Beiträge von Narrator Germaniae

    Wulfgar hielt ein wenig perplex inne, als sein Gegenüber keinen Einsatz nennen wollte. Da war er dann wohl etwas zu schnell gewesen... aber: der Kerl hatte doch eindeutig gesagt, er wollte spielen. Warum...?
    Die Erklärung folgte sofort, und nur seiner jahrelangen Erfahrung im Umgang mit Menschen, insbesondere bei Aktionen wie diesen, verdankte Wulfgar es, dass er die Augen nicht verdrehte, sondern seine freundliche und offene Miene tadellos beibehielt. Ein Sklave. So einer hatte ihm gerade noch gefehlt. Von Sklaven war nichts zu gewinnen, die waren völlig uninteressant. Jetzt aber abzulehnen... Wulfgar fing aus dem Augenwinkel einen Blick von einem seiner Kollegen auf, der ihm bedeutete genau das zu tun. Abzulehnen. Allerdings: die Stimmung war gerade so gut. Wenn er den Kerl jetzt verscheuchte, wer wusste schon ob die anderen Leute dann nicht auch verschwanden? Oder gar misstrauisch wurden? Wulfgar hatte wenig Lust, sich jetzt schon vom Acker zu machen – obwohl es gut gelaufen war bisher, hatten sie ihr Tagesziel, das eher ehrgeizig zu nennen war, noch nicht erreicht, und wenn sie jetzt abbrechen mussten, würde es deutlich schwieriger werden das noch zu schaffen. Es war eigentlich nur zu schaffen, wenn man einen guten Lauf hatte... genau das war es ja, was die Bosse bezweckten. Ja nicht zu einfach machen für die Lakaien, selbst dann, wenn die Spaß bei der Arbeit hatten.
    Den Kerl wegzuschicken, war also keine gute Idee, fand Wulfgar. Aber einfach so gegen ihn spielen wollte er dann doch nicht... er verschwendete Zeit, und im schlimmsten Fall verlor er Geld, das er nicht wieder gewann. Aber er konnte einen Mittelweg gehen, jedenfalls erst mal, und dann schauen was passierte. „Das nenn ich mal ein Angebot“, lachte er also freundlich zurück. „Ich bin aber eigentlich nicht hier, um auf der anderen Seite zu stehen... das seid doch ihr“, er machte eine Handbewegung, die in die Runde wies, und sah die anderen an, die um sie herum standen. „Ich hab aber noch einen anderen Vorschlag für dich – wie wär's, wenn du gegen einen hier spielst, der sowieso auch an den Tisch wollte? Falls sich keiner findet es mit dir aufzunehmen... dann werd ich das tun.“ Er zwinkerte dem Sklaven zu und wandte sich dann wieder an die Menge. „Also was ist, liebe Leute? Wer von euch möchte gegen diesen Mann hier antreten? Ihr da drüben“, sprach er die Gruppe junger Burschen an, die ihm vorher schon aufgefallen waren, „was ist mit euch? Lust auf ein Spielchen, nicht gegen mich, sondern ihn?“

    Manius Arennius Cavarinus

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    Cavarinus erwiderte den Gruß und musterte den ihm angekündigten Centurio, als dieser eintrat. Die doch eher geraume Zeit, die der Offizier hatte warten müssen, hatte der Legat dazu genutzt sich Informationen raussuchen zu lassen zum Verbleib des Mannes und seiner Begleiter. Allerdings bezweifelte er, dass diese vollständig waren – konnten sie gar nicht sein, nachdem der Centurio nun schon eine ganze Weile der Legion fern gewesen war. Und darüber hinaus wollte er ohnehin aus dem Mund des Mannes selbst hören, was geschehen war. „Salve, Centurio. Berichte was in der Zeit passiert ist, in der du nicht bei der Secunda warst.“




    Das Spiel war inzwischen in vollem Gang, und es lief ziemlich gut. Die meisten wurden abgezockt, zwischendrin durfte mal der ein oder andere gewinnen, damit kein Verdacht aufkam – in der Regel allerdings dann einer von ihnen, damit der Gewinn trotzdem in ihrer Tasche blieb. Das ging mal mehr, mal weniger lange gut... an guten Tagen hatten sie einen ordentlichen Lauf und konnten einige Zeit rumbringen, was entsprechend Gewinn hieß. An schlechten war relativ schnell jemand dabei, Schiebung zu rufen, und sie mussten ihr Zeug greifen und die Beine in die Hand nehmen. Heute ließ es sich bisher ganz gut an, eigentlich.


    „Gerne, gerne“, erwiderte Wulfgar, als der nächste Kerl vor ihm stand und spielen wollte. „Welcher Einsatz?“ fragte er beiläufig, während er die Kugel einmal vorzeigte, dem Mann vor ihm und in die Runde, die weiter angewachsen war. „Erzähl mir ein bisschen von dir, mein Freund, was treibt dich an diesem Tag über das Forum? Das schöne Wetter?“ Wulfgar grinste freundlich und ließ die Kugel jetzt mit einer eleganten Handbewegung unter einem der Hütchen verschwinden, stellte dann die anderen rechts und links davon auf und hob sie alle der Reihe nach noch einmal an, um noch mal zu zeigen was darunter war. Dann begann er sie zu bewegen, erst langsam, dann immer schneller, mal fließend, mal ruckartig, so dass es noch schwerer wurde den Bewegungen zu folgen – und kaum zu erkennen war, wie die Kugel ihren Platz wechselte. Währenddessen plauderte er munter weiter, um die Aufmerksamkeit des Spielers und der Umstehenden abzulenken. „Ich find's ja herrlich, dass der Frühling jetzt schon in der Luft liegt. Der Winter letztes Jahr war auch wirklich hart... da haben wir's doch verdient dieses Jahr ein bisschen früher Wärme abzukriegen. Und die Mädchen sind auch viel aufgeschlossener“, zwinkerte er in die Runde, speziell zu ein paar jungen Burschen, die mit zusahen. Die Becher kamen wieder jetzt wieder zur Ruhe, und Wulfgar schaute den Mann ihm gegenüber fröhlich an. „Na, welcher darf's sein?“

    Zitat

    Original von Marcus Vinicius Hungaricus & Iullus Quintilius Sermo


    Manius Arennius Cavarinus

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    Cavarinus setzte sich auf die Aufforderung hin, ließ sich einen gemischten Wein geben und lehnte sich zurück, um zuzuhören, nachdem der Legatus Augusti sich erst dem Kollegen von der Ala zuwandte. Seine Haltung war dabei so gerade wie es die eines jahrelangen Militärs war, dem das in Fleisch und Blut übergegangen war... und trotzdem wirkte sie irgendwie bequem und lässig.


    Nachdem der Quintilier seinen Bericht abgeliefert hatte, räusperte sich Cavarinus, als die Reihe nun an ihm war. „Die Legio II befindet sich im Moment noch unterhalb ihrer normalen Sollstärke. Wir haben zwar einen Teil der Bürgerwehr eingliedern können, die sich während der Abwesenheit des größten Teils der Truppen hier gebildet hat, was den Rekrutierungen am Anfang einen guten Schub gegeben hat, aber das war nicht genug, um die Verluste auszugleichen. Im Moment sind wir bei rund 4.700 Soldaten. Was den Patrouillendienst betrifft, kann ich dem Praefectus nur zustimmen... eine entsprechende Kooperation zwischen unseren beiden Einheiten hat ja früher bereits stattgefunden, nach dem Umzug wird diese wohl eher noch intensiver werden. Was eine Besetzung von Confluentes betrifft, habe ich hier von einigen Einheimischen gehört, dass offenbar die Stämme dort in der Nähe eher zu den Aufmüpfigen gehören... irgendeine Art von Präsenz unserer Truppen halte ich daher auch für angebracht. Falls eine Turma nicht ausreicht, stünde dafür im Zweifel auch eine Cohors der II zur Verfügung.“ Es waren ohnehin nicht alle im Castellum hier in Mogontiacum stationiert, ein paar waren immer irgendwo auf Außeneinsatz. Da konnte man genauso gut auch eine nach Confluentes verfrachten. „Was die Lage hier in Mogontiacum betrifft: die beiden zurückgelassenen Cohorten und die Bürgerwehr haben ausgereicht, um während der Abwesenheit des Rests der Truppen für Ruhe zu sorgen.“




    Der Scriba, den sich der Centurio da einfach griff, zuckte erst mal ordentlich zusammen, bevor er sich halbwegs sammelte. „Ah, eh, ja...“ Er hatte ja gehofft, einer der anderen würde sich darum kümmern. Naja, auch gut. „Centurio Helvetius...“ Er wand sich aus dem Griff und holte ein paar Tabulae hervor, in denen er stöberte. „Von der zweiten Cohorte, richtig? Sondermission?“ fragte er einem etwas zweifelnden Tonfall nach. „Wie auch immer. Der Legat wird dich selbst sehen wollen. Du wirst aber wohl etwas warten müssen.“ Ein weiterer Scriba – so unauffällig sich jeder davor benommen hatte, so eifrig lauschten sie natürlich jetzt – stand bereits auf und signalisierte, dass er sich darum kümmern würde, und der, an den sich der Helvetier gewandt hatte, fluchte lautlos, weil damit die Chance für ihn verpasst war. Der zweite Mann kam allerdings recht bald wieder und nickte nur, und dann hieß es für den Helvetier tatsächlich: warten. Warten. Warten. Bis schließlich der persönliche Scriba das Legaten seinen Kopf hereinsteckte. „Centurio Helvetius? Legatus Arennius empfängt dich jetzt.“

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    Original von Titus Matinius Pacatus
    Die Scrbae hatten fleißig gepinselt und dann Pacatus den ersten Entwurf seiner Marktordnung auf den Tisch gelegt. Pacatus hatte das Geschreibsel nochmal durchgelesen und fand keine Fehler mehr. So ging er zu den Duumviri und legte ihnen seinen Entwurf vor.


    "Salvete, Ihr Duumviri. Ich bin nach einigem Hin und Her doch noch mit der Marktordnung fertig geworden. Ich bitte Euch, schaut Euch das noch mal an und werft es dann in den Rachen des Ordo Decurionum".


    Er legte sein Produkt auf den Tisch.


    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/13.jpg "Salve Aedil Matinius", hieß Quintus Varius Celer den Aedil willkommen. Sein Kollege Cnaeus Gabinius Centenianus sah ausnahmsweise sogar von seinen Papyri auf, denn die Marktordnung schien auch ihn nicht wenig zu interessieren.


    Celer nahm die Wachstafel von Pacatus entgegen und warf einen flüchtigen Blick auf die ersten Zeilen, bevor er wieder aufblickte. Er hatte nicht vor, den Aedil hier herumstehen zu lassen, während er die ganze Marktordnung überprüfte. Statt dessen fragte er: "Willst du die Ordnung nicht selbst in den Ordo Decurionum einbringen? Ich erteile dir gern das Wort dazu." Er warf nochmal einen kurzen Blick auf die Wachstafel. "Oder hast du Angst, dass ohne uns Duumviri der Rest der Honoratioren gleich alles wieder auseinanderpflückt? Zuzutrauen wär's ihnen ja..." Celer schmunzelte.




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    Zitat

    Original von Titus Matinius Pacatus
    Boduus ...
    hatte mal wieder in der Poststelle nach neuer Post geguckt und siehe da, da war tatsächlich etwas angekommen. Es war von Petronius Crispus aus Roma und an die Duumviri adressiert. Boduus ahnte, dass dies eine oberwichtige Nachricht sein könnte und rannte in das Officium der Duumviri.


    "Salvete Duumviri, da scheint wichtige Post aus Roma angekommen zu sein. Hier."


    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/13.jpg "Salve", grüßte Quintus Varius Celer den Schreiber. Sein Kollege Cnaeus Gabinius Centenianus sah gar nicht erst von seinen Unterlagen auf, er schien sehr vertieft zu sein.


    "Zeig mal her", forderte Celer dann und ließ sich den Brief geben. "Huch, der ist ja aus Mogontiacum. Endlich Neuigkeiten!" Da sah jetzt sogar sein Amtskollege auf und machte eine neugierige Miene.


    Als der Duumvir den Brief las, erhellte sich sein Gesichtsausdruck erst zu einem leuchtenden Lächeln, um wenig später pures Entsetzen zu zeigen.
    "Bona dea", hauchte Celer erschrocken.
    "Was denn?", wollte sein Amtskollege wissen, von der Reaktion des Varius deutlich beunruhigt.
    "Wir sind Municipium! Aber...die Feierlichkeiten zur Erhebung sollen vom Statthalter schon an den Kalenden des Martius durchgeführt werden..."
    "Na bravo!", grinste Gabinius und zuckte ob der anstehenden Arbeit nur beiläufig mit den Schultern. "Na, dann müssen wir eben rasch ein Fest aus dem Boden stampfen. Haben wir nicht schon schlimmeres gemacht?"


    Quintus Varius Celer erhob sich, ebenso tat es sein Amtskollege, als beide die Situation richtig erfasst hatten. Sie gratulierten sich gegenseitig zur Erhebung zum Municipium und zeigten sich ausgelassen fröhlich.
    "Tja, liebe Scribae", wandte Celer sich schließlich an Boduus.
    "Ich würde euch allen jetzt liebend gern mal einen Tag frei geben zur Feier unserer Erhebung zum Municipium...aber ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Da kommt einiges an Arbeit auf uns zu."
    Er klatschte in die Hände. "Also los, es gibt einiges zu tun!" Und damit begannen die Vorbereitungen. Ein Plan musste gemacht werden, die Decuriones sollten verständigt werden und mit dem Statthalter musste auch Kontakt aufgenommen werden. Alles in allem würde es eine sehr arbeitsreiche Zeit zum Ende der Amtsperiode der Duumvirn werden.



    Sim-Off:

    Da nur noch zwei Tage bis zur Feier bleiben, ersparen wir uns aus Zeitgründen doch einfach das Ausspielen der Vorbereitungen und konzentrieren uns auf die Feier an sich...



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    Es war ein lauer Tag, ungewöhnlich warm für die Jahreszeit, als Wulfgar sein Klapptischchen auf dem Markt aufstellte. Vielen gefiel das, manch einer mochte sich darüber beschweren, vor allem die Bauern, die wussten, was zu warmes Wetter in dieser Jahreszeit später noch anrichten konnte. Aber für seine Zwecke war es perfekt. Die Leute waren unterwegs, bummelten durch die Straßen, genossen die ersten frühlingshaften Sonnenstrahlen. So musste das sein... ein leises Lied kam summend über seine Lippen, während er weiter aufbaute, eine Decke über das Tischchen ausbreitete, drei Holzbecher drauf stellte und eine Holzkugel davor legte. Dann breitete er die Arme aus. „Wer will heute abräumen? Hört her, Leute, bleibt stehen, seht es euch ein, eine echte Chance für jeden von euch – wie es mit dir, werter Herr, Lust auf einen raschen Gewinn?“ sprach er die Leute an, und es dauerte nicht lang, bis die Menschen stehen blieben. Natürlich waren da einige dabei, die zu ihm gehörten, die halfen, allein durch ihre Anwesenheit und dadurch, dass sie zuerst stehen blieben, dass andere es ihnen nachtaten. Aber er hatte auch Talent für so was, deswegen war er damit betraut – er war nicht nur flink mit den Fingern, sondern hatte ein sympathisch-naives Gesicht, eingerahmt von blonden Locken darum und mit einem fröhlichen Lächeln. Die Leute sahen ihn an, und sie mochten ihn auf Anhieb. In seinem Gewerbe war das von Vorteil.


    Wulfgar redete weiter auf die Leute ein, schnackte hier mit einem Bekannten und flirtete da mit einer schönen Frau, und forderte immer wieder mal Passanten auf, auch stehen zu bleiben, und spielte derweil mit den Hütchen – bis jemand herantrat und tatsächlich spielen wollte. Naja, was hieß tatsächlich: es war Gerolf, und es war abgemacht, dass er sich meldete, so bald genug Zuschauer da waren. „Aaah, wunderbar, sehr schön, sehr schön. Der Einsatz?“ Gerolf zog ein paar Münzen hervor und legte sie auf den Tisch, und schon begann Wulfgar das Spiel, legte die Kugel gut sichtbar für alle unter das mittlere Hütchen und fing dann an, die Becher miteinander zu vertauschen, erst langsam, dann immer schneller. Die Kugel blieb unter dem Becher, unter dem sie von Anfang an war, noch trickste er nicht – war auch nicht nötig. Als die Hütchen zum Stillstand gekommen waren, tat Gerolf als überlege er kurz, dann tippte er auf eines davon. Wulfgar hob es mit Schwung an, und darunter war – nichts. Gerolf zog – gekonnt geschauspielert – ein langes Gesicht. „Ah, nicht so enttäuscht dreinschauen, mein Freund, das kann passieren, den Besten von uns. Da wär's gewesen.“ Er hob ein anderes Hütchen an und verkniff sich wohlweislich das Grinsen, als das ein oder andere Raunen von den Zuschauern zeigte, dass sie imstande gewesen waren der Kugel zu folgen – scheinbar im Gegensatz zu Gerolf. Der ein oder andere machte sogar laut genug einen entsprechenden Kommentar, dass die Umstehenden es hören konnten, auch wenn die Sprecher Wulfgar ebenfalls bekannt waren. All das sollte die Unwissenden dazu ermuntern, selbst nach vorne zu treten und mitzumachen. Ihr Geld zu verlieren. „Hör zu, weil du der erste warst: ich mach dir ein Angebot. Lass deinen Einsatz liegen, ich verdoppel meinen, wir spielen noch mal. Einverstanden?“ Gerolf stimmte zu, und das Spiel begann von Neuem: die Kugel verschwand unter einem der Becher, die Becher wurden verschoben, immer schneller, bis sie über den Tisch regelrecht flitzten, von flinken Fingern hin und her geschoben, und irgendwann ruckartig zur Ruhe kamen. Diesmal brauchte Gerolf länger mit dem Überlegen, zögerte etwas, tippte dann auf den rechten Becher – unter dem diesmal tatsächlich die Kugel war. Wie vorher abgesprochen. Diesmal hatte Wulfgar mit flinken Fingern dafür gesorgt, dass die Kugel von einem Becher zum nächsten wanderte, so rasant im Wechselspiel, dass es selbst für geübte Augen fast nicht zu sehen war – geschweige denn für Passanten wie hier. Wäre zwar nicht nötig gewesen, er hätte den passenden Becher auch einfach bewusst so zum Stehen kommen lassen können, aber es war ein Test, wie jedes Mal – war jemand stehen geblieben, der mit Adleraugen hinsah? Aber keiner sagte etwas. Von den Zuschauern kamen stattdessen Zurufe, ermunternd und bewundernd, zum Großteil Stimmungmache derer, die Wulfgar unterstützten, die die richtige Atmosphäre schufen, damit die Leute sich auf das Spiel einließen. „Na herzlichen Glückwunsch! Siehst du, so schnell kann's gehen. Na, noch eine Runde?“ Gerolf lehnte ab, vorerst jedenfalls, wie er sagte, Münzen wechselten die Hand, und Gerolf zog sich zurück. Wulfgar hingegen sah mit einem fröhlichen Lächeln in die mittlerweile beachtlich angewachsene Menge. „Wer ist der Nächste? Wer will noch mal, wer hat noch nicht?“ Ein weiterer Mann trat an das Tischchen heran, und dieses Mal war es einer, den er nicht kannte. Wulfgar grinste. Jetzt konnte das Spiel wirklich beginnen.

    Manius Arennius Cavarinus

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    Die Männer der Legio II, die den Legaten begleitet hatten, blieben ebenso wie die der Ala zurück, während Cavarinus zusammen mit dem Praefectus dem Soldaten folgte, der sie hinein führte. Seine Leute kannten sich hier aus, der Legatus Legionis selbst betrat die Regia allerdings zum ersten Mal, seit er hier war.


    Kurze Zeit später betraten sie das Officium des Legatus Augusti, und ebenso wie der Quintilier grüßte auch Cavarinus dem Statthalter militärisch einwandfrei, leierte die Titel runter – den des Legatus Augusti zuerst zum Gruß, dann den seinen zur Meldung – und wartete auf die Reaktion.




    Manius Arennius Cavarinus

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    „Sehr gut. Vielen Dank dafür, Princeps“, erwiderte Cavarinus und genehmigte sich einen Schluck. „Für die Straßen können sicherlich Männer abkommandiert werden. Gerade wenn hier so weit alles ruhig ist, sollte das kein Problem sein.“ Beim nächsten Punkt merkte Cavarinus dann auf – eine Miliz also? Das war interessant. „Auflösen kann man die Miliz, allerdings sollte den Mitgliedern das Angebot gemacht werden, in die Legio einzutreten, sofern sie die Voraussetzungen erfüllen... der Krieg hat doch einige Lücken gerissen, die erst aufgefüllt werden müssen. Aber darum kümmere ich mich.“ Cavarinus zog sich eine Tabula heran und kritzelte ein paar Sachen darauf. „Hast du noch etwas zu besprechen?“




    Manius Arennius Cavarinus

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    Zu sagen, dass Cavarinus schlecht gelaunt war, wäre untertrieben gewesen. Dieser Schneeregen ging ihm tierisch auf den Sack... er war inzwischen jahre-, ach was, jahrzehntelang – kam ihm jedenfalls so vor – anderes Wetter gewohnt gewesen. Vor allem nicht so kalt.
    Begleitet von einer kleinen Entourage stapfte er durch dieses Mistwetter zur Regia, wo er heute erwartet wurde... und stellte fest, dass nicht nur er geladen war, als er an der Porta ankam. „Praefectus Quintilius“, grüßte er den Mann mit einem Nicken, mit dem er bereits ein kurzes Treffen gehabt hatte. Die wachhabenden Soldaten, die offenbar gerade das übliche Prozedere am Tor durchziehen wollen, salutierten, als sie ihren Legaten erkannten, der mit einem Winken zu verstehen gab, dass sie bequem stehen konnten. „Auch zum Legatus Augusti?“ fragte er, während er einem der Soldaten einen Wink gab sie hinein zu führen.




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    Appius Icilius Cotta schnaubte verächtlich. Er erhob sich ruckartig und strafte den Duccius mit einem derart bösen Blick, dass man meinen könnte er wolle sein Gegenüber gleich am liebsten mit den auf dem Schreibtisch liegenden Wachstafeln erschlagen.


    Ohne ein weiteres Wort drehte der Quaestor sich auf dem Absatz um und rauschte aus dem Raum. Was blieb war der Geruch von Zorn- und Angstschweiß. Der Duccius konnte sich sicher sein, heute einen Feind mehr gewonnen zu haben.



    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/31.jpgAn der Schläfe des Quaestors war, wenn man genau hinsah, ein leichtes Pochen zu sehen. Zornesröte schoss Appius Icilius Cotta ins Gesicht, aber er konnte seinem Ärger keine Luft machen, ohne sein Amt zu gefährden. Vor Duccius musste er kuschen, wenn er keine Schwierigkeiten haben wollte. Dieses unverschämte Subjekt brachte sein Blut zum kochen.


    "Wie meine Vorgänger ihre Arbeit gemacht haben, das zu prüfen ist deine Aufgabe, werter Procurator Civitatium", bemerkte der Quaestor zunächst süffisant.


    Da er aber nicht weiter gegen seinen 'Vorgesetzten' schießen wollte, gab er zwangsweise nach: "Ich werde mir die Formae besorgen. Jedenfalls kann ich dir versichern, dass unter meiner Führung immer ordnungsgemäße Steuersätze erhoben wurden." Man konnte seine Zähne förmlich knirschen hören, während er sich zu einem letzten Eingeständnis durchrang: "Sobald ich die Korrektheit der Formae geprüft habe, werde ich dann über die Notwendigkeit der Einstellung von Agrimensores nachdenken."



    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/13.jpgSchließlich hatten alle Magistrate ihren Schwur geleistet. Quintus Varius Celer, der trotz seiner dicken Wolltoga und der darunterliegenden Tunika leicht fröstelte, - die Basilika war zwar gegen Regen und Schnee gefeit, geheizt war sie jedoch nicht - beendete die Zeremonie feierlich.


    "Männer und Frauen Mogontiacums, seht hier die Amtsträger eurer Civitas! Ihr habt ihren Schwur gehört. Möge der Lethargie des Bürgerkriegs endlich wieder Aufschwung und Geschäftstüchtigkeit folgen!" Womit er nicht zuletzt an die Kaufkraft der zurückkehrenden Legionäre dachte, die den vielen Handwerkern, Huren und Schankwirten stetige Mehreinkünfte brachten.


    Dann wandte er sich direkt an die Magistrate: "Ihr Verwalter der Civitas! Ehrt die Götter, achtet die Bewohner eurer Stadt und sorgt für das Wohlbefinden aller! So geht nun und tretet eure Ämter an, auf dass es den Göttern wohl gefalle."




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    Manius Arennius Cavarinus

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    „Dann bitte ich darum, das zu tun, Princeps“, antwortete Cavarinus. Das nächste große Brimborium, mit dem sie auf sich aufmerksam machen konnten, würde dankenswerterweise warten bis der neue Legatus Augusti eintraf, aber Händler waren seiner Erfahrung nach fast noch größere Tratschweiber als besagte Tratschweiber selbst. Sie dafür zu nutzen, die Kunde über die Anwesenheit der Legio zu verbreiten, schien ihm eine sehr gute Idee zu sein.


    Das Stirnrunzeln des Princeps spiegelte sich dann auch auf jener des Legaten. Über die Verlegung der Ala war also noch keine Kunde hierher gedrungen. „Mrmpf“, brummte er nur vor sich hin und nickte. „Man muss arbeiten mit dem was man hat... aber eine offizielle Information über die Verlegung wäre sicherlich angebracht.“ Eigentlich. Aber nun ja. „Danke für den Hinweis. Ich werde mich beizeiten mit dem Kommandeur der Ala in Verbindung setzen. Gemeinsam finden wir schon ein lauschiges Plätzchen und kriegen es auf Vordermann für die Reiterei.“ Bei den folgenden Worten dann wurde Cavarinus nachdenklich. Nach dem was er da hörte, war ein gänzlicher Truppenabzug aus Confluentes wohl eher... ungeschickt. Und obwohl der Princeps es nicht laut aussprach, meinte der Legat doch – berechtigte – Sorge über diesen Umstand zu hören. Durchaus dankbar für die Hinweise, die ihm vor allem auch zeigten, dass er über die Region noch einiges zu lernen hatte, ließ er den Princeps daher an seinen Gedanken teilhaben: „Hmm... die Patrouillen und Wachen in der Gegend zu erhöhen ist kein Problem. Aber dann ist es eine Überlegung wert, eine der Cohorten der Legio dort dauerhaft zu stationieren, wenn die Ala abgezogen ist. Soll ja keiner auf dumme Gedanken kommen.“ Und ein paar Cohortes waren immer irgendwo im „Außeneinsatz“ unterwegs.




    Die Auszählung der Stimmen nahm mehr Zeit als sonst in Anspruch und erst einige Tage nach den Wahlen wurde das Ergebnis bekannt gegeben. Die Gewinner der Wahl wurden zum Forum beordert und den Verlierern gegenüber wurde Bedauern ausgedrückt. Auf dem Forum hatte sich bereits eine große Menge an Schaulustigen und Anhängern der Kandidaten eingefunden, nachdem das offizielle Wahlergebnis durch den Clamator bekannt gegeben worden war. Da an diesem Tag die Wetterverhältnisse beständig zwischen Nebel, Nieselregen und unberechenbar kurzen sonnigen Stündchen wechselten, hatte man beschlossen die Vereidigung nicht mitten auf dem Forum, sondern in der Basilica stattfinden zu lassen. Dort erwarteten nun auch die Amtsträger des vergangenen Jahres das Eintreffen der Wahlsieger. Die Menge an Schaulustigen schob sich bald schon in die Basilica hinein und nur durch eine ganze Anzahl von Apparitores war es möglich einen größeren Freiraum beizubehalten, in dem der feierliche Amtseid von den Kandidaten geleistet werden konnte. Als schließlich alle Wahlsieger versammelt waren, traten die Duumvirn vor und Quintus Varius Celer, der erneut zum Duumvirat angetreten und als einer der Wahlsieger hervorgegangen war, richtete das Wort an die versammelten Bürger.


    http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/e-roemer-maenner/13.jpg "Cives und Peregrine von Mogontiacum, hört her! Die Wahlen haben uns neue Magistrate gebracht, die wir am heutigen Tage feierlich in ihre Ämter einführen wollen. Zum Wohle unserer Civitas und zum Wohle des Volkes mögen sie ihre Pflichten wahrnehmen und mit dem Segen der Götter ihre Entscheidungen treffen, die von wachem Geiste und geschickter Hand gelenkt mögen werden." Er warf einen Blick auf die Kandidaten, die sich vor ihm nach Ämtern sortiert aufgestellt hatten.


    "Ihr ehrbaren Männer Mogontiacums", fuhr Patulcius fort, seine Worte nun nicht mehr an die ganze Bürgerversammlung, sondern direkt an die Kandidaten gerichtet. "Schwört nun im Namen der Civitas und unter den prüfenden Blicken des Apollo Grannus Mogounus jenen Eid, der euch in eurer Amtszeit an die Pflichten der Civitas und dem Volk gegenüber bindet, euch aber auch die dafür nötigen Rechte verleiht!"


    Nach dieser formelhaften Aufforderung schworen zunächst die beiden neuen beziehungsweise der alte wiedergewählte Duumvir ihren Eid. Es folgte der Amtseid des Quaestors. Als nächstes schworen die Aedile. Hier wurde nun auch Titus Matinius Pacatus aufgefordert, vorzutreten. Der Duumvir Varius richtete nun seine Worte an den Mann, den er in der vorangegangenen Amtszeid bereits gut hatte kennen lernen dürfen: "Titus Matinius Pacatus, das Volk von Mogontiacum hat dich durch Wahl zum Aedil unserer Civitas bestimmt. Nun sollst du deinen Amtseid schwören, wie es die Pflicht eines jeden Magistraten ist. So sprich mir nach."


    Der Duumvir machte eine kurze Pause, holte Luft und sagte dann:


    "Ich, Titus Matinius Pacatus, schwöre bei Apollo Grannus Mogoun, Divus Augustus und allen Divi Augusti, bei und allen Göttern, das Amt des Aedils entsprechend der Lex Civitatis, den Weisungen der Duumviri und den Decreta Decurionum zu führen. Ich schwöre, all dies jederzeit einzuhalten und gegen jeden vorzugehen, der gegen die Lex Civitatis oder die Decreta Decurionum zuwiderhandelt."




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    -Bekanntmachung-


    Ergebnis der Wahlen in Mogontiacum


    Nach der Stimmauszählung haben folgende Kandidaten die erforderliche Stimmenmehrheit erreicht.


    Für das Amt des Magister Vici:


      [*][...]


    Für das Amt des Aedils:


      [*]Titus Matinius Pacatus
      [*][...]


    Für das Amt des Quaestors:


      [*]Appius Icilius Cotta (NSC)


    Für das Amt des Duumvirn:


      [*]Quintus Varius Celer (NSC)
      [*]Cnaeus Gabinius Centenianus (NSC)


    Die Vereidigung der Amtsträger findet auf dem Forum Mogontiaci statt.


    Es beglückwünschen die Wahlsieger



    Q. Varius Celer et V. Calvisius Faustulus

    __________________
    ANTE DIEM III NON DEC DCCCLXIII A.U.C. (3.12.2013/110 n.Chr.)


    Manius Arennius Cavarinus

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    Einer seiner Mundwinkel zuckte kurz nach oben. „Wenn die Einwohner hier so gerne feiern, werden sie sich auch noch andere Anlässe finden“, erwiderte Cavarinus mit einem angedeuteten Schmunzeln. Nicht, dass er auf die Zustimmung angewiesen gewesen wäre: trotzdem gefiel es ihm, dass der Princeps Praetorii seinem Vorschlag zustimmte. Es war einfacher so. Das folgende Thema ließ sich dann nicht ganz so einfach abhaken. „Nun...“ machte der Legat leicht gedehnt und lehnte sich etwas zurück. „Um der Wahrheit Genüge zu tun: ich bin nicht davon ausgegangen, dass es einen großen Unterschied machen würde, wie wir hier ankommen. Aber ich habe die letzten Jahre im Osten verbracht, am anderen Ende des Reichs. Über die Germanen werde ich wohl noch einiges lernen müssen. Ich werde dafür Sorge tragen, dass sich die Kunde unserer Ankunft hier schnell verbreitet. Verstärkte Patrouillen sind sicher eine Möglichkeit... was würde in deinen Augen die beste Wirkung zeigen?“ Was die militärischen Optionen anging, brauchte Cavarinus sicher keine Beratung, nicht von einem Zivilisten – aber die Meinung eines Mannes zu hören, der hier lebte und zu den Oberen der Provinz gehörte, konnte nie schaden. „Eine Information hätte ich außerdem noch für dich, sofern sie dich nicht schon bereits erreicht hat. Die Ala II Numidia soll nach Mogontiacum verlegt werden. Ich gehe davon aus, dass das Spektakel irgendwann in den nächsten Wochen über die Bühne gehen wird...“ Bei seinem Glück vermutlich parallel zur Ankunft des neuen Legatus Augusti. Damit es auch ja schön viel Aufruhr gab... Dabei fiel ihm ein: hatte schon irgendjemand Sorge dafür getragen, wo die Ala stationiert werden würde, und auf dem Gelände einen entsprechenden Bau begonnen? Cavarinus kratzte sich am Kinn und beschloss, erst mal die Reaktion des Princeps abzuwarten, bevor er weitere Schritte unternahm.




    -Bekanntmachung-


    Wahlen in Mogontiacum


    Folgende Kandidaten sind für die kommenden Wahlen im November zugelassen.


    Für das Amt des Aedils:


      [*]Titus Matinius Pacatus



    Die Wahlen werden am Wahltag in der Hora Secunda beginnen, die Wahlurnen werden am darauf folgenden Tag mit dem Beginn der Hora Decima geschlossen.




    Q. Varius Celer et V. Calvisius Faustulus

    __________________
    ANTE DIEM VI KAL DEC DCCCLXIII A.U.C. (26.11.2013/110 n.Chr.)


    Manius Arennius Cavarinus

    http://img153.imageshack.us/img153/4172/874t.jpg
    „Selbstverständlich nehme ich mir die Zeit für einen Vertreter von Stadt und Provinz“, erwiderte Cavarinus mit einem schmalen Lächeln. „Hab Dank für dein freundliches Willkommen. Setz dich ruhig.“ Noch während er auf einen der Stühle wies und selbst ebenfalls Platz nahm, kam der Scriba herein und stellte Becher und ein Krug auf den Tisch, der ein Wein-Wasser-Gemisch enthielt, bevor er wieder verschwand. Ohne zu fragen schenkte der Legat die beiden Becher voll und bot einen davon seinem Gast an. „Nun... ich hatte vorgehabt, die Legion zunächst mal wieder ihr Quartier beziehen zu lassen, bevor wir irgendwas Offizielles machen. Zumal der neue Legatus Augusti, wer auch immer das nun geworden ist, hoffentlich ebenfalls in nächster Zeit eintrifft. Man könnte den Festakt zu seinem Empfang und zur Rückkehr der Legion zusammenlegen.“ Cavarinus hoffte jedenfalls, dass das auf Zustimmung bei den Oberen von Stadt und Provinz stieß. Er war kein großer Freund von Festakten jeglicher Art. Etwas anderes, das der Domitius erwähnt hatte, erregte allerdings sein Interesse. „Lassen sich die Germanen hinter dem Limes tatsächlich von so was beeindrucken? Ich habe bereits veranlasst, dass die Patrouillen deutlich verstärkt werden, um zu zeigen dass wir wieder hier sind. Aber eine Parade? Schindet das Eindruck bei den Barbaren in Germania Magna?“