Der kleine Gladiator, Pumilus, hatte Plautius wohl entdeckt und begrüßte ihn. Er hatte wohl schon ordentlich gefeiert, denn seine Motorik und Sprache ließ darauf schließen. Und die erste Schlägerei hatte er wohl auch schon hinter sich. Gut, dass Plautius mit der Wachmannschaft gekommen war. Das würde den ein oder anderen Trunkenbold wieder etwas zur Räson rufen. Plautius gab sich dennoch keinen Illusionen hin. Es würde etliche Schlägereien und noch mehr verkaterte Legionäre die Tage geben. In einem gewissen Maß wurde dies toleriert, denn es war unabwendlich.
„Salve Gladiator! Schön dich wieder zu sehen. Und wie ich an deinem Gesicht sehe hast du schon den ein oder anderen Saturnalienstreit mit dieser versoffenen, feiernden Bande hinter dir. Lass dir bloss nichts von denen gefallen, aber haue wenn möglich auch nicht all meine Männer zu Pulsum.“
Er folgte dem Zwerg bis zur Zimmertür, von zahlreichen Saturnalienwünschen begleitet. Nach dem Öffnen der Tür schmunzelte er kurz. Schon das zweite mal, dass man ihn für einen Centurio hielt, aber die meisten Zivilisten unterschieden wohl nur zwischen Legionär und Centurio. Andererseits ging es ihm bei Zivilisten genauso. Er betrat das Zimmer. Der Raum war sehr nett eingerichtet. Plautius war etwas überrascht. Sicherlich weit unter dem gewohnten Niveau von Medeia. Man würde ggf. noch etwas Besseres finden. Und endlich sah er sie, das Objekt seiner Leidenschaft und Sehnsüchte.
Mit einem strahlenden Lächeln ging er auf sie zu. Hoffentlich würde er sie in voller „Berufskleidung“ nicht verschrecken und ergriff ihre Hand, welche er zu ihrem Hals führte und sanft einen Kuss darauf hauchte.
„Medeia! Ich freue mich ebenfalls dich zu sehen. Venus und Aphrodite haben meine Wünsche wohl zur Kenntnis genommen.“ sagte Plautius sanft.
Dann erlosch jedoch sein Lächeln und sein strahlenden Augen als er die Schürfwunde entdeckte und den verbundenen Arm, denn der Ärmel von Medeias Gewand war beim Handkuss etwas verrutscht. Plautius streifte mit der Hand sanft den restlichen Ärmel nach oben, während seine andere Hand plötzlich im festen Griff Medeias Hand weiter festhielt.
“Was ist passiert? Wer hat Dir das angetan? Der Zwerg hat ein Veilchen. Dabei habe ich mir noch nichts gedacht, aber jetzt ... Und erzähle mir nicht, daß du dich mit dem Zwerg geprügelt hast. Ich bringe dich sofort zu einem Medicus. Es gibt in Mantua einen sehr guten Medicus, der wegen der vielen Patrizier hier vor Ort auch echte Erfolge bringen muß. Und wer immer es war ist schon so gut wie tot. Ich mache den Kerl fertig!”
Die Stimme von Plautius schwankte zwischen befehlsgewohnter Exerzierplatzstimme, die keinen Widerspruch duldete, und echter Besorgnis. Mühsam versuchte Plautius sich zu beherrschen.
Dann ließ er Medeias Arm vorsichtig sinken. Er hob Medeia hoch und trug sie vorsichtig die wenigen Schritte zum Bett, wo er sie sanft nieder legte. Dann betrachtete er noch einmal den Verband und schon blitzte sein Dolch im Licht der Kerzen. Die Klinge “strich” mit der Präzision eines Chirogicus oberflächlich über den Stoff und an den fallenden Verbänden konnte man erahnen wie scharf diese Klinge war. Stirnrunzelnd betrachtete Plautius die vielen Verletzungen.
“Was bei Mars Eiern ...” flüsterte er und legte den Dolch zur Seite. Er schaute Medeia verständnislos in die Augen, während seine Finger sanft über ihre Wange strichen.