Beiträge von Narrator Germaniae


    ANTE DIEM XVI KAL OCT DCCCLX A.U.C.


    Die Duumvirn der Civitas Mogontiacum laden herzlich zur Sitzung des Ordo Decurionum am XIII KAL OCT DCCCLX A.U.C. (19.9.2010/107 n.Chr.) in der Curia der Stadtverwaltung ein.


    Themen:
    1. Der Besuch des Patrons der Civitas, Medicus Germanicus Avarus
    2. Änderungen in der Lex Provincialis und ihre Auswirkungen auf die Civitates
    3. Der Tod des Tiberius Duccius Lando
    4. Sonstiges


    Wir freuen uns auf dein Kommen!



    Spurius Turius Simplex et Aulus Paccius Perolla


    Marcus Tudicius Pudens
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    "NEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEIN!!!!!!!!!!", brüllte Pudens erstickt, als er mit anblickte wie sein Neffe Lando zu Klump schlug. Er wusste nicht, wo der Bengel nun aufgetaucht war, aber die Tatsache, dass er da einen unfassbaren Rechtsbruch begann ließ ihm das Herz gefrieren. Er krabbelte mit schwachem Schritt hinter den beiden her, immer wieder um Hilfe jappsend und seinen Neffen anflehend, mit seinem Tun aufzuhören. Aber der Junge wollte einfach nicht hören. Immer schlimmer schlug er auf Lando ein, der sich kaum mehr wehrte, bis es schließlich zum absoluten Supergau kam. Pudens beobachtete das Ende des duccischen Familienoberhaupts mit entrücktem Blick, und als Lando tot ins Gras sank zerbrach etwas in ihm. "Bei den Göttern..."
    Während sein Neffe noch zufrieden mit sich selbst vor dem Toten stand, rappelte Pudens sich verzweifelt auf und wankte mit Tränen in den Augen auf Witjon zu, der nun in diesem Moment das Familienoberhaupt der mächtigsten Familie Mogontiacums stellte. Als er vor diesem ankam warf er sich mit dem Gesicht voran vor diesem auf den Boden, und jappste mit quiekender Stimme: "WITJON!!! Ich flehe dich an! Bring die meinen nicht um.. ich unterwerfe meine Sippe und ihre sämtliche Habe dem Stamme Wolfriks, nur bring die meinen nicht um! Bring sie nicht um, bei den Göttern, bitte bring sie nicht um!"
    Seine eigene Sippe stand zu Stein erstarrt da, sein Eheweib und seine Kinder rührten sich nicht, aber man konnte ihren kreidebleichen Gesichtern ansehen, dass sie wussten worum es jetzt ging. Sein idiotischer Neffe hatte einen Rechtsbruch begannen, der ohne weiteres und ohne mit der Wimper zu zucken mit dem Tod einer ganzen Sippe gesühnt werden konnte. Seiner Sippe. Er würde den Duccii wohl alles Geld der Welt anbieten können, aber um den Tod eines Mannes wie Lando zu sühnen, kam nicht viel in Frage. Eigentlich kaum etwas. Bis auf den Tod der kompletten Sippe, die sich an den Traditionen und Gesetzen vergangen hatte. Oder eben die Unterwerfung in den Stand der Leibeigenen. Und für Pudens war das noch immer ein besseres Los als verrotend irgendwo im Wald zu enden. Wenn die Duccii nur darauf eingingen.

    Marcus Tudicius Pudens
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    Bevor Pudens sich mit Schwert und Schild in Richtung Lichtungsmitte aufmachte, ließ er sich noch einmal von seinen Söhnen und von seiner Frau Mut zusprechen. Er nahm sich so viel Zeit wie möglich, und schielte immer wieder in Richtung des Weges, den sie hierher genommen hatten. Aber es zeigte sich nichts. Schließlich gab er auf, und ging geknickten Geistes zu Lando in die Mitte. Machte es Sinn, unter diesen Umständen auf eine andere Art des Duells zu beharren? Wahrscheinlich nicht... und doch... vielleicht kam er ja doch.
    Aber bevor er etwas sagen konnte, machte Lando ihm einen Strich durch die Rechnung. Nur sie beide. Pudens wagte es erst nicht, zu widersprechen, doch als er sich aufmachte den Mund zu öffnen donnerte Landos Schwert schon gegen seinen Schild, und es war zu spät. Ein Hauch von Panik streifte Pudens' Geist, als er und Lando sich zu umkreisen begannen. Sein Schild erbebte, als er einen von Landos Streichen parierte, und sein Schwertarm schien sich mehr als nur widerwillig in Schwung zu bewegen, doch je mehr Streiche er parierte, desto schwerer atmete Lando. Wie konnte das sein? Er war zehn Jahre jünger, und doch schien er schneller außer Atem zu geraten als Pudens selbst. Er nahm sich vor, dieses Zeichen nicht ungenutzt zu lassen. Wenn er es darauf ankommen lassen sollte, sich im direkten Fechten mit Lando zu messen würde er wahrscheinlich kurz und klein geschlagen. Er konnte also nur darauf setzen, den Duccius so schnell wie möglich zu erschöpfen, um ihn nachher zu entwaffnen. Er schickte ein Stoßgebet zu den Göttern als er begann, lächerliche Schläge auszuteilen, die ihn sehr viel Kraft kosteten. Und Lando ging darauf ein. Zumindest eine Zeit lang. Mit jedem Schlag schien der Cherusker schwerer zu atmen, mit jedem Hieb wurden die Schläge schwächer.
    Euphorie erfasste Pudens, er sah tatsächlich eine Möglichkeit lebend aus diesem Zirkel zu kommen und auch noch zu gewinnen! Wieder ging ein Schlag fehl, und wieder vibrierte der schwere Holzschild schwächer als zuvor durch die Wucht des abgefangenen Schlages. Er war fast am Ziel.
    Und dann geschah es: ein winziger unachtsamer Moment wurde sofort bestraft, in dem Pudens auf einmal mit weit ausgebreiteten Armen dastand, und Landos Schlag auf ihn niedersauste. Pudens schaffte es gerade noch den Schild so schnell vor sich zu reißen, dass der Schlag abgefälscht wurde, aber das Ergebnis war wahrscheinlich nicht minder schmerzhaft: mit einem Bersten, dass auf keinen Fall von seinem Körper stammen konnte, stammen DURFTE knallte Landos Schwert auf seinen Arm. Pudens sah fast in Zeitlupe, wie seine Hand das Sax losließ, und fassungslos blickte er erst zu Lando, dann auf seinen Arm der sich anfühlte wie ein Stück taubes Fleisch. Lando forderte ihn auf, sich zu ergeben, doch Pudens war immernoch so fassungslos, dass er einfach den Schild vor sich hielt und zurück wich. Weniger bewusst als einfach nur instinktiv zurück zur Familie. Irgendwann lag er im Gras, und Lando hieb Stück für Stück aus dem Schild, bis dieser bloß eine Karikatur seines früheren selbst war. Irgendwann kehrte auch das Gefühl in den Arm zurück, und Pudens stöhnte vor Schmerz und Angst. Er hatte Todesangst. Auf die Idee, das alles zu beenden indem er einfach den Schild wegwarf, kam er erst garnicht. Im Moment war der Schild das einzige was ihn vom wütenden Lando trennte, der keuchend und japsend vor ihm stand, und einen Moment später die Spitze der Klinge auf Pudens' Hals richtete. Er war geschlagen, und Lando würde ihn einen Moment später töten.. der alte Mann schloss mit dem Leben ab, und ließ sich offenen Auges ins Gras senken, wo er die Arme ausstreckte... und direkt in das grinsende Gesicht seines Neffen blickte.


    Ortnit, Sohn des Rutger
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    Ortnit hatte die beste Nacht der letzten Monate hinter sich. Er hatte nicht nur einen Teil des Geldes im Lupanar ausgegeben, nein, er hatte ALLES ausgegeben. Das hatte dazu geführt, dass er am heutigen Morgen mit dröhnendem Schädel und gleich drei Huren im Arm aufgewacht war, weil die Sonne durch das Fenster schien und ihn im Gesicht kitzelte. Kopfschmerzen und Kater zum Trotz war er noch einmal über eine der Frauen gestiegen bevor er sich wieder angekleidet hatte, und erst dann war ihm eingefallen warum er überhaupt soviel Geld hatte um sich die Nacht leisten zu können.
    Mit einigen Flüchen auf den Lippen war er aufgebrochen, die Wahrnehmung noch stark verschwommen und Schmerzen zwischen den Ohren die ihresgleichen suchten, aber nichtsdestotrotz musste er es schaffen. Sein Onkel hatte ihm am Abend zuvor noch erklärt, wo das Duell stattfinden würde, und nachdem er sich etwas durchgefragt hatte, war er schließlich auf dem richtigen Weg gewesen. Mit tiefliegenden roten Augen, dem Atem eines Trolls und der Laune eines ins Meer gefallenen Bergriesen war er auf der Lichtung aufgetaucht als das Duell anscheinend schon im vollen Gange war. Pudens schlug sich garnicht soooo schlecht, doch dann wurde er von Lando mit einer schon fast peinlichen Finte ausmanövriert, und mit einem schiefen Lächeln nahm Pudens das Geräusch des brechenden Armes wahr.
    Alle schien es zu überraschen, dass Pudens zurück kroch, doch nicht Ortnit. Er wusste ja schließlich, was abging. Die Duccii, und sogar einige der unparteiischen Zeugen, forderten Pudens lautstark auf, aufzugeben, und einer der Duccii begab sich in die Mitte der Lichtung, für Ortnit ein klares Zeichen, dass er darauf wartete Lando abzulösen. Doch soweit wollte er es nicht kommen lassen. Pudens ließ sich schließlich flach ins Gras sinken, als Lando ihn schon fast hatte, und Ortnit grinste seinen Onkel siegessicher an. Mit einem großen Schritt war er über den alten Mann drüber her, schlug mit einem zünftigen Schlag Landos Sax weg und verpasste dem keuchenden Duccius einen kräftigen Tritt gegen den Brustkorb. Der Mogontiner protestierte japsend, doch Ortnit war nicht zum reden hier. Er hatte nicht einmal einen Schild genommen, den erschöpften Lando würde er auch mit einer auf den Rücken gebundenen Hand erledigen können. Was er dann auch tat. Es brauchte nicht viele Hiebe, um Lando auf die Knie zu schicken, und schon fast sanft drückte er die Klinge seines Gegners zur Seite.
    Als er die Klinge hob erfasste ihn ein Moment der Klarheit. Sämtliche Kopfschmerzen waren passé, es gab nurnoch ihn und sein Opfer. Und mit einem gellenden Triumphschrei rammte er Lando die Spitze seiner Klinge in die linke Schulter.

    Marcus Tudicius Pudens
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    Es war still an dem Abend, der dem schweren Tag voranging. Pudens hatte den ganzen Tag über wenig gesprochen, aber selbstverständlich seine Angelegenheiten geregelt, für den Fall, dass er den nächsten Tag nicht überstehen sollte.
    Die Sonne war längst untergegangen, und im Haus seiner Sippe saß das Familienoberhaupt an einem Tisch und starrte durch die Flamme einer Talgkerze ins Leere. Wenn er den morgigen Tag überstehen sollte, wusste er, dass ein gewisser Herge die längste Zeit seines Lebens in dümmlicher Sorglosigkeit verbracht hatte. Der Mann würde leiden, dafür dass er die feinen Pläne zerstört hatte, die Pudens ersonnen hatte. Nun würde es auf eine direkte bewaffnete Konfrontation hinauslaufen, eine Konfrontation mit einem Mann, von dem jeder wusste, dass er es verstand sich zu wehren. Und mit einem Mann, der gute zehn Sommer jünger war als Pudens.


    Die Chancen für den alten Mann standen nicht gut. Deshalb sah er sich zu anderen Mitteln gezwungen.


    Ortnit, Sohn des Rutger
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    "Warum bin ich nun hier, Onkel?", fragte der junge Ortnit, den Mann neben ihm mit gelangweilten Blick bedenkend. Vor wenigen Tagen erst hatte man ihn von seinem Hof in den Wäldern zwei Tagesreisen von Mogontiacum geholt, damit er seinem Onkel in einer dringlichen Angelegenheit von Hilfe sein konnte, und Ortnit wusste natürlich, dass er das Gesuch kaum ablehnen konnte. Allerdings hatte Pudens bisher kein Wort über die Sache verloren, und Ortnit war nicht unbedingt ein Mann von großer Geduld.


    "Onkel.", wiederholte er wieder, dieses Mal mit deutlich dunklerer Stimmlage, "Warum bin ich hier?"


    Die grollende Stimme seines Neffen holte Pudens zurück ins Hier-und-Jetzt. Er war ihm natürlich eine Antwort schuldig.
    "Du bist hier, um mir morgen den Arsch zu retten."


    Die Reaktion des jungen Mannes zeigte, dass er irgendwie schon damit gerechnet hatte, denn er zog nur eine Augenbraue nach oben, anstelle sofort zu fragen wie er sich das vorstelle.
    "Ahja. Und was habe ich davon, wenn ich für dich Duccius Lando umbringe?"


    "Nicht umbringen.", warf Pudens schnell ein, "Du sollst mir nur den Arsch retten. Ich werde darauf bestehen, dass das Duell im Wechsel stattfindet. Ich werde versuchen, so lange zu bestehen, bis der Duccier müde ist, und dann springst du ein, und schlägst Lando zu Klump. Zu Klump, nicht zu Brei. Du darfst ihn auf keinen Fall umbringen!"


    Dieses Mal schien sein Neffe irritiert: "Wieso soll ich Lando nicht umbringen? Es ist ein Duell, verdammt."


    "Politik, Junge.", sprach Pudens müde, "Politik. Tot nützt Lando mir nichts. Aber wenn ich die Ehre unserer Sippe wieder hergestellt habe, in dem ich, beziehungsweise du, Lando in einem Duell wieder besiegst, ist unsere Stellung in der Civitas stärker als je zuvor. Wenn du Lando tötest, hätte das nur ein Machtvakuum zur Folge, das mit Blut gefüllt werden muss. Und das darf auf keinen Fall passieren."


    Ortnit griff nach einem Becher Bier, sein Gesicht ließ keinen Zweifel daran, wie wenig ihm der Gedanke gefiel, einen Zweikampf auszufechten ohne seinen Gegner töten zu dürfen.
    "Schön. Lando darf nicht sterben...", grollte er, "..aber was habe ich davon?"


    Pudens legte einen kleinen Beutel auf den Tisch, dessen Inhalt sogleich von Ortnit geprüft wurde. Mit müdem Blick sah der Ältere dem Jüngeren dabei zu, wie er sich jede Münze einzeln besah und auf ihre Echtheit untersuchte. Dann schob er den kleinen Haufen Silber wieder zusammen und in den Beutel, um dann erst mit der Sprache heraus zu rücken: "Das ist mir nicht genug."


    "Nicht genug?", stieß Pudens aus, der allerdings mit derartigem gerechnet hatte. Der Sohn seiner Schwester hatte sich bisher immer vor allem durch Habhier und Gewalttätigkeit ausgezeichnet. "Was willst du dann?"


    "Land.", sprach Ortnit, und ein dreckiges Grinsen schlich sich auf seine Miene, "Ich will Land. Du wirst für mich fürsprechen, und dafür sorgen dass ich weitere zwei Are Wald roden darf."


    "Eh..", stöhnte Pudens gespielt, freute sich innerlich aber über die Dummheit seines Neffen. Die Erlaubnis zu bekommen, Wald zu roden war für Pudens ein Klacks. Solange Ortnit das Land nicht als Besitz beanspruchte, wäre das eine Gegenleistung die zu seinen einfachsten Tricks gehörte. "Na gut, wie du meinst..."


    Das Grinsen wurde noch ein Stück breiter, dann schlug Ortnit auf den Tisch, griff sich den Beutel Münzen und erhob sich.
    "Sehr schön... es ist mir immer eine Freude, mit dir Geschäfte zu machen, Onkel. Ich werde jetzt gehen, und unseren Sieg von Morgen vorfeiern. Ich habe mir sagen lassen, die Stadt habe interessante Häuser, voll mit Frauen. Das kann ich mir doch nicht entgehen lassen..."


    Sorgenvoll blickte Pudens den Mann an. Für Germanen waren Lupanarbesuche äußerst untypisch, aber es gab immer wieder welche, die die Tradition im Umgang zwischen Mann und Frau außer Acht ließen, und sich mit den Huren in der Stadt vergnügten.
    "Aber bleib nicht so lange weg... wir müssen morgen früh aufbrechen."


    "Ja, Mama.", war alles, was er als Antwort erhielt bevor die Tür zugeschlagen wurde.

    Marcus Tudicius Pudens
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    Oh, was war das für ein beschissener Tag. Pudens hockte auf einem Wagen und blickte missmutig voran während sich in seinem Kopf düstere Gedanken um seine Aufmerksamkeit stritten. Immer wieder blickte er zurück, in der Hoffnung zu sehen, was bisher nicht zu sehen war, doch keine Chance: seine Sippe und er waren allein.
    Nicht einmal Herge traute sich her, was Konsequenzen haben würde. Pudens hätte sich niemals auf etwas derartiges mit dem plumpen Idioten einlassen dürfen, die Quittung durfte er gleich serviert bekommen. Er war alt, und wenn nur ein Quäntchen von dem wahr war, was man sich von Lando erzählte, dann würde das ein harter Kampf werden. Ein sehr harter... aber vielleicht... Pudens blickte sich wieder um, und wieder war der Weg hinter ihnen leer.


    Als sie auf der Lichtung ankamen, sah er, dass die Duccii bereits eingetroffen waren. Wo war der Gode? Vielleicht bekam er noch etwas Zeit zum warten... vielleicht würde es reichen.
    Sie verteilten sich in einem großzügig bemessenen Kreis, und Pudens ließ sich das alte Schwert seines Vaters reichen, der bei den Auxiliareinheiten gedient hatte. Hoffentlich wusste es noch, wie man kämpfte, denn bei Pudens lag die letzte bewaffnete Auseinandersetzung Dekaden zurück. Noch einmal blickte er sich unsicher um, doch wieder konnte er die erhoffte Rettung nicht erblicken. Er würde sich stellen müssen..


    "Da bin ich. Lass uns beginnen..."

    Marcus Tudicius Pudens
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    Mit aufflammender Panik registrierte Pudens, wie der Hornochse von Herge seinen schönen Plan mit seiner Dummheit in tausend kleine Stücke schlug. Es würde nichtmehr lange dauern, und er würde natürlich in die Sache mit reingezogen. Was blieb ihm anderes übrig, als noch einmal verzweifelt zu intervenieren?


    "Meine Herren..", hob er beschwichtigend die Arme, "ich glaube, hier gibt es ein großes Missverständnis." Er selbst würde sich kein Wort glauben, aber vielleicht geschah ja noch ein Wunder.


    Herge, Sohn des Balduin
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    Die Erkenntnis, sich gerade in unendlich tiefe Scheisse geritten zu haben ließ Herge einen Moment lang verstummen. Und dann die Erkenntnis, dass Lando ihn umbringen würde. Oder umbringen lassen. Was so ziemlich auf das gleiche hinauslaufen würde, denn irgendwann würde man ihn einfach auf einem seiner Äcker finden. Oder in. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter, der Gedanke gerade einen Krieg vom Zaum gebrochen zu haben brüllte ihm quasi entgegen, jetzt etwas tun zu müssen. Und dann kam Pudens.. und versuchte zu beschwichtigen!


    "Er war's...", stammelte er, den zitternden Finger auf Pudens richtend, "...es war alles seine Idee! Ich habe es nur ausgeführt. Aber Pudens hat es sich ausgedacht!! Jawoll!! Die Tudicii sind daran schuld!"


    Marcus Tudicius Pudens
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    Und da war sie auch schon, die Katastrophe. Pudens wusste nicht, wie er sich aus der Sache retten sollte, also blieb ihm nichts anderes, als Farbe zu bekennen. Auch wenn sein Blick sich stets nach unten zu senken schien, und seine Stimme nichtmehr ganz so souverän wie zuvor klang.


    "Eh... ja... nun ist es wohl raus... eh... ja. Ich übernehme die Verantwortung für das, was geschehen ist."

    Herge, Sohn des Balduin
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    Das Lächeln Herges gefror einen kurzen Moment, aber diesen Moment des Triumphes würde er sich durch die Frechheiten des Ducciers nicht zunichte machen lassen.


    "Jaja, red du nur... das wird dich und die deinen auch nicht retten. Ihr habt bekommen was ihr verdient. Ihr opfert Rhenus, wir werden Loki danken, dafür dass er euch einen Denkzettel verpasst hat! Die Zeit deines Hochmuts ist vorbei, Lando, Sohn des Irgendwer..", das Grinsen in seinem Gesicht wurde noch breiter. Er kostete wirklich jeden Satz aus, und die Tatsache, dass es Lando offensichtlich so schlecht ging, machte den Moment umso schöner..


    Marcus Tudicius Pudens
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    Pudens hatte aus politischer Korrektheit an dem Opfer teilgenommen, als Decurio mit Ambitionen musste man aus reiner Einflusspflege Präsenz zeigen, und so auch an diesem Tag. Auch wenn er mit nicht ganz so großem Anhang angereist war, der Rest pflegte den Hof und die Felder und tat, was Bauern nunmal den lieben langen Tag machten.
    Er hatte gerade ein paar Hände geschüttelt, als ihm Herge auffiel, der gerade lauthals Spott über jemanden ausschüttete. Mit wenigen Schritten war er bei dem dicken Idioten, und als ihm auffiel, WEN der Mann da gerade beschimpfte stockte er. Es war Lando.


    "Duccius.", klinkte er sich in die Konversation ein, ohne auf Herge zu achten, "Mein Beileid für den Verlust deiner Familie. Und mein Bedauern für den Verlust des Handelshauses. Sollte deine Familie Hilfe brauchen, könnt ihr euch unserer Unterstützung sicher sein.. hör übrigens nicht auf die Worte Herges, du weißt ja, er ist recht unbeherrscht in solchen Dingen!"


    Pudens war kein guter Schauspieler, aber auch kein schlechter. Er machte eine Miene, die zumindest Bemühung um das Mitgefühl ausdrücken sollte.


    Herge, Sohn des Balduin
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    Als er Pudens so reden hörte, wandte Herge unweigerlich den Kopf zu diesem um, und blickte ihn verblüfft an. Kroch der gerade wirklich dem Duccier in den Arsch? Das durfte doch nicht wahr sein.. Herge schnappte nach Luft und sah abwechselnd vom Tudicier zum Duccius und wieder zurück.


    "Was redest du da? Natürlich soll er auf mich hören! Dieser aufgeblasene Sack kann sich ruhig einmal anhören, was er für mich ist... und dass er das abgebrannte Haus und die tote Römerin durchaus verdient hat!", giftete er und ruderte dabei wild mit dem Arm in Richtung des Duccius, "Ich finde, wir haben da ganze Arbeit geleistet."
    Er verschränkte die Arme und nickte trotzig, bis ihm auffiel, dass er wohl gerade einen großen Fehler begangen hatte.
    "Ich meine... die Götter haben ganze Arbeit geleistet."

    Herge, Sohn des Balduin
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    Herge war mit seiner kleinen Sippe natürlich auch gekommen. Allerdings weniger, weil ihn das Verhalten des mächtigen Rhenus interessierte, oder das Schicksal. Nein. Er wollte die Duccii leiden sehen.
    Mit Genuss hatte er davon gehört, dass die Römerin, die der Kerl Witjon zur Frau genommen hatte, im Kindbett verreckt war. Kein unübliches Schicksal dieser Tage, aber ihm deshalb nicht weniger willkommen. Dass ein weiteres Mündel der Duccii ein paar Tage später vorher ins Gras gebissen hat, war dabei schon fast Beiwerk. Und dann der Erfolg seines kleinen Brandanschlags: ein Meisterstück!
    Er hatte damit gerechnet den Dachstuhl ein wenig anzuzünden... den reichen Säcken einen Denkzettel zu verpassen. Aber dass es ihm gelingen würde, die wirtschaftliche Grundlage der Duccii zu zerstören, das wäre ihm selbst in seinen kühnsten Träumen nicht eingefallen. Und man sah es Lando an. Herge genoss den Anblick wie man die ersten warmen Sonnenstrahlen nach einem langen Winter genoss.


    Herge war kein großer Politiker, eher dümmlich in seinem Wesen. Und das führte er dazu, dass er es für eine gute Idee hielt, seine Schadenfreude auch offen zu zeigen: "Na, Duccius.. wie es scheint, haben die Götter etwas gegen deinen kleinen Laden unternommen. Du kannst dir garnicht vorstellen, wie sehr ich dieses Unglück be...grüße."
    Beide Fäuste in die Hüfte gestemmt stand Herge mit seiner Sippe im Rücken wenige Schritte von Lando und seiner Truppe entfernt, sich absolut sicher glaubend.

    Kaeso Lucceius Philonicus
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    "Das Ergebnis der Abstimmung ist eindeutig!" erklärte Lucceius gelangweilt, dem Scriba einen Wink gebend. "Sowohl die Arbeitskräfte für die Bauern der Civitas, als auch die Mittel zur Entstandsetzung des Hafens werden bewilligt, so hat der Ordo einstimmig entschieden." Seine Worte waren rein proforma, konnte ja jeder Decurio mit funktionierenden Augen das Ergebnis deutlich erkennen.


    "Kommen wir dann zu Punkt drei der Tagesordnung. Nachbesprechung der StatuenenthüllungEN" Lucceius ließ seinen Blick fragend durch die Runde schweifen. "Irgendwelche Wortmeldungen dazu?" Sein Amtskollege Statorius lehnte sich derweil müde zurück und ließ der anstehenden Debatte über Erfolg oder Reinfall der gewesenen Veranstaltung freien Lauf.

    Ein Scriba der Stadt gab folgende zwei Briefe ab, die auf Kosten der Stadt verschickt werden sollten:


    Senator
    Medicus Germanicus Avarus
    Casa Germanica
    Roma


    Dem ehrwürdigen Senator unseren Gruß,


    es ist einige Zeit vergangen, seit wir dich zum Patron unserer geliebten Civitas ernannt haben, und du uns mit der Ehre bedacht hast diese Wahl anzunehmen.
    Nun schreiben wir dir, um dich im Namen Mogontiacums um Hilfe zu bitten. Das Eis des Winters wird bald abgeschmolzen sein, und der Rhenus wird in seiner Macht über die Ufer treten um die angrenzenden Ländereien zu verwüsten. Wie jedes Jahr wird danach viel Arbeit und Geld vonnöten sein, um den Hafen der Stadt wieder instand zu setzen und die Stadt wieder am Handel auf dem Fluss und der Leben mit den anderen Städten am Rhenus teilhaben zu lassen. In dieser Sache bitten wir dich, ehrwürdiger Senator, um Hilfe, um die auf uns zukommenden Probleme meistern zu können!


    Wir verbleiben in freundlichem Gruße,


    Volusus Statorius Rullus et Kaeso Lucceius Philonicus



    Senator
    Marcus Vinicius Lucianus
    Casa Germanica
    Roma


    Dem ehrwürdigen Senator unseren Gruß,


    einige Zeit ist vergangen, seitdem du uns mit der Ehre bedacht hast die Wahl zum Patron unserer geliebten Civitas anzunehmen.
    Nun aber benötigt diese Stadt deine Hilfe, denn wie jedes Jahr wird der Rhenus nach der Eisschmelze über die Ufer treten und die umliegenden Ländereien verwüsten. Viel Arbeit und Geld wird vonnöten sein, um die dadurch im Hafen der Stadt entstehenden Schäden wieder zu reparieren, und die Stadt weiterhin am Handel und am Leben mit den anderen Civitates am mächtigen Fluss teilhaben zu lassen.
    Um dies schultern zu können benötigen wir allerdings deine Hilfe, ehrwürdiger Senator, und wir wären dir sehr dankbar wenn du ins in dieser Sache zur Seite stehen könntest.


    Wir verbleiben in freundlichem Gruße,


    Volusus Statorius Rullus et Kaeso Lucceius Philonicus

    IN NOMINE IMPERII ROMANI
    ET IMPERATORIS CAESARIS AUGUSTI
    ET IN NOMINE CIVES MOGONTIACI


    ERNENNE ICH
    Decimus Duccius Verus


    MIT WIRKUNG VOM
    ANTE DIEM V KAL APR DCCCLX A.U.C. (28.3.2010/107 n.Chr.)


    ZUM
    Pontifex - Mogontiacum



    Kaeso Lucceius Philonicus - Duumvir Mogontiaci

    Kaeso Lucceius Philonicus
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    Dies war wohl das Zeichen für die Duumvirn. So meldete sich der junge Lucceius auch etwas gehetzt zu Wort: "Eh, ja. Das sind doch brauchbare Vorschläge, oder nicht? Dann... also... Duccius Verus wird zum Pontifex ernannt. Und... achja.. Abstimmung!
    Ich bitte die Decuriones, zuerst für den Vorschlag abzustimmen, für eine Woche bezahlte Arbeitskräfte der Stadt für Aufräumarbeiten auf den Äckern der Civitas zur Verfügung zu stellen. Dann bitte ich um Abstimmung über den Vorschlag von Duccius Lando, die Instandsetzung des Hafens durch Mittel des Ordo zu bezahlen und die Stadtpatrones um Hilfe zu bitten."

    Marcus Tudicius Pudens
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/germanen/germane18.jpg]


    "Wieso nicht beides?", platzte Pudens heraus, der sich von dem hochnäsigen Nachhaken des Ducciers beleidigt fühlte, "Die Stadt hat genug Servi die uns bei den Aufräumarbeiten zur Hand gehen können. Gegen eine Ausgleichszahlung hätten wir sicherlich auch nichts einzuwenden. Warum also nicht?"


    Er blickte fragend in die Runde, doch dieses Mal schien die Zustimmung leicht verhaltener aus, nicht wenige Blicke richteten sich sorgenvoll in Richtung des mittlerweile eingetroffenen Legaten. Der mächtigste Mann der Provinz hatte anscheinend durchaus eine einschüchternde Wirkung, gerade auf die Decuriones peregriner Abstammung.

    Herge, Sohn des Balduin
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    Die Sippe des Herge war nicht annähernd vermögend genug, um die Stadtwachen bestechen zu können. Noch war sie vermögend genug, Handlanger zu bezahlen die effektiv und gleichsam verschwiegen genug waren, den Plan auch so umzusetzen, dass er funktionierte und nicht aufflog.
    Was blieb ihnen anderes übrig, als selbst zu tun, was sie nicht anderen auferlegen konnten?


    Die Sippe war nicht klein, und so gab es genug junge Männer, die an den verschiedensten Ecken des Forums in der Stille der Nacht Schmiere standen und so taten als würden sie herumlungern. Während sie den relativ ungefährlichen Teil der Mission erledigenten, mühten sich um das große Handelshaus mehrere Personen um den Sippenoberen selbst ab, kleine und dünne Amphoren mit Pech auf das Dach des großen Handelshauses zu werfen. Immer wieder mussten sie in die dunklen Gassen der Stadt zurückweichen, weil sich einer der zwei Wachen des Handelshauses zeigte und mit misstrauischem Blick den Geräuschen nachging, die sich jetzt schon einige Zeit lang bemerkbar machten. Doch konnte er niemanden finden, und so setzte er seinen Weg fort. Fort setzten auch die Männer um Herge ihr Werk, bis man den scharfen Geruch des Pechs bis nach auf das Forum vernehmen konnten.
    Der kritische Punkt der Unternehmung war erreicht, als man mit viel Mühe eine kleine Amphore mit Pech und einem Lappen in Flammen setzte. Erst sah es nicht so aus, als würde die eigenwillige Konstruktion wirklich funktionieren, doch dann zogen sich kleine und schwache Flammen den Lappen entlang, bis er schließlich soweit brannte, dass er die Hand des ihn haltenden Mannes zu versehren drohte.


    Mit einem weiten Bogen flog er schließlich auf das Dach, und eine Weile lang tat sich erstmal garnichts. Es dauerte gefühlte Ewigkeiten, in denen die Männer mit angehaltenem Atem in den Gassen darauf warteten, dass etwas geschah, bis sich auf dem Dach heller Flammenschein zeigte.
    Kaum eine Minute ging alles rasend schnell: die erstarkten Flammen sogen mehr und mehr des auf dem Dach verteilten Pechs in sich auf, und irgendwann schien die ganze Fläche zu brennen. Was noch nichts verhieß, denn die kalte Jahreszeit könnte den schweren Dachstuhl des Handelshauses klamm gemacht haben, und das Pech würde auf den Ziegeln verbrennen und die darunter liegenden Balken nur erwärmen. Doch das Feuer schien eine Lücke im Ziegelwerk gefunden zu haben, und bald konnte man erahnen, dass der gesamte Dachstuhl in Flammen stehen würde. Dies war das Zeichen für Herge und sie seinen, sich zu verziehen und den sich hilflos um das Handelshaus sammelnden Stadtwachen das Feld zu überlassen.


    Der Denkzettel, den sie verabreichen wollten, war ein voller Erfolg. Womit sie allerdings nicht gerechnet hatten, war, dass das Feuer sich nur allzu leicht durch die interne Holzkonstruktionen einen Weg nach unten suchen würden. Es dauerte nicht lange, und das gesamte Handelshaus stand in Flammen.


    Eins der Aushängeschilder nordeuropäischer Handelsgeschäftigkeit, ein Flammenmeer.

    Marcus Tudicius Pudens
    [Blockierte Grafik: http://www.kulueke.net/pics/ir/nscdb/b-germanen-maenner-alt/29.jpg]"Wo wir gerade dabei sind...", raunte Pudens seinem Gast zu, bevor er den Rest aus einem Krug voll Met in sich hineinschüttete, "..ich glaube, es reicht nichtmehr, darauf zu hoffen, dass die Nornen dem Aufstieg des Stammes Wolfriks ein Ende bereitet. Die Art und Weise, wie Lando den Duumvirn die Beförderung seines Verwandten geradezu aufdiktiert hat spricht doch Bände. Wir müssen etwas tun."


    Herge, Sohn des Balduin
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    "Da kann ich dir nur zustimmen.", knirschte der Grobschlächtige Herge mit den Zähnen, der an der Konkurrenz der Duccii hart zu knabbern hatte, "Sie haben die Stadt lange genug unter sich aufgeteilt. Und es wird nicht besser. Wenn dieser junge Wicht, wie hieß er noch? Ragin, Sohn des wer? Na, egal... wenn er wirklich meinte, so mit dir sprechen zu können ist das nur ein weiterer Beweis für ihren Hochmut. Die Römer sind zu schwach etwas zu tun, und wir haben ihnen lange genug geholfen diesen Petronius und die anderen auf Abstand zu halten. Ja, wir müssen etwas tun."


    Marcus Tudicius Pudens
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    "Und hast du da schon etwas genaues im Sinn? Ich werde das Gefühl nicht los, dass du dir da schon etwas überlegt hast.", lächelte Pudens seinen Gast schief an.


    Herge, Sohn des Balduin
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    "Natürlich habe ich das. Aber glaube nicht, dass ich das Risiko alleine tragen werde. Es gibt zwei Aufgaben, die zu bewältigen sind. Die eine des Feuers. Die andere des Stahls. Was liegt dir und deiner Sippe eher, Berthold?", grunzte der grobschlächtige Herge, nachdem er ein Stück gebratenes Fleisch in groben Zügen heruntergeschlungen hatte.


    Marcus Tudicius Pudens
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    Pudens war nicht blöd. Alles andere als das. Im Gegenteil: meist war er versucht, genau das dem Sohn des Balduin zu unterstellen, der in seiner Art immer öfter an die wilden Zeiten des Stammes erinnerte, als an die fortschrittlichen modernen. So überlegte er auch eine geraume Weile, wusste er doch, was das zu bedeuten hatte. Und es galt genau abzuwägen, aus welcher Sache er mit seiner Sippe am besten herauskommen würde.


    "Stahl.", antwortete er schließlich, dem Wilden das Feuer überlassend, "Ich wähle den Stahl."


    Sein Gegenüber lächelte ihn falsch an, hatte er doch auf eine andere Wahl gehofft. Doch das Klirren der Krüge, die sie aneinander stießen besiegelte ihren stummen Plan.

    Der Hof der Tudicii, deren Familienoberhaupt sich durch 25 Jahre in den Auxiliareinheiten der Provinz sich das Bürgerrecht und dieses Stück Land erworben hatte, lag kaum eine halbe Stunde zu Fuß außerhalb der Grenzen des befestigten Siedlungsgebiets der Civitas Mogontiacum.
    An den Wegen zur Stadt hin gab drängten sich die Felder, die teilweise schon vor Generationen dem Wald entrissen worden waren, doch nur einen Steinwurf entfernt begann sich der dichte Wald des römischen Germaniens bis nach Confluentes hin zu erstrecken. Das Haus der Tudicii war zwar noch in germanischer Langhausbauweise errichtet worden, doch gab es bereits ein in römischer Lehmbauweise errichtetes Haus, in dem das Gesinde wohnte.

    Marcus Tudicius Pudens
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    Etwas verwirrt starrte Pudens von Lando zu dem jungen Duccius, der an seiner statt geantwortet hatte. Leicht verärgert verzog er eine Lippe, hatte er doch genaue Vorstellungen, wer bei der Diskussion zu ihm sprechen sollte, und wer nicht. So wandte er sich wieder dem Familienoberhaupt der Duccii zu.


    "Der Hafen wird von allen benutzt? Dass ich nicht lache. Jeder hier wird wissen, dass der Hafen eben denen Nutzen und Profit bringt, die über ihn Handel treiben. Aber unsere Feldfrüchte werden nicht über den Hafen umgeschlagen, sondern versorgen die Stadt mit den Lebensmitteln die sie braucht.", erwiderte er mit knirschenden Zähnen, sich währenddessen schnell ein paar Möglichkeiten zur Investition von Finanz- und Arbeitskraft auf seinen Äckern überlegend: "Und was die Schäden an unseren Äckern angeht, was muss ich das gerade euch erzählen? Ihr besitzt doch auch Land außerhalb der Siedlungen, ihr wisst genauso gut wie ich, was es zu tun gibt: Entwässerungsgräben müssen gereinigt und vertieft werden, Wege ausgebessert und repariert, Sturmschäden beseitigt werden. Also, ist der Ordo bereit, auch für die Landbevölkerung etwas zu tun, die nicht wirklich am Hafen mitverdient?"

    Marcus Tudicius Pudens
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    Marcus Tudicius Pudens traute seinen Ohren nicht, als er drei Duccii nacheinander den Anrainern das Wort reden hörte. Natürlich, hatten sie doch selbst einige Betriebe und Lagerstätten im Hafen, und verdienten prächtig am Handel mit den anderen Civitates am Fluss. Er und seine Gens allerdings, bisher mehr oder minder treue Parteigänger der Duccii, waren als Bauern und kleinere Landbesitzer weniger auf den Hafen angewiesen, und er sah es garnicht ein, dass das Geld der Stadt in den Hafen gepumpt würde, während die Landbevölkerung darben würde. So kam nach den Worten des Oberhaupts der Sippe Wolfriks auch ein weniger begeistertes Raunen auf, als dieser auch noch einen seiner Schützlinge auf der Karriereleiter eine Stufe nach oben schieben wollte.


    Pudens, der mal Berthold geheißen hatte, es mit den Namen allerdings nicht so eng nahm, sah sich nun in der Pflicht, die Dinge etwas in Bahnen zu lenken die ihm und den seinen genehmer waren: "Nun, sicherlich ist es notwendig den Hafen nach den Überschwemmungen so schnell wie möglich wieder instand zu setzen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass der Winter auch den Äckern und Weiden abseits des großen Rhenus zugesetzt hat. Ich spreche nicht für mich alleine, wenn ich fordere, dass auch dies in den Planungen berücksichtigt wird."


    Zustimmendes Gemurmel kam auf, als sich Risse in der ansonsten so geschlossenen germanisch-keltischen Partei zeigten. Pudens wusste, dass dies nur ein Schritt war um die ambitionierten Duccii etwas zu bremsen. Es würden weitere folgen müssen, um sie nicht zu einer Macht gelangen zu lassen, in der sie kaum mehr angreifbar waren.

    Volusus Statorius Rullus
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    Mit müdem Blick hörte sich der ältere Duumvir die Meinungsäußerungen an und sandte ein Stoßgebet zu den Göttern, dass der übliche Schlagabtausch zwischen peregrinem und konservativen Zirkel ausbleiben, oder zumindest verzögern würde. Doch die Schlagabtausche blieben aus. Erleichtert atmete der alte Mann aus, sorgte mit einer souveränen Handbewegung für Ruhe, um zu verkünden: "Damit wäre die Aufnahme des Lucius Condrusus Imbrex wohl akzeptiert. Es stehen noch zwei weitere Kandidaten aus, Publius Cornelius Silvanus und Decimus Numisius Tigellinus. Cornelius, wenn du bitte..."


    Es folgten zwei weitere Vorstellungen, wovon einer nach ebenso kurzer Diskussion angenommen, und ein weiterer nach noch kürzerer Diskussion abgelehnt wurde. Der Numisier war mit seiner Familie erst vor wenigen Monaten nach Mogontiacum gezogen, und hatte es nicht verstanden sich schon im Vorfeld des Wohlwollens der Decuriones zu versichern. So stimmten sowohl Konservative wie auch die Peregrin-freundlichen Decuriones gegen den Mann.


    "Den nächsten Punkt auf der Tagesordnung bildete die Vorbereitungen auf die Eisschmelze. Wie jedes Jahr ist damit zu rechnen, dass der Rhenus über die Ufer tritt. Die Stadtverwaltung ist dabei Vorbereitungen zu treffen, allerdings bleibt die Frage, ob der Ordo sich finanziell an diesen Vorbereitungen beteiligen will."


    Fragend blickte der alte Mann in die Runde, darauf hoffend, dass die Decuriones noch ein paar Aurei locker machen würden um den Hafen nach den Überschwemmungen wieder instand setzen zu lassen.



    Decurio - Mogontiacum