine Gefühlsregungen mehr zeigen, sondern erwiderte nur


    "Du kannst mit mir das Schiff nach Roma besteigen. Wir treffen uns am Hafen, du wirst unser Schiff nach Roma leicht finden."


    Damit hatte sie das Mädchen eingewiesen und wandte sich an den Kaiser. Dieser machte bei näherem Hinsehen einen besseren Eindruck als damals in Roma. Vielleicht war die Seeluft Misenums wirklich gesünder...


    "Pontifex Maximus, ich bitte Dich das Mädchen zum Tempel der Vesta bringen zu dürfen um ihre Ausbildung zu beginnen."


    Vielleicht hatte er noch ein paar Anweisungen mitzugeben, aber eigentlich ging sie nicht davon aus. Sie hatte auch, als der Kaiser in Rom gewesen war, wenig von ihm gehört.




    Die Vestalis Maxima brachte die Urkunde des Kaisers persönlich mit nach Rom, um sie dort an der Regia auszuhängen.

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET SENATVI POPULIQUE ROMANI


    ERNENNE ICH


    CLAUDIA ROMANA


    ZUR


    AMATA MINOR


    - DCCCLIX AB URBE CONDITA -