Richtig wat los heute, dachte ich mir.
„Hallo Samira da bin ich schon wieder. Komm, ich helf dir eben!“
Richtig wat los heute, dachte ich mir.
„Hallo Samira da bin ich schon wieder. Komm, ich helf dir eben!“
Leone konnte ich im ganzen Haus nicht finden, dann war er bestimmt noch im Gestüt. Und tatsächlich da stand er:
Hömma, Leone. Die Herren sagte das wir uns zur Abreise nach Rom fertig machen sollen. Kannst du die Wagen vorbereiten, dann kann ich Samira helfen gehen. Kommst du gleich in die Villa nach? Bis na her.“
„Selbstverständlich Herrin, künftig werde ich um eine Erlaubnis bitten.“
Ich trat ab und machte mich auf die Suche nach Samira. Als ich sie fand blieb ich vorsichtshalber auf Distanz und sagte nur:
„Hallo Samira, die Herrin sagte das wir uns abreise bereit machen sollen, es geht nach Rom. Außerdem soll das Wildschwein noch konserviert werden. Kannst du dich, wenn du Zeit hast darum kümmern? Ich muss noch Leone Bescheid geben. Ich helf dir auch gleich, bis gleich!“
Nach Rom, aber wir sind doch grade erst angekommen. Ich pustete mir die Haare aus dem Gesicht und sagte:
„Ja Herrin, soll ich Samira und Leone bescheid geben? Das Wildschwein erlegte ich in einem Waldstück das östlich am Gestüt entlang läuft.“
Die Herrin wollte es schnell geklärt wissen, also beeilte ich mich auch. Dementsprechend erschöpft war ich, als ich endlich in der Villa ankam. Als ich die Herrin gefunden hatte sagte ich:
„Herrin ich bin zurück. In der Stadtverwaltung gab man mir diese Dokumente mit."
Großgrundbesitzer in Mantua
Anwesen:
-der Gens Annaea
-der Gens Corvia
-der Gens Vesuvia
-die Villa Sospitas
Nutzgebiete:
-Weingut des Corvius Cadior
-Weingut des Sabbatius Marcellus
-Gestüt der Aurelia Deandra
Militärische Gebiete:
-Castellum der Legio I Traiana Pia Fidelis
-Übungsplätze des Militärs außerhalb des Castells
vom Staat genutzte Gebiete:
-Opferstätte und Tempelanlagen nördlich der Stadt
Jagtzeiten
alle Arten von Hirschen - Ende Sommer bist Mitte Winter
Wildschweine - gleicher Zeitraum
Hasen - Herbst bis Anfang Winter
Kaninchen - ganzjährig
Füchse - ganzjährig
Er übergab mir die Dokumente und ich rollte eines davon auf. So sahen diese Dinger also aus und sie fühlen sich auch eigenartig an. Dann stand ich auf uns sagt:
„Vielen Dank für die Auskünfte und für diese Dokumente!“ Meine Herrin wird erfreut sein.“
Ich nickte mit dem Kopf und verlaß seine Stube.
Ich werde die Pergament selber benutzen. Vielen Dank für die Hinweise, die machen es mir leichter.
Ich setzte mich. Ein wirklich netter Mann dachte ich mir. In Germanien gibt es viele Vorurteile über die römische Arroganz. Bislang war in dieser Stube noch nichts davon zu spüren gewesen und während meiner kurzen Zeit in Italien auch noch nicht. In diesem Gespräch fühlte ich mich wohl und so antwortete ich:
„Das ist richtig, meine Herrin ist eine sehr sehr freundliche Dame.“
Dann strich ich mir durch den Bart, fügte scherzend und mit einem Lachen hinzu:
„Sollte es etwa auffallen das ich aus Germanien und nicht aus Italien kommen? Die Herrin hat mich zwar in diese römische Kleidung gesteckt, aber scheinbar muss ich mir einen neuen Schneider suchen.“
Sogar das mit dem schriftlich haben wollen hatte geklappt. So ein Dokument hatte ich noch nie gesehen und war gespannt, wie es wohl aussehen würde.
Als ich endlich die Stadtverwaltung gefunden hatte, frage ich mich zu jemandem durch der mir weiterhelfen konnte. Man schickte mich in das Büro des Scriba. Ich klopfte trat ein und sagte:
„Salve man nennt mich Assindius, meinen Herrin Aurelia Deandra möchte wissen, ob es hier in Mantua, Ländereien von Großgrundbesitzern gibt und wenn ja welche Ländereien dies sind. Zusätzlich soll ich fragen, ob es Schonzeiten gibt, in denen Wildtiere nicht gejagt werden dürfen.“
Sofort nachdem ich dies ausgesprochen hatte, viel mir ein, das der Sklavenhändler gesagt hatte das er alles schriftlich haben wollte. Das wollte ich auch probieren und fügte an:
„Wenn dem so sein sollte, gibt es darüber etwas schriftliches, das ich meiner Herrin geben kann?“
"Danke Herrin."
Ich trat ab und suchte Samira. Die würde ja wahrscheinlich im Keller sein. Ich hatte ein mulmiges Gefühl im Bauch. Wahrscheinlich ist sie sauer auf mich, natürlich ist sie sauer auf dich, Trottel. Wildschweine konnte ich jagen, Schmerzen ohne Probleme ertragen, aber traurige, weinende Frauen, die zudem noch sauer auf mich sind machten mir Mühe. Da musste ich jetzt durch. Als sie vorhin ging, weinte sie und Schuld war ich. Als ich den Keller betrat hörte ich auch noch ein Schluchzen. Sie stand da und weinte. Sie schien mich nicht bemerkt zu haben, also sagte ich leise:
„Samira. Samira die Herrin möchte dich noch einmal sprechen!“
Am liebsten wäre ich jetzt geflüchtet, aber da fiel mir ein was mein Vater immer sagte. Sohn sein ein Mann und zeig das du Eier hast. Bereit mir alle Vorwürfe anzuhören wartete ich also darauf was sie sagen würde. Aber ich wäre trotzdem lieber abgehauen.
Ob das Jagen erlaubt ist? Wer sollte das Jagen verbieten und warum? Was sagte Samira, ich müsse noch viel lernen? Da hat sie recht, um wie!
„Herrin, in Ostia war ich nicht nett zu Samira, das lag, so denke ich, daran, dass mich die neue Situation als Sklave nervös und unbeholfen gemacht hatte. Dies ist jetzt nicht mehr so! Jedenfalls ist es in meinem Dorf gute Sitte, das man, wenn man sich entschuldigt, die Entschuldigung dadurch verstärkt, dass man für die Person ein Wildschwein fängt. Dies hatte auch ich getan, nachdem wir hier in Mantua ankamen, die Pferde in den Stall brachten und die Tiere fütterten.“
Es war deutlich das ich verunsichert war. Ich traute mich nicht, wie sonst wenn ich überlegte, mir in den Bart zu fassen. Ich traute mich auch nicht zu sagen das ich das Tier mit meinen eigenen Hände erlegt hatte. Solche heldenhaften Ausschmückungen über meine Mannhaftigkeit wollte die Herrin bestimmt nicht hören.
„Wie hatte ich das Tier gefangen. Zuerst zog ich meine germanische Kleidung an, um die andere nicht zu verschmutzen, dann ging ich in den Wald und nahm die Fährte auf. Als ich einige Tiere sah, nahm ich einen großen Stein und stieg auf einen Baum. Dann sprang ich herab und rammte einem der Tiere den Stein auf die Stirn. Als es benommen umherirrte, schlug ich mit dem Stein weiter auf das Tier ein, bis es tot war. Das war schon alles."
„Herrin? Ist Samiras Furcht ihr Vergehen? Verzeit bitte wenn ich dies frage, aber wird Samira wegen ihrer Furcht bestraft? Bevor Ihr hinzutraten, wies sie mich eingehen darauf hin, dass der Lärm, welcher durch mein Vergehen ausgelöst wurde, nicht erwünscht ist. Herrin, als gute Geste fing ich ein Wildschwein für Samira. Als ich ihr das erlegte Tier zeigte, machte sie sich sorgen um den Marmor und schleifte mich in die Hauswirtschaftsräume. Da sie wusste, das Ihr in Kürze eintreffen würdet, wollte sie Euch mit frischem Wildb, ähm“
ich stockte einen kleinen Moment, weil mir das Wort nicht einfiel, wie hatte sie das genannt? Wildbrett genau!
„Wildbrett überraschen. Herrin Samiras Verschulden liegt nur in Furcht. Mein Verschulden ist die Auslösung dieser Furcht. Wenn ihr Samira deshalb bestraft, muss ich die doppelte Strafe erhalten!“
„Ja Herrin, natürlich und bitte verzeiht, das ich unaufgefordert gesprochen habe.“
Ich stand auf und hatte ein erstarrtes Gesicht, weil ich mich wie damals auf dem Sklavenmarkt gemustert fühlte.
Ich verbeugte mich und trat ab. Dann wusch ich mir in windeseile Gesicht, Arme und Beine, verband die Wunde, zog die römischen Kleidung an und zupfte an Haaren und Bart. Auf dem Hast zum Tablinum fragte ich mich was die Herrin alles mitbekommen hatte. Ich musste ihr sagen das ich ganz allein für die Situation verantwortlich war. Als ich vor dem Tablinum stand testete ich erst einmal wie ich mich mit dieser Kleidung in die Knie gehen sollte, ich wollte sie doch nicht verschmutzen. Ich entschloss mich dazu, das eine Bein anzuwinkeln und das Knie des anderen mit wenig Abstand über dem Boden zu lasse. Ich klopfte. Bevor ich eintrat, holte ich noch einmal tief Luft. Dann trat ich ein, ging wie geübt in die Knie und sagte:
„Herrin, Ihr befahlt das ich ins Tablinum komme. Bitte erlaubt mir, mich für das Vorgefallene zu entschuldigen und zu versichern das die Schuld allein bei mir liegt. Ich habe mir einen üblen Scherz mit Samira erlaubt und ihr einen gewaltigen Schrecken eingejagt. Darum bitte ich Euch, Samira nicht zu bestrafen und darum, das ich die zugedachte Strafe antreten darf.“
Aaaach, die Allzweckwaffe der Frauen, der Blick. Natürlich hörte mein Grinsen sofort auf und ich musste den Kopf wegdrehen. Wenn Blicke töten könnten. Fast hätte ich mich auf den Boden geworfen und den Sterbenden vorgespielt, aber das erschien mir doch zu viel der Spässe.
„Ja du hast was bei mir gut, schon wieder! Und was die Herrschaften angeht; ich würde mich niemals trauen solche Dinge zu machen wenn die Herrschaften im Haus sind. Als ich noch klein war konnten wir Kinder auch so lange herum toben und poltern bis der Vatter von der Arbeit kam. Bei Donar, dann hatte Ruhe zu herrschen. Und wehe es war mal laut, dann setzte es was, erst vom Vatter und dann noch eine von der Mutter. Das ich still sein muss, wenn die Herrschaften im Haus sind, ist mir also bewusst."
Manche Dinge sind wirklich überall gleich, sogar die Zickerei, dachte ich. Da kommst ich jetzt nicht raus und nehme es lieber mit Humor. Als sie mich nicht sehen konnte schlich ich mich an die Säule hinter der sie stand, grunzte noch mal, griff nach ihr und fing an sie zu kitzeln bis sie hinter der Säule hervor kam.
„Rein gefallen!“
Als Samira draußen war schüttelte ich mit dem Kopf. Manche Dinge sind überall auf der Welt gleich, dachte ich. Ich ahnte das die Behandlung meiner Wunde schmerzhafter werden würde, als die Zufügung durch das Schwein. Dann rief ich ihr nach:
„Das Drecksvieh ist erledigt. Aber das war doch schon tot!“
Dann kümmerte ich mich grinsend um die Schüssel und begann damit das Tier auszuweiden. Ein Paar der Zähne behielt ich für mich, bei Gelegenheit würde ich einen Anhänger daraus machen. Da ich nicht wusste ob das Fell für Stiefel und die Haut für Kleidung gebraucht wurde, legte ich es beiseite. Jetzt musste erst mal Samira beruhigt werden. Als ich sie fand sagte ich, den Kopf gesenkt, weil ich mein Grinsen nicht verkneifen konnte:
„Samira ich bin fertig. Wie geht es dir nach dieser Aufregung?“
Verwundert kniff ich ein Auge zu, sah zu Samira herüber und sagte:
„Hömma Samira, das wird hier gleich unschön und nur mit wegsehen ist es nicht getan. Eine Menge verschiedenster Geräusche wird gleich zu hören sein.
Gleich fängt sie an zu zittern, dachte ich. Da wollte ich mir einen Scherz erlauben, der mich wahrscheinlich ein weiteres Wildschwein kosten würde. Ich hob das tote Schwein an, senkte meinen Kopf und fing an zu grunzen. Dann rief ich hektisch:
„Es lebt noch, raus hier Samira.“ Und schon viel der Schweinekörper zu Boden. Ich warf mich brüllend auf ihn und prügelte auf das tote Schwein ein.
So, so, der Herr kommt vielleicht auch? Von einem Herren war bislang noch nie die Rede. Warum ist der nicht bei seiner Frau und wo ist der normalerweise, ging mir durch den Kopf. Ich ging nicht darauf ein, das würde ich schon mitbekommen. Statt dessen sagte ich zu ihr:
„Ja, ein spitzes und sehr scharfes Messer wäre gut.“ Dann sah ich sie lächelnd an, sagte in scherzendem Ton und ihr zuzwinkernd noch:
„Was ich dann damit mache verrate ich lieber nicht wenn du dich für mitleidig hältst. Aber verarzten, den kleinen Kratzer an meinem Bein? Das mache ich gleich sauber und reibe einige Kräuter drauf!“
In diesem Moment zog ich ein langes Gesicht, griff mir wieder in den Bart und sagte dann fast beschämt:
„Mir fällt grade auf, dass ich die nötigen Kräuter im Wald gar nicht gesehen habe. Die Wunde ist recht tief und dürfte schlecht verheilen wenn ich mich nicht darum kümmere. Ich befürchte, das du mir doch helfen musst.“
Ich musste grinsen.
„Ja das stimmt, eine so zierliche Person hätte bestimmt mühe das Tier allein zu essen. Das Erlegen des Tieres ist wichtig und was es bedeutet. Was du damit machst bleibt dir überlassen. Das Tier gehört dir. Wenn du willst nehme ich es für dich aus. Darin bin ich geübt und das kann ich gut. Kann ich das hier in der Küche machen?“
Ich strich mir durch den Bart, runzelte dabei die Stirn und fragte dann:
„Was machen wir überhaupt, solange die Herrin nicht da ist?“
Mit der Beute auf den Schultern betrat ich grinsend die Villa. Ein schönes Tier hatte ich erlegen können, nicht besonders groß, aber kräftig. Mein Gesicht war verschmutzt die Arme zerkratzt und am linken Oberschenkel war Blut zu sehen. Dieses Tier war zäh und machte es mir nicht leicht. Nur gut das ich vor der Jagd die römische gegen meine germanische Kleidung ausgetauscht hatte.
Als ich dann Samira fand zeigte ich ihr die Beute und prahlte ein bißchen.
„Hier Samira ist das versprochene Wildschwein. Wie man sieht war es nicht einfach zu erlegen, aber ich habe es geschafft, es nur mit meinen Händen zu erlegen. Die Tiere sind in Germanien größer da war das kein Problem.“ Aber das ich mit einem Stein von einem Baum auf das Tier gesprungen bin sagte ich ihr nicht, schließlich galt es meinen Heldenmut zu rühmen und die Strapazen die ich auf mich nahm, nur um dieses Symbol der Entschuldigung zu erbringen.
„Was hast du jetzt damit vor? Wo soll ich es hinbringen?“