Beiträge von Assindius

    Is mir schlecht ey. Diese rumgeschaukelt, gleich lass ich mir ein paar Sachen nochmal durch den Kopf gehen. Nausea läßt grüßen, und warm is mir. Diese Pisser machen das doch mit Absicht. Ich hätte dem einen vorhin doch nicht den Popel am Shört abschmieren sollen. Hat die Sau das doch gemerkt. Tja Alter, das hasse gez davon. Nä is mir übel. Wenigsten konnte ich mich hier drin sauber machen und wieder anziehen. Echt gut mit dem Vorhang! Dann kann ich ja jetzt die Augen ein wenig schließen.

    Und jetzt? Das kann doch alles nicht wahr sein. Jetzt soll ich getragen werden. Das kann man doch keinem erzählen, die Herrin macht sich Sorgen um ihren Sklaven. Ich sag ja, eine Bessere findet man nicht! Da lohnen sich doch alle Wunden! Aber, bis ich aus der verdammten Sänfte raus bin ist es vielleicht schon passiert. Scheiße. Die kommt immer auf Ideen. Obwohl der Gedanke natürlich geil ist, von diesen Spinnern getragen zu werden. Die kriegen bestimmt schon das Kotzen.


    Befehl ist Befehl, dann lieber so. Ich kenn doch meine Herrin, unbeirrt weiter gehen.

    Super Aintzane, super. Vor all den Quäken hier und sogar vor der Herrin. Mir geht es gut – warum hat Loki ein Pferd in der Tasche?- aber mir geht es doch gut. Toller Leibwächter, scheiße. Scheiß Bär! Nur gut für deinen scheiß Kadaver, dass die Herrin noch da ist, sonst hätt‘ ich dir noch’n Tritt verpasst, du Drecksau.
    Jedenfalls sagte ich heldenhaft und mit falschen Stolz in der Stimme:


    „Für einen Germanen sind das nur ein paar Kratzer, siehst ja, dass das nicht die ersten sind.“


    Nur gut, dass ich meinen Rücken nicht sehen konnte, vorne das sah nämlich ziemlich heavy aus und was hinten los war, wollte ich gar nicht erst wissen. Aber bloß nichts anmerken lassen, bist schließlich ein Kerl.
    Mir fiel ein, dass ich trotz meiner oft so direkten und schroffen Art manche Dinge noch nie gesagt hatte. Da gab es noch nie eine Gelegenheit für, wann auch, wann sagt man so was schon. Aber wenn man fast von den Valkyrien geknutscht wurde ist das doch wohl eine Gelegenheit! Außerdem, wer weiß, wie das hier noch endet? Ich legte ihr meine Hand auf die Schulter.


    „Gut, dass dir nichts passiert ist! Das wäre echt scheiße gewesen! Du bist nämlich ech’n Knaller, hömma. Gut, dass wir dich haben!“


    Ich hatte schon Lokis grinsen vor Augen, aber das ging mir am Arsch und an meinem blutigen Buckel vorbei.
    Wie war das grade, in die Villa? Hat die’n Rat ab, ey? Ich sagte entschlossen:


    „Herrin, mir geht es gut! Nur ein paar Kratzer, da bin ich schlimmeres gewöhnt. Mir ginge es viel schlechter, wenn ich Euch ungeschützt in diesen Wäldern wissen würde. Ich bin immer noch der einzige hier, der Euch den entsprechenden Schutz bieten kann, gut, Loki auch noch, aber mir ginge das Näher."

    Ja holla, was geht jetzt? Aintzane machte sich Sorgen um mich. Um mich? Sie? Hä? Und ich dachte immer, dass ich scheiß egal wäre. Sogar Loki, ihren Helden und Lebensretter, hat sie einfach da sitzen lassen. Wozu solche Bären doch gut sein können. Ein Traum ist das wohl nicht, den ihre Umarmung ist ziemlich schmerzhaft. Nur gut, dass sie trotz ihrer Körpergröße mein Gesicht nicht sieht. Bloß keine Mine verziehen, bloß nicht stöhnen, Alter, schön zusammenreißen, ügs.
    Auf jeden Fall hat das Eindrecken geklappt. Die Furchen auf meinem Oberkörper sind noch keinem Aufgefallen. Ob Aintzane zufällig meine Hirse Breie mitgebracht hat, als sie Verpflegung geholt hat, so eine könnte ich jetzt gut vertrage. Nur gut, dass wir nicht nur speichelleckenden Arschkriecher haben. Gut das wir solche Mädels haben!
    Als ich mich an den Schmerz der Umarmung gewöhnt hatte, legte ich meinerseits einen Arm um sie – den rechten glaube ich- und sagte leicht lächelnd:


    „Nur ein paar Kratzer. Und schmutzig bin ich geworden.“


    Vorhin war ich etwas ruppig zu Aintzane, es war keine Zeit für Sanftheit, ich musste sie schnell aus der Gefahr zerren


    „Hat dich der Bär erwischt, hast du dir was getan oder ich dir vorhin?“

    Ich stützte mich am Pferd ab und überlegte: ‚Hab ich denn sehr viel Blut verloren? Ich kann die Stimme der Herrin hören, aber so wie noch nie, so aggressiv, so geladen. Tja, Bär tot, das wird es wohl sein. Und wie sieht sie mich an, sie sieht so komisch aus.
    Jungen finden, was denn für einen Jungen, hatten wir Kinder dabei. Wo kommt Loki jetzt her. Ach so, von dem Bären, die Jungen. Keine da? Was hatte denn dieses Wix-Vieh dann? Ein am Appel oder Tollwut, na super. Vielleicht war es auch wegen Parfüm so schlecht drauf oder hat nix zum paaren gefunden oder ist von ihrem Macker versetzt worden.
    Ja genau, geht nur schon vor, kümmert euch um eure Erscheinungen, dann ich mich um meine Wunden kümmern und mich wieder anziehen.
    Ich stand auf und ging zu einem der Bäume. Eigentlich wollte ich gleich schiffen, wenn die weiter gehen, hatte aber die Befürchtung, das mich der Bär erwischt haben könnte. Ich traute mich nicht nach unten zu sehen oder zu fühlen. Was, wenn er mich erwischt hatte. Is mir schlecht, ich kotz gleich. Los Leute, haut ab, ich muss nachkucken.

    „Mir geht es blendet! Was macht man nicht alles für seine Herrin, sie wollte es, ich machte es. So ist sie, aber eine bessere gibt es trotzdem nicht!! Bär ist tot. Jetzt bist du der Arsch, Alter!“


    Ich blickte zu seinem Pferd.


    „Ich glaub nicht, dass ich noch rauf komme, außerdem dürfen die mich so nicht sehen.“


    Ich legte mich mit dem Rücken auf den Boden und bewegte mich hin und her. Das brannte wie Sau. Dann stand ich wieder auf, rieb mir den Oberkörper mit Erde ein und sah Loki an.


    „Dann sieht man die Furchen nicht so direkt. Dann können sich diese milchgesichtigen Speichellecker von Sklaven um meine Wunden kümmern und die Herrin in der Zwischenzeit ihren Ausflug weiter machen. Ein verletzter Leibsklave bietet keine Sicherheit und dieses Gefühl soll sie nicht kriegen.“


    Loki hat es wohl nicht schwer erwischt, dachte ich. Wenn er dem Bären das Fell abziehen kann, kann er auch die Tour weiter machen. Ich nahm mir sein Pferd und schleppte mich den Weg zurück. Mit einem Ast zog ich eine Linie in den Boden, damit man den Weg finden konnte. Bevor ich ankäme, wollte ich aufsteigen und zeigen, dass mit mir alles in Ordnung ist.

    So eine verdammt scheiße. Nicht töten hatte die Herrin gesagt, gut ich war es nicht, aber jetzt ist das scheiß Vieh trotzdem am Arsch. Das wäre doch eine Tat gewesen, um es in Liedern zu preisen, aber der tote Bär und der entsprechend nicht eingehaltene Wunsch meiner Herrin trübten diesen Gedanken.
    Ich ging zu Loki und zerrte ihn von dem Bären in einen sicheren Abstand weg. Am ganzen Oberkörper lief mir das Blut über die Haut. Ich musste den Bären auch näher herankommen lassen, um ihn weiter in den Wald zu locken und war manchmal nicht schnell genug weg gekommen.
    Als ich Loki abgelegt hatte, stützte ich mich an einem Baum ab und schnaufte mit Schmerz verzerrtem Gesicht:


    „Verdammte Scheiße, die Herrin darf mich so nicht sehen und den toten Bären auch nicht, dann flippt die aus. Du hast nicht mitbekommen, dass sie nicht wollte, dass ich auf ihn schieße, sondern ihn am Leben lasse, oder? Darum bin ich auch nicht in deine Richtung gelaufen. Zu spät. Ich muss mich mit irgendwas einreiben und mir den Oberkörper abwaschen.“


    Ich ging in die Hocke und stütze mich mit den Fingern ab. Für kurze Zeit wurde es schwarz vor meinen Augen. Ich blickte nach oben, den Kopf weit in den Nacken gestützt, schloß die Augen und atmete einige tiefe Züge.


    „Waschen und dann wieder zurück. Dann kann es hier weiter gehen und die Herrin kann ihren Ausflug wieder genießen.“


    Ich nahm noch einige tiefe Züge und sagte


    „Danke übrigens!“

    Eine Frame wäre mir lieber gewesen, als so ein jämmerlicher Bogen. Aber liebe den als nichts, und mit dem popeligen Messer das ich hatte konnte ich auch nichts ausrichten. Ich hätte es nur werfen und hoffen können gut zu treffen.
    Er kam auf uns zu und ich legte an, zielte und hörte schon die Herrin. 'Die macht mich echt fertigt. Das verfickte Vieh will uns alle platt machen und die Herrin kommt mit ihrer Tierliebe. Super, da hätte ich auch früher drauf kommen können, nein müssen. Toller Leibsklave bist du.'
    Noch war er weit genug entfernt und ich konnte, leicht gereizt, die Herrin ansehen und ihr ein hysterisches


    "Ja Herrin"


    entgegen keifen.


    Loki ist wieder rein, der hat was vor. Der Bär muss hier weg und darf nicht in Lokis Richtung. Was bleibt einem da übrig? Eier zeigen.
    Ich griff mir einen langen, stabileren Ast der irgendwo rum lag und einen Stein und entledigte mich in Windeseile meiner römischen Klamotten. Gut, dass ich immer eine Hose drunter trage und die darunter nicht auffällt. Ich warf den Stein auf den Bären und traf ihn auch am Kopf, dann stürmte ich unter lautem Geschrei auf das Vieh los, verpasste ihm eins und flüchtete in sichere Entfernung. Aber nicht, ohne selbst seine wild um sich geschlagene Pranke in meinem Rück zu spüren. Ich ging zu Boden und raffte mich schnell wieder auf. Ich hatte mich so aufgepuscht, dass ich den Schmerz kaum bemerkte. Auf jeden Fall hatte ich die Aufmerksamkeit des Bären auf mich gelenkt. Der kam jetzt auf mich zu und brüllte in meine Richtung. Ich warf mit irgendwas nach ihm, traf ihn aber nicht. Jetzt rannte er auf mich zu und ich haute in den Wald ab, nicht dorthin wo Loki sein drüfte, Bär hinter mir her.


    "Verdammt Scheiße, wie werde ich den jetzt wieder los?"


    Ich rannte weit in den Wald hinein, blickte mich oftmals um und sah ihn immer noch hinter mir. Er kam immer näher und näher.

    Als ich den Bären sah stellte ich mich sofort schützend vor die Herrin und brüllte in die Menge:


    "Los verpisst euch ihr Spinner. Alle hinter die Sänfte, aber Tempo"


    Ich zog Aintzane an einem ihrer Arme hoch und stieß sie hinter die Sänfte, nahm die Herrin auf die Arme und setzte sie hinter der Sänfte wieder ab, nahm dann den Bogen und die Pfeile und machte mich bereit.

    Na das ist doch mal eine Aussage, warum denn nicht gleich so? War das jetzt so schwer? Das Samira nicht singen würde, war doch klar. Da ist sie kein Typ für! Die Themen, die sie in den Raum stellten, waren mal wieder ein Knaller. Da mir bislang alle am Arsch vorbei gegangen sind, kann ich über Freundschaft und Vertrauen herzlich wenig sagen, aber wenn man sie einmal aufgebaut hat, müsste es ein ziemlich gewaltiger Grund sein, um sie in wenigen Augenblicken zu zerstören, oder? Was weiß ich.
    Was ich von Liebe und Entfernung halte, weiß sie, und dass ich denke, dass jeder selber wissen muss, wie er glücklich wird. Dafür gibt es kein Muster.
    Ja, die verdammt Liebe. Das Schönste, was dir passieren kann, das Schlimmste, was dir passieren kann! Wie war das Leben einfach, als davon nichts wusste und auch nicht wissen wollte. Seit sie mich das erste mal erwischte musste auch ich feststellen, dass ich schwach sein kann, die Gedanken nicht immer sortieren kann und nicht schlafen, essen und denken kann. Das es dir erst dann wieder gut geht, wenn die Liebe zu dem erkorenen Wesen auch dich trifft und man die Liebe teilt oder, dass man verreckt, weil man sie nicht bekommen darf oder kann. Man kann es sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt, es erwischt dich einfach und dann bist du am Arsch, wen sie sich nicht erfüllt, weil du sie nicht einfach abstellen oder beseitigen kannst. Sie kommt aus dem Nichts und geht nicht mehr, wenn du Pech hast. Dann bleibt dir nur hoffen übrig, hoffen das der Tag kommt, an dem sie geht, und dass dieser Tag kommt, bevor du selber gehen musst.
    Denke ich zurück an die Tage, an denen ich dachte, dass Liebe etwas furchtbares ist, stelle ich aber fest, dass das eben zum Kern der Liebe gehört. Dieser Schmerzt ist hart und frisst einen auf, aber nur, weil Liebe etwas schönes ist, genau wie der Schmerzt, weil er mit keinem andern zu vergleichen ist!


    Im vorbeigehen legte ich meine rechte Pranke auf die linke Schulter Samiras und ging zum Feuer. Ich zog die rauchige Luft ein und wurde kurz melancholisch. ‚Nur die Besten sterben jung‘ dachte ich. Aber auch zu diesem Thema fiel mir ein Lied ein, was ich in Gedanken sang.
    ‚Es ist einsam – ohne Dich Ohne Dich mein Freund Ich vermisse Dich


    Du kehrst wieder als mein Traum Nur für die Dauer eines Augenblicks Bist Du real für mich


    Eines Tages folge ich Dir In die Ewigkeit – Gib’ mir Zeit


    Ich pflücke Rosen für Dein Grab Du bist nicht mehr hier Doch Du lebst in mir‘


    Ich schüttete mir einen Schluck Wasser in die Figur, setzte mich auf mein Bett, stützte die Ellbogen auf die Knie und ließ meine Haar in mein Gesicht fallen. Schweigend hörte ich, was die Mädels noch so sangen und sagte.

    Ich schüttelte mit geschlossenen Augen den Kopf. Eine Albe, ja sicher, is klar. Ich kannte diese ganzen abgefakten Geschichten schon mein Leben lang. Bislang hab ich noch nie etwas gesehen. Nur die, die dachten etwas gesehen zu haben. Die waren aber immer allein im Wald oder sonst wo. Manchmal dachte ich, dass so ein scheiß Baumgeist sich wehrt, wenn ich den verdammten Baum fällen wollte, und es mir absichtlich schwer macht. Aber wahrscheinlich hatte ich einfach zu viel gesoffen und keine Pauer in meinen Armen. Egal, wir werden hier sowieso nichts sehen! Warum sollte ich der Herrin den Spaß verderben?


    Aber ihre Frage war völlig berechtigt. Wie kriegen wir die Herrin gut durch den Wald. Wenn hier wirklich was passieren sollte, ist sie in der Sänfte gefangen, wenn sie läuft, hat sie Probleme mit ihren Klamotten, erst recht, wenn sie rennen muss, aber ich könnte sie zur Not auf den Boden drücken und mich auf sie werfen oder sonst was. Also aussteigen. Ich sah Loki an:


    „Ich hör was, Lo Ki!“

    Unglaublich ey. Pass auf Aintzane auf, sagt die Herrin, nicht pass auf das die Träger nicht in eine Fallgrube stürzen und ich mit ihnen, pass auf Aintzane auf. Das sollten die Römer alle mal machen, sich so um ihre Sklaven sorgen.
    Aber, die Herrin hat nicht gesagt, dass ich auch auf mich aufpassen soll. Bin ich der Herrin jetzt scheißegal oder hat sie Aintzane einfach lieber als mich armes Haschl (schnief). :D


    „Ah, klar, Herrin! Mach ich!“

    "Ach Samira, du kennst mich doch. Unter meiner rauhen Schale, steckt ein weiches Herz und manchmal ist sein Klopfen so stark, dass es durch die harte Schale an die Oberfläche dringt. Auch die harten Typen haben ein Herz, auch wenn man es ihnen nicht zutraut. Erzähl es aber keinem!"


    Ein kleines schmunzeln zeigte sich auf meinem Gesicht und ich sagte mit nüchternen Worten:


    „Tja, worum geht es da. Unter den Linden war das Bett von einem Paar. Paar ist jetzt übertrieben. Sie kommt dorthin und ihr Friedel, Geliebter heißt das, ist schon da. Er begrüßt sie und küsst sie so oft, bis ihr Mund schon ganz wund ist. Dann sagte sie, dass niemals jemand wissen darf, was die beiden grade getan haben, weil sie sich sonst schämen würde, weil sie es nämlich getrieben haben, tandaradei.“


    Eine leckere Hirse-Brei wäre jetzt gut. Mein Grinsen wurde größer, weil mir die Situation einfiel, bei der ich diese Lied zuletzt gehört hatte. Ruhe da unten. Na ja, egal. Da sich Samira so zu zieren schien, fiel mir noch etwas anderes ein:


    Auf der Flucht vor Deinen Ängsten Auf der Flucht vor Deinem Ich Auf der Flucht vor Deinem Abgrund Vor dem tiefen Fall in’s Nichts Auf der Flucht vor Emotionen Vor dem Schatten im Verstand Vor vergifteten Gedanken Hast Du noch nicht erkannt


    Es ist die Angst Die Angst, die mit Dir spielt Die Angst, die Dich beherrscht Und Dir befiehlt
    Ich sag’ Dir Angst ist nur ein Gefühl Die Angst erfindet und belügt Verwirrt Dich und betrügt Es ist die Angst Die Angst, die mit Dir spielt Doch Angst ist nur ein Gefühl


    Hast Du Angst vor Deinem Leben Hast Du Angst vor Dunkelheit Fürchtest Du den Morgen Hast Du Angst vor einem Streit Hast Du Angst vor ihrer Liebe Hast Du Angst vor Deinem Herz Dann töte was Du liebst Erlöse Deinen Schmerz


    Schmerz ist nur ein Gefühl Der erfindet und belügt Verwirrt Dich und betrügt Es ist der Schmerz, der Schmerz Der Schmerz, der mit Dir spielt Doch Schmerz ist nur ein Gefühl.


    Wer ist jetzt dran? Wer will noch mal, wer hat noch nicht? Na komm Samira, schlimmer als ich wirst du dich bestimmt nicht anhören."

    Schönes Lied, aber das ich eigentlich was versautes gesungen habe, wollte ich nicht zwingend übersetzten, das passte nicht mehr in die Stimmung. Stattdessen entschloss ich mich etwas anders zu singen, etwas das mir grade durch den Kopf schoss. Ich sang leise:


    Unser Glück war immer da Immer da, wo wir nicht waren Holen wir's uns zurück Und mehr davon, Stück für Stück


    Geht dein Traum in Flammen auf Such dir einen neuen aus Der Rest verschwindet von allein Dies ist ein Aufruf zum glücklich sein


    Ich habe alles und doch nichts gesehen Und ich fange an zu verstehen Wer ich bin und was ich war Vielleicht zum allerersten Mal


    Einmal, einmal kommt der Tag, der die Erlösung bringt Unser Glück ist ohnehin immer da, wo wir nicht sind Einmal, einmal kommt der Tag, der mit dem Schicksal winkt Und wir erkennen, wer wir sind Der Tag, an dem alles neu beginnt"


    Ich machte eine Pause und blickte anschließend auffordernd zu Samira


    So Samira, wir warten. Irgendwas

    Noch ein murren?


    "Was soll das denn heißen? Wenigsten du, hä? Du willst doch wohl nicht an meiner Gesangenskunst mäkeln. Ich gehe doch davon aus, das du etwas in den Ohren hattest.
    Was das heißt, sag ich gleich, aber erst will ich Aintzane singen hören und dann dich meine Liebe."


    Erwartungsvoll blickte ich Aintzane an und war damit nicht allein.

    „Das kannst du haben Baby! ;) Wie siehst du überhaupt aus, hömma?“


    Ich schlug die Rechte in die Luft, scheiß doch drauf. Ich kratzte kurz mit der Stimme und stimmte kratzig an:


    „Under der linden an der heide, dâ unser zweier bette was, dâ muget ir vinden schône beide gebrochen bluomen unde gras. vor dem walde in einem tal, tandaradei, schône sanc diu nahtegal.


    Ich kam gegangen zuo der ouwe: dô was mîn friedel komen ê. dâ wart ich empfangen hêre frouwe daz ich bin sælic iemer mê. kust er mich? wol tûsentstunt: tandaradei, seht wie rôt mir ist der munt.


    Dô hete er gemachet alsô rîche von bluomen eine bettestat. des wirt noch gelachet inneclîche, kumt iemen an daz selbe pfat. bî den rôsen er wol mac tandaradei, merken wâ mirz houbet lac.


    Daz er bî mir læge, wesse ez iemen (nu enwelle got!), so schamte ich mich. wes er mit mir pflæge, niemer niemen bevinde daz wan er und ich und ein kleinez vogellîn: tandaradei, daz mac wol getriuwe sîn.“


    Sim-Off:

    Ist zwar Mittelhochdeutsch, aber egal

    Gut gelaunt betrat ich die Sklavenunterkunft und warf meine Stimme in den Raum.


    „Bor Leute, wat is denn da draußen los. Hört ihr auch die Musik? Da bekommt man ja richtig Lust zu singen.“ Ich stimmt an:


    „Wir kennen uns nicht, doch wir sind uns vertraut, irgendwie seelenverwand, auch wenn du’s nicht glaubst, vielleicht stehe ich vor dir und du erkennst mich nicht, spielt das eine Rolle, wir sahen ins gleiche Licht.“


    Irgendwo hörte ich ein Murren, die Auswahl des Liedes war wohl nicht gut und ich sagte leicht tänzelnd.


    „Also für dich jetzt eins mit mehr Pauer, wenn dir das zu lahmarschig ist!


    Wir warten auf den Tod, verschwenden unsre Zeit, tun was man von uns erwartet, zahlen den Preis für unsre Feigheit. Die Tage ziehn vorbei, wir scheißen und fressen unsre Zimmer sind Särge.“


    Wieder ein Murren.


    „Auch nicht besser, dann mach einen Vorschlag!“

    Ich fühlte mich gemustert. Diese Gefühl kannte ich noch vom Sklavenmarkt. Ein Gefühl, dass ich auf den Tod nicht ausstehen kann. Und sein Blick gefiel mir noch viel weniger. Wen würde es interessieren, wenn ich ihm gleich in den Hals scheiße. Der Herrin würde sicherlich der Geruch nicht gefallen.
    Cherusker scheint er sein, wenn ich mir seinen Dialekt so anhöre. Aber ich traue dem Braten nicht. Erst will er sie in die Wälder führen und jetzt wo ich hier bin will er das nicht mehr und jetzt lässt sich irgendeine Scheiße einfallen. Das die Herrin ihn falsch verstanden hat, kann ich mir nicht vorstellen, die ist nämlich clever, aber er vielleicht nicht.
    In meinem wunderbaren sugamberischen Ruhr-Germanisch antwortete ich:


    „Wat weiß denn ich, wie schlecht dein Latein ist, hömma. Ich hab dat nicht gehört und au nich, wat du ihr gesacht hass. Aber wat kann man sagen, damit jemand auf sowat kommt?“


    Die Herrin kuckt mich schon wieder so an, jetzt will sie wissen worum es hier geht. Ich gatschte mir in den Bart und sagte:


    „Er sagte, Ihr glaubt, dass die germanischen Götter in den Wäldern zu finden seien und dort umher spazierten und wollte wissen, ob es an seinem Latein läge. Ich sagte ihm, dass ich nicht gehört hatte, was er sagte und auch nicht wie sein Latein ist und das ich nicht verstehe, was man sagen kann, damit Ihr darauf kommt! Die Götter laufen bestimmt auch mal durch den Wald, aber gesehen habe ich noch nie einen!“

    Ich blickte zur Herrin als sie sprach, zog die Brauen hoch, blickte dann misstrauisch zurück. Die Herrin wartete auf sein Wort und so dachte ich nur:


    Lo Ki! Wo man die Götter treffen kann. Welcher germanische Vater nennt seinen Sohn Loki? Die Sache hat doch einen Haken!