Titus Sempronius Blaesus
http://www.kulueke.net/pics/ir…/f-roemer-soldaten/30.jpg Vier seiner Leute, die er als Männer der Cohors II Raetorum Equitata auf 'Botenritt' nach Rom durch die Stadt geschickt hatte, ließen Sempronius wissen, wie und wo sich seine Leute in der Stadt niedergelassen hatten. Natürlich hatten sie ebenfalls das Gerücht gestreut, dass ein größeres Heer westlich an den Alpen vorbeizieht und die zweite Cohorte einfach nicht wüsste wie sie sich verhalten sollte.
Für sie selbst gab es jetzt nichts anderes als darauf zu warten, dass der Tag vorüberging.. am nächsten ging es dann in aller Frühe los, in voller Kampfmontur auf die Stadt zuzureiten. Früher, als er noch ganz frisch das Kommando hatte, hatte es ihn berauscht als die Leute vor der die Straße entlangpreschenden flohen, aber dieses Gefühl war vor langer Zeit gewichen. Sie brachten Tod, und nahmen ihn, das war das Werk eines Soldaten... aber er hatte nie zu fürchten gewagt eine Stadt wie Lugdunum anzugreifen.
Zwei Meilen vor der Stadt, als die Straße sich um einen Hügel wandte und die Stadtmauern in Sicht kamen, formierten sie sich zur Linie um den auf und an den Mauern stehenden Wachen ohne jeden Zweifel klar zu machen, dass sie angreifen würden. Natürlich war das taktisch gesehen absoluter Schwachsinn, schließlich hätten sie genauso versuchen können die Wachen zu überrumpeln in dem sie so taten als wären sie eine freundlich gesinnte Einheit. Aber dann hätten sie schlimmstenfalls am Tor oder in der Stadt kämpfen müssen, und das war nichts wofür die Reiterei auch nur ansatzweise zu gebrauchen war.
Er wollte möglichst viel Aufmerksamkeit aus der Stadt auf die Stadtmauern ziehen, und kein blutiges Scharmützel in der Stadt mit ungewissem Ausgang.
Als sie in vollen Galopp wechselten und die Stadt immer näher kam, beruhigte es ihn schon fast zu sehen wie die Tore geschlossen wurden... und dutzende panische Händler und anderes Fußvolk sich an den Toren sammelten und kläglich um Einlass jammerten und um Hilfe schrien.
Sie beachteten sie gar nicht, sondern ritten weiterhin in vollem Galopp durch die Felder um die Stadt, über Stock und Stein und sorgten so dafür, dass jedes einzelne Tor geschlossen wurde... und jeder Fußbreit der Mauer mit Männern besetzt werden musste um sie nicht aus den Augen zu verlieren.
Als sie die Stadt einmal umrundet hatten ließ er die Ala Prima in voller Linie Aufstellung nehmen um die Bedrohung für jeden auf der Mauer deutlich werden zu lassen. Schließlich ritt er mit zwei seiner Decuriones näher an die Mauer heran bis man sich in Rufreichweite bestand. Bogen fürchten musste er nicht, erstens gab es auch in der Antike gewisse Gepflogenheiten, zweitens gab es keine Sagitarischen Auxiliare in der Gegend... und Bögen waren für sie nicht mehr als Jagdinstrumente, nicht für den Kampf gedacht.
"IM NAMEN DES DIVUS VALERIANUS FORDERE ICH EUCH AUF: ÖFFNET DIE TORE DER STADT UND ERGEBT EUCH DEM HEER DES KAESO ANNAEUS MODESTUS, TREUEM LEGAT DES VERSTORBENEN KAISERS UND MANN DES RECHTMÄßIGEN KAISERS APPIUS CORNELIUS PALMA!!!", brüllte der Praefect der Ala die Mauern hinauf, die zwar nicht hoch genug waren um Belagerungstürme abzuwehren, aber sehr wohl hoch genug um für Reiterei und Fußsoldaten ein ernstzunehmendes Hindernis darzustellen. Freilich war Valerianus seines Wissens nach noch nicht in die Höhen der Götter erhoben, aber das war der Tradition zufolge auch nur eine Formalie der sich selbst der Ursupator nicht entziehen konnte.
Es dauerte eine ganze Weile, bis sich eine Antwort auftat, und diese kam anonym von keinem deutlich erkennbaren Gesicht auf den Mauern: "Nö, geht weg!"
Er wiederholte seine Forderung noch einmal mit unverminderter Lautstärke, bis sich schließlich jemand zeigte... dem Helmbusch nach zu schließen offensichtlich ein Tribun, und seinem Wissen über die Besetzung der Stadt entsprechend wohl der Tribun der Urbaner.
"IM NAMEN DES RECHTMÄßIGEN PRINCEPS POTITUS VESCULARIUS SALINATOR!", erklang es von den Mauern, als der Urbanertribun gleich einmal klarstellte wem seine Loyalität galt, "WER SEID IHR, und WAS MAßT IHR EUCH AN DIE AUFGABE DIESER STADT ZU FORDERN?"
"ICH BIN TITUS BLAESUS VON DEN SEMPRONII, PRAEFECT DER ALA PRIMA DER SCUBULER.. ICH FORDERE DIE AUFGABE DIESER STADT FÜR DEN RECHTMÄßIGEN KAISER APPIUS CORNELIUS PALMA UND SEINEN LEGATEN KAESO ANNAEUS MODESTUS, WELCHER IN BÄLDE MIT SEINEM HEER HIER EINTREFFEN WIRD! ERSPART EUCH SELBST DIE PLAGE EINER BELAGERUNG! ICH VERSPRECHE HIERMIT IM NAMEN DES ANNAEERS, DASS ES BEI DER ÜBERGABE DER STADT WEDER ZU PLÜNDERUNGEN NOCH ZU SCHÄNDUNGEN DER BEVÖLKERUNG KOMMEN WIRD! GEBT AUF, HILFE FÜR EUCH IST WEIT WEG UND DAS HEER DES ANNAEUS MODESTUS IST GROß!!", rief der Sempronier rüber, und erntete erst einmal einige Moment des Schweigens, bevor sich der Tribun der Urbaner wieder meldete, dieses Mal mit weitaus weniger Überzeugung in der Stimme.
"Wer will dem Wort eines Mannes Glauben schenken, der sich gegen seinen rechtmäßigen Princeps wendet, und sich der Sache eines Kaisermörders und Ursupators verschreibt?"
Der Sempronier seufzte, hatte er auf genau diese Art von Diskussion mal überhaupt keine Lust, und schloss blockte daher entsprechend ab: "Ich bin nicht hier, um diese Dinge auszudiskutieren! Ich stelle euch Bedingungen um zu verhindern, dass ihr großes Unheil über euch bringt! Gebt auf, ihr habt keine Chance! Hilfe ist weit weg, und ihr könnt den Annaeer nicht aufhalten!"
"WIR WERDEN UNS NIEMALS EINEM KAISERMÖRDER UND SEINEN SCHERGEN ERGEBEN!", rief der Tribun wieder etwas energischer zurück.
"DANN KANN ICH FÜR DEINE SICHERHEIT UND DIE DEINER MÄNNER NICHT GARANTIEREN, TRIBUN!", bellte Sempronius mit so viel Drohnung in der Stimme wie er bewerkstelligen konnte, wandte sich um und ritt zurück zu seinen Männern.
Auch wenn Lugdunum eine weite Stadt war, deren Mauern er kaum mit seinen Männern umfassen konnte.. er teilte die ihm verbliebenen Turmae auf und verteilte sie um die Stadt herum. Und er ließ Belagerungswerk bauen.. das einfachste was sich an Katapultartigem innert kurzer Zeit mit ihren begrenzten Möglichkeiten herstellen ließ. Dabei kam es nicht darauf an die Stadt wirklich beschießen zu können, denn als einfach nur authentisch genug mit dem Beschuss drohen zu können. Dass die Wachen von der Stadtmauer die Katapulte als unwirksam und ineffizient erkennen würden konnte man bei der Entfernung bezweifeln.
Ab jetzt galt es nur noch zu warten bis die Nacht kam.
TDV