Beiträge von Herminia Tarpa

    Der Metzger schien nicht zu merken, dass Calvina ein wenig ängstlich war (oder wenn, ignorierte er es). Er begann einfach zu erklären:


    "Gut, du musst das Lamm festhalten - ahnt wohl schon, was passiert-"


    In diesem Augenblick unterbrach ihn Papiria Occia


    "Das sollte bei einem Opfer möglichst nicht passieren - ängstliche Opfertiere werden unruhig und können das gesamte Opfer ruinieren! Und dann muss es wiederholt werden!"


    Während dieser Erklärung kratzte sich Marsus ausgiebig am Kopf, ehe er das Messer wieder hochhielt und weitersprach.


    "Also du hältst das Lamm mit links fest und hältst das Messer mit rechts. Du musst es ganz fest in den Hals drücken, damit du die Schlagader erwischt oder noch besser die Wirbelsäule kaputt machst - dann wird das Vieh nämlich schnell schlaff.


    Ich hoffe, du hast Muckis - die Biester wehren sich manchmal, da muss ich sogar oft noch staunen!"


    Er drückte Calvina das Messer in die Hand und bückte sich zu dem Käfig. Rasch hatte er ihn geöffnet und das Lamm am Hals gepackt. Es zappelte hilflos mit den Beinchen und blökte gottserbärmlich. Auch Occia schien etwas irritiert.


    "Marsus, kannst du das Lamm nicht festhalten? Für's erste dürfte es doch reichen, wenn Sergia lernt, wie fest sie zudrücken muss!"


    Marsus zuckte mit den Schultern und positionierte das Lämmchen auf der Schlachtbank. Dann griff er die Beine und hielt sie mühelos fest, sodass das Tier nur noch seinen Kopf bewegen konnte.


    "Du musst am unteren Ende des Messers ansetzen, dann kannst es zum Drücken auch noch durchziehen - dann geht's leichter. Komm hier rüber und nimm mit der Linken den Kopf, damit es nicht wackelt!"


    Er wandte den Kopf um, um Calvina zu bedeuten, auf der anderen Seite der Schlachtbank ihren Platz einzunehmen. Papiria Occia schien inzwischen ein wenig skeptisch und hatte die Arme vor der Brust verschränkt.

    Natürlich wusste Occia, dass auch Calvina wissen musste, dass sie auch eine andere Vestalis Maxima erlebt hatte und tatsächlich hatte sie Agrippina in guter Erinnerung. Sie war jung gewesen, aber dennoch weise und hatte die Sorgen und Nöte der jungen Vestalinnen besser verstanden, als es Pomponia tat.


    "Streng. Vor Pomponia hat Aquilia Flavia Agrippina die Vestalin angeführt. Ich habe sie sehr gern gemocht. Sie war etwas jünger als Pomponia, musst du wissen."


    Mehr wollte sie nicht dazu sagen. Stattdessen ging sie wortlos weiter und bald erreichten sie die Trajansmärkte. Dort befanden sich zahlreiche Geschäfte, in denen vom Gemüse über Fleisch bis hin zu Werkzeugen alles Mögliche angeboten wurde, was der Römer benötigte. Occia begab sich zu einem Metzger und rief, als sie den Verkaufsraum betraten


    "Marsus, bist du da?"


    Es erschien ein riesiger Mann mit Armen, die etwa den Umfang von Calvinas Kopf hatten. Er trug einen Bart nach der neuesten Mode (die der Kaiser diktierte), wirkte im Allgemeinen jedoch nicht allzu gepflegt.


    "Pia, wie geht es dir?"


    begrüßte er die Vestalinnen, als er die Pomponierin erkannte. Ein breites Lächeln zauberte sich auf sein Gesicht und er legte das Schlachtbeil weg.


    "Mir geht es gut, Marsus!"


    erwiderte Pia freundlich und stellte die Anwesenden dann vor.


    "Sergia, das ist Pomponianus Marsus, ein alter Freund. Marsus, das ist Sergia Calvina, eine Amata, die das Töten lernen will - ich hoffe, du hast alles vorbereitet!"


    Marsus nickte und bat die Vestalinnen in den hinteren Raum der Metzgerei, wo er das Fleisch, das vorn verkauft wurde, produzierte. Der Raum war mit einigen Schweinehälften behängt, doch in einem kleinen Käfig hatte Marsus offensichtlich ein kleines Lämmchen mitgebracht. Es wirkte sehr verängstigt und mähte kläglich.


    "Ich dachte, ein Lamm wäre ganz gut. Ist wahrscheinlich ein gutes Opfer."


    kommentierte Marsus seine Wahl und hob ein großes Messer von der Schlachtbank auf. Ein wenig Blut befand sich darauf, doch der Metzger streifte es an seine Hose ab, sodass es gefährlich glänzte.


    "Is' ganz einfach: Ein Schnitt über die Kehle und das Vieh blutet ganz schnell aus!"


    Er illustrierte seine Erklärung dadurch, dass er sich selbst mit dem Daumen über die Kehle fuhr.

    Minucia Milicha


    Die Alte konnte das fehlende Verständnis, das Calvina der Weissagekunst entgegenbrachte, geradezu sehen. Aber für Anfänger war dies wohl normal! Daher fuhr sie einfach fort.


    "Für jeden Teil der Leber gibt es einen normalen Zustand und einen, der davon abweicht. Je nachdem, wo die Abweichung auftritt, kann etwas daraus geschlossen werden. Genaueres musst du nicht lernen, aber du musst wissen, wie die Vitalia im normalen Zustand aussehen, damit du erkennen kannst, wann du ein Opfer zu wiederholen hast."


    Im Anschluss begann sie, die einzelnen Segmente, die auf der Bronzeleber eingezeichnet waren, zu erklären. Zu jedem Teil beschrieb sie das Aussehen, teilweise aber auch mögliche Abweichungen und deren Bedeutung. Alles in allem waren die Erklärungen schwer zu verstehen und noch schwieriger zu behalten, wenn man nicht mitschrieb.


    Am Ende meinte sie endlich


    "Damit wäre die Leber erklärt. Wir werden diese Sache morgen üben, damit du ein praktisches Beispiel hast!"


    Damit beendete Milicha die Sitzung und verabschiedete sich, um mit langsamen Schritten aus dem Raum zu schlurfen.


    Sim-Off:

    sorry, bin nicht dazu gekommen!




    Papiria Occia


    Occia lachte leise, als sie Calvinas Gesichtsausdruck sah. Dann machte sie eine wegwerfende Handbewegung.


    "Keine Angst - das ist nicht schwer! Wenn das tausende Männer schaffen, werden die höchsten Priesterinnen der Welt ja wohl mit links tun!"


    meinte sie und griff nach ihrem Schleier, der bereit lag.


    "Wir werden das Atrium verlassen - ich habe etwas mit einem Metzger ausgemacht. Das heißt, dass du dich fertig machst und mich am Ausgang triffst. Aber beeil dich bitte!"


    Damit war Calvina auch schon kurzzeitig entlassen, während auch Occia ihre Siebensachen packte und ihrem Liktor bescheid gab. Schließlich begab sie sich an die Porta des Atrium Vestae.

    Papiria Occia


    Nachdem sie sich an der Pforte des Atrium Vestae getroffen hatten, führte Occia das Mädchen hinaus auf das Forum. Selbstverständlich begleitete sie ein Liktor, doch Occia schien ihn gar nicht zu bemerken. Stattdessen genoss sie die herbstliche Sonne und schien sich richtig zu freuen, das Atrium verlassen zu können.


    Sie gingen ein Stück und passierten das Forum Pacis, als Occia fragte


    "Und, wie findest du Pomponia?"


    Offensichtlich wollte sie den Ausgang auf für ein wenig Plauderei nutzen.

    Minucia Milicha


    "Sie kommt von den Etruskern und nur deren Erben haben die Fähigkeit, sie voll zu verwenden. Ein Haruspex kann den Willen der Götter aus einer Leber ergründen.


    Ich selbst stamme aus Placentia. Mein Vater war Haruspex, mein Großvater ebenso und mein Bruder war es auch. Und ich habe gemeinsam mit ihm einen Teil der Disciplina gelernt. Daher werde ich dich lehren, zumindest zu erkennen, wie du die Annahme eines Opfers durch die Götter erkennst."


    Sie reichte die Skulptur in ihrer Hand an Calvina weiter. Sie hatte eine seltsame Form und war mit Symbolen bedeckt, die an griechische Buchstaben erinnerten.


    "Dies ist eine Bronze-Leber - an ihr lernen die jungen Haruspices, auf was sie achten müssen. Die Zeichen sind etruskisch, du musst dich also nicht wundern, warum die sie nicht lesen kannst."


    Wieder sog sie geräuschvoll Luft ein und schien nachzudenken.


    "Jeder Teil der Leber hat einen eigenen Namen und eine eigene Bedeutung, sodass man je nach Beschaffenheit der Leber erkennen kann, was die Götter genau wollen. Dies hier..."


    Sie deutete auf das dreieckige Stück, das aus der sonst flachen Bronzeleber herausragte.


    "...nennt man etwa den großen Platz. Die rechte Seite steht für das Verhältnis zu den Klienten, die linke zu Fremden. Aber diese genauen Dinge können nur von einem wahren Haruspex gedeutet werden."




    Minucia Milicha


    "Sergia, meinst du."


    bemerkte sie mit einer Stimme, die etwas von einer alten, knarrenden Tür hatte. Dann erst blickte sie auf.


    "Ich bin Minucia Milicha. Ich habe am meisten Erfahrung..."


    Sie machte ein kleine Pause, die den Satz wirken ließ, als wäre sie tatsächlich die Vestalin mit der größten Erfahrung (was wohl auch stimmte), doch dann fügte sie


    "...in der Haruspizin. Weißt du denn, was das ist?"


    Auch sie schien die Angewohnheit zu haben, ständig Fragen zu stellen.




    Papiria Occia


    Als sie Calvina erblickte, erhob sich die Vestalin und begrüßte sie freundlich.


    "Have! Gehen wir gleich!"


    Sie ging auf Calvina zu. Sie setzte ein verwegenes Gesicht auf und meinte mit finsterem Unterton.


    "Heute wirst du töten lernen!"


    Dann ließ sie ihre Maske fallen und lachte über sich selbst.

    Papiria Occia


    Die Vestalin war tatsächlich zu Hause - nach der Arbeit hatte sie sich einen Augenblick hingelegt, doch nun war sie wieder wach und in ein Buch vertieft. So hörte sie sofort, als geklopft und gerufen wurde.


    "Ja, komm herein!"


    rief sie zurück und legte das Buch beiseite. Sie trug zwar ein weißes Gewand, hatte den Schleier jedoch nicht auf.

    Minucia Milicha


    An diesem Tag erwartete Calvina eine neue Vestalin. Sie war ziemlich alt und hatte sich nach ihren dreißig Jahren Dienstzeit dafür entschieden, den Vestalinnen weiter treu zu bleiben. Inzwischen war sie nur noch dem Namen nach JUNGfrau - ihr Gesicht war voller Falten, ihr Haar ergraut. Dennoch wirkten ihre Augen wach wie eh und je - vielleicht, weil dieses Priesteramt sie weiterhin geistig aktiv hielt.


    In ihren Händen hielt sie eine seltsame bronzene Skulptur, während sie auf dem Stuhl saß und auf die Amata wartete.




    Pomponia Pia


    "Früchte und Obst sind üblich, richtig. Allgemeiner können jedoch alle einfachen Nahrungsmittel dargebracht werden. Traditionell präsentiert man sie übrigens auf einer Schale."


    fügte Pia an und war einigermaßen zufrieden.


    "Das Ende der Vestalia bildet eine Reinigungsaktion im Tempel. Wir kehren ihn aus und werfen den Schmutz in den Tiber. Daraufhin wird der Tempel wieder geschlossen. Zugleich feiern die Müller und Bäcker den Tag ihres Handwerks - vielleicht, weil es früher sehr gestaubt hat bei dieser Aktion. In jedem Falle pflegen sie, die Mühlsteine und das Vieh, das sie zieht, zu schmücken und ausgelassen zu feiern, wie es der Pöbel gern tut."


    Es wurde nur allzu deutlich, dass Pomponia Pia die Gelage des einfachen Volkes missbilligte.


    "Im Übrigen wirken wir Vestalinnen an verschiedenen Feiern eher in Nebenrollen mit. Sie sind nicht von besonderer Bedeutung und wir müssen sie nicht explizit ansprechen."


    Die Feiertage waren nun endlich vollständig besprochen. Die Vestalis Maxima erhob sich langsam und trat an das Regal, in dem die Lehrtexte aufbewahrt wurden.


    "Für heute ist es genug. Morgen wird Varia Trachala dich unterrichten. Sie ist von uns allen die beste Haruspex. Bis dahin solltest du noch einmal den Ablauf von Opfern und die wichtigsten Regelungen dazu wiederholen. Sie wird morgen sicher darüber abfragen.


    Vale!"


    Damit wandte sich die Vestalis Maxima um und verließ den Übungsraum, um sich wieder wichtigeren Dingen zu widmen.




    Papiria Occia


    "Dann wirst du das lernen müssen. Allerdings nicht hier."


    erklärte Occia und fuhr direkt fort. Auch sie hasste es, einem Huhn persönlich die Kehle aufzuschlitzen und je größer das Tier wurde, desto unangenehmer war es!


    "Das Blut wird ebenfalls aufgesammelt und geopfert, wie du schon sagtest. Dafür benötigst du eine Schale, die wir natürlich auch hier haben."


    Sie kramte in dem Schrank und holte eine goldene Schale heraus, auf der verschiedene Laren-Abbildungen eingearbeitet waren.


    "Das ist im Grunde alles. Du musst dann also nur noch lernen, einTier zu töten. Das werden wir morgen üben - komm in meinem Zimmer vorbei, ich werde das ganze vorbereiten. Außerdem wirst du deinen Minister-Dienst einüben.


    Morgen früh opfere ich den Laren und du darfst alle Minister-Dienste für dieses Opfer übernehmen. Ich möchte einfache Speisen darbringen. Dazu Wein - aber ich werde mich um die Opfergaben kümmern. Alles andere ist deine Aufgabe!"


    erklärte sie schließlich. Das war eine ganze Menge an Aufgaben, doch Occia war sich relativ sicher, dass Calvina alles zu ihrer Zufriedenheit ausführen würde. Und wenn das Opfer misslang, würde man es einfach wiederholen - die Laren waren schließlich nicht nachtragend!

    Pomponia Pia


    "Korrekt. Das Schrot wird aus dem Speltweizen gewonnen, den wir im Maius ernten. Das Salz allerdings muss aus dem Meer gewonnen werden. Vielleicht weißt du, dass Meerwasser, wenn es gekocht wird, verdampft und am Ende schlichtes Salz übrig bleibt. Dieses muss anschließend zermahlen und gebacken werden. Den harten Salzklumpen zersägen wir anschließend mit einer rituellen Säge und verwenden das gewonnene Salz.


    Es wird also ein Teig bereitet, der anschließend gebacken wird. Danach haben wir kleine Mola-Salsa-Kuchen, die für Vesta-Opfer verwendet werden. Während der Vestalia werden sie außerdem an das Volk verteilt."


    Bei der Erwähnung des Volkes kam der Pomponierin allerdings eine weitere Frage, die interessant zu stellen war.


    "An diesem Tag kommen die Matronen auch, um der Vesta zu opfern. Weißt du, was man der Göttin in diesen Tagen üblicherweise anbietet?"




    Pomponia Pia


    Da wiederum alles klar war, fuhr Pia mit dem Festkalender der Vestalinnen fort. Nun war eine besonders wichtige Feierlichkeit an der Reihe:


    "Gut, dann gehen wir weiter. Als nächstes stehen die Vestalia auf dem Kalender. Sie dauern eigentlich von den Nonen bis zu den Iden des Iunius, allerdings wird der Tempel bereits drei Tage vorher geöffnet.


    In diesen Tagen stellen wir die Mola Salsa her. Dazu holen wir wie jeden Tag Wasser aus der Egerius-Quelle und bringen es zum Tempel. Dort -


    Sie schien einen Augenblick innezuhalten, dann fragte sie


    "Weißt du, aus was Mola Salsa besteht?"




    Papiria Occia


    Dies stimmte Occia wieder zufrieden. Zwar konnten viele Frauen nicht lesen und schreiben, doch unter Vestalinnen war dieses Problem wenig bis gar nicht verbreitet (üblicherweise erhielten sie den Unterricht ja auch schon als Amatae - schließlich wurden diese üblicherweise als Kinder berufen). Dennoch hatte auch manche Aristokratin in Calvinas Alter Probleme mit dem sicheren und zügigen Vorlesen (wohl wegen mangelnder rhetorischer Ausbildung).


    "Du kannst es ja üben - du hast inzwischen ja sicher Zugang zur Bibliothek."


    kommentierte die Papirierin dann den Einwurf Calvinas.


    "Damit hätten wir das unblutige Opfer im Grunde abgehakt. Beim blutigen Opfer kommen noch weitere wichtige Hilfsdienste hinzu: Weißt du, welche?"

    Papiria Occia


    "In Ordnung."


    erwiderte Occia und nickte. Sie war sich nicht ganz sicher, ob Calvina wirklich ein Instrument lernen wollte oder dies eine höfliche Absage sein sollte - doch im Grunde kümmerte es die Vestalin auch nicht. Sie selbst hatte nie besonderes Talent für Musik gehabt.


    "Zu einem Opfer gehört natürlich auch ein Opfergebet, das in der Regel vorgegeben ist. Es ist sehr wichtig, sich dabei nicht zu versprechen oder sonstige Fehler zu machen, daher lesen die meisten Opferherren das Gebet ab oder lassen es sich einsagen.


    Normalerweise tut dies ein Priester, möglicherweise kann aber auch ein Opferhelfer diese Aufgabe übernehmen. Du musst also fehlerfrei vorlesen können - allerdings ist die Zahl der Opfergebete auch relativ begrenzt und nach einigen Jahren wirst du sie vermutlich sowieso auswendig können."

    Pomponia Pia


    Auch dies war korrekt und so nickte Pia knapp.


    "Das ist richtig. Ursprünglich war der Kalenden des März der Beginn des neuen Jahres. Erst durch die Antrittszeit der Consuln am ersten des Ianuar wird auch das Jahr nun früher begonnen.


    Du hast bereits gesagt, dass wir an diesem Tag das Feuer der Vesta neu entfachen - nun weißt du, warum."


    erklärte sie zuerst das Datum der Matronalia.


    "Die Matronen begehen an diesem Tag eine eigene Feier, die außerhalb Roms stattfindet, doch wir bleiben hier in Rom. Es findet ein Ritual auf dem Forum statt, wobei ich das Feuer aus zwei Stöcken reibe. Der brennende Zunder wird anschließend in einem Sieb, den wir Cribrum nennen, in einer Prozession in den Tempel getragen. Natürlich gibt es davor ein Opfer.


    Es ist eine überaus wichtige Feier. Das Feuer weiht sich von selbst, daher ist es nicht notwendig, irgendwelche besonderen Riten am Feuer selbst zu vollziehen - das Opfer zu Beginn sichert gewissermaßen den Segen von Vesta.


    Dennoch ist natürlich alles strengen Regeln unterworfen, aber ich denke, du wirst sie bis dahin ohnehin vergessen, deshalb schlage ich vor, du informierst dich besser unmittelbar zuvor."


    Sie wartete, ob Calvina noch Fragen hatte, dann fuhr sie fort.


    "Als nächste wichtige Zeit kommen die Iden des Maius im Jahreskreis. An diesem Tag gibt es körperliche Arbeit für uns: Wir müssen den Speltweizen, der auf unserem Feldern vor den Toren der Stadt wächst, abernten und ihn anschließend mit Handmühlen, die noch aus den Zeiten des Numa Pompilius stammen, zermahlen. Dabei wird jede helfende Hand gebraucht!"




    Pomponia Pia


    Die Vestalis Maxima nickte huldvoll. Da hatte Calvina sich ja gerade noch einmal herausgewunden! Ansonsten hätte es zweifelsohne Extra-Arbeit für sie gegeben.


    "Nungut. Das werde ich ausnahmsweise gelten lassen. Machen wir lieber weiter - du musst noch viel lernen!"


    Sie blickte wieder einmal auf ihre Rolle und meinte dann


    "Was weißt du zu den Matronalia?"