Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Schmunzelnd verfolgte der Laufbursche die Attacke der Köchin auf den Ianitor und sein Grinsen wurde noch breiter, als ihm ein weiteres Törtchen angeboten wurde. "Oh, danke, sehr gerne!" erwiderte er, zwinkerte der Köchin zu und nahm sich eines der Törtchen. "Die sind wirklich gut!" Dann ließ er dem Ianitor den Vortritt, um sich zur Tür hinaus bringen zu lassen und achtete sogar darauf, auf dem Weg keine Krümel zu verstreuen.

    Erst nachdem er sachon seine Zusage gegeben hatte und der Liktor schon wieder auf dem Rückweg war, befasst sich Macer im Detail mit der Anzeige. Offensichtlich enttäuscht schüttelte er den Kopf und blickte seinen Sekretär mit einem Schulterzucken an. "Als Praetor hätte ich diese Anzeige nicht angenommen und an den Aedil verwiesen. Aber nun ist es eben so. Erinnere mich einen Tag vorher an den Termin."

    "Oh, Himbeerkuchen, vielen Dank", erfreute sich der Laufbursche an dem angebotenen Gebäck und griff gerne zu. Die Villa Aurelia machte damit auf seiner höchstpersönlichen Favoritenliste der Ziele, zu denen er geschickt werden konnte, einen ordentlichen Sprung nach oben. Genussvoll verzehrte er den herrlichen Kuchen und plauderte ein wenig mit der Köchin, während er auf Antwort wartete. Schließlich kam der freundliche Ianitor zurück und hatte sogar eine Nachricht dabei. "In drei Tagen zur Mittagsstunde", bestätigte er, dass er die Nachricht verstanden hatte und klopfte sich die Krümel von der Tunika. "Ich werde es meinem Herrn ausrichten. Und danke für die nette Bewirtung während der Wartezeit!"

    Der Türhüter hörte sich wie immer das vorgetragene Anliegen an und war sich dann sicher, dass er das nicht alleine entscheiden konnte. Aber der Liktor hatte Glück, denn der Hausherr war im Hause. "Komm' bitte mit, das wird der Senator persönlich entscheiden müssen", bat er den Liktor daher hinein und überhab ihn der Obhut von Macers Sekretär, der ihn wiederum mit wenig Aufwand zu Macer selber schleuste. Macer schließlich hörte sich die Anfrage noch einmal an. "Ante diem XVI KAL IUL DCCCLXI A.U.C.", murmelte er den Termin vor sich hin. "Sehr umsichtig vom Praetor, den Termin nicht zu kurzfristig zu setzen. Und es geht um eine Verhandlung bezüglich der Lex Mercatus? Ja, warum eigentlich nicht. Richte dem Praetor Urbanus meine persönlichen Grüße aus und teile ihm mit, dass ich für diese Aufgabe zur Verfügung stehe", entschied er dann und entließ den Liktor damit wieder.

    Macer blieb dagegen noch etwas sitzen, denn wenn er schon Zeit hatte, den Nachmittag ungezwungen in den Thermen zu verbringen, dann wollte er das auch auskosten. "Vale, Flavius", verabschiedete er daher den Flavier, als dieser sich auf den Weg ins Frigidarium begab. Dann wandte er sich wieder an Aurelius Avianus, der während des Gesprächs über Wagenrennen eher still gewesen war. "Wagenrennen sind nicht so sehr dein Thema?" fragte er.

    Schnell warten klang gut, auch wenn Lax nicht einmal etwas dagegen gehabt hatte, langsam warten zu müssen. Immerhin schien der gesuchte Quaestor überhaupt im Hause zu sein, so dass es so oder so nicht lange dauern konnte. Außerdem kannte er ja nur zu gut die Mühen eines Boten und warum sollte er dem Kollegen nicht einfach die Mühe ersparen, zu Casa Purgitia zu kommen, wenn er selber mit ein bisschen Wartezeit die Nachricht gleich selber mitnehmen konnte? Hätte er natürlich von den Himbeerkuchen gewusst, wäre er allerdings auch ohne so umfangreiche Gedanken zu dem Entschluss gelangt, zu warten. "Ich kann gerne einige Augenblicke warten", verkündete er jedenfalls.

    "Salve, ich komme im Auftrag des Senators Purgitius Macer", stellte sich der Laufbursche vor. "Er möchte einen Termin mit dem Quaestor Urbanus Aurelius Lupus vereinbaren, um über den Reiseverkehr zu sprechen", trug er dann das Anliegen vor, für das er losgeschickt worden war.

    Endlich war es soweit und der Umbau beziehungsweise die Erweiterung von Macers Casa war beschlossene Sache. Der Nachbar hatte sich endlich entschlossen, tatsächlich auszuziehen, über den Kaufpreis war man sich einig geworden und der Architekt hatte die Bausubstanz des Nachbarhauses für brauchbar befunden. Der Termin, zu dem der Nachbar sein letztes Hab und Gut aus seiner alten Casa geräumt haben würde stand fest und Macer hatte die ersten Aufträge an Handwerker vergeben, die dann mit den Arbeiten beginnen würden. Auf Dreck durch die Bauarbeiten hatten Albina und er sich auch schon seelisch eingestellt und ihre Pläne für die finale Gestaltung der neunen Räumlichkeiten waren auch schon ziemlich weit gediehen. Wobei an letzterem vor allem Albina beteiligt gewesen war und sich mit ihren Wünschen meistens durchgesetzt hatte. Was vielleicht auch daran lag, dass sich Macer quasi freiwillig eher auf die pragmatischen Aspekte der Planung beschränkt hatte. Immerhin hatte er selber mal einen Architekturkurs an der Schola besucht und folgerichtig dem Architekten für die aktuelle Baumaßnahme mit seinem gesunden Halbwissen das Leben schwer gemacht.

    Zur Villa Aurelia war Lax, der Laufbursche von Senator Purgitius Macer, schon häufiger geschickt worden. Immerhin war ein recht prominenter Aurelier Klient von Macer und ein anderer prominenter Aurelier teilte dessen Leidenschaft für Wagenrennen. Heute war aber keiner von beiden der Grund für den neuerlichen Besuch des Laufburschen, sondern das profane politische Tagesgeschäft hatte ihn hierher geführt. Routiniert klopfte er an und wartete ab, bis ihm geöffnet wurde.

    Auch wenn Macer schon lange nicht mehr wusste, wie viele Tatenberichte er inzwischen schon gehört hatte, so ging er doch jedes Mal wieder aus ehrlichem Interesse auf's Forum, wenn die Berichte der ausgeschiedenen Amtsträger anstanden. Es gab wohl kaum eine öffentlichere Möglichkeit als diese, um einem Amtsträger alleine durch Anwesenheit oder Abwesenheit zu zeigne, ob man sich für seine Taten interessierte. Und da Macer in seiner Amtszeit als Consul darum gekämpfte hatte, Interesse für politische Arbeit zu wecken, wollte er solches natürlich auch weiterhin zeigen. Zumal es sein Klient war, der hier seine Amtszeit als Aedil zusammenfasste. Macer hörte zu und fand, dass der Mann Recht hatte. Er hatte seine Pflichten erfüllt, ein Gesetz mitgestaltet und das Volk unterhalten. Das war nichts Revolutionäres, aber er hatte auch schon schlechtere Aedile gesehen. Also stimmte Macer ein wenig Applaus an, während Aurelius Avianus die Rostra verließ und die Klienten, die ihn begleitet hatten, stimmten pflichtbewusst mit ein.

    Der Laufbursche trank erst einmal einen großen Schluck und da er keinen weiteren Auftrag hatte, konnte er sich auch ein paar Augenblicke für eine Plauderei nehmen. "Sowas wie eine Mannschaft, ja. Ein Rennstall sagt man wohl auch. EIn Haufen Leute, die einen Haufen Pferde besitzen und andere Leute dafür bezahlen, bei Wagenrennen teilzunehmen."

    "Oh ja, sehr gerne", antwortete der Laufbursche. Er war es zwar gewohnt, auch bei warmem Wetter durch die Stadt geschickt zu werden, aber wenn man schon etwas angeboten bekam, nahm er es auch gerne an.

    Wenn das Rennen offenbar jedes Jahr stattfand, wusste Macer nicht ganz, was der Amtsantritt von Flavius Piso als Magister dann damit zu tun hatte, aber er verzichtete auf eine Nachfrage. "Das wundert mich nicht", fuhr er stattdessen fort. "Von den Grünen war zuletzt wirklich sehr wenig zu hören. Aber auch von der Albata und der Purpurea hörte ich zuletzt weniger. Aber wenn beide schon eine Teilnahme bestätigt haben, dann scheint sich das ja wohl bald zu ändern. Ich bin gespannt, welche Fahrer sie aufbieten und in welcher Form sie sind."

    "Weder noch", grinste der Laufbursch fröhlich. "Mein Herr lässt ausrichten, dass die Factio Russata der Einladung zum Wagenrennen folgen wird und die Fahrer Proteneas und Amasis an dem Rennen teilnehmen werden. Wenn du das an Flavius Flaccus weitergibst, brauche ich ihn nicht persönlich zu sehen", erfüllte er seinen Auftrag. Die Nachricht war ja schließlich weder geheim noch von extrem hoher Dringlichkeit.

    "Ah, die Rennen finden anlässlich des Amtsantritts von Flavius Piso als Magister statt?" fragte Macer noch einmal überflüssigerweise nach. "Umso mehr wird es mir natürlich eine Freude sein, wenn unsere Factio ihm dabei hilft, sein Versprechen wahr zu machen", bekräftigte er noch einmal sein Angebot, dass die Factio Russata dabei sein würde. "Werden alle Factiones eingeladen werden?" erkundigte er sich dann weiter. Etwas Hintergrundinformationen konnten schließlich nicht schaden, wenn man das Rennen vorbereiten wollte.

    Wieder einmal stand der Laufbursche von Senator Macer vor der Tür, diesmal allerdings nicht wie sonst meist im Auftrag der politischen Seite seines Dienstherrn, sondern als Gesandter im Namen von dessen Freizeitaktivitäten. "Salve. Ich bringe eine Nachricht für Flavius Flaccus von Purgitius Macer, dem Princeps der Factio Russata", erklärte er daher auch, nachdem ihm geöffnet worden war.

    Die Einladung stieß am Haus der Factio Russata nicht auf taube Ohren oder blinde Augen, sondern löste vielmehr eine fröhliche Betriebsamkeit aus. Noch bevor Macer im weiteren Verlauf des Tages selber zum Haus der Factio kam, suchte ihn ein Mitglied der Factio auf, um ihn über die Einladung zu informieren. Für Macer kam diese freilich nicht überraschend, hatte er doch mit Flavius Flaccus schon in den Thermen gesprochen. Als er dann später zum Haus der Factio kam, brauchte er dann seinerseits auch gar nicht mehr viel zu tun, denn die Factiokollegen hatten schon alles notwendige organisiert. Er braucht nur noch die Entscheidung über die Starter abzunicken. So eine Factio funktionierte eben auch ohne ihre Princeps, oder zumindest ohne dass er irgendetwas Produktives für die Factio tat.

    Macer musste sich selbst eingestehen, dass er die gerade abgehaltenen Zeremonien und rituellen Handlungen mit etwas geringerer Aufmerksamkeit verfolgt als jene am Morgen in Rom. Die lange Prozession hatte ihren Tribut gefordert. Aber wie er bemerkte, war er nicht der einzige, sondern auch die anderen teilnehmer und Zuschauer machten einen leicht müden Eindruck. So zogen sich manche Schritte einfach aufgrund der Erschöpfung hin, auch wenn die Zeit aufgrund der bald beginnenden Nacht drängte. Immerhin konnte sich Macer so immer sicherer sein, dass sein Sklave Unterkunft und Stärkerung würde organisiert haben, wenn die Zeremonie endlich ihr Ende fand. Bald sollte es ja wohl soweit sein, nachdem der Hain nun schon gereinigt wurde und niemand so töricht war, die Zeremonie durch seinen Widerspruch noch weiter zu vertögern.

    Macer blickte den Flavier überrascht und erfreut an, denn von diesem Rennen hatte er bisher nichts gehört. Was möglicherweise ein Zeichen dafür war, dass er sich wirklich wieder mehr um die Factio kümmern sollte. "Selbstverständlich! Wenn wir eingeladen werden, werden wir sicher auch teilnehmen. Am vierten Tag vor den Kalenden des Iuni, sagst du? Ich werde es mir versuchen zu merken. Lass uns aber in jedem Fall bitte eine Einladung zukommen." Aber vielleicht waren andere Mitglieder der Factio auch schon besser informiert gewesen und die Fahrer längst bei den Vorbereitungen. Wobei sie ja ohnehin häufig trainierten und kaum eine besonderen Vorbereitung bedurften.