Voll in der Austreibung, na toll, wie beim Wagenrennen hier. Das Kleine hat es ja furchtbar eilig. Das rumgeschüttel in dem Wagen war wohl heftig gewesen und ich wollte gar nicht erst wissen, wie lange sich Tullia schon gequält hatte. Das geht doch sonst nicht so schnell. Ja, muss das rumgeschüttel gewesen sein. Hat Camryn den Wagen gefahren? Bestimmt. Wenn Frauen schon fahren.
„Die Öffnung ist groß genug, damit das Kind durchpasst. Die Wehen sorgen jetzt dafür, dass das Kind nach vorne kommt und letztlich hindurchkommt. Es kommt nach vorn und geht auch wieder ein Stück zurück. Aber mit der nächste Wehe kommt es weiter nach vorn. Pass auf Tullia, du wirst gleich den Druck verspüren, es hinaus zu pressen, wenn du das machst holst du danach 2 mal tief Luft und presst langsam weiter. Du gehst jetzt am besten in die Hocke und legst die Arme um Cinnas Hals, das macht die Sache leichter. Aintzane kannst du Cinna abstützen, nur für den Fall?“
Gesagt getan. Kurz nachdem sich Tullia in die Hocke begeben hatte, fing sie auch schon an mit hochrotem Kopf zu pressen. Jedesmal mit einem gedämpften Schrei und einem lauten Stöhnen. Ich glaube das sie zwischenzeitlich auch Cinna allerhand Vorwürfe machte, das er schuld an ihrem Schmerz sei und wenn sie das vorher gewusst, sich gar nicht erst darauf eingelassen hätte. Aber ich hörte nicht richtig hin und meine auch nur so etwas gehört zu haben.
„Nicht zu schnell pressen, schön langsam, nicht so stark. Und einatmen, schön ruhig, ist gleich vorbei“
Gleich ist gut, die Zeit schien gar nicht umzugehen, aber vielleicht lag es auch daran das ich ein sehr schlechtes Zeitgefühl in diesem Moment hatte. Jeder Germane war wohl schon bei einer Geburt dabei und hat auch dabei geholfen, aber welcher Germanische Kerl hat es schon einmal gemacht. Auch die Sprüche sind immer gut, nicht zu schnell, nicht zu stark. Mach das mal nach, Alter und dann reden wir weiter. Langsam wurde ich nervös und die Knie wurden weich. Ich wäre der ersten, der das Kind in den Armen hat und das erste was dieses Kind sehen würde. Ausgerechnet ich, na toll. Na ja, keine Zeit mehr zum frisieren, also weiter.
Jedenfalls war dann irgendwann die Zeit gekommen, dass das Köpfchen gut zu sehen war und es sich nicht mehr nach hinten bewegte.
„Jetzt nicht mehr pressen Tullia, nicht mehr pressen. Jetzt schön hechelnd atmen. Wie ein Köter den man getrieben hat. Jetzt kommt alles von allein. Nicht mehr pressen und hecheln, schön hecheln.“
Das ging einige Minuten so und dann war es so weit. Der Kopf kam langsam raus, Gesicht nach unten. Der Kopf war raus und das Kind dreht sich langsam nach links. Tullia hingegen schrie kräftig auf und krallte sich an Cinna fest. ‚Hoffentlich fällt der nicht gleich um‘, dachte ich als es erst mal nicht weiter ging und wischte dem Kind das Gesicht ab. Eine knappe Minute später wurde die obere Schulter und dann die untere geboren und der Rest flutschte so heraus. Ich zuckte mein Messer, das ich immer bei mir hatte, und trennte die Nabelschnur, dann legte ich es in das Tuch und gab das Bündel Tullia.
„Dein Kind, meine Liebe!“
Gleich noch der Rest und dann sind wir fäddich.