Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Überraschung war noch untertrieben. "Hoppla, wie ist das denn passiert?", entfuhr es Macer, gefolgt von einer sehr langen Sekunde sprachlosen Schweigens. "Also, meinen Glückwunsch auch dazu natürlich. Aber ich muss zugeben, dass mich diese Nachricht etwas unvermittelt ereilt. Ich wusste bisher nicht einmal, dass ihr einander überhaupt bekannt seid", fasste er seine Überraschung dann in Worte. Ob Torquatus wohl wusste, dass Pompeius Atticus, der Sohn der Iunia Axilla, ebenfalls einer von Macers Klienten war? Aber bevor er diese frage stellte, wartete er erst einmal die Antwort auf die andere Frage ab.

    Nach dieser ohnehin schon unterhaltsamen Unterhaltung musste Macer aufpassen, nicht laut zu lachen, als seine Tochter den Namen Titus in Erwägung zog, denn das hätte sie sicher sehr irritiert. Macer schaute kurz zu Atticus, hätte dies aber besser nicht getan, denn dessen spärlicher Gesichtsausdruck machte es keinesfalls leichter, nicht zu lachen. Offenbar war er überhaupt nicht erfreut darüber, dass er nicht nur einen Hund, sondern gleich auch noch seinen Namen in der Casa Purgitia hinterlassen würde. "Du weißt aber schon, dass unser guter Pompeius Atticus ebenfalls Titus heißt?", mischte er sich dann aber doch mit einer Frage an Albina ein. Diese blickte überrascht auf. Wenn sie es mal gewusst hatte, hatte sie es offenbar zumindest heute vergessen. "Wirklich? Das ist ja toll! Dann ist der Name perfekt!" entschied sie mit kräftiger Stimme und nickte dabei bekräftigend. "Hörst du? Du heißt genauso wie das Herrchen von deinem Papa", erklärte sie die neue Erkenntnis umgehend dem Welpen. Vermutlich würde der sich in der nächsten Zeit so ziemlich alles erklären lassen müssen, was wenige Augenblicke zuvor Albina erklärt wurde.


    "Papa, haben wir eine Hundeleine? Oder macht man an so kleine Hunde noch keine Leine?", fragte sie dann weiter und sorgte dafür nun wiederum bei Macer für einen ratlosen Gesichtsausdruck. "Ich weiß es nicht, aber wenn wir keine haben und eine brauchen, besorgen wir eine", versprach er zumindest Aufklärung. "Toll. Ich will die mit aussuchen. Gehen wir gleich nach deiner Salutatio los? Kommt Titus auch mit?" Sie zögerte. "Oder geht das nicht ohne Leine? Das wäre aber doof. Wir müssen sie doch anprobieren." Sie schaute den Welpen wieder an. "Ach, zur Not tragen wir dich." Dann drehte sie sich zu Atticus. "Kommst du auch mit? Du musst mir doch zeigen, wie man mit einem Hund spazieren geht."

    Zitat

    Original von Titus Pompeius Atticus
    Da Atticus ja verwandtschaftsbedingt viel Erfahrung mit kleinen Kindern aufweisen konnte, hatte er auch kein Problem damit, noch eben mit Albina als Beschenkter ein paar Worte zu wechseln. “Du musst aber gut auf ihn aufpassen, Albina. Am Anfang sollte er am besten gekochtes Hühnchen und gekochte Möhren bekommen, vielleicht ab und zu ein wenig in Milch aufgeweichtes Brot. Das musst du in der Küche sagen. Und natürlich musst entweder du oder ein Sklave jeden Tag mit ihm draußen spazieren gehen, damit er Pipi machen kann. Und das allerwichtigste“ und hier machte Atticus eine dramaturgische Pause und hob mahnend seinen Zeigefinger: “Du musst ihm einen Namen geben!“ Und dann grinste Atticus wieder jungenhaft von Ohr zu Ohr. “Immerhin muss der kleine Kerl doch wissen, wie er heißt, damit er kommt, wenn du ihn rufst.“


    Albina knuddelte noch immer ganz begeistert den kleinen Hund, versuchte aber trotzdem genau zuzuhören. Immerhin wollte sie ihn gut pflegen. Und sie sollte in der Küche Bescheid sagen. Das war toll. In der Küche Bescheid sagen war wichtig. Papa machte das immer, wenn er Gäste erwartete.


    Als Atticus den Pipi erwähnte, hob sie den kleinen Hund unwillkürlich ein bisschen höher und betrachtete ihn etwas genauer von allen Seiten, ob er nicht tropfte. "Macht er denn nur einmal am Tag Pipi? Ich mache nämlich mehr als einmal am Tag Pipi. Aber immer morgens nach dem Aufstehen. Macht er auch nach dem Aufstehen Pipi?" Das war schließlich wichtig zu wissen. Aber sofort kam ihr eine weitere Idee. "Papa, darf er auch in der Garten Pipi machen? Das ist doch viel praktischer, als auf die Straße zu gehen." Macer war sehr erfreut, dass seine Tochter ihre neue Rolle als Hundemama gleich so ernst nahm und auch noch auf gute Ideen kam. Daher nickte er, denn tatsächlich hatte er nichts dagegen - und selbst wenn er etwas dagegen hätte, würde das den Hund kaum ernstlich davon abhalten, im Garten sein Revier markieren zu wollen.


    Albina war da aber schon wieder weiter in ihrem Gedanken und kaute ein wenig grüblerisch auf ihrer Unterlippe. "Wie nennen wir dich denn?" fragte sie den Hund und blickte in seine Augen. "Dein Name ist wichtig. Hat der Atticus gerade gesagt. Also muss er dir gefallen", erklärte sie ihm dann die Bedeutung der anstehenden Entscheidung und grübelte noch einen Augenblick weiter. "Magst du vielleicht Titus heißen?"

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    Original von Cnaeus Fabius Torquatus
    Zweifellos hatte sich mein Stand unter den zahlreichen Klienten des Senators seit meiner Rückkehr nach Rom verbessert. So musste ich mich also nicht allzu lange gedulden, ehe Macer auf mich zukam. "Salve, Patronus", grüßte ich zurück und war sogleich etwas verblüfft, dass mein Brief über meine Einstellung offenbar nicht den Weg in die Casa Purgitia gefunden hatte. Ich hatte eigentlich gedacht, ich hätte mit meinem neuen Personal ein gutes Händchen gehabt, aber ganz offensichtlich war mir Fortuna bei der Auswahl meiner Bediensteten weiterhin nicht wohlgesonnen. "Offenbar ist mein Brief wohl auf dem Postweg verschollen, aber ja, ich nehme deine Glückwünsche dankend entgegen. Ich leite nun als Procurator a memoria die Archive der Kanzlei. Deine Fürsprache war dabei sicherlich ein gewichtiger Faktor, sodass ich dir bei dieser Gelegenheit auch persönlich dafür danken möchte", brachte ich meinen Patron auf den neuesten Stand.


    Der erwähnte Brief hatte sehr wohl den Weg bis in die Casa Purgitia gefunden, sogar bis auf den Schreibtisch des Hausherrn, aber sein Inhalt hatte es nicht bis in die Tiefen des Gedächtnisses desselben geschafft. Und Macer hatte auch versäumt, seinen Sekretär über den Brief und seinen Inhalt zu informieren, so dass dieser auch nicht seine sonst übliche Funktion als Ersatzgedächtnis übernehmen konnte. Macer überging diesen Umstand schnell, aber sein Sekretär würde sicher später noch einmal nach dem Brief forschen. "Das freut mich wirklich sehr, dass du erfolgreich warst und dass ich dir helfen konnte. Ich denke, es ist wirklich ein verdienter Schritt in deiner Karriere und auch für die Kanzlei ein Gewinn. Und für mich freilich auch, das möchte ich nicht verhehlen." Ein Klient in der Kanzlei, noch dazu in leitender Position, das wünschte sich sicher fast jeder Senator. "Darf ich das dann auch gleich ganz schamlos ausnutzen und dich bitten, für mich einen Termin für eine Audienz beim Kaiser zu organisieren?" erkundigte er sich dann. "Nichts unglaublich dringendes und daher ist auch keine Vorzugsbehandlung nötig, aber was soll ich einen Boten schicken, wenn du ohnehin gleich in die Kanzlei gehst?"

    'Das geht ja gut los', dachte sich Macer reichlich amüsiert, als der Consul die Sitzung gleich mit einer Abstimmung begann. Da würden die nächsten Arbeitskreise sicher nicht lange auf sich warten lassen. Aber als altgedienter Senator war Macer dererlei Verfahrensfragen natürlich gewohnt, auch wenn er selten einen Hehl daraus machte, dass er eine zu kleinteilige Organisation in der Regel für überflüssig hielt. "Ich enthalte mich in dieser Frage", gab er daher auch hier bekannt, da er die Regelung weder befürwortete, noch es für hilfreich hielt, hier in Opposition zum Consul zu gehen.

    Der Fabier musste erneut nicht allzu lange warten, denn wie immer sortierte Macers Sekretär die Gäste nicht nur nach der Reihenfolge des Eintreffens, sondern auch nach ihrem Rang oder ihrer Bedeutung für den Hausherrn. Wobei letzteres durchaus kreative Formen annehmen konnte, wenn man beispielsweise an den jungen Pompeius dachte, der immer etwas schneller zum Zuge kam, als es seiner Bedeutung in der Klientenschar entsprach, weil er meist seinen Hund dabei hatte, der sich wiederum gut mit dem Hausherrn verstand - was ganz auf Gegenseitigkeit beruhte. Aber der Fabier stand auch Kraft eigenen Ranges sehr weit vorne.


    "Salve, Fabius Torquatus", grüßte Macer ihn. "Darf ich aus der Tatsache, dass du dich in den letzten Tagen rar gemacht hast in meinem Hause schließen, dass an den Gerüchten etwas dran ist und ich dir zu einer neuen Stelle gratulieren darf?", erkundigte sich Macer geradeheraus nach dem beruflichen Vorankommen seines Klienten. Immerhin hatte er ihm ein Unterstützungsschreiben zur Verfügung gestellt gehabt, da wollte er natürlich wissen, ob es genutzt hatte.

    "Ja, das kann ich mir vorstellen. Selbst für Rom ist der Verlust einer kompletten Villa ja eher ein außergewöhnliches Ereignis", stimmte Macer zu. "Umso schöner, dass unser heutige Gastgeber in der Lage war, schnell und unkompliziert zu helfen." Wäre Macer nicht Witwer, sondern immer noch mit Tiberia Albina verheiratet, hätte er wohl sicher auch in ähnlicher Form geholfen, aber so gab es wohl nun in andere Richtungen engere Verbindungen der Gens Tiberia als zu ihm. Zumal Macer in Sachen Verwandtschaft wie üblich notorisch schlecht informiert war und daher gar nicht genau wusste, wie eng die jetzt betroffenen Tiberier überhaupt mit seiner verstorbenen Frau verwandt waren. Aber wäre es sehr eng gewesen, hätten ihn sein Sekretär sicher darauf hingewiesen.


    Da der Gastgeber aber die Losung ausgegeben hatte, ein freudiges Fest zu feiern, wollte Macer nicht nur über tragische Ereignisse und Hilfsangebote sprechen. Zumal er den Eindruck hatte, dass sein Gegenüber durchaus erfreut war, auch über das Militär sprechen zu können. "Bei welcher Einheit dienst du nun?" erkundigte er sich daher, denn bisher hatte der Tiberier nur seine früheren Einheiten genannt, wenn Macer ihn nicht falsch verstanden hatte. Und dass er aus dem Dienst ausgeschieden war, nahm Macer nicht an. Dafür sah er zu jung und unversehrt aus.

    Macer begrüßte nach der Begrüßung durch den Gastgeber auch dessen Quaestor. "Salve, Quaestor Flavius", wählte er auch hier die förmliche Anrede, bevor er sich einen Platz suchte, an dem seine Tasche abgestellt wurde. Dann wartete er das Eintreffen der weiteren Kommissionsmitglieder ab, die er ebenfalls jeweils knapp begrüßte. Tiberius Verus kannte er noch vom Fest in der Villa Aurelia, der Octavier war ihm dagegen kein Begriff, aber das würde sich sicher im Verlauf der Arbeit noch ergeben, dass man sich näher kennenlernte.

    "Löwen! Papa! Löwen!", quietschte Albina ganz aufgeregt, als die beiden großen Raubtiere in die Arena kamen. Natürlich wusste sie, dass Löwen gefährlich waren und ein großes Maul mit großen Zähnen hatten und außerdem laut brüllen konnten, aber hier oben auf der Tribüne waren sie ja hoffentlich sicher und da war es einfach nur total aufregend, Löwen zu sehen. Gleich zwei Löwen sogar. "Die Garzelle haben sie für die Löwen übrig gelassen, nicht wahr? Das ist aber nett von denen. Dann haben die Löwen nochmal was zu essen, bevor sie gleich gejagt werden", erklärte sie dann mit wissendem Nicken und schaute anschließend wieder gebannt in die Arena.

    Macer hatte sich recht zeitig nach der morgentlichen Salutatio auf den Weg zur Villa Claudia gemacht, um nicht gleich bei der ersten Sitzung durch Zuspätkommen aufzufallen. Da er abgesehen von den Erläuterungen des Consuls im Senat keine genaue Vorstellung vom Ablauf der Sitzungen hatte, hatte er zunächst darauf verzichtet, einen Klienten als Assistenten mitzubringen, sondern hatte sich nur von seinem Laufburschen begleiten lassen. Dieser trug eine Tasche für seinen Herrn, in der sich einige Notzien und weiteres befand, was während einer Besprechung nützlich sein konnte.


    Macer ließ sich nach der Ankunft in den vorgesehenen Raum führen und schaute sich kurz um. Er schien wie geplant nicht der letzte zu sein. "Salve, Consul Claudius!", grüßte er den Gastgeber herzlich, aber in der gebotenen Form, denn immerhin war dies ein Treffen einer offiziellen Senatskommission und kein privates Zusammenkommen.

    "Verspielt sind sie in dem Alter fast alle", antwortete Macer mit ein bisschen Halbwissen über die Hundehaltung. Im Haushalt seiner Eltern hatte es einen Hund gegeben und auf seinem Landgut gab es immer mindestens einen Hund, aber mit vielen Details der Hundehaltung hatte Macer bisher wenig persönlichen Kontakt gehabt. Aber das würde sich in Zukunft wohl ändern. Allzu schwer konnte es ja nicht sein.


    Es dauerte noch ein wenig, bis Macers Tochter im Atrium erschien und Macer überbrückte die Zeit mit ein wenig Plauderei. Er hatte sich schon gedacht, dass Albinas Erzieherin darauf bestehen würde, dass Albina angemessen gekleidet war, denn auch wenn sie im Haus blieb, war die Salutatio des Hausherrn ein Stück Öffentlichkeit. Und in der Öffentlichkeit konnte die Tochter eines Senators nicht genauso herumlaufen, wie zum Spielen im Haus.


    Schließlich erschien sie dann aber doch, etwas zögerlich, im Durchgang zum privateren Teil des Hauses. Noch wusste sie ja nicht, warum sie gerufen wurde, aber als sie Atticus und vor allem Pontus erblickte, wurden ihre Züge schon wesentlich entspannter. Mit einem freudigen Gesichtsausdruck lief sie los und knuddelte erst einmal den großen Hund. Erst nach einigen Augenblicken machte Macer sie dann auf das Geschenk aufmerksam. "Schau mal, Albina, hier ist noch etwas für dich. Mein Klient Pompeius Atticus hat ein Saturnaliengeschenk für dich", erklärte er und deutete auf den Korb. Albina schaute erst noch einmal kurz etwas irritiert, dann realisierte sie, dass in dem Korb ein Hundewelpen saß. Ein fröhliches Quietschen war zu hören, dann wurde auch der Welpe geknuddelt. "Nimm ihn ruhig vorsichtig raus", gab Macer ihr als Rat mit, denn im Korb wurde es sonst vielleicht auf Dauer etwas unbequem. Ansonsten überließ er Albina erst einmal ihrer Freude und nickte stattdessen seinem Klienten wieder zu. "Ich glaube, das Geschenk kommt gut an."

    Die kleine Purgitia Albina hatte wenig Ruhe dafür übrig, der kurzen Rede zur Eröffnung der Spiele zu lauschen, aber dafür schaute sie umso faszinierter den weißen Tauben hinterher, die in alle Richtungen aus der Arena flatterten. Bis die letzte Taube aus ihrem Blickfeld verschwunden war, war die Arena längst mit Garzellen gefüllt, die sie wiederum genauso faszinierten wie zuvor die Tauben. Macer saß mit etwas weniger kindlicher Freude dabei und erfreute sich weniger am Anblick der Tiere als an der entspannten Atmospähre des Ausflugs und dem Glück seiner Tochter. Nebenbei plauderte er ein wenig mit seinen Sklaven, auch wenn die Gespräche nicht ganz so gelöst und ungezwungen waren wie unter gleichrangingen. Auch wenn an den Saturnalien alle Grenzen aufgehoben waren und alle gleich waren, so änderte es doch nichts daran, dass Macer über manche Sklaven in seinem Haushalt nur wenig persönliches wusste und es daher nicht allzu leicht war, abgesehen vom Wetter ein Gesprächsthema zu finden, das allen genehm war.

    Auch die weiteren Antworten blieben trotz ihrer Ausführlichkeit vage, aber Macer verstand, dass genau dies die Absicht des Consuls war, der die Kommission offenbar nicht schon jetzt zu sehr in eine Richtung fokussieren wollte. "Danke für diese weiteren Erläuterungen. Ich sehe nun etwas klarer, was den Auftrag der Kommission betrifft", bestätigte Macer daher. "Ich möchte gerne meinen Anteil zu ihrem Gelingen beitragen", bestätigte er dann noch die Einladung, bevor er wieder Platz nahm. Tatsächlich fiel ihm diese Zusage leicht, denn genauso vage wie die Grenzen schien auch die Definition von Erfolg zu sein, der mit der Kommission einher ging. Seine Meinung konnte er beisteuern, da war sich Macer gewiss. Alles weitere würde sich wohl erst noch zeigen müssen.

    Auch wenn es nur wenige Augenblicke von der Ankündigung des geheimnisvollen Geschenks bis zu seiner Enthüllung waren, so reichten diese, damit Macer aus dem leichten Wackeln des Korbs, dem Verhalten des Hundes seines Klienten und schließlich auch den Erklärungen die richtigen Schlüsse zog. Ein breites und begeistertes Lächeln zierte daher sein Gesicht, als er in die Augen des Hundewelpen blickte. Eine Weile schaute er versonnen in das Gesicht des kleinen Hundes und legte dabei seinen Kopf leicht schief, dann streckte er seine Hand aus, um Pontus zu kraulen. "Hast du gut gemacht, mein Großer!" flüsterte er ihm dabei zu. Dann wandte er sich wieder an seinen Klienten. "Ja, das ist genehmigt als Geschenk", erteilte er die erbetene Erlaubnis und hatte dabei noch immer ein strahlendes Lächeln im Gesicht. Seinem Sekretär, der auch bei dieser Salutatio wie üblich an seiner Seite war, gab er dann den Auftrag, seine Tochter zu holen. "Er ist ein Rüde?" erkundigte er sich dann wieder bei Atticus über Details zu dem kleinen Kerl und hielt diesem vorsichtig die Hand hin, damit er schon einmal schnuppern konnte.

    "Io Saturnalia, Atticus! Dir ebenfalls schöne Festtage", begrüßte Macer seinen Klienten ähnlich, wie er auch schon viele andere Klienten in diesen Tagen begrüßt hatte. Allerdings hatte ihn bisher niemand mit einem Geschenk für seine Tochter überrascht, so dass Macer gleich besonders aufmerksam wurde. "Für Albina? Da bin ich aber neugierig! Dann lass mal sehen", forderte er den jungen Mann auf.

    Die Ausführungen fielen leider nur in Teilen so konkret aus, wie Macer sich das erhofft hatte, aber andererseits stellte der Consul ja auch Rückfragen, damit Macer seinerseits die Frage noch einmal schärfen konnte. "Ja, so etwas wie die Vermeidung von Kollisionen mit den Ermittlungen anderer Gremien meinte ich unter anderem", bestätigte er dann die Richtung seiner Gedanken. "Aber auch zeitliche Grenzen vielleicht, also wie weit wir in die Vergangenheit zurückgehen sollen oder räumliche Grenzen, in wie weit wir Einflussfaktoren von außerhalb Roms untersuchen sollen. Und natürlich eben auch die Grenzen, wen wir vorladen dürfen oder sollten und wen nicht oder zumindest nicht ohne Rücksprache", fügte er dann einige Beispiele für Grenzen hinzu, die er sehen konnte. Wobei letztgenannte Rücksprachen wohl recht einfach waren, wenn Menecrates selbst Teil der Kommission war. Letztlich war wohl ohnehin immer nur er derjenige, der beurteilen konnte, in wie weit eine Ermittlung noch im Sinne seiner Zielsetzung war und wo sie eine Grenze überschritt.

    Eigentlich machte sich Macer ja nicht viel aus Tierhetzen, so dass die Veranstaltung alleine kaum sein Interesse hätte wecken können. Aber es waren Saturnalien und Macer war Hausherr und Vater. Damit stand er gegenüber seiner Familia in der Pflicht und konnte ihnen die Spiele des Aedils an diesem Feiertag nicht vorenthalten. Zumal Tierhetzen von allen denkbaren Attraktionen in der Arena oder im Circus noch diejenigen waren, mit denen seine Tochter am ehesten klar kam. Wagenrennen interessierten sie nicht (obwohl Pferde dabei waren!) und Gladiatorenkämpfe fand sie blöd, weil es sich für sie nicht gehörte, dass Männer sich einfach schlugen. Aber mit Tierhetzen war sie einverstanden. Raubtiere waren böse und gefährlich, da war es für sie gut und richtig, dass sie gejagt wurden und man dabei zugucken konnte.


    Um die kleine Gruppe für den Saturnalienausflug zu vervollständigen, hatte Macer außerdem noch einige Sklaven aus seinem Haushalt mitgenommen. Vorzugsweise natürliche solche, die sonst nur selten oder gar nicht die Gelegenheit hatten, den Hausherrn zu angenehmen Anlässen in die Stadt zu begleiten. Wobei Macer ja durchaus noch Gelegenheit haben würde, allen Sklaven seines Haushalts etwas gutes zu tun, denn die Festlichkeiten zogen sich ja über mehrere Tage. Aber jetzt suchte sich die Gruppe erst einmal einen Platz auf der Tribüne, um die Tierhetzen anzuschauen.

    Macer hatte sich bisher nicht genauer mit den Plänen des Consuls beschäftigt, da zu Zeiten des Wahlkampfs die Einsetzung einer solchen Kommission noch weit weg war und er sicher war, dass noch viele Fragen zu klären waren. Außerdem hatte er angenommen, dass Claudius Menecrates die vorgesehenen Mitglieder vorab kontaktieren würde. Nun aber wurde er hier gleich ganz öffentlich in eine Kommission berufen, deren genauer Rahmen Macer noch immer nicht klar war. Also meldete er sich bald zu Wort.


    "Werter Consul, ich danke für das Vertrauen, welches du offenbar in meine Person setzt, da du mir einen Platz in der Kommission zugedacht hast. Doch bevor ich dir versichern kann, dass ich meine Pflichten zum Wohle Roms gerne erfüllen möchte, würde ich doch gerne etwas mehr über diese Pflichten erfahren. Und da es bekanntlich Pflichten nicht ohne Rechte gibt, erbitte ich auch dazu einige klärende Worte. Was ist der genaue Auftrag der Kommission? Wie lange hat sie Zeit, diesen zu erfüllen? Welche Mittel stehen ihr dazu zur Verfügung? Welche Grenzen gibt es zu beachten? Wem erstattet sie Bericht?"


    Wie er den Worten des Consuls entnahm, gab es zumindest schon eine Liste von Personen, die angehört werden sollten, was ihn darauf schließen ließ, dass zumindest für manche seiner Fragen recht präzise Antworten zu erwarten waren.