Interludium
Bescheidenheit ist eine Tugend, jedoch steht der Name Matinius nicht für Bescheidenheit.
So hatte sich Plautius an einem dieser riesigen Strausseneier versucht und konnte mit Recht behaupten, dass er von nur einem Ei mit Garum als Vorspeise sich erst einmal angenehm gesättigt war. Ja, das Ei verlangte sogar nach einigen Schritten Bewegung, wenn er sich nicht träge fühlen wollte. So machte er sich auf, sich mal der buckeligen Verwandschaft zu widmen. Irgendwo hatte er eben noch seinen Bruder Fuscus gesehen. Ohne Toga war der als frisch ernannter Tribunus ja kaum zu erkennen. Fuscus gehörte aber nicht zum buckeligen Teil der Familie, wohl aber seine missratenen Neffen. Diese würde er aber sicher etwas weiter von Medeia und ihm entfernt finden. Sicher besoffen sie sich maßlos und stellten den hübschen Sklavinnen nach.
Beim Anblick von Vitamalacus unter den Gästen musste er grinsen. Ausgerechnet der Herr Senator, welcher vermutlich kistenweise Togas in der Casa hatte, trug heute seine Rüstung. Nicht ohne Grund hatte Plautius durchsickern lassen, dass eine Militärtunika als angemessene Festkleidung durchging. Bei vielen Gästen gehörte eine Toga nicht zum Gewandungsfundus.
Derweil ging man in der Küche langsam zum Hauptgang über.
Die Beilagen sahen sehr gesund aus. Vermutlich hatte man dabei an die Frauen gedacht, welche sich ja gerne über ihre Hüften und dicken Hintern aufregten.
Kürbis-Püree, Linsen mit gehackten Kastanien, scharf angebratene Pilze, gedünstete Möhren, 11 Sorten Oliven, frittierte Quarkbällchen, Trüffeln mit Löwenzahn, süßsaurer Spinat, Kohl in Weissweinsosse, grüne Bohnen mit Kräutern und Pinienkernen, gebackener Schafskäse mit Knoblauch und Olivenöl, sauer eingelegte Zwiebeln, ein scharfer Ziegenkäse als Brotaufstrich, frittierte Selleriescheiben.
Der Rest sprach Plautius schon mehr an, während sein Blick über die vielen Platten schweifte.
-Gebratener Rammelbiber (Karnickel) in Rotweinsosse
-Gegrillter Biberschwanz (echter Biber) mit einer Olivenmarinade
-Gegrillter Giraffenhals, mit Preiselbeeren und Heuschrecken gefüllt (angeblich ein Gericht aus Ägypten)
-Rinderrroulade nach Art von Apicius
-Rinderroulade nach Art von Pollux dem Gallier (3x so groß)
-Wachtel im Blätterteig mit Kräutersauce
-Ein ganzer gegrillter Ochse auf caladonische Art (angeblich wurde dabei das Tier in schwerem Wein ertränkt)
-Bärenschinken auf Beerenkompott
-Gegrillter Wildschein auf gallische Art. Mit Apfel im Maul und Möhre im Hintern.
-Mac Vic – irgend so eine Kultspeise aus Roma, wo man eine Art Frikadelle in ein weiches Brötchen packte
-Lucanische Würste
-Hartwürste aus Lutetia (sahen irgendwie genauso aus)
-Weinbergschnecken in Kräuterbutter (he, das waren ja Obdachlose, denn die hatten kein Schneckenhaus mehr)
-Gedünstetes Lammfleisch
-Hammel vom Spiess
-Gegrillte Ziege
-Gut abgehangenes Krokodil mit scharfer Weizengrütze gefüllt (sicher auch aus Ägypten)
-Falscher gerupfter Ibis ( aha, Fasan, nur interessanter betitelt)
-Huhn a la Fronto
-Huhn a la Pollux der Gallier
-Reiher a la Ulpius (was war das denn bitte?)
-Schweinebraten mit Honigkruste und Wacholderbeeren
- Hummer und Langusten mit diversen Kräutersaucen (schon wieder Hummer?)
- Seezungenfilet im Eimantel
- Gegrillte Seebarbe mit Butter-Petersilienfüllung
- Austern
- Forelle auf germanische Art
-Gekochter Hecht in Minzesauce
Hm, wofür sollte man sich da denn entscheiden. Vielleicht hätte er besser die Speisegerichte reduziert und Medeia einfach 3 Mal hintereinander an verschiedenen Tagen geheiratet. Oder hatte er den Küchenmeister mit seiner Liste falsch verstanden und er hätte auf dieser Liste verschiedene Gerichte auswählen sollen? War das etwa am Ende in der jetzigen Form kein entgültiger Menuevorschlag gewesen. Hm, Medeia hatte ihm die Liste gegeben. Also war er davon ausgegangen, dass alles auf der Liste ihre Zustimmung fand. Vor allem war er mal auf die Endabrechnung gespannt. Diese Küchenmannschaft war aus Roma mit 4 vollbepackten Wagen angereist und bislang war noch nicht das Wort Sesterzen gefallen. Was soll`s, dachte sich Plautius, man heiratet ja nur einmal im Leben und er gedachte eigentlich Medeia mindestens die nächsten 70 Jahre zu behalten.
Egal, erst einmal galt es Fuscus und den Rest der Familie zu finden. Ah, da war schon mal Artorius Corvinus. Da war Matinius Fuscus als Ex-Politiker sicher nicht weit weg.