Beiträge von Assindius

    „So, das hätten wir! Alle im Stall und alle gefüttert. Samira ist in die Villa gegangen und ich werde jetzt mal in den Wald verschwinden. Das dauert nicht lange. Bis nachher Leone!“


    Ich machte mich auf den Weg, während der Fahrt hatte ich schon gesehen wo ich die Wildschweine jagen konnte. Das war nicht allzu weit von hier. Unterwegs fragte ich mich was wohl die Herrin dazu sagen würde wenn einer ihrer Sklaven einfach ohne sie zu fragen auf die Jagd geht. Na ja, sie musste es ja nicht erfahren.

    Im Gestüt und vor den Ställen angekommen, tauchte ich meinen Kopf erst mal in die Pferdetränke.


    „Mann ist das heute heiß!“ Verwunderung und Lächeln war in den Gesichtern der Andern zu sehen. Wahrscheinlich hätten sie das nicht gemacht. Egal, ich hatte mich erfrischt.


    Während ich meinen Bart auswrang sagte ich:
    „Komm Leone, wir ruhen kurz aus und dann bringen wir die Tiere in die Ställe und füttern sie.“


    Ich sah die beiden fragend an.


    „Dann sind wir doch fertig, oder? Ich bin nämlich mit einem Wildschwein verabredet.“

    Die Fahr zog sich in die Länge. Langsam rollten wir mit den Wagen auf den Provinzstrassen. Es war möglich die Arme und Beine auszustrecken und sich hin und her schaukeln zu lassen. Das Sklavenleben war doch bis jetzt gar nicht so schlecht. Wenn ich mich erst an diese seltsamen römischen Sitten gewöhnt hatte, wäre alles noch viel leichter. Als wir rasteten ging in einige Schritte in das nahe liegende Waldstück und sah mich nach Spuren um. Samira glaubte das es in diesen Wäldern vielleicht Wildschweine gäbe. Und tatsächlich, die Spuren waren eindeutig. Nach Mantua konnte es nicht mehr so weit. Wenn die Tiere verladen sind gehe ich jagen, dachte ich mir. Als die Fahrt weiterging setzte ich, zum Leid der andern Beiden, erst mal ein Lied an.


    Under der linden
    an der heide,
    dâ unser zweier bette was,
    dâ muget ir vinden
    schône beide
    gebrochen bluomen unde gras.
    vor dem walde in einem tal,
    tandaradei,
    schône sanc diu nahtegal.....

    Ich senket den Kopf und sagte anschließend der Herrin in die Augen blickend:


    "Der Auftrag ist klar, Herrin, und ich werde Fingerspitzengefühl anwenden!"

    Warum hat sie mich denn jetzt so hervorgehoben? Aber recht hat sie, mit den Pferden würde ich bestimmt nicht sorgfälltig umgehen, sind schließlich Pferde, die halten das schon aus, aber kenne ich micht mit Pferden aus, nö. Aber es scheint ihr sehr wichtig zu sein, das merkt man ihrer Stimme an.


    "Natürlich Herrin, wie Ihr es wünscht. Ich schwor Euch meine Treue darauf könnt Ihr zählen. Darum muss ich Euch auch folgendes fragen Herrin, ich bitte um Vergebung. Ihr sagtet das ich Euer ständiger Begleiter sein soll und ein großer germanischer Begleiter hat sicherlich seinen Grund. Falls es einen Grund gibt, wer begleitet Euch nach Rom? Ich bitte um Vergebung für diese Frage!"

    In der Villa zurück kümmerte sich Samira um das Trocknen der Wäsche und ich half ihr dabei. Mit dieser römischen Kleidung musste man sorgfältiger umgehen als mit der germanischen, das hatte ich beim waschen schon bemerkt. Das machte die Sache nicht grade leicht und weil ich mich so tölpelig anstellte musste Samira noch ein ums andere mal daran herum zupfen. Aber wir, oder vielmehr sie, wurde(n) mit der Wäsche fertig.


    Dann konnten wir ja die Herrin suchen. Ich war sehr gespannt was sie zu diesen Klamotten sagen würde. Als wir sie fanden sagte ich nur:


    „Herrin, wir sind fertig!“

    Wir gingen los und ich trug den Wäschekorb. Samira traute sich scheinbar nicht mich anzusehen. Hatte sie denn so viel Furcht. Was wäre dann erst wenn ich das Wildschwein erlegt hätte und wie sollte das jetzt weitergehen. Auf dem Rückweg wollte ich etwas dazu sagen, wußte aber nicht wie ich es anfangen sollte und dann waren wir auch schon zurück.

    Der Korb war ja noch voll. Wäsche wird hier sehr genau und sehr sorgfältig gewaschen, dachte ich.


    „Ich nehm mal was“ sagte ich verdutzt, weil sie so erschrak. Dann griff ich in den Korb und runzelte die Stirn, weil ich mich fragte wie ich das jetzt anstellen sollte ohne diese Kleidung zu verschmutzen, denn das hätte der Herrin bestimmt nicht gefallen. Da half nichts, ich zog mich wieder aus und schlüpfte in meine germanische Hose. Die war schon naß und falls sie schmutzig würde, könnte ich sie kurz abwaschen. Dann griff ich in den Korb und zur Seife und ging ins Wasser bis es mir über die Knie ging.


    Jetzt viel mir auch ein, warum Samira vorhin so komisch geguckt und sich so erschreckt hatte, das waren natürlich meine Narben, was den sonst. Bestimmt hatte sie noch nie derart viele auf nur einem Körper gesehen. Machte ihr das vielleicht Angst, sollte ich tiefer ins Wasser gehen? Bloß nichts riskieren dachte ich und zog, als ich mit dem Wäschestück fertig war und wieder aus dem Wasser kam, mein Hemd über.


    Wir wuschen weiter und Samira hatte das letzte Wäschestück. Eine gute Gelegenheit sich wieder umzuziehen. Ich zog mich also wieder aus, ging (meine Kleidung in der Hand) noch mal ins Wasser, da meine Kleidung wirklich etwas schmutzig wurde und ließ mich von der Sonne trocken. Das Waschen braucht Zeit und bis Samira das letzte Stück fertig hätte, wäre ich wieder trocken.


    Ein guter Plan, denn bevor sie fertig war, war ich wieder trocken und konnte dieses alberne römische Ding wieder anziehen. Als sie dann fertig war und das Stück in den Korb legte fragte ich mich wie lange wir hier schon wuschen. Ihr Gesicht hatte eine rötliche Farbe angenommen? Waren wir den so lange hier das sie einen Sonnenbrand bekommen hatte?


    „Fäddich, können wir zurück?“

    „Dort? Gerne. Bitte schön! Dann wasche ich mich jetzt auch mal!“


    Meine Höflichkeit war zwar übertrieben, aber bloß nichts riskieren, dachte ich mir. Ich ging einige Schritte zog mich aus, machte mich naß und seifte mich ein. Ich stand nur einige Schritte von Samira entfernt und hatte das Gefühl das sie mich verwundert ansah. Irgend etwas schien ich gemacht zu haben. Das konnten wir auch auf dem Rückweg klären. Ich sprang also erst mal in das Wasser, schwamm ein bißchen und kam kurz darauf wieder heraus. Schon wieder sah sie mich so an, was war denn bloß?
    Ich holte meine germanische Kleidung tauchte sie ins Wasser seifte sie ein und wusch auch sie, eine gute Gelegenheit um trocken zu werden, dachte ich. Dann legte ich diese römischen Klamotten an und kam mir ziemlich albern vor.


    „So, ich bin fertig und rieche wie eine Blume mit Bart. Bist du soweit oder kann ich dir noch beim Waschen helfen?“

    Ja Herrin, wie Ihr wünscht.“


    Ich ging kurz zu Leone und sagte ihm wo ich die Wagen hingestellt hatte, auf welche die Pferde verladen werden sollten.


    Dann ging ich zu Samira, nahm die Wäsche entgegen und fragte sie:


    „Bist du soweit, können wir zum Tiber gehen? Die Herrin sagte das sie uns im Anschluss einen Auftrag geben will, standest du vorhin auch im Atrium als sie dies sagte, ich hatte nicht aufgepasst?

    Als Samira den Raum verließ viel mir ein riesiger Felsen vom Herzen und ich atmete erstmal tief durch und setzte michauf den Boden. Sie hatte die Entschuldigung angenommen. Nach Mantua sollten doch die Fohlen für die ich die Wagen umgebaut hatte. Die Herrin sagte ja das sie viel unterwegs sei. Das konnte also nicht mehr lange dauern.


    Die Herrin rief. Au Mann, es war also soweit. Ihre Stimme kam aus dem Atrium und ich ging hinein, blieb aber mehrere Schritte entfernt.


    Herrin Ihr habt gerufen? Verzeit bitte das ich nicht näher trete, aber ich bin noch nicht gewaschen.“


    Da stand ja Leone mit dem ich zusammen gekauft wurde. Ich nickte zu ihm rüber um ihn zu begrüßen. Moment mal, was macht der eigentlich hier, dachte ich, werde ich schon ersetzt?

    Zurück zu Samira, das wird noch lustig. Als ich sie fand setzte ich mein bösestes Gesicht auf, stampfte auf sie zu (um sie einzuschüchtern und damit sie mir zuhören würde). Dann sagte ich mit ruhiger aber deutlicher Stimme:


    „1. es tut mir leid das ich mich so schlecht und rüpelhaft verhalten habe. Vor allem der Schuppser war nicht nett, für den möchte ich mich am deutlichsten entschuldigen!
    2. die Herrin benötigt eine Sklavin die ihr beim Ankleiden hilft.
    3. die Herrin sagte das du mir ein Stück Seife geben sollst, ich die Wäsche trage, während wir gemeinsam zum Tiber gehen, du die Wäsche machst und ich mich selber waschen soll, denn wie du sicherlich festgestellt hast, ist es nötig, wofür ich mich auch entschuldige. Die Herrin sagte außerdem das du mir neue Kleidung geben sollst. Gibt es überhaupt irgendwas in meiner Größe?
    4. In meinem Dorf ist es üblich das jemand ein Wildschwein jagen geht wenn er sich entschuldigt. Damit macht er deutlich das es ihm ernst ist. Wo kann ich hier jagen und gibt es hier überhaupt Wildschweine und nimmst du diese Entschuldigung überhaupt an?“

    Badeschwamm?? Ach, der kam vorhin geflogen. Und nu, jetzt muß ich da irgendwie rein. Kein Problem dachte ich mir, ich hatte schließlich jahrelang bei wenig Licht im Berg gearbeitet, dann würde ich so ein kleines Problemenchen auch bewältigen. Der Schwamm mußte ja auf dem Boden liegen. Also zog ich mein Hemd aus, band es mir um die Augen, so dass ich nur etwas vom Boden sehen konnte und legte zur Sicherheit noch meine linke Hand darüber. Nur gut das mein Vater das nicht sehen konnte. Was würde die Herrin denken, sie würde sich wahrscheinlich über diesen Sklaven wundern. Vielleicht würde sie mich später nur noch zu ihrer Belustigung einsetzten. Und ich wollte alles so gut machen. Na ja, zu spät.


    „Ich komm jetzt rein, Herrin.“


    Ich tastete mich durch das Bad und nach einigen Schritten fand ich diesen verdammten Schwamm. Jetzt folgte ich, in der Hocke, dem plätschern und tastete mich langsam vor. Ich konnte die Herrin hören, entweder versuchte sie ihr lachen zu unterdrücken oder sie hatte noch nie jemanden mit so vielen Narben gesehen, von denen einige deutlich noch frisch waren. Ich hoffe letzteres. Als ich dann merkte das sie nicht weit entfernt war, streckte ich, den Kopf gesenkt, meinen Arm aus und sie nahm den Schwamm entgegen. Ich drehte mich um, nahm das Hemd von den Augen, ging zur Tür und sagte noch bevor ich sie schloß das ich Samira schicken würde. Gut das meine Mutter das nicht gesehen hat.

    Geniert, was bedeutete denn dieses Wort? Ist doch egal, dachte ich mir, einfach ja sagen. Mit Standesunterschied meinte sie bestimmt Mann und Frau. Die Römerinnen können es ja nicht ertragen, wenn die Männer sie nackt sehen. Es musste also etwas damit zu tun haben. Die Römer sind schon komisch.


    „In Germanien lebt man ganz anders, Herrin. Da gibt es so was wie Scham nicht. Nackte sind eben nackt, die werden schon ihre Gründe dafür haben, die ziehen sich auch wieder an.“

    "Verzeit Herrin, ich sagte das die Wagen fertig sind und das ich vor der Türe stehe."
    Nur gut das ich mit dem Rücken in der Tür stand, diese nicht weit öffnete und es mir natürlich unmöglich war etwas zu sehen. Soll ich das noch sagen oder ist ihr das aufgefallen. Jemand der sagt das nichts gesehen hat, hat was gesehen und hätte ich was gesehen hätte ich gesagt das ich nichts gesehen habe, also Klappe halten. Erst einmal wieder die Gedanken ordnen. Hat sie den gesehen das ich nichts gesehen habe? Ahh, ruhe jetzt!


    Das wäre jetzt eine gute Gelegenheit zu petzen das mir die Sklavin nicht helfen wollte und ich musste böse grinsen. Aber, das konnte ich natürlich nicht, schließlich war ich selber schuld das sie mir nicht half und auch nie wieder tun würde. Also sagte ich mit schlotternden Knien:


    "Herrin verzeiht das ich keiner der Sklavinnen Bescheid sagte um Euch diese Mitteilung zu machen. Bei der Arbeit schwitzte ich sehr stark und ich rieche wie ein Ziegenstall, das wollte ich niemandem zumuten, schon gar keiner Frauennase!"


    Au, das gibt Ärger.

    Tja, ich hatte ich befürchtet, aber bloß nichts anmerken lassen. :(


    "Dann läßt Du es eben, auch gut. Das kriege ich auch so hin."


    Zumindest hoffe ich das. Grimmig kniff ich die Augen zusammen und sah dabei in ihre Augen und als ich ohne ein Wort fortging stieß ich an ihre Schulter und rempelte sie an. Die halten mich sowieso alle für einen Barbaren, also kann ich mich auch so verhalten dachte ich mir. Natürlich war ich ärgerlich, aber natürlich war ich auch selber Schuld und natürlich hatte sie recht, zu Hause hätte sie mir noch ins Gesicht gespuckt. Da muss ich jetzt durch, scheiße.


    Also, wie fange ich das jetzt an. Na ja, wenn ich einfach rein gehe würden sich die Peitschenhiebe wenigstens lohnen, aber das Vertrauensverhältnis wäre wahrscheinlich zerstört, das ist es nicht wert. Ich weiß, ich klopfe, öffne die Tür und sage Bescheid. Da hätte ich auch früher drauf kommen können.


    Als ich vor der Tür des Bades stand atmete ich einen Moment tief ein und aus, klopfte nervös, wartete einen Moment und sagte:


    „Herrin, wie es wünschtet sind die Wagen vorbereitet, ich schließe jetzt die Tür und warte davor.“

    Also, die Wagen sind fertig, hoffentlich musste die Herrin nicht zu lange warten. Mann, ich schwitze wie ein Wildschwein und rieche wie eine ganze Herde. Es dauerte ja doch einige Zeit. Sie sagte das sie im Bad sein würde, vielleicht ist sie ja noch dort. Ähh und was wenn, ich kann doch da nicht einfach rein spazieren. Obwohl; nein, daran denkst du lieber nicht.
    Also zurück zum Ernst der Lage. Ich werde wohl die Sklavin fragen müssen der ich die Ankunft der Herrin meldete. Scheiße, ich war nicht grade nett zu ihr. Da muss ich jetzt wohl durch, scheiße.


    „Ich suche die Herrin, ich will ihr melden das die Wagen vorbereitet sind. Falls sie im Bad ist, könntest Du ihr diese Nachricht übergeben und das ich vor der Türe warte, bitte?“

    Wagen für Pferde? Na wenn es denn sein muss. Die Römer sind schon eigenartig, aber Befehl ist Befehl. Der Schuppen ist dort, die Stallungen waren da und dann sind die Wagen auch nicht weit. Na, dann seh ich mir die Dinger mal an.
    Ich sah mir die Tiere an, schätze die Menge an Material nachdem ich die Wagen gesehen hatte, legte mir die Werkzeuge zurecht und begann mit der Arbeit. Das war gar nicht so leicht und zog sich in die Länge, aber der erste Wagen wurde fertig und die Tiere würden auch hinein passen. Gegen Ende des dritten Wagens dachte ich an zu Hause, nach getaner Arbeit würde ich in mein Haus gehen, das Feuer entzünden und Met trinken, ja das wäre jetzt schön, ein Horn mit Met, das werde ich bestimmt nie wieder trinken.
    Als die Wagen fertig waren, ging ich also wider in die Villa um es der Herrin zu melden.