Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Wenige Tage, nachdem Tiberius Caudex Purgitius Macer aufgesucht hatte, um sich als potenzieller Tiro Fori vorzustellen, hatte Macer seinen Laufburschen zur Villa Tiberia geschickt. Er sollte die Entscheidung seines Herrn mitteilen und dazu klopfte er nun an die Tür.

    Es überraschte Macer diesmal nicht mehr, dass sein Gegengüber seine Frage erneute zu einer kleinen Rede nutzte. Die Nachbesprechung der Quaestur des Manius Flavius Gracchus Minor betrachtete er dabei allerdings als übliches Tagesgeschäft, so dass er diesem Teil der Ausführungen weniger Beachtung schenkte. Das andere Thema war natürlich der Sklavenaufstand und der junge Iulier schoss sich hier sehr schnell auf mögliche Maßnahmen in der Subura ein. Macer folgte den Ausführungen hier mit ernstem Gesichtsausdruck. "Ich denke nicht, dass massive Maßnahmen zur Beseitigung der Subura ernsthaft zur Debatte stehen", erwiderte er erst einmal knapp und fragte sich kurz, ob ihm kokrete Überlegungen in dieser Richtung vielleicht bisher entgangen waren. "Es haben ja schließlich auch nicht die Gebäude und Straßen der Subura einen Aufstand angezettelt, sondern einige der Bewohner, und die verschwinden ja nicht einfach dadurch, dass man ihre Häuser beseitigt", begründete er seine Meinung dann auch noch pragmatisch. "Aber ich denke, dass ich dir diese Arugmentation nichtweiter darlegen muss, da du ja offensichtlich gedanklich schon sehr tief in das Thema vorgedrungen bist." Für eine ausführliche Diskussion fehlte ihm zudem jetzt auch etwas die Zeit. "Aber ich freue mich schon darauf, diese oder andere Themen eines Tages mit dir zu vertiefen."


    Dann ging er kurz im Kopf durch, ob er noch weitere Fragen an den jungen Mann hatte, fand aber keine mehr. "Wie du meinen Worten entnehmen kannst, bin ich keineswegs abgeneigt, deine kommende Karriere zu unterstützen und dir als Lehrmeister zu dienen", fasst er daher die positiven Aspekte des Gesprächs zusammen. "Allerdings wird dir ebenfalls nicht verborgen geblieben sein, dass ich etwas skeptisch bin, was den zeitlichen Aufwand betrifft, den du zu leisten vermagst. Außerdem möchte ich nicht verbergen, dass es auch andere junge Männer gibt, die sich um ein Tirocinium Fori bei mir bemühen und bei denen es solche Hindernisse nicht gibt. Ich schlage dir daher folgendes vor: Du nimmst dir erst einmal etwas Zeit, deine anderen Angelegenheiten mit der nötigen Konzentration und zeitlichen Investition zu erledigen und kommst dann zu mir zurück, um mich ab dem dann nächstmöglichen Zeitpunkt als mein Tiro zu begleiten. Was hältst du von dieser Vereinbarung?"

    "Ich fürchte, den Vigiles alleine stehen hier nicht genug Mittel zur Verfügung, aber eine Kontrolle von Hauseigentümern und Vermietern ist zweifellos eine wesentlich sinnvollere Maßnahme, als die reine Unterdrückung eines wütenden Mobs", stimmte Macer zwar grundsätzlich zu, zeigte sich aber auch skeptisch. "Aber neben den Vigiles gibt es ja noch andere Amtsträger, die sich einbringen können, insbesondere auch die Aedile und Praetoren, wenn es um Fragen der Hygiene oder gerechter Mietverträge geht", nannte Macer dann ein paar weitere Schultern, auf denen er die Last sinnvoller Maßnahmen ruhen sehen wollte.


    Der letzte Teil der Ausführungen des Annaers überzeugte ihn dagegen nicht und er konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen. "Du sprichst von dir?" erkundigte er sich, denn der Verdacht lag nahe. "Und auch wenn ich an der Integrität vieler junger Männer, die am Anfang ihrer Karriere stehen, nicht den geringsten Zweifel habe, so denke ich doch, dass ich hier viel eher auf wohlbekannte, gestandene Männer setzen würde, die sich einer gewissen Unabhängigkeit erfreuen und denen man aufgrund ihrer Verdienste mit Respekt begegnet. Männer, denen man nicht leichtfertig einen ehrlosen Vorschlag macht und die einen Ruf zu verlieren haben, sollte man sie bei unlauteren Geschäften ertappen", lautete dann sein Gegenvorschlag. "Ich würde sogar soweit gehen, an die vorbildlichen Maßnahmen früherer Kaiser zu erinnern, allen voran an die Maßnahmen des ersten Augustus, der beispielsweise die Vigiles aufstellte, um dem unlauteren Geschäftssinn vieler anderer vermeintlicher Wohltäter entgegen zu treten."

    Zitat

    Original von Marcus Iulius Licinus
    "Senator Purgitius, es freut mich, zu sehen, dass es dir gut geht." Natürlich war das eine Übertreibung, hatte Licinus den mann doch vor x Jahren zuletzt gesehen, als dieser noch die Militärakademie kommandierte und Licinus dort Prüfling gewesen war. Und er glaubte nicht, dass dieser sich noch an ihn erinnerte. Daher erschien es ihm nötig klarzustellen:
    "ich hatte vor Jahren als centurio die Ehre, bei dir das Dirtte Militärexamen abzulegen."


    Tatsächlich hatte Macer keine Ahnung, wer der Mann war, der ihn nun ansprach. Dummerweise stellte dieser sich auch weder mit seinen Namen noch mit seinem aktuellen Rang vor, so dass Macer gar nicht erst versuchte sich zu erinnern, ob ihm irgendetwas brauchbares für das Gespräch einfiel. "Salve", konnte er daher auch nur zurück grüßen. "Immer wieder schön, alte Prüfungskandidaten wiederzutreffen. Ich nehme an, das Examen war deiner Karriere so förderlich wie erhofft?" versuchte er es dann mit einer unverfänglichen Gesprächsfortsetzung in der Annahme, dass ihn der Mann sicher nicht so angesprochen hätte, wenn seine Karriere nach dem Examen im Sande verlaufen wäre.

    Dass der Iulier tatsächlich noch keine rhetorische Ausbildung hatte, überraschte Macer wirklich ein wenig. Dann war der junge Mann wohl wirklich ein Naturtalent oder hatte zumindest eine gute Auffassungsgabe, was das Ableiten rhetorischer Stilmittel vom Lesen anbetraf. "Falls du zur Aufnahme als Schüler bei einem Rhetor eine Empfehlung brauchst, kannst du dich gerne an mich wenden", bot er seine Hilfe an. Ihn kostete eine solche Empfehlung nicht viel und wenn er damit jemandem helfen konnte, tat er das gerne.


    Der Rest hörte sich ebenfalls wieder vernünftig an, auch wenn er die Komplexität des Problems in keiner Weise verringerte. Mehrere Verpflichtungen zeitlich passend miteinander zu vereinbaren war eben immer schwierig, auch wenn man darüber redete. "Gut, nehmen wir also an, dass du das so gut organisiert bekommst wie geplant. Wie gut bist du denn über die derzeit aktuellen politischen Themen informiert und hast du dir zu dem einen oder anderen Punkt vielleicht schon eine Meinung gebildet?" fragte er dann weiter und leitete zum nächsten Thema über.

    Macer nickte zufrieden als er feststellte, dass der junge Mann auf dem Stand der Dinge war, was die aktuellen politischen Themen anging. Und ebenso zufrieden war Macer damit, dass er offenbar eine differenzierte Meinung pflegte und nicht mit allem einverstanden war, was derzeit an Meinungen propagiert wurde. "Erfreulich, dass du dir da schon eine umfassende Meinung gebildet hast. Wenn du mein Tiro wirst, werden wir da sicher einiges zu diskutieren haben. Nicht bei allem sind wir wahrscheinlich völlig konform, aber solange wir uns nicht völlig konträr gegenüberstehen, kann uns das ja beiden nur helfen, unsere Meinung verteidigen zu müssen und so unsere Argumente zu schärfen", gab er schon einen kleinen Ausblick auf das, was einem künftigen Tiro passieren könnte.


    Dann lehnte er sich zurück und dachte einen kurzen Augenblick nach. "Nun, ich denke, ich habe erst einmal eine Menge über dich erfahren und bin in der Lage, mir ein Bild zu machen und recht bald eine Entscheidung zu treffen. Hast du denn noch Fragen an mich, die du geklärt haben möchtest, bevor du dich auf ein Tirocinium bei mir einlässt, sofern ich dir dann tatsächlich eines anbieten kann?"

    "Ein interessanter Gedanke", meinte Macer und bezog sich damit ausdrücklich nicht auf das Abreißen der Subura. "Im Vergleich zu dem, was derzeit vor allem diskutiert wird, wäre die Raumnot eine geradezu banale Ursache - was sie nicht unbedingt zu einem unwichtigen Aspekt machen muss. Im Gegenteil, es könnte sogar ein Vorteil sein, wenn man hier mit einfachen Maßnahmen Abhilfe schaffen kann", spekulierte Macer, während er ebenfalls wieder bei den Speisen zugriff.


    "Andererseits dürfte jede Art von Bautätigkeit wiederum diejenigen Männer auf den Plan rufen, die dort vor allem die Möglichkleit für Profit sehen, was die Probleme am Ende womöglich eher verschärft als löst", ging er dann auf ein mögliches Risiko ein. "Auch das wäre ja nicht das erste Mal, dass windige Hausbesitzer und Vermieter mehr auf den eigenen Geldbeutel als auf das Wohlergehen ihrer Mieter achten."

    Auch das klang alles sehr vernünftig und für ein Tirocinium Fori mehr als ausreichend. "Und wie steht es um deine politische Meinung? Gibt es Themen, die derzeit dein besonderes Interesse wecken? Oder hast du dir zu einem aktuellen Thema eine Meinung gebildet?", erkundigte er sich dann, denn immerhin musst die beiden auch inhaltlich miteinander klar kommen. Da würde es kaum helfen, wenn der Tiberier nun zufällig Anhänger von Ideen war, mit denen Macer besonders wenig anfangen konnte. Wobei Streitgespräche natürlich auch sehr interessant und lehrreich sein konnten - für beide Seiten.

    Zitat

    Original von Pitholaus Tachos


    Ich kann nicht beurteilen, ob es bereits eine kleine Korrektur gab.
    Der Engpass hält sich leider hartnäckig und obwohl gestern oder heute (?) noch einmal Edelholz nachgelegt wurde, reicht es für mich immer noch nicht. Holz gibt es wie immer im Überfluss.


    Auch wenn ich jetzt ein eigenes Sägewerk anmelde (bitte hiermit um Freischaltung), werde wohl auch ich Holz anhäufen, um Edelholz halbwegs zur Verfügung zu haben.


    Die Statistik sieht eigentlich gar nicht so nach einem üblen Missverhältnis aus, aber der Berg an Holz auf dem Markt ist tatsächlich nicht zu übersehen. Ich habe jetzt trotzdem mal nur moderat gedreht und das wöchentliche Verhältnis auf 215 Holz zu 34 Edelholz (statt vorher 220 zu 32) gestellt. Wir können in ein paar Wochen noch einmal drauf schauen, wie es dann aussieht.

    "Hast du Erfahrungen mit der Subura?" fragte Macer spontan, denn eigentlich hatte er nicht erwartet, dass der junge Annaer besonderes Wissen über die Subura hatte. Seine Antwort klang jedoch zumindest so, als wüsste er mehr darüber, als man von einem durchschnittlichen jungen Mann, der gerade nach Rom gekommen war, erwarten sollte. Selbst wenn er es nur aus anderen Quellen hatte, konnte ein frischer Blick von außen vielleicht nicht schaden. "Ich denke nämlich auch, dass man die Sache gründlicher betrachten muss und nicht alles an dem Aufstand festmachen kann. Sicher, er war heftig und ein markantes Ereignis, aber auch nicht das erste Mal, dass es in der Subura gärte. Und er wird seine Ursache sicher nicht in allen Probleme gehabt habe und es ist für mich nicht einmal gesagt, dass er seine Ursache in den wichtigsten Problemen hatte", gab Macer offen zu, dass er in dieser Sache gedanklich eher am Anfang stand als kurz vor einem Ende, dem Taten folgen konnten.

    Macer lehnte sich leicht zurück, während er der Antwort lauschte. Er war sich sicher, dass der junge Mann definitiv Potenzial hatte und früher oder später im Senat landen würde, egal, wie das hier ausging. "Kann man dich für Lobreden buchen?" fragte Macer daher spontan und mit einem schelmischen Grinsen. "Nein, im Ernst, du hast schon eine umfangreiche rhetorische Ausbildung genossen, oder?" Falls nicht, war der junge Mann ein Naturtalent. "Früher oder später werden deine Reden zweifellos eine Bereicherung für den Senat sein."


    Damit hatte Macer aber erst einmal genug gelobt. "Aber zurück zum Thema", sagte er daher. Das schelmische Grinsen, welches zwischenzeitlich kurz verschwunden war, war nun wieder da. "Wie begleitest du mich denn nachmittags in die Therme, zu einem Meinungsaustausch mit anderen Senatoren; oder abends zu einem Abendessen, welches ein Senator ausrichtet, um für einen Gesetzentwurf zu werben, wenn du da Dienst im Tempel schieben musst?" erkundigte er sich. Er hielt das Problem keineswegs für unlösbar, aber auch nicht für trivial.

    Die Antwort fiel knapp aus, aber sie war inhaltlich zutreffend. Man hätte es gewiss blumiger ausdrücken können, aber im Kern traf die Erwartung, die der junge Tiberier äußerte, ziemlich genau das, was die Arbeit eines Senators prägte. "Und was darf ich im Gegenzug von dir erwarten?" fragte Macer daher weiter. Und da er sich denken konnte, dass diese Frage vielleicht etwas zu knapp war, führte er sie gleich noch etwas weiter aus: "Was bringst du mit, was mir vielleicht nützlich sein könnte? Oder welche Vorbildung oder Votrerfahrung hast du schon?" Die Frage nach dem gegenseitigen Nutzen war zwar eher eine, die er angeheneden Klienten stellte und die bei einem Tirocinium Fori eher eine untergeordnete Rolle spielte, aber es konnte ja nicht schade, auf diese Weise auch noch etwas für sich gewinnen zu können.

    Macers Atmung produzierte ein undefinierbares, aber gut vernehmbares Geräusch, als das Thema auf die Subura kam und wechselte einen durchaus vielsagenden Blick mit seinem Nachbarn. Mit einer übertrieben galanten Geste gab dieser jedoch zu verstehen, dass er Macer gerne den Vortritt mit einer Antwort lies.


    "Nun, beschlossen ist noch gar nichts", fing Macer mit dem leichten Teil an. "Es wurden noch nicht einmal konkrete Pläne im Senat vorgestellt oder diskutiert. Aber es ist richtig, dass unser ehemaliger Consul Claudius als eine der Konsequenzen aus dem Aufstand dazu geraten hat, Maßnahmen zur Verbesserung der Situation in der Subura zu ergreifen und dass der Kaiser dieses Ansinnen unterstützt", führte er dann etwas genauer aus. "Und im Gegensatz zu anderen Konsequenzen, die Claudius meinte, aus dem Aufstand ziehen zu müssen, bin ich mir sicher, dass man für Maßnahmen in der Subura recht schnell eine Mehrheit finden wird. Konkrete Pläne sind mir aber wie gesagt nicht bekannt und zweifelslos wird auch nicht jede Maßnahme sinnvoll sein, nur weil sie die Subura betrifft oder mit dem Aufstand begründet wird." Nach einem Blick von Macer konnte sein Nachbar auch nur bestätigen, dass er ebenfalls noch keine konkreten Pläne kennt und auch selber bisher keine Ideen für bestimmte Maßnahmen entwickelt hat.


    Macer nutzte die Zeit, in der sein Nachbar sprach, um noch einmal bei den Vorspeisen zuzugreifen und dann Zeichen zu geben, dass diese entfernt und der nächste Gang aufgetischt werden könnten.


    "Ich bezweifle auch, dass man kurzfristig gute Pläne entwickeln kann", meldete er sich dann in der Diskussion zurück. "Die Ermittlungskommission zum Aufstand hat zwar einige interessante Anhaltspunkte geliefert, aber keineswegs schon ein so klares Bild, dass man nun einfach detaillierte Ursache benennen und diese gezielt abstellen könnte. Es wird meines Erachtens noch einiger Überlegungen bedürfen, welches Probem man nun genau angehen möchte, bevor man einen Plan zu dessen Lösung ausarbeiten kann."

    Der junge Mann schien sich vorbereitet zu haben und sich mit eben jener Tatsache auch nicht verstecken zu wollen. "Das klingt erst einmal gut geplant", kommentierte Macer daher diese Vorbereitung, war mit seinen Fragen aber längst noch nicht am Ende. "Wie stellst du dir denn in etwa den Ablauf eines solchen Tirocinium Fori vor? Was meinst du, welche Aufgaben ich dabei für dich haben könnte oder zu welchen Gelegenheiten du mich begleiten wirst?"

    Da konnte Macer nur zustimmend nicken. "Ja, das klingt vernünftig. Letztlich wirst du wohl ohnehin kein Kommando erhalten, wenn du dich beim Tribunat nicht gut anstellst, so dass es nicht nur dir zum Test deiner Befähigung dient, sondern in gewisser Weise auch dem Kaiser."


    Aber letztlich war die militärische Befähigung weniger das, was Macer Sorgen machte, denn dieser Teil der Karriere war optional und er würde noch genug Gelegenheit dazu haben, dazu später mehr über den jugen Mann zu erfahren, wenn er erst einmal sein Tiro war. Aber bevor es soweit war, wollte er noch mehr über dessen politische Befähigung in Erfahrung bringen. "Und wie stellst du dir das Leben als Politiker im Cursus Honorum so vor? Nicht nur als Amtsträger, sondern auch und vor allem in den Jahren dazwischen? Was macht ein Spurius Purgitius Macer wohl den ganzen Tag, wo er gerade ja nun einmal kein amtierender Consul ist?" fragte er daher ganz direkt, denn direkte Fragen waren oft noch immer die besten.

    "Ein ehrgeiziges Ziel", kommentierte Macer knapp die zeitlichen Pläne des jungen Iuliers, ohne damit direkt durchblicken lassen zu wollen, ob er diesen Ehrgeiz für angemessen oder für übertrieben hielt. Dann folgte er den weiteren Ausführungen erst einmal schweigend und versuchte sich so, ein genaueres Bild des jungen Mannes zu machen.


    Die bevorstehende Rolle als Aedituus war ihm auch aus dem Brief noch in Erinnerung und ein guter Anknüpfungspunkt. "Welchen zeitlichen Aufwand bringt diese neue Rolle als Aedituus denn für dich mit sich, gerade jetzt am Anfang?" erkundigte er sich dann.

    "Oh, ja natürlich, Decimus Meridius war es. Verzeihung, das hätte ich wissen müssen", war Macer seine eigene Frage etwas peinlich, kaum dass er die Antwort gehört hatte. Immerhin waren Decimus Meridius und eher einst enge Freunde und Kollegen gewesen, die nicht nur durch die Arbeit an der Academia Militaris miteinander verbunden waren. "Ja, dann ist Decimus Livianus natürlich eine hervorragende Wahl und ich habe keinen Zweifel daran, dass er es auch aus Germania schaffen wird, seinen Einfluss zu deinen Gunsten geltend zu machen", äußerte er volle Zuversicht, dass der junge Annaeus bei seinem Patron in guten Händen war.


    "Ich war ja selber eine Zeit lang in Germania als Statthalter, vor langer Zeit, und auch wenn man weit weg von Rom ist und die Post ein paar Wochen braucht, so ist man dort doch nicht völlig abgeschnitten", begann Macer ein wenig zu plaudern, denn er wäre ein schlechter Gastgeber gewesen, wenn er seinen Ehrengast nur ausgefragt hätte. "Wenn man einige fleissige und zuverlässige Gewährsleute hat, die einem regelmäßig Briefe senden, so ist man doch über alles wichtige informiert und kann rechtzeitig intervenieren. Zweifellos wird auch Decimus Livianus seine Informanten haben und du kannst ja selbst deinen Teil dazu beitragen, dass er jederzeit über deine Lage und deine Interessen informiert ist", wandelte sich die Plauderei dann langsam zu einem guten Ratschlag, den er dem jungen Mann gerne mit auf den Weg gab. Selber war Macer auch nicht der allzu fleissigste Briefeschreiber und viele seiner Klienten waren auch eher schreibfaul, aber man konnte ja trotzdem anderen raten, es besser zu machen.