Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    Es waren längst noch nicht alle Reden gehalten, aber Macer war sich sicher, hier und jetzt schon einen sehr heißen Kandidaten für den Preis für die größte Bescheidenheit gehört zu haben. Dass jemand so umfangreich Erfolge und Verdienste aufzählte, nur um sie dann alle nicht berücksichtigt haben zu wollen, kam im Senat zumindest nicht allzu häufig vor und auch wenn Macer glaubte, diese Redefigur schon einmal selber in ähnlicher Form angewandt zu haben, war er davon positiv beeindruckt. Dass er die aurelischen Pläne zur Marktreform spätestens seit dem Essen in der Villa Aurelia schon etwas besser kannte als viele andere Senatoren, tat sein übriges dazu, dass diese Kandidatur seine Zustimmung fand. Also ergriff er relativ schnell das Wort. "Senator Aurelius, ich freue mich über diese Kandidatur und auf deine Amtszeit als Aedil. Ich denke, es ist eine gute Wahl für Rom, dich in diesem Amt zu sehen und ich werde dir meine Stimme dafür geben. Und das sage ich nicht nur, weil ich auf Wagenrennen hoffe, sondern auch, weil deine Pläne für die Verbesserung der Marktgesetze es wert sind, dass sie hier in der Curia weiter diskutiert werden." Details über diese Pläne wollte er hier natürlich nicht verraten. Das konnte der Aurelier selber tun, oder es blieb für die anderen Senatoren eben noch spannend, sofern sie nicht die Gelegenheit nutzten, gleich hier nachzufragen.

    Macer betrachtete den Aufmarsch mit demselben Blick, mit dem er schon früher zu seiner aktiven Zeit Paraden abgenommen hatte. Anders als zu den üblichen feierlichen Anlässen wie dem Geburtstag des Kaisers oder einer Legion fiel sein Blick diesmal jedoch auch insbesondere auf jene Darsteller, die den Platz der Toten eingenommen hatten beziehungsweise auf die Größe der Totentafeln. Noch immer fehlte es ihm an verlässlichen Informationen, mit denen er den Aufstand wirklich einschätzen konnte und dies hier waren für ihn daher sozusagen einige wenige der spärlichen, stichhaltigen und offiziellen Fakten. Tote logen nicht und Zahlen logen ebenfalls nur äußerst selten.

    Das erste Thema, das der Aurelier als Gastgeber für den heutigen Abend aufrief, überraschte Macer nicht, zumal er genau darüber ja schon einmal mit ihm diskutiert hatte, wie er in seiner Eingangsrede auch noch einmal erwähnte. Macer wählte sich also schnell einen kleinen Happen aus, um seinen Magen nicht zu vernachlässigen und ließ sich etwass zu Trinken reichen, um so gewappnet dann auch bald das Wort zu ergreifen, nachdem es bereits erste zustimmende Worte von seinem Nachbarn gegeben hatte. "Eine gute Entscheidung, Aurelius!", lobte er den Gastgeber ebenfalls erst einmal für seinen Entschluss. "Ich bin schon sehr gespannt, wie du die kleinen Ideen, die wir damals besprachen, seither weiterentwickelt hast und in welcher Form sie schließlich in ein Gesetzeswerk münden werden. Ich möchte zwar vermuten, dass selbst bei einem höchst vollendeten Werk noch immer zahlreiche Klagen die Aedilen und Praetoren beschäftigen werden, denn es dürfte heute kaum etwas geben, was die Streitlust mehr befördert als die Konkurrenz um Geld, Besitz und Gewinn, aber zweifellos ist es ein ehrenwertes Ziel, die vorhandenen Regelungen zu verbessern und klarer zu fassen", sprach er dann zumindest dem Vorhaben seine Unterstützung aus, auch wenn er die Erwartungen an das Endprodukt ein wenig zu dämpfen gedachte. Dafür hatte er selber als Aedil und Praetor zu viel erlebt, um die Hoffnung zu haben, dass man Gesetze so formulierne konnte, dass niemand mehr klagen musste.

    "Die Schwäche des Gegners zu nutzen und die einem selbst gegebene Unterstützung weise einzusetzen sind beides wichtige Teilfähigkeiten der Diplomatie, möchte ich meinen", wertete Macer die günstigen Faktoren zugunsten des jungen Flaviers, auch wenn spätestens bei der Erwähnung der Duccia klar war, dass zweifellos auch der Statthalter ein gewichtiges Wort mitgesprochen haben dürfte. "Ist der Friedensschluss an Bedingungen geknüpft?" fragte er dann weiter, während er selber auch zu einem Becher griff. "Und zeigt sich Rom den Chatten erkenntlich und hilft ihnen bei ihrer Hungersnot?"

    Macer hielt sich in dem Gespräch zwischen der Kaiserin und seinem Klienten dezent zurück und fand, dass es der junge Pompeius doch ganz anständig machte, so unerwartet der Kaiserin seine Wünsche darzulegen. Da die Kaiserin jedoch auch Macers Rolle als Patron explizit erwähnte, ergriff er schließlich doch auch zwischendurch das Wort, auch um seinem Klienten einen kurzen Augenblick zu geben, nicht im Fokus der Aufmerksamkeit zu sehen. "In der Tat so ist es", bestätigte Macer daher der Kaiserin, dass er beabsichtigte, noch einem direkt beim Kaiser für das Anliegen seines Klienten vorzusprechen. "Ich bin mir sicher, dass dein Mann derzeit viele wichtige Dinge zu erledigen hat, aber wenn die Zeit günstig ist, werde ich ihn sicher zu einer Audienz aufsuchen, um ihm eine Erhebung dieses jungen Mannes in den Ritterstand wärmstens zu empfehlen. Ich hatte schon einige Klienten, die diesen Weg gegangen sind und Pompeius Atticus ist sicher nicht schlechter als jene. Ich bin überzeugt, dass er alles mitbringt, was ein guter Offizier braucht und dass seine Wahl auf die Vigiles fällt zeigt meines Erachtens auch, dass ihn nicht übertriebener Heldenmut und Abenteuerlust zu waghalsigen Manövern an unseren Grenzen herausfordert, sondern dass für ihn der ehrliche und pflichtbewusste Dienst für Rom im Vordergrund steht", sparte er auch hier nicht mit Werbung, auch wenn es durchaus offensichtlich war, dass der junge Mann noch ein wenig Übung und Erfahrung brauchte. Aber noch war er ja jung und die Ritterlaufbahn war auch nicht umsonst so gestaltet, dass man sich eben diese Erfahrung Schritt für Schritt erwerben konnte. Dass er die nicht nur bei den Vigiles sammeln konnte und daher früher oder später wohl auch die Provinzen bereisen musste, war im Rahmen dieses Gesprächs dabei sicher ein zu vernachlässigendes Detail.

    Innerlich kam Macer nicht umhin, ein klein wenig am Engagement des Claudiers zu zweifeln, wenn er das Engagement bei einer Factio auch an seine Wahlkampfziele knüpfte. Denn Wahlkampfziele hielten bekanntlich immer nur bis zur Wahl oder bestenfalls bis zum Ende der Amtszeit, aber Macer wäre schon sehr froh, wenn es in einigen Factiones dauerhafteres Engagement geben würde. Gleichzeitig musste er aber auch innerlich schmunzeln, denn der Plan des Claudiers klang verblüffend ähnlich zu den Gedankengängen, die ihm kürzlich einer seiner Klienten offenbart hatten, bevor dieser sich zum eine Mitgliedschaft in der Factio Albata bemüht hatte.


    "Geh nicht zur Aurata oder Praesina", war er dann schließlich schnell mit einem Tipp bei der Hand. Immerhin verband diese beiden Factiones mit der Russata eine innig gepflegte Gegnerschaft. "Die mögen wir in der Russata nicht", setzte er nach einer kurzen Pause hinzu, nur für den Fall, dass Menecrates von eben dieser Gegnerschaft nichts wusste. "Aber im Ernst: Es dürfte unterschiedliche Gründe geben, warum diese Factiones und auch die Purpurea derzeit so wenig von sich hören lassen. Ich weiß selber auch nichts genaueres, aber je nachdem, woran es mangelt, ist jeweils ein anderes Auftreten besser geeignet", begann er mit einer kleinen Einführung in die Befindlichkeiten des Rennsports. "Die einen wünschen sich vielleicht eher einen Sponsor, der Geld locker macht, aber ihnen nicht viel reinredet, die anderen wünschen sich vielleicht ein namenhaftes Mitglied als Aushängeschild, um leichter Kontakte knüpfen zu können und die nächsten brauchen vielleicht einfach nur jemanden, der einen fröhlichen, chaotischen Haufen in die richtige Richtung lenkt und sagt, was gemacht werden soll. Wir sprachen ja eben schon über Decimus Livianus bei der Aurata. Da würde wohl jeder komisch gucken, wenn ein gestandener Senator Mitglied werden möchte, ohne dass dies eben über Livianus eingefädelt wird."

    Auch wenn es nur eine Wahlkampfveranstaltung war, so war es doch ein offizielles Rennen. Und weil es davon in Rom zuletzt etwas wenige gegeben hatte, war dies Grund genug für die Anhänger der Roten, in Scharen zum Stadium Domitiani zu kommen und die Ränge zu bevölkern. Auch wenn durchgesicket war, dass die Russata heute auf ihren besten Fahrer verzichten und nur mit zwei Gespannen antreten würde, war die Stimmung bestens und die Aussicht auf ein spannendes Rennen war wichtiger als die Aussicht auf einen sicheren Sieg ihres Stars. Zumal ihr zweitbester Fahrer Amasis auch kein schlechter war, allerdings beim letzten größeren Training eher eine schwache Figur abgegeben hatte. Für Gespärchsstoff unter den roten Anhängern war damit also auch gesorgt, um damit trefflich die Zeit überbrücken zu können, bis das Rennen begann.


    Als die Augen der Männer auf ihn gerichtet waren, hob Macer zum Spaß abwehrend leicht die Hände. "Schaut mich nicht so an. Ich kann meinen Kollegen auch nicht sagen, was sie zu tun haben", antwortete er lachend. "Aber ihr habt schon Recht. Die Aedile sind in der Pflicht und andererseits haben sie große Auswahl. Es gibt ja nicht nur Wagenrennen, sondern auch noch die ebenfalls beliebte klassische Gladiatur, dazu noch Naumachien, klassisches Theater und einiges mehr. Jeder möchte etwas besonderes machen und alles kostet Geld. Da fällt so ein normales Wagenrennen dann einfach mal weg", schilderte Macer die Problematik aus Sicht eines Amtsträgers. "Was natürlich keine grundsätzliche Entschuldigung dafür ist, dass es in letzter Zeit so dermaßen wenige Rennen gab. Für das eine oder andere bescheidene Rennen sollte immer eine Gelegenheit sein, da bin ich ganz eurer Meinung. Wobei natürlich auch die Factiones gemeinsam etwas ausrichten können, an einem Feiertag zum Beispiel, an dem die Magistrate typischerweise keine Rennen veranstalten", schlug er dann vage vor.

    "Für ein friedliches Rom", wiederholte Macer die Spruchformel, während der Wein aus dem Becher des Gastgebers zu Boden floss.


    Dass Menecrates dann ankündigte, sich auch in einer Factio zu engagieren, erfreute Macer sehr. "Das hört sich sehr vielversprechend an. Und das nicht nur, weil aktive Factiones viele Rennen bedeuten und viele Rennen dem einfachen Volk Zerstreuung bieten und ein vergnügtes Volk die Sicherheit weniger gefährdet", schlug er noch einmal den Bogen zurück zum Wahlkampfthema, nur um dann gleich wieder zum Wagenrennen zurückzukehren. "Nein, es ist auch einfach gut für den Wagenrennsport und sicher auch gut für den Senat, wenn einige Senatoren auf diese Weise Engagement zeigen. Die Factiones brauchen einfach markante Leute in ihren Reihen. Das macht so vieles einfacher", warb er dann noch ein wenig für eine Engagement in einer Factio, damit Menecrates seinen Plan auch in jedem Fall umsetzte. Auf welche Factio seine Wahl fallen könnte, fragte er nicht. Offenbar wollte Menecrates es noch nicht verraten und er würde es ja auch ohnehin früh genug erfahren.

    Die knappe Antwort beeindruckte Macer sichtlich und er machte sich auch keine Mühe, dies zu verbergen. "Nun, dann meinen herzlichen Glückwunsch zu diesem diplomatischen Erfolg! Duccius Vala scheint große Stücke auf dich zu halten, wenn er die Leitung der Mission dir anvertraut hat und du hast ihn offenbar nicht enttäuscht." Er nahm zwar an, dass gute Teile des Friedensschlusses schon verhandelt waren, da so etwas kaum in nur einer Mission zusatande kam, aber das schmälerte den Erfolg des jungen Flaviers in seinen Augen kaum. "Wie haben die Germanen auf dich reagiert? So ein Friedensschluss benötigt ja viel Vertrauen zwischen beiden Seiten und in der Kürze der Zeit eines Tribunats ist das ja nur schwer aufzubauen, oder?", fragte er dann interessiert nach Detail.


    Während sie sprachen, waren Getränke und kleine Häppchen serviert worden, so dass Macer seinen Gast nebenbei mit einem Wink zur Stärkung einlud. "Bitte, du hast die Wahl."

    Eine solche Parade und Festlichkeit, wie sie heute anstand, war für Macer einer jener Pflichttermine, die er besonders gerne wahrnahm. Er war nun einmal dem Militär deutlich stärker zugewandt als viele andere seiner Senatskollegen und daher weckten Aufmärsche auf dem Marsfeld nicht nur asu Tradition, sondern auch aus Interesse seine Begeisterung. Außerdem waren solche Anlässe eine willkommene Gelegenheit, mal wieder seine alten Soldatenstiefel auszuführen, was man freilich unter seiner Senatorentoga nur sah, wenn man genauer hinschaute. So gekleidet saß er in bester Laune auf einem der besten senatorischen Plätze auf der Tribüne und freute sich auf die Parade und die angekündigten Ehrungen. Vielleicht war ja auch die eine oder andere sonstige Information zum Aufstand zu bekommen, denn noch immer betrachtete Macer den offiziellen Informationsfluss als recht zäh. Das konnte daran liegen, dass es schlicht nichts zu berichten gab und den Aufstand letztlich doch weniger dramatisch war, als manche Augenzeugen berichteten, aber dafür wiederum erschien ihm der heutige Aufmarsch zu groß angelegt.

    Zitat

    Original von VETURIA SERENA
    „Nun ich hoffe, dass ich sie auch bald mal wieder zu Gesicht bekomme.“ Sagte die Kaiserin mit einem Lächeln. Sie mochte Kinder einfach, die waren so herlich ehrlich und gerade die Kleine des Senators war herzerfrischend. „Ich danke dir für die Glückwünsche.“ sagte sie und wieder einmal erschien dieses stolze mütterliche Lächeln auf ihrem Gesicht. Dann fiel ihr Blick auf den jungen Mann neben dem Senator. „Aber sag, möchtest du mir nicht die jungen Mann an deiner Seite vorstellen?“ Ja dieses Gesicht kam ihr nicht bekannt vor und die Kaiserin hatte eigentlich ein gutes Gedächtnis.


    "Dies ist mein Klient Pompeius Atticus", kam Macer dem Wunsch der Kaiserin umgehend nach, zumal es ja auch seinem Interesse entsprach, seinen Klienten bekannt zu machen. "Er entstammt einer ritterlichen Familie und wird eben diesen Weg verfolgen, sobald dein Mann ihm den Ritterring verleiht", wählte er dann sehr ähnliche Worte wie jene, die er auch bei der Vorgestellung gegenüber dem Gastgeber verwendet hatte. "Er begleitet mich zum ersten Mal zu einem solchen Abendessen", fügte er dann noch hinzu. Einerseits würde dies wohl die eine oder andere Unachtsamkeit entschuldigen, die der junge Mann vielleicht noch begehen sollte, da er sich auf unbekanntem Terrain bewegte. Andererseits zeigte dies aber wohl auch, welche Hoffnungen Macer in die Karriere des jungen Pompeius setzte, dass er ihn gleich bei einem so illusteren Fest als seinen Begleiter wählte.

    Diesmal kommentierte Macer die erste Äußerung mit einem Schmunzeln. "Nunja, Duccius Vala ist ja nun auch schon eine sehr lange Zeit dort Statthalter. Kein Wunder, dass es ihm dann vielleicht gelegentlich etwas langweilig wird", mutmaßte er. Die Provinz und ihre Eigenheiten würde er wohl zweifellos inzwischen alle kennen, zumal er ja selber familiäre Wurzeln in Germania hatte. Was sollte ihn da also nach all den Jahren noch überraschen?


    Der Friedensschluss mit den Chatten war für Macers Ohren indes eine erfreuliche Nachricht. "Das sind gute Nachrichten. Verwunderlich, dass der Senat noch nicht darüber sprach, aber wahrscheinlich ist der Kaiser informiert, aber im Zuge der Unruhen in Rom ist das ein wenig untergegangen", spekulierte er dann auch hier. Dass ein solcher Friedensschluss nicht ohne das Wissen des Kaisers geschah, war dabei für ihn gesetzt. "Ich entnehme deinen Worten, dass du selber an den Verhandlungen beteiligt warst?", hakte er dann nach. "Seid ihr in germanisches Gebiet gereist, oder habt ihr die Delegationen in Mogontiacum empfangen?"

    Auch Macer ließ sich etwas zu Trinken reichen, während er seinem Gastgeber mit leichtem Nicken zuhörte und zustimmte. Dann wurde es ihm eine Spur zu feierlich und pathetisch, aber als guter Gast ließ er seinen Gastgeber natürlich gewähren. "Bitte, gerne", antwortete er daher und deutete mit seiner Gestik an, dass er dem Gastgeber den Vortritt bei der Formulierung des Toastes ließ. Zumindest nahm er an, dass dieser noch etwas sagen wollte und nicht die Frage auch gleich schon als Ausführung der Tat betrachtete.

    Ein leichtes Seufzen war von Macer zu vernehmen. "Ja, das hatte ich befürchtet. Es ist ja nun auch wirklich schon eine geraume Zeit her, dass ich in Germania meinen Dienst versah. Letztlich ist es daher wohl geradezu wünschenswert, dass jeder aus meinem damaligen Stab nun nicht mehr dort ist. Sei es, weil sie sich bewährt haben und nun neuen und größeren Herausforderungen entgegen sehen, oder wiel sie sich nicht bewährt haben und daher durch bessere Männer ersetzt wurden", philosophierte er ein wenig über die positiven Seiten stetiger Veränderung. "Und sehr löblich, dass du die Männer auf Übungsmärschen begleitet hast. Längst nicht jeder senatorische Tribun war dazu so ohne weiteres bereit", zeigte sich Macer dann ehrlich erfreut über den Einsatz des Flaviers, zumal dieser auf den ersten Blick nicht unbedingt den Eindruck vermittelte, körperliche Anstrengungen zu schätzen.


    "Die Lage an der Grenze ist also ruhig und die Provinz gedeiht?", schloss er dann aus dem Zustand der Legion auf den Zustand der Provinz. Allzu gewagt war der Schluss zweifellos nicht, zumal man von größeren Problemen mit den Germanen sicher auch in Rom gehört hätte.

    Als offiziell zum Beginn des Abendessen gebeten wurde, begab sich Macer gemessenen Schrittes zu den Speiseliegen und ließ sich den für ihn vorgesehen Platz zuweisen. Wenig überraschend würde sein Klient woanders Platz nehmen, aber immerhin am selben Tisch liegen. Ein bisschen beneidete Macer ihn darum sogar, denn gleich bei seinem ersten größeren halb-öffentlichen Auftritt am selben Tisch wie die Kaiserin zu speisen, war zweifellos auch nicht jedem vergönnt. Macer selber hatte sich inzwischen zumindest daran gewöhnt, als Consular regelmäßig einen Platz auf dem Lectus Medius angeboten zu bekommen. Zuweilen quälte ihn etwas die damit verbundene Verpflichtung, das Tischgespräch mit zu gestalten, aber andererseits war dies natürlich auch ein großer Vorzug. Heute war es jedenfalls ganz sicher keine Qual, denn erstens hatte der Gastgeber sicher anlässlich seines Wahlkampfes eine vorbereitete Agenda, zweitens konnte er jederzeit guten Gewissens der Kaiserin den Vortritt lassen bei der Wahl der Gesprächsthemen und drittens war es sowieso ein entspanntes und geselliges Fest. Mit diesen entspannten Gedanken machte es sich Macer also auf seinem Platz bequem und wartete ab, bis auch die anderen lagen und saßen und der erste Gang serviert wurde.

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    Original von VETURIA SERENA
    Auch bei Senator Purgitius Macer machte die Kaiserin halt und nahm sich die zeit ihn persönlich zu begrüßen. „Senator Purgitius ich freue mich, dass wir uns endlich mal wieder begegnen. Ich hoffe, deine Tochter ist wohl auf? Richtest du ihr bitte meine Grüße aus?“


    "Salve, meine Kaiserin!", antwortete Macer mit einer leichten Verbeugung auf die Ansprache durch die Kaiserin. "Die Freude ist ganz meinerseits und die Freude meiner Tochter wird noch viel größer sein, wenn ich ihr erzähle, dass du dich nach ihr erkundigt hast. Deine Grüße werde ich selbstverständlich ausrichten. Es geht ihr großartig, sie lernt fleißig und ist meistens brav. Und sie freut sich jedes Mal riesig, wenn ich sie zu einem Opfer oder einer anderen Gelegeheit mitnehme, bei der sie dich sieht", berichtete er dann ausführlich aus dem Leben seiner Tochter. Kinder waren wirklich ein schier unerschöpfliches Gesprächsthema. "Aber diese Freuden der Elternschaft kennst du ja selber mindestens genauso wie ich. Meinen Glückwunsch zur gesunden Geburt deines Sohnes!", zeigte sich Macer im Gegenzug auch an den Geschicken der kaiserlichen Familie interessiert.

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    Original von Sextus Aurelius Lupus
    “Nun, für mich liegt es auf der Hand: Rom in Angst und Schrecken versetzen wollten sie. Sie wollten uns zweifeln lassen, an uns selbst, unserer Art zu leben, an unseren Nachbarn und Freunden, unseren Märkten, unseren Stadtcohorten und nicht zuletzt dem Kaiser selbst. Wenn wir nur noch zuhause blieben, durch die Straßen huschten wie die Schatten, zu verängstigt, nach draußen zu gehen, dann hätten sie ihren Sieg. Wenn wir nicht mehr zu Spielen gingen, nicht mehr lachten, nicht mehr guten Wein tränken, uns nicht mehr mit unseren Freunden träfen, dann hätten sie gewonnen.
    Also habe ich heute nicht eingeladen, um uns alle vergessen zu lassen. Nein, ich habe eingeladen, damit wir uns erinnern. Damit wir uns daran erinnern, dass wir leben, und wie wir leben wollen. Dass wir uns erinnern, dass wir schon schlimmeres überlebt haben – und immer noch hier sind. Dass wir uns erinnern, dass wir noch immer gesiegt haben, dass Rom immer siegt.
    Darum sage ich, lasst uns alle die Gläser heben und trinken. Auf gute Freunde, ein gutes Leben. Auf das Leben. Und vor allen Dingen: Auf Rom! Vivat!“


    Macer war von dieser kleinen Eröffnungsrede durchaus beeindruckt, denn mit einem so klaren politischen Statement hatte er nicht unbedingt gerechnet. Andererseits hatte er Aurelius Lupus bisher stets als Mann mit klaren Ideen kennengelernt, der seinen Mund nur dann auf machte, wenn er auch wirklich etwas zu sagen hatte. Von daher war es zumindest nicht überraschend, dass diese Worte von ihm kamen. "Auf Rom! Vivat!" erwiderte Macer schließlich den Trinkspruch mit fester Stimme und prostete über die Entfernung erst dem Gastgeber und dann den näheren Umstehenden zu.

    Auch Macer stellte rasch seine Gespräche ein, als die Kaiserin eintraf und stellte mit einem knappen Seitenblick sicher, dass sein Klient auch kein unpassendes Bild abgab. Zweifellos standen sie heute buchstäblich nur in der zweiten oder dritten Reihe, was Macer durchaus recht war, aber gerade deshalb hatten sie wohl nur wenige Chancen, einen Eindruck zu hinterlassen und der sollte natürlich positiv sein. Macer kannte die Kaiserin bisher vor allem von einer Cena im Palast, recht kurz nach dem Amtsantritt ihres Mannes. Soweit er sich erinnerte, war es ein sehr nettes Gespräch gewesen, das sie damals geführt hatten. Er konnte sich noch erinnern, dass die Kaiserin ihm wegen ihrer bevorstehenden Reise nach Germania einige Fragen gestellt hatte, aber er war sich nicht einmal sicher, ob sie danach überhaupt tatsächlich in diese Provinz gereist war. Später hatte er sie vor allem bei Opfern gesehen, insbesondere auch, wenn er seine Tochter mit dabei hatte, die sich immer freute, die Kaiser zu sehen, auch wenn es nur aus der Entfernung war. Sie würde morgen sicher enttäuscht sein, wenn er ihr erzählte, dass er die Kaiserin hier gesehen hatte, ohne dass sie dabei war.


    Während der Gastgeber also die Kaiserin begrüßte und alle darauf zu warten schienen, dass es erlaubt war, das ehrfürchtige Schweigen wieder zu beenden, ließ Macer dezent den Blick durch den Raum schweifen, welche Gäste er sonst noch kannte. Die zwei jungen Flavier erkannte er und ein paar andere Personen, die er zwar dem Gesicht nach, aber nicht dem Namen nach kannte. Dann stieß er seinen Klienten leicht an, um seine Aufmerksamkeit zu bekommen. "Schräg rechts gegenüber, ist das nicht der Duccier, der dich nach dem Wagenrennen angesprochen hat?", fragte er dann ganz leise.

    Macer hörte dem Bericht aus Aegyptus aufmerksam und interessiert zu, auch wenn dieser etwas knapp ausfiel. Vielleicht war Aegyptus nur intererssant und spannend, solange es weit weg war und stellte sich als eher eintönig heraus, wenn man dort war, spekulierte Macer im Geiste. Zumindest schien seinem Klient nichts in Erinnerung geblieben zu sein, was er als besonders berichtenswert erachtete. Dafür hatte man aber offenbar sogar in Aegyptus vom Aufstand in Rom gehört, was Macer nun auch wieder überraschte. "Nun, ja, in der Tat gab es vor einiger Zeit einen Aufstand, der während der Spiele des Aedils Flavius ausbrach, aber scheinbar schon etwas länger vorbereitet war. Eine Menge Leute ist deshalb in Aufregung, da auch einige Häuser etwas reicherer und hohergestellterer Familien abgebrannt sind und es nicht wenige Tote gegeben hat, aber letztlich muss man wohl doch auch feststellen, dass die Stadteinheiten die Lage recht schnell wieder im Griff hatten", fasste Macer die Ereignisse aus seiner Sicht zusammen. "Noch hat es keine öffentlichen Prozesse gegeben, die vielleicht noch weitere interessante Details öffentlich machen könnten. So muss ich ehrlich gestehen, dass ich diesen Aufstand nicht so recht einzuschätzen weiß. Er war zu groß, um völlig aus dem Nichts entstanden zu sein, aber gleichzeitig ist er auch an vielen Teilen Roms völlig spurlos vorbei gegangen. Aber auch der Kaiser scheint nicht allzu beunruhigt zu sein deswegen. Zumindest habe ich von ihm auch noch keine offizielle Verlautbarung zu der Angelegenheit vernommen."


    Macer machte eine kurze Pause und überlegte, ob er noch etwas hinzuzufügen hatte. "Abgesehen von diesem Aufstand war es in Rom zuletzt angenehm ruhig. Der Caesar ist nach Osten aufgebrochen, um Roms Interessen im Streit um den armenischen Königsthron zu vertreten, aber das weißt du vielleicht von Aegyptus aus fast besser als ich. Aus Germania gibt es nichts neues und auch aus den anderen Provinzen hört man wenig", fasste er dann die allgemeine Lage in Rom zusammen. "Ach ja, das Ulpianum ist endlich fertig geworden und wurde eingeweiht. Das sollte dir einen Besuch wert sein in den nächsten Tagen in Rom." Immerhin wurden nicht jeden Tag solche großen Bauten fertig und in seiner Art war das Ulpianum auch kaum mit anderen Bauten in Rom oder den Provinzen vergleichbar.