Das germanische Opfer
Der Morgen war weit vorangeschritten als es endlich soweit war das Fest mit dem Opfer zu eröffnen. Wenig nach diesem würd es dann das Markteröffnungsopfer geben. Es hatten sich viele Germanen, germanisch stämmige und auch römische Bürger beim Opferort am Wasser eingefunden und gespannte Erwartung lag in der Luft. Der Gode trat in die Runde und vollführte zunächst die notwendige Platzweihe, da dies kein ursprünglicher heiliger Ort war, sondern erst nach diesem Fest zu einem starken Ort werden würde. So trat er in die Mitte und hob sein Symbol, das Symbol Thors in die Luft und begann mit dem Ritual. Klar und deutlich hörte man seine Worte über die Menge schwingen:
Hammer im Norden, weihe diese heilige Stätte.
Hammer im Osten, weihe diese heilige Stätte.
Hammer im Süden, weihe diese heilige Stätte.
Hammer im Westen, weihe diese heilige Stätte.
Hammer über mir, weihe diese heilige Stätte.
Hammer unter mir, weihe diese heilige Stätte.
Hammer, weihe diese heilige Stätte und wache über sie
Um mich herum und in mir - Asgard und Midgard!
Stille senkte sich für einen Moment um den Platz, dann wandte sich der Gode dem Holzhaufen zu, der bereits aufgeschichtet worden war. Es galt nun die Flammen zu weihen, die die Opfergaben später teilweise in sich aufnehmen würden. Bereits am Morgen waren die letzten Äpfel, bis auf einer gepflückt worden und so galt es nun den Göttern ihre Opfergaben darzubringen.
Im Namen der Hohen Götter
entzünden wir das heilige Feuer der Reinigung und der Schöpfung.
Flamme wachse durch Flamme,
daß Wärme, Licht und Kraft sich mehren
und nicht verlöschen vor der Zeit.
Hörte man über den Platz schallen und wenig später schon flammte das Feuer empor. Zufrieden beobachtete er das Spiel der Flammen und sah einen Moment über die "Gemeinde". Er war erstaunt und nicht unbedingt erfreut darüber, dass auch Römer anwesend waren, weil er nicht glaubte, dass sie an das glaubten, an das die Germanen glaubten, aber solange sie die Zeremonie nicht störten, würde er ihnen keinen Einhalt gebieten. So also wandte er sich mit erhobenen und auseinandergebreiteten Armen aber wieder dem Feuer zu und schloss einen Moment mit erhobenem Kopf die Augen. Es folgte das Gebet, die Anrufung der Götter und Ahnen:
Freya
Freya, Liebesgötting, Kriegsgöttin,, Göttin der Fruchtbarkeit,
die gefallene Krieger versorgt,
die den Asen die Magie schenkte,
Trägerin der Falkenflügel und des Brisingamen,
Herrin der Natur und das Natürlichen,
Verkörperung von Magie und der Schönheit.
Freyr
Mächtiger Freyr,
Glücksbringer, Friedensbringer,
Edelster der Götter,
Beschützer von Liebenden,
Vater von Königen,
Schenker der Fruchtbarkeit und Ekstase,
Du, der die Pflanzen lässt gedeihen,
und reiche Ernten schenkst.
Thor
Heil dir starker Donar,
gutmütiger Gott,
Riesenbezwinger,
Besitzer des Zermalmers,
Asgards Verteidiger,
Schützer der Bauern, Knechte und Arbeiter,
Herr der Weihungen,
Donnergott, Gewittergott
zum Feste rufen wir Euch!
Zu Speiß und Met laden wir Euch,
wollen Frieden mit Freundschaft vergelten.
Heil Euch
Asen
zum Feste rufen wir Euch!
Zu Speis und Met laden wir Euch,
wollen Frieden mit Freundschaft vergelten.
Heil, Ihr Asen
Wanen
zum Feste rufen wir Euch!
Zu Speis und Met laden wir Euch,
wollen Frieden mit Freundschaft vergelten.
Heil, Ihr Wanen
Ahnen
zum Feste rufen wir Euch!
Zu Speis und Met laden wir Euch,
wollen Frieden mit Freundschaft vergelten.
Heil, Ihr Ahnen
Elfen,Dunkelelfen
zum Feste rufen wir Euch!
Zu Speis und Met laden wir Euch,
wollen Frieden mit Freundschaft vergelten.
Heil, Euch
Alle, die uns freundlich gesonnen sind
zum Feste rufen wir Euch!
Zu Speis und Met laden wir Euch,
wollen Frieden mit Freundschaft vergelten.
Heil, Euch
Keine bösartige Wesenheit
wird diesen heiligen Ort entweihen.
Nun musste noch die Hornweihe vonstatten gehen, denn schliesslich sollte der Met und das Wodelsbier nur aus geweihtem Horn, zumindest die ersten Schluck, getrunken werden.
Thor weihe dieses Horn.
Wir weihen diesen Met den Asen und Vanen
und unseren Ahnen und denen, die kommen werden.
Im Namen der Hohen Götter entzünden wir das
"Do ut des”
Ich gebe, damit du gibst
Das Feuer brannte bereits lichterloh und es wurde Zeit die Opfer in diese zu geben. Der Gode und zwei Esaga traten vor und opferten den Göttern Korn und Ähren, Weizen, Roggen und Hafer, wie auch Weintrauben und Met. Der Geruch des verbrannten Holzes und der Gaben zog über die versammelten Menschen und weiter in Richtung Stadt. Eine Weile stand man schweigend da, beobachtete die Flammen und ließ sich davontragen von dem leisen Gesang, den der Gode angehoben hatte. Zum Schluß dann, als das Opfer vonstatten gegangen war und das Feuer niedergebrannt, brachte der Gode noch eine Dankesanrufung hervor.
Heil, Freya, Frey, Thor,
und alle Asen und Wanen,
und allen die geladen sind,
wir danken euch für die reiche Ernte
und für unsere Zusammenkunft.
Die Wege der Alten werden wieder beschritten.
Sie bergen wieder Macht und Stärke nach der langen Zeit im Verborgenen.
Die Götter haben den Ruf unserer Seelen vernommen und die alten Wege kehren ins Leben zurück.
Gehe, wer da gehen mag - bleibe, wer da bleiben mag!
Als es nun zu Ende war, blieben einige der Menschen noch eine Weile andächtig stehen, während andere sich schon zu zerstreuen begangen. Das OPfer ward angenommen worden und jeder war zufrieden auf seine Weise. Die einen über das gelungene Opfer, die anderen darüber alles endlich hinter sich zu haben und nun dem Festlichen sich widmen zu können. Auch wenn dort ebenfalls noch ein Opfer würde vonstatten gehen müssen, aber das sollte ja nur was Kleines sein