Beiträge von Spurius Purgitius Macer

    So unterschiedlich konnte die Wahrnehmung also sein. Macer hatte den Aufstand bisher zwar als überdurchschnittlich groß, aber keineswegs also besonders besorgniserregend wahrgenommen. Bisher hatte er mit wenigen direkt Betroffenen gesprochen und Menecrates war der erste, der ihm gegenüber direkt angab, im Circus gewesen zu sein. Dass er die Situation dadurch gänzlich anders wahrgenommen hatte als Macer, war ihm klar. "Ja, das sind nachvollziehbare Beweggründe", stimmte er daher zu. "Und eine militärische Ausbildung hilft wohl kaum, um aus Schmierereien an den Wänden und ein paar Toten in den Straßen zu erkennen, ob ein Aufstand bevor steht. Selbst innerhalb einer Einheit Anzeichen für eine drohende Meuterei zu erkennen, erfordert viel Erfahrung und Feingefühl, da dürfte dies für eine Stadt noch ungleich schwieriger sein", zeigte er sich dann überzeugt, dass man die potenzielle Schuld am Übersehen der Anzeichen nicht zu groß einschätzen sollte. "Was natürlich nicht heißt, dass man allzu sorglos sein darf und nicht Ernst nehmen muss, was man zugetragen bekommt! Wobei die zugrundeliegende Sorge ja sicher nicht die um die Innere Sicherheit gewesen sein dürfte, sondern andere Sorgen die Aufständischen getrieben haben", spann Macer den Gedanken dann weiter. "Ich denke, da sind wir alle gefordert, dass wir nicht nur die Symptome bekämpfen und den Unmut unterdrücken, sondern die wirklichen Ursachen zu erforschen und dann anzugehen", stellte er dann fest, denn er wollte die Lösung des aufgeworfenen Problems nicht auf den Schultern eines einzelnen Wahlkämpfers abladen, sondern sah sich selber und den ganzen Senat dort genauso in der Pflicht.


    Er griff noch einmal zu dem Imbiss und entschied sich ebenfalls für einen Gemüsestick. "Wir opfern ja schließlich auch lieber allen Göttern rechtzeitig und großzügig, als nur zum Tempel zu ziehen, um ihren Zorn zu besänftigen", zog er dann noch einen schnellen Vergleich zu dem anderen Thema, bevor er den Stick in seinen Mund steckte.

    Ja, Betriebe werden immer mit den gerade eingestellten Sklaven übertragen. Wenn das nicht passieren soll, müssen sie vorher rausgenommen werden. Aber natürlich kann der neue Besitzer ihn jetzt auch noch rausnehmen und dir wieder zurückgeben.

    Ich zitiere mal aus der Anleitung, die zufälligerweise exakt auch die Sänfter als Beispiel verwendet:


    Zitat

    Beachte, dass die Wirkung eines Produktes davon abhängt, wie viel Erfolg Du in der passenden Kategorie schon hattest. Brot bringt Dir z.B. sehr viel, wenn Du einen geringen Status hast; aber fast nichts, wenn Du einen hohen Status hast. Dafür bringt es Dir nichts, eine Sänfte zu kaufen, wenn Du nur einen niedrigen oder mittleren Status bei "Leben" hast, sondern erst, wenn Du dort schon sehr weit bist.


    Ist ein Balken niedrig, helfen günstige Produkte in der Regel mehr als teure. Erst wenn der Balken hoch ist, lohnen sich größere Ausgaben.

    "Eine schwere Wahl", kommentierte Macer die Auswahl an kleinen Leckereien und entschied sich dann nach kürzem Zögern für ein halbes Ei als ersten Happen. Noch während sein Gastgeber auch zugriff und bevor er selber von dem Ei kostete, beantwortete er dann die Frage nach dem Siegespreis für das Wagenrennen. "Nun, die Zeiten, in denen man bei einem Wettkampf mit einem Kranz winken kann und alle sind begeistert, sind wohl leider lange vorbei. Ohne einen Geldpreis oder etwas anderem von materiellem Wert wirst du dir wohl keine Freunde machen. Zumal die Factiones wohl wissen werden, dass sie für deinen Wahlkampf ein Rennen bestreiten und nicht zur reinen Ehre Roms oder so." Man musste wohl akzeptieren, dass es im Rennsport nicht mehr nur um reinen Idealismus und Sportsgeist ging, sondern ums Geschäft.


    "Hervorragend", kommentierte Macer dann das Ei, nachdem er davon gekostet hatte. "Und ein ansprechendes Programm. Was die Opfer angeht, hast du ja schon als Praetor Vorarbeit geleistet. Die Sorge um die Innere Sicherheit beruht auf den Unruhen nach den unglücklichen Spielen des Flavius, oder hast du da tiefere Beweggründen?", erkundigte sich Macer dann. Eine Reaktion auf die Unruhen erschien ihm als Grundlage für ein Amtsprogramm etwas wackelig und populistisch, zumal sich der Senat bislang noch nicht einmal mit der Angelegenheit befasst hatte. Die Stadteinheiten schienen alles schnell in den Griff bekommen zu haben, war zumindest Macers Eindruck.

    Macer nahm nach der Begrüßung wieder Platz und erfreute sich an den wohlgewählten Worten, mit denen der Flavier das Gespräch begann. "Danke. Mein Haus mag sicher etwas kleiner sein als das Anwesen der Flavier, aber ich finde es sehr angenehm so", steuerte er kurz seine nicht allzu überraschende Ansicht zu seinem Anwesen bei, bevor er sich der Person seines Gastes widmete. "Ja, du schriebst davon", bestätigte er, dass ihm das Tribunat bewusst war, und deutete dabei vage auf den Tisch vor ihm, wo sich offenbar auch besagter Brief befand. "Schön, dass du dieses bei der Legio II absolviert hast. Wie ist es dir bei meiner alten Legion ergangen?", fragte er dann ganz direkt, denn natürlich interessierte es ihn, was der Flavier dort erlebt hatte.

    "Dann muss ich wohl froh sein, dass der Kaiser uns Senatoren die Reise nach Aegyptus nur in Ausnahmen gestattet und uns somit in weiser Voraussicht vor solchen schädlichen Einflüssen bewahrt", antwortete Macer mit einer scherzhaften Übertreibung. Aus dem Reisevervor nach Aegyptus ließ sich einfach in fast jeder Situation etwas machen, egal was jemand gerade über dsiese Provinz gesagt hatte. "Ich hoffe, du hast wenigstens deine Soldaten davon abgehalten, nachlässig zu werden? Und ist der Kornlieferant Roms in gutem Zustand?", nutzte Macer die Gelegenheit dann, sich aus erster Hand über den Zustand der Provinz zu informieren. Eben weil Senatoren nicht ohne weiteres dorthin reisen konnten, war es immer vorteilhaft, über eigene Mittelsmänner informiert zu sein, anstatt sich auf das zu verlassen, was andere Senatoren von ihren Gewährsmännern gehört hatten.

    Ohne die tatkräftige Unterstützung seines Sekretärs hätte Macer die tägliche Salutatio sicher nicht so wohlorganisiert absolvieren können, wie man es von einem Senator erwartete. Das zeigte sich in vielen Kleinigkeiten wie der richtige Reihung der Klienten, in der sie beim Senator vorstellig wurden und auch in der Verteilung der kleinen Geschenke, die man den Klienten zur Salutatio zu machen pflegte. Vor allem zeigte es sich aber in Situationen, in denen Macer ohne die passenden Stichworte völlig aufgeschmissen wäre und denjenigen, der vor ihn trat, nur sehr zögerlich hätte einordnen können. So aber raunte ihm sein Sekretär immer einige Worte zu, während ein Klient seinen Platz räumte und der nächste dort hin trat, so dass Macer stets vorbereitet und gut informiert erschien. "Salve, Fabius Torquatus! Welch äußerst unerwartetes Wiedersehen", konnte er daher auch seinen langjährigen Klienten begrüßen, der nach Aegyptus gegangen war, und den er vermutlich nicht einmal sofort wiederkannte hätte, wenn er ihm zufällig auf der Straße begegnet wäre. "Seit wann bist du in Rom? Du hättest dein Eintreffen ruhig ankündigen können! Oder ist nur wieder ein Schiff unglücklicherweise gesunken, so dass dein Brief mich nicht erreicht hat? Dann lasst uns Neptun danken, dass es nicht jenes Schiff getroffen hat, mit dem du gekommen bist", verlieh er seiner Überraschung über das unerwartete Treffen Ausdruck, ohne seinem Klienten uneingeschränkt die Schuld dafür geben zu wollen, lange nichts von ihm gehört zu haben. Immerhin wusste Macer zu gut selber, dass er auch sehr spärlich damit war, sich bei seinen Klienten aktiv nach ihrem Wohlergehen zu erkundigen.

    Macer hatte den Besuch zwar nur als Abstecher gemacht, aber sein nächster Termin war nicht eilig, so dass er nicht gleich wieder los musste. "Einen kleinen Imbiss nehme ich gerne", antwortete er daher, kam dann aber gleich wieder zum eigentlichen Gesprächsfaden zurück. "Ja, Decimus Livianus scheint nicht in Rom zu sein. Ich habe ihn auch schon lange nicht mehr gesehen. Aber vielleicht halten ihn seine Pflichten als Curator Rei Publicae mehr auf Reisen, als ihm und uns lieb ist. Außer ihm ist mir aber auch niemand bei der Aurata namentlich bekannt." Bei Macers schlechtem Gedächtnis musste das nichts heißen, aber es erleichterte eben auch nicht das Knüpfen von Kontakten.


    Dann wechselte das Gespräch nicht unerwartet, sondern fast zwangsläufig direkt zur anstehenden Kandidatur von Menecrates. "Ich bin schon sehr gespannt auf deine Kandidaturrede. Hast du bersondere Ziele für dein Consulat?", erkundigte er sich dann.

    "Ah, die Veneta. Keine schlechte Wahl. Nach der Russata und der Albata, versteht sich", kommentierte Macer. "Früher sind wir häufiger Trainingsrennen mit denen gefahren, als Aelius Quarto der Factio noch vorstand und... " - Macer musste einen Moment angestrengt nachdenken, um sein Namensgedächtnis auf Touren zu bringen - "... Valerius Victor dort Vicarius war. Mit Dareios und Diokles als Fahrer. Gegen die hatten wir damals oft nicht den Hauch einer Chance", schwelgte er ein wenig in Erinnerungen. "Wäre schön, wenn es das wieder häufiger gäbe, mit umgekehrten Vorzeichen, versteht sich. Und mit der Albata als dritter im Bund und überhaupt, wieder mehr Rennen mit vielen Factiones." Die Träume seines Klienten konnte Macer dahingehend wirklich gut verstehen und nur unterstützen. Auch wenn er den Plan, gezielt in der jeder Factio einen Aktiven zu platzieren, für etwas gewagt hielt.

    Macer beobachtete sehr genau, wie sich sein junger Klient bei seinen ersten Worten in großer Gesellschaft anstellte, ohne ihn dabei allerdings ernsthaft alleine lassen zu wollen. Niemand musste wohl erwarten, dass ein Mann in seinem Alter schon in vollendeter Eloquenz ein zwangloses Gespräch eröffnen konnte, aber immerhin konnte er auf seiner Habenseite verbuchen, dass er sich um ein Kompliment bemüht und dabei gleich an beide Damen gedacht hatte. "Du bringst die Damen noch in Verlegenheit", griff Macer das gleich auf, um dann den Gesprächsfaden wieder selber in die Hand zu nehmen und seinen Klienten noch etwas weiter vorzustellen, denn sein Name sagte wohl nicht zwangsläufig jedem sofort etwas. Und er hätte ihn nicht mitgebracht, wenn er nicht dafür sorgen wollte, dass er bekannter wurde. "Wie in seiner Familie üblich, wird er bald die Ritterkarriere beschreiten, sobald der Kaiser ihm den Ritterring verliehen hat. Sein Vater war lange Zeit Procurator der kaiserlichen Kanzlei", erläuterte er in knappen Worten einige wichtige Elemente des Lebenslaufs seines Klienten. "Aber noch können wir wohl ungezügelt unsere Wünsche äußern, ohne dass er sie gleich am nächsten Tag ins Arbeitsprogramm des Kaisers schreibt", brachte er dann diesen förmlichen Teil zum Ende, denn immerhin sollte es heute Abend ein entspanntes Fest werden, hatte er der Einladung entnommen.

    "Oh, das hoffe ich doch", meinte Macer mit einem überzeugten Lächeln zur vermuteten Dominanz der Russata. "Lange genug haben früher andere die Bahn dominiert, nun sind wir eben dran. Und Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft", ergänzte er dann mit einem Augenzwinkern in Richtung Albata. Bis diese wirklich eine ernsthafte Konkurrenz darstellte, dauerte es wohl wirklich noch ein wenig. Wobei die beiden Topfahrer der Russata zugegebenermaßen ihren Zenit wohl bald überschritten hatten und Nachwuchs her musste, der ihren Spuren folgen konnte.

    "Ja, selbstverständlich würde die Russata teilnehmen, wenn sie Zeit hat", bestätigte Macer ohne zu zögern. Immerhin war eine Factio dafür da, an Wagenrennen teilzunehmen, zumal es an Wettkämpfen auf der Bahn in Rom ohnehin etwas mangelte. "Ich denke, mit der Albata wirst du auch rechnen können. Einer meiner Klienten engagiert sich dort seit kurzem und ich bin mir sicher, dass er es nicht bei Trainingsrennen belassen möchte. Hast du Klienten in anderen Factiones?", erkundigte er sich dann, auch wenn er das eigentlich ausschloss, da sich Menecerates sonst sicher an diese gewandt hätte, um Ratschläge einzuholen.

    Der Türhüter war selbstverständlich über den Tagesplan seines Herrn informiert und hatte den Besuch daher erwartet. Er öffnete die Tür weit, damit der flavische Gast eintreten konnte, um gleich danach von Macers Privatsekretär in Macers Arbeitszimmer geführt zu werden.

    Macer hatte sich nach der morgentlichen Salutatio kurz auf die Latrine zurückgezogen und dann einen Happen gegessen, bevor er im Arbeitszimmer Platz nahm, um die weiteren Geschäfte des Tages anzugehen. Als erster fester Termin stand der Besuch durch Flavius Gracchus Minor auf dem Programm und Macer war bereits gespannt, was der junge Flavier alles zu erzählen haben würde.


    Als ihm der Besuch dann angekündigt wurde, erhob er sich von seinem Platz, um den Gast angemessen zu begrüßen. "Salve, Flavius Gracchus. Bitte, nimm Platz. Du warst bisher nicht häufig mein Gast, nicht wahr?" Tatsächlich konnte Macer sich an keinen einzigen konkreten Besuch erinnern, konnte und wollte aber auch nicht ausschließen, dass er den jungen Mann anlässlich einer früheren Wahl oder einfach während einer Salutatio schon einmal empfangen hatte.

    "Aurelius Lupus, die Ehre ist ganz meinerseits, heute dein Gast sein zu dürfen", erwiederte Macer die herzliche Begrüßung ebenso herzlich. Immerhin schätzte er Aurelius Lupus als Senator und trotzdem kam es recht selten vor, dass sie sich einander besuchten. Und die Menge an zwanglosen festlichen Anlässen darunter war noch geringer. Bei irgendeinem dieser früheren Besuche musste er dann wohl auch Aurelia Corvina kennengelernt haben, aber an die genauen Umstände erinnerte er sich nicht mehr. Immerhin kam ihm ihr Gesicht tatsächlich bekannt vor, so dass er nicht einmal sein schlechtes Gedächtnis überspielen musste. "Ja, die Dame ist mir noch bekannt", antwortete er daher und wandte sich während des Sprechens an eben jene. "Es freut mich, dich wieder zu sehen, Aurelia Corvina, und meine träge Erinnerung damit aufs angenehmste aufzufrischen", begrüßte er sie dann persönlich. Der Hausherr stellte ihm gleich darauf noch eine weitere Dame vor und musste feststellen, dass ihm eine dritte offenbar abhanden gekommen war. Macer war das durchaus recht, so dass er sich die Namen möglichst in erträglicher Dosierung einprägen konnte. "Es ist mir ebenso eine Freude, dich kennenzulernen, Aurelia Drusilla. Aurelius Lupus hat nicht gelogen, als er ein prachtvolles Fest angekündigt hat", fügte er hinzu und verzichtete bewusst auf irgendeine Bemerkung, aus der man hätte ableiten können, ob er irgendeine der beiden Damen hübscher fand. Komplimente waren nur solange gut, solange sich die Damen sie nicht neideten. Glücklicherweise konnte er schnell überleiten und sich wieder an den Hausherrn wenden. "Deine Cousine wird sich sicher bald finden. Ich bezweifle, dass sich heute irgendeine aurelische Dame lange verstecken muss. Darf ich dir derweil meinen jungen Klienten Pompeius Atticus vorstellen?", leitete er dann zu seinem Begleiter weiter, der ihm offensichtlich noch nicht abhanden gekommen war, auch wenn er etwas verloren auf den Boden zu starren schien.

    "Ich würde wohl eher das Stadium Domitiani nehmen, aber das muss für dich ja nicht ebenso gelten", beantwortete Macer die Frage nach seiner Wahl einer Rennbahn. "Der Circus Maximus ist größer, prestigeträchtiger - und teurer. Du wirst mehr Aufwand haben, dort ein Rennen abzuhalten und es kann mehr schief gehen, einfach weil es der größte Circus ist, den du bekommen kannst. Mir persönlich wäre das für den Wahlkampf zu stressig. Als amtierender Magistrat keine Frage, da muss es der Circus Maximus sein, aber sonst eher nicht. Aber das ist wie gesagt nur meine persönliche Meinung", erläuterte Macer seine Wahl und seine persönlichen Motive dafür. "Eine kleinere Bahn als Stadium Domitiani gehört sich meines Erachtens für einen Wettkampf in Rom allerdings auch nicht." Das musste er natürlich schon deshalb sagen, weil er selbst unlängst eben dort ein Trainingsrennen veranstaltet hatte. Namen von Ansprechpartnern hatte er daher auch im Kopf und teilte sie gerne, ebenso wie er nach kurzem Überlegen auch noch welche zum Circus Maximus in den Winkeln seines Gedächtnisses fand und sie ebenfalls mitteilte.

    Pünktlich zur in der Einladung nicht genannten Uhrzeit erschien Macer mit seinem kleinen Gefolge an der Villa Aurelia. Als Consular kam er schließlich nie zu früh oder zu spät, sondern stets genau dann, wenn er einzutreffen beabsichtigt hatte. Und auch wenn er sonst eher wenig auf seinen consularischen Rang gab, bei einem politischen Abendessen gehörte es schon dazu, eben jenen nicht gänzlich zu verstecken. Dazu gehörte nicht nur eine perfekt sitzende Toga aus feinster Wolle, sondern auch ein angemessen großer Tross. Normalerweise begleitete ihn ja nur sein Sekretär oder Laufbursche, aber diesmal hatte er weitere Begleiter dabei, was allerdings auch schon deshalb notwendig war, um auf dem Rückweg Fackelträger und Leibwächter dabei zu haben. Und nicht zuletzt hatte er auch noch seinen Klienten Pompeius Atticus als Gast mitgebracht, der damit zu einem ersten großen Auftritt an Macers Seite kam.


    Er war auch der einzige aus dem Gefolge, der nicht am Hauseingang zurückgelassen wurde, wo es zweifellos einen Raum gab, in dem sich seine Begleiter mit denen der anderen Gäste einen schönen Abend machen konnten, bevor ihre Dienste wieder gebraucht wurden. Stattdessen durfte er Macer folgen, während dieser ins Atrium schritt, wo er erwartete, auf den Gastgeber zu treffen.

    Auch die Frage, die Menecrates ihm nun stellte, überraschte Macer ein wenig. Nicht wegen ihres Inhalts, sondern eher wegen ihrer Formulierung. Ein vergnügtes Grinsen konnte er sich daher nicht verkneifen. "Nun, der wichtigste Rat dürfte wohl sein, von der knappen Zeit nichts zu verschwenden, aber du hast wohl kaum deinen alten Legaten um Hilfe ersucht, um dir solch ein billiges 'carpe diem' abzuholen", erklärte er dann auch gleich den Grund für seine vergnügte Gefühlsregung.


    "Aber im Ernst: Als erstes brauchst du einen Termin und eine Rennbahn, anschließend Teilnehmer. Die ersten beiden Sachen hängen voneinander ab, denn nicht jede Bahn ist zu jeder Zeit verfügbar. Wenn du das hast, kommen die Teilnehmer quasi von selbst. Wenn ich einen knappen Zeitrahmen hätte, würde ich einfach alle Factiones einladen und dann schauen, wer zusagt, anstatt den Termin auch noch mit diesen abzustimmen, um möglichst viele prominente Teilnehmer zu bekommen", zählte er dann die aus seiner Sicht wichtigsten Punkte auf, die zuerst erledigt werden mussten. Dann machte er erst einmal eine Pause, denn wahrscheinlich hatte jemand, der bisher noch keine Rennen organisert hatte, schon hier eine Menge Fragen.

    "Ja, Bagoas hat mich positiv überrascht heute", freute sich Macer über den Doppelsieg, bevor sie unterbrochen wurden. "Salve, Duccius und Danke für die Glückwünsche", grüßte er dann den hinzugekommenen Zuschauer, nachdem sein Klient ihn vorgestellt hatte. Da die beiden sich offenbar von gemeinsamen Freizeitaktivitäten kannten, verzichtete er dann aber darauf, dass Gespräch in die Hand zu nehmen, sondern hielt sich erst einmal zurück.

    Von allen Männern und Frauen, auf die heute Lobreden gehalten wurden, kannte Macer den nun gerade geehrten Annaeus Florus am besten, denn immerhin war jener eine Zeit lang sein Stellvertreter an der Academia Militaris gewesen. Macer hatte ihn stets als äußerst fähigen und erfahrenen Offizier geschätzt. Auch ein gebildeter Mann war er zweifellos und ein engagierter Politiker obendrein, der leider viel zu früh aus den Reihen des Senates ausgeschieden war. Während Macer in die Erinnerungen eintauchte, vermisste er ihn schon ein wenig und war sich sicher, dass er es auch wie die anderen geehrten Männer des heutigen Tages bis zum Consulat geschafft hätte, wenn die Götter es erlaubt hätten.