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Idun half dem Römer und mit ihrer Hilfe konnte er sich auf fortbewegen. Sie atmete erleichtert auf, es schien nur eine – wenn auch tiefe – Fleischwunde zu sein. „Ja so ist es gut, spornte sie ihn an.“
Aber wiedereinmal lenkte er ab und beantwortete ihre Frage nicht, das brachte sie zum lächeln. „Nun Schönheit liegt immer im Auge des Betrachters.“ Antwortete sie ihm. Als sie jedoch bemerkte, dass sein Gesicht von Schmerzen gezeichnet war half sie ihm zurück auf das Lager. „Das soll für heute reichen. Man darf nie zu viel auf einmal wollen nicht wahr.?“ Ja es war wohl eine Frage und eine Feststellung. Behutsam bette sie Verus wieder auf das Lager, dieses Mal jedoch so, dass er aufrecht sitzen konnte. Sie reichte ihm einen Becher mit einem Kräutermix gegen die Schmerzen.
„Du willst mir nicht antworten - Stimmst?“ Sie lächelte ihn an. „Du musst nicht wenn du nicht willst. Du gibst deine Antworten auf andere Art und Weise.“ Ja sie hatte es durchaus in seinen Augen lesen können, wie er dachte und doch wusste sie, dass es ihm schwerfiel gegen seine Erziehung, seine Überzeugung zu sprechen. Stattdessen redete sie nun. „Weißt du warum ich hier allein lebe?“ Natürlich war das nur eine rhetorische Frage. „Meine Eltern lebte weiter weg von hier. Sie waren einfache Bauern, bis sie eines Tages zwischen die Fronten gerieten und von Römern versklavt wurden.“ Sie blickte den Römer an und doch sah sie nur durch ihn hindurch. „Ich wurde als Sklavin geboren, meine Mutter war mit mir schwanger, als sie von ihrem Land verschleppt wurde. Jedoch hatten meine Eltern Glück im Unglück, sie konnten zusammenbleiben. Und dennoch war es für sie kaum erträglich, dass sie nicht mehr frei waren. Natürlich haben ihre Herren versucht sie mit Schläge zu brechen, doch dies gelang ihnen nicht. Irgendwann entdeckte ihr Dominus jedoch ihre verwundbare Stelle – mich. Als mein Vater wiedereinmal aufbegehrte war nicht er es, der bestraft wurde, sondern ich. Mein Vater musste zusehen, wie sie seiner kaum 4 Jahre alten Tochter ein Brandzeichen setzten. Bis zu jenem Tag hatte ich nicht bewusst mitbekommen, dass wir Unfreie waren. Doch seither habe ich Fragen gestellt. Ich habe es nicht verstanden, warum man mich so gequält, mir so weh getan hat. Meine Eltern haben versucht es mir zu erklären und sich immer wieder entschuldigt, dass sie mich nicht beschützen konnten. Seit jenem tag waren meine Eltern wohl das was ihr Römer gehorsame Sklaven nennt. Aber waren sie das wirklich? Nein das waren sie nicht, sie taten nur was von ihnen verlangt wurde. Eines Tages als sich die Gelegenheit bot, flohen sie mit mir zusammen. Ich glaube ich war da 8 oder 9? Weit weit nach Norden führte sie ihr Weg bis wir schließlich weit im Norden zu einer Alten Frau kamen – Runhild. Sie erzählte meinen Eltern, dass ich eine Gabe hätte und dass sie mich lehren würde diese zu nutzen. Aber sie sagte ihnen auch, dass sie nicht bleiben könnten, weil es zu gefährlich wäre, weil man entflohene Sklaven jagt. Meine Eltern trennten sich also von mir und ließen mich bei der Alten zurück. Sie lehrte mich alles was sie wusste über die Zeichen der Götter, über die Kräuter, über die Heilkunst und über die Menschen. Irgendwann meinte sie es sei an der Zeit, dass ich es allein versuche, so bin ich - auch auf der Suche nach meinen Eltern wieder weiter gen Süden gezogen. Und ob es nun Schicksal war oder Wille der Götter, ich habe meine Eltern noch einmal gesehen. Sie waren vor den Toren der Stadt an Kreuze geschlagen worden. Man hatte sie also doch wieder eingefangen.“ Idun atmete ein paar mal tief ein und aus, als eben jenes Bild ihrer sterbenden Eltern vor ihr auftauchte. „Ich ließ mich in der Nähe dieser Stadt nieder, anfangs habe ich noch in einem der Dörfer hier in der Nähe gelebt, doch habe ich nie dazugehört. Für sie war ich immer die Fremde. Ja sie legen Wert auf mein Urteil, weil sie wissen, dass ich die Zeichen der Götter deuten kann. Sie würden mich auch nicht aus ihren Dörfern verweisen. Aber dennoch ist es zu spüren, wenn man die Fremde ist. So zog ich mich hierher zurück und gehe nur in die Siedlungen, wenn man mich ruft oder es nötig ist.“
Idun sah in das Feuer. „Und nein auch wenn man meinen sollte, dass ich nun alle Römer verdamme. Ich tue dies nicht. Sie habe nur nach dem gehandelt, was sie für richtig halten – was du das römische Recht nennst. Aber ich frage. Ich hinterfrage. Woher weiß man das es nichts anderes als das römische Recht gibt? Es gibt für mich nicht gut oder böse. Nicht nur schwarz oder weiß. Es gibt so viel dazwischen.“ Nun sah sie ihn wieder an. „Verstehst du was ich meine?“