Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Das Rennen endete für die Factio Russata etwas enttäuschender, als sich die meisten Anhänger wohl nach dem Rennverlauf bis zur letzten Runde erhofft hatten. Aber nach dem schwachen Start und den zuletzt schlechten Ergebnissen war ein zweiter Platz für Amasis wohl kein schlechtes Ergebnis. Und Bagoas hatte am Ende den Zoll dafür zahlen müssen, lange seinem Kollegen den Rücken frei gehalten zu haben. Selber schien er damit auf jeden Fall klar zu kommen und auch die Anhänger schienen nicht allzu enttäuscht über seinen Platz.


    Natürlich überließ man nun der Veneta den Siegesjubel, mit der man immerhin freundschaftlich verbunden war. Trotzdem hallten auch weiter noch der Name der Russata durch den Circus.


    Russata!
    Russata!
    Russata!
    Russata!


    Mit der Frage der Finanzierung hatten die beiden jungen Männer recht und trafen bei Macer auf keinen Widerstand. Vielmehr war er in diesem Bereich für kreative Ideen durchaus offen. "Ja, sicher müsste man Sponsoren finden, aber das sollte ja eigentlich kein Problem sein", zeigte er sich daher optimistisch. "Wohlhabende Ritter oder solche die es werden wollen, Frauen, Wahlkämpfer, andere Vereine - es gibt viele potenzielle Geldgeber für das eine oder andere Rennen, denke ich. Vielleicht muss man das dem einen oder anderen einfach nur wieder in Erinnerung rufen. Früher war es üblich, dass man zu einer Bestattung Gladiatorenkämpfe veranstaltet hat. Warum sollte da nicht jetzt jemand zum Geburtstag ein Wagenrennen ausrichten?" In Macers Ohren klang das zumindest ganz pragmatisch. Es musste ja tatsächlich nicht jedes Mal ein riesiges Rennen sein und wenn die Factiones häufiger fahren konnten, konnten sicher au die Prämien pro Rennen etwas geringer ausfallen.

    Das Rennen entwickelte sich weiter nach dem Geschmack der Russata-Anhänger. Bagoas hielt wie erhofft routiniert seinem Kollegen den Rücken frei und dieser konnte sich den Führenden in Ruhe zurechtlegen und schließlich an ihm vorbeiziehen. Die ohnehin schon prächtige Stimmung heizte dies noch weiter an, zumal die anderen Factiones offenbar auch deutlich weniger Unterstützung von den Rängen erhielten. Zumindest für die Roten hörte es sich so an, als wenn von den anderen Factiones gar nichts zu hören war. Aber da konnte man ja was machen und den Rest des Publikums mal zum Mitmachen auffordern.


    "Steht auf, wenn ihr Rote seid! Steht auf, wenn ihr Rote seid, ..."


    "Nun, dann sollte ich dich wohl nun besser verlassen, denn du hast sicher ohnehin viel zu tun, auch ohne tiefsinnige Gedanken zum Rennsport", nahm Macer die recht offensichtliche Gelegenheit zur Verabschiedung auf. "Ich wünsche dir viel Erfolg bei deinen Aktivitäten und gutes Gelingen! Wir sehen uns spätestens bei deiner Rede im Senat oder beim Wagenrennen", wünschte er Menecrates dann viel Erfolg und machte sich bereit, die Villa Claudia zu verlassen.

    Das Rennen blieb weiter spannend und auf den vorderen Plätzen auch reichlich unübersichtlich. War Amasis gerade noch zurückgefallen und zog sich damit den leichten Unmut der roten Anhänger zu, tauchte er keine zwei Runden später schon wieder auf Platz zwei auf und damit direkt vor seinem Factio-Kollegen Bagoas. Taktisch war das eine durchaus komfortable Situation, den während der routinierte Bagoas so seinem Kollegen zumindest eine Weile den Rücken frei halten konnte, konnte dieser sich ganz auf seinen Vordermann von der Veneta konzentrieren, der zumindest nominell eher schwächer einzuschätzen war als sein roter Kontrahent. Bei den zuletzt wechselhaften Leistungen von Amasis wollte sich aber noch kein unbegrenzter Optimismus in den Reihen der Russata-Anhänger breit machen, aber die Gesänge blieber weiter laut und freudig.


    "Russ-russ-russ Ru-russ-russ-russ Ru-russ-russ-russ Russata!"


    Da Macer schon früher eine Diskussion mit Aurelius Lupus um mögliche Änderungen am Marktgesetz geführt hatte, kannte er schon einige Argumente, die nun zwischen dem Gastgeber und Flavius Gracchus ausgetauscht wurden. Weder der eine, noch der andere konnte ihn daher überraschen und Macer sah sich mit seiner Position dazwischen, wenngleich mit einer Tendenz in Richtung der Ideen des Gastgebers. "Ich denke auch, dass es durchaus sinnvoll sein kann, bestimmten Personengruppen den Besitz eines Betriebes zu untersagen, weil dies mit anderen ihrer Pflichten kollidieren könnte", stimmte er zunächste Flavius Gracchus zu, ohne explizit auf den Cultus Deorum einzugehen. "Dabei muss ich aber auch Aurelius Lupus zustimmen, dass die derzeitige Regelung dies in sehr willkürlicher und nicht nachvollziehbarer Weise tut und daher verbessert werden sollte. Vor allem sollte man meines Erachtens im Blick behalten, dass wir hier über das Marktrecht reden. Wenn es für die Märkte schädlich ist, dass der Besitzer eines Betriebes noch andere Pflichten oder Einkommensquellen hat, dann ist es eine Frage das Marktrechts und sollte in der Lex Mercatus behandelt werden. Ist es jedoch vielmehr so, dass es eine Gefahrt für die Pflichten jenes Mannes ist, wenn er auch noch einen Betrieb besitzt, so ist dies keine Frage des Marktrechts, sondern es obliegt demjenigen, der diese Pflichten überwacht, entsprechende Regelungen zu erlassen", brachte er dann seine Ansicht zur sinnvollen Struktur einer Gesetzgebung zum Ausdruck. "Um es an einem Beispiel zu sagen: Ist es eine Gefahr für die Märkte, wenn ein Soldat einen Betrieb besitzt, muss dies in der Lex Mercatus untersagt werden. Ist es eine Gefahrt für die Armee, wenn ein Soldat einen Betrieb besitzt, muss dies im Codex Militaris untersagt werden. Zumindest ist dies meine Meinung."

    "Ich werde sehen, was ich einrichten kann", versprach Macer. Da sein Klient reichlich unerwartet hier aufgetaucht war und Macer auch gerade jetzt erst von seinen Plänen erfahren hatte, hatte er auch nichts, was er ihm im Gegenzug direkt auftragen konnte. Daher schüttelte er zunächst den Kopf. "Nein, derzeit nicht. Aber ich komme darauf zurück, wenn sich eine Gelegenheit ergibt. Wir sehen uns jetzt ja wohl öfter und müssen keine Briefe schreiben."

    Die generöse Bescheidenheit des Flaviers ließ Macer schmunzeln. "Es würde sicherlich auch zahlreiche Kandidaten kalt erwischen, wenn du völlig unerwartet mit ihnen um das Consulat konkurrieren würdest!" Und vermutlich würde ein solches Ziel dann auch trotz aller familiärer Herkunft doch mindestens einen Schritt zu weit entfernt liegen. Einen sehr großen Schritt.


    Die Quaestur war dagegen wesentlich naheliegender und Macer hatte keinen Zweifel, dass der Flavier diese auch erringen würde. "Nun, bei deinen gerade gehörten Verdiensten um den Frieden an unseren Grenzen und deinem familiären Hintergrund muss es wohl fast mir eine Ehre sein, dass du bei mir vorsprichst! Ich habe keine Zweifel daran, dass deine Kandidatur erfolgreich sein wird, aber ich kann dir gerne versichern, dass ich sie auch unterstützen werde", konnte er daher guten Gewissens noch ein paar Komplimente verteilen. Gemessen am Ruhm des flavischen Hauses war er eben auch nur ein einfacher Senator, der lediglich hinlänglich erfolgreich gewesen war, auch einmal das Consulat zu erringen.

    Der Beginn des Rennens stürzte die Anhänger der Roten gleich in ein Wechselbad der Gefühle. Hatten sie erst noch Hoffnung, dass Amasis seinen schlechten Start aus dem Trainingsrennen heute wett machen würde, sahen sie sich spätestens in der zweiten Runde herbe enttäuscht. Schon wieder steckte er in der Mitte des Feldes fest und würde damit viel Kraft seiner Tiere und eigene Konzentration brauchen, um wieder nach vorne zu kommen. Selbst wenn es gelang, könnten das die entscheidenden Kräfte sein, die dann im Schlussspurt fehlten. Bagoas dagegen fugr ein routiniertes Rennen und ließ sich von seinem schlechteren Start nicht beirren, sondern zog geschickt nach vorne, indem er sich aus den Zweikämpfen heraushielt und einfach den Sog eines anderen Fahrers nutzte. Das versprech Spannung für die kommenden Runden und die Anhänger der Russata taten alles, die Stimmung weiter anzuheizen und ihre Fahrer nach vorne zu peitschen.


    Russata!
    Russata!
    Russata!
    Russata!


    "Ja, Pompeius Imperiosus ist nicht mehr in Rom", konnte Macer ohne zu Zögern bestätigen. "Sein Sohn Atticus ist mein Klient, daher bin ich da recht gut informiert", schob er fast entschuldigend hinterher, auch wenn er abgesehen von der bestätigten und schon länger währenden Abwesenheit des Pompeius nicht wirklich informiert war, was dieser derzeit trieb. "Direkte Kontakte zum Kaiserhof in Form anderer Klienten dort unterhalte ich ansonsten auch nicht, aber als Consular ist es ja auch wieder nicht ganz unüblich, gelegentlich mit der kaiserlichen Verwaltung in Kontext zu stehen." Ganz genau stimmte das zwar auch nicht, denn es war schon länger her, dass er zuletzt am Kaiserhof vorgesprochen hatte, aber grundsätzlich war das wohl schon richtig.

    "Auch das ist beachtlich", stellte Macer fest, denn er hatte schon Verträge mit kürzeren Laufzeiten erlebt. "Dann hast du dir ja nun ein paar Jahr Ruhe verschafft, in denen du dich wieder Rom widmen kannst, bevor man dein Geschick erneut an der Grenze benötigt", leitete er dann mit einem Scherz zu einem anderen Gesprächsthema über, denn soweit er verstanden hatte, wollte sein Gast auch über seine Pläne zu den anstehenden Wahlen sprechen.

    "Das ist wohl richtig, ja. Die militärischen Posten in der Hauptstadt sind eher rar. Die Wahrscheinlichkeit, dann gleich wieder in die Provinz zu müssen dürfte höher sein", stimmte Macer seinem Klienten zu. Außerdem kannte er ja auch Pläne seiner anderen Klienten und auch wenn diese auf gänzlich anderen Abschnitten der ritterlichen Laufbahn unterwegs waren, musste man ja keine unnötigen Engpässe im eigenen Haus schaffen. "Andererseits platzt der Kaiserhof auch nicht gerade vor ritterlichen Posten. Hast du aus deiner damaligen Zeit dort noch Kontakte? Wenn es dir hilft, kann ich gerne versuchen, ein Wort für dich einzulegen", bot er dann umgehend an, denn einen Klienten in der kaiserlichen Kanzlei zu haben, war für ihn von großem Wert. Dann konnte man auch mal in Vorleistung gehen.

    "Jede Factio hat ihre Lieblingsgegner. Wenn du dich nicht zum Gegner der Roten machst, machst du dich vielleicht zum Gegner der Blauen oder Weißen oder Goldenen. Wenn du im Rennsport nicht für irgendwen auf der falschen Seiten stehen willst, dann darfst du auf gar keiner Seite stehen", antwortete Macer lapidar, da er es außerhalb des Rennsports niemandem übel nahm, in irgendeiner Factio zu sein und gleichzeitig ganz sicher nicht vor hatte, an den von den Anhängern lange gehegten und gepflegten Feindschaften zu rütteln, wenn sie seinen persönlichen Interessen entgegen standen. Daher war es ihm letztlich tatsächlich völlig egal, für welche Factio Menecrates sich entschied. Da es für ihn deshalb auch nichts weiter zu sagen gab, griff er noch einmal beim Imbiss zu. Langsam sollte er wohl auch weiter kommen, denn immerhin hatte er den Besuch nur auf einen Umweg zu einer anderen Angelegenheit gelegt, auch wenn diese keineswegs zeitkritisch war.

    Die Bedingungen hörten sich für Macer nach einer gerechten Lösung nach einem bewährten Schema an. "Das scheint mir eine günstige und sinnvolle Lösung zu sein. Hungernde Chatten direkt vor der Grenze sind zweifellos nicht im Sinne Roms. Und satte und dankbare Chatten sind zweifellos wenig daran interessiert, einen Vertrag zu brechen. Ist der Vertrag zeitlich begrenzt?" erkundigte er sich dann nach einem weiteren Detail, das ebenfalls nicht unüblich wäre.

    Als sein Klient das Finanzielle ansprach, warf Macer einen kurzen Blick auf seinen Sekretär, der das Gespräch verfolgte. Dieser nickte leicht und Macer deutete dies so, dass er über die ausbleibenden Zahlungen informiert war. Vielleicht hatten sie sogar einmal darüber gesprochen, aber Macers Gedächtnis war bekanntlich nicht das beste. "Danke, dass du es selber ansprichst", sagte Macer daher erst einmal, als er sich wieder Fabius Torquatus zuwandte. "Es hat mich nicht in finanzielle Engpässe gestürzt. Und es ist gut, dass wir das so zügig aufklären konnten. Vielleicht solltest du Merkur opfern, damit du demnächst mehr Glück mit der Wahl deiner Geldboten hast." Damit war das Thema für Macer auch schon erledigt. Der zu erwartende Geldsegen warf eher die Frage auf, ob er sich wieder verstärkt darum bemühen sollte, einen Teil seiner Ersparnisse in weiteren Landbesitz zu investieren.


    Da dies aber sicher kein Thema für die laufende Salutatio war, riss er sich schnell wieder von diesen Gedanken los. "Was sind denn nun deine Pläne, wo du wieder in Rom bist?" erkundigte er sich stattdessen bei seinem Klienten.

    "Es sind ja keine Fehden", griff Macer als erstes den letzten Punkt auf, da Menecrates hier tatsächlich gänzlich ahnungslos zu sein schien. "Es geht nicht darum, dass die einen aus einem konkreten Grund etwas gegen bestimmte Personen auf der anderen Seite haben. Es geht einfach darum, dass die Anhänger nicht nur Idole brauchen, sondern auch Lieblingsgegner. Wenn man dann schon nicht gewinnt, kann man sich wenigstens freuen, vor eben jenem Gegner gelandet zu sein." Es ging schließlich beim Wagenrennen um viel mehr als nur um die Ehre des Sieges.


    "Zur Lage bei den einzelnen Factiones kann ich wie gesagt nicht mehr sagen. Ich schaue da ja auch nur von außen drauf und gerade, weil ich selber bei den Roten involviert bin, wird man mir auch nicht gleich jedes Detail erzählen", wechselte er dann zu den anderen Fragen. "Aber die Situation bei der Purpurea dürfte tatsächlich eine andere sein als bei der Aurata. Dass Matinius Agrippa schon seit Jahren nicht mehr öffentlich aufgetreten ist und sein Name kaum mehr als ein Aushängeschild ist, dürfte wohl jeder wissen, insbesondere eben auch in der Purpurea. Das dürfte eine völlig andere Situation sein als bei Decimus Livianus", legte er dann seine Sicht auf die Dinge dar, die aber zweifellos nicht die einzig mögliche war.

    Zitat

    Original von Numerius Duccius Marsus
    Frage an Macer: Wo kommt die oben gepostete Trecenarius-Signatur her und sollte der Trecenarius auch als einzelner Rang eintragungsfähig sein?


    War früher mal so, bis wir es vor etlichen Jahren auf einen Zusatz umgebaut hatten, soweit ich mich erinnere. Aus der früheren Lösung stammt auch noch die Signatur-Grafik. Aber so, wie es jetzt eingetragen ist, sollte es sowohl inhaltlich als auch vom Gehalt her passen.

    Nö, grundsätzlich dagegen spricht wahrscheinlich nichts, sofern nicht in dem Foreneditor ein paar fiese Kleinigkeiten versteckt sind, die verhindern, dass wir den auch woanders eingesetzt bekommen. Muss ich mir angucken. Steht dann aber auf der To-Do-Liste eher hinten.


    Einen Zeichenbegrenzung haben wir bei den Charakterbeschreibungen nicht, soweit ich mich erinnere.

    Was für ein Einstieg ins Tischgespräch! Der Versuch, freihändig aus der Aqua Appia zu trinken, dürfte ungefähr dasselbe Gefühl verursachen wie dieser äußerst schwungvolle Auftakt, vermutete Macer. Zumindest fühlte er sich ein wenig überrollt, auch wenn die Inhalte nicht einmal gänzlich neu für ihn waren. "In der Tat sprichst du hier einen guten Punkte an oder eigentlich ja derer gleich drei", meldete er sich dann zu Wort, nachdem er eine Dattel geschluckt hatte. "Die Frage der Betriebsführung erscheint mir dabei die unkritischste zu sein, denn wie du schon sagtest, meint das Gesetz einfach etwas anderes, als die Buchstaben sagen, aber das scheint auch jeder zu wissen. Mir ist zumindest keine entsprechende Klage bekannt und viele Verwalter dürften auch Freigelassene sein und gar keine Sklaven, so dass dieses Gesetz dann doch wieder nicht so stark tangiert ist, wie man vermuten könnte. Auf meinem Landgut verhält es sich jedenfalls so", griff er sich dann den seiner Ansicht nach schwächsten Punkt heraus und erwähnte ganz nebenbei, dass er tatsächlich Landwirtschaft betrieb oder betreiben ließ. Mehr wollte er zu dieser Frage auch erst einmal gar nicht sagen, denn da sah er andere an der Reihe, die Geschäfte einiger Senatoren entweder zu verteidigen oder mit zu verurteilen. Die Rolle des Censors war schließlich fest vergeben. Zum dritten Punkt würde er dagegen sicher noch etwas sagen, denn der Codex Militaris war ja quasi sein Stichwort, aber es wäre wohl sowohl unhöflich als auch ermüdend für die anderen Gäste gewesen, wenn er nun ebenso viel gesprochen hätte wie der Gastgeber.