Beiträge von Assindius

    Leichte Verwirrung kroch in mir empor. ‚Was ist hier überhaupt los, bin ich einfach zu blöd sie zu verstehen oder versteht sie mich nicht? Also, sie war bei dem Bären dabei, so; das ich jetzt den Weg zurückgefunden habe hat ihr wohl niemand gesagt und außerdem nicht, dass mein Gedächtnis oder viel mehr meine Erinnerungen wie die Melodie eines Liedes vom Winde verschlungen wurde. Nun, was soll’s, das macht auch nichts mehr. Aber das ich dieses Bärchen wirklich erledigt hatte, hatte noch jemand gesehen. Mann muss ich’n heißer Kerl gewesen sein und wenn ich so meine Arme und meine Statur ins geistige Auge bringe, auch ein ziemliches Tier, im Gegensatz zu dem, was ich bislang hier so hab rumlaufen sehen. Aber dafür kann ja niemand etwas. Wer weiß was ich früher gemacht habe, vielleicht war ich ja ein kühner Krieger oder Schmied, aber vielleicht war ich auch nur der Ersatz für einen Esel. Statt eines Esels musste vielleicht ich alles tragen, vielleicht war ich auch bislang nur dafür geeignet. Ja, vielleicht. Sollte ich sie darauf ansprechen oder sollte ich es lieber lassen? Ich sollte es besser lassen und es an einem anderen Tage zu Sprache bringen, wenn überhaupt. Sie scheint mir ja ziemlich durch den Wind zu sein, wenn sie sich jetzt im Licht die Haare zurecht machen will, hoffentlich liegt das nicht an mir. Außerdem sollte ich mal langsam damit aufhören sie anzustarren.“


    Ich schüttelte meine Kopf, als wollte einen schlechten Traum abschütteln. Weil ich aber nicht wusste, was mit diesem Frauenzimmer nicht stimmte trat ich näher heran, irgendwas war mit der, die kam mir so furchtbar bekannt vor. Als ich ganz nah herangetreten war blicke ich ihr prüfend in die Augen, erst in das linke, dann in das rechte, nahm Abstand, verringerte ihn wieder und wusste nur, dass ich kein bisschen schlauer war als zuvor. Scheinbar hatte sei nichts falsches geschluckt, sie war wohl einfach müde. Während meine Prüfenden Blicke sich in ihren Augen befanden sprach ich allerdings einige Worte mir ruhiger bassiger Stimme:


    „Tja, du siehst, der Bär hat wohl mein Hirn verletzt! Aber wie das bei Wunden nunmal so ist, sie wachsen zu, das kannst du ja jetzt grade überall auf meinem Oberkörpers sehen. Was zurückbleibt sind Narben, aber sie beeinträchtigen ja nichts, sie härten dich höchsten ab und hindert dich daran Fehler zweimal zu machen.“


    Ich trat wieder zurück und hob den Löffel auf.


    „Das mit der Info ist so. Ich hatte das Gefühl, dass ich dir unbekannt bin. Es schien mir so, dass dir jemand erzählt hatte, das da ein germanischer Grobian ins Haus gekommen ist, der einen Bären erlegt hatte und das dir dieser jemand vergass zu erzählen, dass dieser Grobian ohne Erinnerung durch die Welt streift.“


    ‚Was sollte eigentlich dieses Schreckhafte grade?‘ Ich dachte einen Moment nach:


    „Was ist mit Spinnen, ist dir danach? Soll ich uns ein fangen und braten? Die geben aber nicht viel her und machen nicht satt. Ist schließlich nichts dran!“

    Ich kniff meine linkes Auge zu und kratze mir die Stirn. ‚hab ich was falsch gemacht, war das nicht richtig mit der Tür, hab ich was vergessen oder war die Reihenfolge falsch. Gilt das hier als schlechtes Benehmen, wenn ein Mann einer Frau die Tür aufhält? Muss vielleicht die Frau dem Mann die Tür aufhalten, ihn sich schnappen, über die Schulter werfen und in den Raum hineintragen? Bei den Römern kann ich mir ja viel vorstellen, aber sowas dann doch nicht. Ah, ich weiß. Die hat Läuse! Die sind ihr in Scharen über die Leber gelaufen! Darum zickt die hier so rum. Aber zickig sein kann ich auch, warte ab, du.
    Bä, bä, bä, mach Licht! Sind wir verheiratet, oder wat? Da steh ich ja schon drauf. Na, das kann ja noch schlumpfig werden. Aber vielleicht hat sie ja Angst im Dunkeln und ist deshalb so mies drauf. Erst mal kuhl bleiben und abwarten.‘


    Ich trottete hinter ihr her in die Küche und tastete mich behutsam an allem möglichen vorbei. Irgenwo hatte einer seine Essensreste stehen lassen und ich griff promt hinein. Natürlich war es eine fettige Soße die mir da jetzt an der Hand klebte und natürlich hatte ich nichts zur Hand um sie sauberzumachen. Super! Also wischte ich sie mir am Oberkörper ab, leckte den Rest von den Fingern und trocknete diese an meiner Hose. Die Küche versauen wollte ich dann auch nicht. Schließlich bin ich ein ordentliches Schweinchen.


    „Erklär mir mal, wieso du von dem Bären weißt, aber nicht, dass ich mein Gedächtnis verloren habe. Da hat dir einer bewußt ne Info unterschlagen, um dir einen Bären aufzubinden, hömma!“


    Nachdem ich das losgeworden war, machte ich also Licht. Auch wenn sie nicht besonders grell war reichte ihr Licht, damit ich mit zugekniffenen Augen, mein krächzendes Gesicht von der Lampe nehmen musste. Es wurde hell im Raum und mein Blick fiel sofort auf einen Topf mit Hirsebrei-Resten. Da fackelte ich nicht lang, nahm mir einen Löffel und tauchte ihn in die bereits hart getrockneten Körner. Einen Löffel nahm ich zum denken und wollte mich dann ans kochen machen. Mit umgedrehtem Löffel im Mund drehte ich mich um, weil ich mit der Sklavin besprechen wollte was wir jetzt am besten zu Essen machen.
    Ich erschrack, riss die Augen auf und hörte wie der Löffel auf die Erde fiel. Zwar hatte ich keine Ahnung, wer mir da im Licht gegenüberstand, aber mir ging nur ein Wort durch den Kopf, als ich sie angewurzelt anstarrte:


    „Algiz“


    Sim-Off:

    germ. algiz = Elch/Schutz

    Ha, ne Frau, sach ich doch. Nicht nur der Klang der Stimme bestätigte es mir, sondern auch der Inhalt ihrer Worte. Na klar, die Arbeit immer schön auf die Männer schieben; hohl etwas aus dem Keller, bringt den Müll raus usw., wenn das keine Klassiker sind, die jeder Mann schon einmal gehört hat, dann weiß ich auch nicht.
    Aber diese Stimme kam mir bekannt vor. Ich spielte mir im Bart und überlegte einen Moment. Hm, hier gab es soviel Sklaven, das man da schon mal eine vergessen kann, vor allem mitten in der Nacht; und wenn sich schon meine Augen kaum öffnen, warum sollten es meine Ohren können. Egal, ich hatte Hunger. Außerdem bin ich mein bester Koch.


    „Is klar, Schätzchen! Ich hab bestimmt 2 Minuten länger gepennt als du und bin viel ausgeschlafener. Das ist wirklich reichlich viel Zeit.“


    Als wäre ich ein nasser Köter, schüttelte ich meinen müden Kopf, um wenigsten ein bisschen wacher zu werden. Dann versuchte ich meine Haare zu einem Zopf zu binden, gab es aber nach zwei Versuchen wieder auf und ließ sie hinfallen wo sie hin wollten. Erstmal wach werden.


    „Einen schönen Frau konnte ich noch nie eine Bitte abschlagen!“
    sagte ich mit leicht neckischem Ton und frug mich: ‚Hoffentlich stimmt das auch, vielleicht sollte ich das Licht lieber auslassen? Jetzt wo ich so überlege, gibt es einige Kandidatinnen, bei denen ich vor Schreck sofort hell wach würde. A ja, darum will sie auch in die Küche! Wahrscheinlich hat sie grade die halbe Küche schon geplündert und will jetzt zum zweiten Gang übergehen. Aber vielleicht auch nicht. Na ja, wer nichts wagt, kann nichts verlieren!‘


    Jedenfalls öffnete ich die Tür und erschrak ein wenig als ich das Knarren hörte.


    „Büüähhh! Was für ein ätzendes Geräusch!
    Nach dir, worauf hast du Lust? Süß oder herzhaft? Obst oder Fleisch? Das Richtige wird schon dabei sein!“

    „So eine verdammte Scheiße“, fluchte ich leicht genervt vor mir her und stand aus meinem Bett auf ‚Erst gehen die mir mit ihrem schnarchen auf die Eier und jetzt quasseln die gemütlich in einer Tour vor sich hin. Muss ich zum schlafen in den Stall gehen oder auf den Lokus? Das ist doch mal ne Idee, das mach ich gleich auch! Aber vorher hol ich mir noch was zu futtern. Bor nä ey, sind die alle fäddich hier.‘


    Im Zeitlupentempo zog ich meine Hose an und torkelte, nur mit ihr bekleidet, Richtung Küche. Vor Müdigkeit bekam ich kaum die Augen geöffnet und hangelte mich im Halbdunkel durch die Gänge. Dabei stütze ich mich an diversen Gegenständen ab. Unteranderem griff ich beim umhertasten einer Frau die da rumstand, dorthin wo man es als Mann besser nicht tun sollte. Als ich anhand der Fülle erkannte, wo meine Hand sich da hingelegt hatte, erschrak ich kurz und schreckte zurück.


    „Verzeihung, das war nicht meine Absicht!“ stammelte ich und ging weiter. Da sie mir keine knallte, geh ich davon aus, dass das nur eine Statue war. Stand die eigentlich schon immer da? Muss ja wohl.


    Weiter auf dem Weg Richtung Küche fluchte ich mit den Händen an die Stirn gepresst leise vor mir her:
    „Dieser scheiß Stachel in meinem scheiß Kopf bringt mich noch mal um! Und wenn die nicht bald Ruhe geben, ich die anderen auch.
    Wat ess’ ich den überhaupt? Ob in der Küche noch irgendwo Äpfel oder’n Stück Brot rumfliegt? Hoffen wir es mal.“


    Aber in den Gängen war nicht nur das Platschen meiner baren Füsse zur hören! Da war noch jemand, da atmete jemand. Die Art der Atmung verriet mir, dass es eine Frau sein musste. Da war ich wohl nicht der einzige Sklave der geflüchtet war. Es war aber zu dunkel, als das ich erkennen konnte wer es war. Mit sanfter Stimme frug ich:


    „Yo, kannst du auch nicht schlafen? Wollest du in die Küche. Machst du mir auch was zu essen?“

    Aber dann kam die Nacht. Das ging da ab, wie auf’ner Geisterbahn, also von der Geräuschkulisse her. Der eine Kandidat, der am Fensterbett, wenn man von der Tür reinkommt linke Hand gelegen, der war schon, als hier noch remidemmi war, am sägen und am ratzen wie so’n Holzfäller. Aber immer mit so Atmungsausetzter dabei, wo man dann schon dachte: Na? Isser noch da? Und dann fing der aufeinmal an nach Luft zu schnappen, wie so’n Köter der lange Zeit gewürgt worden war.
    Da hatte ich mich grade an den seine Schnappatmung gewöhnt, da ließ der Kumpel von dem immer mal wieder im Traum einen fahren. Und ich denk noch, datt dat nich war sein darf; genau in die Lücke von dem Schnappschnarcher.
    Die haben sich doch abgesprochen, die treten doch bestimmt zusammen auf und machen richtig dick Asche damit. Sind die fäddich, ey. Wie soll denn da einer pennen?


    Ich ging jedenfalls nach draußen und lauschte der Stille, dachte über mich nach, über das was ich einmal war, das was ich vielleicht gern wäre. Aber vor allem dachte ich über das nach, was ich jetzt bin. Was ich war, war vorbei.
    ‚Man sollte nicht im Gestern leben, sondern in das Jetzt blicken! Das ist doch eine gewaltige Chance! Viele Leute wollen sich von Grund auf ändern, ihre schlechten Gewohnheiten ablegen; was ist eigentlich schlecht und warum ist es das eigentlich und wer bestimmt das es so ist? Halten wir uns für schlecht oder kompliziert, weil es andere Menschen tun? Aber sind wir es? Sollten wir nicht vielmehr sagen: So sind wir eben! DAS BIN ICH! Warum werfen einem andere Leute immer Fehler vor, warum ändern nicht die anderen ihre Sichtweise, dann sähen sie es nicht mehr als Fehler an. Warum muss ich mich eigentlich ändern. Warum ändern sich nicht die andern? Wer ist eigentlich schlecht, derjenige dem vorgeworfen wird schlecht zu sein oder derjenige der es vorwirft?
    Scheiß drauf! Was war ist Geschichte! Tränen lohnen nicht! Ich weiß nicht, ob es mir früher gefiel hier im Stillen zu sitzen, aber jetzt tut es das. Sogar die Schnarcher sind keine Schlechten. Sie haben mir etwas von mir gezeigt, nämlich das ich JETZT gern hier sitze. Vielleicht verändert es einen Menschen, wenn er dem Tod fast begegnet wäre, das scheine ich ja, wenn ich mir so meine Narben ansehen. Da muss das Bärchen ganz schön hingelangt haben!


    Wie war das in dem Lied? Niemals geht man so ganz, irgendwas von mir bleibt hier, es hat seinen Platz immer bei Dir. Was wenn jemand von mir ging? Dann ist das, was einen Platz bei mir haben sollte, nicht mehr da.
    Aber das Gefühl ist dennoch seltsam. Ich sitze hier im Stillen und weiß über mich selbst fast nichts, mehr als gestern zwar, aber immer noch fast nichts. Wie heißt mein Vater, habe ich Geschwister oder Kinder. Warum bin ich Sklave. Mir fehlen die wichtigsten Erinnerungen und die entsprechenden Gefühle dazu. Ich kann mich nicht erinnern, mit meiner ersten Liebe vor dem warmen Sommerregen geflüchtet zu sein und nicht daran wie es sich anfühlte, als wir in unserem Unterschlupf tiefen Blicke austauschten, nachdem man wir uns die Haare aus dem Gesicht gestrichen hatten; nicht daran wie weich die Knie waren oder wie es sich im Bauch anfühlte.
    Aber auch nicht daran, wie es sich anfühlte, diese erste Liebe zu verlieren, die Kämpfe für diese Liebe, die Einsicht, dass es zu Ende ist, die Hoffnung, dass es doch weitergeht, die Einsicht keine Hoffnung mehr zu haben. Schließlich hocke ich jetzt hier, ohne diese Erinnerungen. Aber solche Erlebnisse erzeugen Wunden die nicht rot weinen. Und Wunden werden Narben und Narben bleiben hässlich. Aber, die Narben auf unsren Seelen bestimmen den Gang durch’s Leben!‘


    Mir fielen Fetzen eines Liedes ein, was ich leise vor mir her sang:


    „Ich suche nach der - die mich zum Weinen bringt
    Liebe macht süchtig - betrunken und blind
    Ich suche nach dem Weg aus der Leere –
    Die mein Leben bestimmt


    Ich suche nach der – die meinen Geist nach Hause bringt
    Ich suche nach der - für die ich diese Lieder sing'“

    „Lo ki? Lo ki. Ach du Scheiße! Ach du Scheiße“
    stammelte ich vor mir her. Ich sah Minna an. Wahrscheinlich wahr in ihrem Stamm dieser Name auch bekannt.


    Daher weht der Wind! Die Götter verarschen mich. Wie muss ich mir das jetzt bloß denken, erst binden die mir den Bären hinter meinem Rücken auf und als ich den dann platt gemacht hab, hat der mir die Erinnerung geklaut. Bei Tiwaz, ey. Wahrscheinlich auch wieder kein Alba in der Nähe gewesen. Scheiße! Jetzt bin ich am Arsch.


    „Wie soll ich den meine Erinnerung wiederkriegen, wenn die mir’n Gott geklaut hat? Is ja hinreißend! Dann muss ich ja ganz von vorne anfangen.“


    Ich patschte mir ins Gesicht und ließ meine Hand liegen. Mit großen, fragenden Augen schaute ich zwischen den Fingern hindurch auf die Mädels. Ich könnte jetzt ein Bier vertragen.


    „Na ja, wenigsten kann ich schon sprechen. Und laufen kann ich auch schon und auch mit dem Löffel essen.“

    Ich musste unweigerlich schmunzeln. Ich scheine sehr nett zu sein, da hat sie ja den Nagel auf den Kopf getroffen.


    „Das du ne Chattin bist, dachte ich mir. Tja, ich bin ja per Anhalter aus Germanien wieder hergekommen. Weiste, ich bin da irgendwo aufgewacht und wusste von nix. Nur überall Wunden auf Rücken und Oberkörper und ein Brandzeichen. Eine meinte, dass ich mal hier vorbeischauen sollte und sagte, dass ich mich wie ein Sugambrer anhören. Also werde ich wohl eine von denen sein. Aber sonst weiß ich da nichts mehr von.


    Aintzane hier erzählte, dass ich einen Bären auf dem Gewissen habe. Aber, auch da weiß ich leider nichts mehr von.“

    „Oh,“ sagte ich nüchtern
    „ist dein Name! Nichts für Ungut, fängt doch auch mit ansuz an! Assindius wird doch ein Name sein, den mir die Römer gegeben haben, also macht das nichts. Zumindest mir. Hlewagastiz wäre mir zwar lieber, weil das wenigsten germanisch klingt, aber gut! Wenn das hier mein Name ist, dann nehm ich doch den. Name ist Schall und Rauch!“


    Und da wollte ich mir nichts anmerken lassen, das ist mir ja super gelungen! Bor bin ich bescheuert, ey. Du bist ja ein toller Held. Aber wenigsten kenn ich gez ihren Namen. Dann muss ich sie nicht immer ‚die Lange‘ nennen. Wissen ist macht. Aber hier unser Käfer scheint ne Chattin zu sein, können die mit so Sugambrern wie mir? Man weiß ja nie, welche Stämme da mit wem grade Zoff haben. Werden wir ja sehn. Jedenfalls hob ich meine rechte Hand zeigte, mit dem Handteller in ihre Richtung, die gespreizten Zeige- und Mittelfinger und sagte:


    „Frithuz“
    Dann ging ich auf sie zu und fügte leicht hauchend an:
    „Das dürfte aber bei diesem wunderschönen Name ein Leichtes sein!“
    griff nach ihrer Hand und setzte, ihr in die Augen blickend, ein Kuss darauf.


    Ah, auch ein Lächeln von Fiona! Das fängt ja gut an, hömma. So macht dat Spass!


    „Ja, hoffentlich wird das bald wieder was mit meinem Kopf. Wenn ich wirklich einen Bären erledigt habe, wüßte ich das auch gerne und würde mich auch gern daran erinnern können! Aber so ist das nur eine Mär über jemand anderen. Ist Fiona eigentlich der Name einer Blume?“


    Sim-Off:

    *Ansuz = Ase. Ist der Name derA-Rune. *Frithuz = Peace bzw. Liebe.

    ‚Warum musste sie auch alle zusammenrufen. So ein kleines schüchternes Häschen wie ich bekommt doch bestimmt kein Wort raus‘ dachte ich, als wir das Atrium betraten. Ja, war ne nette Hütte in der die hier hausten. Und da kam auch schon die Erste um die Ecke gebogen. Ein junger blonder Käfer. Die schien nicht von hier zu sein, sondern mehr aus der germansichen Region. Könnte sein. Hm, irgendeiner hatte mir doch mal erzählt, dass die römischen Frauen sich die Haare der Germaninnen klauen und daraus Perücken machen. Das schien hier entweder nicht der Fall zu sein oder die hatten hier genug germansiche Sklaven, so dass das bei ihr nicht mehr nötig war. Oder hatte ich mich einfach nur verhört und die Römerinnen benutzen nicht das Haar der Germaninnen, sondern das der Männer? Dat kriegen die ja auch fäddich hier.
    Ich überlegte noch, wie ich ihren musternden Blick deuten sollte. Eigentlich gefällt mir so ein Blick ja nicht, aber wenn er von einer Frau kommt, die dich dann hinterher noch anlächelt, sieht die Sache wieder anders aus. :D
    Noch bevor ich irgend etwas erwidern konnte lief mir auch schon die Nächste in die Arme und ich sah mich kurz um und zählte leise:


    „Ainaz, twai, threiz. Ainaz weraz.“ 3 Mädels und ein Kerl. Na das gefällt! Ich glaub hier bleib ich noch ein Weilchen. Wer muss eigentlich in solchen Situationen seinen Namen zuerst sagen, wenn es höflich sein soll. Gibt es solche Regeln eigentlich oder sind die willkürlich. Tja, immer wieder auf’s Neue. Ich mach das mal.;)


    „Hi, grüß euch, ich bin A“
    jetzt fiel es mir nicht mehr ein. A, scheiße wie war das? Ich hab’s vergessen. Ich hab meinen Namen vergessen Aber bloß nichts anmerken lassen. Neiiiin, was denken die sonst von mir. Aber jetzt weiß ich wieder.


    Ich husteste einmal kurz um mich zu tarnen und fügte, als wäre es die natürlichste Sache der Welt an:


    „Aintzane heiße ich!“ :D



    Sim-Off:

    Germ. Ainaz = 1, twai = 2, threiz = 3. Weraz = Mann.

    Mit kauendem Mund stach ich, mit meinem rechten Zeigefinger, wieder und wieder in die Luft, etwa so auf Schulterhöhe, also meiner Schulter. Warum wollte ich noch mal aufhören, ach ja, schlecht für die Gesundheit. Aber die Idee mit den Sklaven ist ein Knaller! Die hat’s voll drauf, hömma.


    „Das ist es! Das ist die Idee! Stell mich den anderen Sklaven vor, dann lernen die mich kennen und ich mich auch!“


    Ich hielt inne und strich mir durch den Bart. Also, diese Herrin ist in Ostia und will unsere Lange hier nicht sehen, hat es ihr sogar befohlen. Ob das auch für mich gilt? Ich habe solch einen Befehl nicht erhalten. Wir war das vorhin, wir können uns glücklich schätzen oder so ähnlich? Dann wird die mich höchsten wegschicken, aber nicht ausflippen, wenn ich da antanze. Ich bin ja keiiiin bisschen neugierig, nein, ich doch nicht!


    Ich warf den Löffel in die leere Schüssel und blies erst mal eine kräftigen Rülpser in die Hütte. Das roch aber auch schon mal besser, Alter!


    „Ahh, der musste sein. Nix drin in so’nem Pott. Na dann las und mal“

    Natürlich war ich mal wieder zu gierig und zwar so sehr, dass ich kräftig Husten musste. ‚Ist eine gute Zeit, um aufzuhören‘ dachte ich


    „Es muss bei dieser Portion bleiben, ich wollte doch aufhören! Anders, ich werde aufhörten. Das Zeug ist nicht gut mich.“


    Aber dann überlegte ich wieder.


    „Ach was soll’s, rück raus den Scheiß. Darauf kommt es auch nicht mehr an. Gib her watte has und dann ist gut.“


    Ich machte ein Pause und überlegte.


    „Wir sollten vielleicht mal langsam irgendeim sagen, dass ich da bin, oder?“

    Ich stütze mich mit den Ellbogen auf den Knien und blickte sie großäugig und ungläubig an. ‚Was ist mit dem Geld? Meine Fresse ey, kennt die Wörter. Hoffentlich muss ich die nicht auch alle lernen.‘


    Ha, in dem Moment gab es was zu essen. Ich nahm den Pott entgegen und zog den Geruch in tiefen Zügen ein, voll auf Lunge. Jär, das war guter Stoff. Ja und heiß war er auch noch. Ich fackelte nicht lang und bediente mich. Nicht übel, ein wirklich sehr guter Jahrgang.


    „Meine Empfehlung an den Koch“ sagte ich grinsend und mit einem Auge zwinkernd und nahm noch einen Löffel.


    „ös würklich ut“ fügte ich mit vollem Mund an.

    „Jo, ab dafür! Es ist auch zügig hier in der Tür. Nicht das ich mir hier noch ein Schnüpfchen hohle.“:D


    Ich zog meinen Kittel wieder über, warf noch einmal einen Blick auf diese Wäsche und grinste wieder.


    „Nä, passt mir nicht!
    Also, ab in die Küche.“


    Als ich den letzten Satz ausgesprochen hatte, viel mir ein, dass er einen kleinen negativen Tatsch hatte. Wenn ein Mann zu einer Frau sagt, ab in die Küche, klingt das nie gut. Aber es war ja klar, wie ich es meinte. War es doch, oder?


    „Also wir! Kann ich vielleicht einen Hirse-Brei haben?“




    Sim-Off:

    Ich mach mal hier weiter

    Mit der Langen zusammen holte ich ein paar Sachen zu essen aus der Küche. Die dort rum huschenden Früchtchen zogen vielleicht alle eine Grimasse, als die mich sahen. Unter solchen Hackfressen vergeht einem ja der Appetit und ich wollte nicht schon am ersten Tag irgendwelchen Sklaven meine Kekse vor die Füsse spucken. Das könnte ich morgen immer noch.


    Sie führte mich in die Sklavenunterkunft und ich schmiss meine Plüdden auf eine der Pritschen, hockte mich auf einen der Schemel und atmete tieeeef aus.


    „Ne nette Hütte haben die hier. Ist das hier ein sehr reicher Haushalt?“

    „Assss in di, hä, wie jetzt? Wie war das? Komm, wir machen ne Biege, sonst kommt der Hampel von grade zurück und fängt an zu heulen, dass wir hier unsere Zeit vertrödeln. Dann müsste ich ihm leider seinen Kopf zwischen die Schultern streicheln. Das gäbe nur Ärger mit der Chefin, oder?“


    Ich zupfte mir an den Barthaaren und drehte einzelne Streifen hin und her.


    „Was Sklaven sind weiß ich! Das ich einer bin, das dachte ich mir, wegen dem Brandzeichen und meiner Frisur. In Germanien schert man den Unfreien und Knechten die Haare. Aber als Waren gelten sie eigentlich nicht, nur als drittrangig. Komischer weise kann ich mich an manche Sitten und Gebräuche erinnern. Auf dem Weg hierher, traf ich einige Germanen, was in Germanien nicht unwahrscheinlich ist, die rüttelten einige Erinnerungen wach, aber sehr viele nicht grade. Tja, aber sonst“


    Ich hob die Schultern und grinste im Anschluss wieder fröhlich vor mir her.


    „Außerdem bin ich’n Kerl. Ich weiß genau, was es heißt, wenn man morgens aufwacht und sich an nichts erinnern kann! Auch da sind die Erinnerungen wieder wiedergekommen. Glaub ich zumindest.


    Krieg ich hier was zu essen?“

    ‚Gegen einen Bären, ich ganz allein? Ja leck mich doch. Da ich hier stehe und nicht der Bär, muss ich den wohl tierisch in den Arsch getreten haben.‘


    Ich blickte auf meinen noch nackigen Oberarm und musterte ihn eindringlich.


    ‚Jaha, das sind richtige Männerarme, das sollten eigentlich Beine werden, da kommt selbst so ein Bärchen nicht gegen an. Ich hätte mich doch Uruz (Auerochse) nennen sollen. Was legt sich dieses Vieh auch mit A, mit A, mit, ähm, A wie? Wie heiße ich? Hlewagstiz hat mir besser gefallen! Auf so eine Scheiße sind bestimmt die Römers gekommen.


    Wie hieß sie noch mal auch mit A was, ne? Wieso eigentlich Herrin? Was muss ich mir denn jetzt dadrunter vorstellen. Ob das eine von denen ist, die mehr als nur die Ausstrahlung von ein Zumoringer haben? Hoffentlich muss ich da nicht aufpassen, das ich unter ihren Jurassic-Füssen begraben werde. Dann geh ich nämlich sofort wieder! Da kommt wohl auch so ein toller Bärentöter nicht gegen an. Ich bin gespannt!‘


    Irgend etwas gefiel ihr nicht. Sie hatte so eine -ja was denn eigentlich- so eine Verzweiflung in der Stimme und auch im Gesicht schien es sich breit zu machen. Mit ruhiger Stimme wollte ich ihr etwas sagen und ihr dabei beruhigend meine Hand auf die Schulter legen, da ich aber grade die Unterwäsche angefasst hatte, musste die Stimme reichen.


    „Jetzt mal schön ruhig bleiben! Alles wird gut! Das kriegen wir schon hin! Den Weg hierher hab ich doch auch gefunden, also kriege ich das Andere auch wieder hin!
    Was ist eigentlich mit der Wäsche hier?“

    Haben die hier zwei Türsteher oder sind die beiden verheiratet? Jedenfalls ging die Tür weiter auf und mein erster Gedanke war:


    ‚Ja holla, wenn haben wir denn da. Das ist scheinbar keine Römerin, auch wenn man das im Augenblick denken könnte. Die Römer bräuchten doch eine Leiter, wenn sie mir während des Pinkelns beim tragen helfen würden. Aber die hier, meine Fresse, die kann aus ner Dachrinne saufen! Also, wenn die ne Sklavin ist, ist die schon mal ein Knaller! :D Auf jeden Fall scheint sie mich zu kennen, sogar meinen Namen. Tja, da weiß sie mehr als ich. Hätte ich dieses Zeichen nicht auf dem Arm, wüsste ich von nix, nicht mal, warum ich nichts weiß.‘


    Die Quäke ließ mich rein und überall lag Wäsche auf dem Boden, offensichtlich gebraucht und offensichtlich war Unterwäsche der Männer dabei, die Rallystreifen waren eindeutig . Ich hob einige der Teile auf und sah mir dabei die Größe an. Ein hämisches Grinsen schmückte mein zartes Gesicht, da ich mit meinem Gedanken, der die römische Körpergroße anging, offensichtlich Recht hatte.


    Dem Türhampel hätte ich gern noch etwas hinterhergeworfen, weil er so schlecht drauf war, fand aber nichts passendes. Dann sah ich die Lange wieder an und frug mich selbst, wieso ich die vergessen konnte :D und frug sie dann verunsichert:


    „Und jetzt? Ich sollte dir vielleicht sagen, dass ich mich an nichts erinnern kann, auch nicht an deinen Namen oder meinen eigenen. Hlewagastiz ist er aber glaube ich, jedenfalls hab ich mich in letzter Zeit selbst so genannt.“


    Voller Erwartung blickte ich in ihr Gesicht.


    Sim-Off:

    Garagardo bat nahi dut. / Ist das richtig? Warum steht eigentlich nirgendwo, was hallo heißt oder danke oder wie ist die Stimmung?

    ‚Nä, das dauert.‘


    Wärend ich wartete, reckte ich mich noch einige mal, spreizte die Arme, klempte sie hinter den Nacken und drehte den Kopf einige male in selbigen, so dass man es knacken hören konnte. Dabei summte ich ein Liedchen vor mir her und streifte dabei den Staub von Hose und Kittel:


    ‚Alles was ich will liegt auf der Hand, alles was ich will ist ins Lala-Land,
    ich will Mädchen, Möpse und Millionen, mich soll der Bohlen hohlen.‘


    Ha. Nein, da ging ja doch die Tür auf. Ist also doch einer zu Hause. Ich zog die rechte Braue hoch:


    ‚Was is’n das für‘n Wicht? Mit so einem Daura-wards hatte ich jetzt nicht gerechnet. Hab ich nicht zu beurteilen, egal.‘


    Aber seien Sprache, ich verstand jedes Wort, aber konnte ich sie auch selber sprechen. Ich öffnete meinen Mund, streckte die Zunge weit heraus und bewegte sie hin und her, Zungengymnastik also. Dann versuchte ich mein Glück:


    „Hömma, ichchch hab keine Ahhhhnung ob ich hier rich tig bin. Aber ich hab da so’n Brand zei chen auf’m Arm. Mir fehlt leider die Erinnerung, aber kann das sein, das ich einer von die Sklaven aus dem Haus hier bin?“


    War doch gar nicht so schlecht. Aber hat der mich auch verstanden? Ich zog jedenfalls meine Kittel über den Kopf, beugte meinen rechten Arm, so dass die Hand auf der linken Schulter lag und zeigte ihm mein Brandzeichen. ‚Nur gut, dass mir das keiner auf den Arsch gebrannt hat‘, dachte ich in dem Moment.



    Daura-wards, gotisch = Türhütter

    ‚Was für eine Scheiße. Man war das ne Gurkerei, ey. Hätte ich das eher gewuss, dass der Typ so ein beschissener Fahrer ist, wäre ich doch von Germania bis hier gelaufen. Ja, man sollte nie per Anhalter fahren oder man sollte die Möglichkeit haben, viel Bein zu zeigen, dann halten alle an. Nur gut, dass ich diese Möglichkeit nicht habe! Is mir schlecht. Wäre ich nicht schon die ganze Zeit so weiß im Gesicht, wäre ich es jetzt.


    Hoffentlich hatte der Typ in, in, in, wie heißt das Mo, Mog, Mog, Mo gon, Mo gont, scheiße, egal, in Germania jedenfalls, Recht und dieses geschaukel hat sich gelohnt. Da wacht man im Nichts auf, weiß von nichts, von gar nichts und versucht sich zu orientieren und dann schicken die dich nach Rom, weil du so ein scheiß Zeichen eingebrannt hast. Hoffentlich bin ich hier richtig. Sonst kriege se mich aber!‘


    Ich klopfte und wartete.


    ‚Bor komm ma fäddich da, ey. Mir tut der Arsch weh von der ganzen Sitzerei und Brand hab ich auch wie ne Bergziege. Hoffentlich bin ich hier auch richtig.‘

    Ahh, diese schönen Lichter und diese Farben. Ich fühle mich so leicht, als könnt ich schweben. Huuuh. Da kommt ja jemand.
    Ja holla, wer ist denn dieses heiße Eisen. Rrrrr! Wie gut, dass ich mich vorhin gewaschen habe, noch mal schnell in die Hand gehaucht, na ja, roch auch schon mal besser. Was hab ich bloß wieder gegessen. Noch mal die Kleidung abgewischt und vor allem die Klöten zurecht gerückt. So, passt alles wieder.


    ‚Hömma, eine strahlende Schönheit wie du, ist doch sicherlich für diese Farbenpracht verantwortlich! Allein durch dein Erscheinen hat sich der Himmel aufgetan und es erleuchtete diesen düstren Ort! Eine schö ner e Frau hat es noch nie ge ge ben. Moment mal, da war doch was. Grade eben hab ich mich noch in der Sänfte gekrümmt und jetzt das hier. Ne nä! Du willst mich holen? Ich bin tot?


    Tja hömma, das ehrt mich ja gez, dass ich nun ein Einherjer bin und das ich mich an Sährimnir satt fressen und mit den großen Kriegern aus unseren Heldenliedern im Kampf messen darf. Und endlich wieder Met, Jiha. Tja, schön wäre es und so einem heißen Teil wie dir würde ich gern einen Kuss aufdrücken, ich sag dir aber eins: Am Arsch! Ich hab mich doch nicht vorhin bei diesem Wix(B)är aus der Kotze gezogen, um mich jetzt hier von dir abschleppen zu lassen. Du hast doch‘n Ei am wandern! Sag deinem Chef, dass er sich ins Knie penetrieren soll!
    Das hat er sich ja schlau ausgedacht, schickt hier so’ne rote Versuchung, weil er genau weiß, dass ich da nur schwer widerstehen kann und weil er offensichtlich genau weiß, dass er mich hier schon rauszerren muss!
    Er kennt ja das Lied:
    Sag’ dem Himmel "guten Tag" /Daß ich mein verschissenes Leben mag /Drum bleib’ ich noch hier


    Der Himmel kann warten /Das Leben macht mich hungrig und ich krieg nicht genug /Der Himmel kann warten /Ich hab’ noch lange nicht, noch lange nicht genug


    Ich schwebe in einer Leere /Ähnlich dem Tod /Es ist nur ein Augenblick /Atemlos /Doch Du bist nicht mein Erbe /Und dies ist nicht der Tag, an dem ich sterbe


    Also, wenn er will das ich komme, soll er seinen versoffenen Arsch selber hier runter bewegen, ansonsten zeige ich ihm meinen Mittelfinger. Und kuck mich nich so doof an, ja. Offensichtlich bin ich dafür geeignet mitzukommen, das bin ich doch in 20 Jahren bestimmt auch noch! Ich hab noch kein Bock auf tot sein, also kannst du dich gerne wieder verpissen. So, ich geh jetzt pennen! Mach das Licht gefälligst wieder aus wenn du gehst! Tschüs‘


    Sim-Off:

    Ich konnte es nicht lassen, die Gelegenheit war zu günstig. Ich danke Euch allen für so viele schöne Stunden. Ich wünsch Euch alles Gute!!